Posts Tagged ‘Keramik’

Torii – Die roten Tore zwischen Himmel und Erde

13. Mai 2025

Wer Japan bereist, wird ihnen immer wieder begegnen: schlichte, elegante Strukturen aus leuchtendem Rot, die wie ein stiller Willkommensgruß über Wegen, in Wäldern oder vor alten Schreinen stehen. Diese sogenannten Torii sind weit mehr als bloße Bauwerke. Sie sind spirituelle Schwellen, magische Pforten, durch die man nicht nur physisch, sondern auch seelisch einen Übergang vollzieht – von der weltlichen Wirklichkeit hin zu einer unsichtbaren, heiligen Dimension. Ich war zwar noch nie in Japan, doch kenne ich durch Fotos und Filme diese faszinierenden Tore.

Ich wollte als Inspiration ein solches Tor besitzen und wurde nach langem Suchen endlich fündig. In Augsburg gibt es das La Maison des Theieres – Das Teekannenkabinett und der Besitzer Christoph Kienle ist ein hervorragender Japanexperte. Lange war er auf der Suche nach dem richtigen Rotton und hat ihn schließlich gefunden. In seinem kleinen Laden in der Weiße Gasse 7 vertreibt er die Tore neben authentischen Teekannen aus Japan. Entdeckt eine feine Auswahl kunstvoll gearbeiteter Teekannen, handgefertigter Teeschalen, erlesener japanischer Teesorten und stilvoller Accessoires rund um den Teegenuss. Darüber hinaus bietet das Geschäft exklusive japanische Küchenmesser, edle Keramikstücke und besondere Geschenkideen – ein Hauch von Japan im Herzen der Augsburger Altstadt.

Aber zurück zu den faszinierenden Toren. Im Shintōismus, der ältesten Religion Japans, markieren Torii die Grenze zwischen der „profanen Welt“ und dem heiligen Raum eines Schreins. Das einfache Durchschreiten eines Torii ist ein symbolischer Akt: Wer unter ihm hindurchgeht, zeigt Respekt, verlässt die Alltagswelt und betritt den Bereich der Kami – der Shintō-Gottheiten, die in Bergen, Bäumen, Flüssen oder eben in Schreinen wohnen. Es ist ein stiller Moment der Hingabe, ein Übergang, der nicht laut verkündet, sondern achtsam vollzogen wird.

Dabei ist die auffällige rote Farbe der Tore nicht zufällig gewählt. Sie trägt tiefe spirituelle Bedeutung – und auch ganz praktische Funktionen. Rot steht im Shintōismus für die Sonne, das Licht, die Lebenskraft. Diese Assoziation ist eng verknüpft mit der Sonnengöttin Amaterasu, einer der zentralen Gottheiten im japanischen Glauben, die als Ahnherrin des japanischen Kaiserhauses verehrt wird. Ihre Energie, ihr Licht, ihr Leben spiegeln sich in der Farbe der Torii wider. Doch Rot ist auch eine schützende Farbe: In der japanischen Volksreligion gilt sie als Abwehr gegen böse Geister, Krankheiten und Unglück. Es ist die Farbe des Lebens, der Kraft, des Glücks – eine Farbe, die nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar wirkt.

Der besondere Rotton, der bei vielen Torii verwendet wird – das sogenannte Zinnoberrot oder Vermillion – hat zudem eine konservierende Wirkung. Das darin enthaltene Quecksilbersulfit schützt das Holz vor Verwitterung, vor Pilzbefall und Insekten. So verbindet sich in den Torii das Heilige mit dem Praktischen, das Spirituelle mit dem Handwerklichen – ein Ausdruck jener japanischen Ästhetik, in der Funktion und Bedeutung nahtlos ineinanderfließen.

Doch Torii ist nicht gleich Torii. Ihre Vielfalt ist beeindruckend und spiegelt die religiöse Tiefe sowie die kulturelle Bandbreite Japans wider. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Haupttypen:

Shinmei-Torii – schlicht, gerade, fast minimalistisch. Diese Form kommt ohne geschwungene Elemente aus, besteht meist aus zwei senkrechten Pfosten und einem geraden Querbalken. Besonders bekannt ist das Ise-Torii, das am heiligsten Schrein Japans, dem Ise-jingū, steht. Es verkörpert Reinheit, Ursprünglichkeit, Konzentration auf das Wesentliche.

Myōjin-Torii – etwas verspielter, eleganter, mit geschwungenen Querbalken, die leicht nach oben zeigen. Diese Form begegnet einem besonders häufig an Schreinen, die dem Reis-, Wohlstands- oder Fuchsgott Inari geweiht sind. Die berühmteste Darstellung ist wohl die endlose Reihe von Tausenden roten Torii am Fushimi Inari-Taisha in Kyōto – ein weltberühmtes Bild, das Pilger und Fotografen gleichermaßen in seinen Bann zieht.

