Posts Tagged ‘Johnny Cash’

Musiktipp: Chimes of Freedom: Songs of Bob Dylan

3. April 2012

Durchwachsen sind meine Reaktionen auf die Sammlung von Dylan-Songs zum 50. Geburtstag von Amnesty International. Ok, der Anlass ist eine gute Sache: ai macht einen guten Job und auch das Album des Meisters, interpretiert von bekannten und weniger bekannten Musikanten ist eine gute Sache. Die Box mit vier CDs heißt Chimes Of Freedom: The Songs Of Bob Dylan Honoring 50 Years Of Amnesty International.

Wir erinnern uns an den Ausspruch: Nobody sings Dylan like Dylan und der kam mir als Dylan-Purist beim Hören wieder in Erinnerung. 73 Songs wurden aufgenommen. Sagen wir es mal so: Es wäre besser, es wären einige weniger gewesen. Nicht dass die Songs schlecht sind, vielmehr sind manche Interpretationen schauerhaft. Ich gehöre damit nicht zu denjenigen, die glauben, dass Dylan zwar gute Songs geschrieben hat, aber die Schönheit nur durch die Interpretation anderer sichtbar wird. Es gibt natürlich geniale Versionen von Dylan-Songs wie Hendrixs All along the Watchtower. Auch das Konzert zum  30. Bühnengeburtstag die 30th Anniversary Concert Celebration von Dylan lieferte geniale Versionen ab – ich denke dabei an Neil Young, Eric Clapton, Stevie Wonder und andere. Aber diese CD-Box Chimes Of Freedom: The Songs Of Bob Dylan Honoring 50 Years Of Amnesty International ist nicht immer eine Bereicherung des musikalischen Bob Dylan-Universums. Warum in alles in der Welt versucht sich Miley Cyrus mit You’re Gonna Make Me Lonesome When You Go? Bitte nicht und bitte auch nicht Johnny Cash featuring The Avett Brothers oder gar Sting? Leute, dass muss nicht sein.

Dennoch gibt es Ausnahmen: Carly Simon, Thea Gilmore, Kris Kristofferson und selbst Adele. Aber die Mischung machts und die versöhnt mich dann am Ende wieder.

Dieser Sampler wird die Welt nicht aus den Angeln heben, aber er macht in weiten Teilen Spaß. Am meisten Spaß habe ich aber, dass jetzt den Fans von Miley Cyrus der alte Mann näher gebracht wird. Und das freut mich.

Pomade kommt wieder in Mode und ich bin dabei

7. Januar 2012

Auf der HAARE 2011 in Nürnberg habe ich einen genialen Shop entdeckt, der das Hairstyling der 20er bis 50er Jahre zurückbringt. Ich liebe diesen Retro-Style und der Pomade Shop schwimmt auf dieser Welle mit. Das Geschäft in München in der Schlierseestraße 75 ist einer der größten Spezialshops für klassisches Haarstyling und ein Mekka für Haarpflegeartikel der 1920-50er Jahre. Und da jetzt die aktive Faschingszeit kommt, kann man ungefährdet einen neuen Stil ausprobieren.

Wer seine Haare wie die Hollywood-Größen von einst gelen will, der kommt hier voll auf seine Kosten. James Dean benutzte es, und für mich viel wichtiger: Johnny Cash und Elvis Presley nutzen es auch: Pomade.

Sie dient dazu, meine Haare in Form zu bringen und ihnen einen schönen Glanz zu verleihen. Und es sieht für mich besser aus als moderne Styling-Produkte. Auch die Verpackungen haben irgendwie Kultcharakter und sind nicht so Einheitsbrei wie heute. Einst war Pomade das Haarpflegeprodukt Nummer eins und der Retro-Trend sorgt dafür, dass Pomade wieder in Mode kommt – und das ist gut so.

Friseure erklärten mir als Fachleute, dass Pomade meine Haare und die Kopfhaut nicht angreifen, anders als so manches moderne Stylingprodukt wie Haarspray. Pomade macht mein Haar geschmeidig und es wirkt gepflegt. Es soll sogar bei Schuppen, Spliss und stumpfes Haar helfen. Genial: Das Haar kann ich formen wie ich will und meine Frisur bleibt den ganzen Tag kämmbar. Und Kämme , darunter coole Klappkämme, gibt es beim Pomade Shop in München auch.

Experten unterscheiden bei Pomade vier verschiedene Härtegrade: Weich für viel Glanz. Mittelfest und fest für die Elvis-Tolle der modernen Teds. Wer sturmfeste Frisuren auf seinen Kopf trägt, der wählt natürlich sehr fest. Klar ist: Je fester die Pomade ist, desto schwieriger ist das Auswaschen. Es gibt dazu spezielle Pomade-Shampoos mit Ölen, die die Haarpflege unterstützen.

