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Fliegerhorst FFB: Erinnerung an die misslungene Geiselbefreiuung zum Olympia 1972

6. September 2024

Das Münchner Olympia-Attentat 1972 war einer der tragischsten Terrorakte in der Geschichte des internationalen Sports und ein einschneidendes Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte. Am 5. September 1972 stürmte eine palästinensische Terrorgruppe, die sich „Schwarzer September“ nannte, das Olympische Dorf in München und nahm elf israelische Sportler und Betreuer als Geiseln. Die Geiselnahme endete mit einem blutigen Befreiungsversuch der deutschen Sicherheitskräfte auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, bei dem alle Geiseln, fünf der acht Terroristen und ein Polizist getötet wurden. Ich habe mir vor kurzem den Ort der gescheiterten Geiselbefreiuung auf dem Fliegerhorst angeschaut und dabei die außerordentlich gute App Erinnerungsort72 genutzt. Ich kann die App ausdrücklich empfehlen.

Ich hatte die Möglichkeit den ehemaligen Tower des Fliegerhorstes zu besichtigen. Ich sah auf den Platz vor den Hangars, bei dem die Befreiungsaktion kläglich scheiterte. Da ich bei der örtlichen Tageszeitung gearbeitet hatte, erinnerte ich mich an all die Geschichten, die sich dort angespielt hatten und die mir erzählt wurden. Ich spazierte durch den Tower, sah mit die kleine Mauer an, hinter der sich ein Scharfschütze mühsam versteckte, ich sah die Einschusslöcher und die Gedenktafeln. Ich hoffe, der Ort bleibt als Erinnerungsort bestehen und der Tower bleibt als Museum erhalten.

Gestern wollte ich auf Einladung von Landrat Thomas Karmesin mit meiner Frau zur Gedenkveranstaltung, die aber aufgrund des Attentatversuches in München kurzfristig abgesagt wurde.

Hintergrund des Attentats
Also blieb ich zurück mit meinen Gedanken an das Attentat von 1972. Das Attentat fand während der Olympischen Spiele von 1972 in München statt, die als „Heitere Spiele“ nach dem düsteren Erbe der Olympischen Spiele von 1936 in Berlin geplant waren, die unter dem Nazi-Regime stattfanden. Die Spiele in München sollten ein modernes, friedliches und weltoffenes Deutschland präsentieren. Die Sicherheitsvorkehrungen waren bewusst entspannt gehalten, um den Besuchern das Gefühl einer freundlichen Atmosphäre zu vermitteln.

Am Morgen des 5. September kletterten acht bewaffnete Terroristen des „Schwarzen September“, einer militanten Palästinenser-Gruppe über den unzureichend gesicherten Zaun des Olympischen Dorfes. Sie drangen in die Unterkünfte des israelischen Teams ein und töteten sofort zwei Teammitglieder, den Gewichtheber Yossef Romano und den Trainer Moshe Weinberg. Neun weitere Sportler und Betreuer wurden als Geiseln genommen.

Die Forderung der Terroristen lautete, dass 232 palästinensische und deutsche Gefangene, die in Israel und der Bundesrepublik inhaftiert waren, freigelassen werden sollten. Andernfalls drohten sie, die Geiseln zu töten.

Verhandlungsversuche und die deutsche Reaktion
Die deutsche Regierung, die keinerlei Erfahrung im Umgang mit terroristischen Geiselnahmen hatte, geriet schnell unter Druck. Israel lehnte die Forderung der Terroristen nach Verhandlungen ab, da es sich einer Politik des Nicht-Verhandelns mit Terroristen verpflichtet sah. Die deutschen Behörden versuchten, eine friedliche Lösung zu finden, und boten den Terroristen an, sie mit den Geiseln in ein arabisches Land zu fliegen. Dieses Angebot wurde von den Terroristen angenommen, allerdings war dies nur ein Vorwand, um Zeit zu gewinnen und einen Befreiungsversuch vorzubereiten.

Die Verhandlungen zogen sich über den ganzen Tag hin, während die ganze Welt gebannt das Drama verfolgte. Die deutsche Polizei bereitete parallel einen Befreiungsversuch vor, doch es wurde schnell deutlich, dass sie weder ausgebildet noch ausgerüstet war, um mit solch einer komplexen Situation umzugehen. Es gab weder spezielle Antiterroreinheiten noch klare Einsatzprotokolle für derartige Krisen.

