Posts Tagged ‘Nerd’

Buchtipp: Die Lion-Fibel von Michael Krimmer

25. April 2012

Es gab einstmals schöne Zeiten für Mac-User. Ich meine die Zeiten rund um den Quadra. Damals waren wir noch eine eingeschworene Gemeinde. Nerds im Zeichen des Regenbogens, die verächtlich auf die Windows-User herabblickten. Wir konnten am Startklang des Macs erkennen, welche Speicherbank im Rechner defekt war. Und dann brachte Steve Jobs später den iMac, noch später das iPhone und das iPad. Und auf einmal stieg eine ganze Generation von Windows-Usern auf das Mac OS um. Gut für meinen Apple-Aktien, schlecht für meine Nerven.

Da es bekannt ist, dass ich u.a. Chefredakteur der MACup war, muss ich immer wieder als Helpline für die Switcher zur Verfügung stehen. Die Gespräche beginnen immer wieder nach dem gleichen Schema. „Du kennst dich doch mit dem Apple aus. Ich hab da mal eine Frage …“ Wenn ich das schon höre: Apple – der letzte Apple war mein Apple III und der liegt schon ein paar Jahre zurück. Es beginnt mein Martyrium. Aber ich habe jetzt eine Lösung. Um meine Nerven zu schonen, empfehle ich jeden Umsteiger in die Mac-Welt das kleine Büchlein Die Lion-Fibel meinen geschätzten Kollegen Michael Krimmer. Michael, ein guter Freund und Experte in Mac-/und Windows-Welten gibt mit dem Buch eine hilfreiche Übersicht zum aktuellen Betriebssystem Lion. Im Buch aus dem Hause Mandl & Schwarz werden schnell und einfach die Neuerungen im Mac OS behandelt: Mail, iCal, Adressbuch, Mission Control, Launchpad und und und.

Es ist sachkundig, flott und vor allem verständlich geschrieben. Der Einsteiger in die Mac-Szene braucht kein Kompendium, dieses Buch mit seinen 200 Seiten reicht. Hier gibt es zudem eine Leseprobe. Also kauft euch das Buch Die Lion-Fibel und fragt mich nicht mehr bei Problemen mit eurem Apple.

Buchkritik: Netzkinder gegen Offliner – Danke, Internet. von Alexander Fuchs

22. April 2012

Ich bin ja ein Freund von deutlichen Worten, aber bei der Lektüre des Buches Netzkinder gegen Offliner – Danke, Internet. von Alexander Fuchs blieb mir erst einmal die Spucke weg. Der 23jährige Autor gibt ein klares Plädoyer pro Netz ab und positioniert sich gegen die Offliner. Gefangene werden nicht gemacht. Die Sprache ist klar, eindeutig, provozierend. Nerd Fuchs hat wahrscheinlich schon so viele Kämpfe hinter sich, so viele Diskussionen, so viele Anfeindungen, dass es ihm jetzt reicht. Fuchs feuert aus allen Rohren. Für ihn besteht die Welt nicht aus Grautönen, sondern sie ist entweder klar schwarz oder weiß. Er hat keine Geduld mit den Offlinern mehr, die seine Netzwelt zerstören, die Freiheit determinieren und einschränken wollen. Und er findet mit diesem Buch genügend Anhänger.

Seine Thesen für seine Netzkinder, seine Leserschaft formuliert er radikal, vielleicht nicht immer sprachlich geschliffen, aber eindeutig und – verdammt nochmal – er hat in vielen Dingen schlicht und einfach recht. In vielen seiner Thesen spricht er mir aus dem Herzen. Hut ab vor soviel Chuzpe. Endlich sagt es mal einer diesen Offlinern.

Wer von den angegriffenen Offlinern den Mut hat, sollte dieses Buch lesen, aber Bedenken, es hat ein junger Wilder geschrieben. In zwei, drei Stunden hat der Leser das Buch durch. Wenn der lesende Offliner keinen Herzanfall bekommen oder seinen Rechtsanwalt wegen Nötigung angerufen hat, dann erfährt er etwas aus erster Hand, wie eine Generation tickt. Und wir reden nicht mehr von der Generation C64, die heute um die 40 ist und den Aufstieg des Webs erlebt hat. Wir erfahren von den Sorgen und Nöten einer Generation von Mitte 20, für die das Netz allgegenwärtig ist. Sie sind im Netz aufgewachsen und kennen es nicht anders. Wenn es ein Problem gibt, führen Google und Co zur Antwort. Für diese Generation ist das Netz nicht ein abstrakter, virtueller Raum in den man sich begibt, sondern es ist Alltag.

