Nachdem US-Präsident Trump gegen die LGBTQ+-Community zu Felde zieht und viele Firmen eingeknickt sind, wollte ich mal sehen, wie die Stimmung in Schottland zu diesem Thema ist. Ich persönlich halte es wie Friedrich II.: „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.“
In Schottland wird der Christopher Street Day (CSD), im englischsprachigen Raum meist als „Pride“ bezeichnet, in mehreren Städten groß und vielfältig gefeiert. Die beiden größten und bekanntesten Pride-Events finden in Edinburgh und Glasgow statt. Jedes Jahr ziehen diese Veranstaltungen tausende Menschen an und bieten ein buntes Programm mit Paraden, Musikfestivals, Partys und kulturellen Angeboten. Mein Eindruck: Die weltoffenen und sicherlich auch störrischen Schotten lassen sich von Trump nur wenig beirren. Überall wo ich in Schottland ein paar Tage unterwegs war, sind Regenbogenfahnen zu sehen. Und das nicht nur in Geschäften oder Kneipen, sondern auch auf Burgen und Schlössern.
Pride in Edinburgh und Glasgow In Edinburgh findet die Pride seit 1994 statt und ist damit die älteste kontinuierliche kostenfreie LGBT-Feier Schottlands. Die Parade zieht durch die Innenstadt und wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet, darunter das „Pride Village“ mit Ständen, Diskussionsrunden und künstlerischen Darbietungen. Die Parade startet traditionell am Samstag, führt an zentralen Orten vorbei und endet mit großen Feierlichkeiten, bei denen sich die Community und ihre Unterstützer:innen versammeln. 2025 fand die Edinburgh Pride vom 20. bis 22. Juni statt, mit dem Hauptmarsch am 21. Juni, an dem über 10.000 Menschen teilnahmen.
Glasgow Pride ist ebenfalls ein großes und beliebtes Event, das als das größte LGBTQ+-Festival Schottlands gilt und jedes Jahr tausende Besucher anzieht. Die Parade in Glasgow zieht durch die Stadt und wird von einem zweitägigen Musikfestival begleitet, das nationale und internationale Acts bietet. 2025 beginnt die Glasgow Pride am 19. Juli. Besonders ist, dass auch in kleineren Städten und auf den Inseln Pride-Events stattfinden, was die breite Akzeptanz und Sichtbarkeit der Community in ganz Schottland unterstreicht.
Akzeptanz in der Bevölkerung Schottland gilt als eines der tolerantesten Länder Europas für LGBTQ+-Personen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist hoch, was sich in der breiten Teilnahme an Pride-Events, der Unterstützung durch Politik und Wirtschaft sowie in gesetzlichen Fortschritten widerspiegelt. Seit 2014 wird die Gleichstellung von LGBTQ+-Personen aktiv gefördert, und 2021 führte Schottland als erstes Land weltweit LGBTQ+-inklusive Bildung landesweit in den Lehrplan ein. Die schottische Regierung hat zudem Maßnahmen ergriffen, um Barrieren für nicht-binäre und trans Menschen in Bereichen wie Gesundheitsversorgung und Recht abzubauen.
Die Pride-Events sind nicht nur Feiern, sondern auch politische Demonstrationen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung. Sie werden von vielen Menschen unterschiedlicher Hintergründe besucht, darunter auch Familien, Jugendliche und ältere Menschen, was die breite gesellschaftliche Unterstützung unterstreicht.
Oft bleibe ich vor einer Installation stehen und lasse sie auf mich wirken. So auch hier, als ich bei strahlendem Sonnenschein auf ein Werk von George Rickey stieß. Zunächst verstört, aber mehr und mehr interessiert schaute ich mir die Installation an und recherchierte.
Die Installation Three Squares Gyratory des amerikanischen Kinetik-Künstlers George Rickey ist ein Beispiel für die Verbindung von Technik, Kunst und Natur. Sie befindet sich im West Quadrangle der University of Glasgow und wurde Anfang der 1970er Jahre installiert. Rickey, der bis 1913 selbst in Glasgow lebte, schuf mit diesem Werk nicht nur ein bewegliches Kunstobjekt, sondern ein subtiles Spiel mit Raum, Zeit und physikalischen Kräften, das seither Studierende und Besucher wie mich gleichermaßen fasziniert.
