Posts Tagged ‘Grüner Hügel’

Wagner im Kino – Parsifal mit Popcorn und Bier #KultTrip

27. Juli 2016

Das erste Mal, dass ich mit der Musik von Parsifal konfrontiert war, muss Anfang/Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein. Eine kulturbeflissene Freundin aus Bildungsbürgerkreisen schleifte mich in die Verfilmung von Hans-Jürgen Syberberg in ein Münchner Kino mit. So etwas hatte ich bis dato nicht gesehen. 255 Minuten eröffnete sich mir eine komplett neue Welt. Das war bewusst mein erster Kontakt zu Richard Wagner und Parsifal ist bis heute meine prägendste Oper des Meisters.

Parsifal neben Star Trek.

Parsifal neben Star Trek.

So hab ich mich gefreut, als ich hörte, dass es in Bayreuth eine Neuinszenierung des Bühnenweihfestspiels geben sollte. Ich hätte sogar eine Karte für die Premiere in Bayreuth bekommen können, aber eben nur eine. Meine Frau hätte zuhause bleiben müssen, was ich nicht wollte. Daher entschieden wir uns für einen anderen Weg des Kulturgenusses, der mich an meine ersten Erlebnisse mit Parsifal erinnerte. Wir schauten uns die Übertragung von Parsifal live im Kino an. Das ist dann auch gleichzeitig mein Beitrag zur 4. Blogparade #Kulttrip meiner IronBlogger-Kollegin Tanja Praske.
Übertragungsort von Wagner im Kino war wie die vergangenen Jahre zuvor das Scala Kino in Fürstenfeldbruck. Neben Fans von Independence Day 2 und Star Trek Beyond trafen sich rund 30 lokale Wagner-Fans zumeist älteres Semesters in der Lobby des Kinos. Ich muss den Betreibern des Scala Kinos mein Lob und meine Anerkennung aussprechen, dass sie eine Übertragung aus Bayreuth zeigen und nicht auf einen US-Blockbuster setzen, der garantiert mehr Umsatz bringt. Vielen Dank liebes Scala-Team, dass ihr uns wie die Jahre zuvor dieses Kulturereignis ermöglicht. Chapeau.

Danke liebes Scala in FFB für die Übertragung des Parsifal.

Danke liebes Scala in FFB für die Übertragung des Parsifal.

Wagner im Kino ist dann doch etwas anders als Wagner im Bayreuth. Im August bin ich wieder beim Holländer vor Ort und quetsche mich in die engen Stühle. Im Kino geht es lockerer zu. Es begann damit, dass ich mir Bier und Popcorn in den Saal mitnahm. In Bayreuth wäre ich dafür am Fahnenmast des Opernhauses aufgeknüpft worden. Klamottentechnisch hatte ich Anzug, Fliege und besondere Schuhe im Kino an – FashionShow muss eben auch im Kino sein.

Sekt vor der Übertragung.

Sekt vor der Übertragung.

Es gab ein Glas Sekt zum Einstand für mich, den ich alleine genoss. Meine Gattin verspätete sich aufgrund eines ärgerlichen S-Bahn-Schadens des MVV. In Bayreuth zu spät zu kommen, kommt einer Todsünde gleich. Wer zu spät kommt oder während der Vorstellung den Saal verlässt, der bleibt vor der Tür bis der Akt/Aufzug beendet ist. Strenge Gesetze sind dies in Bayreuth. Im Kino konnte meine Frau nach Vorstellungsbeginn einfach in den Kinosaal huschen und neben mir Platz nehmen.

Axel Brüggemann gibt sich Mühe, aber Katharina Wagner ist nicht bei der Sache.

Axel Brüggemann gibt sich Mühe, aber Katharina Wagner ist nicht bei der Sache.

