Werner Herzog wurde mit Preisen überhäuft und feierte seinen 80. Geburtstag. Noch vor dem ganzen Trubel widmete ich ihm eine phantastische Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck mit seinem Film Werner Herzogs Nosferatu – Phantom der Nacht. Die nächste phantastische Matinee ist am Sonntag, 21. September um 10:45 mit dem Film Shaun of the Dead. Karten gibt es hier.
Aber zurück zu Werner Herzogs Film. Die 1979 entstandene Hommage an F. W. Murnaus Stummfilmklassiker Nosferatu (1922) stellt eine atmosphärisch dichte Neuinterpretation dar, in der der Vampirmythos als kulturelles, psychologisches und existenzielles Motiv neu verhandelt wird. Hier die Aufzeichnung meines Vortrags.
Der Film verbindet expressionistische Bildsprache mit einer tiefen Melancholie und schafft dadurch ein Werk, das Fragen nach Tod, Zeit, Isolation und gesellschaftlichem Verfall stellt.
Zentral ist dabei die Figur des Vampirs, gespielt von Klaus Kinski. Anders als bei Murnau oder in späteren Dracula-Adaptionen ist dieser Nosferatu kein rein dämonisches Wesen, sondern eine tieftraurige, gequälte Kreatur, die unter ihrer Unsterblichkeit leidet. Er ist ein Außenseiter, der Nähe sucht, aber nur Tod bringt. Diese Ambivalenz macht ihn zur Projektionsfläche existenzieller Fragen: Was bedeutet es, ewig zu leben, aber von der Welt ausgeschlossen zu sein? Welche Form nimmt das Böse an, wenn es selbst leidet?
Herzogs filmische Gestaltung ist von großer formaler Strenge und visueller Kraft. Die Kameraführung von Jörg Schmidt-Reitwein setzt auf langsame Bewegungen, lange Einstellungen und eine fast meditative Ruhe. Die Musik von Popol Vuh verstärkt diesen Eindruck durch sphärische, sakral anmutende Klänge, die eine fast religiöse Tiefe evozieren.
Ein zentrales Thema des Films ist der bürgerliche Verfall. Herzog zeigt, wie eine scheinbar geordnete, wohlhabende Gesellschaft durch eine unsichtbare Bedrohung – die Pest – in kürzester Zeit zusammenbricht. Die Reaktion der Bürger auf das sich ausbreitende Grauen ist nicht Widerstand oder Rationalität, sondern Resignation, Wahnsinn oder blinder Hedonismus. So tanzen Menschen auf dem Marktplatz zwischen Särgen, essen noch einmal üppig und lassen alle sozialen Normen fallen. Diese Bilder sind nicht karikaturhaft überzeichnet, sondern erschütternd ruhig und nüchtern. Sie machen deutlich, dass die Ordnung der Gesellschaft eine dünne Fassade ist – und dass das Chaos jederzeit zurückkehren kann.
Die nächste phantastische Matinee im Scala Kino ist am Sonntag, 21. September um 10:45 mit dem Film Shaun of the Dead. Karten gibt es hier.
Werner Herzogs Nosferatu – Phantom der Nacht ist weit mehr als ein klassischer Horrorfilm. Die 1979 entstandene Hommage an F. W. Murnaus Stummfilmklassiker Nosferatu (1922) stellt eine atmosphärisch dichte Neuinterpretation dar, in der der Vampirmythos als kulturelles, psychologisches und existenzielles Motiv neu verhandelt wird. Der Film verbindet expressionistische Bildsprache mit einer tiefen Melancholie und schafft dadurch ein Werk, das Fragen nach Tod, Zeit, Isolation und gesellschaftlichem Verfall stellt. Ich bespreche und zeige den Film bei meiner phantastischen Matinee am Sonntag, 15. Juni im Scala FFB. Karten gibt es hier.
Herzog folgt inhaltlich weitgehend der bekannten Handlung: Der junge Immobilienmakler Jonathan Hutter reist nach Transsylvanien, um dem geheimnisvollen Graf Orlok ein Anwesen in Wismar zu verkaufen. Der Graf, eine vampirische Erscheinung, folgt Hutter in dessen Heimatstadt und bringt die Pest mit sich. Am Ende opfert sich Hutters Frau Lucy, um das Unheil zu stoppen. Trotz dieser klassischen Struktur gelingt es Herzog, den Stoff mit eigener Handschrift aufzuladen.
Zentral ist dabei die Figur des Vampirs, gespielt von Klaus Kinski. Anders als bei Murnau oder in späteren Dracula-Adaptionen ist dieser Nosferatu kein rein dämonisches Wesen, sondern eine tieftraurige, gequälte Kreatur, die unter ihrer Unsterblichkeit leidet. Er ist ein Außenseiter, der Nähe sucht, aber nur Tod bringt. Diese Ambivalenz macht ihn zur Projektionsfläche existenzieller Fragen: Was bedeutet es, ewig zu leben, aber von der Welt ausgeschlossen zu sein? Welche Form nimmt das Böse an, wenn es selbst leidet?
Herzogs filmische Gestaltung ist von großer formaler Strenge und visueller Kraft. Die Kameraführung von Jörg Schmidt-Reitwein setzt auf langsame Bewegungen, lange Einstellungen und eine fast meditative Ruhe. Die Bildkompositionen – etwa das verlassene Wismar mit seinen leergefegten Gassen, die düstere Festung des Grafen oder der stillgleitende Sargzug – erzeugen eine ästhetische Atmosphäre des Verfalls und der Erstarrung. Die Musik von Popol Vuh verstärkt diesen Eindruck durch sphärische, sakral anmutende Klänge, die eine fast religiöse Tiefe evozieren.