Der gescheiterte Befreiungsversuch
Am Abend des 5. September einigten sich die Terroristen und die deutschen Behörden darauf, die Geiseln und die Entführer per Hubschrauber vom Olympischen Dorf zum nahegelegenen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck zu bringen. Dort sollten die Terroristen mit den Geiseln in eine bereitgestellte Boeing 727 gebracht und zu einem Ziel ihrer Wahl geflogen werden. Dies war jedoch Teil eines Plans der deutschen Behörden, einen Befreiungsversuch auf dem Militärflughafen durchzuführen.

Der Plan war schlecht durchdacht und unzureichend vorbereitet. Es waren insgesamt nur fünf Scharfschützen auf dem Gelände positioniert – zu wenig, um die acht Terroristen effizient auszuschalten. Zudem hatten die Scharfschützen weder Funkkontakt noch spezielle Nachtsichtgeräte. Sie waren nicht auf Terrorismusbekämpfung spezialisiert und konnten ihre Positionen nicht einmal klar sehen, da es an ausreichender Beleuchtung mangelte. Weitere gravierende Planungsfehler trugen zum Scheitern bei: So war die Anzahl der Terroristen falsch eingeschätzt worden, und es gab keine klare Koordination zwischen den Einsatzkräften.

Als die beiden Hubschrauber auf dem Rollfeld von Fürstenfeldbruck landeten, begannen die Scharfschützen den Angriff. Doch der Einsatz lief sofort aus dem Ruder. Die Scharfschützen konnten nicht alle Terroristen rechtzeitig ausschalten, und ein Feuergefecht entbrannte. Einer der Terroristen warf eine Handgranate in einen der Hubschrauber, der daraufhin explodierte und die darin befindlichen israelischen Geiseln tötete. In dem anderen Hubschrauber wurden die Geiseln von den Terroristen erschossen. Die unzureichend vorbereiteten deutschen Sicherheitskräfte waren nicht in der Lage, die Situation zu kontrollieren, und alle Geiseln wurden getötet.

Am Ende der Operation waren fünf der acht Terroristen tot, während drei überlebten und verhaftet wurden. Auch ein deutscher Polizist, Anton Fliegerbauer, kam bei der Schießerei ums Leben.

Die Konsequenzen des Attentats
Der misslungene Befreiungsversuch und das daraus resultierende Massaker führten zu weltweiter Empörung und Kritik an den deutschen Behörden. Es wurde klar, dass die Sicherheitskräfte völlig unvorbereitet und unzureichend ausgestattet waren, um eine solche Krise zu bewältigen. Die mangelnde Planung und die unprofessionelle Durchführung des Befreiungsversuchs auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck trugen maßgeblich zur Eskalation der Situation bei.

In Israel war die Reaktion besonders heftig. Die israelische Regierung unter Ministerpräsidentin Golda Meir war entsetzt über die Tragödie und beschloss, die für den Angriff verantwortlichen Mitglieder des „Schwarzen September“ weltweit aufzuspüren und zu eliminieren. Dieser Rachefeldzug wurde als „Operation Zorn Gottes“ bekannt und führte zur gezielten Tötung zahlreicher palästinensischer Aktivisten und Führer, die in das Attentat verwickelt waren.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis des Attentats war die Gründung der deutschen Antiterroreinheit GSG 9, die speziell für derartige Einsätze ausgebildet wurde. Die GSG 9 gilt seitdem als eine der erfolgreichsten Antiterror-Einheiten der Welt und konnte in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Geiselnahmen und Terroranschläge verhindern.

Das Vermächtnis des Münchner Attentats
Das Münchner Olympia-Attentat von 1972 war ein Wendepunkt in der Geschichte der internationalen Terrorismusbekämpfung. Es führte zu einem Umdenken in Bezug auf die Sicherheit bei internationalen Sportveranstaltungen und inspirierte die Schaffung spezialisierter Anti-Terror-Einheiten und Einsatzprotokolle in vielen Ländern.