Zudem gab es im Kino ein Erläuterungsprogramm. Locker wie immer spricht Musikjournalist Axel Brüggemann mit den Verantwortlichen am grünen Hügel, wobei Katharina Wagner mal wieder komplett unsympathisch herüber kommt. Die Dame des Hauses schaut während des Interviews nach oben und ihre Antworten sind nicht gerade das, was ich unter Begeisterung verstehe. Da hätte ich gerne den musikalischen Direktor Christian Thielemann im Gespräch gehabt. Der hätte sich auch gleich zum Abgang des Dirigenten Andris Nelsons äußern können, an dem Thielemann seiner Meinung nicht Schuld gewesen sein soll. Nein, da lieber die Decke des Schweigens über den Eklat legen und Blabla machen.
Schön war daher das Interview mit dem eingesprungenen Dirigenten Hartmut Haenchen. Ich bin begeistert, von seiner Interpretation von Parsifal. Nach seinen Worten gibt er den Parsifal, wie ihn Wagner sich vorgestellt hat. Das bedeutet, Haenchen hat massiv an Tempo und Ausdruck gearbeitet und einen vergleichsweise kurzen Parsifal dargeboten. Andere Dirigenten brauchen für die gleiche Oper fast eine Stunde länger. Ich war bisher auf die Version von Knappertsbusch eingeschworen. Mir hat die neue musikalische Interpretation des Werkes durch Haenchen gefallen – und dies nach einer vergleichsweise kurzen Probephase, nachdem Nelsons das Handtuch geschmissen hat. Ich erinnere mich gerne an die schnelle Bayreuth-Aufnahme Parsifalvon Pierre Boulez. Haenchen durfte 1971 hospitieren und hat nun seine Interpretation geschaffen. Auch das Problem mit dem Bayreuther Graben hat Hartmut Haenchen wunderbar gelöst. Orchester und Sänger spielen zeitversetzt.

Stark: Georg Zeppenfeld als Gurnemanz

Stark: Georg Zeppenfeld als Gurnemanz

Für mich die beste Sängerleistung war Georg Zeppenfeld als Gurnemanz sowie Elena Pankratova als Kundry. Und auch die Inszenierung hat mir zugesagt. Die Neuinszenierung von Uwe Eric Laufenberg passte für mich ideal in die heutige Zeit. Parsifal ist ein sakrales Werk voller Leid. Und wenn am Ende die Sänger die religiösen Symbole aller Religionen in einen Sarg packten, hatte das für mich starke Symbolkraft. Diese religionskritische Interpretation angesiedelt an einem Ort zwischen Nordirak und Syrien fand ich prima. Gralsritter und das Mysterium des Grals und der heiligen Lanze im neuen Gewand. Die Verwandlungsmusik wird optisch durch das Herumstreifen im Weltall dargestellt. Es regnet Kreuze, die Kirche als Schutzplatz für andere Religionen – viel Stoff für Interpretationen. Über allen schwebte die göttliche Musik von Richard Wagner. Der Schluss mit dem Höchsten Heiles Wunder! demonstriere mir wieder, warum ich die Musik von Richard Wagner so mag. Politisch lehne ich Wagner ab, musikalisch verehre ich ihn.

Tolle Interpretation durch Hartmut Haenchen

Tolle Interpretation durch Hartmut Haenchen

Siegfried – der Ruf in den Konzertsaal

12. August 2015
Warten auf die Bläser.

Warten auf die Bläser.

Ich durfte dieses Jahr Siegfried bei den Bayreuther Festspielen genießen und die Musik war wieder einmal ein Hochgenuss. Die Inszenierung von Frank Castorf fand ich wie das Jahr zuvor seine Inszenierung von Götterdämmerung grausam. Ich hoffe, dass bald ein neuer Ring nach Bayreuth kommt.

Die Inszenierung vom Siegfried hat mir nicht gefallen.

Die Inszenierung vom Siegfried hat mir nicht gefallen.

Die Aufführung dauerte von 16 bis 22 Uhr und wurde von zwei Pausen unterbrochen. Am Ende jeder Pause kommen Musiker des Orchesters auf den Balkon des Grünen Hügels und rufen mit einem Pausenspiel zur nächsten Aufführung zurück. Hier das Pausenspiel zum dritten Aufzug.

Snacks bei den Bayreuther Festspielen

11. August 2015

Bei den großen Opern von Richard Wagner, wie beispielsweise den Ring-Zyklus, Tristan und Isolde oder Lohengrin gibt es zwei Pausen, um sich die Beine zu vertreten. Die Pausen dauern je eine Stunde – Zeit also genug, ein wenig über den grünen Hügel zu schlendern und etwas zu essen.

Anstehen zum Essenfassen.

Anstehen zum Essenfassen.

Es gibt Wagnerianer, die zum nahegelegenen Parkplatz marschieren und das mitgebrachte Pausenbrot verzehren. Sie haben vielleicht eine Wagnerkarte für 300 Euro, aber die paar Euro für einen Snack sind nicht mehr drin. Wer über das Festivalgelände flaniert, stößt natürlich auf die Restaurants von Steigenberger.

Bitte vorher reservieren.

Bitte vorher reservieren.

Bei der etwas nobleren Gaststätte muss der Gast reservieren und bekommt sein Essen an den Tisch gebracht. Bei der Variante fürs Volk, haben wir eine klassische Mensa-Abfertigung mit Kuchen und dem Festspielteller.


