Die Klosterburg in Lübeck, auch als Burgkloster bekannt, zählt zu den bedeutendsten erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen Norddeutschlands und steht auf dem historischen Burgberg unweit des Burgtors. Das Kloster ist über dem Europäischen Hansemuseum.
Ursprünglich 1229 auf den Resten der ehemaligen Lübecker Burg als Dominikanerkloster gegründet, spielte sie eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Hansestadt. Die Anlage beeindruckt durch ihren vierflügeligen gotischen Backsteinbau mit Kreuzgang, Kapitelsaal, Refektorien und zahlreichen Wandmalereien, Kapitellen und Schlusssteinen. Ich habe es genossen, durch den Kreuzgang zu gehen.
Mit der Reformation im 16. Jahrhundert wurde das Kloster aufgelöst und in ein Armen- und Krankenhaus umgewandelt. Ihre Funktion wandelte sich erneut Ende des 19. Jahrhunderts, als die Klosterburg zum Gerichts- und Gefängniskomplex umgebaut wurde. Dabei entstanden die historischen Gefängniszellen, von denen heute noch zwei erhalten sind. Der Eindruck ist deprimierend. Wie müssen die Insassen, gerade zur Zeit des Nationalsozialismus gelitten haben. Hier eine 360 Grad Video der Zelle.
Die Gefängniszellen Die Gefängniszellen im Burgkloster Lübeck waren äußerst schlicht und zweckmäßig eingerichtet, ganz im Sinne des damaligen Strafvollzugs. Sie bestanden in der Regel aus kleinen, kargen Räumen mit robusten Betten, einem einfachen Tisch und Stuhl sowie einer Waschgelegenheit. Die Wände waren unverziert und die Fenster vergittert, um maximale Sicherheit und Isolation zu gewährleisten.
Diese Zellen wurden von der Stadt Lübeck ab dem späten 19. Jahrhundert als Untersuchungs- und Strafhaft genutzt, nachdem das Kloster zum Gerichts- und Gefängniskomplex umgewandelt worden war. Sie dienten nicht nur der Inhaftierung gewöhnlicher Straftäter, sondern in Zeiten politischer Unruhen auch als Haftorte für politisch Verfolgte – besonders während des Nationalsozialismus wurde ihre Funktion für politische Haft prägend.
Zur Nutzung gehörten daher neben der bloßen Verwahrung auch regelmäßige Kontrollen sowie strenge Reglementierungen hinsichtlich Bewegung, Besuch und Versorgung der Insassen. Die sparsamen, beinahe asketischen Bedingungen in den Zellen spiegelten das Prinzip des Freiheitsentzugs wider und verdeutlichten die abschreckende wie disziplinierende Funktion solcher Haftanstalten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Während der NS-Zeit wurde das Burgkloster in Lübeck als Untersuchungsgefängnis und Gerichtsgebäude genutzt und erhielt dadurch eine düstere und belastete Bedeutung. Nach 1933 wurden politische Gegner, Juden, Widerstandskämpfer und andere Verfolgte des NS-Regimes an diesem Ort inhaftiert und oftmals verurteilt. Die Gefängniszellen im Kloster sind heute stille Zeugnisse jener Zeit; sie veranschaulichen eindrucksvoll die Bedingungen, unter denen die Häftlinge – oft unter menschenunwürdigen Umständen – festgehalten wurden.
Der Gerichtssaal Ein weiteres bedeutendes Relikt dieser Zeit ist der erhaltene Gerichtssaal im Obergeschoss. Der Schöffengerichtssaal wurde ebenfalls im Zuge der Umnutzung im 19. Jahrhundert eingerichtet und veranschaulicht bis heute die Justizgeschichte Lübecks: Hier fanden Verhandlungen und Urteilsverkündungen statt, was dem Raum eine besondere historische Atmosphäre verleiht. Im Rahmen moderner Museumsführungen dient der Gerichtssaal heute als Ort des Innehaltens und Erinnerns an die Opfer des Unrechts, das im 20. Jahrhundert an diesem historischen Ort geschehen ist. Persönlich finde ich Gerichte immer als unangenehm. Dieser Raum ist schön, hat aber auch eine schlimme Geschichte während des Dritten Reiches. Hier ein 360 Grad Video des Gerichtssaals.
Besonders während der NS-Herrschaft diente das Burgkloster der Durchsetzung und Aufrechterhaltung der nationalsozialistischen Justiz. Prozesse gegen politische und religiöse Gegner, oder solche, die nach den rassistischen Gesetzen als „unerwünscht“ galten, fanden im Gerichtssaal statt.
Die Klosterburg versteht sich somit als architektonisches und kulturhistorisches Denkmal, dessen Mauern die vielen Schichten Lübecker Geschichte lebendig machen – vom mittelalterlichen Kloster über karitative Einrichtungen bis hin zur Justiz im 19. und 20. Jahrhundert. Heute ist das Burgkloster Teil des Europäischen Hansemuseums und lädt als authentischer Ort dazu ein, sich mit den Höhen und Tiefen der Stadtgeschichte auseinanderzusetzen.
