Posts Tagged ‘Generation C64’

Buchtipp: Extraleben III – Endboss von Constantin Gillies

15. November 2015

„Weißt du, was der Unterschied zwischen dem Reisen heute und dem früher ist?“ – „Der Unterschied ist: Früher warst du echt weg.“ – dies sind für mich die wichtigsten Sätze des Romans Extraleben 3. Diese Roman-Reihe ist genau die Reihe für mich und gerade höre ich verzückt, dass am 16. Dezember der nächste Teil IV von Extraleben erscheinen wird. Freilich bin ich wieder mit dabei.

Ein klares Hoch auf Extraleben Band 3.

Ein klares Hoch auf Extraleben Band 3.

Extraleben handeln von Menschen, die in den 80er Jahren des vergangenen Jahrtausends mit IT sozialisiert wurden. Leute wie ich eben, die auf dem ZX81 begonnen hatten, dann auf den C64 umstiegen und beim Atari 520 ST landeten. Es ist für Leute wie mich, die als Jugendliche in eine digitale Welt abgerutscht und in dieser versunken sind. Es ist für Leute wie mich, die sich trotz Playstation 4 und Next Gen-Konsolen noch für Retro-Gaming begeistern können, die eine Arcade-Maschine als höchstes Glück bezeichnen und stundenlang schräge 8 Bit Musik lauschen können.
Also Jungvolk, lasst die Finger weg von den Büchern von Constantin Gillies, es ist nichts für euch. Ihr werdet diesen Humor, den Witz und die Anspielungen nicht verstehen. Ihr werdet es nicht verstehen, was damals passiert ist und ihr werdet euch von den Zeilen von Constantin Gillies kopfschüttelnd abwenden.
Ja, die Bücher Extraleben sind alte Sack Bücher und daher liebe ich sie so. Es war so wie bei dem Kinofilm Pixels. Trotz enttäuschender Umsetzung mochte ich die alten Videospiele.

Pixels war zwar kein toller Film, hatte aber ein paar gute Retro-Lacher.

Pixels war zwar kein toller Film, hatte aber ein paar gute Retro-Lacher.

2008 lernte ich auf einer Tagung Enno Coners vom CSW-Verlag kennen und er sprach mit mir über den Roman Extraleben, den er soeben veröffentlich hatte. Ich war Feuer und Flamme – ein Roman über die Generation C64 sollte es werden und wurde es. Die Story um zwei Geeks war humorvoll erzählt, voller Insider-Witze und immer wenn ich Bücher an einen gewissen Personenkreis verschenke, dann sind die Romane aus dem Extraleben-Universum darunter. Den ersten Band von Extraleben habe ich hier besprochen, den zweiten Band Der Bug wurde hier besprochen und wie geschrieben, ich freue mich wahnsinnig auf den vierten Band von Extraleben mit dem Namen Retroland. Das wird meine Lektüre unter dem Christbaum sein.
Vielleicht gewinne ich den Autor Constantin Gillies für eine Lesung bei uns in München. Im Werk 1 veranstaltet der Verein Video Spiel Kultur immer wieder Retro-Abende, da treffen sich gleichgesinnte alte Säcke.

Buchkritik: Netzkinder gegen Offliner – Danke, Internet. von Alexander Fuchs

22. April 2012

Ich bin ja ein Freund von deutlichen Worten, aber bei der Lektüre des Buches Netzkinder gegen Offliner – Danke, Internet. von Alexander Fuchs blieb mir erst einmal die Spucke weg. Der 23jährige Autor gibt ein klares Plädoyer pro Netz ab und positioniert sich gegen die Offliner. Gefangene werden nicht gemacht. Die Sprache ist klar, eindeutig, provozierend. Nerd Fuchs hat wahrscheinlich schon so viele Kämpfe hinter sich, so viele Diskussionen, so viele Anfeindungen, dass es ihm jetzt reicht. Fuchs feuert aus allen Rohren. Für ihn besteht die Welt nicht aus Grautönen, sondern sie ist entweder klar schwarz oder weiß. Er hat keine Geduld mit den Offlinern mehr, die seine Netzwelt zerstören, die Freiheit determinieren und einschränken wollen. Und er findet mit diesem Buch genügend Anhänger.

Seine Thesen für seine Netzkinder, seine Leserschaft formuliert er radikal, vielleicht nicht immer sprachlich geschliffen, aber eindeutig und – verdammt nochmal – er hat in vielen Dingen schlicht und einfach recht. In vielen seiner Thesen spricht er mir aus dem Herzen. Hut ab vor soviel Chuzpe. Endlich sagt es mal einer diesen Offlinern.

Wer von den angegriffenen Offlinern den Mut hat, sollte dieses Buch lesen, aber Bedenken, es hat ein junger Wilder geschrieben. In zwei, drei Stunden hat der Leser das Buch durch. Wenn der lesende Offliner keinen Herzanfall bekommen oder seinen Rechtsanwalt wegen Nötigung angerufen hat, dann erfährt er etwas aus erster Hand, wie eine Generation tickt. Und wir reden nicht mehr von der Generation C64, die heute um die 40 ist und den Aufstieg des Webs erlebt hat. Wir erfahren von den Sorgen und Nöten einer Generation von Mitte 20, für die das Netz allgegenwärtig ist. Sie sind im Netz aufgewachsen und kennen es nicht anders. Wenn es ein Problem gibt, führen Google und Co zur Antwort. Für diese Generation ist das Netz nicht ein abstrakter, virtueller Raum in den man sich begibt, sondern es ist Alltag.