Die Skulptur besteht aus drei großen, frei schwebenden Quadraten aus glänzendem Edelstahl, die auf einem etwa drei Meter hohen Mast montiert sind. Jedes Quadrat ist über ein ausgeklügeltes Gelenksystem so befestigt, dass es sich unabhängig von den anderen im Wind bewegen kann. Bereits ein leichter Lufthauch genügt, um die Elemente in eine schwebende, fast meditative Drehung zu versetzen. Dabei wirken sie nie hektisch, sondern bewegen sich in langsamen, rhythmischen Abläufen, als tanzten sie nach einer unsichtbaren Choreografie. Rickey nutzte dabei die Prinzipien der Kinetik, nicht um Natur zu imitieren, sondern um deren physikalische Gesetze künstlerisch umzusetzen.
Durch die reflektierende Oberfläche des Edelstahls interagiert die Skulptur ständig mit dem Licht und der Umgebung. Die Bewegung der Quadrate erzeugt immer neue Formen und Schattenbilder, was dem Werk eine permanente visuelle Wandelbarkeit verleiht. Je nach Tageszeit, Wetterlage oder Standpunkt des Betrachters verändert sich seine Wirkung – es gibt keinen festen Blick, keinen endgültigen Eindruck. So schafft Rickey ein Werk, das mit dem Raum kommuniziert und sich stets neu erfindet.
Die Wahl des Standorts an einer Universität ist dabei besonders passend. Inmitten der historischen Architektur bildet das moderne, bewegliche Objekt einen bewussten Kontrast und gleichzeitig eine stille Einladung zum Innehalten, Beobachten und Nachdenken. Die Skulptur steht sinnbildlich für das Zusammenspiel von Stabilität und Wandel – ein Prinzip, das auch der Wissenschaft und dem Denken eigen ist.
Three Squares Gyratory ist damit nicht nur ein technisches Meisterwerk der kinetischen Kunst, sondern auch ein poetischer Impulsgeber im öffentlichen Raum. Es steht für eine stille, unaufdringliche Ästhetik, die sich nicht aufdrängt, sondern durch ihre Ruhe und Eleganz besticht. George Rickey hat hier ein Werk geschaffen, das seiner Umgebung nicht widerspricht, sondern sie bereichert – und das seit Jahrzehnten in sanfter Bewegung bleibt.
Die Schotten haben einen wunderbaren Humor. Und der Humor im rauen Glasgow ist nochmal besonders. Das zeigt an dem meistfotografierten Denkmal der Stadt. Die Statue von Herzog Wellington vor dem Museum of Modern Art (GoMA) in Glasgow trägt fast immer ein oder mehrere Verkehrshütchen auf dem Kopf – und das ist kein offizieller Teil des Denkmals, sondern eine Art inoffizielle Tradition.
Der Tourist bleibt stehen, staunt und fotografiert. Diese ungewöhnliche Verkehrskegel-Praxis begann vermutlich in den 1980er-Jahren. Der alkoholisierte Schotte setzte dem dem Duke-of-Wellington-Standbild einen Verkehrskegel auf den Kopf – aus Spaß und als ironische Geste oder auch als Protest gegen die Obrigkeit. Die Behörden entfernten ihn jedes Mal, aber er tauchte immer wieder auf. Mit der Zeit wurde das Hütchen zu einem beliebten Symbol für Glasgower Humor, Eigenwilligkeit und Anti-Autoritätsdenken.
Wie mir die Einwohner erklärten, ist die Statue mit dem Hütchen ist heute eine Art Markenzeichen von Glasgow. Sie steht für die Selbstironie und den Witz der Stadtbewohner. Viele Besucher fotografieren gezielt diese Statue – mit Hütchen. Auch ich musste mehrere Fotos schießen. Ohne Hütchen wäre die Statue wahrscheinlich nicht annähernd so bekannt.
Aber der Humor rief auch die Autoritäten auf den Plan. 2013 versuchte der Stadtrat, Maßnahmen zu ergreifen, um das ständige Besteigen der Statue zu verhindern. Der öffentliche Aufschrei war so groß, dass die Pläne fallengelassen wurden. Es gab sogar eine Online-Petition mit dem Titel „Keep the Cone“ („Lasst den Hütchenhut drauf!“), die tausende Unterstützer fand.
Der Verkehrskegel auf dem Kopf des Duke of Wellington ist zu einem inoffiziellen, aber weltweit bekannten Symbol des Glasgower Humors und der Stadtkultur geworden. Was als nächtlicher Streich begann, ist heute Teil der städtischen Identität.