Ein zentrales Thema des Films ist der bürgerliche Verfall. Herzog zeigt, wie eine scheinbar geordnete, wohlhabende Gesellschaft durch eine unsichtbare Bedrohung – die Pest – in kürzester Zeit zusammenbricht. Die Reaktion der Bürger auf das sich ausbreitende Grauen ist nicht Widerstand oder Rationalität, sondern Resignation, Wahnsinn oder blinder Hedonismus. So tanzen Menschen auf dem Marktplatz zwischen Särgen, essen noch einmal üppig und lassen alle sozialen Normen fallen. Diese Bilder sind nicht karikaturhaft überzeichnet, sondern erschütternd ruhig und nüchtern. Sie machen deutlich, dass die Ordnung der Gesellschaft eine dünne Fassade ist – und dass das Chaos jederzeit zurückkehren kann.
Die Frauenfigur Lucy, gespielt von Isabelle Adjani, bildet einen Kontrapunkt zum allgemeinen Verfall. Sie ist die Einzige, die dem Grauen aktiv begegnet, die das Rätsel des Vampirs durchschaut und bereit ist, sich selbst zu opfern. In ihr verdichtet sich eine fast archetypische Symbolik: Reinheit, Erkenntnis, Opferbereitschaft. Ihre Rolle erinnert an die romantische Heldin des 19. Jahrhunderts, wird aber von Herzog nicht sentimentalisiert. Ihr Tod ist notwendig, aber nicht erlösend. Auch nach Nosferatus Vernichtung bleibt der Tod gegenwärtig.
Herzogs Nosferatu ist damit auch eine Reflexion über Zeit und Geschichte. Die Handlung spielt zwar in einer vage historischen Epoche, doch durch die Stilmittel – die Mischung aus expressionistischer Bildsprache, naturalistischer Ausstattung und zeitloser Musik – wirkt der Film entrückt und zugleich gegenwärtig. Der Verfall der Stadt kann als Allegorie auf das 20. Jahrhundert gelesen werden: als Gleichnis für Krieg, Krankheit, soziale Umbrüche und das Ende bürgerlicher Selbstgewissheit. Auch die Figur des Vampirs steht hier nicht nur für das Übernatürliche, sondern für das Unausweichliche, das Fremde, das Andere – das, was nicht kontrolliert oder integriert werden kann.
Für mich ist Nosferatu – Phantom der Nacht ein Film von großer stilistischer Konsequenz und philosophischer Tiefe. Herzog nutzt die bekannten Motive des Vampirfilms nicht für Effekte oder Schockmomente, sondern für eine ruhige, eindringliche Auseinandersetzung mit den Grenzen der menschlichen Existenz. Der Horror liegt nicht im Blut oder in der Gewalt, sondern im unausweichlichen Vergehen, in der Einsamkeit, im stummen Verfall der Ordnung. Gerade diese Zurückhaltung macht Herzogs Nosferatu zu einem Meisterwerk des poetischen Kinos – und zu einem Film, der lange nachwirkt. Zu sehen in meiner phantastischen Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.
Zwei Klassiker des phantastischen Film präsentierte ich als Double Feature in meiner phantastischen Matinee im Scala Fürstenfeldbruck: Graf Zaroff – Genie des Bösen (1932) und Vampyr (1930).
Die erste Menschenjagd Der Film The Most Dangerous Game (dt. Graf Zaroff – Genie des Bösen) aus dem Jahr 1932 ist ein wegweisender Thriller, der auf der Kurzgeschichte The Most Dangerous Game (1924) von Richard Connell basiert.
Mit seiner düsteren Atmosphäre, der packenden Handlung und den intensiven Charakteren hat der Film bis heute einen bedeutenden Einfluss auf das Thriller- und Horrorgenre. Besonders bemerkenswert ist, dass viele Elemente dieses Films in späteren Werken wiederaufgenommen wurden, sei es in modernen Survival-Thrillern oder in Variationen des „Menschenjagd“-Motivs.
Die Geschichte dreht sich um den berühmten Großwildjäger Bob Rainsford (gespielt von Joel McCrea), der nach einem Schiffsunglück auf einer abgelegenen Insel strandet. Dort trifft er auf den exzentrischen russischen Aristokraten Graf Zaroff (Leslie Banks), der ihn in sein luxuriöses Schloss einlädt. Rainsford entdeckt bald, dass er nicht der einzige Schiffbrüchige ist: Die schöne Eve (Fay Wray) und ihr betrunkener Bruder Martin (Robert Armstrong) wurden ebenfalls von Zaroff aufgenommen. Hier mein Vortrag:
Vampyr (1932) von Carl Theodor Dreyer Für mich ist der Film neben Nosferatu von 1922 einer der besten Vampyr-Filme überhaupt.
Carl Theodor Dreyers Vampyr aus dem Jahr 1932 ist ein bedeutender Filmklassiker des frühen Tonkinos, der zwischen Stummfilm-Ästhetik und experimentellen Tonsequenzen changiert. Obwohl der Film seinerzeit bei Kritik und Publikum eher verhalten aufgenommen wurde, gilt er heute als wegweisendes Werk des Horror- und Fantasy-Genres. Hier mein Vortrag:
Übergang vom Stumm- zum Tonfilm Vampyr entstand in einer Phase des Umbruchs in der Filmindustrie. Der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm war Ende der 1920er-Jahre bereits in vollem Gange. Viele Regisseure, die sich künstlerisch im Stummfilm etabliert hatten, standen nun vor der Herausforderung, die Möglichkeiten des Tons entweder behutsam oder radikal einzusetzen. Carl Theodor Dreyer, der bereits mit Werken wie Die Passion der Jungfrau von Orléans (1928) großes Ansehen erlangt hatte, musste nun neue Wege der filmischen Erzählung beschreiten.
