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Tristan und Isolde – Bayreuther Festspiele 2024 – meine Eindrücke

28. August 2024

Durch einen absoluten Glücksfall bekam ich dieses Jahr wieder die Möglichkeit Karten für die Richard Wagner Festspiele in Bayreuth zu erwerben. Als Fan des Sachsen und des Grünen Hügels musste ich natürlich zugreifen und genoss die Reise zu Tristan und Isolde zu den Bayreuther Festspielen nach Oberfranken.

Natürlich freute ich es zu Flanieren und den Gesprächen der Wagnerianer zu lauschen, was hier und dort nicht gepasst hat und wo es gelungen war. Fachsimpeln mit Bullshit-Bingo – genau meine Welt. Ich freute mich auf die zahlreichen ausländischen Gäste, neben mir saß ein Paar aus Frankreich, das zig Jahre auf die Karten gewartet hatte. In der Pause sah ich Japaner, er im klassischen Anzug, sie in japanischer Tracht – wunderbar. Und ich hatte den Eindruck dass Dr. Edgar Schönferber eine Reihe vor mir saß und wieder auf Bildungsbürger machte. Ich trug dieses Mal meinen schwarzen Gehrock, zog ihn aber im hölzernen Zuhörerraum aus. Meine Lederschuhe stammten aus Berlin. Die Hitze der vergangenen Wochen ist nicht aus der Holzhütte rauszubekommen. Ich beneide meine wunderbare Gattin im luftigen Kleid.

Tristan – Schwere Kost
Ich muss zugeben, dass ich nicht der absolute Tristan-Fan bin. Zwar hab ich schon Inszenierungen der romantischen Oper in Bayreuth gesehen, aber ich werde nicht richtig warm mit der Oper.

Aber ich war neugierig, denn Festspielchefin Katharina Wagner hat die überzeugende Inszenierung von Roland Schwab schon nach zwei Jahren aus dem Programm geworfen und sie durch eine Inszenierung des Isländers Thorleifur Örn Arnarsson ersetzt, was meiner Meinung nach eine falsche Entscheidung war. Der Tristan wurde für mich noch zäher oder sagen wir es mal so: Ich bin wohl mit meinen Mitte 50 Jahren noch nicht bereit für diese Erwachsenen-Oper von Richard Wagner. Mir fällt kein anderer Begriff als Erwachsenen-Oper ein. Publikum einschließlich mir waren von der sängereschen Leistung beeindruckt, das merkte man am Schlussapplaus.

Während der sechs Stunden machte ich mir Gedanken, warum ich mich mit Tristan so schwer tue. Für mich gilt Tristan und Isolde“ von Richard Wagner als eine Erwachsenen-Oper, weil sie sich mit komplexen, tiefen Themen und Emotionen beschäftigt, die ein erwachsenes Publikum ansprechen. Ein paar Gedanken dazu.

Die Oper behandelt existenzielle Fragen von Liebe, Tod, Schicksal und Transzendenz. Es geht um die Intensität der romantischen Liebe, die über das physische Leben hinausgeht, und die Suche nach Erfüllung in einer höheren spirituellen Ebene. Solche Themen erfordern ein gewisses Maß an Lebenserfahrung und philosophischem Verständnis.

Die Liebesgeschichte zwischen Tristan und Isolde ist extrem leidenschaftlich, aber auch tragisch und schmerzvoll. Sie ist geprägt von Schuld, Verboten und inneren Konflikten. Die emotionale Komplexität dieser Beziehung und die tiefen Gefühle der Charaktere sind oft schwer verständlich oder nachvollziehbar für jüngere Menschen, die diese Art von emotionaler Reife noch nicht erreicht haben.

Wagners Musik ist für ihre Dichte und ihre innovative Harmonik bekannt. Die berühmte „Tristan-Akkord“-Struktur führt zu musikalischer Spannung und einer Auflösung, die sich erst über das gesamte Werk hinweg entfaltet. Dies erfordert von den Zuhörern nicht nur musikalisches Verständnis, sondern auch Geduld und die Fähigkeit, komplexe musikalische Entwicklungen zu schätzen.

Vielleicht bin ich nicht immer richtig bei der Sache und voll konzentriert. Da bi ich eher ein Fan von Parsifal. Wagner ließ sich bei der Konzeption von „Tristan und Isolde“ stark von der Philosophie Arthur Schopenhauers inspirieren, insbesondere von dessen Pessimismus und der Idee, dass der Wille (und damit auch das menschliche Begehren) zu leiden führt. Die Oper reflektiert somit philosophische Ideen, die oft schwer zu verstehen sind und ein höheres intellektuelles Niveau erfordern. Ich habe zwar ein wenig Schopi genossen, aber ich bin auch dann bei der Lektüre seiner Bücher ausgestiegen. Das liegt wohl an meinem Unvermögen.

Das Werk endet nicht glücklich, sondern in Tod und Erlösung. Diese Idee des „Liebestodes“, bei dem der Tod als einzige Möglichkeit gesehen wird, um vollkommene Liebe zu erreichen, ist ein sehr düsteres und reifes Konzept, das mehr auf Erwachsene und ihre tieferen Überlegungen zum Leben und der Endlichkeit abzielt.

