Archive for Juni 2024

Lange erwartet: Der Trailer von Robert Eggers „Nosferatu – Der Untote“ – Versuch einer Analyse

25. Juni 2024

Lange erwartet und endlich ist er da: der Trailer zu Robert Eggers „Nosferatu – Der Untote“. Robert Eggers wagt sich an die dritte Verfilmung des Vampirstoffes, und die Messlatte liegt hoch. Murnaus Klassiker aus dem Jahr 1922 ist schlichtweg ein Meisterwerk des Expressionismus, das Filmgeschichte geschrieben hat. Für mich ist „Nosferatu – eine Sinfonie des Grauens“ einer der besten Filme überhaupt. Max Schreck als Vampir ist unglaublich grausam und stilprägend für das Genre. Dann wagte sich Werner Herzog an diese Kathedrale des deutschen Films, wie er sich selbst ausdrückte, und schuf seine Version des Blutsaugers Nosferatu – Phantom der Nacht mit einem zischenden und großartigen Klaus Kinski.

Und nun kommt am 2. Januar 2025 die Interpretation von Robert Eggers in die Kinos. Der Mann versteht sein Handwerk, hat er doch mit „The Witch“ und „Der Leuchtturm“ sehr überzeugende Schauermärchen abgeliefert. „The Northman“ hatte zumindest gute Bilder, leider hing die Story durch. Meine Erwartungen an „Nosferatu“ sind entsprechend hoch. Bitte, Robert Eggers, versau es nicht. Du hast einen heiligen Stoff des deutschen Films verfilmt, und ich bin sicher, dass Eggers sich der Verantwortung bewusst ist, wie wichtig „Nosferatu“ für Fans und Filmhistoriker ist. Aber da ist er nun, der erste Trailer.

Der erste Eindruck: Robert Eggers macht es gut, sehr gut. Sein Nosferatu ist ebenso stimmungsvoll wie das Original von Murnau oder die Hommage von Herzog, bringt den Stoff in seinem optischen Stil auf die Leinwand. Gedreht wurde unter anderem in Prag. Im Filmtrailer sehen wir CGI, was mich bei einem Vampirfilm immer nervös macht, aber warten wir es ab. Eggers setzt auf Dunkelheit, und der Schrecken zieht mit düsteren Bildern unaufhaltsam in die Stadt ein. Er spielt mit den gefährlichen Symbolen der Ratten und ist sich hoffentlich seiner Verantwortung dieses Bildes bewusst. Auch Herzog hatte mit Ratten ja seine Erfahrungen.

Es ist wohltuend: Eggers setzt die Elemente des Gothic Horrors ein, die lange nicht mehr auf der Leinwand zu sehen waren. Atmosphäre verspricht dieser Film im Trailer durchaus, der sich in Eggers Version den Schwerpunkt auf Ellen setzt, die von Lily-Rose Depp („The Idol“) gespielt wird. „Komm zu mir, höre mein Rufen“ wird gebetsartig im Trailer wiederholt. Es ist wie ein Mantra, das den Tod heraufbeschwört. Der Vampir kündigt sich mit dem schwarzen Tod an. Die schwarze Hand schwebt symbolisch über die Stadt – sehr schön gemacht und ein wahnsinnig gutes Bild.

Apropos Wahnsinn: Die Macht des Grafen zeigt sich auch in der Szene, als einer Taube in das Genick gebissen wird und wohl der Kopf abgerissen wird. Natürlich wird bildgenau geschnitten, sodass sich die irre Tat im Kopf des Zuschauers abspielt. Wir sehen bisher keine Fledermäuse, aber wir erblicken am Ende einen hochgewachsenen Vampir im Cape samt Wölfen. Hören Sie die Kinder der Nacht? Wir sehen eine subjektive Kamerafahrt ins Schloss in den Karpaten und wir sehen die Kutsche am Borgo-Pass, die Murnau so revolutionierend mit Positivaufnahmen in Szene gesetzt hatte.

Und der Trailer deutet die Erbarmungslosigkeit des Vampirs an. Nicht der elegante Vampir wie Lugosi oder Lee, nein, der Graf Orlok bleibt ein brutales Monster ohne Gnade. Bill Skarsgård spielt den Vampir. Wie bei „Es“ werden wir wohl das Gesicht von Bill Skarsgård unter der Maske nicht so richtig erkennen, aber die Andeutungen des Grafen machen Appetit auf mehr. Bei der Auswahl der Schauspieler hat er eine gute Wahl getroffen. Willem Dafoe spielt Professor Albin Eberhart von Franz und den Grafen Orlok spielt Bill Skarsgård.

Noch mit dabei sind Aaron Taylor-Johnson („Godzilla“) als Friedrich Harding und Emma Corrin („The Crown“) als Anna Harding. In weiteren Rollen sind Nicholas Hoult, Ralph Ineson, Simon McBurney sowie Paul A. Maynard und Stacy Thunes zu sehen.

Kranken Kindern virtuell Händchen halten

24. Juni 2024

Im Moment bin ich aufgrund familiärer Ereignisse viel in Krankenhäusern unterwegs und beschäftigte mich mit Gesundheitsthemen. Ich stelle fest: Medizintechnisch sind wir ganz vorne mit dabei, Betreuung und menschliche Nähe sind auf der Strecke geblieben und werde ich in einem anderen Blogpost behandeln. Das Land ist kälter geworden. Aber technisch geht es voran, vielleicht auch, weil es ums Geld geht. Ein interessantes studentischen Forschungsprojekt ist mir begegnet.

