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Nachruf auf Alfred Biolek – was hat er mir bedeutet?

23. Juli 2021

Oh, nun ist es doch passiert. Alfred Biolek ist im Alter von 87. Jahren verstorben. Der große, feinsinnige Mann des deutschen Fernsehens ist nicht mehr. Die TV-Kultur hat ihm viel zu verdanken.
Den ganzen Tag laufen Nachrufe über Bio. Viele von ihnen habe ich gelesen. Und ich habe nachgedacht, was Alfred Biolek für mich privat bedeutet hat.

Nun, ich habe Alfred Biolek viel zu verdanken, denn er brachte mir eine Künstlerin näher, die ich bis heute sehr, sehr gerne verehre: Kate Bush
Als ich so die Nachrufe las, erinnerte ich mich an meine Kindheit. Ich saß mit meinen Eltern als kleiner Junge vor dem heimischen Grundig-Fernseher im Wohnzimmer. Meine Eltern wie immer auf dem Sofa, ich lümmelte in einem Sessel herum. Blick gerichtet auf den Hausaltar.
Es lief eine neue Sendung. Wir sahen uns am 9. Februar 1978 die neue Show Bio‘s Bahnhof mit Alfred Biolek an. Der sympathische Mann kündigte eine Weltpremiere an. Das gab es damals noch im deutschen Fernsehen. Eine junge, zarte Frau im roten Kleid mit einer Wahnsinnsstimme trat auf. Kate Bush sang unter anderem Wuthering Heights. Was schreibe ich sang: Sie performte, sie sang, tanzte, bewegte sich, sie wiegte sich in der Musik – so was hatte ich als Kind noch nie gehört, geschweige denn gesehen. Ich war Musik ist Trumpf und die Hitparade mit Dieter Thomas Heck gewohnt. Kate Bush war anders. Kate Bush war das erste Mal im Fernsehen überhaupt und Bio hatte sie nach Deutschland gebracht.
Eine gute Seele hat den Auftritt in YouTube eingestellt. Ein Einbetten ist leider nicht möglich.


Ich weiß noch, wie meine Familie begeistert war. So begeistert, dass wir später die Single kauften. Auf der B-Seite war Kite. Und auf der Rückseite des Covers gab es die Pressemitteilung des WDR. Das hab ich auch noch nicht gesehen.


Ich brauche keinen Nachruf über die Leistung von Alfred Biolek verfassen. Er war ein wacher, kluger Geist und er war ein Mensch mit Geschmack. Das sagt doch eigentlich alles, oder?

London – meine Enttäuschung bei HMV und Co

8. Juni 2018

Früher bin ich mit einem leeren Koffer nach London geflogen und kam mit einem Koffer voller Schallplatten zurück.

Früher bin ich mit einem leeren Koffer nach London geflogen und kam mit einem Koffer voller Schallplatten zurück.

Als Jugendlicher bin ich oft nach London gefahren, denn London war für mich das Mekka der Pop-und Rockmusik in Europa. Ich bin mit einem leeren Koffer in die Stadt gefahren, verbrachte Tage in Schallplattenläden und bin mit einem vollen Koffer wieder zurückgefahren. So baute ich mir in der Vergangenheit eine stolze LP- und Singlesammlung auf, von der Stadt London selbst mit den Sehenswürdigkeiten hatte ich einige Jahre nichts gesehen. 

Früher war es für mich der erste Anlaufpunkt: HMV

Früher war es für mich der erste Anlaufpunkt: HMV

Jetzt bin ich wieder mit meiner Familie nach London gefahren und suchte die Wirkungs- und Konsumstätten meiner Jugend auf. Meine Tempel der Jugend waren einst die Filialen von Tower Record oder die Zweigstellen von His Masters Voice (HMV). Und dann gab es noch viele kleine Plattenläden. Und heute traf ich wieder auf HMV an der 363 Oxford-Street und ich war enttäuscht. Amazon hat zugeschlagen und das Musikgeschäft auf den Kopf gestellt. Hatte ich früher seltene Ausgaben gefunden, habe ich heute nur Standardware gesehen. Die Preise waren etwas teuerer als bei Amazon, ein paar Sachen waren billiger. 