Wie brutal der Walfang war und ist, zeigt sich für mich an einem Symbol im Stadtteil Leith in Edinburgh, direkt am Uferbereich „The Shore“. Dort steht eine auffällige Harpunenkanone, die an die lange und bedeutende Geschichte des Walfangs in Schottland erinnert. Sofort kommen wir Moby Dick und andere Geschichten über dieses grausame Unterfangen der Menschen an ihrer Umwelt in den Sinn.
Diese Kanone wurde einst für den industriellen Walfang verwendet und ist heute ein stummes Zeugnis einer vergangenen Epoche. Sie stammt aus der Zeit des modernen Walfangs und basiert auf dem norwegischen Modell von Svend Foyn, das ab 1870 durch den Einsatz von Treibladungen die Jagd auf Wale erheblich effizienter machte. Die industrielle Jagd begann. Der Mensch rüstete auf und die Wale hatten keine Chance.
Leith war seit dem 17. Jahrhundert ein Zentrum des Walfangs. Zunächst segelten Schiffe von hier aus in arktische Gewässer, insbesondere nach Grönland. Lokale Unternehmer wie Peter Wood betrieben dort Walfangstationen und errichteten Tran-Schmelzhütten im Bereich Timber Bush. Ein neuer Abschnitt begann im Jahr 1908, als das Unternehmen Christian Salvesen mit seiner antarktischen Flotte operierte. Die Firma entwickelte sich zum weltweit führenden Walfangunternehmen mit Hauptquartier in Leith und einer bedeutenden Basis in Leith Harbour auf der Insel Südgeorgien. Von dort aus wurden Wale im Südpolarmeer gefangen, zerlegt und verarbeitet – ein Geschäft, das bis 1965 andauerte.
Die heute in Leith sichtbare Harpunenkanone wurde 1996 von Christian Salvesen aufgestellt, als das Unternehmen seinen Hauptsitz verlegte. Sie dient als Mahnmal und Erinnerungsstück an die Rolle Schottlands in der weltweiten Walfangindustrie. Ergänzt wird dieses maritime Erbe durch weitere Denkmäler in der Umgebung, etwa das Merchant Navy Memorial, das der zivilen Handelsschifffahrt gewidmet ist. Das Denkmal ist ein paar Meter weiter zu sehen.
Die Harpunenkanone steht somit nicht nur für eine technologische und wirtschaftliche Blütezeit, sondern auch für den Wandel im gesellschaftlichen Umgang mit Natur und Tierwelt. Sie symbolisiert die industrielle Ausbeutung der Meere ebenso wie das zunehmende Bewusstsein für deren Schutz. Wenn sich dieser Gedanke wirklich durchsetzen würde und kein frommer Wunsch bleibt.
Irgendwie habe ich es gerade mit Friedhöfen in Schottland. Einen besonderen Ort sah ich auf dem Edinburgh Castle. Dort befindet sich ein ganz besonderer „Hundefriedhof“ – offiziell als Cemetery for Soldiers’ Dogs bekannt. Der Friedhof liegt auf einem kleinen Rasenstück unterhalb der oberen Zugänge nahe der mittelalterlichen Bastion.
Nach ein bisschen Recherche stellte sich heraus, dass erstmal ein Hund um 1840/1847 hier beerdigt wurde. Es war wohl Fido, der Hund des Kommandanten. Insgesamt ruhen hier über 20 Hunde – sowohl Offiziers-Haustiere als auch Regimentsmaskottchen. Natürlich frage ich mich als Katzenfan, wo die Katzen begraben sind. Wahrscheinlich waren aber mehr Hunde bei den schottischen Militärs als Katzen.
Leider konnte ich an die Gräber nicht näher ran, so blieb nur die Recherche. Zu den bekanntesten Gräbern zählt Jess. Er war der Bandhund der Black Watch (42. Highlanders), verstorben 1881 und er hat einen der ältesten noch lesbaren Grabsteine. Dann liegt hier Winkle, gestorben 1980, ein treuer Begleiter von „Lady Gow und dem Gouverneur“, Pat, Maskottchen der 72nd Highlanders. Er war auf Auslandsmission und diente in Afghanistan und Ägypten – er erhielt eine besondere Ehrung durch seinen Regiment. Und dann wäre noch Dobbler, er begleitete die Argyll & Sutherland Highlanders auf Auslandseinsätzen bis zu seinem Tod 1893.
