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Zur Buchmesse: Homer Simpson spricht jetzt Hessisch

8. Oktober 2013

Was in meiner Jugend wohl Asterix auf Latein war, ist heute Homer Simpson auf Hessisch. Mit diesem angehendenden Kultbuch erscheint bei Panini erstmals eine deutsche Mundart-Variante der Comics. Start ist auf der Frankfurter Buchmesse. So Mundart-Geschichten laufen immer hervorragend. Man denke im Fernsehen an die Hesselbachs auf Hessisch oder Familie Becker auf Saarländisch. Nun kommt Homer eben auf Hessisch.

Simpsons-Hessisch-Cover

Übersetzt wurde die US-Familiengeschichte von Bobby von Schwanheim. Der US-Comic erscheint zur seriösen Frankfurter Buchmesse und ich bin mir sicher, er wird für Gesprächsstoff sorgen. Zunächst hatte ich Bedenken, ob man amerikanisches Verhalten einfach aufs Deutsche übertragen kann, aber ich glaube: Hessisch passt zu Homer und seiner Familie. Die Simpsons auf Hessisch wartet im Album-Format (Hardcover mit 48 Seiten) mit zwei Abenteuern auf. Übersetzer Bobby von Schwanheim ist im Bundesland Hessen als Musikant der Gruppe reimtext bekannt und hat den Hessen frei nach Luther aufs Maul geschaut. Der Leadsänger und Gitarrist des Hessen-Trios reimtext komponiert seine hessischen Texte zur so genannten Hessebilly-Musik. Jetzt sorgt er für die Übersetzung der gelben Figuren.

Bitte klicken, um die Comics zu lesen:

Bei den Simpsons-Fans zwischen Kassel und Darmstadt dürfte der Comic auf jeden Fall ankommen. In der Geschichte „Die Schobbepetzer“ wird Homer seine eigene Kneipe eröffnen und dort statt Bier natürlich Ebbelwoi ausschenken und dazu freilich Handkös reichen. Da wird Krusty zum Lumbesäckl und Moe zur Babbnas, als er Homer wegen eines Konkurrenzprojektes die Freundschaft kündigt. Doch am Ende heißt es: „Ohne Homer isses eh fer die Fies de Lade uffzulasse. Moe’s ohne Homer is wie Rippsche mit kaam Kraut.“

Und wer das Urhessische wie ich alter Mann nur aus Heinz Schenks Blauem Bock kennt, kann mithilfe des Comics sein regionales Wissen ordentlich aufpolieren. Denn Ingeplackten (Zugezogenen) dient ein hessisches Glossar am Ende des Buches als Verständnishilfe.

Mit Hessisch fällt der Startschuss beim Panini-Verlag. Es wird wohl eine Reihe weiterer Regionalcomics geben. Wie heißt es doch bei Panini: „… die Reise der Gelben durch deutsche Lande hat gerade erst begonnen …“.

 

Familie im Zombie-Fieber

24. August 2013

Ich kann nicht gerade von mir behaupten, dass ich ein großer Fan von Zombies bin. O. K., ich habe in den achtziger Jahren die Klassiker von George A. Romero gesehen und mich mit neuesten Entwicklungen in Sachen Gore auf dem Laufenden gehalten. Die humorvolle Darstellung des Zombie-Themas hat mir nicht so gelegen, wie ich auch gebloggt habe.

spiel

Doch im Moment ist ein Teil unserer Familie dem Zombie-Virus erlegen. Im Grunde begann es mit K1, der auf dem iPad das Spiel Pflanzen versus Zombies spielen wollte. Und so startete beim heimischen Abendessen die große interfamiläre Zombie-Diskussion nach dem Motto: Was setzt man gegen Zombies ein? Das gefiel mir zunächst gar nicht: ich kannte ja noch die blutigen Filme aus den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Aber K1 nähert hat sich dem Thema völlig unvoreingenommen. Sicherlich, er wird diese Filme von Romero oder Lucio Fulci die nächsten zehn Jahre nicht sehen dürfen. Aber das Spiel, so muss ich zugeben, macht wirklich Spaß. Wir warteten sehnsüchtig auf die Fortsetzung von Pflanzen versus Zombies. In Australien seien, so K1, erste Exemplare des Spiels aufgetaucht. Jetzt gibt es den zweiten Teil auch bei uns.

Zombie-Film für Kinder. Im Kino lief die entschärfte Version.

Zombie-Film für Kinder. Im Kino lief die entschärfte Version.