Genuss in Bayreuth
Sechs Stunden auf Bayreuther Holzstühlen, da muss man Fan sein und ich hab es trotz aller Widrigkeiten genossen. Meine Frau und ich sind mit der Bahn nach Oberfranken angereist, haben im Ibis am Bahnhof genächtigt und zwei Tage Bayreuth genossen mit Bier und Bratwurst. Und wir haben eine liebe Freundin getroffen und als Bäckerei-Fan haben wir die Erfolgsbäckerei vom ehemaligen Handwerkskammerpräsidenten Thomas Zimmer, die Bäckerei Konrad Lang besichtigt.

Die Richard-Wagner-Festspiele in der oberfränkischen Stadt sind nun zu Ende gegangen. Letzte Opernaufführung war der „Tannhäuser“ unter der Regie von Tobias Kratzer. Mehr als 58.000 Besucher sind in dieser Spielzeit auf den Grünen Hügel gekommen. Damit waren wieder alle Vorstellungen ausverkauft. Im vergangenen Jahr waren einige Tickets übriggeblieben. Mal sehen, ob ich 2025 wieder an Karten komme.

Moderner Flair am Grünen Hügel
Der Grüne Hügel ist flotter geworden, nicht so altbacken und verstaubt wie vor Corona-Zeiten. Nach Corona war ich nur bei einer Generalprobe dabei, so dass ich das Festivaltreiben nur aktuell beurteilen kann. Das Catering wurde komplett auf den Kopf gestellt und wird nun durch wahnfood durchgeführt. Das ist ein deutlicher Fortschritt zum bisherigen Steigenberger-Konzept. Die wahnfood GmbH ist ein ein junges Unternehmen aus Bayreuth in Oberfranken, dass sich auf kreatives Event-Catering und Erlebnis-Gastro-Konzeption spezialisiert hat. „Wir liefern nicht nur die Kulinarik um ihr Event, sondern wir schaffen fühlbare Erlebniswelten, die nachhaltig in Erinnerung bleiben“, heißt es auf er Website. Zumindest für die Bayreuther Festspiele ist es gelungen.

Die dichte Bestuhlung wurde entzerrt und es gab mehrere Foodstationen. Zum Essen konnte man neben Lachs auch Austern für die beiden einstündigen Pausen vorbestellen. Die eisgekühlte Cola zum Durchhalten kostete 5,50 Euro – Pfand wurde nicht rausgegeben.

Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth waren während der ganzen Festspielzeit mit einem Stand vertreten und warben um Mitglieder. Ich wurde kein Mitglied, kaufte aber einen Kühlschrankmagneten.

Es gab sogar einen Fotopoint für die Instagrammer – musste ich auch gleich ausprobieren. Und es gab neuen Wagner-Merch. Nicht nur Büsten, Bücher, Noten und CDs von Wagner, es gab dieses Mal auch schwarze T-Shirts mit Sprüchen „Wahn! Wahn! Überall Wahn!“ gefiel mir am Besten.

Und natürlich durften die Wagner-Figuren von Ottmar Höhrl nicht fehlen. Dieses Mal waren am Grünen Hügel goldene Wagners aufgestellt, die ideale Fotomotive waren. Die Wagner-Figur verbeugt sich dieses Mal. Der Pop-up-Store in der Innenstadt von Bayreuth war allerdings schon im Abbau, so dass ich keine Figur erstehen konnte. Mal sehen, ob die Website von Hörl ab September noch was hergibt. Bei mir an Schreibtisch steht ein goldener Dirigenten-Wagner von Hörl, der dringend Gesellschaft braucht.

Und natürlich gab es wieder eine Festival-Bratwurst, Preis dieses Jahr 7,50 Euro. War jetzt nicht so der Hit, aber Rituale müssen eben sein, also rein damit. Die Gattin hat abgelehnt.

Zu den Ritualen gehört auch die Pausenmusik, die das Publikum zum Ende der Pause in das Festspielhaus rufen. Die muss natürlich auch jedes Mal von mir gefilmt werden. Hier bitte.

Und wer es genau wissen wollte, wie meine Besetzung und Aufführung ausgesehen hatte, hier die Beteiligten von TRISTAN UND ISOLDE VII am Montag, 26. August 2024
Musikalische Leitung: Semyon Bychkov
Inszenierung: Thorleifur Örn Arnarsson
Bühne: Vytautas Narbutas
Kostüm: Sibylle Wallum
Licht: Sascha Zauner
Dramaturgie: Andri Hardmeier
Chor: Eberhard Friedrich

Besetzung:

  • Tristan: Andreas Schager
  • König Marke: Günther Groissböck
  • Isolde: Camilla Nylund
  • Kurwenal: Olafur Sigurdarson
  • Melot: Birger Radde
  • Brangäne: Christa Mayer
  • Ein Hirt: Daniel Jenz
  • Ein Steuermann: Lawson Anderson
  • Junger Seemann: Matthew Newlin

Bayreuth: Beste Bratwurst in der Stadt im Bratwursthäuschen

25. März 2018

Wenn ich in Bayreuth bin, muss ich zum Bratwursthäuschen.