Es gibt ein schottisches Gedicht zu den Hunden: „Berkin dugs here lie at rest / The yappin worst, obedient best / Sodgers pets and mascots tae / Still the guard the castle to this day“. Es stammt nicht von Robert Burns, wie es die Schotten gerne hätten, sondern von Ali Strachan.
Das Castle von Edinburgh ist natürlich immer einen Besuch wert. Leider kann der Friedhof nicht betreten werden, sondern nur von einem Aussichtspunkt oberhalb des Rasenstücks angesehen werden, nahe der Argyle Battery und der St. Margaret’s Chapel. Die Grabsteine sind teilweise stark verwittert – leider lässt sich nicht immer entziffern, wer hier ruht. Das Tele der Kamera holte die Grabsteine zwar optisch heran, doch das Entziffern blieb ein Ratespiel. Nachdem ich zuvor das Kriegsmuseum auf dem Schloss besucht habe, entdeckte ich diesen Hundefriedhof. Es handelt sich um einen der wenigen Militär-Hundefriedhöfe in Schottland und ist ein bewegendes Zeugnis für die Achtung gegenüber treuen tierischen Begleitern. Es ist ein stiller, emotionaler Ort für die Tiere.
Der North Leith Burial Ground in Edinburgh, gelegen an der Coburg Street im Stadtteil Leith, ist ein bemerkenswerter historischer Friedhof mit einer bewegten Geschichte, reichen Symbolik und tiefen kulturellen Wurzeln. Durch Zufall entdeckte ich den Friedhof. Es war heller Sonnenschein, eigentlich untypisch für die schottische Hauptstadt.
Der Friedhof wurde im Jahr 1664 angelegt, nachdem der ursprüngliche Friedhof der alten St-Nicholas-Kirche durch den Bau einer Zitadelle im Auftrag Oliver Cromwells zerstört worden war. Für rund acht Jahre war der Stadtteil Leith ohne eigene Begräbnisstätte, bis dieser neue Friedhof nahe dem Water of Leith als Ersatz eingerichtet wurde. Mit seiner Fläche von etwa 0,2 Hektar war er über Jahrhunderte der Hauptbegräbnisplatz der Gemeinde North Leith.
Der Friedhof ist eng mit der Geschichte der North Leith Parish Church verbunden. Diese befand sich ursprünglich neben dem Friedhof, zog aber 1815 an die Madeira Street um. Trotz dieses Umzugs blieb der North Leith Burial Ground lange Zeit in Benutzung. Erst im 20. Jahrhundert wurde er für neue Bestattungen geschlossen. In den 1980er-Jahren wurde ein Teil des Geländes für den Ausbau des Water of Leith Walkways zerstört, was einige Gräber unwiederbringlich verlorengehen ließ.
Besonders eindrucksvoll sind die zahlreichen historischen Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie sind reich verziert mit klassischen Motiven der Vergänglichkeit: Totenschädel, gekreuzte Knochen, Sanduhren, Engelsköpfe, Spaten, Herzen, Anker und sogar der sogenannte „Green Man“ – eine mythische Figur der Naturverbundenheit, die in einem Fall mit einem Anker im Mund dargestellt ist. Viele dieser Symbole deuten nicht nur auf den Tod hin, sondern erzählen auch von den Berufen und Lebensumständen der Verstorbenen, etwa durch eingemeißelte Werkzeuge oder Berufszeichen. Die Gestaltung ist oft barock, theatralisch und voller religiöser Anspielungen.
Unter den hier Bestatteten befinden sich einige bemerkenswerte Persönlichkeiten. Einer der bekanntesten ist Pfarrer David Johnstone (1734–1824), der über 59 Jahre lang der Gemeinde als Geistlicher diente und das Blindenasyl von Edinburgh mitbegründete. Auch Robert Nicoll, ein junger Dichter und Journalist mit politischem Engagement, fand 1837 hier seine letzte Ruhe. Umstritten ist die tatsächliche Grabstätte von Colonel Anne Mackintosh, einer Unterstützerin des Jakobitenaufstands von 1745, die möglicherweise ebenfalls auf dem North Leith Burial Ground liegt. Eine weitere historische Figur ist die Großmutter des späteren Premierministers William Ewart Gladstone, die ebenfalls in Leith begraben wurde. Ihre Grabstätte gilt als ein Hinweis auf die Verbindung der Familie zum kolonialen Plantagenhandel.
