Wenn es um Scores für Videospiele geht, dann steht bei mir immer Chris Huelsbeck an erster Stelle, der heute seinen 55. Geburtstag feiert. Alles Gute Meister. Persönlich ist die Musik zu Turrican sein wichtigster Beitrag. Turrican erschien im Laufe der Jahre für verschiedene Plattformen und es gibt damit auch unterschiedliche Musik zum Spiel. Und da Chris Huelsbeck Geld verdienen muss, wurden die unterschiedlichen Scores vor kurzem auf farbigen Vinyl in einer Sammelbox veröffentlicht. Und natürlich hab ich als treuer Fan und Retrogamer hier zugeschlagen.
Es handelt sich um die 7 LP-Sammlerbox zum 30. Jubiläum von Turrican. Folgende Aufnahmen hat Strictly Limited Games zusammengefasst und gepresst: Turrican 1 Studio Recordings, Turrican 2 Studio Recordings, Turrican 3 Studio Recordings, Super Turrican 2 Studio Recordings, Turrican 1 Original Sound Version Amiga, Turrican 2 Original Sound Version Amiga, Turrican 3 Original Sound Version Amiga, Mega Turrican Original Sound Version Sega, Super Turrican 1 Original Sound Version SNES und Super Turrican 2 Original Sound Version SNES.
Und hier hab ich das Unboxing-Video von mir:
Laut Strictly Limited Games wurden nur 999 Kopien der Box hergestellt. Ein paar gibt es wohl noch. 1990 erhielt Huelsbecks Karriere einen Aufschwung mit der Musik zu dem Spiel Turrican; vor allen Dingen seine Musik zu Turrican 2 erreichte schnell Kultstatus in der Spiele-Szene. So schaffte er es beispielsweise als einer der ersten, auf dem normalerweise 3-stimmigen Commodore 64 fünf Stimmen zu erzeugen bzw. aus dem normalerweise 4-stimmigen Amiga sieben Stimmen herauszuholen. Turrican und Turrican 2 gehören daher zu den soundtechnischen Meisterwerken der Heimcomputerszene.
„Es ist ein Hammer, was hier jedes Jahr im Retrogaming-Bereich aufgebaut wird.“ Mit diesen Worten lobt Komponist Chris Hülsbeck die Retrogaming-Area auf der weltgrößten Spielemesse gamescom in Köln.
Der Komponist und sein Fan: Chris Hülsbeck (r.) und Matthias J. Lange
Für einen Tag ist Hülsbeck aus den USA auf der gamescom zu Gast, um alte Freunde zu treffen, neue Kontakte zu schließen und vor allem mit seinen Fans ins Gespräch zu kommen. Und da komme ich ins Rennen. Ich bin ein großer Fan des Komponisten und hatte ihn in der Vergangenheit immer wieder verpasst. Aber dieses Mal sollte ich ihn treffen. Chris Hülsbeck ist der deutsche Komponist für Videospielsoundtracks. Er komponierte zahlreiche Klassiker, sein Meisterwerk ist die Musik zur Videospielreihe Turrican. Die Musik wurde in zahlreichen Versionen veröffentlicht, unlängst als opulente Orchesterversion mit klassischen Sinfonieorchester. Also traf ich ihn auf der gamescom, ließ mir ein paar Autogramme geben und machte ein Videointerview mit ihm.
Deutschland hat eine starke Heimcomputerszene
In den USA gibt es auch eine große Spielegemeinde, aber so Hülsbeck in meinem Interview, aber die Amerikaner seien mehr Konsolenspieler. Das Besondere in Deutschland sei die Begeisterung für die Heimcomputer der 80er und 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Chris Hülsbeck arbeitet im Moment an einem Bonus-Amiga-Album für Turrican. Hier wird mit alten Amiga-Tools und Rechner neuer Sound für ein imaginäres Turrican 4-Spiel erzeugt.
Fans halten Chris Hülsbeck die Treue
„Ich bin super dankbar, dass mir die Fans die Treue halten und diese Projekte möglich machen“, gibt Hülsbeck zu. Und er verrät einen Traum: Chris Hülsbeck würde gerne einen klassischen Filmscore für einen Spielfilm komponieren. Er klopft schon in Hollywood an und hat inzwischen auch eine US-Agentin. Bisher noch ohne Ergebnisse, aber Chris Hülsbeck arbeitet weiter an seinem Traum. Große Vorbilder gibt es schon: Michael Giacchino oder Jesper „Jakobson“ Kyd arbeiten für beide Welten – Kino und Videogames.
Hülsbeck als Wegbereiter
Musik im Film und im Spiel sei extrem wichtig, so Hülsbeck weiter. Wenn man bei einem audiovisuelles Medium die Musik abschaltet, dann fehlt auf jeden Fall etwas. Hülsbeck hat inzwischen sein 36. Album veröffentlicht und ist seine eigene Plattenfirma. Er war damit ein Wegbereiter in der Musikproduktion. Während andere Musiker große Musikstudios buchen mussten, produzierte Hülsbeck in den eigenen vier Wänden. Er sah damit den Tod der großen Studios voraus. Heute wohnt und fährt er mit seinem Wohnmobil durch die USA und arbeitet von unterwegs – ein musikalischer Nomade.
Chris Hülsbeck dankt den Fans.