Wenn ich in Bayreuth bin, muss ich zum Bratwursthäuschen.

Franken ist für mich auch gleichbedeutend mit deftiger Kost und als ich jetzt eine halbe Woche aufgrund von zahlreichen Seminaren in Bayreuth weilte, probierte ich sie wieder: Die fränkische Bratwurst. Lecker kann ich euch sagen.
Im Moment warte ich auf den Internet-Metzger Claus Böbel, der in Rittersbach in Mittelfranken eine eigene Bratwursterlebniswelt neben seinen Bratwurstseminaren auf die Beine stellt mit Bratwursthotel (Schlafen unter dem Bratwursthimmel), Im September 2018 soll das die Genusswelt eröffnet werden. Derweil habe ich im oberfränkischen Bayreuth ein paar Bratwürste verköstigt.

Auf den Weg zu Haus Wahnfried überkam mich der Bratwursthunger. Ich ging an zahlreichen roten Buden vorbei, aber ich bliebt wie immer beim roten Bratwursthäuschen stehen. Es befindet sich in der Richard Wagner Straße 8. Die Semmeln oder Brötchen (wie auch immer) waren frisch und die Wurst hat super geschmeckt. Ich probierte erst eine Wurst im Brötchen, dann nahm ich als Nachschlag zwei Würste im Brötchen. Vor dem Bratwursthäuschen bildete sich immer eine Schlange. Diese Schlange bestand nicht nur aus Touristen wie mir, sondern es waren viele Bayreuther darunter, die die Qualität des Bratwursthäuschens schätzen.

Während ich meine erste Wurst genoss, betrachtete ich die Plakate, die aufgehängt waren. Darunter waren die Bratwurst-Schildkröte, die Sensation in der Tierwelt: Die Bratwurst-Schnecke und immer wieder „Guten Appetit“ und „Mund auf“. Und immer wieder fränkisch: „Unsa Bratworscht löscht kann Dorscht! Dess iss worscht. Sie zergeht auf der Zunga und beseitigt jeden Hunga!“ – Impressionen nach dem Motto „Reim dich oder ich fress dich“
Und was ich feststellen könnte: Die Bratwürste im Bayreuther Raum sind individuell. Jeder bereitet sie auf seine Art zu. Ich war in Leupoldsgrün im Gasthaus Löhner, dort genoss ich sie auf ausgezeichnetem Kraut.

In Leupoldgrün wurden sie so serviert ...

In Leupoldgrün wurden sie so serviert …

Richtig gut hat sie auch in Creußen im Landgasthof „Im Gärtlein“ geschmeckt, hier war sie ein wenig dunkler und ein Kraut – zum Reinlegen.

... und in Creußen so.

… und in Creußen so.

Also Franken, ich komm wieder.

Digitalisierung im Handwerk: Weg vom Ware verkaufen – hin zum Ware erleben

8. Januar 2018

Real einkaufen beim Internet-Metzger Claus Böbel.

Real einkaufen beim Internet-Metzger Claus Böbel.

Wenn ich in der Gegend bin, schaue ich immer gerne bei Claus Böbel in Rittersbach vorbei, ein kleines Nest in Franken, ein Ortsteil von Georgensgmünd. Über den pfiffigen Internet-Metzger Böbel habe ich schon öfters gebloggt und auch schon auf eine Veranstaltung eingeladen. Nachdem einer meiner Jahresvorsätze auch unter dem Schlagwort Digitalisierung steht, befragte ich Claus Böbel zu den Entwicklungen im Handwerk. Und Claus Böbel hat etwas Großes vor.
Seine Antworten mögen den etablierten Handwerkern nicht gefallen und dennoch sind sie überlegenswert. Viele Handwerker befinden sich auf dem Rückzug. Durch das Internet könnten sie sich einen Namen machen und ihre Marke stärken. Böbel setzt nach eigenen Angaben rund 50 Prozent seiner Waren im Internet zum. „Mit Digitalisierung lässt sich etwas bewegen“, so Böbel. „Im Moment bin ich digital gut aufgestellt, weil ich eine eigene Nische besetze.“ Als Metzger könne es aber kein Weg sein, Schnitzel oder Schinken über das Netz zu verkaufen, sondern man müsse sich seine Nische suchen. Bei Böbel sind es regionale Spezialitäten aus Franken, Innereien und Schlachtnebenprodukte.