Ich hab mich derweil den großen aktuellen Zombie-Roman Operation Zombie von Max Brooks gewidmet. Der Max ist übrigend der Sohn des großen Mel Brooks. Der komplett umgeschriebene Stoff lief in der Hollywood-Verfilmung World War Z gerade in den Kinos und hat mir Spaß gemacht. Gerade die Massenszenen mit den angriffslustigen Zombies wirken hervorragend. Auch der Zombiekampf im Flugzeug ist genau nach meinem Geschmack. Leider wurde das Ende in Moskau gedreht, aber nicht veröffentlicht, um eine Jugendfreigabe zu bekommen. Der Roman Operation Zombie  ist sehr viel nüchterner. Anhand von Gesprächsnotizen wird die Ausbreitung des Zombie-Viruses und die Gegenmaßnahmen der Menschen dokumentiert. Ich hatte den Roman an zwei Tagen im Freibad gelesen und kann ich empfehlen.

Als Legoverrückte Familie interessierten wir uns auch für den Zombie-Friedhof Lego 9465 Monster Fighters – Grabstätte der Zombies. Nachdem ich in den USA mal Anti-Zombie-Waffen für Lego gesehen hatte, sind Zombies nun auch bei Lego angekommen. K1 hat einen Zombie in seinem Set, der neben den Star Wars-Figuren steht. Wenn das keine Integration ist!

lego_Zombie

Sicherlich muss ich auch zugeben, dass ich auf die Veröffentlichung der nächsten Staffeln von The Walking Dead bei iTunes warte. Dass so eine Brutalität im deutschen Fernsehen läuft, hätte ich mir früher niemals denken lassen und hab auch darüber geschrieben. Aber die Zeiten ändern sich wohl. Zombie gehört heute zum allgemeinen Kulturgut und hat den Schrecken früherer Zeiten verloren. Was hatten wir uns die Köpfe heiß diskutiert, ob Romeros Zombie nun faschistoid sind oder nicht.

Zombies

Das gilt für die extrem erfolgreiche Comic Serie von The Walking Dead von Robert Kirkman umso mehr. Allerdings muss ich zugeben, dass mich eine andere Comics Serie deutlich mehr in den Bann gezogen hat. Es handelt sich um die französisches Comic Adaption Zombies von Oliver Peru und Sophian Cholet, die in der deutschen Übersetzung bei Splitter erschienen sind. Im Oktober erscheint der dritte Band. Die ersten beiden Bände war extrem fesselnd und äußerst negativ. Dann griffen die Autoren und Zeichner auf einen Trick zurück, der sich im Filmgeschäft bereits bewährt hat. Sie schufen ein Prequel zu der Serie und Splitter veröffentlichte es als Band 0. Selten hat mich ein Comic so gepackt.  Die jeweils 48 Seiten waren sehr gut erzählt und super spannend. Sie könnten als direkte Vorlage für eine Verfilmung dienen. Der Zeichenstil in düsteren, brauen Farben hat mir sehr gut gefallen.

Also vielleicht entwickle ich mich nun doch noch zu einem Zombie-Fan. Ich geh jetzt erst mal in den Keller und pack mir die italienischen Gore-Varianten in den DVD-Player. Dann reden wir weiter.

Im Comic: Diagnose: Brustkrebs!

3. Juli 2013

alicia

Ich lese Comics zur Unterhaltung und auch mal zur Inspiration. Neulich bekam ich ein Comic-Buch in die Hände, das mich sehr nachdenklich gemacht hat, weil es von meiner üblichen Comic-Leidenschaft abweicht: Alicia – Im wahren Leben. Das Buch dreht sich um das Thema Brustkrebs.

Unlängst sorgte Angelina Jolie mit einer prophylaktischen Brustamputation für Schlagzeilen, nachdem ihr eine Genanalyse ein massiv erhöhtes Brustkrebs-Risiko bescheinigt hatte. Das Thema ging durch klassische und soziale Medien rauf und runter. Anders, ruhiger, aber nicht weniger wichtig und sehr eindringlich arbeitet die soeben bei Panini erschienene Graphic Novel Alicia – Im wahren Leben, das Thema auf. Es ist eine Erzählung mit autobiografischem Hintergrund über den Umgang mit Brustkrebs, Amputation und das Leben danach.