Die Marken von früher sind Murray´s (seit 1926), DAX Wax, Sweet Georgia Brown (seit 1934). Sweet Georgia Brown kommt aus New York und war der Renner in den USA der 1940er Jahre. Sie wurde 1934 erstmals hergestellt und wurde durch eine Serie von Werbekampagnen landesweit bekannt. Sie ist mittelfest. Der Duft ist legendär. Die Kult-Pomade aus Memphis heißt Black & White Genuie Pulko. Sie ist mittelfest und wurde von den Rock´n Rollern der 50er Jahre verwendet und duftet nach Kokkus, Sonne und Strand. Die Country-Stars ab 1936 waren Fan der Royal Crown Hair Dressing. Sie eine weiche Pomade, die das Haar immer wieder genussvoll kämmen lässt. Royal Crown Men´s Pomade wurde von Johnny Cash und Elvis verwendet, ist mittelfest und duftet nach süßem Lavendel. Wer es ganz extravagant will, greift zum weichen Blue Magic Pressing Oil und duftet nach Biker-Jacke.

Übrigens: Die Basis von Pomade ist duftfreie, allergiefreie Vaseline. Sie schließt die Feuchtigkeit in das Haar ein und schützt es vor Austrocknung durch Kälte, Wind, Wasser, Sonne und natürliche Luft. Klassische Pomade wird wie in alten Zeiten hergestellt und ist frei von Zusatzchemie. Verpackt ist Pomade in Retrodosen.

Buchkritik: Reinhard Kleist – Cash

11. Mai 2011

Mit Comics ist es so eine Sache. Als Jugendlicher verschlang ich die Comics. Ich liebte die bunten Hefte. Dann kam eine Pause, eine lange Pause. Jetzt erarbeite ich mir mühsam wieder die Comics. Ich habe viele alte Heftchen von früher aus dem Keller geholt: Prinz Eisenherz, Tarzan, Kung Fu und natürlich Superman und Batman. Aber Comics sind heute viel mehr. Ich habe Frank Miller für mich entdeckt und taste mich langsam vor. Leider muss ich feststellen, dass Comics in der deutschen Kulturlandschaft noch nicht angekommen sind. Anders als beispielsweise in Frankreich oder gar in Japan, haben in unserem Kulturbetrieb Comics keine Lobby. Das ist schade. Auf meiner Entdeckungstour durch die Welt der Comics bin ich auf Reinhard Kleists Buch Cash: I see a darkness gestoßen, nachdem mir das Buch ausdrücklich von meinen Kollegen Bertold Brackemeier empfohlen wurde.

In S/W gehalten ist das Buch eine Biografie meines Helden Johnny Cash. Ähnlich wie der Kinofilm Walk the Line wird hier die Zeit bis zum erfolgreichen At Folsom Prison Konzert erzählt. Zum Schluss gibt es noch einen Ausblick auf das Comeback der American Recording Reihe und die Arbeitsweise mit Produzent Rick Rubin. Mal pathetisch, mal sehr intim. Die Zeichnungen sind großartig und auch die Textarbeit ist eindrucksvoll. Cash, der Mann in Schwarz, passt gut in dieses Comic. Cash ist ein Comic. Er ist schwarz oder weiß – entweder liebt man den störrischen Mann, den Trinker und Tablettensüchtigen – oder man lehnt ihn ab. Ein Comic in Farbe wäre absolut daneben gewesen. Hier hat Reinhard Kleist richtig entschieden.

Wer kein Fan von Johnny Cash ist, wird sich allerdings mit der Erzählung manchmal schwer tun.Wer die Biografie des Conutry-Barden nicht kennt, hat so eine liebe Not, die handelnden Personen zu erkennen. Da war es noch relativ einfach den Sue-Song hinter Shel Silverstein zu identifizieren. Der Auftritt Dylans kommt aber ohne Vorwarnung daher und ich musste glatt zweimal hinsehen, um das Treffen der Giganten zu erkennen. Leider hat Kleist das Aufeinandertreffen mit George Harrison nicht gezeichnet.

Also Fans des Mannes, von dem seine einstige Plattenfirma als Nachruf schrieb: „There was a man“, es ist genau das Buch für euch. Die anderen lassen besser die Finger weg und lesen besser die Cash: Die Autobiografie von 1999 (ohne Comeback).

Custers Fahne bringt 2,2 Millionen Dollar für Indianer Kunst

11. Dezember 2010

Gerade lese ich erstaunt, dass die Kavallerie-Fahne von General Custer für 2,2 Millionen US-Dollar bei Sotheby’s versteigert wurde. General Custer war ein sehr eigenwilliger General, der mit seinen 300 Mannen bei der Schlacht von Little Big Horn (Montana) komplett aufgerieben wurde. 2000 Lakota Sioux und Northern Cheyenne massakrierten die US-Soldaten 1876 dahin, die nach einer Fehleinschätzung der Lage die Indianer angegriffen hatten. Die Häuptlinge Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot rächten sich grausam. Interessant ist, dass Obmaa vor kurzem ein Kinderbuch veröffentlichte, in dem steht, dass Sitting Bull seinen Rivalen Custer persönlich richtete – ob das stimmt?