“Shaun of the Dead” ist eine brillante britische Horrorkomödie von Edgar Wright, die das Zombie-Genre liebevoll mit anarchischem Witz parodiert und zugleich mit originellen Einfällen bereichert. Der Film und Vortrag ist meine phantastische Matinee am 21. September im Scala Fürstenfeldbruck um 10:45 Uhr. Karten gibt es hier.
Der Film erzählt die Geschichte des sympathischen, lebensuntüchtigen Shaun, der plötzlich mitten in eine Zombie-Apokalypse stolpert und mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe seine Freundin und Mutter retten will – ausgerechnet im Stamm-Pub “Winchester”.
Dylan Moran, Kate Ashfield, Lucy Davis, Nick Frost, Penelope Wilton and Simon Pegg in Shaun of the Dead.
Der Humor ist pointiert und schwarzhumorig, die Inszenierung temporeich und voller Bildwitz: Schräge Schnittfolgen, irre Gags wie die Plattenwurf-Szene und zahlreiche Zitate an Klassiker wie “Dawn of the Dead” sorgen für Schau- und Wiedererkennungswert auch bei Genrefans. Trotz allem bleibt Platz für emotionale Momente und eine augenzwinkernde Milieustudie britischer “Lads”, die zwischen Beziehungskummer, Freundschaft und Alltagsverdruss auf ihre Weise den Weltuntergang meistern.
“Shaun of the Dead” zitiert und parodiert zahlreiche klassische Werke des Zombie-Genres, insbesondere die Filme von George A. Romero wie “Night of the Living Dead” und “Dawn of the Dead”. Schon der Titel verweist als Wortspiel auf “Dawn of the Dead”, und das Pub “Winchester” dient als britisches Pendant zur Einkaufs-Mall aus Romeros Vorlage: Ein gewöhnlicher Fluchtpunkt, in dem sich die Überlebenden verbarrikadieren.
Ich freu mich auf den Vortrag und den Film am 21. September im Scala Fürstenfeldbruck um 10:45 Uhr. Karten gibt es hier.
Der Waldfriedhof Waldruh Mammendorf ist ein einzigartiger Bestattungsort, der sich in einer idyllischen Waldlandschaft nahe des Ortsteils Nannhofen und unweit des historischen Schlossparks von Schloss Nannhofen befindet. Dieser Friedwald erstreckt sich über etwa zwei Hektar eines insgesamt rund 16 Hektar großen, naturbelassenen Forsts, der im Besitz der Familie von Spreti ist und zum landschaftlichen Kulturerbe der Region zählt. Ich war bei der feierlichen Erföffnung dabei.
Hier erleben Besucher eine besondere Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit, getragen von dem alten Baumbestand aus Eichen, Buchen, Linden, Fichten, Lärchen, Ahorn und Kirschbäumen, deren teils uralte Exemplare dem Wald einen ehrwürdigen Charakter verleihen. Ich habe mit Besitzerin Gräfin Christiane von Spreti ein kurzes Gespräch geführt.
Konzept und Gestaltung Die Waldruh Mammendorf wurde als naturnahe Alternative zum klassischen Friedhof konzipiert und bietet die Möglichkeit der Urnenbestattung direkt unter einem Baum in moos- und laubbedeckter Erde. Grabsteine und herkömmlicher Grabschmuck sind hier nicht vorgesehen; stattdessen erinnern kleine Namenstafeln an den Baumstämmen an die Verstorbenen, während die Natur die Grabpflege übernimmt und Pflanzen, Moose und Laub für ein authentisches Erscheinungsbild sorgen. Ich habe dazu einen Podcast angefertigt.
Die Fläche ist in neun Quartiere mit nummerierten Bäumen unterteilt, wobei markierte Familienbäume bis zu zwölf Urnen aufnehmen können und Einzelbäume für maximal 18 Gräber vorgesehen sind. Ich bin ein wenig umhergegangen.
Ein großzügiges Wanderwegenetz mit sand- und rindenmulchbedeckten Pfaden durchzieht den Wald und lädt zu stillen Spaziergängen sowie zum Verweilen auf den zahlreichen Ruhebänken ein. Ein hölzerner Andachtsplatz, eine Art offene Kapelle mit Holzkreuz, bietet Raum für Trauerfeiern, ist aber bewusst dezent gestaltet und steht konfessionsübergreifend allen Glaubensrichtungen offen. Insgesamt bietet der Bestattungswald Platz für rund 1.800 Urnen, wobei die Mindest-Ruhezeit 20 Jahre beträgt und das Gelände für mindestens 75 Jahre – also voraussichtlich bis zum Jahr 2100 – als Friedhof genutzt werden kann. Hier die offiziellen Ansprachen der Eröffnungsfeier von Besitzer Graf von Spreti, Bürgermeister Josef Heckl, Landrat Thomas Kamarsin sowie Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche.
Trägerschaft Die Gemeinde Mammendorf führt die rechtliche Trägerschaft, übernimmt die Verwaltung und garantiert damit die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen sowie die langfristige Sicherung des Friedwaldes. Die operative Pflege, Organisation der Beisetzungen und das Waldmanagement obliegen der Familie von Spreti. Das Areal ist gut erreichbar: Der Parkplatz und ein WC befinden sich direkt am Eingang, zudem liegt die Waldruh in fußläufiger Entfernung zur S-Bahn-Haltestelle Mammendorf sowie zu den angrenzenden Wanderwegen. Zur Eröffnung gab es zudem Gospelgesang.