Zwei Klassiker des phantastischen Film präsentiere ich als Doule Feature in der phantastischen Matinee am Sonntag, 2. März, im Scala Fürstenfeldbruck: Graf Zaroff – Genie des Bösen (1932) und Vampyr (1930). Beginn ist 10:45 Uhr und Karten gibt es hier.
Die erste Menschenjagd Der Film The Most Dangerous Game (dt. Graf Zaroff – Genie des Bösen) aus dem Jahr 1932 ist ein wegweisender Thriller, der auf der Kurzgeschichte The Most Dangerous Game (1924) von Richard Connell basiert.
Mit seiner düsteren Atmosphäre, der packenden Handlung und den intensiven Charakteren hat der Film bis heute einen bedeutenden Einfluss auf das Thriller- und Horrorgenre. Besonders bemerkenswert ist, dass viele Elemente dieses Films in späteren Werken wiederaufgenommen wurden, sei es in modernen Survival-Thrillern oder in Variationen des „Menschenjagd“-Motivs.
Die Geschichte dreht sich um den berühmten Großwildjäger Bob Rainsford (gespielt von Joel McCrea), der nach einem Schiffsunglück auf einer abgelegenen Insel strandet. Dort trifft er auf den exzentrischen russischen Aristokraten Graf Zaroff (Leslie Banks), der ihn in sein luxuriöses Schloss einlädt. Rainsford entdeckt bald, dass er nicht der einzige Schiffbrüchige ist: Die schöne Eve (Fay Wray) und ihr betrunkener Bruder Martin (Robert Armstrong) wurden ebenfalls von Zaroff aufgenommen.
Inhalt von Graf Zaroff Doch bald offenbart sich Zaroffs dunkles Geheimnis: Der Graf hat die Jagd auf Tiere satt und hat ein neues, viel gefährlicheres Wild entdeckt – den Menschen. Er entlässt seine Gäste in den Dschungel der Insel und gibt ihnen eine kurze Frist, sich zu verstecken. Danach beginnt seine mörderische Jagd. Wer es bis zum Morgengrauen überlebt, darf gehen – doch bisher ist niemand entkommen. Es folgt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel.
Vampyr (1932) von Carl Theodor Dreyer Für mich ist der Film neben Nosferatu von 1922 einer der besten Vampyr-Filme überhaupt.
Carl Theodor Dreyers Vampyr aus dem Jahr 1932 ist ein bedeutender Filmklassiker des frühen Tonkinos, der zwischen Stummfilm-Ästhetik und experimentellen Tonsequenzen changiert. Obwohl der Film seinerzeit bei Kritik und Publikum eher verhalten aufgenommen wurde, gilt er heute als wegweisendes Werk des Horror- und Fantasy-Genres. Im Folgenden sollen Entstehung, Inhalt, formale Merkmale, thematische Schwerpunkte und der Einfluss des Films auf das spätere Kino beleuchtet werden.
Inhalt von Vampyr Die Geschichte kreist um den Protagonisten Allan Gray (gespielt von Julian West), einen jungen Reisenden mit einer Vorliebe für Okkultes. Gray quartiert sich in einem abgelegenen Gasthof ein, wo er sogleich von unheimlichen Begebenheiten heimgesucht wird: Schatten bewegen sich scheinbar verselbstständigt, gespenstische Gestalten huschen durch die Flure. Eines Nachts taucht ein alter Mann in Grays Zimmer auf, der ihm ein Paket mit der Aufschrift „Öffnen Sie nach meinem Tod“ übergibt und verschwindet.
Als Gray dem Geheimnis auf den Grund gehen möchte, trifft er auf das nahegelegene Schloss, in dem der alte Mann scheinbar lebte. Dort findet er den Schlossherrn tödlich verletzt vor. Dessen Töchter, Léone und Gisèle, sind in Gefahr. Die mysteriöse Krankheit von Léone deutet bald auf eine vampirische Ursache hin: Eine alte Frau namens Marguerite Chopin und ein unheimlicher Arzt scheinen ein Komplott zu schmieden, um die Familie mit vampirischer Präsenz zu bedrohen. Im weiteren Verlauf muss Gray nicht nur dem Vampir zur Strecke helfen, sondern sich auch selbst in einem labyrinthischen Spiel aus Traum und Wirklichkeit zurechtfinden.
Unentrinnbaren Albtraum Typisch für den Film ist eine episodische, fast bruchstückhaft wirkende Erzählweise. Viele Szenen wirken wie ein Zustand zwischen Wachen und Schlafen, was durch ungewöhnliche Montagen und Bildkompositionen unterstrichen wird. Die Figur Allan Gray gerät ständig in Situationen, in denen nicht klar ist, ob er träumt oder ob das Gezeigte real ist. Diese Ambivalenz verstärkt den Eindruck eines unentrinnbaren Albtraums.
Ich freue mich sehr, diese seltenen Filme besprechen und zeigen zu können und hoffe auf ein interessiertes Publikum. Karten gibt es hier.
