Ich mag ja den besonderen Humor der Schotten. Er ist etwas eigen, wenn man sich darauf einlässt. Und als Star Wars-Fan hab ich diesen Humor im Botanischen Garten entdeckt.
Als wir eine Brücke überquerten und uns orientieren wollte, entdeckte ich Wegweiser und musste lachen. Dort stand Kessel → 20 parsecs / 12 parsecs, einmal für den X-Wing, einmal für den Rasenden Falken. Dann gab es noch Tatooine mit Cantina in der Stadt Mos Eisley 52 parsecs / 30 parsecs, Endor → 64 parsecs / 48 parsecs und dann noch Dagobah → 200 parsecs / 140 parsecs. Köstlich, ich hab mich prächtig amüsiert.
Zeichnungen von Robert Bailey Und in der Castle Fine Art fand ich wirkliche Star Wars-Schätze. Es waren Zeichnungen von Robert Bailey. Robert Bailey ist ein renommierter Künstler, der eine besondere Rolle im erweiterten Star-Wars-Universum spielt – nicht als Schauspieler oder Filmschaffender, sondern als offiziell von Lucasfilm autorisierter Illustrator.
Seine präzisen, von Hand gezeichneten Werke zeigen Szenen und Charaktere aus der klassischen Star-Wars-Trilogie in beeindruckender Detailtiefe. Besonders markant ist sein Stil: Bailey arbeitet fast ausschließlich mit Bleistift und feinen Schraffuren, wodurch seine Bilder eine besondere Tiefe und Textur erhalten. Beim nächsten Besuch werde ich zuschlagen.
Seine Verbindung zur Star-Wars-Welt reicht bis in das Projekt „Star Wars: Visions“ zurück, bei dem verschiedene Künstler ihre persönliche Interpretation des Franchise präsentierten. Seine Arbeiten überzeugten auch George Lucas persönlich, der mehrere Originale von Bailey erwarb. Auch Schauspieler wie Harrison Ford, Carrie Fisher und John Travolta zählen zu den Besitzern seiner Kunst.
Bailey lebt heute in Kanada und ist über seine Star-Wars-Motive hinaus für seine realistischen Darstellungen historischer Kriegsflugzeuge bekannt. Innerhalb der Star-Wars-Community gilt er als einer der gefragtesten Zeichner, dessen Werke nicht nur Sammler, sondern auch langjährige Fans der Saga begeistern. Seine Arbeiten sind in ausgewählten Galerien, etwa bei Castle Fine Art, erhältlich und verbinden cineastische Erinnerung mit handwerklicher Präzision.
Als leidgeprüfter und dennoch überzeugter Fahrer des ÖPNV in München wollte ich den Nahverkehr in Schottland ausprobieren. Und mit Grausen denke ich daran, wenn ich einen Nichtortskundigen das Tarifsystem des Münchner Verkehrsverbundes mit all seinen Ringen erklären müsste, was ich selbst kaum kapiere. Und siehe da: In Schottland ist es simpel, total simpel. Und ich bekomme den Grant, warum es nicht auch bei uns so einfach sein könnte.
In Edinburgh funktioniert das „Tap on Tap off“-System im öffentlichen Nahverkehr – insbesondere in den Bussen der Lothian Buses – ganz einfach und kontaktlos mit Bankkarte oder einem kompatiblen Gerät wie Smartphone oder Smartwatch mit Apple Pay oder Google Pay. Das Grundprinzip ist einfach:
„Tap on“ Beim Einsteigen hältst du deine kontaktlose Debit- oder Kreditkarte oder dein Gerät an das Kartenlesegerät beim Fahrer.
„Tap off“ Beim Aussteigen hältst du die gleiche Karte erneut an das Lesegerät an der hinteren Tür des Busses. Ich muss zugeben, dass wir das Tap off vergessen hatten.
Es erfolgt eine automatische Tagesabrechnung. Du zahlst nur für die tatsächlich gefahrene Strecke. Das System berechnet am Tagesende automatisch den günstigsten Gesamtpreis. Es hat wunderbar geklappt. Es gibt einen täglichen Maximalbetrag („daily cap“), sodass du nie mehr zahlst als ein Tagesticket (z. B. für beliebig viele Fahrten). Also es gibt ein Tageslimit.
Natürlich muss immer dieselbe Karte benutzt werden. Bei mir was es die Apple Watch. Nur so funktioniert die Abrechnung korrekt. Jeder Fahrgast muss selbst ein- und auschecken. Ein Teilen einer Karte mit mehreren Leuten geht nicht. Das System gilt derzeit vor allem für Lothian-Busse und einige andere Dienste, aber nicht flächendeckend für alle Verkehrsmittel.
Ich bin in Deutschland ein leidenschaftlicher und leidgeprüfter Nutzer der Deutschen Bahn und bei meinem Urlaub in Schottland wollte ich die Leistungsfähigkeit der schottischen Bahn testen. Wir fuhren von Edinburgh nach Glasgow, nach Inverness und Stirling und zurück nach Edinburgh.
Fest steht für mich: Das Zugfahren in Schottland ist einfach und flexibel. Der Ticketkauf ist sowohl digital als auch vor Ort möglich, und der Zugang zu den Gleisen ist an die Größe des Bahnhofs angepasst. So konnte ich bequem und sicher die landschaftlichen und kulturellen Höhepunkte Schottlands entdecken.
