Posts Tagged ‘Inklusion’

Wenn vier Hände Magie schaffen – ein Abend im Gasthof Heinzinger voller Genuss, Leidenschaft und Teamgeist

1. November 2025

Wenn Denis Kleinknecht vom Gasthof Heinzinger zum 4-Hands-Dinner bittet, sollte man das Angebot unbedingt annehmen. Der Gast bekommt fine Dining in Rottbach im Landkreis Fürstenfeldbruck nicht nur die exzellente Küche von Denis Kleinknecht zum Genießen, sondern auch die Küche des eingeladenen Koches, eben vier Hände in der Küche.

Dieses Mal kochte Denis Kleinknecht zusammen mit Jürgen Beyer. Jürgen Beyer ist ein erfahrener Kochmeister aus Nürnberg, der seit vielen Jahren in der Gastronomie, im Catering und in der Kochpädagogik tätig ist. Nach seiner Ausbildung – unter anderem an einer Hotelfachschule – erwarb er den Titel des Küchenmeisters sowie den staatlich geprüften Gastronom.

Mit seinem Unternehmen Mobiler-Koch.net betreibt Beyer eine moderne Kochschule in Nürnberg, bietet Private Cooking-Events, Caterings und Schulungen an. Sein Ansatz ist, Kochkunst zugänglich zu machen, persönliche Erlebnisse in der Küche zu schaffen und Menschen mit verschiedenen Hintergründen zum Kochen zu motivieren.


Ein bemerkenswerter Aspekt seines Engagements ist sein Einsatz für Inklusion. So unterstützte er ein Kochprojekt an der Dr. Bernhard Leniger Schule im Nürnberger Land, bei dem Schülerinnen und Schüler mit Behinderung unter seiner Anleitung ein Drei-Gänge-Menü für Gäste kochten. Dabei stand nicht nur die Technik im Vordergrund, sondern auch Respekt, Teamarbeit und Teilhabe.

Beyer sieht Kochen nicht nur als Handwerk, sondern als Erlebnis. Sein Motto würde ich überschreiben: „Genuss, Bildung und Gemeinschaft“. Er verbindet klassische Kochkunst mit modernen Konzepten – und legt Wert darauf, dass Kochen Spaß macht, neue Fähigkeiten vermittelt und Menschen zusammenbringt. Ob Hobbykoch oder angehender Gastronom – wer mit ihm arbeitet, bekommt nicht nur ein Menü serviert, sondern eine Erfahrung.

Und das war das Menü
Denis: Kohlrabi | Kohirabi | Kohirabi | Kohirabi | Kohlrabi

Jürgen: Petersilie hoch 2 | Rehkeule

Denis: Mokka-Maultasche | Kichererbse, Limette | Korianderöl

Jürgen: Saibling | Spinat | Holler-Beurre-Rouge

Denis: Challans-Ente | Blaukraut | Apfel, Blaukraut | Apfel | Blaukraut | Kartoffel

Die Challans-Ente gilt als eine der edelsten Geflügelarten Frankreichs – ein Produkt, das für höchste Qualität, feines Aroma und traditionelle Zuchtkunst steht. Ursprünglich aus der Region Vendée nahe der Stadt Challans stammend, wird sie dort seit dem 18. Jahrhundert auf kleinen Höfen gezüchtet, meist in Freilandhaltung. Die Nähe zur Atlantikküste und das milde Klima sorgen für ideale Bedingungen.

Besonders schätzt Denis Kleinknechht wird die Challans-Ente wegen ihres zarten, aromatischen Fleisches und der feinen Fettmarmorierung, die ihr beim Braten eine unvergleichlich knusprige Haut und zugleich saftiges Fleisch verleiht. Ihr Geschmack ist intensiver als der gewöhnlicher Mastenten, dabei aber stets elegant und ausgewogen – eine Eigenschaft, die sie zu einem Liebling der Spitzengastronomie gemacht hat.