Es war das vorerst letzte Konzert der Caligari-Tour von Karl Bartos. Zum zweiten Mal gastierte das ehemalige-Kraftwerk-Mitglied mit Mathias Black im Münchner Prinzregententheater und genoss sichtlich den Applaus des Publikums.
Im vergangenen Jahr absolvierte Bartos die ausgiebige Tour und zeigte seine musikalische Version des Robert Wiene Stummfilm-Klassikers das Cabinet des Dr. Caligari. Nun wurden 2025 die letzten Konzerte absolviert und weil Münchner im Herbst 2024 so gut lief, wiederholte Bartos sein Engagement im Prinzregententheater gleich nochmal.
Ich genoss Musik und den Film in seiner 4K-Version außerordentlich. Bartos und Black standen auf der Bühne hinter ihrem technischen Equipment. Keine Techniktürme wie bei TD, sondern minimalistisch wie man es von Kraftwerk kennt. Im Grunde hätte die Mensch-Maschine das Konzert ohne menschliche Beteiligung geben können, aber das Duo Bartos/Black spielten live. Das das Duo harmonierte perfekt, so dass ein perfekter Sound bei uns im Publikum ankam. Die Musik drückt den Irrsinn von Caligari aus, der einst als expressionistisches Meisterwerk in der Weimarer Republik entstanden ist. Bartos hat schon Humor, dieses Chaos von Weimar vor der Bundestagswahl aufzuführen, aber die Terminüberschneidung kommt wohl eher überraschend und ohne Vorsehung.
Ich habe bei Erscheinen das Album samt DVD angeschafft. Die Musik habe ich genossen, die Version des Films nicht, trotz 4K-Umsetzung. Ich hatte die DVD zweimal angeschaut und dann genervt in der Verpackung verschwinden lassen. Nicht weil der Film schlecht war, sondern die Interpretation. Ich bevorzuge die offizielle Version der Murnau-Stiftung auf Bluray oder die geniale Version in 4K
Zumutung Was ich schon auf den DVD vom vergangenen Jahr schrecklich fand und in München live es auch als Zumutung empfand, war die Soundkulisse von Stimmen, Effekten und Schritten, die das Ensemble of Sounds dazu gemischt hat. Das ist ein Verbrechen an einem Meisterwerk des deutschen Expressionismus. Herr Bartos, Sie haben ein Sakrileg gegangen.
Zur Klarstellung: Bartos Musik und Wienes Film sind jeder auf ihre Art ein Meisterwerk, aber auf die beigesteuerten Effekte konnte ich getrost verzichten. Es gab schon in der Filmgeschichte immer wieder Versuche den Caligari durch Effekte zugänglicher zu machen – alle sind gescheitert und auch Bartos ist der Versuchung erlegen und musste einfach scheitern. Finger weg von dem Meisterwerk Caligari als Stummfilm. Da bin ich absoluter Purist.
Mord und Wahnsinn Das Cabinet des Dr. Caligari ist ein legendärer, vielleicht der berühmteste deutsche Stummfilm. Entstanden kurz nach dem Ersten Weltkrieg, erzählt er eine doppelbödige Geschichte über Mord und Wahnsinn. Seine außergewöhnliche Gestaltung in schrägen, expressionistischen Kulissen machte ihn zum Kunstwerk – und zur Sensation des Jahres 1920. Die Filmkritik damals: „Es gilt, eine neue Seite in der Geschichte des Films zu beginnen: ‚Das Cabinet des Dr. Caligari‘ hat sich als eine künstlerische Einheit und ein Aufwärts in der Entwicklung des Filmspiels erwiesen; es stellt zum ersten Male die bildende Kunst ebenbürtig neben die darstellende.“
Aus dem Kaiserreich der Ordnung, ein Reich aus Eisen und Feuer, kam die deutsche Demokratie. Caligari bedeutete Aufbruch: Männer sind wie Künstler, die Krawatten waren schief, die Hüte saßen schief.
Die Geschichte ist in eine Rahmenhandlung gebettet, in der am Ende alles auf den Kopf gestellt wird. Dabei ist die Binnengeschichte schon aufregend genug: Franzis ermittelt wie ein Detektiv der populären Kriminalliteratur. Er observiert den Verdächtigen, entdeckt Geheimnisse in uralten Büchern. Der Film präsentiert seine Geschichte in einer unwirklichen, expressionistisch verzerrten Welt, geschaffen durch drei Kulissenmaler der Decla-Film-Gesellschaft: Hermann Warm, Walter Reimann und Walter Röhrig. Die expressionistische Gestaltung ist es, die den Film berühmt gemacht hat. Und die Musik von Karl Bartos passt hervorragend dazu. Sie zieht den Zuschauer in den Bann.
Vor der Bundestagswahl kamen mir Gedanken: Caligari der Verführer – er warf einen Blick in die Tiefen der deutschen Seele. Später wurde das ganze deutsche Volk verführt durch den Verführer Hitler. Die Tyrannenfigur Caligari, der Unheil über den Ort und Hitler der Unheil über die Welt verbreitete.
