Archive for Dezember 2021

Digitalisierung im Einzelhandel: REWE Scan & Go in der Praxis

13. Dezember 2021

Digitalisierung im Einzelhandel muss nicht automatisch ein Online-Shop sein, es geht auch anders. Bei einem komplett umgebauten REWE-Markt in Geiselbullach im Landkreis Fürstenfeldbruck hatte ich erstmals die Gelegenheit das System REWE Scan & Go auszuprobieren. Das System beschleunigt den Wochenendeinkauf radikal, aber nicht ohne Folgen.

Am Eingangsbereich des REWE-Marktes ist ein Regal mit Scannern. Sie sehen ein wenig aus wie die Phaser aus Raumschiff Enterprise, dienen aber weniger dem Paralysieren von Aliens als vielmehr den Erfassen von Strichcodes auf den Waren des Supermarktes. Es wird zunächst die Payback-Karte des Kunden gescannt. Das Ganze ist ein exklusives Angebot für Kunden dieser Kundenkarte.

Es ist auch möglich sein eigenes Smartphone als Scanner zu verwenden, dazu muss aber die REWE Scan & Go-App installiert sein. Auf jeden Fall steht fest: Der Betreiber verfügt über das komplette Einkaufsverhalten des Kunden. Da das System mit der eineindeutigen Karte des Kunden gekoppelt ist, wandern die Daten automatisch in die Big Data-Analyse: Welcher Kunde leistet sich welche Waren zu welcher Zeit zu welchem Preis – ein wahrer Schatz für Datenfreaks und Unternehmen, die genau wissen wollen, wie ihre Kunden ticken.

Der Scanner wird am Einkaufswagen eingesteckt, damit der Kunde die Hand frei hat. Hat er sich für ein Produkt entschieden, dann scannt der den Strichcode und der interne Rechner zählt die Preise zusammen, so dass der Kunde immer weiß, wie teuer sein Einkauf gerade ist. Natürlich kann man ein Produkt auch zurücklegen und den Einkauf löschen bzw die Mengenanzahl erhöhen oder reduzieren. Das ist sehr bequem und als Kunde habe ich jederzeit den Überblick.

An der Kasse muss ich meine Waren nicht wieder aufs Kassenband legen, sondern checke bei der Expresskasse aus. Das spart enorm Zeit und dauert nur ein paar Sekunden. Das lästige „Storno an Kasse 3“ entfällt. Bezahlt wird mit Electronic Cash, also Plastikkarte oder mobiles Zahlen mit beispielsweise der AppleWatch. Die Waren bleiben im Einkaufswagen und müssen nicht wieder vom Wagen aufs Band und dann wieder in den Wagen gelegt werden.

Für den Supermarkt bedeutet es ein gewisses Risiko. Sind alle Kunden ehrlich? Haben alle die Produkte wirklich gescannt? Bei unserem Einkauf gab es Stichproben durch eine Aufsichtsperson. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist ab und zu besser. Der Betreiber erhält anhand seines Warenwirtschaftssystems die wirklichen Zahlen von Umsatz und Bestand.
Auch klar ist, dass durch so ein System weniger Kassenkräfte benötigt werden. Es bedeutet eine deutliche Reduzierung der Kosten, wenn weniger Personal benötigt wird. Im Gespräch mit einer Verkäuferin wurde gesagt, dass noch genügend zu tun sei. Zudem sei es immer schwieriger geneigtes Personal zu finden.

Ich finde es eine spannende Entwicklung. Amazon hat es mir seinen Stores und einem eigenen System vorgemacht. REWE und Payback ziehen hier nach. Ich bin gespannt, welche Ideen die anderen Supermarktketten in diesem Land haben. Ich stelle fest: Die Digitalisierung schreitet voran.

100. Geburtstag von Georg Stefan Troller

10. Dezember 2021

Es gibt Menschen, die bewundere ich wegen ihrer Haltung. Es gibt Menschen, die bewundere ich wegen ihrer Erfahrung. Und es gibt Menschen, die bewundere ich wegen ihres Könnens. Georg Stefan Troller ist so ein Mensch, den ich wegen all diesen Eigenschaften und noch mehr bewundere. Heute am 10. Dezember 2021 wird der große Geschichtenerzähler und Grandsenior des deutschen Nachkriegsjorunalismus 100. Jahre alt. Ich gratuliere von ganzem Herzen.

Der am 10. Dezember 1921 geborene Troller kam als junger GI zu Radio München, dem Vorläufer des Bayerischen Rundfunks, und begann hier seine Karriere als Reporter. In diesem kleinen Video erzählt er seine Geschichte: Es laufen den ganzen Tag Ehrungen und alte Reportagen von im Fernsehen.