Heute ist der Friedhof ein öffentlich zugänglicher Ort der Erinnerung und Reflexion. Er dient nicht nur der Ahnenforschung, sondern wird auch im Rahmen von Führungen, Theaterprojekten und historischen Stadtspaziergängen belebt. So widmen sich Veranstaltungen wie „Ghosts of North Leith“ der szenischen Darstellung der hier begrabenen Persönlichkeiten, wobei Geschichte auf kreative Weise erfahrbar gemacht wird.
Der North Leith Burial Ground ist somit mehr als ein Friedhof – er ist ein Geschichtsspeicher, ein Spiegel religiöser und gesellschaftlicher Vorstellungen vergangener Jahrhunderte und ein inspirierender Ort, der bis heute zum Nachdenken anregt. Seine Lage am Fluss, umgeben von alten Gebäuden und modernen Entwicklungen, macht ihn zu einem einzigartigen Zeugnis der Wandlung Edinburghs – ruhig, eindrucksvoll und voller Geschichten. Mal sehen, wann ich mal in den Abendstunden hinkomme.
Was macht König Ludwig II mit Gold überzogen mit einem Flugzeug in der Hand am Münchner Flughafen? Der Kini hatte doch nichts mit Fliegerei zu tun. Diese Frage stellte ich mir beim Warten auf meinen Flieger nach Brüssel.
König Ludwig II. von Bayern, bekannt als „Märchenkönig“, hat zu Lebzeiten keine direkte Verbindung zur Fliegerei gehabt, da er von 1845 bis 1886 lebte – also in einer Zeit, in der die Luftfahrt noch in den Kinderschuhen steckte. Dennoch wird er heute symbolisch mit dem Thema Fliegen in Verbindung gebracht, insbesondere durch seine visionäre Vorstellungskraft, seine Begeisterung für technische Innovationen und seine Neigung, der Realität durch phantasievolle Bauprojekte wie Neuschwanstein oder Linderhof zu entfliehen. Diese Bauwerke galten schon seinen Zeitgenossen als „Luftschlösser“ – ein Begriff, der später in der Ausstellung Luftschlösser – König Ludwig II und die Fantasie des Fliegens am Flughafen München aufgegriffen wurde.
Im Zuge dieser Ausstellung wurde auch eben diese auffällige Statue am Münchner Flughafen aufgestellt: eine überlebensgroße, goldüberzogene Figur König Ludwigs II., die ein Flugzeug in der Hand hält. Die Statue symbolisiert die Verbindung von Ludwigs visionärem Geist mit der Idee des Fliegens – als Sinnbild für Träume, Fortschritt und grenzenlose Vorstellungskraft. Der Standort am Flughafen unterstreicht diesen symbolischen Brückenschlag zwischen historischen Visionen und moderner Mobilität.
Einmal im Jahr verwandelt sich das beschauliche Langenneufnach in ein Mekka für alle, die den feinen Unterschied zwischen Blödsinn und Brauchtum lieben: Es ist Zeit für die Bierkäpsele-Weitschuss-Meisterschaft. Was auf den ersten Blick wie ein kurioser Zeitvertreib wirken mag, ist längst ein fester Bestandteil im Dorfkalender – ein Fest der Gemeinschaft, des Lachens und der gelebten Leidenschaft für das Kleine, das Großes bewirken kann. Und es geht ganz klar um Biertrinken.
Als meine Gattin von diesem kuriosen Wettbewerb aus ihrem Heimatort berichtete, musste ich es einfach sehen. Langenneufnach liegt in dem schönen Erholungsgebiet Stauden, zwischen Augsburg und Bad Wörishofen, dort wo der Handyempfang vom Zufall abhängt. Wir befinden uns also in der herzlichen bayerisch-schwäbischen Provinz. Zunächst übersetzte mir die Gattin die bayerisch-schwäbische Mundart Bierkäpsele-Weitschuss-Meisterschaft in Kronkorkenweitschusswettbewerb.
Mit viel Schwung, Zielgenauigkeit und einer Portion Glück schleudern die Teilnehmer ihre Kronkorken – liebevoll schwäbisch „Käpsele“ genannt – über die Wiese, angefeuert von einem bunt gemischten Publikum, das sich jedes Jahr aufs Neue begeistert. Ist das Käpsele auf die Reise gegangen, muss die Bierflasche bis zum nächsten Schuss geleert sein. Es ist ein Wettkampf, bei dem es nicht um Pokale oder Preise geht, sondern um das gemeinsame Erlebnis, ums Dabeisein, um Geschichten, die man noch Jahre später erzählt.