Brustkrebs ist ein Schicksal, das viele Frauen betrifft, sei es unmittelbar am eigenen Körper oder im nahen Freundes- und Familienkreis. Allein 75.000 Neuerkrankungen im vergangenen Jahr in Deutschland machen die Krankheit zu einer ganz und gar realen Bedrohung und zur häufigsten bösartigen Tumor-Erkrankung bei Frauen. Dennoch war das Thema stets ein gesellschaftliches Tabu. Dabei ist es wichtig, dass darüber, über die Behandlungsmethoden und das Leben danach geredet wird, um die Gesellschaft zu sensibilisieren und Betroffenen und ihrem Umfeld zu helfen und Hoffnung zu geben.

Das Buch hat mich sehr gefesselt:  Die unkonventionelle Journalistin Alicia ist ständig latent überarbeitet und versucht dazu noch ein kompliziertes Beziehungsleben zwischen zwei Frauen zu meistern. Die Diagnose Brustkrebs reißt sie aus ihrem vollgepackten Alltag und konfrontiert sie mit der ganzen Bandbreite des Kampfes gegen den Krebs. Die Amputation ihrer linken Brust, die aggressiven Therapien, deren Nebenwirkungen und Begleiterkrankungen sind Gegenstand der Graphic Novel.

Alicia2

Ohne Pathos

Die spanische Autorin und Gewinnerin des Premio Terenci Moix de Literatura LGBT 2012, Isabel Franc, beschreibt die Leidensgeschichte von Alicia direkt und glaubwürdig, aber ohne überzogenen Pathos. Sie hatte sich nach ihrer eigenen Brustkrebserkrankung dem Thema angenommen, als sie von Freundinnen gebeten wurde, das traumatische Erlebnis mit einem Augenzwinkern anzugehen, um es für ein größeres Publikum erlebbar zu machen. Gemeinsam mit der Künstlerin Susanna Martín schuf sie mit Alicia – Im wahren Leben eine Graphic Novel, die die reale Bedrohung durch Brustkrebs schonungslos beschreibt, gleichzeitig aber einfühlsam und selbstironisch ist. Das Buch soll aufklären und unterhalten, ist aber auch dafür gedacht, Betroffenen Mut zu machen – ein Grund, warum sie das Comic-Format wählten, da die Bebilderung das Lesen während der anstrengenden Chemotherapie erleichtern sollte.

Autobiografisch eingefärbt liefert Alicia Einblicke in ein Leben mit Brustkrebs, in denen Betroffene und deren Angehörige sich häufig wiederfinden werden. Gut gemeinte Ratschläge, die Suche nach alternativen Heilmethoden und Gefühle von Machtlosigkeit gegenüber dem medizinischen Apparat bestimmen Alicias Leben. Dass das Ende der Behandlung nicht auch das Ende des Leidenswegs bedeutet, thematisieren Franc und Martín ebenfalls: Sich mit dem veränderten Körper anzufreunden, Zukunftspläne zu schmieden und eine neue Liebe stellen weitere Herausforderungen dar. Am Ende steht für Alicia aber die Erkenntnis: „Das Leben nach dem Krebs ist anders, aber noch längst nicht vorbei!“

Hier gibt es eine nette Leseprobe, allerdings nur im unpraktischen Flashformat.

Filmkritik: The Walking Dead, Staffel 1

21. September 2012

Ein Bekenntnis zu Zombie-Filmen fordert viele Leute zur sofortigen Reaktion heraus. Im Moment bin ich gerade auf einen Zombie-Trip und habe mir die erste Staffel von The Walking Dead angeschaut. In wenigen Tagen wird die zweite Staffel auf Deutsch veröffentlicht. Nachdem ich ja von Zombieland sehr enttäuscht war, wagte ich mit der TV-Serie einen neuen Anlauf. Gleich vorweg: Ich habe die Comics nicht gelesen, auf denen die Serie basiert. Das werde ich nachholen, um mir einen Eindruck über die filmische Umsetzung zu machen.

