Posts Tagged ‘Taxi’

Mal wieder ins Taxi kotzen

3. Oktober 2024

Wer trinkt, soll ein Taxi nehmen, aber sich nicht ins Taxi übergeben. So will es der gute Anstand. Interessant ist hier ein Urteil des Amtsgerichts München vom 02.09.2010. Einen Taxifahrer kann ein Mitverschulden treffen, wenn er bei mitgeteilter Übelkeit des Fahrgasts nicht anhält. Aktenzeichen: 271 C 11329/10

Manche Rechtsfragen bleiben immer aktuell. Vor dem Amtsgericht München machte ein Taxifahrer bereits im Jahr 2010 Schadensersatzansprüche gegen einen Fahrgast geltend, nachdem dieser sich angetrunken im Taxi übergeben hatte. Unstreitig hatte der beklagte Fahrgast sich angetrunken in das Taxi des Klägers begeben, sich dort übergeben und das Fahrzeug beschmutzt. Der Kläger verklagte daher den Fahrgast auf Schadensersatz wegen Reinigungskosten in Höhe von 250 € vor dem Amtsgericht München. Das Gericht gestand dem Taxifahrer dem Grund nach einen Schadensersatzanspruch zu, ging aber von einem hälftigen Mitverschulden des Taxifahrers aus, wies die Klage also teilweise ab. Im Einzelnen führte das Gericht aus:

„[Das Übergeben im Fahrzeug] stellt eine Pflichtverletzung des Beförderungsvertrags dar. Nachdem der Beklagte auch selbst angegeben hat, zumindest angetrunken gewesen zu sein, musste er auch mit dem Eintritt eines solchen Schadens rechnen […]. Der Anspruch ist wegen Mitverschuldens des Klägers gem. § 254 BGB auf die Hälfte zu reduzieren.

[…] Das Gericht ist […] davon überzeugt, dass der Beklagte und auch die Zeugin den Kläger vor dem Vorfall gebeten hatten, anzuhalten, weil dem Beklagten schlecht war und der Kläger dieser Bitte zunächst nicht Folge geleistet hat. […] Da sich […] jedoch nicht ergeben hat, wie eindringlich und drängend die Bitten waren und dass sich für den Kläger die Situation tatsächlich so eilig dargestellt hat, wie sie offensichtlich war, hat das Gericht den Anspruch nicht auf Null reduziert, sondern ein Mitverschulden in Höhe des hälftigen Schadenersatzanspruchs angenommen. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass sich das Geschehen nach übereinstimmender Aussage aller Beteiligten auf einer relativ kurzen Wegstrecke und damit auch innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums abgespielt hat.“

Das Urteil sagt aber nichts darüber aus, wie die Verkehrssituation war, ob der Taxler halten konnte und vieles mehr. Also wer trinkt, sollte das Taxi nehmen. Aber nicht soviel trinken, dass es oben wieder raus kommt. Auch das ist eine Disziplin und muss gelernt sein. Und es hat nichts mit Coolness zu tun, in ein Taxi zu kotzen und sich dann noch zu beschweren.

Filmkritik: daddio – eine Nacht in New York

14. Juni 2024

Taxis sind heilige Orte des Kinos. Es gibt großartige Taxi-Filme, man denke nur an Night on Earth von Jim Jarmusch mit einem grandiosen Armin Müller Stahl oder an Collateral von Michael Mann mit Tom Cruise als eiskalter Killer oder für manche witzig, die französische Taxi-Reihe. Auch Deutschland hat mit einen unterhaltsamen Film 791 km von Tobi Baumann etwas zu bieten. In Taxis werden Geschichten erzählt und nun kommt mit daddio – eine Nacht in New York eine weitere interessante Taxi-Geschichte hinzu.