Wandel der Bestattungskultur Waldruh Mammendorf spiegelt den Wandel in der Bestattungskultur wider, wobei der Trend zu Urnenbestattungen und dem Wunsch nach naturnaher, pflegefreier Ruhe immer weiter zunimmt. Mit der Eröffnung des ersten Bestattungswaldes im Landkreis Fürstenfeldbruck steht den Bürgern und Menschen der Region eine moderne, würdige und ökologische Alternative zu den bestehenden konventionellen Friedhöfen zur Verfügung. Die Nachfrage ist hoch, und die Waldruh Mammendorf gilt als zeitgemäße Bereicherung für Mammendorf und Umgebung, die nicht nur aus Gründen der Ökologie, sondern auch wegen ihrer einzigartigen Atmosphäre geschätzt wird.
Der Friedwald ist ganztägig geöffnet und für Spaziergänger ebenso zugänglich wie für Trauernde. Hier ist der Tod eingebettet in das natürliche Leben des Waldes, ein Ort der Erinnerung, Stille und des Friedens – für Mensch und Natur gleichermaßen.
Wenn ich schon mal in Lübeck bin, muss ich auch die Sternegastronomie testen. Und da gibt es in der Hansestadt nur das Restaurant Wullenwever mit seiner Michelin-Auszeichnung.
Das Restaurant Wullenwever in Lübeck ist ein kulinarisches Juwel, das in einem denkmalgeschützten Kaufmannshaus aus der Hansezeit mitten in der Lübecker Altstadt residiert. Geführt wird es von Roy Petermann, der das Restaurant 1990 eröffnete und gemeinsam mit seiner Frau Manuela für eine gastliche und zugleich elegante Atmosphäre sorgt. Wie mir Manuela Petermann verraten hat, wird das Ehepaar nächstes Jahr an ihren Sohn übergeben. Die Location selbst strahlt hanseatische Historie aus und vermittelt dennoch eine moderne, entspannte Leichtigkeit – ein Rahmen, der dem Anspruch der Küche bestens entspricht.
Kulinarisch setzt das Wullenwever auf moderne, kreative Interpretationen klassischer Gourmetküche, häufig mit mediterranen oder japanischen Einflüssen, die sich in raffinierten Menüs und liebevoll inszenierten Gängen wiederfinden. Frische, hochwertige Zutaten stehen stets im Fokus, die Präsentation ist detailverliebt und oftmals überraschend, ohne in Exzentrik zu verfallen. Das Restaurant bietet ausschließlich ein Menü mit kleinen Wahlmöglichkeiten, sodass der Genuss und die Sorgfalt für jede einzelne Kreation im Mittelpunkt stehen.
Der Innenhof des Wullenwever gilt in Lübeck als einer der schönsten, die historischen Gemäuer sind Teil des UNESCO-Welterbes und bieten in den Sommermonaten ein besonders stimmungsvolles Freiluftambiente. Der Service ist aufmerksam, professionell und herzlich – mit einer feinen Balance aus hanseatischer Distanziertheit und echter Gastfreundschaft.
In puncto Qualität, Kontinuität und Atmosphäre zählt das Wullenwever zu den festen Größen der norddeutschen Feinschmeckerszene. Ein Besuch im Wullenwever ist ein genussvolles Erlebnis für alle Sinne, für das man sich Zeit nehmen sollte: Hier trifft erlesene Kochkunst auf eine wohltuend entschleunigte Lübecker Lebensart, die sowohl Gourmets als auch Liebhaber besonderer Orte nachhaltig begeistert. Mein einziger Kritikpunkt war die ungewohnte Schnelligkeit. Wir wählten fünf Gänge und nach zwei Stunden war unser Besuch vorüber. So eine Schnelligkeit, fast Hektik kenne ich bei gastronomischen Betrieben dieser Klasse nicht.
Mein Menü:
Gruß aus der Küche
Mosaik vom gebeiztem Saibling mit Rettich und Wasabi
Rochenflügel mit Basilikum gebraten auf Olivenemulsion mit Tomate
Garnelenpraline in grünen Reis gebacken auf Karotten-Dattelchutney
Rehrücken aus der Sommerjagd auf Pfifferlingen in Cassisjus
Bei einem entspannten Abendessen in Lübeck mit meiner Redakteurskollegin Susanne Peyronnet von Lübecker Nachrichten kamen wir auf den Lübecker Burgtorfriedhof zu sprechen. Im Volksmund gilt man als echter Lübecker, wenn man dort Vorfahren in dritter Generation zu Grabe getragen hat. Es ist ein schöner Friedhof mit zahlreichen alten Grabstellen.
In ihrem wunderbaren Blog schreibt Susanne, dass sie das Grab von Marianne und Anna Bachmeier nicht gefunden hat. Das reizte mein journalistisches Ego und die Spürnase meiner Gattin, eine routinierte Geocacherin. Wir machten uns auf, um diese Grabstelle zu finden.