Für mich neu dieses Jahr war ein vegetarischer Wok. Den hatte ich bisher noch nicht entdeckt. Für 7 Euro wird frisch gekocht und die Sache war wunderbar schmackhaft. Leicht, bekömmlich – asiatisch eben. Ich hatte das Gefühl, dass das Wok-Gericht allerdings nicht so von den Wagner-Fans angenommen wurde. Die Schlange vor dem Wok-Stand war immer relativ kurz.

Der Klassiker in Bayreuth ist natürlich die Bratwurst. Wie jedes Jahr machte ich den Bratwursttest. War es in den vergangenen Jahren die Trüffelbratwurst und auch mal die Hummerbratwurst (hier bei mir im Blog), so kam dieses Jahr die biologische Wildkräuterbratwurst zwischen die Semmel. Preis für die Wurst 7 Euro und es hat mir nicht geschmeckt: Die Wurst war einfach trocken.
Mich würde mal interessieren, was Richard Wagner gegessen hätte? Wahrscheinlich hätte die Kugel Eis für 2,50 Euro genommen und wäre in die Innenstadt von Bayreuth marschiert.

Folter in Bayreuth: Die Sache mit den Stühlen

9. August 2015
Einmal im Jahr: Bayreuther Festspiele

Einmal im Jahr: Bayreuther Festspiele

Einmal im Jahr pilgere ich nach Bayreuth, um Richard Wagner zu genießen. Dieses Mal bekam ich Karten für Siegfried. Die Inszenierung von Frank Castorf fand ich wie das Jahr zuvor die Götterdämmerung grausam, aber die Musik war wieder wunderbar.

Ein Konzertsaal aus Holz - und die Stühle freilich auch.

Ein Konzertsaal aus Holz – und die Stühle freilich auch.

Natürlich steht die Musik von Wagner im Mittelpunkt. Gesellschaftlich ging es dieses Jahr eher um Stühle. Bei der Premiere ging das Gerücht, Bundeskanzlerin Angela Merkel sei vom Stuhl gefallen. Später kam die Entwarnung, nicht die Kanzlerin sei eingebrochen, vielmehr der Stuhl, auf den sie Platz nehmen wollte. Irgendwie verständlich, wenn man die Restauration um das Festspielhaus anschaut. Es hat alles schon bessere Zeiten gesehen. Das Ambiente lebt vom Glanz vergangener Tage. Kein Wunder, dass der Stuhl von Angela Merkel zusammengebrochen ist. Von Horst Seehofer hörte man, dass er wegen eines Schwächeanfalls die Festspiele verlassen musste. Ich hoffe, es lag bei ihm nicht am Stuhl, an dem Markus Söder sägt.


Naja, die Stühle in Bayreuth sind schon so eine Sache. In einem Restaurant muss man den Stuhl samt Tisch vorbestellen, um etwas zu essen zu bekommen. Im anderen Restaurant drängt sich eine Mensa-Atmosphäre auf. Nicht gerade Orte, bei denen man ein Bühnenweihespiel genießen will.

IMG_3466Ich nahm ein wenig im Park unterhalb des Festspielhauses auf einer Bank Platz. Vor einem Denkmal von Franz Liszt ließ sich entspannen und über die Musik nachdenken. Wir Wagnerianer wissen ja, Wagner hatte 1865 etwas Liszts Tochter Cosima angefangen, wovon der Vater nicht begeistert war. Franz Liszt ist übrigens auch auf dem Bayreuther Stadtfriedhof begraben. Der Besuch des Grabes ist empfehlenswert.

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Dieses Jahr waren die Stühle im Festspielhaus für mich eine Qual. Bisher hatte ich es immer gut ausgehalten, aber dieses Mal tat mir einfach nur der Rücken weh. Ich bin zwar immer wieder fasziniert von dem 1974 Plätze fassenden Zuschauerraum. Er ist schlicht eingerichtet und besteht aus gleichmäßig ansteigenden Sitzreihen nach Vorbild antiker Amphitheater. Die Akustik in dem Konzertsaal aus Holz ist genial.


Die hartem Holzklappstühle wie in alten Kinos soll eine Idee von Wagner selbst gewesen sein. Kein Zuschauer sollte einschlafen, denn bequem sind die Holzteile wirklich nicht und die Reihen sind eng, also ist mit Beine ausstrecken auch nicht viel her. Siegfried dauerte von 16 bis 22 Uhr mit zwei Pausen, da kann das Sitzen zur Folter werden. Die Pausen sind dringend nötig, um sich zu strecken und spazieren zu gehen. Drei Plätze nehmen mir saß ein äußerst korpulenter Herr, der ist schlichtweg bei Siegfried gestorben.