Neben diesen beiden Hauptkategorien gibt es zahllose Varianten: manche mit doppelten Querbalken, mit zusätzlichen Verstärkungen, mit kunstvollen Inschriften oder aus verschiedenen Materialien – von schlichtem unbehandeltem Holz über massiven Stein bis hin zu Beton oder Bronze. Jede Region, jeder Schrein, jede Geschichte bringt ihre eigene Variante hervor. So sind Torii nicht nur spirituelle Markierungen, sondern auch kulturelle Ausdrucksformen, eingebettet in eine lange Tradition von Handwerk, Glaube und Ästhetik.

Und dennoch – bei aller Vielfalt und Unterschiedlichkeit haben alle Torii eines gemeinsam: Sie bewahren einen Raum des Heiligen. Sie sind Schwellen zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren. Und sie erinnern uns – leise, aber deutlich – daran, dass es im Leben Orte gibt, an denen man stillstehen, innehalten und sich verbinden darf. Mit der Natur. Mit dem Göttlichen. Mit sich selbst.

Ich habe von Christoph Kienle die Aussage gehört, die mir gut gefällt:
„Ein Torii ist mehr als ein Bauwerk. Es ist eine Einladung. Eine Geste. Ein Übergang. Und vielleicht – ein Versprechen.“

Indoor-Kräutergarten durch WMF-Bewässerungssystem

11. Juli 2015

Kräutergarten - Made by WMF,

Kräutergarten – Made by WMF,

Ich bin es leid, dass ich mir ewig neue Küchenkräuter kaufen muss, weil meine Pflanzen vertrocknen. Nun ich liebe es, mit frischen Kräutern zu kochen und meine Speisen zu verfeinern. Ein Teil meiner Pflanzen wächst im heimischen Garten, ein anderer Teil in kleinen Kräutertöpfen, die in der Küche und im Esszimmer verteilt stehen.
Beruflich bin ich oft mehrere Tage auf Reisen und damit werden die Kräuter nicht regelmäßig gegossen. Sie machen schlapp, sie vertrocknen. Ich kann die vertrockneten Kräutergewächse dann entsorgen, ärgere mich und besorge mir beim nächsten Einkauf wieder Kräuter. Diesen ewigen Kreislauf habe ich jetzt durchbrochen. Ich investierte in einen WMF-Kräutergarten mit Bewässerungssystem. Witzig ist, dass WMF ihn als Indoor-Kräutergarten beschreibt. Ich hätte mir selbst so was bauen können, aber meine handwerklichen Fähigkeiten sind überschaubar. Ich wählte einen Kräutergarten Gourmet mit drei Töpfen und Schere.

Die Edelstahltöpfe mit Loch und Docht.

Die Edelstahltöpfe mit Loch und Docht.

Die Töpfe sind aus spülmaschinenfesten Edelstahl und haben an der Unterseite ein Loch. Hier kommt ein mitgelieferter Glasfaserdocht durch. Die Pflanze mit ihrem Wurzelballen kommt dann in den Edelstahltopf und ich muss darauf achten, dass der Docht die Erde berührt. Anschließend kommt der Topf in den Plastikbewässerungstank, der zu zwei Drittel mit Wasser gefüllt wurde. Der Glasfaserdocht saugt das Wasser aus dem Tank an und versorgt die Kräuter. Der untere Teil des Dochtes muss freilich im Wasser liegen, nur dann ist die Funktionsweise des Bewässerungssystems gewährleistet. Das Ganze verhindert eine Über- oder Unterdosierung und ich kann beruhigt auf Reisen gehen.

Im Moment steht das Bewässerungssystem auf dem Esstisch und funktioniert einwandfrei. Ein Langzeittest muss noch zeigen, wie leistungsfähig das System ist.
Das Ganze wurde übrigens von Jan Christian Delfs geschaffen. Jan Christian Delfs (1977) schloss sein Industriedesign-Studium an der Muthesius Kunsthochschule Kiel 2006 ab. Seit 2001 war er u.a. als freier Mitarbeiter für Ostwalddesign und ON Industriedesign in Hamburg tätig. 2005 nahm er eine Dozententätigkeit an der Muthesius Kunsthochschule Kiel auf und gründete sein eigenes Design-Studio jcddesign. Jan Christian Delfs gewann mehrere Designwettbewerbe wie etwa den „Toshiba Contest“, den „WMF Designwettbewerb“ und den „Braun Preis“ und sein Topfuntersetzer Mister X wird bereits von Auerhahn produziert. Seit 2005 gestaltet er Produkte als freier Designer in seinem Designstudio in Kiel.

Tank mit Wasser auffüllen und Docht rein.

Tank mit Wasser auffüllen und Docht rein.

