Posts Tagged ‘The Who’

Musik- und Filmtipp: Deep Purple, California Jam 1974

30. Mai 2024

Natürlich ist die Ton- und Bildqualität von Konzerten aus den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht immer ideal und dennoch mag ich die Konzerte aus dieser Zeit. Sie haben oftmals mehr Power und Spielfreude als heutige cleane und durchgestylte Konzerte von Stars.

Vor 50 Jahren fand im April 1974 das 3 Tages-Festival California Jam auf der ehemaligen Rennstrecke Ontario Motor Speedway in Ontario, Kalifornien, USA, statt. Mit dabei zwei meiner Lieblingsbands ELP und Deep Purple. Leider existieren von Emerson, Lake & Palmer nur Videoausschnitte aus dem fulminanten Auftritt. Von Deep Purple ist das komplette Konzert mitgeschnitten worden. Es ist eine rauhe Perle und ein grandioser Auftritt der Mark III-Besetzung.

Ich hab das Konzert auf VHS und mir jetzt auf Bluray gekauft. Die Qualität ist besser, aber natürlich nicht mit heutigen Konzertaufnahmen vergleichbar. Die Originalaufnahmen sind US-Fernsehen, also NTSC (Never the Same Color)
Deep Purple war jung, voller Kraft und die Mark III-Besetzung wollte sich beweisen. Sie trat das erste Mal live vor großem Publikum auf. David Coverdale war der neue Sänger und Glenn (Graf Koks) Hughes der neue Bassist, nachdem sich die Mark II-Besetzung mit Ian Gillan und Roger Glover aufgelöst hat. Das Album Burn war vor kurzem auf dem Markt und es sollte unters Volk gebracht werden.

Das Konzert begann verspätet, weil Richtie – der schwarze Mann – Blackmore den Sonnenuntergang abwarten wollte, um sich besser in Szene zu setzen. Und dann wurde die Sau rausgelassen und mit Sau meine ich vor allem Blackmore. Die Band präsentierte unter einem künstlichen Regenbogen neue Stücke und zeigte sich improvisationsfreudig und voller Spiellaune. Große Monitore und Displays gab es nicht und wer weiter hinten stand, hat eigentlich nicht gesehen, aber wohl viel gehört. Es sollen 400000 Zuschauer dabei gewesen sein, um die beiden Headliner zu hören. Die Soundanlage galt als die lauteste dieser Zeit.

Und nachdem Herrn Blackmore die Regieanweisungen oder Bitten wohl zusehends auf den Geist gingen, riss bei ihm wohl der Faden und der Rest ist Legende. Blackmore stieß seinen Gitarrensteg in eine Fernsehkamera, zertrümmerte sein Instrument und machte den wilden Mann. Die Bühne brannte und die Show war perfekt.

Gitarrenzertrümmerer Pete Townshend von the WHO musste neidisch werden. So viel Feuer, so viel Agression auf der Bühne habe ich selten erlebt. Blackmore flippte aus, der Rest der Band spielte weiter.

Die Bluray hat einen neuen Schnitt, aber der alte Videoschnitt der VHS liegt auch als Bonus vor und als wirkliches Bonbon gibt es Super 8-Aufnahmen der Crew, verwackelt und unscharf, wie es eben so bei Super 8 möglich war. Aber der Fan bekommt einen kleinen Einblick hinter die Kulissen und sieht den wilden Mann Blackmore unscharf und von der Ferne seine Show machen.

Konzertkritik: Elton John in Hamburg

16. Juni 2023

Ich wollte ihn unbedingt einmal live sehen: Elton John ist auf seiner Abschiedstour und sollte eigentlich 2020 in Hamburg gastieren. Dann kam Corona und die Tour wurde auf 2023 verschoben. Mit meiner Familie bin ich im Mai nach Hamburg den Auftakt des dreitätigen Hamburg-Gastspiels in der Barclays Arena zu erleben.

Ich hab das Konzert genossen, aber mit einer Träne in den Augen. Nie wieder werde ich diese schillernde Persönlichkeit live erleben dürfen. Es war ein wunderbarer musikalischer Abschied von einem Künstler, die meine Welt der Rock und Pop-Musik geprägt hat und ganz große Spuren hinterlassen hat. Zwar verzichtete ich am Merch-Stand mir ein Andenken zu kaufen, ich investiere mehr in seine Musik.

Gegenüber der Bühne nahm ich Platz und dachte an meine Jahre mit Elton John: Natürlich Diana, natürlich die seltsame Heirat mit der deutschen Braut Renate Blauel, dann das Bio-Pic Rocketman und vieles mehr. Einmal traf ich als Lokaljournalist den Meister Elton John auf dem Militärflugplatz Fursty in Fürstenfeldbruck. Der Musiker bekam eine Sonderstarterlaubnis mit seiner Maschine, ähnlich wie schon zuvor Frank Sinatra. Aber weder Sinatra noch John würdigen mich eines Blickes und es gab auch kein Autogramm, trotz meiner mitgebrachten Single von Crocodile Rock – schade.