Kleinknecht schätzt an ihr nicht nur die Qualität, sondern auch die handwerkliche Tradition, die hinter jeder Ente steht. Jede Zucht folgt strengen Regeln, die den Tieren ausreichend Bewegung, natürliche Fütterung und Zeit zur Reifung geben. Diese Kombination aus Sorgfalt, Geduld und Respekt vor dem Produkt macht die Challans-Ente zu einem Symbol französischer Kochkultur – ein Produkt, das zeigt, wie aus Bodenständigkeit und Handwerk kulinarische Exzellenz entsteht.

Jürgen: Schokolade | Whisky-Orangen weißes Kaffee-Eis

Als Weinbegleitung wählte ich 2020 Gelber Silvaner, Weingut Johann Arnold Ipfhofen, Franken

Das Küchenteam war zudem: Liudmyla Liapunova vom Gasthof Heinzinger, Manuela Sieg kochen-mit-passion.de aus Altenholz, Manuela & Tilo Hamann Restaurant Gaumenkitzel, Radebeuel, Tobias Freudenberg, freiberuflicher Koch aus Dresden

Trotz Trumps Schatten – Schottland strahlt in Regenbogenfarben

28. Juni 2025

Nachdem US-Präsident Trump gegen die LGBTQ+-Community zu Felde zieht und viele Firmen eingeknickt sind, wollte ich mal sehen, wie die Stimmung in Schottland zu diesem Thema ist. Ich persönlich halte es wie Friedrich II.: „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.“

In Schottland wird der Christopher Street Day (CSD), im englischsprachigen Raum meist als „Pride“ bezeichnet, in mehreren Städten groß und vielfältig gefeiert. Die beiden größten und bekanntesten Pride-Events finden in Edinburgh und Glasgow statt. Jedes Jahr ziehen diese Veranstaltungen tausende Menschen an und bieten ein buntes Programm mit Paraden, Musikfestivals, Partys und kulturellen Angeboten. Mein Eindruck: Die weltoffenen und sicherlich auch störrischen Schotten lassen sich von Trump nur wenig beirren. Überall wo ich in Schottland ein paar Tage unterwegs war, sind Regenbogenfahnen zu sehen. Und das nicht nur in Geschäften oder Kneipen, sondern auch auf Burgen und Schlössern.

Pride in Edinburgh und Glasgow
In Edinburgh findet die Pride seit 1994 statt und ist damit die älteste kontinuierliche kostenfreie LGBT-Feier Schottlands. Die Parade zieht durch die Innenstadt und wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet, darunter das „Pride Village“ mit Ständen, Diskussionsrunden und künstlerischen Darbietungen. Die Parade startet traditionell am Samstag, führt an zentralen Orten vorbei und endet mit großen Feierlichkeiten, bei denen sich die Community und ihre Unterstützer:innen versammeln. 2025 fand die Edinburgh Pride vom 20. bis 22. Juni statt, mit dem Hauptmarsch am 21. Juni, an dem über 10.000 Menschen teilnahmen.

Glasgow Pride ist ebenfalls ein großes und beliebtes Event, das als das größte LGBTQ+-Festival Schottlands gilt und jedes Jahr tausende Besucher anzieht. Die Parade in Glasgow zieht durch die Stadt und wird von einem zweitägigen Musikfestival begleitet, das nationale und internationale Acts bietet. 2025 beginnt die Glasgow Pride am 19. Juli. Besonders ist, dass auch in kleineren Städten und auf den Inseln Pride-Events stattfinden, was die breite Akzeptanz und Sichtbarkeit der Community in ganz Schottland unterstreicht.

Akzeptanz in der Bevölkerung
Schottland gilt als eines der tolerantesten Länder Europas für LGBTQ+-Personen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist hoch, was sich in der breiten Teilnahme an Pride-Events, der Unterstützung durch Politik und Wirtschaft sowie in gesetzlichen Fortschritten widerspiegelt. Seit 2014 wird die Gleichstellung von LGBTQ+-Personen aktiv gefördert, und 2021 führte Schottland als erstes Land weltweit LGBTQ+-inklusive Bildung landesweit in den Lehrplan ein. Die schottische Regierung hat zudem Maßnahmen ergriffen, um Barrieren für nicht-binäre und trans Menschen in Bereichen wie Gesundheitsversorgung und Recht abzubauen.

