Posts Tagged ‘Rathaus’

Mein Abend als Wahlhelfer

9. Oktober 2023

Nach vielen Jahren Pause war ich wieder Wahlhelfer bei der Landtags- und Bezirkswahl in Bayern. Ich hatte mich bei meiner Gemeinde Maisach vor Monaten im Wahlamt als Beisitzer gemeldet und zunächst sah es so aus, dass ich gar nicht zum Zuge kommen würde. Aber je näher der Wahltermin rückte, desto mehr Freiwillige sprangen ab, wurden wohl krank und ich rückte nach. Für mich ist die Wahl selbst und auch das Auszählen der Stimmen ein Akt von lebendiger Demokratie, die mir doch sehr am Herzen liegt.

Ich war für das Auswählen im Briefwahlbezirk BW 021 eingeteilt. Um 16 Uhr sollte ich Erscheinen und es wurde schnell klar, dass die Bürgerinnen und Bürger gerne per Briefwahl ihre Stimmen abgeben wollten. Die Umschläge waren in zwei grauen Plastikurnen verschlossen und warteten darauf, ab 18 Uhr geöffnet und ausgezählt zu werden. Wir hatten etwas über 400 Umschläge zu öffnen.

Bis es soweit war, gab es eine fachkundige Einweisung durch Tobias Ottillinger und seinen Stellvertreter Michael Andermann. Ruhig, ohne Aufregung, aber höchst professionell wurden das Vorgehen für die nächsten Stunden durchgesprochen. Wichtigster Satz: „Keine Hektik, immer Ruhe bewahren und konsequent arbeiten.“ Zuerst die Stimmen zur Landtagswahl, dann die Bezirkswahl.

Immer wieder verirrten sich Wähler in unseren Auszählraum, um ihre Stimme abzugeben. Wir waren in der Turnhalle I der Grundschule untergebracht. Aber die Stimmabgabe mit den Wahlkabinen war in anderen Gebäuden der Gemeinde untergebracht. Aus Tradition kamen die Wählerinnen und Wähler allerdings in unsere Turnhalle, wo wir sie wieder wegschicken mussten. Auf der Wahlbenachrichtigung stand der genaue Ort der Stimmabgabe, bei manchen kam Google Maps dann zum Einsatz, um über die Straße zu gehen.

Die Gemeinde Maisach hatte uns gut präpariert, nur noch ein paar Kugelschreiber mussten aufgetrieben werden, was aber kein Problem war, denn das Rathaus als Schaltzentrale liegt um die Ecke. Als Proviant gab es Müsliriegel und Salzbrezn sowie Mineralwasser.

Gegen 17:30 Uhr schaute Bürgermeister Hans Seidl herein, danke für das Engagement und hatte den einen und anderen aufmunternden Spruch auf Lager. Als Rathauschef lastet ein Druck auf ihn, dass die Wahl reibungslos abläuft, aber Seidl strahlte Ruhe und Routine aus. Um 17:54 Uhr kam übrigens der letzte Wähler mit Kinderwagen in unseren Auszählraum. Ob er es noch rechtzeitig zur Stimmabgabe in seinem Wahllokal geschafft hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber kurz vor knapp zur Wahl zu gehen, ist für mich persönlich auch ganz schön mutig.

Dann zeigte die Turnhallenuhr 18 Uhr und dann begann für mich die große Überraschung. Während ich am Smartphone auf die erste Hochrechnung zur Landtagswahl starrte, wollten andere den Spielausgang zwischen FC Bayern und Freiburg wissen. Bayern gewann übrigens 3:0.

Dann ging es konsequent an die Arbeit. Wahlscheine und Stimmzettel in Zehnerstapel abzählen und stapeln. 408 Umschläge waren es bei uns. Erst die kleinen und dann die großen Umschläge und genau zählen. Gegenchecken und gegebenenfalls nochmals zählen. Gerade bei den großen Stimmzetteln musste der Überblick gewahrt werden, ob nicht zwei oder mehr Stimmen auf Zettel abgegeben wurden. Es galt ja: Eine Stimme pro Wahlzettel. „Keine Hektik, immer Ruhe bewahren und konsequent arbeiten“, hatte unser Wahlleiter Tobias Ottillinger ausgegeben und recht behalten. Eine ungültige Stimme war dabei. Auf dem Hallenboden der Turnhalle wurden die Stimmzettel nach Parteien sortiert, nochmals gezählt und dann begann das Auszählen der großen Bögen, erst Landtagswahl, dann Bezirkswahl.

Gegen 22:45 Uhr waren wir fertig. Alles kontrolliert und zu Protokoll gegeben. Die Stimmzettel wurden in braune Papiersäcke gepackt und versiegelt. Ottillinger und Andermann überprüften die Siegel, alles wurde zusammengepackt und die Kolonne brach in Gänsemarsch zum Rathaus auf, um dort unsere Unterlagen abzugeben. Damit war es aber noch nicht zu Ende. Unsere Daten wurden nochmals vom Wahlleiter überprüft, in den Rechner eingegeben und an das Landratsamt gemeldet. Erst dann waren wir entlassen – für diese Wahl. Um 23:30 Uhr war ich zu Hause.