Allerdings habe ich im Nachhinein das Gefühl, dass mein Kräutergarten von WMF baugleich mit dem Kräutergarten Herbs@Home Kräutergarten von Auerhahn ist. Er geht ein paar Euro günstiger her.
Eine Kritik muss ich an beiden System dennoch loswerden. Der Bewässerungstank ist aus Plastik. Ich denke, er wird sich im Sonnenlicht auf der Fensterband verfärben. Bei einem Verkaufspreis zwischen 50 und 60 Euro hätte ich ein System aus Keramik oder Porzellan erwartet, was etwas mehr hermacht.

Gelungene Veranstaltung „Kunst im Stadl“ in Anzhofen

4. Juli 2011

Ich hatte die Veranstaltung „Kunst und Handwerk im Stadl“ irgendwie anders in Erinnerung. Als ich vor gefühlten 100 Jahren in Anzhofen im Landkreis Fürstenfeldbruck war, da war die Veranstaltung „Kunst und Handwerk im Stadl“ eine Scheune und ein paar Stände. Und heute? Es ist eine große Ausstellung rund um Kunst und Handwerk geworden. Zum 16. Mal haben die Organisatoren eingeladen. Und es ist ein Publikumsmagnet geworden.  Die Kulisse ist einzigartig: ein alter Bauernhof mit hohen Stadlgebäuden, einer üppigen Sommerlandschaft mit Obstgärten und Blumen- und Gemüsebeeten.

Ich besuchte die gelungene Veranstaltung, um ein paar neue Impressionen und Ideen zu bekommen. Es wurden dieses Jahr wieder über 80 Aussteller aus ganz Deutschland und Italien von einer Jury ausgewählt. Hochwertiges Kunsthandwerk aus verschiedensten Materialien und Bereichen, sowie Bildhauerarbeiten und Malerei von unterschiedlichen Künstlern werden präsentiert. Die Palette reicht von Plastiken, Skulpturen und Objekten bis hin zu Goldschmiedearbeiten, Textiles, Metallkunst, Holz, Keramik, Papier, Raku, Lederarbeiten, Glaskunst, Gartenobjekte. Rund 80 Aussteller kamen zwei Tage aufs Land und mehrere Tausend Besucher kamen aus ganz Oberbayern. Darunter auch die üblichen Verdächtigen mit Jutebeutel und Brotsack.  Ich habe einen kleinen Film mit dem iPhone gedreht. Viel Spaß.

Urlaub in Südtirol (9/10): Flohmarkt für Schnäppchenjäger

3. September 2009

Mussolini auf dem Flohmarkt in Südtirol

Ich mag Flohmärkte. In meiner Jugend war ich an Wochenende oft auf Flohmärkten am örtlichen Volksfestplatz, Schallplattenbörsen oder Filmsammlermärkten zutreffen. Nachdem meine Frau nun auch die Sammelleidenschaft gepackt hat, gehen wir dann und wann auf die Flohmärkte der Region. Sie sammelt übrigens Hähne aus Bronze, Keramik oder Glas. Angebote bitte an mich, vielleicht kann ich so noch überraschen. Heute muss ich zugeben, bin ich recht faul geworden und nutze eBay dann doch mehr.

Derzeit machen wir Urlaub in Südtirol in einer kleinen Ortschaft namens Burgeis. Der Ort Reschen nebenan veranstaltete einen Flohmarkt und wir beschlossen, über den kleinen Markt zu flanieren. Um es kurz zu machen: Gekauft haben wir nix, aber zu sehen gab es viel.

Ein Tipp: Wer auf bäuerliche Antiquitäten steht, hat hier eine Fundgrube. Es gibt allerlei Werkzeuge, Möbel, Heiligenstatuen, Zupf- und Klopfinstrumente, ausgestopfte Tiere oder Geschirr und Deckchen. Weniger zu finden sind Firanten aus Osteuropa, die gebrauchte Handys, Fernseher oder andere Elektroartikel aus den achtziger Jahren des vergangenen Jahrtausends anbieten.

Eine Familie öffnete ihre Garage und bot ihren antiken Hausrat zum Verkauf an. Es gab mindestens fünf Standuhren, zahlreiche Wanduhren, ein Klavier, ein Grammophon, eine Schreibmaschine aus der Zwischenkriegszeit und Unmengen von Schlitten aller Jahrzehnte. Die Preise sind human, nicht überteuert und liegen deutlich unter dem Niveau von München. Es war schön, diesen Markt zu besuchen. Nur einen Makel hatte der Flohmarkt: Ein Händler bot Orden aus dem Zweiten Weltkrieg an. Außerdem gab es Gedenkbilder des faschistischen Führers Benito Mussolini. Gerahmte Bilder des aufgeblasenen Fatzkes, des Duces, wurden an Bananenkartons angeboten. Gerade Südtirol, das so auf seine Unabhängigkeit pochte, braucht so eine Art von falscher Heldenverehrung eines Größenwahnsinnigen nicht.