Ich durfte Troller einmal treffen und diese Zusammenkunft hat mich menschlich (und auch fachlich) tief berührt. Es war im November 2019 als Georg Stefan Troller in München sein Buch 97 Begegnungen meines Lebens vorstellte. Ich habe über den Abend gebloggt. Ich konnte im Vorfeld mit ihm ein wenig plaudern und er signierte anschließend meine mitgebrachten Bücher Paris geheim und das legendäre Pariser Journal, ein Buch, das ich immer bewundert habe. Dieses Buch basiert auf einer Filmreihe, die Troller fürs Fernsehen drehte.

Wenn es mir vergönnt ist, Georg Stefan Troller noch einmal zu treffen, würde ich gerne mit ihm über einen Film sprechen, den ich neulich wieder entdeckt habe. Es ist die Dokumentation Deutschland, die er im Auftrag der Lufthansa gedreht hat. Es sind die 70er pur. Farben, Leben, Freude und ganz viel Charme sind zu sehen.


Ich habe noch eine Super 8-Kopie dieser aufwendigen Dokumentation, die vor allem Spaß und Lebensfreude ins Ausland vermittelte. Die Deutschen sind gar nicht so öde und streng, wie es immer gesagt wird. Die flotte Musik schuf übrigens Klaus Doldnger. Der Film wurde auf dem 14. Internationalen Film- und TV-Festival in New York mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Ich glaube nicht, dass es das Festival noch gibt, aber Preise klingen immer gut.


Der Film zeigt an verschiedenen Personen aus Ländern wie USA, Brasilien, Frankreich oder Japan wie sie Deutschland empfinden. Aus dem Off kommentiert Troller die handelnden Personen mit einem sehr schönen Humor in seiner einzigartigen Stimme. Genau diesen Humor habe ich kennenlernen dürfen bei der Veranstaltung in München.
Also nochmal: Alles, alles Gute zum 100. Geburtstag lieber Georg Stefan Troller.

Dracula im Film (19): Junges Blut für Dracula

8. Dezember 2021

Bevor Hammer mit seinem Dracula jagt Mini-Mädchen den Grafen in die Gegenwart katapultierte, gab es schon zuvor einen erfolgreichen Versuch mit dem Vampir in der Neuzeit mit dem Film Junges Blut für Dracula. Der Streifen Junges Blut für Dracula aus dem Jahre 1970 kam unlängst ungekürzt auf Bluray heraus. Der Film war weder auf VHS noch auf DVD zu haben.

Nachdem es zwischen Hammer und den US-Vertrieb immer mehr kriselte, spielte American International Picture seine eigene Dracula-Karte in Form des Grafen Yorga. Das einst junge Hammer-Studio war im viktorianischen Zeitalter verhaftet. Was in den sechziger Jahren funktioniert, klappte am Ende des Jahrzehnts nicht mehr. Dracula war ein alter Hut. Also musste ein Ausflug in die Gegenwart her, um die Jugend wieder in die Kinos zu holen.

Eigentlich als Softporno geplant, wurde der Film Junges Blut für Dracula von Bob Kelljan zum erfolgreichen Vampirfilm mit ziemlich blutigen Einlagen. Dem Filmfan bleibt das zerrissene Kätzchen in Erinnerung. Der Vampir Yorga aus Bulgarien beißt sich durch Los Angeles der Hippie-Ära samt VW Bulli und bekam vom deutschen Verleih gleich mal den Namen Dracula verpasst. „Count Yorga, Vampire“ hieß der Film noch im Original und daraus wurde gleich mal „Junges Blut für Dracula“.

Es ist dem Hauptdarsteller Robert Quarry als Grafen gedankt, dass er keinen Softporno, sondern einen Horrorfilm drehen wollte. Dass haben vielleicht einige Hauptdarstellerinnen nicht ganz so mitbekommen, denn ihre Qualifikationen liegen nicht auf unbedingt auf der Schauspielerei. Robert Quarry, der einst mit Vincent Price vor der Kamera stand, sollte von API zum neuen Horrorstar und Nachfolger von Price aufgebaut werden – was letztlich misslang, obwohl Quarry seine Rolle gut machte. Er durfte noch 1971 den Yorga-Nachfolger Die 7 Pranken des Satans („The Return of Count Yorga“) drehen, den ich noch als Kurzfassung auf Super 8 habe. Er ist inzwischen auch bei Wicked-Vision Media auf Bluray erschienen, die Scheibe muss ich aber noch erwerben. Es war sogar ein dritter Teil geplant, der in der Kanalisation von LA spielen sollte, aber dazu kam es aufgrund des wirtschaftlichen Kollapses von AIP dann nicht mehr.