Die Älteren kennen die Geschichte: In der Nacht nach dem Abendessen beschäftigte mich der Fall Bachmeier. Die Selbstjustiz von Marianne Bachmeier, die 1981 im Gerichtssaal in Lübeck den mutmaßlichen Mörder ihrer siebenjährigen Tochter Anna erschoss, ist einer der spektakulärsten und bis heute kontrovers diskutierten Fälle in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Wir irrten bei der Suche nach dem Grab über den wunderschönen Burgtorfriedhof. Anhand von Bildern des Grabes orientierten wir uns, vergleichen Steine und Hecken. Die KI lieferte mir Geokoordinaten, die nicht schlecht waren. Meine Gattin befragte Google und zu guter Letzt sprachen wir mit Spaziergängern der Friedhofsanlage. Und siehe da: In Kombination mit allen Quellen fanden wir die Grabstätte.
Auf dem Burgtorfriedhof in Lübeck wurde Marianne Bachmeier im Grab ihrer Tochter Anna beigesetzt. Um 2014 wurde das Grab eingeebnet. 2017 wurde es mit einer neuen Grabplatte versehen, die die Vornamen und Lebensdaten von Mutter und Tochter trägt.
Wir stehen vor der Grabstelle. Der Grabstein ist rechteckig und aus hellem Stein gefertigt. Darauf sind die beiden Namen eingraviert: Anna (1972 – 1980) und Marianne (1950 – 1996). Rechts auf dem Stein befindet sich ein ovales Porzellanbild der beiden Frauen.
Vor dem Grabstein steht eine kleine Figur, ein kleiner Zwerg und ein kleines Schild in einer Hand mit der Aufschrift „Ich vermisse Dich“. Zudem gibt es eine kleine Igel-Figur. Links daneben befindet sich ein runder Blumentopf mit grünem Bewuchs. Im Hintergrund ist dichter Efeu zu sehen, der den oberen Rand des Grabes einrahmt.
Ich erinnere mich, dass meine Eltern und ich 1981 über den Fall beim gemeinsamen Abendessen sprachen. Meine Eltern verstanden die Selbstjustiz, ich plädierte für das Gewaltmonopol des Staates. Heute als Papa von zwei Kindern schwanke ich in meiner Meinung: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Erinnern wir uns: Am 5. Mai 1980 wurde Anna ermordet, und während des Prozesses gegen Klaus Grabowski, den Angeklagten, zog Marianne Bachmeier am dritten Verhandlungstag eine Pistole und schoss achtmal, sechs Schüsse trafen Grabowski. Die Tat war ein tiefgreifender Akt persönlicher Verzweiflung und Rache, der gesellschaftlich und juristisch auf großes Echo stieß.
Die öffentliche Meinung zu ihrer Tat war gespalten: Viele sahen in ihr das verzweifelte Handeln einer Mutter, die auf das Versagen des Rechtssystems reagierte, während andere die Notwendigkeit betonten, das staatliche Gewaltmonopol zu schützen und Selbstjustiz strikt abzulehnen. Das Gericht bewertete den Fall so, dass es die Tat nicht als Mord, sondern als Totschlag im Affekt ansah und verurteilte Marianne Bachmeier zu sechs Jahren Haft, von denen sie zwei Jahre verbüßte.
Für mich steht fest: Die Selbstjustiz hier steht exemplarisch für die tiefen Spannungen zwischen persönlichem Gerechtigkeitsempfinden und dem gesetzlichen Rechtssystem. Marianne Bachmeier agierte in einem moralisch höchst belasteten Kontext, in dem sie für viele Opfer von Gewalt symbolisch handelte, aber gleichzeitig ein Verstoß gegen rechtsstaatliche Prinzipien begangen wurde. Sie selbst bedauerte die Tat nicht, sondern betrachtete sie als letzten Ausdruck ihrer Trauer und ihres Schutzwillens für ihre Tochter. Der Fall löste intensive Debatten darüber aus, wie Gesellschaft und Rechtstaat mit extremen Fällen von Selbstjustiz umgehen sollten und reflektiert die Grenzen des Rechtsstaats in Momenten tiefster persönlicher Katastrophe.
Bei meiner Recherche als Journalist stelle ich fest: In der medialen und gesellschaftlichen Reflektion wird Marianne Bachmeier oft als eine Frau gesehen, die den archaischen Racheinstinkt zeigt, der mit staatlicher Rechtsprechung in Konflikt steht. Ihre Tat war ein Symbol für das Versagen der Institutionen, dem Verbrechen angemessen zu begegnen, und hat das Thema Selbstjustiz bis heute im kulturellen und juristischen Diskurs lebendig gehalten. Der Fall verdeutlicht die komplexen moralischen, rechtlichen und emotionalen Facetten von Selbstjustiz, die bis heute unterschiedliche Bewertungen und starke Emotionen hervorrufen.
Es gab auch 1984 zwei Spielfilme, die die Tat thematisierten: Der Fall Bachmeier – Keine Zeit für Tränen von Hark Bohm und Annas Mutter von Burkhard Driest.