Dieser arme Mann tat mir echt leid.

Dieser arme Mann tat mir echt leid.

Einige Besucher haben ein Sitzkissen dabei und auch eine Marktlücke für Kissen hat sich aufgetan, dass die findige Unternehmerin Stephanie von Keller die Festspieltasche erfand. Die Festspieltasche ist eine Tasche zum Sitzen und ein Kissen als Tasche. Ich habe darüber gebloggt.

Bayreuth: Mit Wagner das Ende der Pause einleiten

30. August 2014
Der grüne Hügel mit eingepacktem Festspielhaus  - eine Schande.

Der grüne Hügel mit eingepacktem Festspielhaus – eine Schande.

Die Wagner-Festspiele 2014 sind zu Ende. Es war ein turbulentes Wagner-Fan und die Kritiker schossen wieder scharf auf dem grünen Hügel. Ich habe mir dieses Jahr die Götterdämmerung anschaut – inszeniert hatte Frank Castorf. Das Bühnenbild war wunderbar – und ich habe schon ausführlich darüber geschrieben. Mehr werde ich über die Aufführung und Castorf nicht schreiben. Wagner-Fans wissen Bescheid, der Rest interessiert sich sowieso nicht. Und ich freu mich auf die Saison 2015 und hoffe wieder auf Karten.
Ich habe die wunderbare Musik genossen und auch wieder die Rituale auf dem grünen Hügel. Wie jedes Jahr wird der Zuschauer beim Betreten des Opernhauses darauf hingewiesen, keine Fotos zu machen. Also nicht nur von der Aufführung (klar), sondern auch nicht vom Inneren des Gebäudes selbst. Nett zu sehen, wie Wagner-Fans die Aufseher ablenken und eine andere Gruppe dann im Festspielhaus für Selfies posiert.

Ein verbotenes Foto vom Inneren des Festspielhauses.

Ein verbotenes Foto vom Inneren des Festspielhauses.

Und zu den Ritualen gehört, dass am Ende jeder Pause das Publikum mit Musik zurück in das Festspielhaus gebeten wird. Das läuft so ab: Kurz bevor der nächste Aufzug beginnt, treten Orchestermusiker auf den Balkon des Festspielhauses. Dort stimmen sie ein Thema der jeweiligen Oper an, die gespielt wird. Das passiert zweimal in jeder Pause – eine Kurzfassung des Stücks und eine längere Version des Themas.
Ich habe hier mal das Pausenläuten der Götterdämmerung mitgefilmt.

Und weil es so schön ist, hier die Klänge von Lohengrin aus dem Jahr 2012.

Die Götterdämmerung umfasst bei einer Spielzeit von über vier Stunden zwei Pausen. Wer nicht Bratwurst essen will, der flaniert über das Festspielgelände. Ach ja Bratwurst. Dieses Jahr gab es übrigens keine Hummerbratwurst mehr wie noch 2013.

Spezialität in diesem Jahr war für 7,50 Euro eine Trüffelbratwurst. Die Kugel Eis kostet übrigens 2,50 Euro. Wer mich beim Trüffelbratwurstessen ansehen will, kann dies hier tun:

Perfektes Sitzkissen für Wagners Ring und mehr

29. August 2014

Der komplette Ring in Bayreuth bedeutet Ausdauer. Wer sich den Ring antut (und Karten bekommt), der muss ein Liebhaber der göttlichen Musik von Richard Wagner sein. Aber er muss auch leidensfähig sein. Diese Saison litt er aufgrund der Inszenierung von Frank Castorf, aber egal wer inszenierte, er litt wegen der Sitze. Die Holzsitze in auf dem grünen Hügel sind – sagen wir es mal so – unbequem. Götterdämmerung von über 4 Stunden und irgendwann tut auch dem treuesten Wagner-Fan der Popo oder Rücken weh.
Daher haben viele Besucher neben Abendkleid und Jackett auch eine Plastiktüte dabei. Dort bringen sie ihr Sitzkissen für den Abend mit. In der Pause sieht man die Stuhlreihen in dem Festspielhaus mit zahlreichen bunten Sitzkissen versehen, ein farbenfroher Anblick im dem Hort der Hochkultur.

Sofakissen und mehr im Festspielhaus.

Sofakissen und mehr im Festspielhaus.