Um was geht es in Junges Blut für Dracula? Die junge Donna versucht mittels einer spiritistischen Sitzung, die ein mysteriöser Mann namens Graf Yorga leitet, Kontakt zu ihrer verstorbenen Mutter aufzunehmen. Dies geht reichlich schief, denn erstens ist Yorga kein Medium, sondern ein blutgierger Vampir, und zweitens ist Donnas Mutter ebenfalls eine lustige Untote. Donna fällt auf besagter Seance in einen Schockzustand und wird von Yorga hypnotisiert, anschließend scheint alles wieder normal zu sein und dann geht die blutige Beißerei weiter. Also schöner Dracula für Zwischendurch ist Junges Blut für Dracula

Musiktipp: Winnetou und Old Firehand von Peter Thomas

7. Dezember 2021

Als Kind schaute ich mir die deutschen Karl May-Verfilmungen um Winnetou gerne im heimischen Grundig Fernseher an. Mir hat es gefallen, wenn Lex Barker und Pierre Brice zur Musik von Martin Böttcher die Bösen in ihre Schranken gewiesen haben.


Ich muss so zehn oder zwölf Jahre alt gewesen sein, als mir diese Art von Western gefallen haben. Und ich musste Mitte 50 werden, dass ich den letzten Film der damaligen Reihe Winnetou und Old Firehand aus dem Jahre 1966 mir angeschaut habe. Es war der Übergang vom harmlosen deutschen Western in den härteren Italo-Western, weiterhin gedreht im ehemaligen Jugoslawien.

Die Geschichte basierte nur noch auf der Idee von Karl May, hatte aber keinerlei literarische Grundlage mehr als Vorlage. Und auch die Musik war anders: Statt Martin Böttcher und seine Streicher kam nun Peter Thomas und seine Bläser. So richtig überzeugt hat mich der Film nicht, aber dagegen um so mehr seine Musik. Es ist der einzige Soundtrack, den Peter Thomas für die Rialto-Winnetou-Reihe geschrieben hat. Er war geschäftlich eingespannt in die Vertonung von Jerry Cotton und Edgar Wallace.

Wer diesen Blog kennt, der weiß, dass ich eine Schwäche für den deutschen Komponisten Peter Thomas habe. Jetzt kam zum ersten Mal der Soundtrack von Winnetou und sein Freund Old Firehand (aka: Thunder at the Border, Winnetou and Old Firehand) auf Vinyl in zwei Versionen auf den Markt. Einmal im klassischen schwarzen Vinyl von Winnetou und Sein Freund Old Firehand, einmal in 500 Auflage im türkisen Vinyl. Ihr könnt euch denken, welche Version ich gewählt habe.


Die ebenso erschienene CD umfasst zwar mehr Stücke von Peter Thomas und vielleicht werde ich sie mir irgendwann einmal zusätzlich zulegen. Aber als Freund des wieder entdeckten Vinyls sollte es die türkise Ausgabe sein. 42 Titel gibt es im typischen Peter Thomas-Sound zu hören, darunter freilich auch sehr kurze Stücke. Ein Sound, der mir einfach Spaß macht, während ich das LP-Cover mit dem Artdesign von Adrian Keindorf in den Händen halte. Es ist Unterhaltung pur und nimmt mich mit auf eine Zeitreise in die deutsche Film- und Musikgeschichte. Hörenswert und der Sammler braucht natürlich die limitierte LP. Danke an All Score Media für einen solchen Schatz.

„Für Matthias“ – ein Autogramm von Bundeskanzlerin Angela Merkel

6. Dezember 2021

Meine Kinder kannten nie eine andere Bundeskanzlerin als Angela Merkel. Die Kindergeneration davor nie einen anderen als Helmut Kohl bis Basta-Schröder kam. Nun, ich bin schon älter, dass ich mich noch an andere Bundeskanzler erinnern kann. Nun ist es klar: Nach roten Rosen und vergessenen Farbfilm nimmt die Geschichte ihren Lauf. Der Abschnitt Angela Merkel geht jetzt zu Ende.

In meinem Blog äußere ich mich kaum zu den Themen Religion und Politik (bis auf Netzpolitik), obwohl ich zu beiden eine klare Meinung habe. Rückblickend bin ich dankbar, dass wir eine Naturwissenschaftlerin als Bundeskanzlerin hatten. Jemand, der Fakten einschätzen und bewerten kann – und seine politischen Schlüsse daraus gezogen hat. Klar, es lässt sich Angela Merkel viel vorwerfen, aber für mich noch klarer: Wir haben dieser Frau viel zu verdanken.