Kuscheltier und VR Handschuh
Ein technisch aufgepepptes Kuscheltier und einen Hightech-Handschuh haben zwei Studentinnen der Medieninformatik an der Universität des Saarlandes entwickelt. Mit ihrer Forschung wollen Anna Calmbach und Sophie Kunz schwer kranken Kindern die Möglichkeit bieten, auf die Ferne mit ihren Eltern verbunden zu sein. Die Idee entstand, als sie auf der Suche nach Themen für ihre Bachelorarbeiten waren.

„Unsere damalige Betreuerin Dr. Alice Haynes war im Projekt ‚Multi-Immerse‘ des Universitätsklinikums des Saarlandes involviert“, sagt Anna Calmbach. Das fächerübergreifende Projekt befasst sich damit, wie Angehörige schwer erkrankte Kinder und Jugendliche im Universitätsklinikum des Saarlandes auf virtuelle Weise besuchen können. Dabei geht es nicht um reine Videogespräche mit den Kindern auf Isolierstation, sondern um eine möglichst realitätsnahe Abbildung eines Besuchs am Krankenbett.

Unter Anleitung ihrer Betreuerin konzipierten die beiden Studentinnen daraufhin zum einen ein Kuscheltier, über das Kinder Kontakt mit ihren Eltern aufnehmen können und zum anderen einen Handschuh, der das Kuscheltier steuern kann. „In der Ausführung hatten wir sehr viele Freiheiten und konnten mitentscheiden, wie die Forschungsfrage angegangen werden soll. Zuerst haben wir uns damit beschäftigt, welche Bedürfnisse ein neues Gerät bei Eltern und Kindern erfüllen müsste“, sagt Sophie Kunz. In einer umfassenden Literatur-Analyse haben die beiden Studentinnen erarbeitet, dass Kinder vor allem etwas zum Anfassen brauchen, da selbst Videoanrufe noch sehr abstrakt für sie sind. Für Eltern hingegen ist ein mobiles Gerät am besten geeignet, damit sie etwa auch von Unterwegs mit ihren Kindern kommunizieren können. „Das Kuscheltier bietet den Kindern also ein Stück weit einen Ersatz für den physischen Kontakt mit den Eltern, während der Handschuh für die Erwachsenen ein tragbarer Kontaktpunkt mit ihren Kindern ist“, erklären die Studentinnen.

Die beiden Geräte haben drei miteinander verknüpfte Funktionen: Wenn die Eltern mit eingeschaltetem Handschuh winken, winkt auch das Kuscheltier. Wenn das Kind dem Kuscheltier die Hand gibt oder die Eltern eine Geste mit dem Handschuh ausführen, wird ein Händchenhalten simuliert. Dies wird unter anderem mit Wärme und Vibration an beiden Geräten erzielt. Zudem können Kinder ihren Eltern mitteilen, wie sie sich gerade fühlen. „Dazu haben wir auf beiden Geräten eine ‚Gefühlsskala‘ eingebaut, die entsprechend dem Gefühlszustand des Kindes grün, gelb oder blau leuchtet“, sagt Anna Calmbach.

Die beiden Prototypen wurden nicht nur weitgehend von den Studentinnen erdacht, sondern auch selbst gebaut, genäht, verkabelt und programmiert. Die nötigen Kenntnisse dazu haben sie während ihres Studiums erworben. In einer anschließenden Nutzerstudie mit Eltern und Kindern zwischen drei und elf Jahren haben sie überprüft, wie ihre Entwicklungen bei der Zielgruppe ankommen. „Die Arbeiten wurden gut aufgenommen. Es war schön, das Lächeln der Kinder zu sehen“, sagt Sophie Kunz.

Glückwünsche an Helmut Dietl zum 80. Geburtstag

22. Juni 2024

Lieber Helmut Dietl, wir vermissen Sie. Heute ist Ihr 80. Geburtstag und Sie werden ihn wohl zusammen mit anderen verstorbenen Stars der Filmbranche im Himmel feiern. Sie werden den Kopf schütteln, wie sich der deutsche Film seit Ihrem Tod entwickelt hat. Wir brauchen Sie, wir brauchen Ihre Geschichten nötiger denn je.

Film und Fernsehen langweilen, immer mehr Fortsetzungen und schale Aufgüsse. Es gibt kaum noch innovative Formate. Alle gehen auf Nummer sicher und ein Drehbuch gleicht dem anderen. Kann ich doch gleich von der KI schreiben lassen. Wo sind die guten Dialoge? Wo ist das Flair?

Gerade heute denke ich an die Begegungen mit Ihnen, die kurzen Gespräche. Das Eis zwischen uns brach eine Bemerkung von mir, dass ich meine Tochter nach einer Ihrer Filmfiguren benannt habe. Das hat Sie wirklich berührt und Sie blickten mir tief in die Augen, bedankten sich und schüttelten mir die Hände. Sie gaben mir auf mein iPad ein verwackeltes Autogramm für meine Tochter.

Helmut Dietl gab mir ein Autogramm auf mein iPad.
Helmut Dietl gab mir ein Autogramm auf mein iPad.
Ein Autogramm für K2
Ein Autogramm für K2

Ihre Münchner Geschichten die 1974 gedreht wurden, haben dieses Jahr 50. Geburtstag. Das war für mich der Einstieg in die Droge Dietl. 1983 natürlich der Klassiker des deutschen Fernsehens Monaco Franze – Der ewige Stenz und 1986 kam Kir Royal und ich erkannte meinen Berufswunsch durch Sie Herr Dietl.

Die Kinofilme Schtonk! (1992), Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief (1997) und Late Show (1999) faszinierten mich und liegen immer wieder im Player.

Mit Preisen wurden Sie überhäuft und die Biografie Helmut Dietl – Der Mann im weißen Anzug: Die Biografie von Claudius Seidl hab ich verschlungen.