Das wirkliche Geschäft macht der Laden wohl weniger mit Musik als vielmehr mit Merch-Zeugs wie Funko Pop-Figuren, T-Shirts oder Tassen. Die Abteilungen für DVDs und Blu Rays waren bei meinem Besuch kaum besucht, einzig in der blutigen Horror-Abteilungen tummelten sich ein paar Fans. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass diese Schlachter-Filme nicht per Video on Demand bei Netflix und Co zu bekommen sind. Ein gewisses Revival hat wohl die Vinyl-Abteilung. Es gab einige Reihen mit Schallplatten für teures Geld, aber kein Vergleich zu den schwarzen Scheiben meiner Jugend. Ich selbst war auf der Suche nach Picture Discs von Soundtracks und habe nicht eine Scheibe gefunden. Ich habe vor Frust in der kleinen Soundtrack-Abteilung zwei, drei Scores auf CD gekauft, die es bei Amazon auch gegeben hätte.

Ich sag es nicht gerne: Bei meinem nächsten Besuch spare ich mir den Besuch von HMV und Co und werde mich den Sehenswürdigkeiten von London widmen.  

Heute ist RECORD STORE DAY

18. April 2015

Heute ist der RECORD STORE DAY. Jede Branche hat ihre Feier- und Gedenktage und heute am 18. April 2015 ist eben der RECORD STORE DAY. Ich komme noch aus einer Ära, in der wir Schallplatten gehört haben. Kassetten waren nicht so mein Ding, ich mochte die Langspielplatte und die Covers.

Plakat zum RECORD STORE DAY in Coburg.

Plakat zum RECORD STORE DAY in Coburg.

Meine Bezugsquelle für Schallplatten war der Sound in Fürstenfeldbruck, der aber trotz RECORD STORE DAY vor Jahren schließen musste. Ich habe darüber gebloggt. Eine andere Quelle war der damalige Saturn Hansa (so hieß der Laden damals noch). Er befand sich auf der Theresienhöhe in München und das Schallplattenangebot war enorm. Und es gab in München noch zweimal den WOM – World of Music. Der Laden in der Münchner Sonnenstraße hatte die Billigplatten à la Nice Price für 10 Mark und in der Fußgängerzone war im Keller der hochpreisige Dealer. Ein guter Freund arbeitete dort und versorgte mich immer mit Infos über Neuerscheinungen – so lief Kommunikation damals. Später kam für mich dann der Drogeriemarkt Müller als Quelle für LPs hinzu. Im Bereich des Sendlinger Tors und in Schwabing waren die Second Hand-Händler, bei denen ich so manche D-Mark für Schallplatten ließ. Berüchtigt waren auch die Fahrten als Schüler nach London, um eine Woche die Second Hand-Läden unsicher zu machen, um vor allem britische Singles zu kaufen.

Nein, Vinyl ist kein Massenmarkt.

Nein, Vinyl ist kein Massenmarkt.

All das ist vorbei. Der Schallplattenmarkt ist zusammengebrochen. Musik ist digital. Es gibt ein gewisses Revival des Vinyls, aber wir sprechen hier nicht von einem Massenmarkt. Wenn jemand meint, seine Karriere als Plattenhändler steht aufgrund des RECORD STORE DAY bevor, kann man ihn nur warnen. Das Zeitalter der Schallplatte als Massenmarkt ist vorbei und kommt auch nicht wieder. Geblieben ist der Liebhabermarkt und ein paar Audiophile, die über richtig Geld verfügen. Der Spiegel spricht sogar von einem „Vinyl-Boom“ und das zeigt die journalistische Qualität des Magazins. Es gibt wieder Vinyl-Charts und der Spiegel veröffentlicht sie auch – für mich ein Sturm im Wasserglas.
In Zahlen heißt es: Der Bundesverband Musikindustrie meldet für 2014 insgesamt 1,8 Millionen verkaufte Schallplatten. Das sind die Zahlen von 1992. Aber um realistisch zu bleiben: Der Marktanteil des Vinyls an allen Musikverkäufen beträgt nur schlappe 2,6 Prozent.