Der Film ist ein Kammerspiel zwischen Dakota Johnson als Fahrgast und Sean Penn als Taxifahrer, also großes Schauspielerkino, von Christy Hall in Szene gesetzt. Hall entwickelt die Geschichte schön und greift zu Beginn Dialoge auf, die vielleicht jeder schon einmal im Taxi geführt hat.

Zunächst geht es um Karte oder Bargeld, die Zukunft des Taxi-Gewerbes mit der Uber-Konkurrenz, die leidige Trinkgeldfrage und auch das Handtieren mit dem Mobiltelefon. Clark, so heißt unser Taxifahrer, ist ein Relikt der Menschlichkeit, der eine Pflanze in seinem Taxi pflegt.

Aus dem Roadmovie durch das nächtliche New York wird ein Stand-Movie. Der Verkehr steht durch einen Unfall. Das Taxi wird zum Beichtstuhl, zur Coach des Psychiaters. Die Gespräche zwischen Fahrer und Gast werden intensiver, persönlicher. Das ewige Thema Mann und Frau, aber es kommt noch über einen Chat mit iMessage eine dritte Person hinzu. Wir sehen sie nicht, lesen aber ihre Texte. Es wird Dirty Talk, Austausch von Dick Pics und Brüste-Fotos. Es zeigt sich, dass die weibliche Passagierin ein Verhältnis mit einem verheirateten älteren Mann hat, den sie sogar Daddy nennt. Es stellt sich die Frage, warum die attraktive Frau den Ehebruch begeht, warum sie sich zu einem älteren Mann hingezogen fühlt. Die Frau will ihre Netze auswerfen, will ihre Attraktivität ausspielen, verliebt sich aber in den Senior, der sie bezirzest, umgarnt, aber doch nur ihren Körper als Objekt will. Für mich war der Film eine schöne Abwechslung vom hektischen Blockbusterkino.

Bahn vs SEV: Vollsperrung zwischen Bamberg und Lichtenfels

29. Februar 2016

Mit erhöhtem Puls lese ich einen Artikel, indem die Bahn ankündigt, Umsteigern mehr Zeit zu geben. Ich lese: Bahnfahrer sollen Anschlusszüge künftig nicht mehr so oft verpassen. Wie der Verkehrsvorstand der Deutschen Bahn sagte, will das Unternehmen im Fernverkehr künftig länger als bisher auf verspätete Züge warten, um Fahrgästen mehr Zeit zum Umsteigen zu geben. Bis Mitte des kommenden Jahres werde diese Praxis bei den ersten Anschlüssen verwirklicht.
Im Moment ist der Zustand eine Frechheit. Beruflich pendle ich sehr viel von München nach Lichtenfels (Franken). Aufgrund von umfangreichen Baumaßnahmen ist die Bahnstrecke ab Bamberg bis nach Lichtenfels gesperrt. Seit 11. Januar 2016 ist die Bahnstrecke zwischen Bamberg und Lichtenfels 34 Wochen lang komplett gesperrt. Betroffen ist auch die ICE-Verbindung nach Berlin. Grund für die Sperrung: das größte Schienenbauprojekt Deutschlands. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen ist eingerichtet.


Das bringt Verzögerungen mit sich, aber als Bahnreisender bin ich ja Kummer gewohnt. Die Idee vom SEV ist: Es gibt drei unterschiedliche Buslinien, die zwischen Bamberg und Lichtenfels pendeln. Eine rote Linie, die Bamberg bzw. Lichtenfels direkt anfährt. Eine blaue Linie, die zwei, drei Zwischenstopps einhält und eine gelbe Linie, die an jeder Milchkanne hält. Leider wird gleichzeitig die Autobahn auf eine Spur reduziert, so steht der Bus im Stau.

Beim ersten Ausprobieren fuhr ich wie immer mit dem ICE von München nach Nürnberg und stieg in den Regionalexpress nach Bamberg um. Der Zug war komplett überfüllt und als wir in der Bischofsstadt Bamberg ankamen, war die rote Buslinie gerade abgefahren. Was soll das?