Ihre Fähigkeit, das menschliche Wesen in all seinen Facetten zu erfassen und gleichzeitig humorvoll und kritisch zu sein, macht Sie zu einem einzigartigen Filmemacher. Ihre Filme und Serien sind nicht nur Unterhaltung, sondern bieten auch tiefere Einblicke in die Gesellschaft und menschliche Beziehungen. Sie haben das deutsche Kino nachhaltig geprägt und bleiben eine inspirierende Figur für Filmemacher weltweit. Ihr Werk zeichnet sich durch scharfsinnige Beobachtungen der deutschen Gesellschaft und eine meisterhafte Kombination von Humor und Tiefgang aus. Und dafür müssen wir an Ihrem 80. Geburtstag dankbar sein.

Eines der letzten Dietl-Autogramme.
Eines der letzten Dietl-Autogramme.

Gedanken zum Tode von Donald Sutherland

21. Juni 2024

Er war ein großer Schauspieler, der den Filmen seinen Stempel aufdrückte. Donald Sutherland starb mit 88 Jahren und die Medienseiten werden sich mit Nachrufen überschlagen. Ich hatte die Meldung seines Sohnes in X gesehen.

Ich mochte den Schauspieler wegen zwei Filmen sehr: Wenn die Gondeln Trauer tragen und die Körperfresser kommen. Zwei Vertreter des fantastischen Films, die jeder auf ihre Art Geschichte gemacht haben.

Körperfresser kommen
Körperfresser ist eine Neuinterpretation von Don Siegels Die Dämonischen. “Körperfresser kommen” (englischer Originaltitel: “Invasion of the Body Snatchers”) ist ein Science-Fiction-Klassiker, der erstmals 1956 erschien und auf dem Roman von Jack Finney basiert. Das Buch wurde mehrfach neu verfilmt, unter anderem 1978, 1993 und 2007.

In der Neuverfilmung von 1978, unter der Regie von Philip Kaufman, wird die Geschichte von außerirdischen Parasiten, die menschliche Körper übernehmen, in ein urbanes Umfeld von San Francisco verlegt. Die Hauptfiguren, darunter Gesundheitsinspektor Matthew Bennell (gespielt von Donald Sutherland) und seine Kollegin Elizabeth Driscoll (Brooke Adams), entdecken allmählich, dass Menschen durch gefühllose Doppelgänger ersetzt werden.

Die 1978er Version von “Die Körperfresser kommen” zeichnet sich durch eine intensivere und düstere Atmosphäre aus als das Original von 1956. Die Verwendung von Schatten, Spiegelungen und verzerrten Kameraeinstellungen verstärkt das Gefühl von Paranoia und Unbehagen. Die Stadt San Francisco dient als klaustrophobischer Schauplatz, der die Isolation der Charaktere verstärkt.

Donald Sutherland liefert eine herausragende Leistung als Matthew Bennell, wobei seine zunehmende Verzweiflung und das Misstrauen gegenüber seinen Mitmenschen eindrucksvoll dargestellt werden. Wie die Version von 1956 thematisiert auch dieser Film die Angst vor Verlust der Individualität und den Schrecken der Konformität. Die 1978er Adaption kann als Spiegelbild der sozialen und politischen Unsicherheiten der 1970er Jahre gesehen werden, einschließlich des Misstrauens gegenüber staatlichen Institutionen und der Angst vor Entfremdung in einer zunehmend anonymen Gesellschaft. Die düstere und pessimistische Stimmung sind wunderbar bedrückend.

Wenn die Gondeln Trauer tragen
Mein absoluter Liebling ist jedoch „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Über den Film habe ich eine Matinee gemacht. Hier die Aufzeichnung:

Donald Sutherland liefert in dem psychologischen Horrorfilm „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (Originaltitel: „Don’t Look Now“) aus dem Jahr 1973 eine beeindruckende und nuancierte Darstellung. Unter der Regie von Nicolas Roeg spielt Sutherland die Rolle des John Baxter, eines Architekten, der zusammen mit seiner Frau Laura (gespielt von Julie Christie) nach Venedig reist, um den Tod ihrer kleinen Tochter zu verarbeiten.

Sutherland bringt eine immense Tiefe und Authentizität in die Figur des John Baxter. Seine Darstellung eines Mannes, der unter dem Verlust seines Kindes leidet und gleichzeitig versucht, rational und pragmatisch zu bleiben, ist zutiefst bewegend. Sutherlands Fähigkeit, die inneren Qualen und die Verzweiflung seines Charakters subtil und glaubwürdig darzustellen, verleiht dem Film eine emotionale Intensität, die den Zuschauer nachhaltig beeindruckt.

Die Chemie zwischen Sutherland und Julie Christie ist bemerkenswert und trägt wesentlich zur Wirkung des Films bei. Ihre Darstellung eines trauernden Paares, das versucht, in ihrer Beziehung Halt zu finden, ist sowohl berührend als auch authentisch. Besonders hervorzuheben ist die berühmte Liebesszene, die durch ihre Intimität und Natürlichkeit beeindruckt und die tiefe Verbindung der Charaktere zeigt.
Sutherland glänzt in der Darstellung der verschiedenen Facetten seines Charakters. Er zeigt Johns berufliche Kompetenz und Entschlossenheit, seine Skepsis gegenüber dem Übernatürlichen und seine schmerzliche Trauer. Diese Vielschichtigkeit macht John Baxter zu einer komplexen und glaubwürdigen Figur, mit der sich das Publikum identifizieren kann.