Die Vision von Claus Böbel
„Wir müssen weg vom reinen Waren verkaufen, hin zum Ware erleben,“ so Böbel. Seine Vision ist ein „Flagshipstore für die fränkische Bratwurst in Rittersbach.“ Er träumt von einer „fränkischen Bratwurstwelt als touristisches Ziel.“ Aber Böbel träumt nicht nur, er geht ganz konkrete Schritte. Das Haus weiter baut er um zum Hotelrestaurant mit Themenwelt Bratwurst. „Schlafen unter dem Bratwursthimmel mit einem Restaurant, in dem es Bratwürste in allen Variationen gibt.“ Einen ersten Infoabend gab es bereits. Bei Böbel heißt es in Zukunft: „Ware erleben statt nur verkaufen.“ Seine Bratwurstseminare beispielsweise sind der Renner. Ich selbst habe ein solches exklusives Seminar besucht und bin begeistert.
Er glaubt, dass sich solche Erlebniswelten auch in einer digitalisierten Welt auf andere Gewerke übertragen. Es werde ein wenig Hirnschmalz benötigt – Wissenstransfer inklusive. „Die Möglichkeiten Mauern zu bauen und mein Wissen zu schützen habe ich durch das Internet nicht mehr.“

Hier das ganze Interview als Video in der Küche von Claus Böbel:

Kennen Sie die Coburger Erker?

27. September 2017

Zu Coburg habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ein Teil meiner Familie stammt aus der Herzogsstadt und ich arbeite immer wieder in diesem Ort, der sich nach dem zweiten ersten Weltkrieg freiwillig Bayern anschloss. Zur Spezialität gehört unter anderem die Coburger Bratwurst. Und wenn ich so am Marktplatz am Prinz-Albert-Denkmal herumstehe, fallen mir die Coburger Erker auf.

Anstehen für eine Bratwurst in Coburg

Anstehen für eine Bratwurst in Coburg

Erker gibt es natürlich viele, gerade in historischen Städten. Aber Coburg hat ganz spezielle, eben die Coburger Erker.
Der Coburger Erker ist eine Variante des Eckerkers, die so nur in Coburg gebaut wurde. Der Erker stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und zeichnet sich durch drei architektonische Besonderheiten aus. Das sind eine tragende Säule vor der Hausecke, eine zweistöckige Konstruktion und der Abschluss durch eine welsche Haube – so sagt es Wikipedia.


Und wenn ich so in Ruhe meine Bratwurst esse, mache ich mich auf die Suche nach den Original Coburger Erkern. Im Stadtbereich gibt es insgesamt fünf dieser Originalerker und zahlreiche Nachbildungen. Und ich habe Glück, am zentrale Marktplatz finde ich gleich welche. Da ich für eine zweite Bratwurst anstehe, habe ich einen Erker im Rücken. Im Coburger Stadthaus, gegenüber dem Rathaus, gibt es an der Gebäudeseite zum Markt gleich zwei dieser besonderen Erker. Da im Moment die bayerische Landesausstellung in Coburg stattfindet, lohnt sich der Besuch von Coburg auf jeden Fall und wenn man schon mal da ist, kann man auch Erker anschauen.

Internationaler Flair mit regionalen Gerichten: Liebesbier in Bayreuth

8. März 2016

Liebesbier heißt die neue Event-Gastronomie in Bayreuth.

Liebesbier heißt die neue Event-Gastronomie in Bayreuth.

Denk ich an die fränkische Küche, dann denke ich erst einmal an Kloß mit Soß. Das ist zwar fein, Schäuffele und Karpfen mag ich auch, aber ich will auch eine Abwechslung auf dem Teller. Eine besondere kulinarische Abwechslung habe ich vor kurzem in Bayreuth erlebt. Dort gibt es auf dem Gelände der Brauerei Maisel die neue Eventgastronimie Liebesbier.
Als Münchner wartete ich vor dem Liebesbier auf Einlass. Um 17 Uhr öffnet das Restaurant und vergibt die freien Plätze. Eine Reservierung für später am Abend ist dringend erforderlich. Also stand ich vor dem Liebesbier und dachte mir: Die Säule mit Schale am Eingang kenn ich doch. Und richtig. Die Säule stand jahrelang vor der Münchner Nobel-Location P1. Jetzt steht das Teil in Bayreuth. Münchner Style in der Richard Wagner-Stadt Bayreuth.

Das P1 aus München grüßt.

Das P1 aus München grüßt.

Liebesbier bedeutet Erlebnisgastronomie pur und es ist ein Gemeinschaftsprojekt von Brauer Jeff Maisel und den Gastronomen Thomas Wenk, Ute Wenk und Andrea Bauernfeind. Als ich zum Testessen kam, saß ich mit einer Gastronomie-Familie aus Bamberg am Tisch, die das Restaurant genau unter die Lupe nahmen und sich anerkennend äußerten. Die Gastronomiefläche vom Liebesbier hat knapp 280 Innenplätze und bei warmen Temperaturen kommen 300 Außenplätze hinzu. Der Biergarten wird gerade angelegt. Im Mittelpunkt des gastronomischen Konzepts stehen Bier und Handwerk. Der Ort ist historisch: In der alten Brauerei Maisel von 1887 gibt es neben einem Museum auch eine Showbrauerei. Es handelt sich um die funktionsfähige Brauerei ‚Maisel & Friends Brauwerkstatt‘ mit einem 25 hl Sudwerk.