Die Spiele selbst wurden nach einem Tag des Gedenkens fortgesetzt, was von vielen als kontrovers angesehen wurde. Die Frage, wie man mit solch einer Tragödie bei einem internationalen Sportereignis umgehen sollte, bleibt bis heute eine schwierige Diskussion. Für die Familien der Opfer und die israelische Nation bleibt das Attentat ein tiefes Trauma, das durch den Mangel an öffentlichem Gedenken in den Jahrzehnten nach der Tragödie nur noch verstärkt wurde.

Erst im Jahr 2022, zum 50. Jahrestag des Anschlags, wurde eine Entschädigungsvereinbarung zwischen der deutschen Regierung und den Familien der Opfer getroffen. Die deutsche Bundesregierung entschuldigte sich offiziell für die Fehler, die zu dem tragischen Ausgang geführt hatten, und die Rolle der Sicherheitskräfte wurde kritisch hinterfragt. Dieses späte Gedenken war ein wichtiger Schritt für die Hinterbliebenen, die über Jahrzehnte auf Anerkennung und Entschädigung gedrängt hatten.
Das Münchner Olympia-Attentat bleibt ein erschütterndes Beispiel für die verheerenden Auswirkungen des internationalen Terrorismus und die Notwendigkeit, auf solche Bedrohungen vorbereitet zu sein. Der gescheiterte Befreiungsversuch auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck steht als Mahnmal für die Bedeutung von professioneller Planung und Ausbildung in Krisensituationen, um Menschenleben zu schützen.

Bataclan – der Terror als Comic

20. November 2017

An Terror kann ich mich nicht gewöhnen und will mich auch nicht gewöhnen. Und ich will mich auch dem Terror nicht beugen. Natürlich habe ich Angst um das Leben meiner Familie, um das Leben meiner Freunde und natürlich nicht zuletzt um mein Leben. Immer wieder gibt es Terroranschläge in der Welt, mal nah – mal fern. Ein Anschlag, der mich erschüttert hat, war der islamistische Angriff auf die Pariser Konzerthalle Bataclan, als am 13. November 2015 die Band Eagles of Death Metal spielte. 89 Besucher starten im Kugelhagel der Angreifer, viele wurden schwer verletzt.
Jeder hat seine persönliche Art mit diesem feigen Terrorakt umzugehen. Und als ich von Panini hörte, dass es einen Comic zu dem Ereignis gab, horchte ich auf.
Panini stellte mir den Comic-Band Bataclan: Wie ich überlebte kostenlos zur Verfügung und ich begann zu lesen. Ich las die Geschichte von Fred Dewilde, einem Konzertbesucher, der das Morden überlebte und jetzt ein Buch darüber veröffentlichte. Ein ganz besonderes Buch – einen Comic.
Fred Dewilde, geboren 1966, ist als Grafiker auf medizinische Illustrationen spezialisiert. Er lebt mit seiner Familie in einem Vorort von Paris und liebt Rockmusik. Er besuchte das Konzert und er überlebte körperlich unversehrt, aber traumatisiert.


Jetzt veröffentlichte er seine persönliche Aufarbeitung mit dem Attentat als Grafic Novel. Und ich war neugierig auf seine Gedanken und seine Zeichnungen. Als visueller Mensch liebe ich visuelle Geschichten. Auf dem Buchrücken ist zu lesen: „Mitten im Blut eines Toten habe ich gelegen. Mitten unter den zerfetzten Körpern war ich geschützt. Mitten unter den zerstörten Leben habe ich gedacht, dass ich mitten im Entsetzen und im Wahnsinn noch einmal die Chance bekommen habe, euch zu lieben.“ Das schwarzweiße Cover versprach viel.