Das Zugfahren in Schottland ist eine komfortable und landschaftlich reizvolle Möglichkeit, das Land zu erkunden. Das Bahnnetz verbindet alle größeren Städte wie Edinburgh, Glasgow, Aberdeen und Inverness sowie viele kleinere Orte und Dörfer, insbesondere im dicht besiedelten Zentralschottland. Auch abgelegene Regionen, etwa die Highlands, sind mit dem Zug erreichbar, wobei die Strecken oft durch beeindruckende Natur führen. Die Taktung in die abgelegenen Regionen ist natürlich nicht sehr dicht.
Ticketkauf Fahrkarten für Zugreisen in Schottland können auf verschiedene Arten erworben werden: Online: Über die Webseiten der Bahngesellschaften, wie ScotRail, oder über Buchungsplattformen wie Trainline. Wir haben zunächst uns in ScotRail orientiert. Hier lassen sich auch Sparpreise und Angebote finden. Klarer Tipp ist die App-Variente: Die ScotRail-App ermöglicht den Kauf und die Verwaltung von Tickets direkt auf dem Smartphone. Bahnhof: An größeren Bahnhöfen gibt es Fahrkartenschalter und Ticketautomaten. Ist der Schalter geschlossen, steht meist ein Automat zur Verfügung. Das haben wir nicht ausprobiert, aber in den Bahnhöfen waren immer freundliche Schotten vor Ort. Im Zug: Auf weniger frequentierten Strecken oder an kleinen Bahnhöfen ohne Automaten kann das Ticket auch direkt beim Schaffner gekauft werden. Allerdings sind dort nicht immer alle Ticketarten, insbesondere Sparpreise, verfügbar. Einen Kontrolleur haben wir mehrmals getroffen, aber in Glasgow war der Kontrolleur vom Dialekt schwer verständlich.
Es gibt verschiedene Ticketarten, darunter flexible „Anytime“-Tickets, die eine freie Zugwahl am Geltungstag erlauben, sowie günstigere „Off-Peak“-Tickets für Fahrten außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Für Touristen sind auch Pässe wie der „BritRail Spirit of Scotland Pass“ erhältlich, die unbegrenzte Fahrten an mehreren Tagen ermöglichen. Wir haben die Off-Peak-Tickets genutzt.
Zugang zu den Gleisen An vielen größeren Bahnhöfen in Schottland ist der Zugang zu den Bahnsteigen durch automatische Schranken geregelt. Diese Schranken lassen sich mit dem gültigen Ticket oder einem Barcode öffnen. Wer ein digitales Ticket oder einen Bahnpass besitzt, kann diesen an den Lesegeräten scannen. Sollte kein Barcode-Lesegerät vorhanden sein, steht meist ein besetzter Seiteneingang zur Verfügung, an dem das Personal das Ticket kontrolliert und den Zugang gewährt. Damit wird das Thema Schwarzfahren angegangen.
An kleineren Bahnhöfen, insbesondere in ländlichen Regionen, gibt es oft keine Bahnsteigsperren. Hier ist der Zugang zu den Gleisen frei, und die Fahrkarten werden erst im Zug kontrolliert. In den großen Bahnhöfen wie Glasgow Queen Street oder Edinburgh Waverley ist das Passieren der Schranken mit dem Ticket jedoch obligatorisch, sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen des Bahnsteigs.
Interessant war auch, dass in jedem Bahnhof Hilfen für Rollstuhlfahrer bereitstanden. Es handelt sich um gelbe Rampen. In den größeren Bahnhöfen gab es dazu eigenes Servicepersonal, die unterstützen konnten.
Ich liebe Spukgeschichten seit ich ein Kind bin. Die Vorstellung von Geistern lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen und übt eine Faszination auf mich aus. Da bin ich in Schottland ja an der richtigen Stelle und bin in Edinburgh in der Mary King’s Close fündig geworden. Danke Isi für den Tipp.
In den Schatten unterhalb der Royal Mile, tief in den Gewölben von Mary King’s Close, lebt eine Geschichte, die so leise beginnt wie ein Atemzug – und doch von einer Traurigkeit durchdrungen ist, die den Raum erfüllt wie kalter Nebel: die Geschichte von Annie, dem verlorenen Kind.
Mary King’s Close ist eine historische Gasse im Herzen der Altstadt von Edinburgh, die heute unter der Royal Mile liegt. Im 17. Jahrhundert war sie ein belebter Wohn- und Handelsort, benannt nach der wohlhabenden Händlerin Mary King. Durch den Bau des heutigen Rathausgebäudes wurde die Gasse teilweise überbaut und geriet lange in Vergessenheit. Heute gilt sie als faszinierende Touristenattraktion, die Besuchern einen authentischen Einblick in das Leben der Menschen im mittelalterlichen Edinburgh bietet – inklusive Geschichten über Pest, Aberglauben und das harte Alltagsleben der damaligen Zeit.
Man sagt, der Geist von Annie sei dort – in einem kleinen, abgetrennten Raum, verborgen hinter den Mauern der Vergangenheit. 1992 war es die japanische Spiritistin Aiko Gibo, die als Erste ihre Gegenwart spürte: Ein kleines Mädchen, verlassen in einer Zeit der Pest, voller Sehnsucht nach etwas, das mehr war als ein Spielzeug – ihre Puppe, ihre Familie, ihre Heimat in einer Welt, die sie vergessen hatte. Gibo spürte ein Ziehen an der Hand, am Bein, als würde ein Kind um Aufmerksamkeit bitten – nicht aggressiv, sondern einsam. Und so hinterließ sie eine Geste der Versöhnung: eine Puppe im Tartan-Kleid. Eine kleine Barbie, die fortan Frieden brachte. Seither nennen sie den Ort Annie’s Room. Ich habe einen Film von der vermeintlichen Geisterbegegnung gefunden.
