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Die Macht der Bilder – Politische Fotografien und ihre Fotografen – Gedanken zur Geschichte der Pressefotografie

23. Januar 2025

Im Moment arbeite ich an einer Seminarserie „Die Macht der Bilder – Politische Fotografien und ihre Fotografen“. Ich beginne mit Lee Miller, gefolgt von Robert Capa und weiteren. Wer eine Einladung zu den Seminaren braucht, bitte hier in meinem Newsletter. Die erste Veranstaltung ist am 27. Januar.

Politische Fotografien haben die Kraft, unsere Wahrnehmung der Welt zu formen, oft mehr als Worte es je könnten. Durch die Linse von Fotografen wurden Momente eingefangen, die nicht nur dokumentieren, sondern aufwühlen, zum Nachdenken anregen und ein tiefes Mitgefühl wecken. Diese Bilder sind Zeugnisse von Kriegen, Protesten, sozialer Ungerechtigkeit und Menschlichkeit in Extremsituationen – Momente, die sich in das kollektive Gedächtnis brennen. In einer Welt der Schnelllebigkeit bleiben politische Fotografien ein kraftvoller Appell für das Bewusstsein und die Erinnerung. Doch woher kommt diese Art der Fotografie?

dpa-Fotograf Anas Alkharboutli (32) in Syrien getötet / Weiterer Text über ots und http://www.presseportal.de/nr/8218 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis.

Und die Fotografie fordert Opfer. Vor kurzem wurde der dpa-Fotograf in Syrien getötet. Fotograf Anas Alkharboutli dokumentierte den Bürgerkrieg in Syrien in einer einzigartigen Bildsprache. Er wurde durch den Angriff eines Kampfflugzeugs in der Nähe der syrischen Stadt Hama getötet. Anas wurde nur 32 Jahre alt. Anas Alkharboutli kam 2017 als Fotograf zur dpa im Nahen Osten. Vor allem berichtete er aus dem syrischen Bürgerkriegsgebiet. Gerade in den vergangenen Monaten waren seine Fotos weltweit zu sehen, denn Anas berichtete über den wieder intensiv aufgeflammten Bürgerkrieg und den Vorstoß der Rebellenallianz Haiat Tahrir al-Scham (HTS).

Von den Anfängen bis zur Gegenwart
Die Pressefotografie ist ein wesentlicher Bestandteil des modernen Journalismus und hat sich seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert zu einem unverzichtbaren Instrument der Berichterstattung entwickelt. Die Entwicklung der Pressefotografie ist eng mit der technischen Evolution der Fotografie selbst verbunden, aber auch mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die das Bedürfnis nach visueller Dokumentation und Vermittlung von Nachrichten verstärkt haben.

Die frühen Anfänge: Daguerreotypie und erste Bildberichte
Die Geschichte der Pressefotografie beginnt in den 1830er Jahren mit der Erfindung der Daguerreotypie durch Louis Daguerre. Diese Technik ermöglichte es erstmals, Bilder dauerhaft festzuhalten, und fand schnell Anwendung in der Porträtfotografie. Die ersten Versuche, Fotografie im journalistischen Kontext zu nutzen, waren jedoch stark limitiert durch die langen Belichtungszeiten und die Schwierigkeit, diese Bilder zu vervielfältigen. In München wurde dieses Jahr das älteste Foto gefunden und der Öffentlichkeit präsentiert, es zeigt die Frauenkirche. Eine Münchner Wissenschaftlerin hat ein Lichtbild aus dem Jahr 1837 entdeckt. Zwei Jahre, bevor Louis Daguerre seine Erfindung öffentlich machte. Vier mal vier Zentimeter groß und ziemlich blass sieht die Aufnahme von der Münchner Frauenkirche mit ihren Zwiebeltürmen aus – und dennoch belegt sie, dass das Zeitalter der Fotografie in Deutschland zwei Jahre früher als bisher angenommen begonnen hat. Das folgende Foto ist ein Repro: Deutsches Museum

Ein bedeutender Schritt in Richtung moderner Pressefotografie erfolgte während des Krimkriegs (1853-1856). Der britische Fotograf Roger Fenton dokumentierte als einer der ersten Kriegskorrespondenten die Konflikte vor Ort. Seine Bilder, obwohl technisch anspruchsvoll und künstlerisch wertvoll, waren aufgrund der zeitaufwändigen Produktion und der begrenzten Reproduzierbarkeit nicht in der Lage, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Die Etablierung der Pressefotografie: Fortschritte im 19. Jahrhundert
Mit der Entwicklung der Fototechnik im späten 19. Jahrhundert, insbesondere der Erfindung des Gelatine-Trockenplattenverfahrens, wurde es möglich, Bilder schneller und effizienter aufzunehmen und zu verbreiten. Diese technische Innovation ermöglichte es, Fotografie als ein Mittel der Massenerzählung zu etablieren. Die erste massenhaft reproduzierbare Fotografie in einer Zeitung erschien 1880 in der New York Daily Graphic, was den Beginn der modernen Pressefotografie markierte.

Während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) setzte der Fotograf Mathew Brady die Fotografie ein, um die Schrecken des Krieges zu dokumentieren. Seine Arbeiten gelten als ein Meilenstein, da sie die Macht der Fotografie zur Dokumentation von Ereignissen und zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung demonstrierten. Diese Bilder, die erstmals das Ausmaß von Krieg und Zerstörung einem breiten Publikum zugänglich machten, legten den Grundstein für die Rolle der Fotografie im Journalismus.

Das goldene Zeitalter der Pressefotografie: 1920er bis 1950er Jahre
Die Zeit zwischen den 1920er und 1950er Jahren wird oft als das goldene Zeitalter der Pressefotografie bezeichnet. In dieser Epoche erlebte die Fotografie eine beispiellose Blütezeit, angetrieben durch technische Fortschritte wie die Erfindung der Kleinbildkamera, insbesondere der Leica in den 1920er Jahren. Diese Kameras ermöglichten es Fotografen, schneller und flexibler zu arbeiten und spontane, ungestellte Aufnahmen zu machen.