Wer sein Kissen vergessen hat, aber dennoch eines benötigte, der konnte dieses Wagner-Jahr aufatmen. In der Steigenberger-Lokalität ist dieses ein Schoko-Verkäufer ausgefallen und stattdessen wurde der Stand von Stephanie von Keller aufgeschlagen. Sie präsentierte uns die Festspieltasche. Die Festspieltasche ist eine Tasche zum Sitzen und ein Kissen als Tasche. Stephanie von Keller hat das Bayreuth-Problem erkannt, analysiert und bietet eine Lösung. Zur festlichen Abendgarderobe passt kein Sofakissen. Die Lösung ist die Festspieltasche, die extra zu diesem Zweck entworfen wurde, eine Kombination aus Abendtasche und Sitzkissen. Die Kissen lassen sich natürlich nicht nur bei den Bayreuther Festspielen verwenden, auch andere Konzerte dürfen mit der Festspieltasche besucht werden.

Tolle Idee: Die Festspieltasche

Tolle Idee: Die Festspieltasche

Außer der Kissenfunktion enthält die Tasche noch ein ausklappbares Fach, in welchem die notwendigsten Kleinigkeiten aufbewahrt werden. Die Taschen sind aus Rohseide und in der schwarzen Fransenversion sowie etwas schlichter in den Farben rot, lila und gelb erhältlich. Des weiteren gibt es ein schwarzes Herrenmodell mit einem anderen Haltegriff.
Übrigens: die Festspieltasche auf der Design- und Handwerksmesse (IHM) in München mit dem Designpreis 2013 ausgezeichnet.

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Bayreuth 2013: gewaltiges Bühnenbild bei Wagners Ring

5. August 2013

Der neue Ring kommt musikalisch hervorragend an, die Neuinszenierung musste dagegen massiv Kritik einstecken. Regisseur Frank Castorf ist gnadenlos ausgebuht und ausgepfiffen worden. Er nahm es locker, forderte sogar die Zuschauer auf lauter zu buhen und zeigte dem Publikum einen Vogel.

Was neben der Musik gut ankam, waren die Bühnenbilder der beiden ersten Ring-Teile. Diese stammten für Wagners Ring aus den Werkstätten von Studio Hamburg Media Consult International (MCI) GmbH. Zum ersten Mal vergaben die Bayreuther Festspiele die Bühnenbilder als komplette Auftragsarbeit. Die MCI baute die beiden Bühnenbilder in den Hamburger Werkstätten. Auf einer Drehscheibe im Durchmesser von 20,5 Metern und mit einer baulichen Gesamthöhe von bis zu 13 Metern ist das Ergebnis nicht nur in seinen Ausmaßen überzeugend: Bis zu 50 Mitarbeiter arbeiteten auf einer Vorbaufläche von 2.500 Quadratmetern auf dem Studio Hamburg-Gelände an der Realisierung. Das Ergebnis wurde schon im Frühjahr zu seinem Bestimmungsort auf den Grünen Hügel in Bayreuth transportiert. Dafür wurden die geteilten Bühnenelemente in den geeigneten Maßen auf 22 Trailer portioniert.

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Die Mannschaft der Hamburger Werkstätten fügte dann vor Ort auf der Bühne im Festspielhaus in fünf Wochen das angelieferte Bühnenbild-Puzzle zusammen: Auf die eigens von der Planungsabteilung konzipierten, riesigen Drehscheibensegmente wurde die Bühnendekoration aufgebracht und zum Ganzen verbunden. Da der Festspielalltag einen täglich wechselnden Auf- und Abbau des jeweiligen Bühnenbildes vorsieht, war diese reversible Konstruktion eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung.

Unter der Regie von Frank Castorf und nach dem Bühnenbildentwurf von Aleksandar Denic, wurden im „Siegfried“ vielfältige Motive realisiert, beispielsweise der Berliner Alexanderplatz mit einer funktionsfähigen, maßstabsgetreuen Nachbildung der Weltzeituhr oder die Darstellung eines kinetischen Fernsehturmfußes. Die Rückseite zeigt eine massive Felswand mit einer kommunistischen Karikatur des US-amerikanischen Mount Rushmore. In der „Götterdämmerung“ trifft als Szenerie das originalgetreue Portal der New Yorker Börse im Maßstab 1:3 auf eine Berliner Hinterhofwelt, sowie die 12 Meter hohe Neon-Reklamewand „Plaste und Elaste aus Schkopau“, ein Relikt aus DDR Zeiten.

In einer viermonatigen Konstruktionszeit und der effektiven Bauphase von zehn Wochen pro Bühnenbild ist es gelungen, ein beeindruckendes Resultat für die diesjährige Spielzeit im Wagner-Jubläumsjahr abzuliefern. Beide Produktionen werden in den kommenden vier Spielzeiten der Bayreuther Festspiele aufgeführt. Wer also dieses Mal keine Karten für Bayreuth bekommen hat, kann vielleicht 2014 die Inszenierung ausbuhen.