Werner Herzog wurde mit Preisen überhäuft und feierte seinen 80. Geburtstag. Noch vor dem ganzen Trubel widmete ich ihm eine phantastische Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck mit seinem Film Werner Herzogs Nosferatu – Phantom der Nacht. Die nächste phantastische Matinee ist am Sonntag, 21. September um 10:45 mit dem Film Shaun of the Dead. Karten gibt es hier.
Aber zurück zu Werner Herzogs Film. Die 1979 entstandene Hommage an F. W. Murnaus Stummfilmklassiker Nosferatu (1922) stellt eine atmosphärisch dichte Neuinterpretation dar, in der der Vampirmythos als kulturelles, psychologisches und existenzielles Motiv neu verhandelt wird. Hier die Aufzeichnung meines Vortrags.
Der Film verbindet expressionistische Bildsprache mit einer tiefen Melancholie und schafft dadurch ein Werk, das Fragen nach Tod, Zeit, Isolation und gesellschaftlichem Verfall stellt.
Zentral ist dabei die Figur des Vampirs, gespielt von Klaus Kinski. Anders als bei Murnau oder in späteren Dracula-Adaptionen ist dieser Nosferatu kein rein dämonisches Wesen, sondern eine tieftraurige, gequälte Kreatur, die unter ihrer Unsterblichkeit leidet. Er ist ein Außenseiter, der Nähe sucht, aber nur Tod bringt. Diese Ambivalenz macht ihn zur Projektionsfläche existenzieller Fragen: Was bedeutet es, ewig zu leben, aber von der Welt ausgeschlossen zu sein? Welche Form nimmt das Böse an, wenn es selbst leidet?
Herzogs filmische Gestaltung ist von großer formaler Strenge und visueller Kraft. Die Kameraführung von Jörg Schmidt-Reitwein setzt auf langsame Bewegungen, lange Einstellungen und eine fast meditative Ruhe. Die Musik von Popol Vuh verstärkt diesen Eindruck durch sphärische, sakral anmutende Klänge, die eine fast religiöse Tiefe evozieren.
Ein zentrales Thema des Films ist der bürgerliche Verfall. Herzog zeigt, wie eine scheinbar geordnete, wohlhabende Gesellschaft durch eine unsichtbare Bedrohung – die Pest – in kürzester Zeit zusammenbricht. Die Reaktion der Bürger auf das sich ausbreitende Grauen ist nicht Widerstand oder Rationalität, sondern Resignation, Wahnsinn oder blinder Hedonismus. So tanzen Menschen auf dem Marktplatz zwischen Särgen, essen noch einmal üppig und lassen alle sozialen Normen fallen. Diese Bilder sind nicht karikaturhaft überzeichnet, sondern erschütternd ruhig und nüchtern. Sie machen deutlich, dass die Ordnung der Gesellschaft eine dünne Fassade ist – und dass das Chaos jederzeit zurückkehren kann.
Die nächste phantastische Matinee im Scala Kino ist am Sonntag, 21. September um 10:45 mit dem Film Shaun of the Dead. Karten gibt es hier.
Ein Verlust, ein wirklicher Verlust für die Kunst die angedrohte Schließung des Kunsthauses Lübeck zum Jahresende 2025. Immer wenn ich die stolze Stadt besucht habe, schaute ich beim Kunsthaus Lübeck in der Königsstraße 20 vorbei und nicht selten ging ich mit dem einen oder anderen Kunstwerk nach Hause. Damit ist zum Jahresende 2025, genau am 20. Dezember 2025 am vierten Advent Schluss.
Bei meinem jüngsten Besuch bekam ich nach dem Kauf eines Horst Janssen eine Karte in die Hand gedrückt. Dort stand „Fünf Jahrzehnte haben wir, Klaus Oestmann und Frank-Thomas Gaulin, die Galerie und den Verlag gemeinsam geführt. Wir danken allen, die uns z.T über viele Jahrzehnte begleitet haben für die geleistete Treue. Nunmehr in unserem 82. bzw. 88. Lebensjahr haben wir beschlossen, zum Jahresende in den „beruflichen Ruhestand“ zu gehen und das Kunsthaus Lübeck zu schließen.“
Was für ein Verlust. Das Kunsthaus Lübeck befindet sich in der Königstraße 20 in der Hansestadt Lübeck und ist eine renommierte Adresse für Originalgraphiken der klassischen Moderne sowie zeitgenössischer Kunst. Es ist für mich ein herausragender kultureller Anlaufpunkt in der traditionsreichen Hansestadt Lübeck, der sowohl die Freunde der klassischen Moderne als auch der zeitgenössischen Kunst begeistert. Das Haus präsentiert eine faszinierende Bandbreite von Originalgraphiken bedeutender Künstler: Zu den Hauptwerken zählen Stücke von Ernst Barlach, Marc Chagall, Max Beckmann, Otto Dix, Käthe Kollwitz, Max Liebermann, Juan Miro, Edvard Munch, Emil Nolde und Max Pechstein. Ebenso würdigt das Kunsthaus das bildkünstlerische Werk von herausragenden Persönlichkeiten wie Günter Grass und Armin Mueller-Stahl, deren graphische Arbeiten und Editionen exklusiv hier vertreten werden. Ich habe mir selbst ein paar Armin Mueller-Stahl geleistet.