In den 1930er Jahren wurde die Fotografie durch Illustrierte wie Life und Picture Post weltweit populär. Diese Magazine setzten stark auf Fotoreportagen, die durch ihre visuelle Kraft ganze Geschichten erzählten. Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, Robert Capa und Dorothea Lange wurden zu Ikonen der Pressefotografie, indem sie bedeutende historische Ereignisse und gesellschaftliche Realitäten mit ihren Bildern einfingen.

Besonders prägend war die Rolle der Fotografie während des Zweiten Weltkriegs. Robert Capas berühmtes Foto der Landung in der Normandie oder Joe Rosenthals Bild des Hissens der amerikanischen Flagge auf Iwo Jima wurden zu Symbolen des Krieges und prägten das kollektive Gedächtnis. Die Pressefotografie hatte sich als unverzichtbares Mittel der Kriegsberichterstattung etabliert, das die öffentliche Meinung maßgeblich beeinflusste.

Die Pressefotografie im digitalen Zeitalter
Mit dem Aufkommen des digitalen Zeitalters in den 1990er Jahren erlebte die Pressefotografie erneut eine tiefgreifende Transformation. Digitale Kameras revolutionierten die Art und Weise, wie Fotografen arbeiten, indem sie die Möglichkeit boten, Bilder sofort zu überprüfen und zu bearbeiten. Dies führte zu einer Beschleunigung des Nachrichtenzyklus und ermöglichte es, Bilder nahezu in Echtzeit zu verbreiten. Ich habe dazu ein Interview mit dem Leica-Fotografen Herbert Piel geführt.

Das Internet und soziale Medien haben die Verbreitung von Pressefotos weiter verändert. Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram haben es möglich gemacht, dass Fotografien global und ohne Verzögerung verbreitet werden. Gleichzeitig haben diese Entwicklungen die Rolle des professionellen Pressefotografen herausgefordert, da nun jeder mit einem Smartphone potenziell zum Bildberichterstatter werden kann.

Diese Demokratisierung der Fotografie hat jedoch auch ethische und qualitative Herausforderungen mit sich gebracht. Die Authentizität von Bildern ist zu einem zentralen Thema geworden, insbesondere in einer Zeit, in der digitale Bildbearbeitung leicht zugänglich ist und die Verbreitung von Fehlinformationen ein ernsthaftes Problem darstellt.

Die Zukunft der Pressefotografie
Die Pressefotografie steht heute vor neuen Herausforderungen und Chancen. Während technologische Fortschritte weiterhin die Arbeit von Fotografen verändern, bleibt die zentrale Aufgabe der Pressefotografie unverändert: die visuelle Dokumentation und Interpretation von Ereignissen, um die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren.

Die Rolle des Pressefotografen entwickelt sich weiter in einem Umfeld, das durch ständigen Wandel und technologische Innovationen geprägt ist. Doch trotz der Herausforderungen, die das digitale Zeitalter mit sich bringt, bleibt die Kraft eines einzelnen Bildes, das eine Geschichte erzählt, ungebrochen. Die Zukunft der Pressefotografie wird weiterhin von ihrer Fähigkeit abhängen, in einer zunehmend visuellen Kultur relevant zu bleiben und gleichzeitig die ethischen Standards des Journalismus zu wahren.

Für mich bleibt die Pressefotografie ein unverzichtbares Element der modernen Berichterstattung, das durch seine einzigartige Fähigkeit, Momente einzufangen und Emotionen zu vermitteln, tief in das kollektive Bewusstsein eingreift und die Art und Weise prägt, wie wir die Welt um uns herum verstehen. Ich habe mir vorgenommen, mehr Schwarzweiß in diesem Jahr zu fotografieren. Mit SW habe ich angefangen und ich kann dir Wirkung meiner Bilder besser steuern. 2024 war ich in Prag und dieses Jahr in Estland und habe mit der Fujifilm X100VI meine Fotos in SW geschossen. Ein paar Farbbilder mit dem iPhone waren aber auch dabei.

Bücher über die Geschichte der Pressefotografie gibt es viele. Im Moment lese ich das Buch Die Erfindung der Pressefotografie aus der Sammlung Ullstein 1984-1945. Also ein klarer Tipp mit vielen Bildern deutscher Fotografen, von denen man etwas lernen kann.

Auch super interessant ist das Buch: Das Buch „Licht – Bild – Experiment“ von Cornelia Kemp enthüllt: Franz von Kobell machte die erste Aufnahme der Frauenkirche zwei Jahre früher als bisher angenommen. Als Geburtsjahr der Fotografie gilt das Jahr 1839, als Louis Jacques Mandé Daguerre seine Erfindung in Paris öffentlich machte. Die ältesten Aufnahmen aus Deutschland stammen von Franz von Kobell und werden in den Sammlungen des Deutschen Museums aufbewahrt. Cornelia Kemp hat die Bilder jetzt untersucht und herausgefunden, dass das älteste auf März 1837 datiert ist. Es zeigt die Frauenkirche in München. Mit ihrem neuen Buch „Licht – Bild – Experiment. Franz von Kobell, Carl August Steinheil und die Erfindung der Fotografie in München“ ergänzt die Wissenschaftlerin die Frühgeschichte dieser Bildtechnik um ein neues Kapitel.

Skulptur der Nachhaltigkeit im Deutschen Museum München

13. Mai 2024

Unsere Familie trennt die Wertstoffe, versucht wenn möglich mit dem Rad, der Bahn oder öffentliche Verkehrsmittel zu fahren, wir setzen auf Solar und bemühen uns einen Teil zur Energiewende zu leisten. Natürlich könnte es noch immer mehr sein. Nachhaltigkeit ist wichtig und wie eindrucksvoll dieses Thema dargestellt werden kann, habe ich unlängst im Deutschen Museum gesehen. Es ist ein Nachhaltigkeitsbaum aus Elektronikschrott. Es geht um das Thema Recycling von Elektronik-Werkstoffen, das eindrucksvoll dargestellt wird.