Ab und zu gehe ich noch auf Börsen, kaufe die eine oder andere CD oder sogar noch seltene Schallplatten. Erst neulich habe ich für einen Soundtrack in Vinyl viel Geld hingelegt. Es handelte sich um den Soundtrack zum Kubrick-Film The Shining von 1980. Der wunderbare Score von Wendy Carlos mit der Musik von György Ligeti, Béla Bartok und Krzysztof Penderecki ist meines Wissens nie auf CD erschienen. Also musste die analoge Scheibe für viel Geld her und sie wurde dann gleich digitalisiert. Die letzte Schallplatte, die ich mir gekauft habe, war eine Single von den Kinks für meine Rock-o-la.
Am heutigen RECORD STORE DAY werde ich mich auf meine schwarzen Scheiben besinnen. Ich werde dieser Tage in mein Archiv hinabsteigen und meine Schallplatten durchschauen. Vielleicht finde ich den ein oder anderen Schatz zum Digitalisieren. Gerade Bootlegs von Bob Dylan hatte ich einige auf Vinyl, die ich ins digitale Zeitalter retten möchte.
Und endlich konnte ich Gladsax nutzen. Gladsax ist kein spezielles Saxophon, sondern ein Bilderrahmen für Schallplatten von IKEA. Bei meinem jüngsten IKEA-Besuch habe ich drei Gladsax-Rahmen mitgenommen. Ich rahmte drei Picture Disc, über die schon einmal gebloggt habe. Gladsax hat die Größe von 32×32 Zentimeter und ist ideal für Schallplatten. Also kamen unlängt Bob Dylan, Elvis Presley und Jimi Hendrix hinter Glas. Die Herrschaften hängen jetzt zum RECORD STORE DAY  an den Wändern zum Archiv.

Meine Juxebox Rock ola spielt auf – Record Store Day (4)

20. April 2013

Zu Ehren des Record Store Day am 20. April werde ich einen Nachmittag meine Rock ola mit D-Markstücken füttern. Die Rock ola ist eine Juxebox, wie sie früher in Gaststätten stand. Sie war mit Singles bestückt. Wer eine D-Mark-Münze hineinwarf, konnte sechs Songs auswählen und nacheinander abspielen.

Meine Rock ola steht im Wohnzimmer und stammt aus einer Gaststätte aus Niederbayern. Meine Frau schenkte mir sie zum Geburtstag, nachdem sie ein Bekannter von ihr vollkommen restauriert hatte. Ich bin stolzer Besitzer einer Rock ola 403 aus dem Jahre 1963. Sie hat Platz für 100 Songs auf 50 Singles (A und B Seiten). Die Seriennummer der Wallmount lautet 257182.

Foto 3-1

Wir haben nette Geschichten mit dem Teil erlebt. Meine Kinder laden Freunde aus der Nachbarschaft ein und hören auf dem alten Kasten Musik. Es ist eine Show, wenn der Greifer sich nach der Auswahl des entsprechenden Songs die Single angelt. Die Single wird auf den Plattenteller gehievt und der Tonarm senkt sich. Die Nadel findet die Rille. Dann setzt das Dröhnen der 250 Watt Boxen ein und der Songs donnert durchs Wohnzimmer. Die Kinder, die sonst nur digitalen Klang in unserem Haushalt vernehmen, sind komplett begeistert.

Übrigens ihre Mütter sind es noch vielmehr. Verträumt trinken sie ihren Espresso. Im Grunde die Rock ola ein Kommunikationszentrum, ähnlich wie damals in den Gaststätten. Die Mütter geraten ins Schwärmen und bei den Oldies hippt so mancher Fuß im Takt.

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Im Moment habe ich noch rund 20 Stück eine DM-Münzen, mit denen ich die Juxebox füttere. Natürlich kann ich das Teil auch auf Freispiel stellen, aber mit Münzen ist es stilechter.

Ich muss in nächster Zeit meine Singles auswechseln. Viele Lieder kann ich nicht mehr hören. Ich hab sie bestückt mit alten Heuler aus den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Vielleicht sind jetzt die achtziger Jahre an der Reihe. Genügend Singles finden sich ja im Kellerarchiv.

Im Grunde ist ein Tag mit meiner Rock ola mein persönlicher Beitrag zum Record Store Day. Es hat ja auch entfernt damit zu tun.

Foto 2-1