(c) der Fotos: Pressestelle Bayreuth Festspielhaus

Alles Gute lieber Richard Wagner – meine Gratulation

22. Mai 2013

Foto 1

Heute jährt sich der 200. Geburtstag von Richard Wagner. Sollen wir diesen Geburtstag feiern? Ich meine ja. Für mich ist Wagner einer der wichtigsten Komponisten. Er hat bedeutende Klangwelten erschaffen, die in ein Gesamtkunstwerk münden. Musikalisch hat Wagner großartiges geleistet. Politisch ist Wagner aber abzulehnen.

Ich kann Leute verstehen, die Richard Wagner auch rundherum ablehnen. Politisch war der Mann ein Wirrkopf, der Feuer gelegt hat. Im Netz lese ich immer wieder: Kann man nach Auschwitz noch Wagner hören? Ich denke ja, werde aber hier die Diskussion nicht führen.

Das Interesse an Wagner wurde bei mir geweckt, als ich dem Begräbnis von Wagner-Biograf Martin Gregor Dellin beiwohnte. Ich habe darüber gebloggt, wie mich der Wagner-Virus gepackt hat. Wagner hat viele Fans, die keinen Spaß verstehen und energisch auf die hohe Kunst des Meisters beharren.

Ich begegnete über die Jahre aber auch unkomplizierten Wagner-Fans. Allen voran mein Ex-Kollege Gerhard, der leider 2012 verstorben ist. Er war in Bayreuth bei der Handwerkskammer beschäftigt und ich durfte als Pressereferent der HWK München und Oberbayern immer wieder zu Sitzungen mit ihm. Als wir eines Tages in Bayreuth tagten, lud er die Runde zu sich nach Hause ein. In seinem Wohnzimmer fanden wir sein Hobby vor: Er baute Wagner-Bühnenbilder mit Zinnfiguren detailgetreu nach. Jedes Jahr besorgte er sich die Bühnenbilder der aktuellen Inszenierungen und baute sie nach, stundenlang in Handarbeit Wie verrückt muss man denn sein? In feuchtfröhlicher Runde lauschten wir den Erklärungen und fanden einen unterhaltsamen und dennoch faszinierenden Zugang zu Richard Wagner. Danke dafür.

Foto 2

Wer heute nach Bayreuth kommt, wird von einer Wagner-Welle regelrecht überrollt. Zu Wagner komme ich wegen der Musik. Leider habe ich für dieses Jahr keine Karten bekommen. Vergangenes Jahr durfte ich Lohengrin auf dem grünen Hügel besuchen. Wie gesagt, dieses Jahr ging ich leer aus – schade. Aber vielleicht bekomme ich noch Fake-Karten geschickt: Tausende Haushalte haben gefälschte Freikarten für die Eröffnungsvorstellung der Bayreuther Festspiele erhalten. In den Umschlägen waren jeweils zwei Karten für den Holländer am 25. Juli. Wer den QR Code auf den Karten scannt, erkennt den Schwindel: Dann wird die Aufdruck „Ätsch, das Ticket ist falsch“ sichtbar.

Aber ich bin auch sauer: Mir nicht verständlich, warum das Festspielhaus im Jubiläumsjahr renoviert werden muss. Da hätte man doch ein Jahr früher beginnen können. Für mich eine komplette Fehlplanung und grausam, wie sich Bayreuth hier der Musikwelt präsentiert. In den Hotels entdecke ich Modelle des Festspielhauses, die mich an den Bühnenbilder meines Freundes Gerhard  erinnern. Sehr schön finde ich auch eine Wand mit einem Wagnerkonterfei im Treppenaufgang beim Bayreuther Hugendubel. Aus Buchcovern wird das Gesicht von Richard Wagner gebildet. Also: Alles Gute Richard und danke für deine Musik.

 

Richard Wagner in Bayreuth 2012: Verstummte Stimmen

10. September 2012

So sehr ich die Musik von Richard Wagner genieße, desto sehr verachte ich seine antisemitische Einstellung. Wagner politisch abzulehnen, fällt mir nicht schwer. Ich kann die Frage nicht beantworten, ob Wagner der Wegbereiter zu Auschwitz war. Wagner sah nicht nur die Musik und die „deutsche  Kultur“, sondern die ganze Welt durch den „zersetzenden“ Einfluss des „Judentums“ im Zustand der Degeneration. Gegen diese Gefahr müsse man sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen – soweit Wagner.