Ich habe den Musiker Elton John als Jugendlicher 1983 mit seinem Hit I’m still Standing kennengelernt. John war menschlich in einer Krise und spielte sich mit zahlreichen Hits zurück an die Spitze. Der Song kam aus dem Album Too Low for Zero, was ich mir natürlich sofort zulegte. Ich wusste damals nichts von Bernie Taupin, der seit 1976 hier endlich wieder mit Elton John zusammenarbeite. Was ich auch nicht wusste, dass es das 17. Album des Künstlers war. Zug um Zug lernte ich die früheren Alben von Elton John kennen und lernte so viele fantastische Songs kennen.

Ich mag Goodbye Yellow Brick Road von 1973 und unter diesem Motto stand auch die Abschiedstour von Elton John. Das Ende des Konzerts war dann auch die gelbe Backsteinstraße, die im Musical Der Zauberer von Oz in die Smaragdstadt führt – einfach zauberhaft.

Ich hab es nicht geglaubt, dass ein Mann am Klavier so eine Show auf die Beine stellen kann. Beim Laufen bemerkt man den Hüftschaden des Künstlers und natürlich sind die Zeiten der Akrobatik auf dem Klavier vorbei. Mit 76 Jahren macht man einfach keine großen Sprünge, aber stimmlich ist Elton John grundsätzlich auf der Höhe und riss das Publikum mit. Auch dieses Publikum ist mit ihm gealtert und schwelgte wie ich in Erinnerungen an die alten Zeiten. Und wir genossen die Multimedia-Show auf der Bühne inklusive des fahrenden Flügels. Mein persönlicher Favorit war die Einblendung eines meiner Helden Alan Turing, der ebenso wie Elton John homosexuell ist, dies aber mit seinem Leben bezahlen musste.

Während der Zugabe erzählte Elton dem Publikum, dass seine allererste Show in Deutschland vor 51 Jahren in Hamburg stattfand und dass die Konzerte seine allerletzte Shows in Deutschland sein würden – wieder in Hamburg – und dass es „typisch für mich“ sei, den Kreis zu schließen, mit einem Lächeln.

Ich war mit der Setlist in Hamburg fast zufrieden – es waren alle Hits dabei, die ich hören wollte. Aber es fehlte der zweite Song der mich mit Elton John bekannt machte: Pinball Wizard aus dem Tommy-Film nach der Rockoper von The Who. Ich hatte und habe die Single aus dem Soundtrack und war von dem ungeliebten Song von Pete Townshend begeistert. Wahrscheinlich wollte Elton John bei der Welttour keine Tantiemen an Townshend abgeben, aber ich weiß es nicht. Was ich weiß, dass ich das Konzert sehr genossen habe – ebenso wie meine Familie und die zig Tausend Konzertbesucher.
Und das war die Setlist von Hamburg. Hinter den markierten Links befinden sich die Konzertaufnahmen als Video.

Bennie and the Jets
Philadelphia Freedom
I Guess That’s Why They Call It the Blues
Border Song (Aretha Franklin gewidmet)
Tiny Dancer
Have Mercy on the Criminal
Rocket Man (I Think It’s Going to Be a Long, Long Time)
Take Me to the Pilot
Someone Saved My Life Tonight
Levon
Candle in the Wind
Funeral for a Friend/Love Lies Bleeding
Burn Down the Mission
Sad Songs (Say So Much)
Sorry Seems to Be the Hardest Word
Don’t Let the Sun Go Down on Me
The Bitch Is Back
I’m Still Standing
Crocodile Rock
Saturday Night’s Alright for Fighting
Zugaben waren:
Cold Heart
Your Song
Goodbye Yellow Brick Road

These Kids were allright – The Who Bandgeschichte

16. Januar 2023

Sie galten einst als eine der lautesten Bands der Rockmusik und am 15. Januar 1965 hatten die Band mit „I Can’t Explain“ ihre erste Single und auch den ersten Nummer 1 Hit in Großbritannien. Gemein sind natürlich The Who.

Ich mag diese Art von rauer Arbeitermusik als Vorläufer von Punk und hab mal wieder zur offiziellen Bandgeschichte 50 Jahre the Who als Buch gegriffen, das 2015 erschien. Ich habe mir die deutsche Fassung gekauft, die bei Prestel erschienen ist. Reich bebildert und mit viel Anekdoten macht das Coffee-table Buch richtig Spaß. Pete Townshend und Roger Daltery steuerten Geschichten bei. Dabei erinnere ich mich, dass ich mal einen Who-Aufnäher auf meiner Jeansjacke (Kutte) hatte, den ich stolz getragen habe. Die Jeansjacke habe ich heute mit dem Tweedjacket getauscht, die Musikvorliebe bleibt aber. Es waren schon schlimme Jungs die Herren Pete Townshend, Roger Daltery, John Entwistle und vor allem Keith Moon, aber These Kids were allright, wie ein Album- und Filmtitel hieß.