Ich hab mich sofort wohlgefühlt im Liebesbier. Als ich auf mein Essen gewartet habe, probierte ich Waren der eigenen Bäckerei; Brot und Treberkekse. Die Getränkekarte fasziniert und überfordert zugleich. Schließlich steht das Thema Bier im Vordergrund. Neben 21 Bierhähnen gibt es bis 80 Flaschenbiere: Typisch fränkische, klassisch bayerische und moderne Edel- und Craftbiere aus der ganzen Welt. Als Wasser wird Brauwasser aus dem Fichtelgebirge verwendet. Das Konzept Craftbeer ist voll im Kommen und jetzt auch in Bierland Oberfranken angekommen. Craftbeer ist im Grunde nichts anderes als handwerklich gebrautes Bier – und es wird mit den Zutaten experimentiert. Mehr und mehr Privatleute fangen an, Bier zu brauen. Der Trend schwappte von den USA zu uns herüber. Eigentlich peinlich, dass wir selbst als Braunation nicht auf die Marketingidee kamen, aber die Brauerei im Liebesbier haben im Jahr des Reinheitsgebot die Idee des Craftbeers perfekt aufgenommen und verfeinert. Aber Bier alleine kann es nicht sein. Feines Essen gehört zu gutem Bier dazu. Und hier kommt Küchenchef Michael Waigel in Spiel.


Sein Credo ist Regionalität und damit fährt er sehr gut. Es gibt hauptsächlich saisonale Produkte. Trotz Oberfranken gibt es keinen Kloß mit Soß. Die Küche ist fein, aber bodenständig. Ich startete mit einem Beef Tatar, handgeschnittenes Roastbeef auf handgerösteten Liebesbier-Brot und Charlotten und marinierte Gurken. Sehr feiner Geschmack.

Beef Tatar, handgeschnittenes Roastbeef auf handgerösteten Liebesbier-Brot und Charlotten und marinierte Gurken

Beef Tatar, handgeschnittenes Roastbeef auf handgerösteten Liebesbier-Brot und Charlotten und marinierte Gurken

Als Hauptgang wählte ich Grillinger Deluxe. Dahinter verbergen sich hausgemachte Trebern-Bier-Bratwürste und karamellisiertes Kohlgemüse und Brot. Lecker kann ich nur sagen.

Grillinger Deluxe

Grillinger Deluxe

Zudem gab es Kung Fu Zander, ein gebratenes Zanderfilet mit Kartoffelrösi und marinierten Babyblatt Spinat.

Kung Fu Zander, ein gebratenes Zanderfilet mit Kartoffelrösi und marinierten Babyblatt Spinat.

Kung Fu Zander, ein gebratenes Zanderfilet mit Kartoffelrösi und marinierten Babyblatt Spinat.

„Aus unserer Lieblings-Küche kommen nur regionale Produkte. Wie bei unseren Bieren verlassen wir uns auch bei den Zutaten auf Lieferanten, die wir persönlich kennen, denen wir vertrauen und deren Produkte wir selbst probiert haben. Einige Leckereien stellen wir selbst her: Das Brot kommt frisch aus unserer Backstube, unser Brauwasser wird aus unserem Brunnen geschöpft und Fisch in unserem Ofen geräuchert“, so Küchenchef Michael Waigel.


Chefkoch Michael Waigel ist seit 2004 in der Bayreuther Schlossgaststätte Eremitage Küchenchef und Geschäftspartner. Hier kocht er fränkisch unter Verwendung bester und frischester Produkten aus der Region, auf Vorbestellung auch exquisite Menüs. Er ist aktiv bei der Gourmet-Veranstaltung „Gala der Köche“ in Bayreuth. Er war u.a. Küchenchef bei Steigenberger, auch im Festspielhaus; Küchendirektor in mehreren Maritim Hotels (5 Sterne Hotels), Küchenchef Europäischer Hof Baden Baden (5 Sterne). Zudem hat er in Michelin Sterne Restaurants gearbeitet: Quellenhof Aachen, Rosa Tschudi „Schweiz“, Marc Haeberlin Auberge de I’ll in Frankreich, in Belgien, Holland, Hamburg und in Düsseldorf. Im Liebesbier will Waigel ganz neue Wege gehen. Internationaler Flair mit regionalen Gerichten. Für mich eine klare Empfehlung und wer Gast in Bayreuth ist, unbedingt reinschauen und probieren.

Claus Böbels neuer Wurstkatalog 2016 ist da

16. August 2015

Da ist er, der Wurstkatalog 2016

Da ist er, der Wurstkatalog 2016

Lange haben die Wurstfans in ganz Deutschland darauf gewartet. Endlich ist er da, der neue Wurstkatalog von Claus Böbel. Claus Böbel ist Internet-Metzger und führt von der kleinen fränkischen Gemeinde Ritterbach bei Roth seinen Internet-Wurst-Store umdiewurst.de
Muss man Wurst und Fleisch im Internet kaufen? Nun, man muss nicht, aber man kann und bei Claus Böbel kann man es ausgezeichnet. Sein Webshop ist übersichtlich und gut strukturiert. Als ich in Franken war, schaute ich in seiner Metzgerei in Ritterbach vorbei – verfuhr mich allerdings mal wieder und habe daher dieses Hyperlapse-Video von der Fahrt von Georgensgmünd nach Rittersbach zum Metzger Claus Böbel gedreht.