Daher: Wagner muss aufgearbeitet werden und daher begrüße ich ausdrücklich die Ausstellung „Verstummte Stimmen“, die im Festspielpark am Grünen Hügel auch noch 2013 zu sehen ist. Die Ausstellung arbeitet den braunen Spuk auf dem Grünen Hügel auf und geht auch auf die Zeit vor den Nazis ein. Die Stadt Bayreuth und die Richard-Wagner-Stiftung gratuliere ich für den Schritt in die richtige Richtung. Sehr gut ist, dass die Ausstellung im Wagner Jahr 2013 auch zu sehen sein wird. Chapeau.

Dabei ist die Ausstellung keine neue Konzeption. Die Ausstellung „Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der ,Juden‘ aus der Oper 1933 bis 1945“ wurde 2006 von dem Historiker Hannes Heer, dem Musikpublizisten Jürgen Kesting und dem Gestalter Peter Schmidt erstmals Harnburg präsentiert. Danach wurde sie an den Staatsopern in Berlin, Stuttgart, Darmstadt und Dresden gezeigt. Die Ausstellung widmet sich einem kaum untersuchten und nie zusammenhängend dargestellten Kapitel aus der Nazizeit- der „Säuberung“ der deutschen Opernhäusern  von jüdischen und „politisch untragbaren“ Ensemblemitgliedem. Dieser Eingriff bedeutete für Tausende Berufsverbot, Exil oder Deportation.

In schlichten Tafeln zeigt die Ausstellung, welche Künstler wegen ihres jüdischen Glaubens diffamiert und sogar umgebracht wurden. Auf silbergrauen Tafeln werden, nah an Brekers berühmter Wagner-Büste, 53 Sänger, Instrumentalisten, Dirigenten und andere Mitwirkende in Erinnerung gebracht, die während der braunen Diktatur in Bayreuth in Ungnade gefallen sind, 13 wurden ermordet. Antisemitismus war in Wagners Bayreuth von 1876 bis 1945 an der Tagesordnung, wie die Ausstellung von Hannes Heer zeigt. Herr war einst auch der Kurator der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht. Während Wolfgang Wagner das Thema nicht im Fokus hatte, stellt sich Katharina Wagner am Grünen Hügel der Geschichte. Die ersten Schritte zur Aufarbeitung sind getan. Bei meinem Besuch in Bayreuth anlässlich des Lohengrin war die Ausstellung sehr gut besucht und wurde diskutiert. So muss es sein.

Richard Wagner in Bayreuth 2012: Lohengrin

7. September 2012

Gleich vorweg: Es ist zulässig, Richard Wagner als Person und seine Musik abzulehnen. Ich habe mich aber vor langer Zeit entschieden, diesen Komponisten näher zu entdecken und beschränke mich dabei einzig auf seine Musik. Den Antisemiten Wagner lehne ich ab. Und wo lässt sich Wagner musikalisch besser erfahren als bei den Wagner-Festpielen in Bayreuth?

Und da stellt sich gleich das Problem: Zum grünen Hügel kann man nicht einfach hingehen, am Schalter eine Karte kaufen und dann die Musik im Festpielhaus Bayreuth genießen. Warten ist angesagt, jahrelanges Warten, um eine der begehrten Karten zugeteilt zu bekommen. Leider ist Warten ist nicht eine meiner Haupteigenschaften.

Durch einen glücklichen Zufall bekamen meine Frau und ich aber Karten für Lohengrin. Ein Kollege Peter Gress, hervorragender Friseurmeister aus Baden Württemberg, besaß zwei Karten, konnte aber nicht nach Bayreuth und bot via Facebook die Karten an. Ich griff sofort zu und bin Peter auf Knien dankbar. Vielen, vielen Dank.

Und was für Karten: 6 Reihe Mitte, ein absoluter Traum. Sitznachbarn um uns herum, erzählten, dass sie zwischen sieben und neun Jahren auf ihre Karten warten mussten. Ich habe ein Wochenende gewartet, bis die Post da war, aber das verriet ich den Wagnerianern besser nicht.

So ganz unbeleckt kam ich nach Bayreuth nicht. Ich erinnere mich an meine Wagner-Erweckung. Es war der Trauergottesdienst des großen Wagner-Biografen Martin Gregor-Dellin, der 1988 in Gröbenzell starb. Die Trauerrede hielt ein ergriffener Walter Jens, der immer wieder Wagner zitierte. Seitdem hat mich der Wagner-Virus infiziert. Ich las die Biografie von Gregor-Dellin und kaufte mir zahlreiche Wagner-Aufnahmen. Den Ring besitze ich in zwölf verschiedenen Einspielungen, wobei natürlich die Fassung von Loriot/Karajan wunderbar humorvoll ist. Den besten Zugang zur Musik von Wagner bekam ich durch den Holländer und Tannhäuser, sicherlich die besten Opern für Neulinge. Die beste Fassung von Lohengrin ist für mich die Einspielung von Rudolf Kempe mit den Wiener Philharmonikern.