Der Autogrammjäger Ich hatte im Vorfeld bei der Agentur von Bartos angefragt, ob der Meister dieses Mal auch Autogramme geben würde. Es wurde verneigt und trotzdem harrte ich mit ein paar Hardcore-Fans am Künstlerausgang des Prinzregententheater aus. Über eineinhalb Stunden in der eisigen Kälte, während im Inneren wohl der Tourabschluss gefeiert wurde, was ja auch sein musste. Doch die Feierrunde hatte nicht mit der Münchner Bürokratie gerechnet. Der Pförtner machte das Prinzregententheater um 23 Uhr dicht, Überstunden werden nicht in der derzeitigen Haushaltslage nicht bezahlt. Also kam der Künstlertross um Karl Bartos heraus und gab vereinzelt Autogramme. Selfies waren untersagt. Freundlich, aber bestimmt ging dann das Ehepaar Bartos seiner Wege. Zurück blieben eine Handvoll Fans mit ihren signierten musikalischen Schätzen. Ich sag ganz artig danke.
Frankensteins Braut (Bride of Frankenstein) ist der 1935 unter der Regie von James Whale entstandene Film und gilt als eines der besten Werke des klassischen Horrorfilms. Ich hab den Film in meiner phantastischen Matinee im Scala Fürstenfeldbruck vorgestellt. Zusätzlich gibt es eine cineastische Überraschung, die Aufführung der ersten Frankenstein Verfilmung 1910.
Frankensteins Braut ist eine Fortsetzung des 1931 erschienenen Films Frankenstein und setzt die Geschichte des Monsters und seines Schöpfers, Dr. Frankenstein, fort. Frankensteins Braut wird oft als eine der wenigen Fortsetzungen betrachtet, die das Original nicht nur erreicht, sondern in vielerlei Hinsicht übertroffen hat. Hier mein Vortrag.
Frankensteins Braut vertieft die Themen, die im ersten Film behandelt wurden, insbesondere die Fragen nach der Verantwortung des Schöpfers und der Natur des Lebens. Der Film setzt sich intensiv mit der Einsamkeit und dem Leid des Monsters auseinander, das, obwohl es furchterregend ist, zugleich als eine tief tragische Figur dargestellt wird. Die Figur des Monsters, gespielt von Boris Karloff, sucht nach Zugehörigkeit und Verständnis, was zu seiner tragischen und unvergesslichen Darstellung beiträgt.
Frankenstein (1910) Eine besondere Überraschung gab es mit dem 13minütigen Film Frankenstein von 1910 aus den Edison-Studios. Hier mein Vortrag zu diesem Leckerbissen.
Und die nächste phantastische Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck steht vor der Tür. Ich bespreche und zeige am Sonntag, 13. Oktober um 10:45 Uhr den Trash-Klassiker Die Nacht der reitenden Leichen in angeschnittener Fassung. Karten gibt es hier oder an der Tageskasse.
Es gibt Filme, die haben aus dem Stand heraus Filmgeschichte geschrieben und die Zeit überdauert. Dazu gehört der das Meisterwerk Das Cabinet des Dr. Caligari. Ich durfte im Scala Kino Fürstenfeldbruck meine monatliche Matinee zu diesem Klassiker durchführen.
Der Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“ aus dem Jahr 1920 gilt als ein Meilenstein der Filmgeschichte und des deutschen Expressionismus. Der Film zählt zu den wichtigsten Filmen der Kinogeschichte. Seine ungewöhnliche expressionistische Ausstattung war ein Novum weltweit – und legte den Grundstein für den international erfolgreichen deutschen Film des Weimarer Kinos.
egisseur Robert Wiene und das Drehbuch von Hans Janowitz und Carl Mayer präsentierten dem Publikum eine bahnbrechende visuelle und erzählerische Ästhetik, die den Film nachhaltig prägte. Am nächsten Sonntag, 20. August zeige ich in der Matinee den 1974 gedrehten Terrorfilm The Texas Chainsaw Massacre in der angeschnittenen Fassung. Karten gibt es hier. Im Video hier meinen Vortrag zu Das Cabinet des Dr. Caligari. Die Bedeutung von Das Cabinet des Dr. Caligaril iegt in mehreren Aspekten:
Expressionistische Ästhetik „Das Cabinet des Dr. Caligari“ war einer der ersten Filme, der den Expressionismus im Film etablierte. Die expressionistische Bewegung, die in der Kunst und Literatur der Zeit aufkam, betonte verzerrte Formen, starke Kontraste und surreale Darstellungen, um die psychologischen Zustände der Charaktere zu verdeutlichen. Der Film nutzte expressionistische Sets mit schiefen Linien, schattigen Ecken und abstrakten Designs, um eine unheimliche und verstörende Atmosphäre zu schaffen.
Handlung und Erzählstruktur „Das Cabinet des Dr. Caligari“ beeinflusste die Entwicklung des filmischen Erzählens. Der Film wird aus der Perspektive eines Ich-Erzählers erzählt, der die Geschichte rückblickend präsentiert. Zudem enthält der Film eine Rahmenhandlung, die die Interpretation der Ereignisse in Frage stellt und das Publikum dazu anregt, über die Natur der Realität nachzudenken. Diese nicht-lineare Erzählstruktur und die Manipulation der Wahrnehmung des Zuschauers hatten einen nachhaltigen Einfluss auf spätere Filme.
Psychologischer Horror „Das Cabinet des Dr. Caligari“ gilt als einer der ersten bedeutenden Horrorfilme der Geschichte. Die Geschichte dreht sich um einen unheimlichen Jahrmarktsdirektor, der einen schlafenden Somnambulen dazu bringt, Morde zu begehen. Der Film erkundet Themen wie Wahnsinn, Manipulation und die Verbindung zwischen Traum und Realität. Er legte den Grundstein für das Genre des psychologischen Horrors und inspirierte zahlreiche Regisseure, darunter Alfred Hitchcock.