Und etwas geschah. Besucher aus aller Welt begannen, Gaben zu hinterlassen – Stofftiere, Kinderzeichnungen, kleine Erinnerungsstücke. Feuerwehrabzeichen, als wolle jemand das verlorene Kind retten. Der Boden des Raumes ist heute übersät mit Puppen, als hätte man das Leid mit Anteilnahme überschreiben wollen. Der Raum atmet schwer, sagen einige. Andere berichten von plötzlicher Kälte, vom Gefühl, beobachtet zu werden, vom Ziehen an der Wade, als würde ein kleines Mädchen dich bemerken, wenn du nicht achtsam bist. Ich muss zugeben, ich habe nichts gespürt außer meinem journalistischen Interesse für die Geschichte.
Historisch ist Annie kaum greifbar. Es gibt Hinweise auf ein Kind zur Zeit der Pest, die Tochter einer Jean McKenzie, doch nichts Konkretes. Vielleicht ist Annie ein modernes Märchen, geboren aus Düsternis und dem Bedürfnis nach einer greifbaren Seele inmitten der Kälte alter Steine.
2018 verschwand die ursprüngliche Puppe. Niemand weiß, wohin. Die Öffentlichkeit reagierte mit Bestürzung. Der Hashtag #BringBackTheDoll verbreitete sich wie ein digitales Gebet. Ob sie zurückkam, bleibt ungeklärt – aber der Raum füllt sich weiter. Die Puppen, die Geschichten, das Gefühl.
Wer den Close betritt und sich in Annie’s Room wiederfindet, spürt mehr als nur feuchte Luft und gedimmtes Licht. Es ist, als ob der Raum atmet. Als würde er beobachten. Vielleicht ist Annie nichts weiter als ein Gedanke. Vielleicht ist sie alles, was bleibt, wenn man ein Kind vergisst.
Nun, als ich vor 25 Jahren das letzte Mal in Schottland war, empfand ich die Küche als bescheidend. Meine Frau und ich besuchten ausschließlich asiatische Restaurants. Das ist heute komplett anders. Die schottische Küche hat sich komplett gewandelt und ist hochwertig, ohne ihre Traditionen zu verlieren.
Das schottische Frühstück Wir aßen in kleinen Cafés oder gleich in Pubs, um ein wenig kulinarische Authentizität auf den Teller zu erhalten. Ein typisches schottisches Frühstück ist herzhaft, sättigend und besonders vielfältig. Es besteht meist aus Eiern – als Spiegelei oder Rührei –, gebratenem Bacon und würzigen Frühstückswürstchen. Eine regionale Spezialität ist die sogenannte Lorne Sausage, eine flache, quadratische Wurstscheibe, die gebraten wird.
Der Lorne Sausage, auch bekannt als Square Sausage, Flat Sausage oder Slice Sausage, ist eine Spezialität: ein rechteckiger Bratling aus einer Mischung von gehacktem Rind‑ und Schweinefleisch, Paniermehl (Rusk) und Gewürzen – ganz ohne Wursthülle. Die Masse wird in eine rechteckige Form gepresst und in etwa einen Zentimeter dicke Scheiben geschnitten, die in der Pfanne knusprig gebraten werden.
Ebenfalls charakteristisch ist der Black Pudding, eine kräftig gewürzte Blutwurst mit Hafermehl. Ergänzt wird das Frühstück durch gebackene Bohnen in Tomatensauce, gegrillte Tomaten und Pilze sowie Hash Browns oder gebratene Kartoffelscheiben. Eine weitere typisch schottische Beilage sind die Tattie Scones – flache Kartoffelfladen, die in der Pfanne erhitzt werden. Dazu reicht man Toast oder gebratenes Brot sowie schwarzen Tee oder Kaffee.
Ich freue mich immer auf Haggis. Für mich das traditionelle schottische Nationalgericht, das aus einer kräftig gewürzten Mischung von Schafsinnereien (Herz, Leber, Lunge), Hafermehl, Zwiebeln, Rindernierenfett und Gewürzen besteht. Ursprünglich wurde die Masse in einem Schafsmagen gekocht, heute wird meist eine künstliche Hülle verwendet. Trotz seines rustikalen Rufs ist Haggis für viele ein kulinarisches Highlight – besonders in Kombination mit „neeps and tatties“ (Steckrüben und Kartoffeln). Haggis schmeckt herzhaft, leicht nussig und ist überraschend fein in der Konsistenz – ein Stück schottische Identität auf dem Teller.
Beim schottischen Frühstück sind “Rolls” weiche, meist leicht bemehlte Brötchen, die oft als Grundlage für verschiedene warme Beläge dienen. Besonders beliebt sind sogenannte “Breakfast Rolls”, die mit Zutaten wie Bacon, Wurst, Black Pudding, Ei oder Lorne Sausage gefüllt werden. Sie sind fester Bestandteil vieler Frühstückstheken und Bistros in Schottland und gelten als schnelle, sättigende Variante des klassischen Frühstücks – praktisch zum Mitnehmen oder für unterwegs. Besonders verbreitet ist die Kombination „Bacon Roll“ oder „Sausage and Egg Roll“. Rolls sind damit keine süßen Brötchen, sondern herzhafte Begleiter des typisch schottischen Frühstücks.