Zu Beginn waren die Who eine Hitparaden-Single-Band aus England. Sie klangen ein wenig nach den lauten Kinks, waren modisch nach Mods-Mode gekleidet und brachten einige erfolgreiche 3 Minuten Songs: I Can’t Explain, My Generation, Supstiude. Aber die Who waren mehr, vor allem eine Live-Band. Ich muss immer grinsen, wenn ich ihre Auftritte bei den Hippies beim Monterey Pop Festival oder bei Woodstock sah. Für mich hatten diese Musiker mit ihrer rauen, gewalttätigen Musik wenig gemeinsam mit dem Flower-Power-Movement der Blumenkinder. Sehr eindrucksvoll, war der Auftritt in Monterey 1967 als die Who die Bühne verwüsteten und Hendrix danach noch einen draufsetze und seine Gitarre anzündete. Who verloren gegen Hendrix wer als letzter auftreten durfte und setzen auf das Prinzip verbrannte Erde, um Hendrix keine Chance zu bieten – so kann man sich täuschen.

Was viele vergessen: The Who gehörten auch zur British Invasion, waren aber deutlich härter und lauter als Beatles oder Rolling Stones. Live waren und sind The Who immer eine Show. I Can’t Explain meist als Opener. Was sicherlich Eindruck machte, war das Zusammenspiel der Musiker. Der ruhige Part war Bassspieler John Entwistle. Aber Pete Townshend malträtierte windmühlenartig seine Gitarre und zerschlug oft sein Instrument. Roger Daltrey wirbelte sein Mikro wie ein Lasso durch die Gegend und Keith Moon war das Vorbild für die Bestie aus der Muppet Show hinter seinem Schlagzeug. Daher auch Moon The Loon (der Lümmel).

Es gibt die absoluten genialen Alben wie Leeds oder Hyde Park als Beispiel. Aus der Single-Band wurde eine erstzunehmende Konzeptband. Pete Townshend drücke der Musikgeschichte die Alben Tommy und Quadrophenia auf. Und natürlich war dann der spektakuläre Tod von Keith Moon 1978, der alles ausprobieren musste und über die Strenge schlug. 2002 folgte dann John Entwistle mit Herzversagen mit zuviel Kokain im Blut.
Townshend und Daltrey machten weiter. Der Name The Who war einfach zu wertvoll, um einfach ausschließlich solo weiterzumachen.

Aber zurück zum wunderbaren Buch 50 Jahre the Who. Es gibt viele kleine und große Episoden, eingeordnet in die Entwicklung der Rockmusik. Diese Geschichte zeigt den Stellenwert der Band und das Ganze ist garniert mit schmucken Fotos aus den Privatarchiven der Musiker.

Persönlicher Nachruf Ginger Baker

6. Oktober 2019

Ginger Baker und Cream auf Vinyl

Ginger Baker und Cream auf Vinyl

Mein Jugendkumpel Roland brachte mich ihm in Kontakt als er mir das Album Goodbye von The Cream vorspielte. Drei Musiker in silbernen Anzügen mit silbernen Zylindern und Stock. The Cream war die erste Supergroup der Rockgeschichte: Neben Jack Bruce und Gitarrengott Eric Clapton war Ginger Baker der unangefochtene Meister hinter der Schießbude. Jetzt starb Ginger Baker im Alter von 80. Jahren.
Baker war ein genialer Drummer, aber als Mensch wohl eher schwierig, wenn man es freundlich ausdrücken wollte. Experten nennen seinen Drumstil polyrhythmisch, er war immer einen Takt hinter Clapton und Bruce hinterher und erzeugte dadurch eine interessante Stimmung.

Für mich gab es immer vier Götter am Schlagzeug: Carl Palmer von ELP, Keith Moon von the Who, John Bonham von Led Zeppelin und eben Ginger Baker von The Cream. Moon, Bonham und Baker können jetzt im Himmel zum Drum-Battle gegeneinander antreten.
Ich kaufte mir als Jugendlicher alle Scheiben von The Cream, spielte aber meist die Live-Platten Live I und II sowie Goodbye. So toll Cream musikalisch waren, so schlecht waren ihre Tonaufnahmen, aber wenn man laut aufdrehte, dann ging es. Später kaufte ich auch die einzige offizielle Scheibe der Nachfolgeband Blind Faith. Ginger Baker’s Air Force gefiel mir nicht mehr so und von den Afrika-Experimenten Ginger Baker’s nahm ich nur noch am Rande Notiz und erfuhr erst mehr durch die hervorragende Doku „Beware of Mr. Baker“. Unter Polo-Spielern soll sich Baker einen Namen gemacht haben, aber auch das ging an mir vorbei.
Das letzte Mal als ich Ginger Baker zelebrierte war die kurze Wiedervereinigung von The Cream 2005. Ich wollte Karten für eines der vier Konzerte in der Londoner Royal Albert Hall, ging aber leer aus. So kaufte ich mir das Album Royal Albert Hall London und genoss die Streithälse auf der Bühne im musikalischen Kräftemesse. Und ich werde meine Cream-Alben von damals raussuchen und dem Musiker Ginger Baker gedenken.

