Die deutsche Antwort auf Raumschiff Enterprise war Raumpatrouille Orion und ich habe mir die sechsteilige Serie mal wieder auf Laserdisc angeschaut.
Es war ein „Märchen von übermorgen“ und anders als die friedliebenden Trekkies war Orion eher militärisch geprägt. George Lucas muss die Serie irgendwie gesehen haben, denn die Uniformen der imperialen Offiziere sehen doch ganz nach Raumpatrouille aus.
Innovativ war die Serie auf jeden Fall. Sie sah Erfindungen voraus, wie manche andere SF-Serie ebenso. Die Apple Watch kam ebenso vor wie FaceTime, die Visiorübertragung hieß. Allerdings wurde die Navigation durch den Raum noch mit Lochstreifen geführt – ganz so modern war man dann doch nicht. Und die Roboter der Serie glichen dann doch den Kampfmaschinen aus Ghost in the Shell – es kommt eben alles wieder.
Raumpatrouille war stilprägend. Das auf jeden Fall. Die Serie hatte Auswirkungen auf die Popkultur in Deutschland. Ein Beispiel ist, dass der Countdown zum Start bei Kraftwerk wieder aufgenommen wurde – was kann es für einen besseren Ritterschlag geben?
Aber ich musste beim Wiedersehen der Serie ganz schön schlucken, wenn ich das Frauenbild der damaligen Zeit ansehe. Natürlich war es überzogen, aber ein wahrer Kern steckte sicherlich im Drehbuch. Das Rollenbild der Sechziger war in Raumpatrouille festgeschrieben. In Folge 5 erklärt Commander Cliff Allister McLane mit völligem Unverständnis: Auf Chroma bestimmen die Frauen. Es fällt sogar die Ausdrucke „Weiberkolonie“ und „Amazonenzirkus“. In Sachen Emanzipation hatten die Chauvinisten der Raumpatrouille dann doch einigen Nachholbedarf.
Was mich ärgert. Von der Serie gibt es neben der Laserdisc nur eine DVD Raumpatrouille , aber leider keine Blu-ray. Warum eigentlich?
Ach ja, die Musik von Peter Thomas ist noch immer göttlich und wehe, hier widerspricht jemand. Ich habe sogar noch eine limitierte, signierte Ausgabe.
„Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ hat mich ratlos hinterlassen. Auf dem ersten Blick besitzt der Film aus dem DC-Universum keinerlei Sympathie-Figuren. Alle Figuren sind ordinär, brutal, gewalttätig, gewissenlos – es ist Trash pur, was uns Regisseurin Cathy Yan und der Drehbuchautorin Christina Hodson da präsentieren. Der Spaß, Familien die Haut von den Gesichtern zu ziehen, erschließt sich mir einfach nicht.
Ich hatte eine Einladung zum Kinobesuch von meinem Kollegen Markus von Filmreport bekommen, der wiederum zwei Eintrittskarten und Cocktails von der 35mm Bar im Münchner Mathäser gewonnen hatte – vielen Dank dafür.
Ich hatte den Vorgänger „ Suicide Squad“ von 2016 kaum etwas Unterhaltendes abgewinnen können, so war ich auf die Fortsetzung „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ gespannt. Wie wird entwickelt sich die Figur der wahnsinnigen Harley Quinn weiter? Nachdem der Joker seine Freundin fallen ließ, dreht die Dame nun völlig ab und mordet sich durchs Leben. Aber es gibt noch schlimmerer Halunken in dem Film, was das Morden der schrillen Dame relativieren soll.
Schrill, bunt, obszön ist ihre Welt der Fäkalsprache. Natürlich müssen Comicverfilmungen überzogen sind, aber so richtig gezündet hat die bunte Welt der Bilder bei mir nicht. Und das ging anderen wohl auch so. In den USA wurde kurzerhand der Titel des Films geändert, damit die Zuschauer ins Kino kommen. Harley Quinn Wurde im Titel vorangestellt, um eine Google-Optimierung zu erreichen. Am Startwochenende hatte Warner mit 50 Millionen US-Dollar in den USA gerechnet, es kamen aber 33 Millionen US-Dollar in die Kassen. Als Grund wurden der seltsame Humor und die Erzählstruktur genannt.