Stolz präsentierte mir Claus Böbel seinen Wurstkatalog 2016. In einer Auflage von 4000 Exemplaren wurde der 136seitige Katalog im quadratischen Format gedruckt. Online gibt es das teil auch. Das Cover ziert ein Bild von Claus und Monika Böbel und gibt so ein klares Statement ab. Hier handelt es sich um keine Wurstfabrik, sondern um eine mittelständische Metzgerei in Familienhand. Der grüne Katalog – grün ist die CI-Farbe von Böbel – ist jetzt in der neunten Auflage erschienen. Er enthält rund 500 Artikel aus Fleisch und Wurst, sogar völlig abgedrehte Sachen: Auf Seite 23 gibt es Bullenhorden, Eutherschnitzel, Ochsenziemer, Achillesferse – „Wir wollen das komplette Tier verwerten“, so Böbel. Wer in dem Wurstkatalog etwas vermisst, sollte sich unbedingt an Böbel wenden. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, den Wunsch zu erfüllen.

Neben Wurst und Fleisch gibt es im Wurstkatalog auch ein paar Zubereitungstipps, eine Firmengeschichte, die Reichweite des Wursttaxis und die Online-Bezahlmöglichkeiten Pay Pal, Kreditkarte und Überweisung sowie Versandoptionen UPS und DHL und noch einiges mehr.
Für mich ist Claus Böbel ein ideales Beispiel dafür, wie ein mittelständischer Unternehmer im globalen Handel via Internet mitspielen und erfolgreich sein kann, ohne seine fränkische Identität und sein Selbstverständnis als Metzger aufzugeben.


Bezeichnend für seine Innovationskraft ist die Auszeichnung IHK-Zukunftshändler 2015, die der Handwerksbetrieb von der Industrie- und Handelskammer Mittelfranken verliehen bekommen hat. Die Begründung: „Multimedial arbeitet Inhaber und Metzgermeister Claus Böbel: Informations- und Vertriebskanäle sind u.a. die attraktive Webseite www.umdiewurst.de mit einem ausgefeilten Web-Shop, über den bereits rund die Hälfte des Umsatzes erzielt wird, sowie Facebook und ein YouTube-Kanal mit Imagefilmen. Über diese Medien werden den Kunden und Interessenten die Services des Ladens (z.B. 24-Stunden-Selbstbedienung) nahegebracht. Außerdem informiert Claus Böbel, der in Workshops auch die Herstellung von Bratwürsten demonstriert, ausführlich über artgerechte Haltung von Tieren, Herkunft des Fleischs und Herstellungsverfahren. Zahlreiche Online-Kunden reisen an, um den fränkischen Metzger und seinen Laden einmal selbst kennenzulernen. Sein Erfolgsrezept der direkten Online-Kundenansprache: „Small-Talk statt Big Data“.“ Dass eine Industrie- und Handelskammer einen Handwerksbetrieb auszeichnet, muss besonders hervorgehoben werden. Chapeau Claus Böbel.

Probiertipp: Spezialität Coburger Schmätzchen

3. Mai 2015

Coburger Schätzchen muss man probieren.

Coburger Schätzchen muss man probieren.

Zu einem Besuch in der fränkischer Stadt Coburg gehört für mich der Genuss der Bratwurst einfach dazu. Als Kind habe ich die Diskussionen meiner Großmutter und meiner Mutter miterlebt, von welchem Metzger/Fleischer man die Bratwurst wählen sollte. Nun, die Traditionsmetzger wie Egon Schlick gibt es schon lange nicht mehr. Geblieben sind die wunderbaren Coburger Bratwürste, die über offenem Feuer von Tannenzapfen gegrillt werden. Die EU war dagegen, aber die Tradition hat sich durchgesetzt.

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Eine zweite Spezialität von Coburg sind die Coburger Schmätzchen. Für mich ist die Quelle für Schmätzchen eindeutig die Konfiserie Wilhelm Feyler. Das Traditionsgeschäft am Marktplatz exisitiert seit 1892 und ich über die Grenzen Coburgs weltberühmt. Ich erinnere mich, dass ich mich als Kind ordentlich anziehen musste, wenn ich mit der Großmutter dort für einen Kaffee in das Cafe im Biedermeier-Stil einkehrte. Ich bekam freilich nur eine heiße Schokolade, wenn wir zu den „besseren Leuten“ zum Kaffeekränzchen gingen. Und beim Gehen kaufte mir meine Großmutter Coburger Schmätzchen.
Die Schmätzchen werden aus Honigteig nach überliefertem Familienrezept der Familie Feyler mit feinen Gewürzen, Haselnüssen, Mandeln und Zitrusfrüchten gebacken. Goldschmätzchen erhalten nach dem Backen einen feinen Schokoladenüberzug und werden von Hand mit einem Tupfen „echtem Blattgold“ gekrönt. Diese Gebäcke schmecken zu Tee, Kaffee und Wein, sagt die Website. Ich muss zugeben, ich habe sie auch gerne pur gegessen.