50 Jahre Woodstock – mein Experiment

20. August 2019

Drei Tage Love, Peace und Happyness sind vorüber. Vor 50 Jahren endete Woodstock und der Mythos begann. Ich überlegte mir, wie ich dieses Festival in meinem Blog berücksichtigen könnte. Über die musikalische und gesellschaftliche Bedeutung haben viele andere bereits geschrieben, das braucht es weiteren Input von mir eher weniger.
Also entschloss ich mich zu einem Experiment. Ich wollte Woodstock nachleben. Zunächst dachte ich ans Zelten im Garten, doch bei dem Regen verließ mich der Mut. Die Hippies von damals waren standhafter als ich. Nun, so zog ich mich in mein Arbeitszimmer zurück und spielte ein kulturelles Woodstock nach. Drogen gab es nicht bis auf eine schöne Flasche Ardbeg Whisky. Und so machte ich es mir bequem und verbrachte drei Tage mit Musik und Lesen.

Der Woodstock-Film
Das erste Mal sah ich den Woodstock-Film in den Achtziger Jahren im Cinema-Kino in München. Ich hatte von den Musikfilm gehört und bin mit Schulfreunden in eine Vorstellung gegangen. Interessant war das sehr alternative Publikum um uns herum. Barfuß, langes Haar, Batikklamotte und Jutetasche – jedes Klischee wurde erfüllt. Ich saß brav da mit meinem Pullunder und Jeans und schaute interessiert den Film. Rückblickend war es wohl einer meiner ersten Konzertfilmen im Kino. Der Klang war prima und es war ziemlich laut. Ich denke, der Filmvorführer drehte voll auf. Das erlebte ich später an gleicher Stelle wieder bei dem Led Zeppelin Konzertfilmen „The Song remains the same“.

Woodstock als Film Woodstock als Film

Jahre später kaufte ich mir dann die DVD-Fassung des Woodstock-Films als Directors Cut von einer Krabbelkiste. Dann gab es immer neue obskures Zeug auf Video: Tagebücher, Mitschnitte, Langfassungen – ein paar Sachen hab ich noch im Archiv liegen. Dieser Tage lief viel Woodstock im Fernsehen. Jeder Sender hatte was beizutragen zum Fest der 400000.

Foto an der Wand
Das Filmplakat hing eine zeitlang an der Tür meines Jugendzimmers – unter dem Plakat des Tope Hooper-Films The Texas Chain Saw Massacre. Schöner Gegensatz, wenn ich heute so zurückdenke.
Auf einer Filmsammlerbörse kaufte ich mir ein paar Aushangfotos zum Film. Den ganzen Satz konnte ich mir als Schüler nicht leisten. Sie waren aus dicken Karton und machten was her. Ich habe aus dem Archiv ein Foto herausgesucht, was wohl eines der berühmtesten ist. Ein Paar steht eng ineinanderverschlungen in Decken auf einem Hügel, umringt von Zuschauern auf dem Boden. Links kommt ein Schmetterlingsdrachen ins Bild. Mir hat das Bild immer sehr gut gefallen. Auf dem Aushangfoto steht zu lesen: „woodstock 3 tage des friedens, der musik … und der liebe“. Das Bild wurde übrigens auch als Plattencover verwendet – wahrscheinlich hab ich es damals deswegen gekauft.

Die Musik von Woodstock
Wichtig ist bei Woodstock natürlich die Musik. Meine Vorlieben haben sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Mit Melanie konnte sich sogar mal über ihren Auftritt sprechen als sie in Deutschland auf Tour war. Auch mit Avin Lee durfte ich ein Interview machen und sein Ausspruch „Going Home by Helicopter“ ist in meinen Sprachgebrauch übergegangen.