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Wozu ist denn ein SEV da, wenn er die Bahnreisenden des einzigen Zugs nicht mitnimmt. Ich maule via Twitter die Bahn an, doch ohne Ergebnis. Freundlich war das Twitter-Team der Bahn allerdings.


Es regnete, es regnete sehr und so stieg ich in die gelbe Linie. Der Bus brachte mich nach Bad Staffelstein an die Therme. Leider wollte ich nicht hierhin zum Entspannen, sondern ins etwas weiter entfernte Kloster Banz. Leider gab es an der Therme in Bad Staffelstein keinen Taxistand. Der ist am Bahnhof und die Gemeinde hat zu meinem damaligen Zeitpunkt einer Verlegung des Taxistandes an die Therme nicht zugestimmt. Bürokratie pur. Leider gab es auch kein Hinweisschild, wie denn die Taxi-Telefonnummer der Gegend heißt. Da ich die Gegend kenne, hatte ich die Nummer in meinen iPhone-Kontakten.

An der Therme Bad Staffelstein gibt es keine Taxi-Nummer.

An der Therme Bad Staffelstein gibt es keine Taxi-Nummer.

Nummer gewählt, im Regen aufs Taxi gewartet, das alte Lied von DÖF gesummt (Ich steh in der Költn und wort auf a Taxi, aber es kummt net, kummt net, kummt net. Ich wort auf des Brummen von ein Mercedes-Diesel, aber es brummt net, brummt net, brummt net. Die Dame vom Funk, die sagt zu mir „Der Wagen 734 ist in vier Minuten hier“) und dann zum Arbeitsort abgeholt worden. Meine Laune war gewaltig im Keller.
Die zweite Reise an einem anderen Wochenende führte mich von Lichtenfels nach Bamberg. Ich wählte die rote Buslinie, um schneller nach Bamberg zu kommen. Um 19 Uhr sollte der Bus losfahren, doch wir kamen erst um 19:05 Uhr los. Und damit kamen wir bei Verkehr verspätet in Bamberg an. Zwei Minuten nach dem Eintreffen vor dem Bahnhofsgebäude fuhr der Regionalexpress von Bamberg nach Nürnberg ab. Der Zug, der die SEV-Fahrgäste aufnehmen sollte, fuhr einfach ab. Da ich die Chaostruppe langsam kenne, bin ich gerannt wie ein junger Hund und habe den Anschluss mit hängender Zunge und komplett durchgeschwitzt erreicht. Das Herz schlug bis zum Halse.


Meine Mitreisenden des SEV kamen mit ihren Koffern und Taschen so schnell nicht hinterher und durften eine Stunde am Bahnhof Bamberg warten. Ich empfehle den örtlichen MacDoof, der hat wenigstens WLAN. Meine Beschwerde bei der Bahn via Twitter hat nichts gebracht. Freundlich haben die Bahnkollegen zugehört, geändert hat sich aber nichts.

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Bis September 2016 soll die Bahnstrecke gesperrt bleiben. Die Vollsperrung muss ich hinnehmen, doch die SEV-Lösung ist eine Beleidigung. Und dann lese ich, dass die Bahn ab nächstem Jahr besser auf die Anschlussreisenden Rücksicht nehmen will. Sagt mal, gehts noch?

Unveröffentlichtes Bild von Elvis Presley in Frankfurt

24. Juni 2010

Elvis in Deutschland. Es gibt noch unbekannte Bilder von ihm. Dieses ist natürlich bekannt.

Elvis in Deutschland. Es gibt noch unbekannte Bilder von ihm. Dieses ist natürlich bekannt.

