Eine Ära geht zu Ende. Nach 320 Jahren ist nun die letzte Print-Ausgabe der Wiener Zeitung erschienen. Es war die älteste gedruckte Zeitung auf diesem Planeten. Nun ist Schluss mit Papier, es soll online weitergehen.
Erstmals kam Wiener Zeitung am 8. August 1703 – damals noch als „Wiennerisches Diarium“ – auf den Markt und galt damit als die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. Nun ich gestehe, dass ich die Zeitung mal gekauft habe als ich in Wien war, aber persönlich gehörte ich nicht zu den Lesern der Publikation. Meiner Meinung lieferte das Blatt einen unaufgeregten Qualitätsjournalismus, und das ist selten in der Zeitungslandschaft. Dennoch schmerzt es mich natürlich als gelernten Zeitungsjournalisten, dass so ein Objekt in Print eingestellt wurde. Mit Ausnahme der Kriegsjahre 1940 bis 1945 erschien sie ohne Unterbrechung. Die Wiener Zeitung soll als Online-Medium weitergeführt werden, allerdings mit deutlich reduzierter Mannschaft. Dreiviertel der 80köpfen Mannschaft wurden gefeuert. Die letzte Print-Ausgabe gibt es kostenlos online zu lesen (Wortwitz) für alle, die sich über die älteste Zeitung der Welt nochmal informieren wollen. Es ist eine hervorragende Abschiedsausgabe geworden. Ich habe mir das PDF geladen.
Die Titelseite der letzten Print-Ausgabe ist minimalistisch und nostalgisch. Dort steht zu lesen: „116.840 Tage, 3839 Monate, 320 Jahre, zwölf Präsidenten, zehn Kaiser, zwei Republiken, eine Zeitung“. Ich finde, dieser Titel beschreibt hervorragend die lange Geschichte des Objekts.
Wie es von Kollegen aus Österreich heißt, habe man es versäumt, sich rechtzeitig um einen Käufer des Zeitungsobjekts zu kümmern. Eigentümer der Zeitung ist die Republik Österreich. Ich kann das nicht beurteilen, dazu bin ich von der österreichischen Zeitungsszene und -markt zu weit entfernt. Die amtlichen Verlautbarungen, die die Haupteinnahmequelle der Zeitung waren, sind ins Netz gewandert und keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten wurden gefunden. Und damit ist Schluss mit Papier.