Einfluss auf die internationale Filmindustrie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ wurde zu einem großen Erfolg im In- und Ausland. Durch seine einzigartige Ästhetik und Erzählweise erregte er Aufmerksamkeit und wurde zum Vorbild für viele Regisseure weltweit. Der Film hatte einen besonders starken Einfluss auf den deutschen Expressionismus und prägte die Entstehung einer eigenständigen deutschen Filmtradition. Darüber hinaus beeinflusste er die Entwicklung des Horrorfilms und des filmischen Erzählens insgesamt.
Ich besuche gerne Ausstellungen und die wichtigste Ausstellung im ersten Halbjahr war für mich Phantome der Nacht 100 Jahre Nosferatu, die in der Sammlung Scharf-Gerstenberg in Berlin zu sehen war.
Der Film Nosferatu – eine Symphonie des Grauens (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau ist für mich eine Ikone des deutschen Stummfilms und für mich einer der besten fantastischen Filme überhaupt. Ich habe so viel über den Film gelesen, ihn mehrmals gesehen zuletzt in der wunderbar restaurierten Version der Murnau-Stiftung, ich habe einige Seminare zu diesem Meisterwerk des Grauens gehalten – nun wollte ich ein paar neue Hintergründe entdecken.
Nosferatu ist nicht ohne kunsthistorische Vorbilder zu denken. In den Entwürfen für die Ausstattung befinden sich Motive, die an die Radierungen Francisco de Goyas erinnern, an die deutsche Romantik oder an die phantastische Kunst und Literatur des frühen 20. Jahrhunderts. Anleihen bei Caspar David Friedrich sind ebenso zu erkennen wie bei Alfred Kubin, Stefan Eggeler oder Franz Sedlacek. Darüber hinaus warf die Ausstellung einen Blick auf die Auswirkungen „Nosferatus“ im Bereich der zeitgenössischen Kunst, Alltagskultur und Populärkultur. Nosferatu wirkt noch immer, trotz seiner über 100 Jahre. Werner Herzog drehte eine Neuverfilmung, Shadow of the Vampire erzählt von den Dreharbeiten und im Moment ist die Produktion für einen neuen Nosferatu-Film abgeschlossen.
Für mich sehr interessant waren die Ideen von Albin Grau, dem Produzenten des Films, der sich später ganz den Okkultismus verschrieben hat. In Nosferatu flossen viele seiner okkulten Gedanken ein und es waren viele seiner Zeichnungen zu bestaunen.
Während Murnaus Biografie weitgehend geschrieben ist, weiß man von Albin Grau bislang nur wenig. Dass er Anfang der 1920er Jahre in Berlin einer der führenden Köpfe der esoterischen, der okkulten Szene war, dass er 1924 während der in der satanischen Szene höchst wichtigen Weida-Konferenz auf Aleister Crowley traf und ihm, nach anfänglicher Faszination, die Stirn bot und mit seinem LIBER I einen Alternativ-Entwurf zu Crowleys grundlegendem LIBER AL veröffentlichte, dass er im Dritten Reich eine entscheidende Rolle in Sachen Wehrmacht-Kraftfahrtwesen einnahm, dass er seinen Lebensabend im bayrischen Luftkurort Bayrischzell verbrachte und sich mit Landschaftsmalerei bis zu seinem Tod über Wasser hielt, dass er kurz vor seinem Tod dem O.T.O. beitrat und mit dem Weltbund der Illuminaten in Kontakt stand, all dies wird in einer neuen Biografie erzählt, die irgendwann erscheint und die ich sehnsüchtig erwartete. Bis es soweit ist, lese ich den Katalog zur Ausstellung wieder und immer wieder. Auch wenn man in Berlin nicht vor Ort war und die Exponate live sehen konnte, gibt es einen sehr guten Eindruck und die Gedanken zum Film müssen sowieso mehrmals gelesen werden, um sie komplett zu erfassen.
Wenig zu sehen gab es allerdings über den großen Max Schreck, der den Vampir darstellt. Das kam mir bei der Ausstellung ein wenig zu kurz, wobei die Ausstellung wohl einen anderen Schwerpunkt gelegt hat.
Ich habe zwei VR 360 Grad Filme über die Ausstellung gedreht, damit man einen Eindruck bekommt.
Der expressionistische Stummfilm ist eines meiner Hobbys. Und dieses Hobby führte mich nach Berlin in die Deutsche Kinemathek, wo im Arsenal-Kino die Berlin-Premiere des Klassikers Der Golem wie er in die Welt aufgeführt wurde. Dabei traf ich auf Richard Siedhoff, der den Film von Paul Wegener am Klavier live begleitete. Nach der Aufführung trafen wir uns zusammen mit Oliver Hanley von der Filmakademie Babelsberg Konrad Wolf beim Bier und interessanten filmhistorischen Geschichten.
Eine neue restaurierte Version von Paul Wegeners Der Golem, wie er in die Welt kam.
Bisher gab es vom Golem nur verstümmelte Fassungen. Immer wieder wurde an dem Film herumgedoktert. Wegener drehte drei Golem-Filme, wobei die dritte Version „Der Golem, wie er in die Welt kam“, die wichtigste ist. Von den anderen beiden existieren nur Standfotos. Nun wurde der Golem-Film aufwändig restauriert. Die Friedrich Wilhelm Murnau-Stiftung bringt den Film Der Golem, wie er in die Welt kam im März auf Bluray raus und diese Version wurde in Berlin einem begeisterten Publikum gezeigt.