Meine Woodstock-Musik Meine Woodstock-Musik

Als Jugendlicher hatte ich mir die 3fach LP vom Festival gekauft und eine Zeitlang auf meinen Plattenspieler gehört. Dann wurde mir bewusst, dass es eine Fortsetzung als Doppel-LP gab, die ich freilich auch noch kaufte.
Im digitalen Zeitalter erwarb ich mir zum 40. Jubiläum die Box Woodstock-40 Years on: Back to Yasgur’S Farm. Die sechs CDs enthielten eigentlich alles, was ich vom Festival hören wollte – allerdings durften aus rechtlichen Gründen die Aufnahmen von Ten Years After, The Band und Keef Hartley Band nicht verwendet werden. Hauptgrund des Kaufes war damals, dass es nun die Auftritte von u.a. Grateful Dead, Creedence Clearwater Revival und Blood Sweat And Tears zu hören gab, wobei ich von meinen Dead komplett enttäuscht bin. Sie selbst haben später zugegeben, dass sie nicht bei der Sache gewesen waren.
Ich habe mir die Box jetzt drei Tage durchgehört und viele alte Bekannte im Ohr gehabt. Richtig cool waren Sly & The Family Stone und The Who, die die Hippies von damals aufgeschreckt haben. Soul, Funk und vor allem britischer Arbeiterrock passten nicht unbedingt zu den Hippies, aber machten dennoch gehörig Stimmung.
Im Archiv hatte ich noch die Einzelaufnahmen von Künstlern, die Jahre später ihr komplettes Set veröffentlichten. CCR, Janis Joplin (schwer betrunken), Jimi Hendrix, Jefferson Airplane (Volonteers mochte ich immer gerne), Johnny Winter, natürlich meine Rüpel von The Who und ganz besonders wieder Sly & The Family Stone. Warum dauerte es so lange, dass erst zum 40. Geburtstag des Festivals viele Künstler ihre Auftritte veröffentlichten? Ich hätte die Sachen gerne viel, viel früher gehört.
Die Aufnahmen von Joan Baez, Tim Harding und auch von Melanie habe ich mir nicht mehr gekauft.
Beim Durchhören der drei Tage habe ich gemerkt, dass der musikalische Zauber von Woodstock mich nicht mehr so stark infiziert hat. Die Sammlung Woodstock-Back to the Gardenmit zehn CDs werde ich mir nicht mehr antun. Sie sieht schön gemacht aus, aber der Mythos ist zu sehr gemolken worden. Ich lege mir nur noch irgendwann die Komplettaufnahme von The Band zu, die 2019 auf dem Markt kam. Als Dylan-Fan und Anhänger von The Band musste ich 50 Jahre warten, bis die Aufnahmen im April 2019 veröffentlicht wurden.
Die Woodstock-Organisatoren wollten einst Dylan auf ihre Bühne holen, doch HisBobness verweigerte sich, obwohl er in der Nachbarschaft wohnte. Er spielte zwei Wochen später in Großbritannien auf dem Isle of Wight Festival und mehrte seinen Ruhm. Dylan in Woodstock gab es erst 1994 und der Auftritt war laut Bootlegs richtig gut.

Literatur über Woodstock
Weil ich ja drei Tage Zeit hatte, hab ich allerhand über das Festival gelesen. Das Netz war ja voll mit den Geschichten. Ich selbst habe im Archiv gekramt und eine Life-Ausgabe von 1989 entdeckt, die ich schon vergessen hatte. Ein Schulfreund hatte sie mir damals aus den USA zum 20. Geburtstag von Woodstock mitgebracht. Die Berichterstattung war damals die gleiche wie heute. Die Reporter haben sich historische Fotos angeschaut und die Geschichten geschrieben, was aus den Typen heute geworden ist. Mein Woodstock-Paar hieß übrigens Nick und Bobbi Ercoline.
Sehr schön geschrieben war das Buch des Woodstock-Veranstalters Michael Lang mit dem Titel Woodstock: Die wahre Geschichte. Vom Macher des legendären Festivals.. Es ist keine große Literatur, gibt aber Einblicke in den Verlauf des chaotischen Festivals. Die Macher hatten das Glück, dass die Finanzen des Festivals durch Film, Schallplatte und Merch gerettet wurde. Aus dem Desaster wurde ein gutes Geschäft – Kapitalismus pur und der Grundstein für eine Legende gelegt. Michael Lang berichtet, was und wie es damals passierte, vielleicht ein wenig mit Hippie-Romantik, aber durchaus lesenswert. Die Geschichte aus erster Hand schreibt Michael Lang mit viel Humor.

Viel Literatur zu Woodstock Viel Literatur zu Woodstock

Das zweite Buch, was ich in den drei Tagen gelesen habe, war Woodstock: Chronik eines legendären Festivals. Dabei handelt es sich um einen Bildband mit einigen unveröffentlichten Fotos. Hinter und vor der Kulissen werden Fotos veröffentlicht und kleine Geschichten erzählt. Mir gefällt das Storytelling und die Chronologie des Ereignisses Woodstock. Das Buch erschien in den USA zum 40. Jubiläum von Woodstock, in Deutschland zum 50. Geburtstag.

Fazit: Der Geist von Woodstock fasziniert mich weiterhin, hat aber an Kraft verloren. Viele der Musiker von damals sind verstorben und die Mythen leben weiter. Wie hieß es doch so schön im Filmklassiker von John Ford „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“: “When the legend becomes fact, print the legend!” (Wenn die Legende zur Wahrheit wird, druck die Legende!) – in der deutschen Synchro hieß es: „Unsere Legenden wollen wir bewahren. Sie sind für uns wahr geworden.“