Austragungsort war der Bahnhofsplatz, dort wo irgendwann wieder die Staudenbahn fahren soll. Es wurden Strohballen zum Sitzen abgeladen, Bierbänke aufgestellt, Zelte und Schirme aufgespannt – und eine Sandbahn als zu
Wettbewerbsarena aufgeschüttet. Ein Cateringwagen versorgte die zahlreichen Gäste mit Pommes, Pulled Pork und vegetarische Genüssen. Daneben gab es eine Getränketheke und für jedes getrunkene Bier gab es einen Stempel. Für zehn Stempel gab es ein Freibier. Ein paar Gäste bekamen die Stempelkarte schnell voll und waren damit auch voll.
Bürgermeister Gerald Eichinger, seit 2020 im Amt, eröffnete die Bierkäpsele-Weitschuss-Meisterschaft. Er schaffte es allerdings nicht, sein Bierkäpsele weit zu schießen, sondern das kostbare Bier übergoss den bürgermeisterlichen Körper. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite, allerdings auch die gelbe Karte, weil das Bier den Boden berührte.
Organisiert vom engagierten Verein Landliebe, wird aus einem simplen Kronkorken ein Symbol für Zusammenhalt, Heimatliebe und den Charme der ländlichen Lebensfreude. Hier zählt nicht die Perfektion, sondern der Spaß. Nicht der Ernst, sondern das Augenzwinkern. Aber der Langenneufnacher Verein will unter sich bleiben. Auf Vorschläge, den Wettbewerb überregional aufzustellen, reagiert der Schwabe eher verhalten. Damit bleibt die Bierkäpsele-Weitschuss-Meisterschaft eine sublokale Veranstaltung.
Allerdings sind die Regeln klar. Wenn aus der geöffneten Flasche Bier nur ein Tropfen den Boden berührt, gibt es eine gelbe Karte. Wiederholt sich der Fauxpas, dann gibt es Gelb-Rot. Geschossen wird jedes Jahr mit einem anderen Bier. Dieses Mal war das Allgäuer Stolz das Wettkampfmaterial. Ein Vertreter vom Verein Landliebe moderierte die Veranstaltung professionell mit motivierenden Worten. Herrlich sein Humor, wenn er mit ernster Stimme die Teilnehmer zur nächsten Runde der Bierkäpsele-Weitschuss-Meisterschaft auffordert.
Ernsthaft auch die Schiedsrichter bei der Sache. In der Lederhosen, wo sonst der Hirschfänger steckt, wurde das Mikro oder bestenfalls eine Flasche Bier verstaut. Es wurde gemessen. Einige der Schiris waren barfuss unterwegs, was bei den ausgelegten Holzschnitzel sicherlich für eine gewisse Fußmassage sorgte. Die Technik ist entscheidend. Oft wird ein Meterstab als Hebel verwendet. Manche klopfen auf den Kronkorken, damit das Bier in der Flasche in Wallung gerät und der Druck erhöht wird.
Als ich bei einem Weitschuss länger applaudierte, bekam ich ernste Blicke zugeworfen. Ich hatte mich als Nichteinhemischer geoutet. Ich wurde von einem Teilnehmer im Hawaiihemd auf die Seite genommen, der mir die Applausregeln erklärte. Kleiner Applaus bedeutet einmal leicht mit den Händen klatschen, großer Applaus bedeutet einmal kräftiger mit den Händen klatschen. Auf was man alles achten muss.
Mit einem Auftritt von Akustikpunker Andreas Kalb kam nochmal richtig Stimmung auf. Kalb hat eigentlich Germanistik studiert – daher bezeichnet er sich als Bayerns ohne superlativsten Liedermacher Deutschlands. Und er ist ein Freund deutlicher Sprache, daraus macht er bei seinen Auftritten keinen Hehl. Hier der Start des Auftritts in Langenneufnach, um einen Eindruck zu bekommen. Es wurde im Laufe des Konzerts deutlicher.
Und so fliegen sie, die Käpsele – getragen vom Wind und den Anfeuerungsrufen der Zuschauer – hinaus in den Sommerabend, während die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwindet und Langenneufnach wieder zeigt, wie viel Herz in einem kleinen Ort stecken kann.