Diese Skulptur mahnt eindrucksvoll zur Reduzierung von Plastikmüll und Elektroschrott. Alte Waschmaschinen, Kühlschränke, Fernseher, Handys oder Computer: In den 27 EU-Staaten wanderten 2020 rund 4,7 Millionen Tonnen ausgedienter Elektro- und Elektronikgeräte in den Müll. Das war ein neuer Höchststand.

Gegenüber dem Vorjahr stieg die Abfallmenge um 4 %. In Deutschland landeten im Jahr 2020 etwas mehr als eine Million Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte in den Abfallsammelstellen (+9 % gegenüber dem Vorjahr).

Der Nachhaltigkeitsbaum ist auch irgendwie ein Kunstobjelt und ich entdeckte Elektronik, die sich selbst einmal im Einsatz hatte, aber schon lange vergessen habe. Es zeigt, wie kurzlebig unsere Zeit ist.

Das Miller-Kreuz leuchtet wieder

30. März 2024

Das Miller-Kreuz in Fürstenfeldbruck leuchtet wieder. Der religiöse Oskar von Miller, Ehrenbürger von Fürstenfeldbruck und Gründer des Deutschen Museums, schuf 1893 das Miller-Kreuz.

Ein Nachbau des historischen Oskar-von-Miller-Kreuzes erstrahlt erstmalig wieder 2024 von Gründonnerstag bis Osterdienstag ab Einbruch der Dämmerung am Kirchturm der Leonhardikirche an der Amper. Dann brennen 133 LED-Lampen und lassen das Kreuz im roten Licht schimmern. Das Kreuz hängt an den Kartagen zur Osterzeit an der Kirche.

Wunder der Elektrizität
Am 30. März 1893 am Gründonnerstag erstrahlte es zum ersten Mal an der Leonhardikirche in Fürstenfeldbruck direkt bei der Amperbrücke. Das muss 1893 ein Ereignis gewesen sein, ein Wunder der Elektrizität. Damals hatte das Kreuz 120 elektrische Glühbirnen. Heute steht das Originalkreuz als Dauerleihgabe der Stadtwerke steht es nun im Stadtmuseum. Aufgrund von technischen Mängeln konnte das Originalkreuz nicht mehr an der Kirche gezeigt werden.

Oskar von Miller
Oskar von Miller (1855-1934) zählt zu den prägensten Persönlichkeiten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Dem visionären Ingenieur, begnadeten, Organisator und geschickten Industrie- und Wissenschaftpolitiker verdanken wir die Grundlage unserer modernen Energieversorgung. Das von ihm 1903 gegründete und schnell zur Weltruhm gekommene Deutschen Museum in München machte ihn zu einer der einflussreichsten Personen seiner Zeit. Hier eine ausgezeichnete Biografie über Oskar von Miller.

Einst eine Revolution: Die legendäre Linotype

8. Januar 2024

Nur einmal habe ich eine Linotype im aktiven Produktionseinsatz gesehen. Es war nach dem Sturz von Ceaușescu in Rumänien, als eine lokale Zeitung noch mit einer solchen Maschine gesetzt wurde. Es roch in der Setzerei nach Blei und der Setzer war extrem schnell mit dem Ausschießen der Zeilen in Blei – ein Profi auf seinem Gerät, das einstmals die Welt der Zeitungen revolutioniert hat. Ich selbst habe meine Karriere als Zeitungsjournalist mit DTP und QuarkXPress begonnen und die Linotype nicht mehr mitbekommen.

Später habe ich noch eine Linotype im Foyer des Verlags Nürnberger Presse als Ausstellungsstück gesehen und die Maschine hat mich an die Zeiten der schwarzen Kunst erinnert. Meine jüngste Begegnung mit einer Linotype stammt allerdings aus dem Deutschen Museum.

Während die Druckmaschinen im 19. Jh. immer schneller wurden, hinkte die Setzerei dieser Entwicklung lange hinterher. Nach wie vor war beim Letternsatz viel zeitraubende Handarbeit notwendig. Die Linotype 6cS Quick ist eine Setzmaschine, die als technologischer Meilenstein der Satzherstellung für den Hochdruck gilt. Sie wurde von Ottmar Mergenthaler im Jahre 1886 konstruiert und ermöglichte erstmals, dem ständig steigenden Bedarf an Zeitungen, Büchern etc. zu entsprechen, denn nun ließen sich Texte wesentlich schneller und in unbegrenzter Menge für die Bleisatz-Druckform erstellen1. Sie konnte die industrielle Druckproduktion erheblich beschleunigen, indem sie nicht einzelne Lettern goss und setzte, sondern gleich komplette Zeilen.

Nahezu 100 Jahre lang blieb die legendäre Linotype die führende Setzmaschine im Druckgewerbe. An der Konstruktion änderte sich nur wenig. Spätere Modelle wie diese Linotype 6cS Quick im Deutschen Museum München konnten von Hand oder durch Lochstreifen gesteuert werden. Die Linotype 6cS Quick ist in der Lage, ca. 20.000 Buchstaben/Stunde zu setzen, wenn sie mit Lochstreifensteuerung betrieben wird1. Das Standardmagazin enthält je Schrift Kanäle für 90 verschiedene Schrift- und Sonderzeichen. Für den Satz mit zahlreichen Sonderzeichen gab es Maschinenmodelle mit Seitenmagazinen für zusätzliche 34 verschiedene Zeichen1. Es ließen sich zudem bei allen Modellen beliebige Sonderzeichenmatrizen manuell in die Matrizenzeile einfügen. Die „6cS Quick“ bezieht sich auf eine verbesserte Version dieses Systems. Die „6cS Quick“ zeichnet sich durch eine höhere Geschwindigkeit und Effizienz aus. Durch die Integration moderner Technologien und Optimierungen konnte die Setzgeschwindigkeit im Vergleich zu älteren Modellen gesteigert werden. Dies trug dazu bei, den Produktionsprozess zu beschleunigen und die Effizienz in Druckereien zu verbessern.
Die Linotype 6cS Quick war ein wichtiger Bestandteil der Druckindustrie und wurde vor allem im Zeitungsbereich eingesetzt1. Sie ermöglichte es, Texte in großen Mengen schnell und effizient zu setzen. Die Linotype-Setzmaschinen dominierten die Satzherstellung weltweit für gut ein Jahrhundert, bis sich ab ca. 1960 der Fotosatz und die damit einhergehende Umstellung auf den Flachdruck (Offsetdruck) durchsetzten.