Buchtipp: Zintstoff von Günter Zint

6. März 2017

Wunderbares Fotobuch über die deutsche Geschichte: Zintstoff

Wunderbares Fotobuch über die deutsche Geschichte: Zintstoff

Seine Bilder habe ich immer wieder gesehen, aber sein Name war mir unbekannt. Gemeint ist der Journalist und Fotograf Günter Zint. Er schrieb seit nunmehr 50 Jahren bundesdeutsche Fotogeschichte und schuf ein beeindruckendes fotografisches Werk.
Günter Zint mischte sich immer ein. Er bezog mit seinen Bildern Stellung. Er berichtete weniger – vielmehr richtete er mit seinen Bildern. Damit ist er für mich kein unabhängiger Bildjournalist mehr, sondern vielmehr jemand, der auf einer Mission war. Ich bin mit der Botschaft von Hajo Friedrichs aufgewachsen: Mache dich nicht mit einer Sache gemein, auch wenn es eine gute Sache ist. Diesen Rat von Hanns Joachim Friedrichs, dem ehemaligen Tagesthemen-Mann, hat Günter Zint gewiss nicht gefolgt. Seine Kamera nahm Einfluss.
Und vielleicht deswegen bin ich seinen Bilder jahrelang begegnet. Als ich auf den Fotoband Zintstoff stieß, war ich gleich hin und weg von der Kraft seiner Reportagefotos. Als Gymnasiast schrieb ich 1988 meine Facharbeit in Bayern im Fach Geschichte über die APO, den SDS und die Springer-Proteste. Ich blätterte die Archiven viele Zeitungen und Zeitschriften durch. Immer wieder waren dort Fotos von Günter Zint abgebildet, allen voran im Spiegel. Als ich das Buch Zintstoff aufschlug, kamen die ganzen Erinnerungen an meine gymnasiale Zeit wieder hoch. Ich schlug die Seiten mit den Bilder der 68er Jugend auf, die mir vertraut waren und ich jetzt wieder entdeckte.


Die Fotos von Günter Zint schlugen mich in den Bann. Als ich dann noch las, dass er zusammen mit Günter Wallraff auf Tour ging, musste ich das Buch kaufen. Die legendären investigativen Wallraff-Geschichten, die jeder Journalistenschüler heute kennen muss, waren hier bildlich versammelt: Der BILD-Skanal Hans Esser und später vor allem der Türke Ali in Ganz unten. Heute braucht man für seine Reportagen keinen eigenen Fotografen mehr. Smartphone und Co haben den Journalismus verändert. Dann gab es die Krawalle in Wackersdorf – die Bilder gegen die WAA, die Franz-Josef Strauß durchsetzen wollte, prägten sich in das Bewusstsein einer ganzen Generation ein.
Zint sagt selbst, dass er sich seine Werkschau einfacher vorgestellt hatte. Er meint, dass er rund drei Millionen Fotos geschossen hat. Klingt gewaltig, aber nicht übertrieben. Was haben wir in der analogen Zeit gelernt? Das Billigste am Fotografieren ist der Film. Und so hat Günter Zint wohl auch gehandelt und drauf gehalten: „Einmal hoch, einmal quer – was will man mehr.“ oder „Wenn Sonne lacht, nimm Blende 8“ – das waren die Fotosprüche der damaligen Zeit und sie waren wichtig für jeden Bildjournalisten.
Für meine Kinder ungewohnt, und für mich noch gut in Erinnerung: Die Fotos sind allesamt in Schwarzweiß. SW war die Sprache im Journalismus, Farbe druckten nur Illustrierten – die Zeitung war Schwarzweiß.
Interessant waren seine Bilder aus Berlin zur Mauer. Ich kannte noch beide deutsche Staaten und Zint fotografierte hier und drüben. Er hatte sogar einen Fotojob im deutschen Osten und bekam eine Stasi-Akte. Die Bilder aus der DDR und der Grenzöffnung berührte meine eigenen Vergangenheit und zeigten das deutsch-deutsche Alltagsleben.
Zint war im Star Club in Hamburg dabei, fotografierte die Beatles, Jimi Hendrix und die Stones und sogar die bekifften Who. Und diese Bilder finde ich schwach. Wer solche Stars vor der Linse hat, von dem erwartete ich stärkere Bilder. Für mich liegt die Stärke von Günter Zint in seinen politischen und gesellschaftlichen Fotos und nicht in der Gesellschaftsfotografie. Atmosphärisch dicht waren seine Milleu-Studien, sei es die Hafenstraße oder der Kiez in Hamburg. Subkultur – das kann Zint. Er kommt nahe ran und fängt Stimmungen ein. Rocker und Nutten, Jünger und Protestler – alles sehr spannend zu sehen.
Für mich war das Buch Zintstoff eine spannende Reise in die vergangenen 50 Jahre. Dabei fällt mir auf, dass meine Fotobücher über Journalismus sehr oft rückwärts gewandt ist. Ich muss mich mal auf die Suche nach aktuellen Fotojournalismus machen.