Mittag- und Abendessen Wir haben viel ausprobiert und vieles war hervorragend. Hier ein paar Lokaltipps und eine Warnung. Die Preise sind in Schottland hoch, wenn man aber aus München kommt, dann sind sie keine Überraschung.
Golden Ambal South Indian Restaurant, Edinburgh Wie wir es von Schottland aus der Vergangenheit gewohnt waren, war das erste Essen indisch. Als Inder aus Australien vor dem Golden Ambal South Indian Restaurant in Edinburgh standen und uns die Speisen empfohlen, war klar: Hier müssen wir rein. Das Golden Ambal North & South Indian Restaurant, gelegen an der Leith Walk in Edinburgh, ist bekannt für seine authentisch indischen Aromen, die sowohl aus Nord- als auch Südindien stammen. Das Lokal kombiniert landestypische Gerichte wie Masala Dosa, Idly, Vadai, Korma, Jalfrezi und Biryani. Das Restaurant gilt als besonders gut für seine Südindischen Speisen. Die Dosas (knusprige Pfannkuchen aus Reis und Linsen) werden vielfach gelobt, ebenso wie die Vielfalt an Füllungen – vom klassischen Masala-Dosa über Mysore-Varianten bis hin zu Gemüse- oder Käsefüllungen. Auch die Nordindischen Gerichte wie Chicken Tikka Masala oder Lammgerichte genießen Lob, etwa in Rezensionen mit der Beschreibung „tikka masala curry“ als besonders gelungen.
Fishers, Edinburgh Das Fishers Restaurant, mit seinen zwei Standorten – dem ursprünglichen am historischen Hafen von Leith und der Filiale Fishers in the City in der Altstadt –, gilt als feste Größe der edlen Seafood-Szene Edinburghs. Beide Häuser teilen sich eine Leidenschaft: frischeste Meeresspezialitäten mit überzeugender Qualität und kreativem Anspruch zu kombinieren.
Wir waren im Zentrum von Leith essen, in einem 17. Jahrhundert-Wachturm an der Water of Leith, befindet sich das ursprüngliche Fishers Restaurant. Laut Harden’s, einem renommierten UK-Gastronomieführer, liefert das Haus „great fresh fish, beautifully cooked in a kitchen the size of a 50p piece“ – gemütlich, authentisch und direkt am Wasser gelegen. Das Lokal ist bekannt für seine Fischgerichte aus schottischer Herkunft, wie z. B. Lochgilphead Crab oder frische Muscheln aus Shetland. Gäste loben die Qualität als „fabulous“, den Service als „wonderful“ und beschreiben das Essen als „outstanding“. Unbedingt reservieren, sonst wartet man ewig.
Amber, Edinburgh Eigentlich habe ich an dieser Stelle einen Touristennepp erwartet. Aber ich wurde enttäuscht und bin extrem positiv überrascht. Das Amber Restaurant & Whisky Bar, zentral gelegen am Royal Mile, ist Teil des bekannten Scotch Whisky Experience in Edinburgh – direkt unterhalb des Edinburgh Castle. Seit über 20 Jahren hat sich das Restaurant als kulinarische Botschaft schottischer Küche etabliert, die traditionelle Gerichte modern interpretiert und mit einer umfassenden Whisky-Kultur verbindet. Über Whisky schreibe ich ein anderes Mal. Amber bietet saisonal inspirierte Menüs, darunter das berühmte „Taste of Scotland“-Tasting-Menü sowie Scottish Tapas. Die Gerichte stammen aus regionalen Zutaten – von Wildlachs, Rind und Lamm bis zu saisonalem Gemüse. Die Küche zeigt klassisch-schottische Aromen mit kreativer Note, etwa bei Haggis mit Whisky-Sauce oder lokal produzierten Tapas-Variationen. Das Restaurant vermittelt eine warme und einladende Atmosphäre mit rustikal-industriellem Flair. Holzdetails, gedimmtes Licht und schottisches Dekor schaffen ein Ambiente, das gleichzeitig historisch verwurzelt und modern wirkt. Der angrenzende Barbereich bietet Raum für gesellige Tastings und Treffen in überraschend stilvoller Umgebung.
Drygate, Glasgow Das Drygate Brewing Co. verbindet Kunst des Craft-Beer-Brauens mit einer modernen, unaufdringlich gastfreundlichen Küche – perfekt für ein entspannteres Mittag- oder Abendessen. Das Bar & Kitchen im Erdgeschoss ist hell, großzügig gestaltet und bietet einen direkten Blick in die Brauerei, was eine lebendige Atmosphäre schafft. Die Speisekarte präsentiert regional inspirierte, gleichzeitig international geprägte Gerichte. Klassiker wie der Drygate Beef Burger mit Jerk-Ox-Cheek überraschen durch saftiges Rindfleisch und intensiv aromatische Ochsenschulter – kombiniert in einem fluffigen Brioche-Bun und serviert mit knusprigen, dreifach frittierten Pommes. Vegetarische Varianten wie der Falafel-Burger auf Paprika-Chips oder der Vegan Burger mit Plant‑Based-Patty bieten eine sorgfältige pflanzliche Alternative.