Doch die große Zeit der Zeitungsproduktionen scheint vorbei oder wächst zumindest nicht mehr. Täglich erreichen mich neue Meldungen des langen Sterbens einer Branche. So hat das Fachmagazin Buchreport hat zum Jahresbeginn seinen Betrieb eingestellt. Grund ist die Eröffnung des Insolvenz­verfahrens des Mutter­verlags Harenberg. Insolvenz­verwalter Stefan Conrads teilt mit: „Eine Fortführung des Betriebs ist aufgrund der finanziellen Lage nicht möglich.“ Für den „Buchreport“ werde „eine neue Perspektive geprüft“.

Oder hier: Mit einem erneuerten und erweiterten digitalen Angebot präsentiert sich der Fachdienst epd medien. Neu: epd ist auch als App erhältlich. Dafür beugt sich der Fachdienst nun auch dem Trend ins Digitale. Denn das gedruckte Heft erscheint dafür nur noch alle zwei Wochen – neu gestaltet.

Deutsches Museum: Der erste Moog-Synthesizer in Deutschland

29. Dezember 2023

Robert Moog gehört ein Denkmal gesetzt. Für mich hat er mit seinen Erfindungen die Musikwelt revolutioniert. Bands wie meine Liebslingsband Emerson, Lake and Palmer wären ohne Robert Moog und seinem Moog-Synthi nie möglich gewesen.


Ich kam neben ELP auch über Wendy Carlos zum Moog und träumte immer davon so ein Wunderwerk an Elektronik zu besitzen. Nun, heute habe ich die Smartphone-App vom Moog, die ähnliches leistet, aber natürlich nicht an die Faszination des Moog herankommt.

Im Deutschen Museum München traf ich auf den ersten Moog, der in Deutschland gespielt wurde. Er wurde von Eberhard Schoener gestiftet. Leider war ich damals bei der Übergabe nicht dabei, denn auch Schoener ist einer meiner musikalischen Helden. Zu den frühesten Synthesizern zählt der Moog IIIp. Der Physiker Robert Moog entwickelt ihn 1967. Das Instrument besteht aus vielen einzelnen elektronischen Funktionseinheiten, den Modulen. Diese können über mehrere Kabel beliebig miteinander verbunden werden. Dadurch bietet dieser analog-modulare Synthesizer maximale Flexibilität, ist aber schwierig zu bedienen. Die Beatles verwenden einen Moog IIIp für ihre Schallplatte „Abbey Road“. Das Exponat kauft der Komponist Eberhard Schoener 1969 in den USA. Es war der erste Moog-Synthesizer in Deutschland.

Später kam dann der Synthesizer Minimoog, Typ D. „Here it is!“ – so kündigt die Firma Moog 1970 ihren ersten preiswerten Mini-Synthesizer an. Die kompakte Bauweise macht ihn zu einem völlig neuen Instrument. Die Signalwege sind fest verdrahtet, so dass nur die grundlegenden Klänge eines modularen Synthesizers möglich sind.

Das Konzept zielt auf einfache Bedienbarkeit und Verwendung auf der Bühne. Bis 1981 werden insgesamt über 12 000 Exemplare des vierten Modells, des Typs D, in Serie gebaut. Durch Keith Emerson wird der Minimoog zum Standardinstrument der Rockmusik.

Der Moog-Synthesizer verkörpert eine entscheidende Phase in der Evolution der Rockmusik und hat diese nachhaltig geprägt. Entwickelt von Robert Moog in den frühen 1960er Jahren ermöglichte dieser Synthesizer erstmals die Erzeugung und Manipulation elektronischer Klänge. Seine markante Fähigkeit, vielfältige Klänge von warmen Bässen bis zu experimentellen Tönen zu erzeugen, eröffnete Musikern eine neue Welt kreativer Möglichkeiten.

Insbesondere im Progressive Rock und Psychedelic Rock der 1960er und 1970er Jahre etablierte sich der Moog-Synthesizer als Instrument der Wahl. Bands wie Pink Floyd und Emerson, Lake & Palmer integrierten seine expressiven Möglichkeiten, um epische Klanglandschaften zu schaffen. Dies trug zur Entstehung von Musik bei, die nicht nur hörbar, sondern erlebbar war.
Der Moog-Synthesizer beeinflusste nicht nur das Klangspektrum, sondern prägte auch das Sound-Design und die Innovationskraft in der Rockmusik. Künstler experimentierten mit dem Instrument, schufen einzigartige elektronische Texturen und erweiterten so die kreative Palette der Rockmusik.

Darüber hinaus hatte der Moog-Synthesizer einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung der elektronischen Tanzmusik und Ambient-Musik. Die Integration des Moog in Produktionen von Bands wie Kraftwerk ebnete den Weg für die elektronische Musikrevolution der 1980er Jahre.

In der Rockgeschichte hat der Moog-Synthesizer einen unverkennbaren, ikonischen Sound hinterlassen. Sein warmer, analoger Klang wurde zu einem Markenzeichen für viele Bands und trug dazu bei, einige der unvergesslichsten Songs zu schaffen. Kurz gesagt, der Moog-Synthesizer ist nicht nur ein Instrument, sondern ein kreativer Meilenstein, der die Grenzen der Rockmusik erweitert und eine neue Ära des Klanges eingeleitet hat.

Modifizierte Bavaria – gottähnliche Statue wird berührbar

22. Dezember 2021

Bei einem Spaziergang durch meine Geburtstag traf ich auf die Bavaria. Nein, nicht die große Bavaria an der Theresienwiese, sondern die kleine Schwester gegenüber dem Deutschen Museum an der Isar. Die Bavaria stammt von Alicja Kwade. Die 1979 geborene Polin Alicja Kwade lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Bavaria ist ein schönes Beispiel für Kunst im öffentlichen Raum.