Eigentlich ist das Zombie-Genre einfach. In den meisten Filmen (wie auch bei the walking Dead) stapfen die Zombies hungrig durch die Gegend auf der Suche nach Frischfleisch. In der Serie heißen sie übrigens nicht Zombie sondern Beißer oder Streuner. Ein gezielter Kopfschuss oder entsprechendes Schlaginstrument zielgenau angewandt, befördern die lebenden Toten in die ewigen Jagdgründe. Und in der Serie  The Walking Dead wird ganz schön gemetzelt, Glieder und Köpfe abgetrennt, zermanscht, zermahlen, zerborsten. Die ganze Klaviatur der Splattermovies, die früher die Jugendschützer und die Politik auf den Plan gerufen haben. Heute laufen die Sachen im Fernsehen. Zombie-Opa George Romero musste sich noch als Faschist bezeichnen lassen, heute ist Ruhe an der Front. Aber warum eigentlich? Das Töten ist brutaler geworden und besonders eindrucksvoll, die Masken besser. Insgesamt wurden pro Folge 30 Sekunden Gekille geschnitten, die aber nicht unbedingt zur Story beitragen sollen (bei einem Zombie-Film – hahaha). Vielmehr will man wohl nicht die Bundesprüfstelle für jugendgefährende Medien auf den Plan rufen, womit wir wieder bei der alten Zensurdiskussion wären. Staffel 2 soll dann ungeschnitten in Deutschland auf DVD/Blu ray erscheinen, vielleicht liegt es daran, dass das VFX-Budget für Staffel 2 zusammengestrichen wurde. Die Spezialeffekte (außer Masken) waren in der ersten Staffel eher bescheiden, aber schließlich handelt es sich um eine TV-Produktion. Immer wieder wird diskutiert, dass die dargestellte Gewalt nicht Selbstzweck ist, sondern die Story unterstützt. Klar, wir haben ja mit einen Zombie-Film zu tun. Ich frag mich nur, ob so viel Gore sein muss? Dazu eine kleine Geschichte: Ich habe die Filme am iPad im Flugzeug mit Kopfhörer angeschaut und merkte, dass meine Nachbarin – eine elegante Businessfrau – interessiert auf das iPad schielte. Bis die ersten Gehirne im hohen Bogen spritzen und die Gedärme heraustraten, dann zuckte sie zusammen, vergoss fast ihren Tomatensaft und schaute mich erschreckt und angeekelt an. Als ich ihr erklärte, dass so nun mal Zombie-Filmen seien, bat sie um einen anderen Platz und ich hatte meine Ruhe.

Die Story von Walking Dead ist eine klassische Zombie-Geschichte und am Ende jeder Folge haben wir den klassischen Cliffhanger. Der löst die Sucht aus (auch bei mir) und so werde ich die Staffel 2 auch erwerben.

Wenn Zombie-Filme ein Spiegel der Gesellschaft sind, dann sieht es um die aktuelle US-Gesellschaft düster aus. Rassismus ist an der Tagesordnung, Rednecks gibt es noch immer, prügelnde Ehemänner schlagen auf Frau und Kind ein, Ehefrauen gehen fremd, aber im Zentrum steht immer die Familie. Schön und wirklich originell ist die Wende bei der Latino-Straßengang, die sich als Altenpfleger entpuppen. Leider sind alle Charaktere ziemlich flach, obwohl sich die Schauspieler wirklich bemühen und nicht schlecht sind. Und wir haben natürlich immer das gleiche blöde Gruppenverhalten. Das hatten wir aber bei Lost schon viel, viel besser gesehen. Es ist kein Kammerspiel, sondern eher Seifenoper. Die Wortgefechte in den Gruppen sind kein Schlagabtausch mit Worten, sondern enden meist in Schreierei und Gewalt. Also keine Psychologie von bedrängten, sondern eine doofe Aneinanderreihung von Klischees.

Die Rollen in unserer Serie haben leider keine besondere Tiefe, müssen sie vielleicht auch in einen Zombie-Film nicht. Aber wenn mehr Staffeln folgen sollen, dann müssen die Drehbuchautoren noch einmal ran. Für einen Comic mag die Struktur ausreichen, im Bewegtbild tut sie das nicht. Die Motivation des Hauptdarstellers seine Familie zu finden, ist schon in der dritten Folge von  The Walking Dead erledigt. Die Luft ist damit raus. Und wir haben Zeit auf die vielen kleinen und großen logischen Fehler zu achten.

Aber darum geht es nicht. Es geht doch um das ewig gleiche Zombie-Schema. Der Aufbau der Szenen ist nach Schema F, aber durchaus spannend: Person fühlt sich unbeobachtet und hört etwas, Person hat Angst, subjektive Kamera, Person rennt in die Sackgasse/Panzer/ausweglose Situation, Kampf und dann deus ex machina – alles wird gut, obwohl natürlich ein paar Gute auch auf der Strecke bleiben.

Ach was soll es, ich muss wieder ein paar Flugreisen machen und wenn die zweite Staffel erscheint, kauf ich sie mir.