Für mich ist die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel ein guter Mensch. Das ist eigentlich das höchste Lob, was ich über jemanden sagen kann. Und ich will nicht die politischen Leistungen aufzählen, derer es sicher genug gibt. Ich kenne Merkel nicht privat, ich kenne sie nur aus den Medien. Ich habe sie bei Besuchen im Bundestag von der Besuchertribüne live gesehen – näher kam ich ihr nicht. Ihren Podcast habe ich gehört, auch Steffen Seibert, dem scheidenden hoch professionellen Regierungssprecher, habe ich in Twitter gelauscht, was er über seine Chefin zu berichten weiß. Ich denke, sie ist als Mensch in Ordnung, aber ich weiß es nicht. Als Politikerin sind wir gut mit ihr gefahren.

Ich habe daher eine Politikerin, die ich privat und beruflich etwas besser kenne, gebeten, mir ein Autogramm von Merkel zu besorgen. Ich sprach die Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin im Bundeskanzleramt Doro Bär von der CSU an. Sie koordinierte mit ganz kleinem Team in der Regierung Merkel die Digitalpolitik, mein Steckenpferd. Ich bat Doro Bär um ein Autogramm mit Widmung von der Kanzlerin. Doro Bär sagte zu und sie hat Wort gehalten.

Die (Noch)-Kanzlerin hat mir ein Autogramm gegeneben – vielen Dank.

Heute kam mit der Post eine signierte Autogrammkarte der noch Bundeskanzlerin Angela Merkel – eine der letzten, die sie wohl als Kanzlerin unterschrieben hat. „Für Matthias“ steht darauf zu lesen. Nun, Frau Merkel kennt mich nicht (glaube ich zumindest) und ich weiß nicht, wie eine solche Autogrammvergabe erfolgt. Ich stell es mir romantisch vor, dass Doro Bär einfach mal zu ihrer Chefin hingegangen ist und gesagt hat „ich kenne da so einen Typen, der hätte gerne ein Autogramm“ und die Kanzlerin hat den Kugelschreiber genommen und unterschrieben. Aber vielleicht lief es auch ganz bürokratisch als Verwaltungsakt ab, wenn Merkel in den Pausen die Autogrammwünsche abarbeitet und die Karten in ministeriale Umlaufmappen packt.

Wenn ich die Gelegenheit habe, dann werde ich Doro Bär einfach fragen. Mal hören, welche Geschichte sie mir zu MEINEM Autogramm erzählen kann.
Ich danke Doro Bär: Du hast versprochen, du hast geliefert – dafür ganz herzlichen Dank und ganz herzlichen Dank an Angela Merkel für das Autogramm und vor allem für 16 Jahre Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland.

ProductRED-Zifferblätter für die Apple Watch

3. Dezember 2021

Seit 15 Jahren gibt unterstützt Apple die Initiative von U2-Frontmann Bono im Kampf gegen Aids und jetzt Covid-19. Dazu hat Apple einige „ProductRED“-Produkte auf den Markt gebracht. Von ihnen geht ein Teil des Erlöses in die HIV-Forschung und neu auch in die COVID-19-Bekämpfung. Da ich Rot als Farbe gerne mag, habe ich ein paar dieser „ProductRED“-Produkte gakuft. Leider sind die roten Produkte nicht bei der Markteinführung eines neuen Apple Produktes verfügbar, sonst hätte ich mir sofort ein iPhone oder iPad in Rot gekauft.

Jetzt veröffentliche Apple zum 15. Jubiläum sechs „ProductRED“-Zifferblätter für die Apple Watch. Sie heißen Weltzeituhr, Numeral Mono, Gradient, Streifen, Farbe und Typograph. Ich habe mir zwei gleich geladen, die mir am besten gefielen.

Dazu einfach mit dem iPhone auf den Link öffnen, nach unten scrollen und die gewünschten Zifferblätter laden. Die Systemvoraussetzungen sind auf dem iPhone mindestens iOS 14.5 und auf der Apple Watch mindestens watchOS 7.4.

Filmkritik: Der Fluch – The Grudge 1 & 2

2. Dezember 2021

Japanische Horrorfilme sind anders als ihre US-amerikanischen Vertreter, ganz anders. Sie sind intensiver und reflektieren die Kultur des Landes. Als ich zum ersten Mal Ju-on: The Grudge im Jahr 2002 sah, hatte ich mich wirklich gefürchtet. Die Herangehensweise der Geschichte um ein verfluchtes Haus war anders als was ich bisher gesehen hatte. Regisseur Takashi Shimizu lieferte in meinen Augen ein wahres Meisterwerk ab.
Aber ich habe auch so manche Andeutung im Film nicht verstanden, weil ich nicht den kulturellen Background Japans habe. Und damit war ich wohl nicht allein. Vielleicht war die japanische Version in Hollywood nicht so richtig vermittelbar.