Auch Videogames gehören zum Leben des Nerds dazu. Fuchs rechnet ab mit den Vorwurf der Killerspiele in Form von Counter-Strike. Alles Terroristen und Mörder, die diese Spiele spielen. Und er rechnet ab mit den Medien ab, die krampfhaft die alten Denkstrukturen  bewahren und ihre Netzberichterstattung mit Trojaner, Facebookpartys und Abzocke anreichern. Ja, auch diese Medien gehören zu den Offlinern. Und wenn sich die Medien nicht ändern, verlieren sie weiter den Einfluss auf diese Generation (und sie verlieren Auflage).

Natürlich ist das Buch absolut subjektiv geschrieben. Es handelt von Alexander Fuchs und seiner Sicht auf die Welt. Hier werden die Offliner einhaken und dem Autoren Fuchs vorwerfen, dass seine Erlebnisse von LAN-Partys, Bewerbungsgesprächen und IT-Sicherheit durch Noobies und Dummschwätzern nicht zu verallgemeinern sind. Doch, sie viele sind es – leider. In vielen meiner Seminaren mit Offlinern kommen die Gedanken, Vorurteile in der ein oder anderen Form immer wieder an den Tag. Meine Erfahrungen mit der Welt der Offlinern sind ähnlich, allerdings rege ich mich nicht mehr so darüber auf wie Alexander Fuchs. Wenn Offliner etwas nicht verstehen, dann reagieren sie mit Angst und Unsicherheit, dann machen sie sich über das Unbekannte lächerlich und werden unsachlich.  Wie oft höre ich, dass es die Welt nicht interessiert, was ich zu Mittag essen und darüber twittere. Alexander Fuchs hat recht. Bleibt doch in eurer Offline-Welt und übertragt nicht euer Denkmodell auf andere. Diesen Bedenkenträgern aus der Politik und Gesellschaft hält Fuchs einen Spiegel vor. Für meinen Geschmack macht er allerdings den Fehler, die Offliner in eine Ecke zu stellen und sich zum Teil über sie lustig zu machen, anstatt nur seine Thesen zu erhärten. Aber dies liegt wahrscheinlich daran, dass Fuchs jahrelang im Umgang mit den Offlinern frustriert wurde.

Ich habe die drei Stunden Lektüre des Buches Netzkinder gegen Offliner – Danke, Internet. genossen, nicht die Sprache, aber die Thesen. Und ich empfehle das Buch allen On- und Offlinern, die über den Tellerrand sehen oder sich einfach mal wieder richtig ärgern wollen.

Buchkritik: Extraleben von Constantin Gillies

17. Februar 2010

Gerne bin ich ein Vertreter der typischen C 64-Generation. Ich bin mit dem Commodore C 64 aufgewachsen und habe meine ersten IT-Schritte mit diesem Heimcomputer gemacht. Erst später wurde aus dem HC ein PC. Ich war in der Schule und die Diskussion drehte sich um die Frage: VC 20 oder C 64? Bevor ich diese Frage für mich entschieden habe, kam erst mal der ZX 81 von Sinclair an die Reihe. Das Ding hatte eine Gummitastatur. Dann überzeugte ich meine Eltern und bekam einen C 64 mit Datasette, weil das Diskettenlaufwerk zu teuer war. Später kam noch ein 4-Farb-Plotter dazu durch einen seltenen Zufall. Wir waren als Bayern in Urlaub an der Nordsee-Küste und ein Computerladen hatte den Plotter mit 99 DM falsch ausgezeichnet. Das Ding kostete sonst mehrere hundert Mark. Ich musste meine Hauspostille, das 64er Magazin kaufen und meinen Papa die hochpreisigen Plotter-Anzeigen zeigen, dann griffen wir zu.
Der Rechner, Datasette und Plotter stehen heute im Keller, eingemottet in einen Karton. Heute greife ich vielmehr zu einem netten Buch aus dem Jahr 2008. Extraleben. Ich habe die Taschenbuchausgabe aus dem vorbildlichen CSW-Verlag an einem Wochenende verschlungen, immer wieder herzhaft gelacht, mich selbst erkannt, den Kopf geschüttelt, mich verflucht, mich geärgert und alles mit einem Grinsen im Gesicht. Ein Abenteuerroman für die „Generation Commodore 64“ heißt der Untertitel, also genau für mich. Autor Gilles spielt mit den Archetypen meiner Zeit. Und er ist ein guter Beobachter. Er stellt die Fragen, die ich mir einst auch gestellt habe. Darunter die brennende Frage meiner Zeit: „Gibt es wirklich einen E.T.-Friedhof?“ Ich Depp hatte mir auch das Spiel von Atari gekauft und es war der letzte Mist. Bis heute habe ich das Spiel nicht verstanden. So wie mir ging es auch anderen und es sprach sich rum: Das Spiel blieb wie Blei in den Regalen liegen und Atari bekam massive Probleme. Die Legende sagt, dass Tausende Kopien des Spiels irgendwo in den USA vergraben wurden. Diesen E.T.-Friedhof zu finden war eine Aufgabe in meiner IT-Jugend, ähnlich wie die Suche nach dem Heiligen Gral im Mittelalter.

Extraleben von Constantin Gillies

Und heute? Heute sind wir alte Säcke. Wir erzählen uns wie die beiden Akteure im Buch „Extraleben“ die Geschichten von früher in dem Bewusstsein, dass sich alle des Tatbestands bewusst sind, dass wir alle die Geschichten zum 1000x gehört haben. Das Buch ist für Fans von früher, für alle meine Freunde, die in den 80ern den Computer für sich entdeckt haben. Es ist ein Buch für alle, die Spaß an alten Geschichten haben, die den Charme eine Spielehalle erlegen sind und für die Asteroids und Defender Wahnsinnsspiele waren. Übrigens, auf der Website des Verlages, gibt es Leseproben als PDF und ein schönes Hörbuch mit einem Kapitel. Es liest Komponist Chris Huelsbeck.