Die Rolle des Kunsthauses Lübeck geht deutlich über die reine Ausstellungstätigkeit hinaus. Es versteht sich für mich als lebendiges Zentrum für das Sammeln, Vermitteln und Erleben von Kunst auf höchstem Niveau. Das Kunsthaus Lübeck ist bis heute nicht nur ein Hort der Schönheit und künstlerischen Reflexion, sondern auch ein wichtiger Impulsgeber für neue Entwicklungen auf dem Kunstmarkt und der Vermittlung künstlerischer Bildung. Es bereichert das kulturelle Leben der Stadt Lübeck spürbar und inspiriert Menschen, sich mit den vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der Kunst von der klassischen Moderne bis zur Avantgarde auseinanderzusetzen. Damit ist bald Schluss. Ich sollte wohl noch einmal nach Lübeck. Mich reizt eine Hahnenzeichnung von Günter Grass.
Wer in Lübeck ist, sollte unbedingt hinschauen. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Freitag. Einen Nachfolger gibt es wohl nicht.
Wenn ich in Lübeck bin, dann gehört ein Fischessen beim Seewolf einfach dazu. Ich hatte Scholle mit Krabben und anschließend einen Aquavit.
Als Landratte kenne ich nicht unbedingt die Unterschiede beim Schnaps, machte aber im Seewolf Bekanntschaft mit der Linie beim Aquavit, den ich in dieser Qualitätsstufe bisher nicht genossen hatte. Wirtin Rosi Engelhardt erzählte bereitwillig die Geschichte. Der Seewolf ist im Handelshaus Carl Tesdorpf in Lübeck und war eine von Deutschlands ältesten Weinhandlungen.
Der Begriff „Linie“ beim Aquavit bezieht sich auf eine ganz besondere Reifungsmethode dieser skandinavischen Spirituose, die ihren Ursprung in Norwegen hat und den Genuss von Aquavit zu etwas Einzigartigem macht. „Linie“ ist dabei der norwegische Begriff für den Äquator. Die Besonderheit des sogenannten Linie-Aquavits liegt darin, dass die Spirituose nach der Destillation in ehemaligen Sherryfässern für etwa 19 Wochen auf Schiffen gelagert wird, die auf einer ausgedehnten Seereise mindestens zweimal die Äquatorlinie – also die „Linie“ – überqueren.
Geschichte des Linie Aquavit Die Geschichte des Linie Aquavit beginnt im Jahr 1821, als Jørgen B. Lysholm eine Destillerie nahe Trondheim in Norwegen gründete und dort den charakteristischen Aquavit herstellte. Doch die besondere Reifungsmethode, die den Linie Aquavit so berühmt machte, reicht noch weiter zurück und ist von einer faszinierenden Legende umgeben: Im Jahr 1805 schickte die norwegische Handelsfamilie Lysholm ein Segelschiff mit mehreren Fässern Aquavit sowie weiteren Handelswaren auf eine lange Reise bis nach Ostindien. Dabei blieb das Interesse an dem Produkt vor Ort gering, und das Schiff kehrte nach mehreren Monaten oder gar Jahren mit der vollen Ladung zurück nach Norwegen.
Als man die Fässer entlud und den Aquavit probierte, stellte man überrascht fest, dass die lange Seereise, bei der das Schiff zweimal die Äquatorlinie – die sogenannte „Linie“ – überquert hatte, zu einer besonderen Reifung geführt hatte. Das ständige Schaukeln der Fässer, die salzhaltige Meeresluft und die Temperaturschwankungen hatten den Aquavit deutlich milder, feiner und vollmundiger gemacht. Seit Ende der 1830er Jahre wurde diese Reifungsmethode fest etabliert: Schiffe, die Kabeljau nach Südamerika transportierten, nahmen den Aquavit in Eichenfässern mit auf die Reise, was den besonderen Reifeprozess garantierte.
Zufall sorgt für Qualität Diese einzigartige Lagerung auf hoher See sorgt dafür, dass der Aquavit durch das ständige Schaukeln der Fässer, die salzhaltige Seeluft und die wechselnden Temperaturen eine milde, feine und außergewöhnlich harmonische Geschmacksentwicklung erhält. Die Seereise ersetzt dabei gewissermaßen die statische Fassreifung an Land durch eine dynamische Reifung unter besonderen klimatischen Bedingungen. Auf jeder Flasche Linie-Aquavit ist sogar der Name des Schiffes sowie der Zeitraum der Äquatorüberquerung vermerkt, was die Einzigartigkeit und Herkunft dieses „Seereif“-Aquavits unterstreicht.
Seitdem ist diese Art der Reifung das Markenzeichen der Linie-Aquavits und macht sie weltweit bekannt und geschätzt. Diese Verbindung aus traditioneller Spirituosenherstellung und maritimem Reifeprozess macht den Begriff „Linie“ zum Synonym für Qualität, Handwerk und skandinavische Kultur im Glas. „Nich‘ lang schnacken, Kopp in Nacken“, erklärte Rosie vom Seewolf und das Schicksal nahm seinen Lauf.