Taxifahrer können Geschichten erzählen. Das ist keine Neuigkeit und ich berichtete in diesem Blog bereits von Taxifahrer aus Leipzig. Nun ein neues Erlebnis aus Frankfurt, das mich regelrecht elektrisierte. Auf dem Weg zu einem Termin zur SAE in den Norden der Stadt musste ich auf ein Taxi ausweichen. Der Taxifahrer, ein junger Mann mit schwarzem Pferdeschwanz und ich kamen ins Gespräch über den King Elvis. Schließlich war Elvis Presley im Frankfurter Raum einstmals stationiert. Und ich dachte, ich weiß schon vieles über den King, aber die folgende Geschichte war mir neu: Mein Taxifahrer berichtete mir von seiner Schwiegermutter, die als junges Mädchen Elvis Presley vier Paar Damenschuhe verkaufte.

Die Geschichte ging so: Eines Tages hielt vor einem vornehmen Frankfurter Schuhgeschäft eine Limo und der King of Rock´n Roll stieg aus und betrat den Laden. Er wollte sich Damenschuhe ansehen, die er vor Tagen bestellt hatte. Es waren vier Paar Schuhe in unterschiedlichen Farben, vielleicht waren sie ja für Priscilla oder ein gar ein deutsches Fräulein.

Die Verkäuferin, die Schwiegermutter meines Taxifahrers, konnte zwar kein Englisch, bediente Elvis aber sofort und war seinem Scharm erlegen. „Der Elvis, das war ein hübscher Mann“, wusste die Verkäuferin noch nach Jahren zu erzählen. Die Familie konnte die Geschichte schon nicht mehr hören, aber ich fand sie toll.

Außerdem wurde noch ein Foto von Elvis und der Verkäuferin geschossen, das bis zur Rente der Dame in dem Frankfurter Schuhgeschäft hing. Wahrscheinlich ist es eines der letzten noch unveröffentlichten Elvis-Bilder und die Elvis-Preley-Gesellschaft wird jetzt nach Lesen dieses Blogs ihre Späher lossenden und dieses Bild auftreiben. Der King kaufte Schuhe und ich hätte das Bild gerne gesehen.

Eine deutsche Geschichte

20. August 2008

15 Minuten Autofahrt – 15 Minuten Lebensgeschichte. Als ich heute in Leipzig ankam um die Games Convention Developer Conference zu besuchen, nahm ich ein Taxi zum Hotel. Der Taxifahrer war ein gebürtiger Leipziger, erkannte mich sofort als Wessi und erklärte mir seine Lebensgeschichte während wir die Straßen der Montagsdemos entlang fuhren. Die Kurzform: Nach dem Abi lehnte er es ab den Militärdienst zu leisten. Dafür bestrafte ihn der SED-Staat mit Arbeitslager von zwei Jahren, anschließend Abschiebung nach Westen. Dort in der Nähe von Hannover gestrandet bekam er einen Job in einer Spedition und fuhr Lkw. Das Kuriose: Der heutige Taxifahrer hatte nie einen Führerschein gemacht. Er gab an, dass die entsprechenden Scheine im Osten gemacht habe und bekam sie von westdeutschen Behörden neu ausgestellt. Als die Mauer fiel hatte er Angst, dass sein Schwindel herauskam und ging wieder zurück nach Leipzig. Doch der Schwindel geht bis heute. Bis heute hatte er nie offiziell einen Führerschein gemacht, verfügt aber natürlich über die entsprechenden Papiere. Auch eine deutsche Geschichte. Eine Bemerkung am Rande: Bei diesem Mann spürte man nichts von einer Ostalgie. „Mir kommt das Kotzen, wenn ich von der Verherrlichung der Kommunisten und ihrer Verbrechen höre“, sagte er mehrmals. Die DDR-Zeit war nicht besser. Die Leute wurden willkürlich ins Gefängnis gesteckt. Ihn widere die ganze Sache an, wenn er heute von Leuten hört, wie schön es in der DDR gewesen sei. Das Heimweh nach dem Osten sei verlogen. Dem gibt es wohl nichts mehr hinzuzufügen.