Interessant fand ich an dem Film dagegen wirklich die Erzählweise. Immer wieder wird der Zuschauer durch Rückblenden und Zeitsprünge aus dem Erzählfluss gerissen. Der Film springt zurück, setzt neu an und zeigt dadurch andere Sichtweise. Vielleicht hat das den einen oder anderen Zuschauer verwirrt, mir hat diese ungewöhnliche Erzählweise in einem Blockbuster gefallen.
Und als Filmfan habe ich die Anspielungen genossen. Da wird wunderbar zitiert aus Tope Hoopers „ Das Kabinett des Schreckens“ von 1981 zitiert, es scheint ein wenig Kubricks Der Tiger von New York durch und auch Bösewicht Scaramanga aus dem Bond-Film „der Mann mit goldenem Colt“ von 1974 lässt grüßen.
Wie geschrieben fand ich „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ auf den ersten Blick einen belanglosen und unnötigen Trash. Einen Tag später drehen sich meine Gedanken um die Emanzipation der Figuren. Auf einer tieferen Ebene ist „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ ein wirklich ein emanzipatorischer Kampf gegen Unterdrückung, ein Auflehnen gegen die Macho-Kultur, wie sie oft auch in Comic-Verfilmungen zu finden ist. Weibliche Superhelden hatten bisher eng sitzende Kostüme, vielleicht mit ein ein bisschen Leder und knappen Stoff. Das ist hier nicht der Fall.
Die Macherinnen des Films, die handelnden Charaktere sind weiblich und haben unter Männern in ihrem Umfeld gelitten. Es ist keine Drei Engel für Charlie-Variante, sondern eher Thelma & Louise. Dr. Harleen Quinzel/Harley Quinn (Margot Robbie) hatte sich in den Joker verliebt und wurde von ihm abserviert. Zuvor bestand ihr Leben aus Schläge und Ablehnung. Sie biss sich durch, erlangte den Doktortitel und fiel nach ihrer Trennung in den white Trash zurück. Die Polizistin Renee Montoya (Rosie Perez) wird im Revier von Männern übergangen. Ihr Boss ist korrupt, die anderen Polizisten ebenso. Die kleine Taschendiebin wächst bei gewalttätigen Pflegeeltern auf der weibliche Robin Hood mit Armbrust hat gar die ganze Familie verloren. Ach ja, die Sänger – vergessen wir es. Die Figuren sind eindimensional und trotz interessanter Ansätze werde ich mir ein weiteres Sequel nicht mehr antun.
Bemerkenswert ist höchstens der Score von Daniel Pemberton – das Musikalbum mit Bum-Bum-Sängern kann mir gestohlen bleiben.
Die Uschi Obermaier Biografie ist sehenswert, aber nicht unbedingt lesenswert.
In einem Bücherschrank bei uns im Dorf entdeckte ich die Autobiografie von Uschi Obermaier und nachdem ich damals das Buch kaufen wollte und es aber vergessen hatte, nahm ich das Taschenbuch High Times: Mein wildes Leben gerne mit. Nun – innerhalb eines Tages hatte ich das Buch gelesen und es war gut, dass ich es mir nicht gekauft hatte, denn große Literatur ist es sicher nicht. Uschi, du kannst viel, aber sicherlich nicht schreiben. Da half Co-Autor Olaf Kraemer schon ziemlich viel mit. Und dennoch: Der Stil gefällt mir nicht.