Für Liebhaber von Pub‑Gerichten sind Bearface Lager Fish & Chips mit knusprigem Bierteig, zarten Haddock‑Stücken, “mushy peas” und hausgemachter Tartarsauce eine gute Wahl; ergänzt durch Curry‑ oder Brown-Sauce auf Wunsch. Zu weiteren Highlights zählen saisonale Currys wie das Thai Red Curry mit Süßkartoffeln, Bohnen und Jasminreis (optional mit Huhn oder Garnelen), sowie der aromatische Ayrshire Beetroot Orzotto, bei dem Perl-Gerste, Rote Beete, Walnüsse und Ziegenkäse harmonisch kombiniert werden.
Butchershop, Glasgow Hochwertige Steaks fand ich hier. Im The Butchershop im West End von Glasgow spielt das Steak die Hauptrolle – und das aus gutem Grund. Das Restaurant setzt ausschließlich auf hochwertiges, schottisches Grasfutter-Rindfleisch, das „on the bone“ gereift und dry aged wird, um seine Aromen zu intensivieren. Damit genießt es den Ruf, möglicherweise die besten Steaks der Stadt anzubieten.
Die Auswahl umfasst sowohl Cuts to Share (Steaks zum Teilen, abgerechnet pro 100 g) wie Porterhouse, Rib, Bone‑in Sirloin, Filet oder Chateaubriand als auch Individual House Cuts (Einzelportionen) wie Fillet, Sirloin, Rib‑Eye, D‑Rump und das besonders große Cote de Boeuf. Jedes Gericht wird mit Beilagen und einer Auswahl an Soßen serviert – etwa Pfeffersoße, Bearnaise, Knoblauchbutter oder Chimichurri – sowie optionalen Toppings wie gegrilltem Knochenmark oder Blue Cheese Butter.
McBain’s By The River, Inverness Im McBain’s By The River, einem familiengeführten Restaurant direkt am Ufer des River Ness in Inverness, steht jeweils saisonal regionales Fleisch im Fokus – darunter auch Rindfleisch, das mindestens 28 Tage gereift und von lokalen Produzenten bezogen wird . Die Steak-Auswahl auf der À-la-carte-Karte umfasst qualitativ hochwertiges und trocken gereiftes (dry‑aged) Sirloin Steak. Dieses wird klassisch zubereitet und meist mit Champignons und gegrillten “vine cherry” Tomaten serviert, typisch garniert für die Steak‑Gerichte im Lokal.
Ich mag das Gesamtkonzept: Eine Mischung aus lokal inspirierten Zutaten, sorgfältiger Zubereitung und persönlicher Gastlichkeit – die Mahlzeiten in diesem kleinen Restaurant, das an seinem festen Standort auf Bank Street ansässig ist, schließen dabei oft mit optisch ansprechenden Desserts wie Eton Mess . Insgesamt präsentiert McBain’s eine elegant-sachliche Küche, die traditionellen Ansprüchen gerecht wird. Die Steaks sind klar das Herzstück: sorgfältig gereift, geschmacklich differenziert und mit klassischer Begleitung serviert – bei hoher Konstanz in Qualität und Gargrad.
Prime, Steak & Seafood, Inverness Eine absolute Enttäuschung. Man hat uns dieses Speiselokal empfohlen, aber von der Atmosphäre und Lautstärke war es wie eine Bierkneipe. Das Brot zur Suppe war steinhart und musste noch mal neu geordert werden, dann war es in Ordnung. Das Fleisch des Tomahawk Steaks war kalt, der Sud der Muscheln sollte Harissa sein, war aber fad. Das Lokal positioniert sich als erstes reines Steak- & Seafood-Restaurant der Stadt. Die Steaks – etwa das 140 g Rump-Steak – werden mit Pommes („skin-on fries“) und verschiedenen Soßen serviert, darunter Peppercorn, Red Wine Jus oder Chimichurri. Die Zutaten stammen laut Betreiber von lokalen, nachhaltigen Erzeugern.
Allerdings berichten mehrere Gäste von ungeregeltem Service und langen Wartezeiten, besonders bei der Bestellung von Getränken und Speisen trotz freier Tische – was zu allgemeiner Unzufriedenheit beitrug. Auch Kritiken bei Yelp erwähnen, dass die Burger zäh und das Ambiente heiß und eng gewesen sein sollen, was indirekt für mangelnde Qualität im Gewerbe sprechen könnte. Ich rate ab und würde nicht noch einmal hingehen.
Green Gates Authentic Indian Restaurant, Stirling Der kulinarische Start der Reise war indisch und das Ende in Stirling auch. Das Restaurant ist zentral gelegen in der Altstadt und dort erwartet Gäste eine authentische indische Küche mit klarem Fokus auf Qualität und Geschmack. Das Ambiente ist ruhig und angenehm, mit warmen Farben und moderner, unaufdringlicher Einrichtung.
Die Speisekarte deckt traditionelle Gerichte aus Nord‑ und Südindien ab, mit einem ausgewählten Angebot, das bewusst bewusst nicht auf Masse geht. Stattdessen werden Spezialitäten mit Sorgfalt zubereitet – oftmals frisch vom Tandoor oder als Streetfood-Varianten à la Indo-Chinese Fusion.
Als Vorspeisen sind etwa Vegetable Pakora, Paneer Tikka oder Auberginen-Fritters beliebt. Der Gemüse-Pakora wird wiederholt als besonders leicht und aromatisch hervorgehoben – dünn paniert und gut gewürzt. Auch der Vegetable Karahi – ein würziges Schmorgericht mit Gemüse – zählt zu den „best Indian meals“. Die Portionen sind üppig, trotz moderater Preise und sorgen somit oft für ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis . Die Auswahl umfasst darüber hinaus Hauptgerichte mit Fleisch, Fisch oder vegetarische Optionen. Klassiker wie Chicken Tikka Masala und Biryani werden besonders positiv erwähnt, ebenso wie Tandoori-Scallops, Lammshanks im Bag, oder frische Meeresfrüchte vom Spezialitätenmenü – stets mit aromatischen Marinaden und Kompositionen.