Übrigens, die Konfiserie war ein Hoflieferant und macht damit heute noch Werbung. Das herzogliche Wappen ist heute noch an der Geschäftsfassade zu sehen. Die Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha vergaben seit 1835 Hoflieferantentitel. Das war eine ziemliche Ehre und bedeutete natürlich auch wunderbare Werbung für ein Geschäft. Unternehmen, die den Titel Hoflieferant führten hatten eine sehr gute Reputation.

Das herzogliche Wappen ist heute noch an der Geschäftsfassade zu sehen.

Das herzogliche Wappen ist heute noch an der Geschäftsfassade zu sehen.

Am 1. Oktober 1892 eröffnete Bäckermeister Wilhelm Feyler in der Rosengasse 6 eine Spezial- und Feinbäckerei. Fünf Jahre später überzeugte er das Coburger Herzoghaus mit seinen Backwaren und wurde von Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha (dem zweitältesten Sohn von Königin Victoria) zum „Hofbäcker“ ernannt. Durch Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha (Tochter des russischen Zaren) wurde Wilhelm Feyler 1907 mit dem Titel „Hoflieferant“ ausgezeichnet. Die Feyler Spezialitäten „Coburger Schmätzchen“ und Meisterlebkuchen waren bald über die Grenzen von Coburg bekannt, und auf Weltausstellungen in Paris, Brüssel und Berlin wurden Feyler Produkte mit Goldmedaillen ausgezeichnet.
Also, wer in Coburg ist, sollte zum einen eine Bratwurst essen und dann unbedingt die Coburger Schmätzchen probieren.

Der Hund hat vor dem Haus einen Parkplatz.

Der Hund hat vor dem Haus einen Parkplatz.

 

Franken in Berlin: Tuchers Bratwursthäusle

6. November 2014

Franken in Berlin - ich bin gespannt.

Franken in Berlin – ich bin gespannt.

Ich bin gespannt auf meinen nächsten Besuch in Berlin, denn dann wird wohl das Tuchers Bratwursthäusle eröffnet sein. Original Nürnberger Wirtshauskultur empfängt mich dann Tuchers Bratwursthäusle an der Sredzkistraße 30, im Prenzlauer Berg.
Als ich unlängst vorbeischaute, war das Restaurant noch geschlossen, aber bereits perfekt eingerichtet. Die lieben Fans von Franken müssen sich noch ein paar Tage gedulden, bis sie fränkische Kultur im preußischen Berlin genießen dürfen. Das Restaurant wird von Wirtin Kerstin Lindenberg geführt.


Nett war es aber schon zu sehen, wenn Berliner durch das Fenster schauten und die fränkischen Sprüche zu lesen versuchten. abwaddnunda wörstdlaessn – zu deutsch etwa Abwarten und Wurst essen. Und was heißt denn wohl diegebodsdach wännaaned jünger?
Also ich freu mich auf das Tuchers Bratwursthäusle und meine Berliner Leser können ja mal schreiben, ob das Tuchers Bratwursthäusle mittlerweile eröffnet hat. ich bestell schon mal Drei im Weckla.

eFood bei Internetmetzger Claus Böbel – Grillfleisch online

20. Juli 2014

Besuch bei Claus Böbel in Rittersbach.

Besuch bei Claus Böbel in Rittersbach.

Sommerzeit ist bei mir Grillzeit. Aber wenn ich ehrlich bin, wird bei mir das ganze Jahr über gegrillt. Im Moment arbeite ich mit einem Weber-Grill und hab vom Weststyle noch ein wenig Zubehör besorgt. Mit dem Shop habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht und werde jederzeit dort wieder ordern.

Aber das Wichtigste ist natürlich die Grillware, das FLEISCH. Beim örtlichen Metzger und beim örtlichen Fischhändler besorge ich mir die Ware. Aber als digitale Nomade bestelle ich auch online. Das Thema eFood wird noch einen großen Stellenwert einnehmen, da bin ich mir sicher. Ich war als Referent beim Landesinnungsverband der Bäcker eingeladen, die sich mit dem Thema schon beschäftigen. Amazon experimentiert in den USA auch schon mit eFood. Da kommt noch mehr und der deutsche Mittelstand muss aufpassen, dass er es nicht verschläft.

Hochwertige Waren sind hier selbstverständlich.

Hochwertige Waren sind hier selbstverständlich.

Einer der es nicht verschlafen hat und ganz vorne mit dabei ist, ist der Metzger Claus Böbel. Das hochwertige Grillfleisch bestelle ich online bei Claus Böbel in Rittersbach. Er betreibt den Shop umdiewurst.de. Ich war schon ein paar Mal vor Ort bei Claus Böbel und habe mich von der Qualität der Ware und der Herstellung selbst überzeugt. Da ist natürlich auch schon mal ein Videointerview herausgekommen.