Billy Wilders Film „Eins, zwei, drei“ aus dem Jahr 1961 ist eine spritzige Politkomödie, die zugleich als temporeiche Satire auf den Kalten Krieg gilt. Ich zeige diesen Film als Matinee am Sonntag 14. September im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.
Mit atemberaubendem Dialogtempo, bissigem Witz und pointierter Gesellschaftskritik gelingt es Wilder, die politischen Spannungen der damaligen Zeit zwischen Ost und West in eine rasante Handlung zu kleiden.
Der Film spielt im geteilten Berlin und erzählt die Geschichte des Coca-Cola-Managers C. R. MacNamara, brillant verkörpert von James Cagney, der sich unvermittelt in einer Kette chaotischer Verwicklungen wiederfindet, als die Tochter seines Chefs sich in einen jungen ostdeutschen Kommunisten verliebt.
Besonders bemerkenswert ist, wie Wilder mit sprachlicher Präzision und perfektem Timing arbeitet: Die Dialoge sind scharfzüngig, voller Doppeldeutigkeiten und lassen kaum eine Atempause zu. Gleichzeitig gelingt es ihm, die Groteske des Kalten Krieges offenzulegen, indem er die politischen Gegensätze karikiert und die Absurditäten auf beiden Seiten entlarvt. Das macht „Eins, zwei, drei“ nicht nur zu einer Komödie, sondern zu einer bitterbösen Satire mit zeitloser Relevanz.
Auch filmhistorisch hat das Werk einen besonderen Rang. James Cagney, der für seine dynamische Darstellung bewundert wurde, lieferte hier eine seiner letzten großen Kinoleistungen, bevor er sich vorübergehend von der Schauspielerei zurückzog. Das Tempo des Films, die Mischung aus Slapstick, Screwball-Elementen und politischem Kommentar sind ein Paradebeispiel für Wilders Meisterschaft, Unterhaltung und Tiefgang miteinander zu verbinden.
„Eins, zwei, drei“ ist damit mehr als nur eine leichte Komödie – es ist ein brillantes Stück Zeitgeschichte in filmischer Form, das die Absurditäten der Blockkonfrontation ebenso entlarvt wie die Oberflächlichkeit des westlichen Konsumdenkens. Wilder gelang mit diesem Film eine seltene Kombination aus politischer Satire, künstlerischer Raffinesse und purem Kinospaß. Vortrag und Film am Sonntag, 14. September um 10:45 Uhr im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.
Für mich als Vampirfan ist es natürlich Ehrensache, die Drehorte eines meiner Lieblingsfilme Live vor Ort anzuschauen: Nosferatu – eine Sinfonie des Grauens, von 1922 unter der genialen Regie von Friedrich Wilhelm Murnau. Für mich ist Nosferatu noch immer einer der besten und wichtigsten Vertreter des fantastischen Films und des deutschen Expressionismus.
Dieses Mal standen für mich zwei Ziele in Lübeck fest: der Salzspeicher und der Füchtingshof.
Die Tourismusinfo am Holstentor veranstaltet Führungen zu Drehorten in Lübeck, natürlich Buddenbrooks und Nosferatu, aber leider wurde keine Führung bei meiner Anwesenheit angeboten. gib mir eine Vertreterin der Tourismusinfo auch enttäuscht zu, dass die Resonanz auf dieses Angebot auch eher zurückhaltend sei. Das kann ich absolut nicht verstehen. Leider gab es in der Touristeninfo auch keine Buttons oder Kühlschrankmagnete zu Nosferatu. Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon ziemlich viel Zeug, aber ich sehe hier noch eine gewisse Marktlücke (für mich).
Die Kulissenwahl für den Film „Nosferatu“ (1922) in Lübeck war geprägt von einem bewussten Einsatz realer, historischer Orte, um der Geschichte eine authentische und bedrohliche Atmosphäre zu verleihen. Friedrich Wilhelm Murnau entschied sich gegen aufwändige Studiokulissen und setzte stattdessen größtenteils auf Außenaufnahmen in realen Städten und Gebäuden, vor allem in Lübeck und Wismar. Dies verlieh dem Film eine besondere Authentizität und schuf die Vorstellung, dass das Grauen direkt in unserer bekannten Welt stattfindet. Die Altstadtorte trugen zur realistischen Darstellung des norddeutschen Stadtbilds bei und sorgten für einen starken Kontrast zu den expressionistischen Elementen des Films.
Der Fokus auf echte Kulissen statt Studiobauten war in der damals üblichen Stummfilmzeit ungewöhnlich und machte „Nosferatu“ künstlerisch besonders. Die Wahl der Kulissen hatte die Wirkung, dass das Unheimliche sehr nah und greifbar erscheint, was den Horror verstärkt und die Zuschauer stärker involviert.
Der Salzspeicher Das Salzlagerhaus beziehungsweise die Salzspeicher in Lübeck spielen im Film „Nosferatu“ von 1922 eine zentrale atmosphärische und visuelle Rolle: Sie dienen als markantes Filmmotiv für Graf Orloks neues Domizil im fiktiven Wisborg, nachdem er von Transsilvanien dorthin übersiedelt. Die Drehorte an der Trave prägen die düstere und unheimliche Wirkung der Außenaufnahmen und steigern die Authentizität des Films, denn die historischen Gebäude vermitteln eine besondere Kulisse für das Grauen des Vampirs.
