Fürwahr, es ist ein schlimmes Jahr für den Rock’n Roll. Viele meiner musikalischen Helden sind verstorben. Wer den Blog verfolgt, der weiß, wie ich um Lemmy, Keith Emerson und David Bowie getrauert habe und noch trauere. Jetzt ist Prince verstorben und für die Musikwelt war es ein Schock.
Ich muss zugeben, ich war kein allzu großer Prince-Fan. Aber meinen Respekt hat dieser Musiker, der sich zur Wehr gesetzt hatte. Vielleicht oute ich mich jetzt als Banause, aber Funk war nicht mein Ding und die zahlreichen Alben von Prince gingen meist an mir vorbei.
Ich erinnere mich an meine Jugend als Purple Rain auf den Markt kam. Das Video mit Rüschen und Motorrad gefiel mir. Und auch der Song hat mir gefallen. Unter meinen Freunden entbrannte der kindliche Streit, wer der bessere Musiker sei: Michael Jackson oder Prince. Mir war es egal, weil ich keinen von beiden so sehr verehrte. Es war ein Streit unter verblendeten Jugendlichen. Heute rückblickend hätte ich mich auf die Prince-Seite geschlagen, weil der kleine Mann musikalisch viel auf der Pfanne hatte. Wie gesagt, es war im großen und ganzen nicht meine Art von Musik, aber das größere musikalische Talent hatte zweifelsohne Prince. Jetzt können Michael Jackson und Prince im Himmel den Streit weiter austragen. Groß bewandert war ich in Prince-Songs nicht. Ich mochte Sign o‘ the Times und ich fand Kiss wunderbar witzig, aber die ganzen Metamorphosen des von Prince hin zum Symbol und Tafkap machte ich nicht mit.
Nach deinem Tod habe ich jetzt zahlreiche Prince-Alben durchgehört und ein paar Live-Videos gesehen und ich muss mich heute entschuldigen. Der Mann hatte Talent, absolut. Leider habe ich es zu seinen Lebzeiten nicht erkannt. Prince war mir meist egal. Heute ist er mir nicht mehr egal. Es ist schade, dass ich erst durch den Tod von Prince auf ihn richtig aufmerksam geworden bin. Dafür möchte ich mich bei ihm entschuldigen. Ich denke, dieser Mann hatte wahnsinniges Talent und mit 57. Jahren ist es viel zu früh zum Sterben, egal was die endgültige Todesursache war.
Respekt habe ich vor seinem Kampf gegen die Musikindustrie und gegen die Kostenloskultur des Netzes. Er war ein Wahrer seiner Rechte. Er schaffte es, sich gegen Konzerne und Fans aufzulehnen und seine Marke zu verknappen. Diese Verknappungspolitik haben ihn viele übel genommen. Beim Schreiben dieses Nachrufes ist es mir erst aufgefallen, wie erfolgreich der Rechteinhaber Prince im Internet war. Es ist schwierig an Bild- und Videomaterial über ihn zu kommen. YouTube und andere Plattformen sind fast leer.
Ein paar Tage vor seinem Tod hatte ich Prince nochmals auf dem Schirm. Die beiden Musikerinnen Heidi Joubert und Kiddo Kat spielten eine Session in der Frankfurter S-Bahn. Sie performten Kiss und das Handyvideo anlässlich der Frankfurter Musikmesse ging durch die sozialen Netzwerke. Die beiden Damen und die Zuschauer legten sich voll ins Zeug und zeigten, wie cool dieser Song eigentlich war.
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Persönliche Gedanken zum Tod von Prince
23. April 2016Gibt es noch Goldene Schallplatten? – Record Store Day (3)
19. April 2013Werden eigentlich heute noch Goldene Schallplatten verliehen? Ich meine, ist es im digitalen Zeitalter eigentlich noch sinnvoll eine Schallplatte zu verleihen? Aber wahrscheinlich hängt die Musikindustrie dem genauso noch nach, wie der Filmindustrie dem Filmband.
Im Haus habe ich eine Goldene Schallplatte hängen. Es ist freilich kein Original – glaube ich zumindest, sondern ein PR-Gag der Plattenindustrie. Es handelt sich um eine Goldene Schallplatte zum Bob Dylan Album Shot of Love, wunderbar gerahmt und hinter Glas. Das Album selbst war der Gipfel der religiösen Dylan-Phase in der die Plattenverkäufe in den Keller gingen. Es wurde im Jahr 1981 für 500.000 Exemplare der Platte verliehen.
Aber es war eben das Jahr 1981 – ist es nicht an der Zeit, auf andere PR-Maßnahmen zu setzen? Wir wissen ja, Goldene Schallplatten werden für eine bestimmte Anzahl an verkauften Musikmedien (LP, CD, Videos, DVD) von der Musikindustrie vergeben. In Deutschland wechselten die Vergaberichtlinien immer wieder. Einmal waren es die klassischen Verkäufe (ohne entsprechenden Nachweis), dann lieferte die GEMA die Zahlen. Seitdem Napster die Musikindustrie ruiniert hatte, wurden die Vergabekriterien nochmals geändert, um wenigstens die PR der Goldenen Schallplatte zu nutzen.Seit 2003 müssen 100.000 Alben verkauft werden. Jazz hat weniger, Hörbücher auch.
Im Grunde ist die Goldene Schallplatte ein Marketingrelikt aus vergangenen Zeiten. Natürlich gab es im CD-Zeitalter auch eine Goldene CD. Im Zuge des Siegs von MP3 sollte über eine Neuorientierung nachgedacht werden.
Am 20. April ist wieder einmal der Record Store Day, also der Feiertag der Schallplattenläden. Vielleicht wäre es an der Zeit, diesen PR-Tag genauso wie die Goldene Schallplatte über Bord zu werfen und nach etwas neuem Ausschau zu halten?