Auch Videogames gehören zum Leben des Nerds dazu. Fuchs rechnet ab mit den Vorwurf der Killerspiele in Form von Counter-Strike. Alles Terroristen und Mörder, die diese Spiele spielen. Und er rechnet ab mit den Medien ab, die krampfhaft die alten Denkstrukturen  bewahren und ihre Netzberichterstattung mit Trojaner, Facebookpartys und Abzocke anreichern. Ja, auch diese Medien gehören zu den Offlinern. Und wenn sich die Medien nicht ändern, verlieren sie weiter den Einfluss auf diese Generation (und sie verlieren Auflage).

Natürlich ist das Buch absolut subjektiv geschrieben. Es handelt von Alexander Fuchs und seiner Sicht auf die Welt. Hier werden die Offliner einhaken und dem Autoren Fuchs vorwerfen, dass seine Erlebnisse von LAN-Partys, Bewerbungsgesprächen und IT-Sicherheit durch Noobies und Dummschwätzern nicht zu verallgemeinern sind. Doch, sie viele sind es – leider. In vielen meiner Seminaren mit Offlinern kommen die Gedanken, Vorurteile in der ein oder anderen Form immer wieder an den Tag. Meine Erfahrungen mit der Welt der Offlinern sind ähnlich, allerdings rege ich mich nicht mehr so darüber auf wie Alexander Fuchs. Wenn Offliner etwas nicht verstehen, dann reagieren sie mit Angst und Unsicherheit, dann machen sie sich über das Unbekannte lächerlich und werden unsachlich.  Wie oft höre ich, dass es die Welt nicht interessiert, was ich zu Mittag essen und darüber twittere. Alexander Fuchs hat recht. Bleibt doch in eurer Offline-Welt und übertragt nicht euer Denkmodell auf andere. Diesen Bedenkenträgern aus der Politik und Gesellschaft hält Fuchs einen Spiegel vor. Für meinen Geschmack macht er allerdings den Fehler, die Offliner in eine Ecke zu stellen und sich zum Teil über sie lustig zu machen, anstatt nur seine Thesen zu erhärten. Aber dies liegt wahrscheinlich daran, dass Fuchs jahrelang im Umgang mit den Offlinern frustriert wurde.

Ich habe die drei Stunden Lektüre des Buches Netzkinder gegen Offliner – Danke, Internet. genossen, nicht die Sprache, aber die Thesen. Und ich empfehle das Buch allen On- und Offlinern, die über den Tellerrand sehen oder sich einfach mal wieder richtig ärgern wollen.

CES: Blutdruck am iPhone messen

12. Januar 2011

Als Nerd habe ich eine Waage mit WLAN-Anschluss. Natürlich braucht es kein Mensch, aber cool ist es doch. Mein Gewicht wird gespeichert und ich kann im Netz nach Eingabe meines Passworts meinen Gewichtsverlauf verfolgen. Der französische Hersteller Withings legt jetzt nach und brachte auf der CES ein mobiles Blutdruckmessgerät für mein iPhone und iPad auf den Markt.

Und da die Wohlstandsgesellschaft unter erhöhtem Blutdruck leidet, kommt so ein Messgerät genau zur rechten Zeit. Das Gerät wird an den Dock-Anschluss angestöpselt und mit einer kostenlosen App von Withings erscheinen die Werte auf dem Display. Der Blutdruck wird laut Website mit einer Abweichung von 2 Prozent gemessen, beim Puls weicht der Wert um 5 Prozent ab. Also Werte, die meiner Meinung nach im Toleranzbereich liegen. Für 130 Euro bin ich ab Februar dabei.

Blutdruckmessen am iPhone - muss ich haben.

Blutdruckmessen am iPhone - muss ich haben.

Zudem bietet Withings künftig ein Baby Fon an und nennt es BabyMonitor. Künftig kann ich meinen Nachwuchs über das iPhone per Video überwachen. Im Grunde ist es nicht anderes als eine Videoüberwachung. Es hat einen Bewegungs- und Lautstärkedetektor und kann somit den Schlaf des Babys überwachen. Schade, dass meine Kinder schon so groß sind. Die Produktion eines weiteren Familiennachwuchses kommt nicht in die Frage – auch nicht, weil es ein so tolles Tool gibt.