Stummfilmpianist Richard Siedhoff begleitete den Golem am Klavier.
Allerdings: Es wird an einer zweiten restaurierten Version im Münchner Filmmuseum gearbeitet. Deren Veröffentlichungstermin ist noch unklar. Ich hoffe mal auf das Jahr 2020, wenn der Stummfilmklassiker seinen 100. Geburtstag feiert. Das Besondere der längeren Version des Münchner Filmmuseums: Er enthält die Originalmusik von Hans Landsberger, die als verschollen galt. Bei seinen Recherchen entdeckte Stummfilmpianist Richard Siedhoff die Partitur und möchte die Filmmusik für das Münchner Filmmuseum mit großem Orchester einspielen. Die Filmmusik von Hans Landsberger muss unheimlich komplex sein. Die Leitmotive der Figuren sind ineinander verwoben. Bisher existierten nur euphorische Kritiken aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sowie ein Programmheft mit Noten-Auszügen.
Eine filmhistorische Sensation. Richard Siedhoff entdeckte die verschollen geglaubte Partitur von Hans Landsberger.
Aber Siedhoff entdeckte die Originalnoten. Wo, wollte er nicht verraten. Er arbeitet an einem wissenschaftlichen Aufsatz für die Filmakademie Konrad Wolf und wird dort sicherlich das Geheimnis lüften. Ich bin gespannt, wie sich die Musik anhört. Siedhoff schwärmte in meinem Gespräch von der Musik von Landsberger. Der jüdische Komponist Hans Landsberger selbst ist verschwunden. Er starb 1941 in deutscher Gefangenschaft. Ob er sich selbst ermordete oder ob ihn die Nationalsozialisten ermordeten ist unklar. An der Musik Landsbergers orientierte sich die Montage der Münchner Version des Golems, die längerer sein wird als die Version der Murnau-Stiftung. In der Murnau-Version enden Szenen abrupt oder Personen springen. Die Münchner-Version soll rund 6 Minuten länger sein als die Murnau-Version. Bei Bier und Pizza sprachen die Filmexperten über den Film und lüfteten ein paar Geheimnisse:
Kommentar: Was soll das?
Für mich als Filmfan ist es absolut unverständlich, warum beide Institutionen Murnau-Stiftung und Münchner Filmmuseum nicht im Sinne der Kunst zusammenarbeiten können. Ich hätte nichts gegen eine Deluxe-Version mit beiden Versionen, um zu vergleichen. Warum muss jeder sein eigenes Süppchen kochen? Für uns Filmfreunde bedeutet dies, den Film zweimal zu kaufen und dann zu vergleichen. Ich vermute kommerzielle Interessen, aber kenne freilich keine Details. Mal ehrlich: Als ob der Golem kommerziell ein Renner wird.
Golem in 4K
Auf jeden Fall freute es mich, den Golem in einer fast perfekten 4K-Version zu sehen. Ein paar Szenen waren beschädigt – die sollen in der Münchner Fassung dagegen perfekt sein. Die Filmreihe Filmspotting startete 2019 mit Paul Wegeners Stummfilmklassiker „Der Golem, wie er in die Welt kam“ aus dem Jahr 1920. Ausgehend von einem in der cinémathèque royale de belgique, Brüssel, wieder entdeckten Originalnegativ erstellte die Friedrich Wilhelm Murnau-Stiftung eine in 4K-Auflösung visuell optimale Restaurierung der ursprünglichen Farbfassung. Diese erlebte bei den vergangenen Internationalen Filmfestspielen von Venedig ihre Premiere und war bei meinem Berlin-Besuch erstmals in Deutschland zu sehen. Wenn ich ehrlich bin, gab es schon eine nichtöffentliche Aufführung bei der Hochschule Konrad Wolf. Die musikalische Interpretation der Originalmusik übernahm der Stummfilmpianist Richard Siedhoff, der an der Rekonstruktion der ursprünglichen Partitur gearbeitet hat. Siedhoff ist Composer in Residence des Metropolis Orchesters Berlin.
Oliver Hanley von der Filmakademie Babelsberg Konrad Wolf hielt im Arsenal-Kino den Einführungsvortrag zum Film.
Der Inhalt des Films
Der Inhalt: Prag im 16. Jahrhundert: Der Rabbi Löw erschafft den Golem, einen Lehmriesen, um ein prophezeites Unheil von seiner Gemeinde abzuwenden. Doch der Golem lässt sich nach vollbrachter Rettung nicht mehr beherrschen und zündet das Ghetto an. Diese Verfilmung der jüdischen Legende gehört zu den Klassikern der Stummfilmära. Die Kulisse (entworfen von Hans Poelzig), die Lichtführung und die Figur des Golems waren bahnbrechend und beispielhaft für das Genre.
Das Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck erstrahlt wieder.
Im Rahmen des Tag des offenen Denkmals fand im Landkreis Fürstenfeldbruck eine schöne Veranstaltung statt. Ein Stopp bei der Rundreise durch die Denkmäler des Landkreises war auch das alte Kino Lichtspielhaus. Ein Verein hat das Kino meiner Jugend gerettet, mit Hilfe staatlicher Gelder renoviert und wieder eröffnet.
Das Kino meiner Jugend.