Ein weiterer Aspekt von Sutherlands Leistung ist seine Reaktion auf die übernatürlichen Elemente des Films. Seine anfängliche Skepsis und später wachsende Verunsicherung und Angst spiegeln die zunehmende Bedrohung wider, die den Film durchzieht. Sutherland schafft es, die innere Zerrissenheit seines Charakters, der zwischen Rationalität und unheimlicher Realität hin- und hergerissen wird, eindrucksvoll darzustellen.

Alien: Romulus – da kommt was auf uns zu

20. Juni 2024

Eines der Kinoereignisse auf die ich mich dieses Jahr wirklich freue ist Alien: Romulus. Der Science-Fiction-Horror wird im August in Deutschland starten und ich hatte die Gelegenheit 20 Minuten des Films genießen zu dürfen.

Zudem gab es ein gutes Frage und Antwort-Spiel mit dem Regisseur Fede Alvarez. Hier meine Aufzeichnung des Gesprächs, eine wahre Schatzgrube für Alien-Fans.

UPDATE: Leider hat Disney die Aufnahme untersagt. In der Veranstaltung war ein Filmen noch erlaubt. Sorry.

Ich denke, dass Fede Alvarez mit Alien: Romulus einen guten Job gemacht hat. Ich kann bisher nur meine Eindrücke aus den 20 Minuten des Footage wiedergeben, die mir gefallen haben. Fede Alvarez hat spätestens mit Evil Dead, der Neuverfilmung von Tanz der Teufel, gezeigt, dass er weiß, wie modernes US-Horrorkino funktioniert.

Bei Alien: Romulus handelt es sich um den siebten Film der Alien-Reihe. Er spielt zwischen den Filmen Alien (1979) und Aliens (1986). Eine Gruppe junger geldgieriger Abenteurer durchsuchen das All und treffen auf eine scheinbar völlig verlassene Station. Die Menschen sind alle tot, doch die Aliens sind an Bord und schon kann es losgehen.

Fede Alvarez vermied CGI und setzte mehr auf klassische Animatronic. Und auch das verlassene Raumschiff sieht wieder Handgemacht aus. Dem Fan geht hier das Herz auf. Der Film wird nicht die philosophische Richtung einschlagen wie die beiden jüngsten Ridley Scott-Produktionen Prometheus – Dunkle Zeichen (2012) und Alien: Covenant (2017). Fede Alvarez folgt eher dem Vorbild von James Cameron und setzt auf Action-Kino im Weltraum. Aber Action mit Niveau, wie ich hoffe.
Ich habe mal eine phantastische Matinee zum ersten Alien von 1979 durchgeführt. Das zeigt meine Liebe zum Film. Hier meine Aufzeichnung.

Faxt du noch oder mailst du schon?

19. Juni 2024

Im Keller beim Aufräumen entdeckte ich einen geschlossenen Karton mit Thermopapier. Diese Rollen nutze ich für mein erstes Fax. Sie durften nicht über längere Zeit der Sonne ausgesetzt werden, denn dann wurden sie schwarz. Aber die Ära von Fax ist bei mir schon lange vorbei, aber ich gehöre wohl einer Minderheit an.

Immer noch 77 % der Unternehmen in Deutschland nutzen das Fax-Gerät, sagt eine Erhebung vom Digitalverband Bitkom. Jede vierte Firma gibt an, dass das Fax häufig oder sehr häufig zum Einsatz kommt. Im Jahresvergleich geht die Fax-Nutzung jedoch zurück: 2023 lag sie bei 82 %, 2022 bei 88 % und 2018 sogar bei 95 %.

Ich pack es nicht, warum Fax noch stark genutzt wird – am besten noch mit der Verbindung eines Telefonanrufs „Ich hab Ihnen gerade was gefaxt, haben Sie es bekommen?“

Warum faxen?
Die Gründe, warum die Unternehmen noch immer am Fax festhalten, sind vielfältig. 56 Prozent der Unternehmen, die noch faxen, geben an, dies sei in der Kommunikation mit Behörden unumgänglich. 43 Prozent faxen, weil es sicherer als der Postweg sei und 35 Prozent halten daran fest, weil sie gut funktionierende und etablierte Faxprozesse haben. Jeweils 27 Prozent faxen aus Gewohnheit beziehungsweise, weil sie in der Regel ein Zustellungsnachweis benötigen. „Alternativen zum Fax sind zum Beispiel die digitale Signatur, der EDI-Standard oder spezielle E-Mail-Formate, die auch rechtssichere Zustellnachweise bieten. Damit diese effizienteren und sichereren Alternativen lange etablierte Faxprozesse ablösen, braucht es die Bereitschaft auf allen Seiten, bestehende Lösungen zu hinterfragen und sich auch neues digitales Knowhow anzueignen,“ so die Bitkom.

Der Kunde will es
25 Prozent der Unternehmen, die faxen, tun dies, um den Anforderungen ihrer Kundschaft gerecht zu werden. 10 Prozent faxen, um rechtliche Vorgaben zu erfüllen. 7 Prozent nutzen das Fax, weil sie meinen, es sei sicherer als digitale Kommunikation und bei 6 Prozent dient das Fax als Backup, wenn digitale Systeme ausfallen. Die Bitkom: „Insbesondere bei der Verschlüsselung von Daten haben die digitalen Kanäle dem klassischen Fax einiges voraus. Digitale Faxgeräte kombinieren dies und übertragen die Daten mit speziellen Faxprotokollen über das Internet statt wie ursprünglich über Telefonleitungen. Im Vergleich zu einer Standard-E-Mail bietet das digitale Fax häufig eine automatische Empfangsbestätigung, ist weniger fälschungsanfällig und eignet sich auch für rechtsichere Kommunikation.“

Und alles ausdrucken
72 Prozent der Unternehmen, die faxen, nutzen diesen modernen Fax-Standard, bei der das Fax beispielsweise als E-Mail versandt und empfangen wird. Ein Viertel (24 Prozent) setzt sogar ausschließlich darauf. 18 Prozent der faxenden Unternehmen setzen hingegen nur auf den älteren Standard, bei der das Fax noch klassisch per Ausdruck versandt wird. Insgesamt setzen noch 66 Prozent der faxenden Unternehmen (auch) auf den älteren Standard.