Kwades Bavaria ist keine exakte Kopie der monumentalen Bronzestatue Ludwig Schwanthalers auf der Theresienwiese. Sie erscheint an der Isar in einer leicht modifizierten und humanisierten, menschlichem Maß entsprechenden Version. Aller Symbole des Sieges und der Macht, wie Löwe, Eichenkranz und Schwert beraubt, strahlen ihre Körpersprache und Größe nicht mehr dieselbe heroische Haltung aus.

Die Bavaria und das Konzept interessiert mich. Wahrscheinlich liegt der Grund darin, dass es ein Werk von Ferdinand von Miller aus Fürstenfeldbruck ist, der Stadt in der ich aufgewachsen bin. Dort steht der Daumen der Bavaria und vor dem Stadtmuseum eine Kopie des Kopfes. Ferdinand von Miller, dem Sohn eines Brucker Uhrmachers Joseph Anton Miller gelang in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Sensation. In der Werkstatt des Erzgießers Ferdinand von Miller entstand die über 87 Tonnen schwere Bavaria, die seit 1850 über der Theresienwiese thront.

Aber zurück zur Bavaria von Alicja Kwade. Auf der beschreibenden Tafel steht zu lesen: „Ihre Gesten wurden gezielt verändert und damit ändert sich auch ihre symbolische Bedeutung. Die ursprüngliche übermenschliche Größe, die den Betrachter durch die Symbolisierung von Überlegenheit einschüchtern sollte, wurde ihr ebenfalls genommen: auf menschliche Größe (exakt die Größe der Künstlerin Alicja Kwade) herunterskaliert, ist die Bavaria, ohne Sockel, entmystifiziert und erscheint nunmehr gleichberechtigt zu den Betrachter. Sie interagieren auf Augenhöhe. So ruft die Plastik Interaktionen mit den Passanten hervor und führt ein neues „Leben“ und „Dasein“. Die vormals unerreichbare gottähnliche Statue wird berührbar.
Die Verbindung zwischen dem Original und seinem humanisierten Äquivalent zeigt zwei verschiedene Seinsmöglichkeiten auf, in ihrer Bedeutung gegensätzlich, aber doch zueinander gehörend und aufeinander bezogen. In ihrer Koexistenz verdeutlichen sie gleichsam die Idee von Paralleluniversen.“

Digitalisierung: Museen der Gegenwart und Zukunft

22. Mai 2016

Ich sehe begeistert die ersten Ansätze von Museen der Zukunft. Mit virtuellen Führungen, Hologramm-Darstellungen oder 3D-Rekonstruktionen wird der Museumsbesuch zum Erlebnis für die Sinne. Als Kind besuchte ich gerne das Deutsche Museum in München und meine Familie sind auch Fördermitglied des Museums. Aber die Wissensvermittlung muss sich verändern und das wird mir zum heutigen Museumstag wieder bewusst. Warum können neue Techniken nicht dazu dienen, die Sammlungen aus den Archiven einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen?
Das Zauberwort dafür heißt 3D-Erfassung. Schon vor Jahren hatte ich diese Idee, aber aus Faulheit nicht umgesetzt. Ich beschäftigte mich eine Zeitlang mit 3D-Scan. Es wird Zeit, dass ich mich wieder ernsthaft damit auseinandersetze.
Eine 3D-Erfassung öffnet die Archive und Magazine und macht wertvolle Kulturgüter wie Skulpturen oder Gemälde als digitale Versionen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. So bleiben die Kulturschätze für kommende Generationen erhalten. Daher überrascht das folgende Umfrageergebnis nicht: 64 Prozent der Deutschen befürworten die 3D-Erfassung und digitale Bereitstellung von Kulturgütern. fröbus, Kölns ältester Medientechnik-Betrieb und Spezialist für 3D-Visualisierungen, fragt in einer Umfrage nach dem öffentlichen Interesse an einer digitalen Erfassung wertvoller Exponate und deren Nutzungsmöglichkeiten. Meine Kollegin Tanja Praske beschäftigt sich ausführlich mit dem Thema Museum im Web 2.0-Zeitalter.

Bestand digital konservieren
Wie schon Filmarchive und Bibliotheken stehen Museen in den kommenden Jahren vor der Aufgabe, ihren Bestand für nachfolgende Generationen nicht nur in analoger, sondern in digitaler Form zu konservieren. So hat die Europäische Kommission die Kultureinrichtungen dazu aufgerufen, verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, Kulturgüter elektronisch zu erfassen und online bereitzustellen. Allerdings fehlt es an finanziellen Mitteln und Unterstützung, einheitlichen technischen Standards oder Richtlinien für diese Mammutaufgabe. Das öffentliche Interesse an digitalen Reproduktionen hingegen ist hoch. Dies zeigen die Ergebnisse einer von der Julius Fröbus GmbH in Auftrag gegebenen repräsentativen Befragung. Demnach sind 64 Prozent der Deutschen dafür, das Kulturschätze als 3D-Modell erfasst und digital öffentlich zugänglich gemacht werden.