Wie brutal der Walfang war und ist, zeigt sich für mich an einem Symbol im Stadtteil Leith in Edinburgh, direkt am Uferbereich „The Shore“. Dort steht eine auffällige Harpunenkanone, die an die lange und bedeutende Geschichte des Walfangs in Schottland erinnert. Sofort kommen wir Moby Dick und andere Geschichten über dieses grausame Unterfangen der Menschen an ihrer Umwelt in den Sinn.
Diese Kanone wurde einst für den industriellen Walfang verwendet und ist heute ein stummes Zeugnis einer vergangenen Epoche. Sie stammt aus der Zeit des modernen Walfangs und basiert auf dem norwegischen Modell von Svend Foyn, das ab 1870 durch den Einsatz von Treibladungen die Jagd auf Wale erheblich effizienter machte. Die industrielle Jagd begann. Der Mensch rüstete auf und die Wale hatten keine Chance.
Leith war seit dem 17. Jahrhundert ein Zentrum des Walfangs. Zunächst segelten Schiffe von hier aus in arktische Gewässer, insbesondere nach Grönland. Lokale Unternehmer wie Peter Wood betrieben dort Walfangstationen und errichteten Tran-Schmelzhütten im Bereich Timber Bush. Ein neuer Abschnitt begann im Jahr 1908, als das Unternehmen Christian Salvesen mit seiner antarktischen Flotte operierte. Die Firma entwickelte sich zum weltweit führenden Walfangunternehmen mit Hauptquartier in Leith und einer bedeutenden Basis in Leith Harbour auf der Insel Südgeorgien. Von dort aus wurden Wale im Südpolarmeer gefangen, zerlegt und verarbeitet – ein Geschäft, das bis 1965 andauerte.
Die heute in Leith sichtbare Harpunenkanone wurde 1996 von Christian Salvesen aufgestellt, als das Unternehmen seinen Hauptsitz verlegte. Sie dient als Mahnmal und Erinnerungsstück an die Rolle Schottlands in der weltweiten Walfangindustrie. Ergänzt wird dieses maritime Erbe durch weitere Denkmäler in der Umgebung, etwa das Merchant Navy Memorial, das der zivilen Handelsschifffahrt gewidmet ist. Das Denkmal ist ein paar Meter weiter zu sehen.
Die Harpunenkanone steht somit nicht nur für eine technologische und wirtschaftliche Blütezeit, sondern auch für den Wandel im gesellschaftlichen Umgang mit Natur und Tierwelt. Sie symbolisiert die industrielle Ausbeutung der Meere ebenso wie das zunehmende Bewusstsein für deren Schutz. Wenn sich dieser Gedanke wirklich durchsetzen würde und kein frommer Wunsch bleibt.
Der North Leith Burial Ground in Edinburgh, gelegen an der Coburg Street im Stadtteil Leith, ist ein bemerkenswerter historischer Friedhof mit einer bewegten Geschichte, reichen Symbolik und tiefen kulturellen Wurzeln. Durch Zufall entdeckte ich den Friedhof. Es war heller Sonnenschein, eigentlich untypisch für die schottische Hauptstadt.
Der Friedhof wurde im Jahr 1664 angelegt, nachdem der ursprüngliche Friedhof der alten St-Nicholas-Kirche durch den Bau einer Zitadelle im Auftrag Oliver Cromwells zerstört worden war. Für rund acht Jahre war der Stadtteil Leith ohne eigene Begräbnisstätte, bis dieser neue Friedhof nahe dem Water of Leith als Ersatz eingerichtet wurde. Mit seiner Fläche von etwa 0,2 Hektar war er über Jahrhunderte der Hauptbegräbnisplatz der Gemeinde North Leith.
Der Friedhof ist eng mit der Geschichte der North Leith Parish Church verbunden. Diese befand sich ursprünglich neben dem Friedhof, zog aber 1815 an die Madeira Street um. Trotz dieses Umzugs blieb der North Leith Burial Ground lange Zeit in Benutzung. Erst im 20. Jahrhundert wurde er für neue Bestattungen geschlossen. In den 1980er-Jahren wurde ein Teil des Geländes für den Ausbau des Water of Leith Walkways zerstört, was einige Gräber unwiederbringlich verlorengehen ließ.
Besonders eindrucksvoll sind die zahlreichen historischen Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie sind reich verziert mit klassischen Motiven der Vergänglichkeit: Totenschädel, gekreuzte Knochen, Sanduhren, Engelsköpfe, Spaten, Herzen, Anker und sogar der sogenannte „Green Man“ – eine mythische Figur der Naturverbundenheit, die in einem Fall mit einem Anker im Mund dargestellt ist. Viele dieser Symbole deuten nicht nur auf den Tod hin, sondern erzählen auch von den Berufen und Lebensumständen der Verstorbenen, etwa durch eingemeißelte Werkzeuge oder Berufszeichen. Die Gestaltung ist oft barock, theatralisch und voller religiöser Anspielungen.