Der Kampf gegen die 7. Kavallerie war schnell vorüber. Die Indianer ließen keinen von Custers Leuten am Leben und plünderten. Die Fahne übersahen sie. Ein toter Soldat lag auf ihr. 1895 wurde die Fahne für 54 US-Dollar vom Detroit Institute of Arts (DIA) gekauft und jetzt für eine horrende Summe an einen privaten Sammler in New York weiter verkauft. So richtig viel erhalten ist von der Fahne, die bei den Amerikaner guidon heißt, nicht übrig: Von wem die Blutflecken stammen, weiß man nicht.

Noch heute wird Custer von vielen Amerikanern als Held verehrt. Wir Europäer kennen ihn besser aus Filmen und Songs. Ich selbst erinnere mich an die Heldenverehrung „Sein letztes Kommando“ und die filmische Abrechnung „Litle Big Horn“. Auch Johnny Cash bezeichnete Custer in dem gleichnamigen Song als brutal und grausam.

Ironie des Schicksals: Die 2,2 Millionen US-Dollar, die das DIA durch die Versteigerung einnahm, soll zur Pflege der Kunst der amerikanischen Ureinwohner verwendet werden. Custer dreht sich wahrscheinlich im Grab um.

 

 

Reingehört: Bob Dylan „Christmas in the heart“

13. Oktober 2009

Bob Dylan „Christmas in the heart

Das 47. Album des Meisters ist da und es ist bizarr. Bob Dylan hat die CD „Christmas in the heart“ veröffentlicht. Sie enthält 15 amerikanische Weihnachtsschnulzen im Country-Stil. Die Klassiker, wie „Stille Nacht“ oder „Jingle Bells“ blieben uns aber erspart. Wir brauchen keine Angst zu haben, eine Schmalzplatte im Stile eines Elvis Presley, Bing Crosby, Johnny Cash oder Frank Sinatra vorgesetzt zu bekommen, schließlich reden wir von Dylan. Aber die Scheibe geht nach dem mehrmaligen Anhören immer noch nicht ins Ohr. Sie regt auf, wenngleich aus anderen Gründen wie frühere Dylan-Platten.

Der Hintergrund zur „Christmas in the heart“: Die Erlöse aus dem Verkauf der CD spendet er dem Welternährungsprogramm und der Organisation Crisis UK. Diese verteilt in der Weihnachtswoche rund 15000 Mahlzeiten an Obdachlose. Chapeau Bob, das ist eine Idee. Kritiker werden mal wieder maulen, dass es eine geniale Marketingidee ist – was sie ohne Zweifel ist. Aber es ist eine gute Sache und nährt den Ruf, dass Dylan die Welt doch nicht egal ist.

Wer die perfekt eingespielten Songs anhört, bekommt immer wieder das Bild eines Hobos vor Augen, der bei der Speisung der Heilsarmee mitsingt. Es ist noch Suppe am Weihnachtsabend da. Irgendwie höre ich die Stimme eines Mannes, der die Nacht auf den Parkbänken verbringt und sich an die Weihnachtslieder seiner behüteten Jugend erinnert. Das Chamäleon Dylan hat wieder eine seiner Masken aufgesetzt, dieses Mal ist es die Wohltätigkeitsverkleidung. Aber es ist gut, wenn sich Millionär Dylan den Armen zuwendet als wenn er nichts tun. Die Einspielung ist makelos. Seine Begleitband umfasst die aktuelle Tourmannschaft Tony Garnier, George Receli, Donnie Herron, David Hidalgo, Phil Upchurch und Patrick Warren und dazu gibt es einen Bubu-Chor – genial und die Spielfreude der Herrschaften überträgt sich sofort.

Und Dylan? In den vergangenen Jahren habe ich Dylan nie so intensiv und inbrünstig singen hören. Der Mann hat einfach Stil und in mir spricht der Dylan Fan, der das Gesamtwerk des Meisters schätzen und lieben gelernt hat. Ich rege mich nicht mehr auf, wenn Dylan eine seiner berühmten Kehrtwendungen macht, sei es Folk zu Rock zu Country zu Schlager zu Rock zu Pop zu Show zu Gospel zu Rock zu Country zu Weihnachtsmucke. Die Lieder sind allesamt Fremdkompositionen wie zu Zeiten von „World Gone Wrong“ und „Good As I Been To You“. Hier wurden die amerikanischen Wurzeln verarbeitet und auch bei „Christmas in the heart“ ist dies der Fall. Weihnachtslieder gehören zur amerikanischen Kultur. Ein weiterer Beitrag von „His Bobness“ zur Verarbeitung der Musik in seinem Land. Für Fans ist „Christmas in the heart“, für die anderen löst sie Kopfschütteln aus.

Update: Hier ist das Video zu Must be Santa