Persönliches Fazit:
Obwohl das Faxgerät heute oft als veraltete Technologie angesehen wird, gibt es mehrere Gründe, warum es immer noch weit verbreitet ist. Die Kombination aus rechtlichen, sicherheitsrelevanten, praktischen und kulturellen Faktoren trägt dazu bei, dass Faxgeräte trotz ihres Alters weiterhin genutzt werden.

Rechtliche Anerkennung: In vielen Ländern haben gefaxte Dokumente einen rechtlichen Status, der sie besonders in bestimmten Branchen wie dem Gesundheitswesen, der Justiz und dem Finanzwesen wertvoll macht. Faxgeräte bieten eine nachweisbare Übertragungsmethode, die oft als sicher und verbindlich angesehen wird.

Datenschutz und Sicherheit: Faxgeräte übertragen Daten direkt von einem Gerät zum anderen ohne Zwischenspeicherung im Internet, was sie gegen bestimmte Arten von Cyberangriffen unempfindlich macht. Dies ist besonders in Bereichen mit sensiblen Daten wie Gesundheitsinformationen wichtig.

Infrastruktur und Gewohnheit: Viele Unternehmen und Institutionen haben eine bestehende Faxinfrastruktur, die weiterhin funktioniert. Der Übergang zu neuen Technologien kann teuer und aufwendig sein, daher halten viele am Faxgerät fest, solange es seine Aufgabe erfüllt.

Kulturelle und regionale Unterschiede: In einigen Ländern und Kulturen ist das Faxgerät noch weit verbreitet und wird als zuverlässige Kommunikationstechnologie geschätzt.

Fehlendes Vertrauen in digitale Alternativen: Einige Benutzer und Organisationen trauen digitalen Kommunikationsmitteln wie E-Mail oder Cloud-Diensten nicht oder finden sie zu komplex, unsicher oder unzuverlässig.

Ich hab mal nachgeschaut. Meine Fritz-Box verfügt über eine Fax-Funktion, die ich aber nicht aktiviert habe. Leider besteht die Vielzahl meiner Ärzte auf Fax als Kommunikationsmittel, die dann aber auch nicht gelesen werden, wie ein jüngster Krankenhausenthalt meiner Mutter zeigte.
Für mich steht fest: Fax gehört ebenso in die Vergangenheit wie Fernschreiber. Da hab ich übrigens meine Anleitungsbücher meiner Ausbildungszeit auch in Altpapier gegeben. Das Thermopapier hab ich zum Sondermüll gebracht. Wie ist es bei euch? Fax ihr noch oder kennt ihr schon dieses neue Medium E-Mail?

Abhilfe gegen Marder im Motorraum

17. Juni 2024

Wir wohnen auf dem Land und ich beobachtete dieser Tage einen meiner Nachbarn, wie er jeden Abend eine Matte unter sein Automobil schob, etwa in der Höhe des Motors. Das macht er jeden Abend und ich fasste mir ein Herz und fragte nach: „Die Marder sind wieder unterwegs. Die kleinen Raubtiere lieben den engen Platz unter der Motorhaube.“ Und die Matte sei die alte Liegematte seines Hundes. Der Geruch soll den Nager vertreiben.

Es stimmt, der Motorraum ist eine kuschelige Höhle zum Wohlfühlen für den Marder. Allein der Geruch eines vermeintlichen Konkurrenten, der seine Duftmarke hinterlässt, kann ihr Wohlgefühl trüben. In diesem Moment sind wilde Beißattacken vorprogrammiert und damit fallen Kabel und Schläuche zum Opfer. Autofahrer müssen damit rechnen, dass sich Marder zum Beispiel an den Kabeln ihrer Zündkerzen oder an den Brems- und Kühlwasserschläuchen ihrer Pkw vergehen.

Ein Wundermittel, das den Marder vom Motorraum fernhält, gibt es nicht. Autobesitzer, die sich den ganzen Ärger mit Panne und Reparatur ersparen wollen, können dem Marder das Zubeißen aber zumindest erschweren. Auch gelegentliche Motorwäschen sollen helfen. Sie entfernen alle Geruchsspuren aus dem Motorraum, die andere Marder anlocken. Ich hab mich auf die Suche nach weiteren Möglichkeiten der Marder-Abwehr gemacht.

Mechanische Schutzmaßnahmen
Eine der effektivsten Methoden, um Marder vom Motorraum fernzuhalten, sind mechanische Barrieren. Dazu gehören spezielle Marderschutzgitter, die unter dem Fahrzeug montiert werden, oder Kabelschutzspiralen, die um empfindliche Kabel und Schläuche gewickelt werden. Wirkungsvoll und günstig sind diese stabile Kabelummantelungen für gefährdete Bauteile aus dem Fachhandel. Zudem verderben spezielle Vorrichtungen zum Abschotten des Motorraums – wie sie manche Autofirmen anbieten – dem kleinen Raubtier den Spaß mit Kabeln, Dämmmatten und Wasserschläuchen.

Elektronische Abwehrgeräte
Ultraschallgeräte, die für Menschen unhörbare Töne aussenden, können Marder abschrecken. Diese Geräte werden im Motorraum installiert und geben in regelmäßigen Abständen Ultraschallsignale ab, die Marder vertreiben sollen.