Unter den hier Bestatteten befinden sich einige bemerkenswerte Persönlichkeiten. Einer der bekanntesten ist Pfarrer David Johnstone (1734–1824), der über 59 Jahre lang der Gemeinde als Geistlicher diente und das Blindenasyl von Edinburgh mitbegründete. Auch Robert Nicoll, ein junger Dichter und Journalist mit politischem Engagement, fand 1837 hier seine letzte Ruhe. Umstritten ist die tatsächliche Grabstätte von Colonel Anne Mackintosh, einer Unterstützerin des Jakobitenaufstands von 1745, die möglicherweise ebenfalls auf dem North Leith Burial Ground liegt. Eine weitere historische Figur ist die Großmutter des späteren Premierministers William Ewart Gladstone, die ebenfalls in Leith begraben wurde. Ihre Grabstätte gilt als ein Hinweis auf die Verbindung der Familie zum kolonialen Plantagenhandel.
Heute ist der Friedhof ein öffentlich zugänglicher Ort der Erinnerung und Reflexion. Er dient nicht nur der Ahnenforschung, sondern wird auch im Rahmen von Führungen, Theaterprojekten und historischen Stadtspaziergängen belebt. So widmen sich Veranstaltungen wie „Ghosts of North Leith“ der szenischen Darstellung der hier begrabenen Persönlichkeiten, wobei Geschichte auf kreative Weise erfahrbar gemacht wird.
Der North Leith Burial Ground ist somit mehr als ein Friedhof – er ist ein Geschichtsspeicher, ein Spiegel religiöser und gesellschaftlicher Vorstellungen vergangener Jahrhunderte und ein inspirierender Ort, der bis heute zum Nachdenken anregt. Seine Lage am Fluss, umgeben von alten Gebäuden und modernen Entwicklungen, macht ihn zu einem einzigartigen Zeugnis der Wandlung Edinburghs – ruhig, eindrucksvoll und voller Geschichten. Mal sehen, wann ich mal in den Abendstunden hinkomme.
Ich war nie ein großer Fan von Oasis. Die Brit-Rocker hatten ein gute Songs, aber die launischen Brüder waren eigentlich nie so richtig mein Fall. Und dennoch: Als die Tochter hörte, dass sich die streitbaren Gesellen wieder zusammengerauft haben und eine Tour auf der Insel geben wollen, da stand fest: Wir wollen dabei sein – aber Ende ist nichts daraus geworden. Kein Wunder: Ich war nie ein großer Fan von Oasis.
Aber es begann ganz hoffnungsvoll. Es gab eine interfamiliäre konzertierte Aktion am Samstag vormittag: Es galt den Account von Ticketmaster UK zu reaktivieren, neues Passwort, neue Kreditkarte. Um 10 Uhr deutscher Zeit sollte der Online-Verkauf der Konzerte starten. Geplant sind Auftritte in Cardiff, Manchester, London, Edinburgh und Dublin. Es sollen die vorerst einzigen Konzerte in Europa sein.
Dann fiel mir ein, dass ich einen speziellem Platinum Status bei Mastercard habe und auf den sogenannten Concierge-Service zurückgreifen kann, die u.a. Konzertkarten besorgen. Nummer gewählt und die freundliche Dame erklärte mir, dass man nur auf Eventim-Karten zugriff habe. Also nix, denn Ticketmaster habe einen speziellen Datenschutz Blabla
Wir, Tochter, Gattin und ich, waren mit drei Endgeräten unterwegs, einmal im WLAN und zweimal im LTE, damit hofften wir unsere Chancen zu vergrößern. 32 Minuten bis zum Verkaufsstart,
Tochter und ich kamen in den Warteraum bei Ticketmaster, die Gattin hatte zu spät die Seite aufgerufen und musste vor der Tür sich in die Schlange stellen. Der Warteraum öffnete sich und ich hatte Platz 17.508 – klingt eigentlich unmöglich, aber ich blieb dran. Die Tochter war irgendwo bei 32.000. Die Gattin kam erst gar nicht herein.
Um 11:22 Uhr war es dann soweit. Ich durfte vom Warteraum in den Verkaufsraum und meine Tickets wählen. Die Vorfreude war enorm. Wir wollten als Schottland-Fans ein Konzert in Edinburgh anschauen. Es ging Schlag auf Schlag: Drei Sitzplätze gewählt und dann die Bestätigungssanduhr. Sie drehte und drehte sich. Stunde um Stunde. Im Netz gab es massive Beschwerden von anderen Käufern, bei einigen klappte es, bei einigen nicht.
Um 12:36 Uhr entschied das System von Ticketmaster, dass ich ein Bot sei und das System sperrte mich aus: Nach 2,5 Stunden Wartezeit meinte Ticketmaster ich sei ein Bot – nein, bin ich nicht.
Nichts ging mehr. Die Tochter dagegen kam in ihrer Warteschlange schnell voran und durchlief das gleiche Prozedere mit dem Ticketkauf. Sie bekam allerdings auch keine Bestätigung, sondern gleich eine Fehlermeldung. Und auch für sie war der Kartenkauf zu Ende. Die Server von Ticketmaster gingen in die Knie und das im 21. Jahrhundert. Meine Frau hatte es schon längst aufgegeben. Ich wollte mich nicht geschlagen geben und stellte mich wieder in die virtuelle Reihe, die zum Warteraum führte: 289.322 Leute vor mir und wir hatten noch nicht einmal den Warteraum betreten. Und ich warte noch immer.
Hatte ich schon gesagt, dass ich nie ein großer Fan von Oasis gewesen war? Ja hatte ich. Und ich bin seit diesem Tag kein großer Fan von Ticketmaster, die nicht in der lange sind, ausreichend Serverstrukturen bereitzustellen. Freunde, bei Amazon Web Services kann man schnell und bequem Server dazu mieten.