Vor kurzem fand im Bistro Sixtyfour in der Maisacher Zentrumspassage der erste Maisacher Bistrotalk statt – ein neues kommunalpolitisches Gesprächsformat von Matthias J. Lange, das live auf YouTube übertragen wurde. Zu Gast war der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl, der sich in entspannter Atmosphäre den Fragen des Moderators stellte. Im Fokus standen zentrale Themen der Kommunalpolitik, die aktuelle Lage in der Gemeinde sowie persönliche Einblicke in das Leben und Wirken des Bürgermeisters.
Hier ist der komplette Live-Stream in YouTube zum Nachsehen:
Das Gespräch eröffnete Bürgermeister Seidl mit einem Rückblick auf die Motivation, warum er sich vor 17 Jahren für das Amt des Bürgermeisters beworben hat – getragen von seiner Verbundenheit zu „Land und Leuten“, wie er es formulierte, und einer tiefen Begeisterung für das Gemeinwesen. Die Resonanz aus der Bevölkerung habe ihn in seiner Entscheidung über die Jahre immer wieder bestärkt.
Ein zentrales Thema des Abends war das erste Maisacher Brauereifest, das am Pfingstwochenende stattfand und nach Einschätzung Seidls ein voller Erfolg war. Es habe eine neue Form des Miteinanders geschaffen und sei mehr als nur Repräsentationspflicht gewesen – vielmehr die Verwirklichung einer Vision, die im Vorjahr entstanden sei. Seidl sieht in dem Fest eine moderne Alternative zum früheren Volksfest, das in der bisherigen Form wohl keine Zukunft mehr in Maisach hat. Auch aus dem Kreis der Bürgermeisterkollegen habe es durchweg positives Feedback gegeben. Der Bürgermeister betonte, dass das neue Format nicht nur organisatorisch, sondern auch emotional eine neue Marke für Maisach etabliere.
In weiteren Gesprächsthemen ging es um den strukturellen Wandel und die Herausforderungen der kommunalen Arbeit. Seidl sprach über die zunehmende Komplexität seiner Aufgaben: Energie, Klimaschutz, Digitalisierung und nicht zuletzt die Vielzahl von Krisen – von Corona über die Ukraine- bis hin zur Energie- und Wirtschaftskrise – hätten die Amtsführung in den vergangenen Jahren geprägt. Dabei hob er den Zusammenhalt im Gemeinderat hervor, in dem trotz parteipolitischer Unterschiede in Krisenzeiten gemeinsam an Lösungen gearbeitet werde.
Ein weiteres Anliegen des Bürgermeisters ist es, Wohnen und Arbeiten näher zusammenzubringen, um Lebensqualität zu erhöhen und ehrenamtliches Engagement vor Ort zu stärken. Der tägliche Pendlerstrom schade nicht nur der Umwelt, sondern auch dem sozialen Gefüge der Gemeinde. Seidl plädierte dafür, gezielt hochwertige Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen.
Das Thema Integration von Neuzugezogenen – ein drängendes Thema angesichts des Wachstumsdrucks im Ballungsraum München – wurde ebenfalls ausführlich behandelt. Seidl warb für gegenseitigen Respekt, Offenheit und die Bereitschaft, sich in bestehende Strukturen einzubringen. Integration sei keine Einbahnstraße, sondern ein beidseitiger Prozess.
Auch zur finanziellen Lage der Gemeinde nahm Seidl Stellung: Trotz sinkender Gewerbesteuereinnahmen befinde sich Maisach im Vergleich zu anderen Kommunen noch auf solidem Niveau. Dennoch seien freiwillige Leistungen wie Vereinsförderung inzwischen auf das Nötigste reduziert. Der anstehende Umbau und die Sanierung des Bürgerzentrums Gernlinden sei dennoch gesetzt – ab 2027 soll es losgehen. Die Maßnahme sei notwendig, um langfristig kulturelle Infrastruktur zu sichern.