Chemische Abschreckungsmittel
Es gibt verschiedene chemische Produkte auf dem Markt, die Marder durch Geruch fernhalten sollen. Diese Sprays oder Pasten werden im Motorraum und um das Fahrzeug herum angewendet. Sie sollten jedoch regelmäßig erneuert werden, da ihre Wirkung mit der Zeit nachlässt.

Mardersicherer Stellplatz
Wenn möglich, sollte das Auto in einer abgeschlossenen Garage geparkt werden. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Marder Zugang zum Fahrzeug erhält. Diese Lösung habe ich gewählt, zugegeben eine Luxuslösung.

Regelmäßige Kontrollen
Es ist ratsam, den Motorraum regelmäßig auf Anzeichen von Marderbefall zu überprüfen. Achten Sie auf Pfotenspuren, Haare oder Beschädigungen an Kabeln und Schläuchen. Bei ersten Anzeichen eines Befalls sollten umgehend Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Der Nachbar kontrolliert jeden Tag.

Einfache Hausmittel
Einige Autobesitzer wie mein Nachbar berichten von Erfolgen mit Hausmitteln wie Hundehaaren, die im Motorraum verteilt werden, oder Maschendraht, der unter dem Auto platziert wird. Diese Methoden sind jedoch weniger zuverlässig als mechanische oder elektronische Lösungen.

Und die Zahlen?
Ich habe mal nach den Kosten Ausschau gehalten. Es kann teuer werden, so die HUK-Coburg. Mehr als 52.000 Mal bissen die kleinen Raubtiere im vergangenen Jahr bei den Autos von HUK-COBURG-Kunden zu. Die Beseitigung der Attacken kostete durchschnittlich 527 Euro. In der Spitze waren sogar Reparaturen von mehr als 3.000 Euro nötig. Insgesamt beliefen sich die Regulierungskosten des oberfränkischen Versicherers auf mehr als 21 Mio. Euro.

Ein Marderbiss kann nicht nur teuer, sondern auch gefährlich werden. Oft bleiben die Schäden unentdeckt, da die spitzen, kleinen Zähne der Raubtiere nur stecknadelgroße Einstiche hinterlassen. Während der Fahrt kann es recht schnell zu Folgeschäden kommen, zum Beispiel am Motor. Ein Blick auf die Temperaturanzeige des Kühlwassers hilft: Geht der Zeiger in den roten Bereich, ist ein Blick unter die Motorhaube unerlässlich.

Marderschäden sind oft – aber nicht immer – in der Teilkasko mitversichert. Meist greift der Versicherungsschutz nicht allein bei Marder- sondern generell bei Tierbissschäden. Wichtig für den Versicherungsschutz: Er sollte nicht nur die unmittelbaren Schäden, also die zerbissenen Schläuche, abdecken.

Public Viewing im Dorf zur EM2024 Eröffnung

16. Juni 2024

Gleich vorweg: Ich habe keine Ahnung von Fußball und im Grunde interessiert mich dieser Sport nicht. Und doch schaue ich mir Teile der Europameisterschaft an, wenn die deutsche Mannschaft spielt. Den 5:1-Sieg, bei dem die Deutschen sechs Tore schossen, erlebte ich bei uns im Dorf im Bistro Sixty Four in Maisach im oberbayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck.

Das Bistro besteht jetzt bald ein Jahr und ich mag diesen Ort der Begegnung. Als Gastronom Uwe Flügel mit seiner Frau Ruby ankündigte, dass es in ihrem Bistro ein Public Viewing geben wird, war ich gerne mit dabei. Alleine vor dem Rechner hätte ich mir das Spiel nicht angeschaut, aber zusammen mit anderen wollte ich die Atmosphäre genießen, die lokale Wirtschaft und nicht die Schwarzgastronomie unterstützen.

Rund vierzig Fußballfans, ausgerüstet mit schwarz-rot-goldenen Schals, Shirts, Hüten und mit deutlich mehr Fußballwissen ausgestattet als ich, fieberten mit. Wir saßen schon einige Zeit vor dem Anpfiff zusammen, bestellten Getränke und Essen. Der Service von Ruby Flügel, ihrer Schwester Ruffy und Uwes Sohn war voll im Stress. Uwe war in der kleinen Küche und bereitete hochkonzentriert und mit Liebe die Speisen zu. Die Renner an diesem Abend waren Flammkuchen und Nachos. Ich hatte den Thunfischsalat. Dazu gab es bei mir frisch gezapftes Bier vom Hofbräuhaus.

Für mein persönliches Empfinden war die Eröffnungsshow in der Münchner Allianz-Arena eher mäßig. Es war irgendwie wie ein besseres Turnerfest, aber ich kenne mich nicht aus. Die Stimmung in der Arena und bei uns im Bistro war dagegen super. Als es an die Nationalhymnen ging, sangen die Spieler mit. In unserem Bistro erhob sich zwar keiner, als „Einigkeit und Recht und Freiheit“ gespielt wurde, aber der eine oder andere bewegte die Lippen mit: Patriotismus ohne Nationalismus.

Den ganzen Tag habe ich in München die schottischen Fans angetroffen. Sie waren in bester Partylaune. Mit Rock und Pipes sorgten sie für Stimmung. Ich hatte morgens um sechs am Hauptbahnhof München die Klänge eines Dudelsacks vernommen, als ich zu einem Seminar aufgebrochen bin. Bayern und Schotten sind sich irgendwie ähnlich, vielleicht ein bisschen rau, aber mit Liebe im Herzen. Meine Frau und ich hatten unsere Hochzeitsreise nach Schottland gemacht und von dieser Reise eine große Schottlandfahne mitgebracht, die bei der Übertragung im Sixty Four rechts neben dem großen Fernseher hing. Uwe hatte seine Deutschlandflagge links neben dem TV-Empfangsgerät aufgehängt und der ganze Gastraum war mit Winkelementen in den deutschen Farben geschmückt. Hier hat das Team sich Mühe gegeben, die Gäste honorierten den Einsatz und bestellten Speis und Trank, dass die Gastronomen immer im Stress waren. Der Nachschub war nie unterbrochen.