Was macht der Nachwuchs?

Was macht der Nachwuchs?

 

Constantin Gillies: Ein Kind der achtziger Jahre

8. Juni 2010

Mit dem Fernseher sei er aufgewachsen, zum Lesen kam er erst viel später. Sehr ehrlich ist Sachbuch- und Romanautor Constantin Gillies in diesem Videointerview. Sein neuer Roman „Der Bug“ ist im CSW-Verlag erschienen und wird wohl wie sein Vorgänger „Extraleben“ ein Erfolg. Zu wünschen wäre es dem Buch. Es richtet sich vor allem an IT-Nerds, die in den achtziger Jahren mit dem C64 und Amiga sozialisiert worden sind. Ach ja: Und gespielt wird auch: Doom ist sein Lieblingsspiel – voll politisch unkorrekt.

Constantin Gillies

Constantin Gillies

Buchkritik: Der Bug von Constantin Gillies

7. Juni 2010

Selten habe ich mich auf eine Buchfortsetzung so gefreut, wie in diesem Fall. „Der Bug“ von Constantin Gillies. Vorsicht Suchtgefahr müsste eigentlich auf dem Cover als Warnung kleben – allerdings Suchtgefahr nur für Leute, die in den achtziger Jahren der Sucht des C 64 und Co erlegen sind. Für uns, die die Einführung des digitalen Zeitalters im Kinderzimmer mit unseren ZX 81, Atari 2600 oder dem Volkscomputer Commodore 64 erlebt haben – eben für uns ist dieses Buch geschrieben, die Nostalgiker der IT. Freunde, dieses Buch ist Pflichtliteratur, genauso wie das Erstlingswerk von Gillies „Extraleben“. Eine Kritik zu Extraleben gibt es übrigens hier im Blog.

Die Story ist eigentlich Nebensache und dient nur dazu, Geschichten und Anekdoten aus der digitalen Frühphase zu erzählen. Es ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden, Freundschaft und Sehnsucht nach der aufregenden Computer-Pionierzeit. Dazu gibt es Erinnerungen und Zitate aus Werbeclips und Filmklassikern. Hier gibt es eine Leseprobe_DerBug–Kapitel000A-000D zum Lesen. Bestes Beispiel, bei dem ich richtig laut gelacht habe: „Dieses Schiff den Korsalflug in weniger als 12 Parsec gemacht“. Wer sich an dieses Zitat erinnert, darf weiterlesen und genießen. Erzählt wird im Stile von Holmes und Watson. Der Ich-Erzähler stellt die blöden Fragen und der Geek gibt die Antworten. Was bei Conan Doyle funktioniert hat, klappt bei Gillies auch – so schwer ist das literarische Stilmittel nicht.

Danke an Constantin Gillies und seinen Verleger Enno Coners vom CSW-Verlag für eine Erinnerung an meine Jugend in Form des Todespokes. Genau wie die Nerd-Helden im Buch diskutierten wir zu C64-Zeiten über den legendären Todespoke. Diese Eingabe von Zahlen sollte den Chip des C64 zerstören. Aber wir trauten uns nicht, den Code einzugeben, um unsere teuren von Mama und Papa erbettelten Rechner zu vernichten. Danke für die Aufklärung, dass es den Todespoke nicht gibt. Damit ist eine wichtige Frage meine Jugend geklärt.

Ich kann das Buch „Der Bug“ aus voller Überzeugung empfehlen. Alle Nerds aufgepasst. Kauft euch dieses Buch und schwelgt in Erinnerungen für ein paar Stunden und kehrt dann wieder hinter eure Kisten zurück – mit einem Lächeln im Gesicht. Ihr wisst jetzt, dass es den Todespoke nicht gegeben hat.

Ein extra Dankeschön an Enno Coners, dessen Presseinfos im Stile der alten Zeit daherkamen: Der Waschzettel war auf Zebrapapier und die CD lag in einer Diskettenverpackung. Alles war verpackt in Speicherfolie – köstlich. Das machte mir die Wahl nicht schwer, welches Buch ich aus dem Stapel der Rezensionen wählen sollte.

Der Bug ist das neue Buch von Constantin Gillies.

Der Bug ist das neue Buch von Constantin Gillies.