3D-Scan einer Skulptur. Foto: fröbus

3D-Scan einer Skulptur. Foto: fröbus

Das Rund-um-die-Uhr-Museum ist immer noch ein Traum
Es klingt einfach zu verlockend: Nicht nur aktuelle Ausstellungen, sondern das gesamte Archiv oder Magazin könnte bei Interesse angeschaut werden, sogar außerhalb der Einrichtungen und jenseits der Öffnungszeiten – wie es in Zukunft etwa ansatzweise aussehen könnte, zeigt heute schon die Digitalsammlung des Frankfurter Städel Museums. Bislang kaum oder gar nicht ausgestellte Kulturschätze – etwa weniger bedeutende Werke einzelner Künstler – können so zumindest als digitale Reproduktion zugänglich gemacht werden. Durch die Nutzung einer digitalen Bestandsdokumentation lassen sich Prozesse in den Museen optimieren, Kosten bei Einlagerungen und Verleihungen sparen. Zudem könnten Ausstellungen leichter konzipiert werden, denn wertvolle und empfindliche Exponate müssten nicht zwingend auf Reisen geschickt werden – etwa um ein Gesamtwerk eines bedeutenden Künstlers zu zeigen. In der Tat fordern – laut der repräsentativen fröbus-Befragung – 89 Prozent der Deutschen einen freien Zugang zum Kulturerbe.
„Mit der 3D-Erfassung und Archivierung von Kulturgütern lässt sich die Grundlage dafür schaffen, um Museumsbestände – oder digitale Leihgaben von anderen Museen – in einem erweiterten Kontext erfahrbar zu machen“, sagt Ralf Meyer, Projektleiter CGI und Fotostudio bei fröbus. Und dafür sind webbasierte und benutzerfreundliche Schnittstellen für Besucher die Voraussetzung. Wohin hier die Reise zukünftig gehen kann, zeigt etwa das Museum Of Modern Art in New York mit seinen innovativen mobilen Apps fürs Museum und unterwegs. Aber auch das Rijksmuseum in Amsterdam setzt mit dem Rijksstudio ein kreatives Zeichen. Damit können Besucher während des Museumsaufenthalts oder online 200.000 Meisterwerke aus der Sammlung frei bearbeiten, speichern und sich anschließend etwa als hochauflösende Drucke nach Hause kommen lassen – oder die eigenen Design-Meisterwerke beim Rijksstudio-Wettbewerb einreichen.

3D-Museumsrundgänge im VR-Raum
Aber die Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Reproduktionen gehen noch weiter. Denkbar sind etwa 3D-Museumsrundgänge im virtuellen Raum, von allen Seiten betrachtbare Hologramme oder berührbare 3D-Reproduktionen von sehr empfindlichen Kunstwerken, die neue Perspektiven erlauben. So würden spektakuläre Ausstellungen, die schon heute Massen an Besuchern anziehen – wie etwa „Hieronymus Bosch – Visionen eines Genies“ im Niederländischen Noordbrabants Museum oder „Monet und die Geburt des Impressionismus“ im Frankfurter Städel Museum mit Rekordbesucherzahlen – sich noch vielseitiger und intensiver erleben lassen.
Auch museumspädagogisch bieten sich neue Perspektiven: Digitale Exponate lassen sich zum Sprechen bringen und wecken die Neugier auf Kunst und Kultur schon bei den jüngsten Besuchern. Denkbar sind digital rekonstruierte Arbeitsschritte wichtiger Kunstwerke – Visualisierungen von der ersten Skizze bis zum fertigen Kunstwerk.

Konservierung des Kulturerbes
Der digitale Medienwandel öffnet nicht nur das Museum der Zukunft für neue Erlebnis- und Wissenswelten, sondern sichert gleichzeitig das kulturelle und ideelle Erbe einer Gesellschaft für künftige Generationen. Laut der fröbus-Umfrage sind 93 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass Kulturgüter, mindestens Reproduktionen, für die Zukunft erhalten bleiben müssen. Denn an den Exponaten nagt unwiderruflich der Zahn der Zeit durch Umwelteinflüsse wie insbesondere Licht, die das verwendete Material langsam aber unaufhaltsam beschädigen oder gar zerstören. Museen wappnen sich für die Zukunft mit digitalen Replikaten, indem sie farben- und formgetreue 3D-Visualisierungen der Exponate archivieren, um Originale wieder restaurieren oder rekonstruieren zu können.
„Die technischen Möglichkeiten zur Digitalisierung von Kulturgütern sind mittlerweile enorm“, sagt Frank Bayerl, Geschäftsführer bei fröbus. „Farb- und formengetreue digitale Abbilder von Exponaten lassen sich direkt in den Museen vornehmen. Selbst die Fachleute sind verblüfft, wie nah die digitalen Reproduktionen heute bereits an die Originale heranreichen. Als Spezialist für 3D-Visualisierungen und digitale Medienproduktionen war es uns wichtig mit einer Umfrage das öffentliche Interesse – vor allem für künftige Verwendungsmöglichkeiten – abzufragen.  Für uns entwickelt sich hier ein Markt mit Potential für die Zukunft.“

Reportagefotogratie: One Night in Rio – Paul Ripkes Fotos im Deutschen Museum München

15. August 2015

Wunderbare Ausstellung von Paul Ripke im Deutschen Museum München.

Wunderbare Ausstellung von Paul Ripke im Deutschen Museum München.

Gleich vorweg: Ich verstehe nichts von Fußball, aber ich verstehe etwas von Fotografie und Emotionen. Und ich bin davon überzeugt, dass Paul Ripke Emotionen und Fußball und Fotografie näher zusammengerückt hat. Als ich mir die Ausstellung „One Night in Rio“ in der Bibliothek des Deutschen Museums München angeschaut habe, war ich restlos begeistert über sowie Kraft, die in diesen Bilder liegt. Noch bis Ende August lässt sich die Ausstellung kostenlos ansehen und jeder, der mit Emotionen oder Fußball oder Fotografie oder mit allen drei etwas zu tun hat, sollte, nein muss diese Bilder sehen.

Paul Ripke ist Hamburger Fotograf und meine Hamburger Freunde empfohlen mir den Bildband Zwei Minuten Zufall. Ich kaufte das Buch blind und es war mein erster Kontakt mit der Bildsprache von Ripke. Bei gleichem Licht hat Ripke zwei Minuten Zeit gehabt, Prominente zu fotografieren, die zu Gast bei Beckmann waren. Das hat mich fasziniert und die Bilder sind enorm eindringlich. So muss Portraitfotografie sein.


Das Projekt „One Night in Rio“ ist aber klassische Reportagenfotografie, die mir persönlich näher liegt. Nach viel Betteln und Flehen durfte Paul Ripke die Fußballnationalmannschaft zur WM 2014 begleiten und hinter den Kulissen das Team in Szene setzen. Die Bettel-E-Mail samt Antwort ist in München ausgestellt und zeigt, welch großen Humor der Fußballfan Paul Ripke hat.

Bettel-E-Mail von Ripke.

Bettel-E-Mail von Ripke.