Ich lauschte dem Sportreporter und weiß, warum Sportjournalismus nie mein Ding war und sein wird. Für mein Empfinden gab es viele hohle Phrasen und schlechte Klischees. Warum nicht einfach mal den Mund halten, wenn es nichts zu sagen gibt? Aber ich habe ja keine Ahnung.

Die deutsche Mannschaft war für mich die meiste Zeit spielbestimmend. Die Gedanken an das Fußball-Sommermärchen kamen wieder auf. Damals feierte das ganze Land die Mannschaft und die Stimmung war gut. So eine Stimmung würde unserem zerrissenen Land heute auch wieder gut tun.

Als in den ersten Minuten das 1:0 für Deutschland fiel, war das Eis gebrochen. Alle freuten sich, klatschten und feuerten die Spieler im Fernseher an. Ich glaube, sie haben es nicht gehört und spielten dennoch sehr gut. Die Tore für Deutschland stellten sich ein. Jeder Treffer wurde mit Applaus quittiert und als Schottland mit einem Mann weniger auf dem Platz spielte, war die Partie für mich gelaufen. Ich lauschte den Erklärungen meines Nachbarn über die Spielzüge und die Leistungen der einzelnen Spieler. Wir sind ein Land voller Virologen, Militärexperten, Bildungscracks, Politikerklärer und Bundestrainer in einem, wobei mir die Rolle der Fußballexperten noch die liebste ist. Mir egal, weil ich sowieso keine Ahnung von Fußball habe.

Uwe kam aus seiner Küche, in der er während der meisten Zeit des Spiels gebunden war. Nun nachdem fast alles vorbei war, hatte er auch Zeit und erlebte noch den Abschlusstreffer der Mannschaft mit. Er sah zufrieden aus, zum einen wegen des Ergebnisses, zum anderen mit der Entscheidung im Sixty Four ein Public Viewing anzubieten.

Nach dem Spiel löste sich die Versammlung auf mit dem Versprechen, zum Spiel gegen die Schweiz wieder ins Sixty Four zu kommen. Ich will eines der nächsten deutschen Spiele in meinem Lieblingskino, dem Scala-FFB, ansehen. Auch dort soll die Stimmung prima sein. Das tut alles sehr gut nach Corona. Und wenn die deutsche Mannschaft weiter gewinnt, steht dem Sommermärchen nichts mehr im Wege. Ich würde mich freuen, auch wenn ich keine Ahnung habe.

Der Fluch – The Grudge (2004) – Matinee am Sonntag, 16. Juni im Scala

15. Juni 2024

Japanische Horrorfilme üben eine besondere Faszination aus, die aber nicht jeder Zuschauer sofort versteht. Daher habe ich mich für meine Matinee am Sonntag, 16. Juni für eine westliche Version eines japanischen Geisterfilms entschieden und bespreche und zeige „Der Fluch – The Grudge“ von 2004. Karten gibt es hier.

Der Film ist ein amerikanisches Remake des japanischen Horrorfilms „Ju-on: The Grudge“ und wurde von Takashi Shimizu, dem Schöpfer des Originals, inszeniert. Der Film spielt in Tokio und erzählt die Geschichte eines verfluchten Hauses, in dem jeder, der es betritt, von einem tödlichen Fluch verfolgt wird.

Die Faszination von japanischen Horrorfilmen (J-Horror) lässt sich auf mehrere zentrale Elemente zurückführen. Beispiele für bekannte japanische Horrorfilme, die diese Elemente verkörpern, sind „Ringu“ (1998), „Ju-on: The Grudge“ (2002) und „Dark Water“ (2002). Diese Filme haben nicht nur das Genre weltweit beeinflusst, sondern auch zahlreiche Remakes und Adaptionen inspiriert. „Der Fluch – The Grudge“ ist eine Verwestlichung des japanischen Themas, ohne den Film aber kommerziell stark zu verwässern.

Kulturelle Unterschiede und einzigartige Themen
Japanische Horrorfilme greifen oft auf lokale Mythen, Legenden und Geistergeschichten zurück, die dem westlichen Publikum unbekannt sind. Diese kulturellen Unterschiede sorgen für eine frische und unvorhersehbare Atmosphäre.

Psychologischer Horror
J-Horror setzt häufig auf subtile, psychologische Angst anstelle von expliziten Gewalt- oder Blutszenen. Die Filme spielen mit der Angst vor dem Unbekannten und Unsichtbaren, was oft unheimlicher wirkt als offensichtlicher Schrecken.

Visuelle Ästhetik
Japanische Horrorfilme zeichnen sich durch eine besondere visuelle Stilistik aus. Oft sind die Bilder düster und atmosphärisch, mit einem starken Einsatz von Schatten und Licht, was eine unheilvolle Stimmung erzeugt.

Symbolismus und tiefere Bedeutungen
Viele J-Horror-Filme sind reich an Symbolismus und enthalten tiefere, oft philosophische oder gesellschaftliche Bedeutungen. Diese Vielschichtigkeit spricht das Publikum auf verschiedenen Ebenen an und regt zum Nachdenken an.