Es ist natürlich kein schöner Comic geworden. Die Zeichnungen sind brutal und sie dienen Fred Dewilde wohl als Therapie. Seine Übersetzerin Bettina Frank ist der gleichen Meinung. Sie sagt: „Für ihn war das reine Therapie. Er hat mir erzählt, dass sich das Schlussbild des Comics so in seinen Kopf gebrannt hatte und er den Drang verspürte, den Comic zu zeichnen. Darin sah er einen Weg, mit der Sache abzuschließen.“
Und als ich die Texte las, die Zeichnungen auf mich wirken ließ, war mir unwohl. Ich habe kein Problem mit Fiction, aber das war keine erfundene Geschichte eines kreativen Geistes. Das war die Wahrheit und sie wurden von einer gequälten Seele wiedergegeben. Darf man so etwas privates überhaupt ansehen? Nun, nach einigem Überlegen entschied ich mich dafür. Viele Künstler verarbeiten ihre Dämonen und es kommt faszinierende Kunst heraus – die Malerei und Literatur ist voll davon. Warum darf es so etwas nicht bei Comics auch geben? Es darf und es muss.
Als ich den gezeichneten Alptraum betrachtete und die wenigen Seiten des Comics durchblätterte, überlegte ich mir, wie ich in dieser Situation reagiert hätte. Dabei sind diese Gedanken sinnlos, denn so eine Situation kann man nicht trainieren. Vielleicht aufmerksam durchs Leben zu gehen und das Leben zu genießen – das könnten Schlussfolgerungen sein.


Der gezeichnete Augenzeugenbericht von Fred Dewilde ist in Schwarz/Weiß. Er verzichtet auf explizite Gewaltdarstellungen, um nicht in den Verdacht des Voyeurismus zu geraten. Das ist gut.
Die Terroristen stellt er als entmenschlichte Gestalten mit Totenschädeln dar; die Toten, inmitten derer er lag, als formlose Masse. Zwischen all den Leichen, so beschreibt er es im Comic, habe er mit einer weiteren Überlebenden, der schwer verletzten Élisa, neben der er lag, einen „Kokon der Menschlichkeit“ geschaffen, um sich von dem Wahnsinn um ihn herum abzuspalten. Diesem Stück Menschlichkeit inmitten der Unmenschlichkeit verdanke er sein Überleben, sagt er. Letztlich war es aber reiner Zufall, dass er nicht auch erschossen wurde. Die Frage nach dem Wieso und warum ausgerechnet er überlebt hat, macht ihm bis heute zu schaffen.
Die zeichnerische Auseinandersetzung mit dem Terror hat mir sehr imponiert. Diese Auseinandersetzung umfasst 17 Seiten. Dann folgenden zahlreiche Seiten mit Texten. Er beschreibt dort zum Beispiel, wie sich sein Leben und er selbst nach Bataclan verändert haben, wie er überhaupt wieder ins Leben zurückfand. Er sinniert über Psychotherapie, Schuldgefühle, das Menschsein und den Wert von schwarzem Humor. Außerdem macht er sich Gedanken zu den Eagles of Death Metal, die nach dem Anschlag nicht nur positiv in Erscheinung traten, über den Islam und zur aktuellen Politik – dies im Übrigen sehr differenziert, ohne Hass und vor allem ohne verallgemeinernde Anschuldigungen. Auch die Anschläge von Brüssel, Nizza und auf die Redaktion von Charlie Hebdo bleiben nicht unerwähnt.

Das ist interessant, ohne Zweifel wichtig für Fred Dewilde, aber ich habe die 25 Seiten Texte nicht komplett gelesen. Es war mir zu anstrengend. Fred Dewilde ist kein Autor. Es wäre für mich sehr interessant gewesen, wenn er diese Auseinandersetzung in der Kunstform Comic verarbeitet gewesen wäre.
Versteht mich richtig: Fred Dewilde hat ein gutes Recht, sich in reiner Textform mit seinem Leben und seinem Schicksal auseinandersetzen, aber ich habe mich das Buch Bataclan: Wie ich überlebte als Comic ausgesucht. 17 Seiten Comic gegenüber 25 Seiten Text zum Preis von rund 17 Euro.

 

50. Todestag von JFK – Blick ins Archiv

22. November 2013

Ich kann meine Eltern fragen und sie wissen es noch: Wo warst du, als Kennedy erschossen wurde? Dieser Augenblick hat sich in das Gedächtnis einer Generation eingebrannt. Ich war damals noch nicht geboren, bin aber natürlich am Mythos Kennedy interessiert. Heute um 13 Uhr jährt sich der Todestag von John F. Kennedy zum 50. Mal und ich bin ins Archiv gegangen und habe ein wenig gekramt.

Noch heute schaue ich mir die Todesmeldung von Walter Cronkite an, der wichtigste Nachrichtenmann seiner Zeit, der über CBS den Tod von JFK verkündete. So wurde Live-Fernsehen damals gemacht. Der Zuschauer spürt regelrecht die Erschütterung von Walter Cronkite.