Am Tag des Referendums werde ich meine Schottland-Fahne hissen.
Einige Male durfte ich Schottland besuchen und ich habe mich in das Land und seine Leute verliebt. Sogar meine Hochzeitsreise habe ich in diese raue, aber herzliche Schottland gemacht. Jetzt ist die Unabhängigkeit der stolzen Schotten möglich. Wie sich die Schotten entscheiden, sollen sie unter sich ausmachen, dazu brauchen sie keine Ratschläge von mir oder anderen.
Ich erinnere mich nur an verschiedene Erlebnisse, die ich in diesem Land hatte. Sie drehen sich um den Nationalstolz dieses stolzen Volkes.
Das erste Ereignis trug sich bei einer Pressereise nach Schottland zu, um die schottische Spieleentwickler-Szene kennenzulernen. Ich hatte vergessen, Geld zu tauschen. Der Euro ist ja in Schottland nicht Zahlungsmittel. In Edinburgh gelandet, steuerte ein Kollege, der das gleiche Schicksal hatte, und ich zu einer Umtauschbude am Flughafen. Es war nichts los und die junge Dame hinter dem Counter war sichtlich gelangweilt von ihrem Job, von ihren Kunden und von der Welt an sich. Wir gaben unsere Euro und bekamen britische Pfund dafür. Die Queen blickte uns von den Geldscheinen streng an: Queen Elisabeth II, Königin der Briten. Mein Kollege, der in Schottland studiert hatte und die Gebräuche des Landes kannte, schüttelte den Kopf. Er schob die britischen Pfund wieder zurück über die Tresen und bestand höflich auf schottische Pfund. „Wir sind in Schottland und wollen schottische Pfund“ so oder ähnlich war seine Aussage.
Was dann geschah, konnte ich zunächst nicht glauben. Die gelangweilte junge Frau in der Wechselstube schien wie ausgewechselt. Sie blühte auf. Sie lachte, sie scherzte, sie freute sich und sie überreichte uns wortreich die schottische Pfund. Und dann kam sie hinter ihren Tresen hervor und umarmte uns. „Willkommen in Schottland“ sagte sie nicht ohne schwerem Akzent. Wow, soviel Nationalstolz hatte ich nicht erwartet und war begeistert. Mein allererster Eindruck von Schottland.
Mein zweites Erlebnis in Sachen Nationalstolz hatte ich auf unserer Hochzeitsreise. Wir waren irgendwo in den Highlands bei BB bei einer alten schottischen Lady. Nach dem Frühstück mit Tee packte meine Frau die Koffer in den Mietwagen, während ich mich ans Bezahlen machte. Ich zog die geforderten 30 Pfund aus meiner Börse und wollte sie der Wirtin überreichen. Als ich bemerkte, dass ich britische Pfund erwischt hatte, nahm ich die Geldnoten wieder und gab der Dame schottische Pfund. Sie beäugte mich und fragte mich dann, warum ich das gemacht habe. Ich antwortete sinngemäß: „Sie sind Britin, aber Ihre Heimat ist Schottland. Ich bin Deutscher, fühle mich aber als Bayer.“ Die Frau strahlte, klopfte mir auf die Schulter. Sie gab mir 10 Pfund augenzwinkernd zurück und lud mich ein, einen Whisky zu trinken. Alkohol so kurz nach dem Frühstück? Aber ich wollte die Dame nicht enttäuschen und so setzten wir uns aufs Sofa und tranken ein, zwei Gläser des hochprozentigen Single Malts. Die Frau erzählte mir etwas in schweren schottischen Akzent und ich habe eigentlich nichts verstanden. Irgendwann kam meine Frau ins Zimmer, um zu schauen, warum ich denn so lange brauchte. Sie entdeckte mich auf dem Sofa sitzend mit der alten Dame, den Whisky in der Hand. Ich will nicht sagen, dass wir den ersten Ehekrach hatten, aber es war nahe dran. „Ich belade das Auto und du betrinkst dich schon in aller Frühe.“
Um Whisky dreht sich auf meine dritte Erinnerung. Wer in Schottland ist, der muss eine oder mehrere Destillerien besuchen. Der Whisky-Trail ist eine Sehenswürdigkeit. Wir machten dies natürlich auch mit und genossen den Whisky. Bei einer Besichtigung waren wir eine kleinere Gruppe, darunter auch zwei US-amerikanische Touristen. Wir lernten die Lagerung der Fässer, den Zauber der Destillerie und die Geheimnisse des Single Malte kennen. Am Ende der geführten Tour gab es natürlich den Whisky zum Probieren (und zu kaufen). Wir griffen interessiert nach unseren Nosinggläser. Die amerikanischen Touristen machten hier eine folgenschwere Bemerkung, die sie bereuten. Sie baten unseren schottischen Guide um ein wenig Eis für ihren Whisky.
Sofort kippte die Stimmung. Aus dem geselligen, redseligen Schotten wurde ein einsilbiger Sturschädel. Er nahm den beiden Amerikanern ihre Nosinggläser ab und sagte: „Ihr seid hier fertig, ihr könnt jetzt gehen.“ Single Malt mit Eis sei eine Todsünde. Die beiden Amerikaner spürten, dass es in dieser Frage keine Diskussion gab und zogen wortlos ab. Für den Bayern geht auch keine Weißwurst mit Ketchup – recht haben die Schotten.