Langsame, unheilvolle Spannung
Anstatt schnelle Schockmomente zu nutzen, bauen japanische Horrorfilme langsam eine bedrohliche und unheimliche Stimmung auf. Diese Methode erzeugt eine nachhaltige Spannung und hält die Zuschauer in ständiger Erwartung.

Charakteristisches Sounddesign
Der Einsatz von Sound und Musik in J-Horror ist oft minimalistisch, aber effektiv. Unheimliche Geräusche und stille Momente werden gezielt eingesetzt, um die Spannung zu verstärken.

Die Handlung von „Der Fluch – The Grudge“
Die Handlung dreht sich um Karen (die aus Buffy bekannte Vampirjägerin Sarah Michelle Gellar), eine amerikanische Austauschstudentin, die als Pflegekraft in Tokio arbeitet. Sie wird zu einem Haus geschickt, um sich um eine ältere Frau zu kümmern. Bald entdeckt Karen, dass das Haus von geisterhaften Erscheinungen heimgesucht wird und dass jeder, der es betritt, dem gleichen schrecklichen Schicksal entgegengeht. Der Fluch nimmt seinen Ursprung in einem Mord, der in dem Haus stattfand, und die Geister der Opfer verfolgen unermüdlich die Lebenden.

Inszenierung und Atmosphäre
Takashi Shimizu gelingt es, die bedrückende und unheimliche Atmosphäre des Originals beizubehalten. Der Film spielt geschickt mit Licht und Schatten, um eine konstante Spannung aufzubauen. Die Verwendung von alltäglichen Geräuschen, wie dem Knarren von Holzböden und dem Flüstern von Stimmen, trägt zur schaurigen Stimmung bei. Besonders hervorzuheben ist die bedrohliche Präsenz der Geister, insbesondere die ikonische Figur der Kayako, deren markerschütterndes Stöhnen und unheimliche Bewegungen für Gänsehaut sorgen.

Schauspielerische Leistungen
Seriendarstellerin Sarah Michelle Gellar liefert als Hauptdarstellerin eine solide Performance ab, obwohl ihre Rolle oft auf das Reagieren auf schreckliche Ereignisse beschränkt ist. Die Nebenrollen, einschließlich Jason Behr als ihr Freund Doug und Clea DuVall als Jennifer Williams, tragen zur Authentizität und Tiefe der Geschichte bei. Bill Pullman ist ebenfalls erwähnenswert als Peter Kirk, dessen Schicksal mit dem Fluch verknüpft ist. Trotz kleinerer Mängel in der Charakterentwicklung und der Vorhersehbarkeit einiger Schockmomente, bleibt „Der Fluch – The Grudge“ ein fesselnder Horrorfilm, der lange nach dem Abspann nachhallt.

Vergleich zum Original
Im Vergleich zum Original bleibt „Der Fluch – The Grudge“ relativ treu an der Vorlage, sowohl in der Handlung als auch in der Atmosphäre. Einige Szenen wurden nahezu identisch übernommen, was Fans des Originals erfreuen dürfte. Allerdings bringt das Remake durch seine Hollywood-Produktion auch eine gewisse Politur und Zugänglichkeit für ein breiteres Publikum mit sich. Karten für die phantastische Matinee am Sonntag, 16. Juni um 10:45 Uhr gibt es hier.

Filmkritik: daddio – eine Nacht in New York

14. Juni 2024

Taxis sind heilige Orte des Kinos. Es gibt großartige Taxi-Filme, man denke nur an Night on Earth von Jim Jarmusch mit einem grandiosen Armin Müller Stahl oder an Collateral von Michael Mann mit Tom Cruise als eiskalter Killer oder für manche witzig, die französische Taxi-Reihe. Auch Deutschland hat mit einen unterhaltsamen Film 791 km von Tobi Baumann etwas zu bieten. In Taxis werden Geschichten erzählt und nun kommt mit daddio – eine Nacht in New York eine weitere interessante Taxi-Geschichte hinzu.

Der Film ist ein Kammerspiel zwischen Dakota Johnson als Fahrgast und Sean Penn als Taxifahrer, also großes Schauspielerkino, von Christy Hall in Szene gesetzt. Hall entwickelt die Geschichte schön und greift zu Beginn Dialoge auf, die vielleicht jeder schon einmal im Taxi geführt hat.

Zunächst geht es um Karte oder Bargeld, die Zukunft des Taxi-Gewerbes mit der Uber-Konkurrenz, die leidige Trinkgeldfrage und auch das Handtieren mit dem Mobiltelefon. Clark, so heißt unser Taxifahrer, ist ein Relikt der Menschlichkeit, der eine Pflanze in seinem Taxi pflegt.

Aus dem Roadmovie durch das nächtliche New York wird ein Stand-Movie. Der Verkehr steht durch einen Unfall. Das Taxi wird zum Beichtstuhl, zur Coach des Psychiaters. Die Gespräche zwischen Fahrer und Gast werden intensiver, persönlicher. Das ewige Thema Mann und Frau, aber es kommt noch über einen Chat mit iMessage eine dritte Person hinzu. Wir sehen sie nicht, lesen aber ihre Texte. Es wird Dirty Talk, Austausch von Dick Pics und Brüste-Fotos. Es zeigt sich, dass die weibliche Passagierin ein Verhältnis mit einem verheirateten älteren Mann hat, den sie sogar Daddy nennt. Es stellt sich die Frage, warum die attraktive Frau den Ehebruch begeht, warum sie sich zu einem älteren Mann hingezogen fühlt. Die Frau will ihre Netze auswerfen, will ihre Attraktivität ausspielen, verliebt sich aber in den Senior, der sie bezirzest, umgarnt, aber doch nur ihren Körper als Objekt will. Für mich war der Film eine schöne Abwechslung vom hektischen Blockbusterkino.