Die beiden Kino-Filme JFK Tatort Dallas von Oliver Stone und der Film über die Kuba-Krise Thirteen Days sind der jüngeren Generation bekannt. Aber ich habe auch noch Sonderbände von Burda und AP aus dem Archiv gezogen, die zum Tode von JFK und später zum Tode von Robert Kennedy erschienen sind. Im Rückblick sind beide Bücher eine Verklärung und eher eine Beweihräucherung. Den Mythos Kennedy wollte man sich nicht durch Frauen- und Drogengeschichten kaputtmachen lassen. Kennedy stand für den Aufbruch und dieses Bild hat die Skandale überdauert. Die Kritik der Reporter setze erst später bei Nixon, Carter und Co ein.

Eines der Bücher aus meinen Archiv über JFK.

Eines der Bücher aus meinen Archiv über JFK.

Hier die Vorstellung der Bücher und der Filme als kleines Video von mir:

9. Jahrestag von 9/11

11. September 2010

Sehenswerter Fotoband zum 11. September.

Sehenswerter Fotoband zum 11. September.

Heute jährt sich der neunte Jahrestag der Attentate zum 11. September 2001. Nine Eleven, wie die Amerikaner sagen, trifft mich noch immer. Ich habe mir gestern viele Videos des brennenden World Trade Centers angeschaut und es hat mich gepackt, wie am ersten Tag. Ich selbst war einige Male auf den Gebäuden und es hätte mich auch erwischen können. Schrecklich und mein Mitgefühl gilt den Opfern der Anschläge. Wie ich von den Anschlägen erfuhr, habe ich hier bereits geschrieben.

Heute will ich von meinen aktuellen Gefühlen berichten. Ich habe mir gestern auch wieder Bücher zu dem Thema 9/11 angeschaut und bin wie immer bei dem Bildband New York September 11 hängen geblieben. Ein Team der legendären Magnum-Fotografen hatte zu dem Datum ein Monatstreffen in NY. Als die Flugzeuge einschlugen machten sie das, was sie am besten können: Sie fotografierten und dokumentierten. Hergekommen ist ein beeindruckender Bildband, eine Momentaufnahme des Schreckens – aber von Profis komponiert und nicht einfach geknipst. Hier waren Meisters ihres Fachs am Werk, die eines der schlimmsten Attentate als Berichterstatter dokumentiert haben. Diese Bilder haben mir Emotionen des Entsetzens und der Angst ausgelöst.

Unpassend: Ad-Server liefert Werbevideos vor Bombenanschlag

4. April 2010

Autoversicherer HDI-Spot vor einem Video über ein Attentat auf ein Bundeswehrfahrzeug.

Autoversicherer HDI-Spot vor einem Video über ein Attentat auf ein Bundeswehrfahrzeug.

Geld verdienen im Internet ist eine gute Sache, aber ein wenig mehr Einfühlungsvermögen würde ich mir doch wünschen. Als ich vor kurzem auf der Webseite der Welt ein Video über Anschlag auf Bundeswehr in Kundus ansah, musste ich schlucken. Das Video von Osama Bin Ladens Propaganda-Abteilung „As-Sahab“ zeigt den ersten gefilmten Anschlag der Terroristen auf ein Bundeswehrfahrzeug. „Zwei deutsche Soldaten, ein Hauptfeldwebel und ein Hauptgefreiter wurden am 26. März 2008 südlich von Kundus bei einem Bombenanschlag auf ihr Dingo-Fahrzeug schwer verletzt“, schreibt die Welt.
Allerdings und hier beginnt es zynisch zu werden, kommt vor jedem Videobeitrag eine Videozuspielung eines Werbespots vom Ad-Server. Sie kennen das: Das Video beginnt nach einem kurzen Werbespot. Und bei mir waren bei zwei Durchläufen: Einmal vom Lebensversicherungskonzern AXA und einmal vom Autoversicherer HDI. Liebe Kollegen von der Welt. Ein bisschen mehr Sensibilität bitte bei der Auswahl euer Werbevideos. Ihr könnt euren Ad-Server sicherlich steuern und ihm anweisen, welche Werbung er nicht ausspielen sollte. Bei einem Attentat auf ein deutsches Militärfahrzeug möchte ich keinen Werbespot von AXA oder eines Versicherers sehen. Das ist geschmacklos und die Werbewirkung für eure Kunden geht nach hinten los. Diese Produkte werde ich sicherlich nicht kaufen.