Kritische Themen wie die angespannte Diskussion rund um den Standort der Feuerwehr wurden nicht ausgespart. Seidl zeigte Verständnis für emotionale Reaktionen, betonte aber, dass letztlich der Gemeinderat Entscheidungen treffen müsse – auch gegen Widerstände. Die Diskussionen seien Ausdruck demokratischer Prozesse, die jedoch irgendwann in eine gemeinsame Linie münden müssten.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs ging es auch um Herausforderungen im Ehrenamt, zunehmende Respektlosigkeit gegenüber kommunalen Amtsträgern, den Umgang mit populistischen Parteien sowie Seidls persönliche Strategien zum Energieauftanken: Spaziergänge in der Natur, ein wenig Landwirtschaft, Zeit mit der Familie und seinen Enkelkindern.
Großen Raum nahm auch das Thema Digitalisierung ein. Zwar sei Maisach im Vergleich zu anderen Gemeinden gut aufgestellt, doch insbesondere der Glasfaser- und 5G-Ausbau lasse noch zu wünschen übrig. Seidl kritisierte dabei auch die Rahmenbedingungen durch die Bundespolitik und eine verfehlte Privatisierungsstrategie im Bereich der digitalen Infrastruktur.
Ein besonderes Zukunftsprojekt ist für den Bürgermeister das Regionalwerk, das derzeit mit acht Kommunen aufgebaut wird. Ziel sei es, regionale Energieerzeugung (etwa durch Windkraft und Photovoltaik) in kommunaler Verantwortung umzusetzen. Damit soll Unabhängigkeit von Großkonzernen entstehen – eine Investition in Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit.
Zum Schluss kam das Gespräch noch auf das Tierheimprojekt und die Kastrationsverordnung für Katzen. Seidl sprach sich klar für ein neues Tierheim aus, betonte aber zugleich die finanziellen Grenzen und die Notwendigkeit, politisch klug vorzugehen. Auch bei der Integration von Geflüchteten plädierte er für realistische und humane Ansätze, die auf Integrationsfähigkeit und soziale Verträglichkeit vor Ort achten.
Den Abschluss bildete ein Blick auf die kommunale Informationspolitik. Seidl nutze soziale Medien wie Facebook und Instagram bewusst, um Bürger direkt zu erreichen. Klassische Medien und das Mitteilungsblatt verlören zunehmend an Reichweite, neue Formate wie digitale Plattformen seien die Zukunft der Bürgerkommunikation.
Mit diesem ersten Bistrogespräch wurde nicht nur ein neues Diskussionsformat in Maisach gestartet, sondern auch ein offener und persönlicher Einblick in die kommunalen Herausforderungen, Visionen und Werte vermittelt. Fortsetzung folgt: Am 30. Juli ist mit Thomas Köck der Vorsitzende der Bürgerenergie Maisacher Land zu Gast. Die Veranstaltung wird wieder in YouTube übertragen. Danke an Uwe Flügel vom Sixytfour, dass ich die Bar als Übertragungsort nutzen durfte.
Ich habe drei Micronauts Time Traveler Mego von 1976 wiedergefunden und über den Schatz gebloggt. In Blau, Orange und Gelb. Der „Micronauts Time Traveler“ von Mego aus dem Jahr 1976 ist eine ikonische Actionfigur, die als Teil der ersten Serie der Micronauts-Spielzeuglinie eingeführt wurde. Basierend auf der japanischen „Microman“-Serie von Takara, wurde die Figur für den nordamerikanischen Markt angepasst und erfreute sich großer Beliebtheit.
Die Figur misst etwa 10 cm und zeichnet sich durch ihren transluzenten Kunststoffkörper aus, der die inneren mechanischen Details sichtbar macht. Anfangs wurde der Time Traveler in vier transparenten Farben angeboten: Orange, Blau, Gelb und Klar. Später kamen undurchsichtige Varianten in Rot, Gelb, Blau und Grün hinzu, die in kleineren Stückzahlen produziert wurden und heute als besonders selten gelten.
Ein markantes Merkmal des Time Travelers ist das austauschbare Bruststück, das in vier verschiedenen Designs erhältlich war: „Radio Dial“, „Log Cabin“, „Volt Meter“ und „Window Panes“. Diese Bruststücke kamen in verschiedenen metallischen Farben wie Grün, Kupfer, Gold und Blau, was eine Vielzahl von Kombinationen ermöglichte und den Sammelwert erhöhte.
Die Figur war vollständig beweglich und konnte mit verschiedenen Fahrzeugen und Spielsets der Micronauts-Reihe kombiniert werden, was sie zu einem zentralen Element der Spielzeuglinie machte. Ihr Design und ihre Modularität waren ihrer Zeit voraus und beeinflussten spätere Actionfiguren-Serien maßgeblich.