So ging es an ein US-Remake. Die amerikanische Neuverfilmung des Stoffes heißt Der Fluch – The Grudge und wurde soeben als Doppel-Bluray veröffentlicht: The Grudge – Der Fluch 1 & 2.
Regisseur Takashi Shimizu durfte auch hier im Jahre 2006 auf dem Regiestuhl Platz nehmen und brachte dem Zuschauer eine versoftete Version der japanischen Geschichte näher. Um die US-amerikanischen Zuschauer nicht zu überfordern wurde Vampirjägerin Buffy Sarah Michelle Gellar für die Hauptrolle engagiert. Der ganze Stoff wurde für den westlichen Markt angepasst, was einerseits unseren Sehgewohnheiten entgegen kommt, andererseits den kulturellen Zauber des japanischen Originals zum Teil nimmt. Ich habe das Mediabook The Grudge – Der Fluch 1 & 2dankenswerterweise vom Verleih zur Besprechung erhalten.

The Grudge 1 war sehenswert und machte mir Spaß. Auch wenn ich das japanische Original emotional eindringlicher empfinde, hat mir der Teil 1 der US-Version einen vergnüglichen Horror-Abend bereitet. Der zweite Teil könnte dagegen auch überschrieben werden mit dem Titel Ein Gespenst reist nach Amerika. Der Horror wurde zum Teil nach Chicago versetzt und macht den Horror austauschbar, vorhersehbar und irgendwie langweiliger. Das ist mir bei zweiten Teil der japanischen Version nicht passiert, vielleicht weil dieser Kulturkreis für meine Augen doch fremd und ungewöhnlich ist. Da hilft es auch nichts, dass Takashi Shimizu auch im Teil 2 der US-Fassung wieder Regie führte. Die japanische und US-amerikanische Fortsetzung in Teil 3 habe ich nicht gesehen und im Grunde wird die Geschichte wohl weiter ausgewalzt.

The Grudge – Der Fluch 1 & 2 ist die Geschichte der Geister Mutter Kayako und Sohn Toshio, die in einem Haus in Tokioter Stadtbezirk Suginami spuken. Ich mag so Spukhäuser und Mutter und Sohn leisten ganze Arbeit. Jeder der das Haus betritt, erleidet einen körperlichen und seelischen Schaden. Vor allem wenn sich die Geister durch ein einzigartiges Sounddesign ankündigen, dann weiß man als Zuschauer, dass es unheimlich zur Sache gehen wird.

Buchtipp: Humans of New York – die besten Storys von Brandon Stanton

1. Dezember 2021

Ich habe bereits 2016 das Blog und das Buch von Brandon Stanton Humans of New York vorgestellt und lese immer wieder darin. Es ist damals und heute Inspiration pur. Ich liebe New York, aber aufgrund von Corona bleibe ich zu Hause.

Daher habe ich mir wieder Brandon Stanton zur Hand genommen. Dieses Mal das deutschsprachige Buch Humans of New York: Die besten Storys. Was als Fotoblog und -buch 2010 begann, dass hat Brandon Stanton Zug um Zug erweitert. Nach Fotos kommt jetzt Text dazu.

Die New Yorker, die er in Big Apple trifft, haben alle etwas zu erzählen. Und diese kleinen Geschichten hat Brandon Stanton aufgeschrieben. Riva hat die deutsche Übersetzung schon 2013 aufgelegt. Herausgekommen ist schlichtweg mit Humans of New York: Die besten Storys ein Lehrbuch für den Urban-Blogger, der Geschichten erzählen will. Ich bewundere Stanton für diese Ausdauer. Das ist für mich Storytelling auf hohem Niveau.

Ich kann mich nicht sattsehen an den Fotos und den Geschichten, die uns der Autor erzählt: Humorvolle, traurige, nachdenkliche – und vor allem menschliche Geschichten. Viele Geschichten drehen sich um das Scheitern in der Stadt New York. Dabei umfassen manche dieser Geschichten oftmals nur ein paar Sätze, aber sie fangen die Stimmung wunderbar ein. Und die Mischung macht es. Viele depressive und verzweifelte Menschen traf Stanton auf den Straßen von New York. Aber auch viele Anekdoten voller Hoffnung und Zuversicht. Für mich unbedingt lesenswert: Humans of New York: Die besten Storys