Ich bin mir aber sicher, die Klatsch-Kolumnisten hatten sich auf das Buch damals gestürzt. Obermaiers Bekenntnisse mit wem sie alles im Bett war: Und es ist ein Who-is-Who der Sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Das lebenshungrige Fotomodell stand auf bekannte Männer und holte sich die ins Bett, die sie wollte. APO-Theoretiker Rainer Langhans, die Musiker Jimi Hendrix und Mick Jagger, wohl auch Keith Richards, die Deutschrocker von Amon Düul und viele mehr. Wir erfahren, dass sie es zu einem flotter Dreier mit Bowie und Jagger nicht gekommen ist. Sie traf auch allerhand Polit-Promis der linken Szene wie Fritz Teufel, Kunzelmann, Horst Mahler und Holger Meins. Für das hübsche Mädchen aus Sendling war alles ein großer Spaß: Sex, Drugs und Rock‘n Roll. Ausführlich berichtet sie in ihrem Buch über die Sex- und Drogenexperimente – Politik lässt sie im Großen und Ganzen außen vor. Kein Bekenntnis zur Aktivistenszene aber auch keine Distanzierung – ich hätte eigentlich auf mehr Reflexion gehofft, aber die Bettgeschichten waren ihr wohl lieber.
Ich finde Uschi Obermaier als Modell attraktiv und hätte mehr über ihre Arbeit mit den großen Modefotografen gehört. Aber das spart sie aus: Sie schreibt mehr, wie sie sich beim Shooting und in der Modelszene von New York gefühlt hat, über die Arbeit als begehrtes Fotomodell schreibt sie kaum etwas. Es kommt ein wenig Helmut Newton zur Sprache, aber der Tiefgang hält sich in Grenzen. Der Leser erfährt, dass Newton kein Menschenfreund gegenüber seinen Modellen war. Ach ja, das Buch hat einzige schöne Bilder von Obermaier zu bieten, mal mit Klamotte, mal ohne. Und ja, Uschi Obermaier war eine schöne Frau.
Der zweite und größere Teil des Buches geht um die große Liebe von Uschi Obermmaier: Dieter Bockhorn. Bockhorn war ein typischer Lude, ein Mitglied des Hamburger Kiez. Als Nachtclubbetreiber machte er sich einen Namen auf der Hamburger Reeperbahn und er war ein ganzer Kerl in den Augen von Uschi Obermaier. Im Grunde war der Typ voll auf Droge und Uschi Obermaier folgte ihm, verfiel ihm nahezu. Die beiden gingen auf ausgedehnten Reisen mit umgebauten Bussen durch Pakistan, Afghanistan und Indien, wo sie rituell heirateten. Die Reisegeschichten lesen sich flüssig und interessant, vor allem wenn das Schlitzohr Bockhorn seinen Stoff über die Grenze schmuggelte – einmal sogar in Person eines Bundeswehroffiziers.
Für mich ist die Liebe Obermaiers aber ein schrecklicher Typ, aber manche Frauen fühlen sich zu solchen Typen hingezogen. Bockhorn betrug Obermaier, schlug sie auch und dennoch war sie ihm hörig. Nach den Drogen folgte der Alkohol und es kam zum Zusammenbruch. Er starb bei einem Motorradunfall in Mexiko und hinterließ eine gebrochene Uschi Obermaier.
Absolut schockiert hat mich sein Verhalten gegenüber einem 14jährigen Kind mit Namen Nadine. „Ich ficke die nur ein“, sagte Bockhorn in dem Buch von Obermaier. Ich finde so etwas verabscheuungswürdig und auch Uschi Obermaier war auf ihren Typen sauer, distanzierte sich aber nicht von diesem Kinderschänder.
Nun, das Fazit: Uschi Obermaier wollte viel, wollte aus dem Trott und Mief ausbrechen und das hat sie gemacht. Sie hat sich das genommen, was sie wollte und wartete nicht darauf, dass es ihr die Männerwelt zuteilte. Damit hat sie ihren Beitrag zur Emanzipation in Deutschland geleistet und dies ist wohl am Ende auch ihr Verdienst.