Ich bin sicher kein Wagnerianer, war daher auf diese besondere Spezies von Menschen gespannt. Auf dem Festgelände auf dem grünen Hügel wird vor und nach der Aufführung gefachsimpelt. Dabei gehen die Zuhörer sehr kritisch mit den Interpretationen um. Nachdem Lohengrin von Altmeister Hans Neuenfels in diesem Jahr zum dritten Mal gegeben wurde, war das Publikum wohl an die Ratten auf der Bühne gewohnt. Laborratten stellten in der Inszenierung das Volk da und der Fötus am Ende war noch immer eine Provokation. Aber das Publikum wusste ja, auf was man sich einließ und reagierte gelassen. Die Bravo-Rufe galten vor allem der exzellenten Leistung des Schwanenritters Klaus Florian Vogt und der Sopranistin Annette Dasch.

Das Festspielhaus am grünen Hügel.

Das Festspielhaus am grünen Hügel.

Ich genoss die Atmosphäre, scherzte mit meinen Nachbarn aus Japan. Vor mir verschonte uns ein übergewichtigter Herr nicht damit, sein Jackett auszuziehen und ans an seinem Schweißgeruch teilhaben zu lassen., der durch die Fächerbewegungen seiner Gattin auch in der Umgebung verteilt wurde. Jeder soll was davon haben. Aber das machte nichts, schließlich lauschten wir der reinen Musik von Wagner.

Aber es gibt auch ein überdrehtes Bildungsbürgertum. Ungefragt stellen sie ihr Wissen zur Schau, mischen sich auch gerne ein. Manche der Herrschaften kennen sich wirklich aus (einige von ihnen sind auch mit Libretto oder gar Partitur ausgestattet), andere sind einfach nur dumme Wichtigmacher. Immer wieder denke ich da an meinen Monaco: „Dankbar und glücklich müssen wir sein, dass wir hier dabei sein durften.“

Meine Frau und ich bei Richard Wagner.

Meine Frau und ich bei Richard Wagner.

Doch was zieht man nun zu so einem Weihespiel an? Für meine Frau und mich stand fest: Wenn wir schon mal die seltene Ehre haben und einer Wagner Oper in Bayreuth beiwohnen können, dann muss die Klamotte auch stimmen. Meine Frau erschien im neuen, langen Abendkleid, war aufwendig beim Friseur, ließ sich schminken – rundum eine schöne Frau. Ich band die Fliege um und erschien im maßgeschneiderten Gehrock, den die Münchner Designerin Svenja Jander für mich anfertigte, und holte einen antiken Spazierstock aus New Orleans heraus.

Ich war ein wohl wahrer Blickfang war. Die Damenwelt, zumeist ältere Semester drehten sich nach mir um. Einige Herren gaben leise Kommentare ab. Gut, dass ich sie nicht verstanden habe. Die meisten Herren waren in langweiligen schwarzen Businessanzügen erschienen, einige aber feierlich im Smoking. Viele Damen trugen schöne Kleider. Aber es gab auch andere Erscheinungen. Die Mode der siebziger Jahre mag wieder modern sein, aber dann bitte im Look der Neuzeit. Nur weil Kleidung 40 Jahre im Schrank hängt, ist sie nicht automatisch wieder up to date. Diese Art von Vintage ist nicht sonderlich originell. Zudem kam noch: Viele Friseuren waren einfach schauderhaft, Raspelschnitt, Topfschnitt, nicht gerade feierlich – vielleicht nützlich beim Marathonlauf oder Arbeit auf einer Bohrinsel. Hier hat die Friseurinnung Bayreuth durchaus eine Chance Flagge zu zeigen und das Publikum auf zu stylen. Vielleicht geht ein kleines Zelt mit ein paar Frisiertischen – ich sollte mal mit den Wagnererben sprechen. Jetzt bin ich kein Friseur, arbeite aber für die Branche und kann durchaus unterscheiden, was Style ist und was nicht. Dazu kamen Gesundheitsschuhe, Treter, Ballerinas. Nein, dieser Anblick enttäuschte mich in Bayreuth. Da muss ich zugeben, dass mir die Wagnerfestspiele in München von der Kleidung lieber sind, trotz des Münchner Publikums, wie es der Monaco sagen würde.