Wie gesagt, ich bin kein Fußballfan, aber die positiven Emotionen bei den Spielen 2014 habe selbst ich mitbekommen. Da saß ich vor der Glotze und mich hat der Rausch der Bilder gepackt. Paul Ripke hat diese Emotionen eingefangen, nicht als neutraler, distanzierter Bildberichterstatter, sondern als fotografierender Fußballfan. Ich betrachtete die großformatigen Bilder im Deutschen Museum München und jedes Bild erzählt eine Geschichte. Meinen Kindern hat spontan das Pokalfoto am Flugplatz gefallen, als der Koffer mit dem WM-Pokal durchleuchtet und der Pokal im Rentengerät sichtbar wurde. So ein Humor gefiel uns.

Hier mussten wir sehr lachen. Perfekter Humor.

Hier mussten wir sehr lachen. Perfekter Humor.

Da ich ja Ripke von der Portraitfotografie kannte, interessierten mich die Kopfaufnahmen. Wie eine gemalte Heldengalerie präsentieren sich die Fußballhelden vor der Ausstellung. Meine Tochter konnte es erst nicht glauben, dass dies Fotos waren. Sie dachte zunächst an Gemälde. Bei wunderbarem Licht wurden die Spieler eingefangen, eine Fortsetzung der Serie Zwei Minuten Zeit.

Wunderbar von Paul Ripke in Szene gesetzt, das deutschen Team.

Wunderbar von Paul Ripke in Szene gesetzt, das deutschen Team.

Die Portraitfotografie innerhalb der Reportagefotogratie gelingt Ripke einmalig. Die Szenen der Spieler, des Trainers zeigen die intimen Momente und die freudigen Momente.
Ja, so muss Reportagefotogratie sein. Die ausgestellten Bilder wecken eigene Erinnerungen, eigene Emotionen – da werde selbst ich zum Fußballfan. Die Bilder haben mich so umgehauen, dass ich noch im Ausstellungsraum mir die Goldene Edition auf der Ripke-Website samt Widmung bestellte. Es gibt auch die preiswertere One Night in Rio Fan-Edition. Und wenn ich mal in Hamburg bin, versuche ich Paul Ripke mal zum Interview zu treffen – vielleicht nimmt er sich zwei Minuten Zeit.
Bis Ende August ist diese Ausstellung noch in München zu sehen. Und es ist ein Pflichttermin.

 

So erlebte ich die Sonnenfinsternis #SoFi

21. März 2015

Im Grunde war es meine Frau, die das Projekt Sonnenfinsternis in unserer Familie strategisch anging. Schon vor Wochen sprach sie beim Abendessen das Thema an und erinnerte mich, wie begeistert wir bei der totalen Sonnenfinsternis im Jahre 1999 waren. Das stimmt und schon war ich Feuer und Flamme. Und nachdem auch meine Twitter-Kontakte @astrozwerge und @DLR_next auf diesen Tag hinfieberten, ließ ich mich anstecken und war begeistert. Beim Optiker meines Vertrauens bestellte ich rechtzeitig vier Pappbrillen für die ganze Familie, damit der Blick in die Sonne ungefährlich ist.

Ich besorgte rechtzeitig vier Brillen für die Familie.

Ich besorgte rechtzeitig vier Brillen für die Familie.

Ganz entspannt sammelten wir Material und sprachen in der Familie immer wieder über das Thema. Meine Frau informierte die Schule von K1/2, die von der Sonnenfinsternis freilich nichts wusste. Also brachte die Gattin den Stein auch an der Schule ins Rollen.

Bei meinem Optiker waren die Brillen schnell ausverkauft.

Bei meinem Optiker waren die Brillen schnell ausverkauft.

Tage vor der Sonnenfinsternis begann um uns herum die Hektik. Verzweifelt gingen die Leute auf die Suche nach Pappbrillen. Bei den Optikern und auch bei Amazon waren die Brillen ausverkauft. Ich war zufällig bei meinem Optiker wegen neuen Gläsern und das Telefon klingelte die ganze Zeit. Bei eBay kam es zu astronomischen Preisen für die Pappbrillen – Achtung Wortspiel. Durchs Netz geisterten Bauanleitungen und Alternativen, doch wir lehnten uns gelassen zurück. Wir hatten ja unsere Brillen. Ich habe sogar gelesen, dass ein Optiker 3D-Brillen verkauft hatte, weil er sich bei der Bestellung geirrt hat. So viel zur fachlichen Qualität dieses Handwerkers. Ich kramte eine Rot-Grün-Brille heraus und postete sie zum Spaß in soziale Netzwerke und bekam auch Belehrungen der Community zurück. Leute, war doch nur Spaß.

Ich hab nur Spaß gemacht mit meiner 3D-Brille: Ich und 3D, haha

Ich hab nur Spaß gemacht mit meiner 3D-Brille: Ich und 3D, haha

Aber es war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen bei mir. Ich wollte eigentlich ein paar Bilder mit der Nikon schießen. Aber dafür brauche ich einen speziellen Slim Graufilter ND1000. Meinen Filter fand ich nicht mehr, also schnell einen bei Amazon bestellt, der auch am Freitag eintreffen sollte. Die örtlichen Fotogeschäfte hatten keinen mehr mit 77 mm Durchmesser. Amazon verschickte, aber DPD versagte. Eigentlich hat der Dienstleister eine Abstellgenehmigung, aber Pustekuchen. Der Filter kam nicht bei mir an – jetzt fährt er irgendwo zwischen DPD-Lager und meinem Wohnort hin und her. Bedeutete im Endeffekt, keine Bilder von der Sonnenfinsternis.

Google hat einfach Humor - das Doodle zur #SoFi

Google hat einfach Humor – das Doodle zur #SoFi

Am Tag der SoFi hatte Google ein besonderes Doodle geschaltet. Die Leute bei Google haben einen guten Humor. Gut so. Als die partielle Sonnenfinsternis bei uns begann, beobachtete ich im Netz ihr Voranschreiten. Bresser, ein von mir bevorzugter Hersteller für optische Geräte wie Teleskope und Mikroskope, bot einen Live-Stream im Netz an. Dieser scheiterte, weil Nebel über der Beobachtungsstelle war. Pech.