Im Handlungsverlauf bezieht Nosferatu sein Quartier in den Salzspeichern direkt am Hafen, wo sein Sarg lagert und von wo aus er mit starrem Blick seine Angebetete beobachtet. Die berühmten Szenen, in denen Nosferatu am Fenster steht – charakteristisch für seine zwischen Welt und Schatten existierende Figur – wurden in diesen Gebäuden gedreht und zählen heute zu den ikonischen Bildern des deutschen Expressionismus.
Das Fenster steht als ikonisches visuelles Motiv für die Verbindung von Angst, Sehnsucht und der unheimlichen Nähe des Bösen. Es macht deutlich, wie Orlok zwischen Schatten und Licht wandelt und dabei ständig die Grenze zwischen Leben und Tod übertritt. Das Nosferatu-Fenster wurde zu einem dauerhaften Denkmal in Lübeck, als Hommage an die Filmgeschichte und den bedeutenden Beitrag der Stadt zur Entstehung des Films.
In den Abendstunden am Salzspeicherfenster in Lübeck wird zum Gedenken an den Film „Nosferatu“ von 1922 eine besondere Installation gezeigt: Ab Einbruch der Dunkelheit wird das Nosferatu-Fenster im historischen Salzspeicher beleuchtet, um eine der legendärsten Filmszenen neu erlebbar zu machen. Die eindrucksvolle Lichtinstallation führte mich an den originalen Drehort und macht die Atmosphäre des Stummfilmklassikers im nächtlichen Lübeck nachfühlbar. Die Sache zu fotografieren gestaltete sich als kompiliert wegen der Hell-Dunkel-Kontraste in später Nacht.
Bei Tage ist Salzspeicherfenster aber das Modegeschäft Heick & Schmaltz. Während die Gattin Kleidung probierte, zeigte mir eine freundliche Verkäufer das Nosferatu-Fenster. Hinter der engen Installation befand sich eine Wand und dafür ein Ständer mit Damenjacken. Ich machte ein paar Fotos und Videos von der Enge und der Holzkonstruktion zur Verwunderung einiger Damen, die auch an der Damenmode interessiert waren.
Großen Dank an das Modehaus. Heick & Schmaltz wurde im Jahre 1870 von den Kaufleuten Bernhard A. Th. Heick und Karl F. C. Schmaltz als „Manufactur-, Weiss- und Hölländisch- Waarengeschäft“ gegründet. Als ihre Gebäude in der Sandstrasse 1942 durch Bomben zerstört wurden fanden die beiden in einem der Salzspeicher ein Ausweichquartier. Ihr damaliger Inhaber, Dr. Erich Henschel, beschloss nach dem Krieg, das Geschäft in den Salzspeichern zu belassen.
Der Füchtingshof Der Füchtingshof in Lübeck spielt im Film „Nosferatu“ von 1922 eine Rolle als Drehort für wichtige Außenaufnahmen. Im größten und schönsten Stiftungshof in der Glockengießerstraße wurden Szenen gedreht, unter anderem diejenige, in der Thomas Hutter einem Anwohner von seiner bevorstehenden Reise erzählt. Diese Szene ist ein bedeutender Moment im Film, da sie Hutters Aufbruch zu Graf Orlok einleitet.
Der Füchtingshof dient damit als authentische städtische Kulisse, die dem Film durch ihre historische Architektur eine realistische Atmosphäre verleiht. So wird ein Stück Lübecker Geschichte und Baukultur Teil der filmischen Erzählung und verankert den Horrorfilm stärker in einem realen, norddeutschen Umfeld.
In der im Füchtingshof gedrehten Szene aus „Nosferatu“ (1922) erzählt Thomas Hutter einem Anwohner von seiner bevorstehenden Reise nach Transsilvanien. Diese Szene ist wichtig, weil sie symbolisch den Aufbruch des Protagonisten in die gefährliche, fremde Welt von Graf Orlok einleitet.
Im Film stellt der Füchtingshof eine authentische Stadtkulisse dar, in der die dörfliche, alltägliche Atmosphäre vor dem dunklen Übernatürlichen geschaffen wird. Hutters Gespräch dort zeigt seine Unbekümmertheit und Naivität, kurz bevor er in die Bedrohung durch den Vampir gerät. Die Szene markiert so den Übergang vom normalen Leben in den Horror und ist dramaturgisch entscheidend für den Verlauf der Handlung.
Achtung: Der Füchtingshof ist bewohnt, daher ist das Tor nicht jederzeit geöffnet. Vom 16. August 2025 bis zum 25. Oktober 2025 ist der Innenhof an Montag bis Sonntag jeweils von 10:00–12:00 Uhr und 15:00–18:00 Uhr für Besucher geöffnet. Auch außerhalb der genannten Zeiten ist eine Besichtigung möglich – jedoch nur, wenn sich das Tor zufällig geöffnet befindet.