Buchtipp: Freddie Mercury von Lesley-Ann Jones

7. November 2016

Ich geb es gleich am Anfang zu: Ich bin kein besonderer Queen-Fan. Ich mochte die alten Queen-Scheiben, kann aber mit den neueren Alben nichts anfangen. Die Musik war nett, viele Ohrwürmer, aber so richtig überzeugte mich Queen eigentlich nicht. Und dennoch wollte ich die Biografie über den Queen-Sänger Freddie Mercury lesen, weil mich das Phänomen Queen und damit auch Freddie Mercury reizt.
Die Musik von Queen begleitet mich mein gesamtes musikalisches Leben und wer Queen nicht kennt, der hat noch nie Musik gehört. Keine Party in meiner Jugend ohne „We will rock you“, keine Siegerehrung bei meinen Friseuren im Landesinnungsverband ohne „We are the champions“, keine Fahrradtour, ohne dass einer „Bicycle Race“ (freilich ohne nackte Frauen) anstimmte und ich geb es zu, unter der Dusche stimme ich „Flash“ gerne an. Auch brauchen wir nicht diskutieren, ob Bohemian Rhapsody ein Klassiker ist oder nicht – er ist es ohne Zweifel und ein großartiger noch dazu.
Ich glaube, ich nahm Abstand zu Queen nach den Veröffentlichungen zu Works. Bis dahin war ich kein großer Queen-Fan, aber die Musik störte mich nicht. Mit The Works wurde die Musik zu Pop und Queen öffnete sich dem Kommerz. Radio Ga Ga mochte ich nicht, die Hommage an Metropolit fand ich schauderhaft. Die nachfolgenden Alben A Kind of Magic, The Miracle, Innuendo und Made in Heaven fand ich grausam.

Eine lesenswerte Biografie über Freddie Mercury von Lesley-Ann Jones aus dem Piper Verlag

Eine lesenswerte Biografie über Freddie Mercury von Lesley-Ann Jones aus dem Piper Verlag

Ich erinnere mich gerne zurück, als ich mit meinem Kollegen Thomas Schmelzer, heute erfolgreicher Buchautor und Moderator, im Wohnzimmer seiner Eltern das Live Aid-Konzert ansahen. Es waren tolle Leute auf der Bühne, viele Leute nach meinem Geschmack, aber Queen rockte das Stadion und prägte sich mir ein. Ich hoffe auf geniale Auftritte von The Who und Led Zeppelin, aber Queen rockte die Hütte. Wir waren sprachlos auf dem Fernseher und muss sagen, der Freddie versteht sein Handwerk.

Und genau mit Live Aid setzt das Buch Freddie Mercury: Die Biografie von Lesley-Ann Jones, einer britischen Rockjournalistin, ein. Ihr Buch Freddie Mercury wurde mir vom Piper Verlag kostenlos zu Rezensionszwecken überlassen. Lesley-Ann Jones berichtet von der Faszination von Live Aid und von der Faszination zur Person Freddie Mercury. Das Buch ist gut geschrieben, aber leider fehlt mir die kritische Distanz der Autorin zu Freddie Mercury. Die Biografie liest sich wunderbar schnell, ist aber zum Teil eine reine Heldenverehrung. Wer aber Bestätigung braucht, welch toller Sänger der Herr Mercury war, der bekommt bei der Lektüre des Buches Balsam auf die Seele. Es stimmt schon, Freddie Mercury hatte absolutes Talent, aber eine Biografie muss auch eine Einordnung und Bewertung für mich sein. Das ist das vorliegende Buch eher nicht.
Vielleicht braucht es dies auch nicht. Rechtzeitig zum 25. Todestag am 24. November 2016 ist dieses Buch erschienen und gibt einen Einblick in die gigantige Rock’n Roll-Party des charismatischen Freddie Mercury. Freddie hat in seinem Lebens nichts ausgelassen. In diesem Buch ergänzt Lesley-Ann Jones die Legenden und Mythen um Mercurys Person kenntnisreich und liefert ein sehr persönliches und intimes Portrait des Mannes, der einst erklärte: „I won’t be a rockstar. I will be a legend.“ Zwischen Genie und Wahnsinn liegen nur wenige Momente. Über die Arbeit mit Queen wird eher in Statistiken und Plattenverkäufen berichtet. Über den Prozess der Studioarbeit und des Schreiben von Songs geht die Autorin weniger ein. Es wird der Fokus auf Konzerte und Live-Acts gelegt. Queen waren zwar eine einzigartige Live-Band, aber sie schufen auch im Studio großes. Ich hätte mehr über Bohemian Rhapsody gelesen, die Bedeutung und den Hintergrund, den dieser Song einnimmt.
Einen Teil der Biografie nimmt die sexuelle Orientierung von Mercury ein. Freddie Mercury war schwul, hatte zahlreiche Liebhaber und starb an der HIV-Krankheit AIDS. Die Fans erfuhren erst sehr spät von der Erkrankung. Trotz Showman blieb die Erkrankung Privatsache. Spät informierte Mercury seine Band-Kollegen und sein Umfeld. Und hier muss ich die Autorin Lesley-Ann Jones zum großen Teil loben. Während sie über das Musikgeschäft fasziniert und aus der Sicht eines Fans sehr seicht schreibt, geht sie beim Privatleben von Mercury einen Schritt weiter und hat gut in Großbritannien recherchiert. Freunde und Kollegen, männliche und weibliche Liebhaber kommen zu Wort. Schließlich war Lesley-Ann Jones in den Achtzigerjahren Rock-Korrespondentin bei der britischen Tageszeitung Daily Mail. Das britische Umfeld des Stars kommt zu Wort.
Leider kommen mir dagegen die Münchner Geschichten zu kurz. Über sein Verhältnis mit Barbara Valentin, einstmals Ehefrau von Helmut Dietl, wird zwar berichtet, doch gibt es in München in der Schwulenszene so viele Geschichten von Freddie Mercury, die hätten erzählt werden können. München war damals ein Mekka der europäischen Szene und Freddie Mercuy war mitten im Auge des Hurrikans. Hier hätte die Klatsch-Reporterin zeigen können, was sie kann. Münchner Boulevardzeitungen wie die Abendzeitung haben eine tolles Archiv. Vielleicht lag es am mangelnden Deutsch der Autorin, dass solche Quellen nicht berücksichtigt wurden. Das ist schade und hier wurde eine Chance vertan, entscheidende Jahre von Mercury im Buch Freddie Mercury: Die Biografie aufzuarbeiten.
Nun, 25 Jahren ist es nun her, seitdem Freddy Mercury verstorben ist. Heute wäre Freddie Mercury 70. Jahre alt. Queen ist nicht mehr Queen und gerne höre ich die Aufnahmen vor Works zum Jubiläum an. Und die Show wird weitergehen.