Die Kampagnen in Kickstarter sind für Hülsbeck sehr wichtig. Einerseits ist es eine Art Wasserstandsmelder, um zu prüfen, ob seine Kunst noch nachgefragt wird. Andererseits könnte er große Projekte wie die Orchestermusik nicht aufziehen, ohne die Unterstützung der Fans zu haben. „Die Liveaufführung zu erleben, war der totale Wahnsinn“, so Hülsbeck weiter. „Ich wünschte, meine Großmutter hätte das erleben können.“ Sie war immer diejenige, die Chris ermutigte, seine Musik zu machen. „Meine Großmutter wäre total aus dem Häuschen gewesen, wenn sie das erlebt hätte.“
Beim Thema Wertschätzung der Soundtrackmusik hat Chris Hülsbeck einen Vorschlag: So könnte eine Kategorie „der beste Soundtrack“ beim Deutschen Computerspielpreis aufgenommen werden.
Hinweis: Dieser Text entstand ursprünglich im Rahmen eines Bloggerseminars für das Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter (AZK) in Königswinter.
Im Interview mit Matthias J. Lange deutete Chris Hülsbeck eine Überraschung an.
In Sachen Turrican wird wohl etwas passieren. Genaueres ließ Komponist Chris Hülsbeck auf der gamescom 2018 in Köln nicht verlauten, aber das Gamerherz in mir schlägt höher bei dieser Nachricht. Turrican ist einer der Videospielklassiker. Mit Turrican auf dem C64 nahm die Spielreihe 1990 ihren Anfang. Es folgten Portierungen auf CPC, Amiga, Atari ST, CDTV, Mega Drive, GameBoy, PC Engine und Sinclair ZX Spectrum. Jetzt sollen weitere Portierungen erfolgen, so deutete es Hülsbeck mir gegenüber an. Chris Hülsbeck schrieb die Musik zu der erfolgreichen Serie.
Auf der gamescom gab es einen Schaukasten von Factor 5 dem Schöpfer von Turrican. Dort waren alle verschiedene Versionen des Spiels und die Arbeiten von Factor 5 ausgestellt, wie zahlreiche Star Wars-Games. Fans wie ich standen begeistert vor der Vitrine und entdeckten etwas ungewöhnliches: Turrican 4 für die Nintendo Switch.
Der gelungene Aprilscherz Turrican 4 für die Nintendo Switch war ausgestellt. Es soll aber nicht beim Scherz bleiben.
Sollte Factor 5 still und heimlich den Klassiker bereits jetzt schon auf eine Next Gen-Konsole postiert haben? Und das ohne den üblichen PR-Lärm? Nein, natürlich nicht. Was die Besucher der gamescom zu sehen bekamen, war der Aprilscherz von IGI Switch Team, der Firmengründer Julian Eggebrecht so gut gefallen hat, dass sie ihn auf der gamescom ausstellten. . Damals zum 1. April brachte IGI Switch Team die Fake-Verpackung in Umlauf und Fans überschlugen sich vor Begeisterung.
Doch der ganze Spaß könnte jetzt Wirklichkeit werden. Factor 5 wurde im Jahr 2017 wiedergegründet, nachdem das Unternehmen von 1987 bis 2010 in Köln gearbeitet hat. Inzwischen hat Factor 5 die Rechte von Turrican von Rainbow Arts und Softgold zurückgekauft. Es scheint also alles auf eine Wiederbelebung von Turrican hinzuweisen. Und ich weiß jetzt schon, das ich mir Turrican 4 kaufen werde.
Hinweis: Dieser Text entstand ursprünglich im Rahmen eines Bloggerseminars für das Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter (AZK) in Königswinter.
Am Wochenende muss meine Frau ganz besonders auf mich aufpassen, dass ich nicht in Versuchung gerate. Nein, nicht wegen andere Frauen, sondern wegen alter Computer-Hardware. Am Wochenende findet in München wieder einmal das Vintage Computer Festival statt und ich möchte wieder mit dabei sein. Es ist zum elften Mal in der Landeshauptstadt und ich war schon ein paar Mal dabei. Das VCFe widmet sich in jedem Jahr einem Schwerpunktthema. Diesmal ist es: (Online-)kommunikation: Endlich wieder Reden.
Zunächst reizt mich die Ausstellung. Hier sind oftmals verschrobene Typen (mit allem Respekt) und es lässt sich prima Fachsimpeln über alte Rechner. Meine älteste Maschine ist eine alte Lisa von Apple, die noch voll funktionstüchtig ist. Ich freu mich, gleichgesinnte Kollegen zu treffen und in alten Zeiten zu schwelgen. Interessant sind auch die Vorträge. In einer Reihe von thematisch gegliederten Vorträgen werden einzelne Systeme detailliert vorgestellt, kontroverse Fragen im heutigen Licht neu betrachtet sowie einzelne interessante Entwicklungen der Vergangenheit vorgestellt. Ich freu mich vor allem über einen Vortrag von Jan Zottmann über Musik aus klassischen Computerspielen. Die Musik aus alten Computerspielen ist alles andere als vergessen. Heute gibt im Internet eine ebenso aktive wie kreative Community, in der die Klänge aus den Tagen von C64, ST, Amiga und Co. verehrt werden – Komponisten wie Chris Hülsbeck (Turrican, Giana Sisters), Jochen Hippel (Wings of Death) oder Jim Cuomo (Defender of the Crown) genießen Kult-Status und landen gelegentlich sogar auf CD-Compilations.
Die Veranstalter schreiben so nett: „Also lasst uns zurückkehren in die guten alten Tage, als Hacker noch keine Sicherheitsberater, Bytes noch keine Megabytes und kleine grüne Männchen noch kleine gruene Maennchen waren!“