Außerdem ist Claus Böbel ein cooler Typ, der nicht nur Metzger/Fleischer ist, sondern auch als Referent seine Brötchen verdient. Seine Vorträge drehen sich um das Erfolgsrezept Internet. Zudem bietet er erfolgreiche Wurstseminare an. Firmen buchen sich ein. Und immer wieder kommen Teilnehmer aus aller Welt, um bei Böbel ein Seminar zu besuchen. Neulich kam sogar ein interessierter Metzger aus Thailand, der in Asien den Wurstmarkt aufmischen will.

CI bis zur Kappe - umdiewurst.de

CI bis zur Kappe – umdiewurst.de

Ich finde es bewundernswert, dass eine kleine fränkische Landmetzgerei konsequent den Weg ins Netz geht. Hier können andere Betriebe und Gewerke von ihm lernen. Er hat sein Erfolgsrezept in drei Thesen zusammengefasst, die ich jedem Mittelständler im Netz auf den Weg geben kann:

  • Digital schlägt klassisch
  • Gestalten statt verwalten
  • Persönlichkeit schlägt Prozesse

Ein paar Geschenkboxen hab ich bei meinem jüngsten Besuch mitgenommen.

Ein paar Geschenkboxen hab ich bei meinem jüngsten Besuch mitgenommen.

Claus Böbel hat sich mit seinem Shop einen Namen in der Food-Branche gemacht. Top-Qualität. Wer bei ihm in Rittersbach bei Roth auf einen Kaffee vorbeischaut, der bekommt nicht nur seine nagelneue Bratwurst-Event-Küche zu sehen, sondern auch wunderbare Geschichten aus erster Hand zu hören. Böbel kann im Grunde alles besorgen und wird deshalb auch beauftragt. So beispielsweise für deutsche Truppen in Afghanistan, die exzellente Steaks aus der Heimat bestellt haben. Böbel macht es möglich. Witzig ist auch sein grünes Wurst-Taxi mit dem er lokal Waren ausfährt.

Wir bestellen regelmäßig bei ihm und ich habe es noch nie bereut. Hier ein Unboxing eines Wurstpakets:

Die CI wird auch beim Versand des Paketes eingehalten. Bei Böbel muss es grün sein. Grün ist seine Farbe. Wichtiger als die Farbe, ist aber die Kühlung des Pakets. Hier hat sich Böbel etwas einfallen lassen: Seine Pakete isoliert mit Styropor und werden mit Eispads gekühlt. Über 500 Produkte füllt inzwischen sein Online-Shop. Also ruhig mal hineinschauen und sich von der fränkischen Küche verwöhnen lassen.

 

Richard Wagner in Bayreuth 2012: Rituale

9. September 2012

Wagner Opern gehören nicht gerade zur leichten Kost in der klassischen Musik. Je nachdem wer dirigiert, kann eine Oper in Bayreuth schon seine fünf bis sechs Stunden dauern. James Levine brauchte in seiner Bayreuther Zeit schon immer etwas länger. Die Zuhörer der Wagnerschen Kunst bringen daher Sitzpolster in das Festspielhaus mit. Ich habe mich gewundert, warum so mancher Konzertbesucher eine Plastiktüte verschämt mit sich herumträgt. Darin verpackt finden sich die Sitzpolster wieder, die den Allerwertesten beim Wagner Marathon schützen sollen. Der Innenraum des Festspielhauses besteht aus Holz wegen der genialen Akustik. Die Opernbesucher müssen sich in schmale Holzsitze pressen und ausharren. In jedem Kino würde der Zuschauer bei so wenig Komfort rebellieren, bei Wagner gehört Leiden einfach dazu. Mit den Sitzpolstern sieht es allerdings aus, als ob der Zuschauer zum Picknick erscheint.

Wer bei Wagner schnell Geld braucht, bekommt hier Hilfe.

Wer bei Wagner schnell Geld braucht, bekommt hier Hilfe.

Ein weiteres Ritual ist der Pausensnack. Während es überall bei Opernfestspielen überteuerte Schnittchen gibt, finden sich in Bayreuth neben diese Kulturkost auch ordinäre Bratwürste. Wir sind schließlich in Franken. Wer es nobel haben will, der greift zur Bratwurst mit Garneleneinlage. Guten Appetit.

Aber am meisten genieße ich in Bayreuth das Ende der Pausen. Das Musikvolk versammelt sich unter dem Balkon des Festspielhauses über dem die weiße Fahne mit dem W weht. Die Pausen auf dem grünen Hügel in Bayreuth werden von Bläsern beendet, die das Publikum wieder in den Festspielsaal rufen. Bei mir war es ein Motiv aus Lohengrin. Wunderbar, ich liebe Rituale.

Wagner-Fans unter dem Balkon. Gleich kommt das Pausenläuten.

Wagner-Fans unter dem Balkon. Gleich kommt das Pausenläuten.