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Die Europawahl ist am Sonntag, 9. Juni 2024. Erstmals können auch Unionsbürgerinnen und -bürger wählen, die am Wahltag das 16. Lebensjahr vollendet haben. In Deutschland gibt es mehr als 66 Millionen Wahlberechtigte, EU-weit sind es rund 350 Millionen Wahlberechtigte. Bei uns in Maisach werden es ein paar weniger sein. Ich hab mir den Termin auf jeden Fall im Kalender geblockt, vielleicht braucht man mich wieder.

Kunstautomat in Hersbruck

27. Februar 2023

Zigaretten sind tödlich, Kunst dagegen nicht. Zigaretten benebeln den Kopf, Kunst befreit den Kopf. Was liegt es da näher als Zigarettenautomaten in Kunstautomaten umzuwandeln? Dies haben sich Ehrenamtliche im fränkischen Hersbruck gefragt und kurzerhand einen Kunstautomaten gegenüber dem Rathaus bei Post/Bürgerbüro zu schaffen. Der Automat selbst ist auch ein Kunstwerk und ist interessant zu betrachten.

Statt Zigaretten gibt es nun Kunst aus den Fächern, geschaffen von regionalen Künstlern. Mit 5 Euro in Münzen ist man dabei und kann sich Kunst ziehen. Nachdem der Automat über drei Jahrzehnte als Zigarettenautomat sein Dasein fristete, tut sich die Mechanik mit der Kunst manches Mal ein wenig schwer. Die Münzen fallen durch und es klemmt mal hier und dort. Aber beim wiederholten Geldeinwurf kommen kleine Kunstwerke heraus.

Wenn eine Schublade blockiert, dann ist das Kunstwerk ausverkauft – das war bei den Zigaretten so und ist bei der Kunst genauso. So gibt es im Moment zum Beispiel niedlichen Ohrhänger von Emsomatic. Der Kunstautomat gefällt mir gut und hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Wer auf dem Laufenden sein will, der kann bei Facebook und Instagram schauen, welche neuen Kunstwerke es gibt

Blaue Schafe im Rathausgarten

18. Oktober 2022

Nachdem ich im Moment Pink Floyds geniales Album Animals höre, stattete ich den blauen Schafen vor dem Rathaus meines Wohnorts Maisach einen Besuch ab.

Die Kunstinstallation Blaue Schafe von Rainer Bonk stehen im Rathausgarten und sind sehr schön anzusehen. Diese Blauen Schafe möchten Denkanstöße geben, auf das Verbindende hinweisen und für ein friedliches Miteinander und Toleranz werben – auf der Basis von Wertschätzung des Anderen.

Und nein: Die Schafe sind kein Symbol für die Corona-Maßnahmen. Gegner und Schwurbler bezeichneten die Masse der Bevölkerung als Schafe, die endlich aufwachen müssten. Das ist nicht gemeint.

Als serielles Kunstwerk wurde das Blauschaf vom Aktionskünstler Rainer Bonk 2001 geschaffen. Im Rahmen einer europaweiten Ausstellungstour wirbt die „Blaue Herde“ für eine tolerante Geisteshaltung.
Die Signalfarbe Blau steht für das Verbindende – es ist die Farbe der EU, der UNO sowie von UNESCO und Unicef.

Anfangs standen die Schafe als Kunstwerk im Rathausgarten. Mittlerweile sind sie mit einem kleinen, niedrigen Weidezaun eingezäunt. Wahrscheinlich damit sich kein Kind auf das Kunstwerk setzt.

Corona-Virus: Tag 4 der Ausgangsbeschränkung – Bürgermeister Hans Seidl über den Zusammenhalt in Maisach

25. März 2020
Bürgermeister Hans Seidl von Maisach zur Situation in der Gemeinde Maisach. Bürgermeister Hans Seidl zur Situation in der Gemeinde Maisach.

Als ich mich am Dienstag, dem vierten Tag der Ausgangsbeschränkung, auf den Weg zum Maisacher Rathaus machte, musste ich erst einmal kräftig über mich selbst lachen. Die Straßen unseres Dorfes waren menschenleer. Kein Fußgänger, kein Radler, kein Auto waren auf der sonst vielbefahrenen Kreuzung Bahnhofstraße/Aufkirchner Straße unterwegs, aber ich wartete brav an der roten Ampel.
Den Kindern ein Vorbild drückte ich automatisch den Knopf der Ampel und wartete auf mein grünes Lichtzeichen für Fußgänger. Während ich wartete, kam kein Auto. Die Ampel sprang auf Grün um und ich ging über die Straße. Ja, ich kann aus meiner Haut nicht raus. Ich weiß, es ist einfach lächerlich.