Buchkritik: Dracula – die Graphic Novel von Leah Moore/John Reppion

12. März 2012

Ich taste mich langsam in die Welt der Comics vor. Nachdem ich als Kind die Hefte verschlang, herrschte bei mir lange Jahre komplette Comic-Abstinenz. Aber jetzt bin ich wieder im Comic-Fieber und als Dracula-Fan erwarb ich den Panni-Comic Dracula: Die Graphic Novel. Nach dem Roman von Bram Stoker erzeugten Leah Moore und John Reppion sowie Zeichner Colton Worley ihre Interpretation des berühmten Vampirromans. Ich war skeptisch, sehr skeptisch – doch die Graphic Novel überzeugte mich auf der ganzen Linie. Ich war überrascht, wie dicht sich das Autorenehepaar an das Original von Stoker hielten. Es sind zahlreiche Originalzitate verwendet. Zum Glück wurde das viktorianische Englisch nicht in einer konforme Neusprache verwandelt. Natürlich wurde hier und da gekürzt, doch entfernte sich das Autorenduo nicht weit vom Original.

Und so wurde das prüde England in die Neuzeit gerettet zusammen mit den zahlreichen sexuellen Anspielungen. Ich kann das pubertäre Gejaule von New Morning-Fans nicht mehr hören, wie sexy der Vampir doch sei. Leute, greift zum Original und wenn ihr es aufgrund der Sprache nicht mehr lesen könnt, dann nehmt diesen Comic.

Die Spannung steigt Seite für Seite, die Erotik und Angst gehen Hand in Hand. Die grafische Interpretation des einstigen Werbegrafikers ist Colton Worley gelungen. Schriftbild, Typografie, die gedeckten Farben, Linienführung – hier passt alles zusammen.

Diese Adaption Dracula: Die Graphic Novelvon Bram Stokers Stoff ist gelungen und jedem Dracula-Fan ans Herz gelegt.

Buchkritik: Reinhard Kleist – Cash

11. Mai 2011

Mit Comics ist es so eine Sache. Als Jugendlicher verschlang ich die Comics. Ich liebte die bunten Hefte. Dann kam eine Pause, eine lange Pause. Jetzt erarbeite ich mir mühsam wieder die Comics. Ich habe viele alte Heftchen von früher aus dem Keller geholt: Prinz Eisenherz, Tarzan, Kung Fu und natürlich Superman und Batman. Aber Comics sind heute viel mehr. Ich habe Frank Miller für mich entdeckt und taste mich langsam vor. Leider muss ich feststellen, dass Comics in der deutschen Kulturlandschaft noch nicht angekommen sind. Anders als beispielsweise in Frankreich oder gar in Japan, haben in unserem Kulturbetrieb Comics keine Lobby. Das ist schade. Auf meiner Entdeckungstour durch die Welt der Comics bin ich auf Reinhard Kleists Buch Cash: I see a darkness gestoßen, nachdem mir das Buch ausdrücklich von meinen Kollegen Bertold Brackemeier empfohlen wurde.

In S/W gehalten ist das Buch eine Biografie meines Helden Johnny Cash. Ähnlich wie der Kinofilm Walk the Line wird hier die Zeit bis zum erfolgreichen At Folsom Prison Konzert erzählt. Zum Schluss gibt es noch einen Ausblick auf das Comeback der American Recording Reihe und die Arbeitsweise mit Produzent Rick Rubin. Mal pathetisch, mal sehr intim. Die Zeichnungen sind großartig und auch die Textarbeit ist eindrucksvoll. Cash, der Mann in Schwarz, passt gut in dieses Comic. Cash ist ein Comic. Er ist schwarz oder weiß – entweder liebt man den störrischen Mann, den Trinker und Tablettensüchtigen – oder man lehnt ihn ab. Ein Comic in Farbe wäre absolut daneben gewesen. Hier hat Reinhard Kleist richtig entschieden.

Wer kein Fan von Johnny Cash ist, wird sich allerdings mit der Erzählung manchmal schwer tun.Wer die Biografie des Conutry-Barden nicht kennt, hat so eine liebe Not, die handelnden Personen zu erkennen. Da war es noch relativ einfach den Sue-Song hinter Shel Silverstein zu identifizieren. Der Auftritt Dylans kommt aber ohne Vorwarnung daher und ich musste glatt zweimal hinsehen, um das Treffen der Giganten zu erkennen. Leider hat Kleist das Aufeinandertreffen mit George Harrison nicht gezeichnet.

Also Fans des Mannes, von dem seine einstige Plattenfirma als Nachruf schrieb: „There was a man“, es ist genau das Buch für euch. Die anderen lassen besser die Finger weg und lesen besser die Cash: Die Autobiografie von 1999 (ohne Comeback).