Verbot von Killerspielen

13. März 2009

fahne

Ich kann es bald nicht mehr hören, wenn nach dem Attentat in Winnenden die üblichen Erklärungsversuche aus der politischen Schublade gezogen werden. Da sind sie wieder, die bösen Killerspiele, die aus unseren Jugendlichen hirnlose mordende Monster machen. Ja, ja der Täter hat Killerspiele gespielt und saß stundenlang vor dem Computer. Es ist so schön einfach, alles zu vereinfachen und schnell einen Grund für die Untat zu finden. Ich habe regelrecht darauf gewartet, wann endlich der Begriff „Counter Strike“ fällt, das der Täter natürlich gespielt hat. Und wie der Pawlowsche Hund kommt sofort der Ruf nach dem Verbot von Killerspielen.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rief nach einem Verbot von besonders brutaler Computerspiele mit der Begründung, bei jungen Menschen setzten solche Spiele Hemmschwellen herunter und beinhalteten die Gefahr, „dass jemand meint, so etwas selbst nachspielen zu müssen“. Der Präsident der Deutschen Stiftung für Verbrechensbekämpfung, Hans-Dieter Schwind, fordert ein „totales Verbot von Computer-Gewaltspielen.“

Diese Spiele sind ab 18 Jahren und das ist gut so. Die sollen und dürfen nicht an Jugendliche verkauft werden. Was passiert wenn sie verboten werden? Schon mal was von FTP-Server und Download gehört? Ein Verbot kann nicht die Lösung sein, sondern eine Auseinandersetzung mit den Ursachen. Warum nehmen Eltern die Erziehung nicht ernst? Warum braucht man als Sportschütze 16 Schusswaffen zu Hause? Warum muss über Tausende Schuss Munition zu Hause gelagert werden? Warum diskutiert man nicht Erziehungs- und Schulsysteme? Warum wird nicht über den Druck reflektiert der in Schule und Gesellschaft herrscht? 

Ein Toter geht auf Reisen

26. November 2008

blondi

Eine Trauerbewältigung ganz besonderer Art ist derzeit auf einer israelischen Website zu finden. Ein Vater trauert um seinen ermordeten Sohn. Der Vater bittet die User, ein Foto seines Sohns herunterzuladen und an Urlaubsziele mitzunehmen. Anschließend sollte man ein Foto von Sohn und Urlaubsland machen und der Familie wieder zusenden. So reist der junge Mann um die Welt. Der Name des Toten ist Asaf, genannt Blondi. Mit 16 Jahren wurde er im März 2003 Opfer eines feigen Terrorattentats als ein Irrer den Bus mit insgesamt 16 Passagieren in die Luft sprengte.

Ich finde die Idee ergreifend: So entstanden Fotos aus Hawaii, vom Kilimandscharo und vielen anderen Orten mehr. Auf der Website steht, dass nun der Sohn trotz seines Todes doch durch die Welt reisen kann. Und: Das Attentat und die Situation im Nahen Osten blieben immer in Erinnerung. Durch diese Aktion wurde einem Opfer ein Gesicht gegeben. Wie oft hören wir von Attentaten oder Unglücken in der Welt? Und mehr als ein paar Bruchstücke an Informationen bekommen wir durch die Medien nicht. Dieses Mal ist es anders. Auf der Website sind Jugendbilder von Asaf zu sehen, wie er als kleiner Junge spielte. Asaf bekommt Persönlichkeit. Und es ist der Ort des Attentats zu senden, der zerfetzte Bus. Die Explosion des 17 Kilogramm schwere Sprengstoffgürtels beendete das junge Leben von Asaf, der noch so viel unternehmen wollte.

Mich erinnert diese Aktion im Web entfernt an einen Postkartenaufruf meiner analogen Jugend. Im Radio warb man damals für die Bitte eines Krebskranken Kindes. Die Hörer sollten dem Kind eine Postkarte senden und ihm so zeigen: „Wir denken an dich“. Die Aktion lief gut an, doch leider war das Kind schon lange tot. In dem Fall von Asaf ist die Aktion real und ich finde sie bemerkenswert.