Vor dem Maisacher Rathaus hatte ich mich mit Bürgermeister Hans Seidel zum Interview verabredet. Wir trafen uns vor dem Rathaus, nicht im Amtszimmer des vor kurzem wiedergewählten Rathauschefs. Grund: Corona. Die Begrüßung erfolgte ohne den üblichen Handschlag mit einem Abstand von mindestens zwei Meter.
Im Netz sehe ich Bundes- und Landespolitiker, aber ich wollte von dem gewählten Gemeindeoberhaupt meiner Gemeinde Maisach wissen, wie die Situation sich vor Ort darstellt.
Hier das komplette Videointerview. Der eiskalte Wind auf dem Vorplatz war ziemlich heftig, daher Ohren auf und Ton hochdrehen.

Wichtigste Aussage für mich: Nur im Zusammenhalt könne Maisach die Krise überstehen. Als Bürgermeister nehme er die Probleme der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst, wie die Diskussion um das Schließen der großen Wertstoffhöfe. Hier werde an einer Lösung gearbeitet. Wie die Lösung aussehen kann, erklärte Seidl nicht.
In Bezug auf Corona gebe es keine Zahlen aus der Gemeinde. Allerdings rechnet der Bürgermeister mit einer Dunkelziffer. Im Moment sei die Lage noch entspannt. Der Kontakt der Bürgermeister und der Verwaltungen im Landkreis funktioniere und man stehe auch im intensiven Kontakt mit dem Landratsamt. Wichtig für Hans Seidl: „In der Krise muss man Nähe zeigen“ – daher auch mein Dank an den Maisacher Bürgermeister für dieses Interview.

Digitalisierung in der Verwaltung: Beantragen eines Reisepasses

20. April 2018

Kleines Digitalisierungserlebnis gefällig? Mein Reisepass ist abgelaufen und da ich bald nach Großbritannien will, stand die Neuausstellung der Ausweispapiere an. 

Abgelaufen - ein neuer Reisepass muss her und ich wollte mich über den Stand der Digitalisierung in der Verwaltung erkundigen.

Abgelaufen – ein neuer Reisepass muss her und ich wollte mich über den Stand der Digitalisierung in der Verwaltung erkundigen.

Auf der Website meiner bayerischen Heimatgemeinde die Öffnungszeiten des Einwohnermeldeamtes nachgeschaut und gehofft, dass ich gegebenenfalls den Verwaltungsakt irgendwie elektronisch über die Bühne bringen kann – Fehlanzeige. Naja, zumindest die Website „Mit der Maus ins Rathaus“ hat die Öffnungszeiten des Einwohnermeldeamtes parat gehabt.

Als nächstes stand ein neues Passfoto auf meinem Programm. Biometrisch muss es ja sein, also häßlich und die biometrische Daten müssen wunderbar erfasst werden können. In Ermangelung eines Fotografen am heimischen Dorf musste ich in die nächste Stadt fahren, Parkplatz gesucht, Gebühr bezahlt und zum Fotografen spaziert. Der angetroffene Fotograf ist natürlich kein ausgebildeter Fotograf, geschweige denn mit Meisterprüfung, sondern ein netter Mensch mit Digitalkamera. Richtig ausleuchten, meine Brille mit gelben Gläsern ist immer eine Herausforderung. Klick und das Foto meines Konterfeis wurde digital erstellt. Ich schaue nicht freundlich, ich schaue biometrisch.

Und dann wurden die Bilder ausgedruckt. Der Übergang von der digitalen Welt in die analoge Welt wurde vollzogen. Bezahlt, ab zum Auto und ins Passamt meiner Heimatgemeinde gefahren und in die Schlange gestellt. 

Die zuständige Sachbearbeiterin war sehr freundlich und wir bestellten zusammen den Reisepass samt Abgabe weiterer biometrischer Daten wie Fingerabdrücke. Dann wurde mein analoges Passbild wieder eingescannt. Der Übergang von der analogen Welt in die digitale Welt wurde wieder vollzogen. Auf meine Bemerkung hin, dass ich das Bild auch digital liefern könnte, winkte die freundliche Sachbearbeiterin ab. Das ginge nicht wegen den Viren und der Sicherheit – aha, weiß ich das auch jetzt. Ob jemand im Rathaus seinen USB-Stick in seinen Rechner steckt, hab ich nicht gesehen.

Per QR-Code den Stand der Produktion abfragen.

Per QR-Code den Stand der Produktion abfragen.

Jetzt beginnt die Zeit des Wartens. Ich kann online nachsehen, ob der Pass von der Bundesdruckerei bei uns schon angekommen ist. Ich erhielt von der freundlichen Dame einen Papierzettel mit den Dokumentennummern und aufgedruckten QR-Code. Hier kann ich den Status meines Dokuments abfragen. Das neue iOS vom iPhone hat den QR-Code-Reader integriert. Wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung der Digitalisierung der Verwaltung. 

Gibt es andere Erfahrungen? Gibt es bei euch andere Wege der Digitalisierung in der Verwaltung? Ich bin auf Erfahrungsberichte gespannt.