Kritik: Patti Smith auf dem Tollwood München

14. Juli 2015

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Bereits mit der ersten Zeile hatte sie ihre Fans auf dem Münchner Tollwood im Griff. „Jesus died for somebody’s sins but not mine …“ und der Punk ging bei Patti Smith ab. Diese Frau ist fit und gewaltig bei Stimme und das mit 68 Jahren.


Sie ist Power pur, soviel war klar, als sie die Songs zu ihrem Album Horses vortrug. Horses von 1975 (!) Mein Gott, soll Horses schon wirklich 40 Jahre her sein? Ein Großteil der Fans im Tollwood-Zelt hatte Horses damals auf Vinyl gehört und huldigt nun der Sängerin samt exzellenter Band. Das merkte auch Patti Smith, wer hier vor ihr stand und machte auch gleich Witze über Vinyl-Scheiben. „Die eine Seite ist nun zu ende und wir müssen die Schallplatte umdrehen und die Nadel neu auflegen“ – ihre Fans quotierten es mit donnerndem Applaus. So etwas verstehen nur die Älteren, die die analoge Zeit erlebt haben.
Die Idee, nach 40 Jahren eine Tour zu einem Erfolgsalbum zu machen, ist genial. Die meisten der anwesenden Fans konnten die Texte von Horses mitsingen und so kam von der ersten Minute richtig Stimmung auf. Die einstige Punk-Lady hatte jederzeit ihr Publikum im Griff und konnte es sich auch erlauben, während eines Songs mal hinter die Bühne auf die Toilette zu verschwinden. Ihr Verschwinden quittierte sie später mit den Worten, dass sie normalerweise vor einem Auftritt die Toilette besuchte, aber sie dieses Mal nicht konnte. So genau wollten wir es eigentlich nicht wissen. Aber da ist sie wieder, die gute alte Provokation von Patti Smith. Auch das Spucken auf der Bühne hat sie beibehalten, daran nimmt aber wohl kaum noch einer Anstoß. Unsere Fußballer spucken auch und das ist nicht Punk.


Sie galt einst als  Vertreterin des New Yorker Punkstils, nicht den modischen Quatsch mit Iro, sondern ihre innere Haltung zählte. Bands wie Velvet Underground und immer wieder die Ramones lebten den Punk und Patti Smith ebnete den Weg und sie überlebte.
Lenny Kaye (Gitarre) und Jay Dee Daugherty (Drums) sind von damals mit dabei, werden heute unterstützt von Tony Shanahan (Keyboards) und Jacl Petruzzeli (Bass). Die Jungs sind so gut, dass sie auch alleine ein Velvet Underground Medley spielen dürfen inklusive Rock’n Roll, Wating for the Man, White Light/White Heat. Und weil Horses nach einer knappen Stunde vorbei ist, legt Patti Smith noch ein paar Kohlen nach inklusive ihres Hits People have the Power.
Am Ende zeigte sich noch einmal, warum man sie einst die Godmother of Punk nannte. Sie zerlegte systematisch den The Who-Song My Generation und rupfte ihre die E-Gitarre. „Es ist das Haar von Engeln“ nannte sie die gerissenen Saiten, grinste und ging von der Bühne, während die Gitarre noch wimmerte. Und es passte, dass aus der Konsole Hendrix Crossroad Traffic kam, während sich die Besucher auf die Münchner Straßen nach Hause machten.
Anmerkung: Irgendwie hatte manche gehofft, dass es zu einer Begegnung Joan Baez und Patti Smith kommen würde. Baez spielte am 11. Juli, Smith am 13. Juli am Tollwood und es überreichte die 68jährige Smith der 74jährigen Baez den Preis von Amnesty International in Berlin. Wäre in München eine schöne musikalische Begegnung gewesen.