Bresser hatte einfach Pech mit dem Wetter.

Bresser hatte einfach Pech mit dem Wetter.

Ich wechselte als Patriot zum Stream des Bayerischen Fernsehens, der aber nach Sekunden abbrach. Statt Bilder von der Sternwarte des Deutschen Museums zu zeigen, kam nur ein Störungshinweis – mein Dank als Gebührenzahler gilt dem BR. Die ARD brachte dann einen Stream vom NDR, der scheinbar eher etwas von Übertragungstechnik versteht – soweit zu Laptop und Lederhosen.


Ich genoss die Sonnenfinisternis auf der Terrasse zusammen mit meiner Frau. Brille auf und Musik an – ich wählte Richard Strauss Also sprach Zarathustra, genau wie bei 2001 von Kubrick. Am Höhepunkt der partiellen Sonnenfinsternis wurde es merklich dunkler und auch die Vögel verstummten. Schlagartige Ruhe breitete sich in der Natur aus. Und es wurde kälter. Wie muss so ein Naturschauspiel auf unaufklärte Menschen des Mittelalters gewirkt haben? Der Enegieblackout blieb aus, wohl doch eher Panikmache der Energieversorger und der Massenmedien. Ich fand die Sonnenfinsternis einfach toll. Als Retro-Gamer sah ich einen großen Pac Man am Himmel, der das Maul öffnete.

Ich genoss die Sonnenfinsternis im Garten.

Ich genoss die Sonnenfinsternis im Garten.

Und ich musste auch über das Netz schmunzeln. Am besten fand ich die Titelseite der taz, die eine Islamisierung des Himmels sah, weil ein Halbmond nun über uns sei. Großartig. Als Apple-Fanboy musste ich lachen, als durchs Netz die Behauptung ging, Apple werde die Sonnenfinsternis verklagen. Wieder großartig.

Als Apple Fanboy musste ich lachen.

Als Apple Fanboy musste ich lachen.

Bei K1/2 in der Schule gab es auch eine Überraschung. Im Fach Religion schrieb K2 zum Start der Sonnenfinsternis gleich mal eine Religion-Ex. Anstatt dass der katholische Religionslehrer das Phänomen Aberglaube und Ängste früherer Zeiten bei einer Sonnenfinsternis pädagogisch vermittelte, prüfte er Stoff zum Thema Kirchenjahr ab. Mir völlig unverständlich und zeigt wieder das bayerische Bildungssystem von seiner schlimmsten Seite. In der Pause durften nur die Kinder mit SoFi-Brille raus und in die Sonne schauen. Der Rest blieb im Schulgebäude. Einige Lehrer hatten rechtzeitig Bestellungen für SoFi-Brillen gemacht, der Rest von Schülern und Lehrern ging leer aus. Gut, dass K1/2 von der Gattin mit entsprechenden Brillen ausgestattet wurden. Ich schrieb es ja zu Beginn: Im Grunde war es meine Frau, die das Projekt Sonnenfinsternis in unserer Familie strategisch anging.

Ich genoss ein großartiges Erlebnis.

Ich genoss ein großartiges Erlebnis.

Unser neues Hobby Astronomie mit App und Teleskop

25. Mai 2012

Ich seh den Sternenhimmel – so lautete ein Song von Hubert Kah aus dem Jahre 1982. Vor kurzem habe ich den Sternenhimmel wiederentdeckt, denn die Familie hat ein neues Hobby: Astronomie.

Anders als ich vor über 30 Jahren mit der Yps Sternenkarte und dem Planetenhandbuch ausgestattet war, gehen wir heute professioneller ans Werk. Angefixt wurde K1 und K2 durch eine App auf dem iPad. Star Walk ist für mich die beste Sternen-App für Laien. Mit ihr macht es Spaß, sich durch das Universum zu bewegen. Star Walk ist für mich die Top-Anwendung, die mir die Schönheiten des Universums und die Grundlagen der Astronomie näher bringt. Während K2 vor allem die Planeten und Sternbilder entdecken will, schlägt mein Forscherherz für handfeste Infos. Die App beinhaltet eine komplette Darstellung der Sterne, Sternbild der Planeten mit den Mondphasen, Links zu Wikipedia fűr weitere Informationen und eine Zeitmaschine um vergangene Ereignisse sowie bevorstehende Ereignisse im Himmel zu sehen. So ist Christi Geburt endlich auch für mich sichtbar.

Nach so viel interaktiven Sternenreisen wollten K1/K2 nach einem Besuch in der Sternwarte des Deutschen Museums nun ein Teleskop. Profi-Teleskope würden die Haushaltskasse ruinieren, also wählte der Familienrat ein Einsteigerteleskop ohne Kameraanschluss oder elektrischer Justierung. Wir entschieden uns für das Celestron Teleskop FirstScope 76. Es ist ein Newton-Spiegelteleskop mit 76mm Öffnung und 300mm Brennweite. Was uns wichtig war, dass ein Kind damit klar kommt und dies ist hier der Fall. Es ist einfach zu transportieren und sofort einsatzfähig. K2 hat keine große Geduld und das System muss sofort funktionieren. Die optische Komponenten sind aus Glas, der Tubus aus Metall und das ganze Teil steht auch relativ stabil. Das Fernrohr lässt sich in seiner Montierung nach rechts, links, oben und unten schwenken – völlig intuitiv kann so die Erddrehung ausgeglichen werden, und wir können die Sterne immer wieder ins Bildfeld zurückholen, wenn sie durch die Erddrehung herauswandern.

Aber natürlich dürfen wir nicht ein Hubble-Teleskop für Otto Normal-Verbraucher erwarten. Großflächige Erscheinungen am Himmel klappen ganz gut, wie Nebel, der Mond und einzelne Planeten. Jupiter konnte ich erkennen und auch die Ringe des Saturn. Aber das war es auch dann schon. Mehr packt die Optik nicht, aber das ist ja egal, denn dann kommt die App Star Walk wieder zum Einsatz. Und alles besser als mein Yps-Heft vor über 30 Jahren.