Als ich Kind war, gab es in FFB für mich vier Kinos: Das Capitol, das Amper-Lichtspiele, das Lichtspielhaus und ein Kino im Fliegerhorst – ich glaub es hieß Luxor, das ich nur in Begleitung eines Bundeswehrangehörigen besuchen durfte. Es gab noch mehr Kinos früher, aber das war vor meiner Zeit. Alle diese Kinos gehören der Vergangenheit an, bis auf das Lichtspielhaus. Der Verein, die Stadt, die Bürger haben das Kino gerettet und wieder hergerichtet. Adolf Voll war übrigens der Architekt des Kinos, das 1930 erbaut wurde Vielleicht sollte ich Mitglied des Vereins werden. Ich hab spontan einige Ideen, was ich dort einbringen könnte.
Ein modernes Kino hat Fürstenfeldbruck mit dem Scala, das ich auch sehr gerne mag. Das Fürstenfeldbrucker Kino ist bereits 1930 als Tonfilmkino entstanden und wurde 2013 als Baudenkmal eingestuft. Durch die Zerstörungen des Krieges und Erneuerungswelle der Nachkriegszeit sind nur noch wenige Kinos aus dieser Zeit erhalten. Das Gebäude ist das älteste erhaltene Kino in Bayern „Durch den ungewöhnlich dicht erhaltenen historischen Baubestand ist das Lichtspielhaus Fürstenfeldbruck ein ausgesprochen seltenes und wichtiges Zeugnis der Kinogeschichte“, so das Landesamt für Denkmalpflege.
Der blaue Engel auf der großen Leinwand
Auf jeden Fall bekam vor kurzem das historische Kino eine neue Lounge. An am Tag des Denkmals wurde vom Verein auch ein Filmdenkmal gespielt: Der blaue Engel von Josef von Sternberg. Über diesen Ufa-Klassiker braucht man nichts mehr zu schreiben. Es war der Durchbruch für die junge Marlene Dietrich, die bei der Deutschlandpremiere bereits mit von Sternberg in die USA immigrierte. Der großartige Emil Jannings blieb in Deutschland und spielte unter den Nazis. Es war der Übergang von Stimm- zum Tonfilm und ich finde es prima, dass der Verein Lichtspielhaus diesen Klassiker aus dem Archiv der Murnau Stiftung gewählt hat, weil er eine Zeitwende für den Film und die deutsche Gesellschaft darstellt. Meine Gattin hatte zu ihrer Schulzeit das Buch Professor Unrat von Heinrich Mann als Facharbeit verarbeitet und ich muss sie noch näher befragen.
Der blaue Engel – ein Klassiker auf großer Leinwand.
Es war schön in diesem alten Kino mit neuer Technik zu sitzen und den Film zu genießen. Neben der Leinwand steht ein altes Klavier, das früher im ersten Stock des Kinos stand. An der Decke des Raumes leuchtete die alte Lampe, die schon zu meiner Jugend dort hin. Also Film ab und los gehts.
Die Lampe hing schon damals.
Leider quatschten die ganze Zeit der Vorführung ältere Herrschaften und berichteten ihren Nachbarn, was sie auf der Kinoleinwand gerade sehen. Bei modernen Action-Kino ist das weniger ein Problem, weil die Soundkulisse im Kinosaal lauter ist, aber beim Übergang von Stumm- auf Tonfilm hört man jedes Gequatsche in diesem akustisch optimierten Raum: Blub Blub Blah Blah den ganzen Abend – das nervte kolossal.
Ufa-Ausstellung in München
Auf jeden Fall machte der blaue Engel mir Lust auf die Ufa-Ausstellung, die derzeit im MünchnerKunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung läuft.Bis 16. September gibt es hier Die Ufa – Geschichte einer Marke zu sehen. Die Traumfabrik des deutschen Films Ufa (Universum Film Aktiengesellschaft) hat eine wechselvolle Geschichte, dargestellt in der Ausstellung in sieben Kapiteln.
Im Ersten Weltkrieg als Propagandainstrument gegründet, hat sich das Unternehmen Ufa heute zum „Content-Produzenten” für verschiedene audiovisuelle Plattformen entwickelt. Die Geschichte der Ufa erzählt daher auch die Geschichte der audiovisuellen Medien.
Unbedingt noch ansehen
Zu den Konstanten, die sich durch die Geschichte der Marke ziehen, gehören die Stars, vom Unternehmen oft als die „eigenen“ reklamiert. Populäre Unterhaltungsproduktionen zielen auf den internationalen Markt, der sich für die Refinanzierung prestigeträchtiger Produktionen als unabdingbar erweist. Großproduktionen, heute mit Blick auf den globalen Markt „High-End-Dramen“ genannt, sind nur auf Grundlage dieser Mischkalkulation möglich. Häufig geht es darin um Themen und Ereignisse aus der (deutschen) Geschichte – damals wie heute.
Trotz vieler Brüche und Zäsuren in der Firmengeschichte existiert die Marke „Ufa“ seit einhundert Jahren. Der zugkräftige Name hat sich über die Dekaden hinweg gehalten – nicht zuletzt, weil seine Strahlkraft diese Marke schon früh zu einem Asset machte und bis heute macht.
Präsentiert wird zudem die ökonomische und ästhetische Strategie des Medienkonzerns. Anhand einer Vielzahl von Exponaten, die der Stummfilmzeit über das Aufkommen des Fernsehens bis hin zu aktuellen Innovationen der heutigen UFA reichen, lassen sich die Reaktionen des Unternehmens auf gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen sowie die Marktmechanismen der jeweiligen Epoche nachvollziehen. Ich hab mir auch den Ausstellungskatalog Die Ufa – Geschichte einer Markegekauft, um in Ruhe die Geschichte nachzulesen.