Die Pride-Events sind nicht nur Feiern, sondern auch politische Demonstrationen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung. Sie werden von vielen Menschen unterschiedlicher Hintergründe besucht, darunter auch Familien, Jugendliche und ältere Menschen, was die breite gesellschaftliche Unterstützung unterstreicht.

Diversität: Bitte Apple bleib standhaft

12. März 2025

Die Vereinigten Staaten von Amerika verändern sich nach dem Amtsantritt von The Donald radikal und schneller als ich gedacht habe. Viele Firmen beugen sich der Macht des US-Präsidenten, haben die Schere im Kopf oder sind im vorauseilenden Gehorsam dem Herrn in den Allerwertesten gekrochen.

Für mich interessant: Apple soll Diversitätsprogramme abschaffen. Diversität, Chancengleichheit und Inklusion sind nicht die Themen von The Donald. Im Moment bleibt Cupertino standhaft und versucht den Präsidenten mit gewaltigen Investitionen im eigenen Land ruhig zu stellen. Apple kündigte US-Investition von 500 Milliarden US-Dollar (!) an. 20.000 Beschäftigte sollen neu eingestellt werden.

Aber Apple soll Diversitätsprogramme abschaffen. Das heißt auf Englisch: Diversity, Equity and Inclusion (DEI). Das trifft den Apple CEO Tim Cook persönlich, der von Trump schon mal Tim Apple genannt. Cook ist bekennender Homosexueller und das passt wohl nicht in das Weltbild von Trump. 2014 erkläre Cook: „Ich bin stolz, schwul zu sein“. In der heutigen Zeit egal, Hauptsache er macht seine Sache als CEO gut und das tut er, wenn ich meine Aktienportfolio ansehe.

Cook meinte unlängst in der Aktionsversammlung: Das „Leitprinzip der Würde und des Respekts für alle“ werde aber „niemals wanken“. Seine Mitbewerber im Tech-Umfeld haben längst die Waffen gestreckt und entsprechende Programme eingestellt oder zurückgefahren. Für Cook ist aber auch klar, dass sich die „rechtliche Landschaft in dieser Angelegenheit weiterentwickelt“ habe.

Trump poltert weiter: Apple solle die „DEI-Regeln komplett loszuwerden und nicht einfach nur anzupassen“. Vielleicht wirft Cook das Handtuch in diesem Streit Apple vs USA, Cook vs Trump. Persönlich könnte ich es durchaus verstehen, aber für mich ist Apple unter den Tech-Riesen irgendwie ein gallisches Dorf und ich hoffe, Cook bietet Trumpf die Stirn.

Raphael Müller – erfolgreicher Buchautor mit Epilepsie und Autismus

2. Oktober 2018
Raphael Müller mit seinem Betreuer Wolfgang Fässler. Raphael Müller mit seinem Betreuer Wolfgang Fässler.

Raphael Müller liest, schreibt und dichtet gerne – und Raphael Müller ist ein erfolgreicher Buchautor. Er ist ein besonderer Junge mit seinen 19 Jahren. Raphael Müller sitzt im Rollstuhl und hat Epilepsie und Autismus und er nimmt an einem Schülerzeitungsseminar von mir teil. Das finde ich großartig und es hat mich tief beeindruckt. Schon vor seiner Geburt erlitt Raphael einen Schlaganfall. Sich und seine Umwelt nimmt er oft nur verschwommen wahr.
Raphael Müller besucht mit seinem Begleiter Wolfgang Fässler die Uni Augsburg und ist am Deutschherren-Gymnasium in Aichach Mitglied der Schülerzeitung Ventil, die vergangenes Jahr den Schülerzeitungspreis „die Raute“ der Hanns Seidel Stiftung gewonnen hat. Fässler ist gelernter Erzieher und Altenpfleger, der vom Bezirk Schwaben bezahlt wird.
In meinem Schülerzeitungsseminar arbeitet Raphael Müller als vollwertiges Mitglied und steuert ein Gedicht zur achtseitigen Seminarzeitung bei. Das Thema ist Stress. Mittels gestützter Kommunikation (FC) kann er sich schriftlich verständigen.

Stress – ein Modewort unserer Zeit
Landauf – landab hetzen die Menschen durch die Zeit.
Entspannung ist ein Fremdwort für viele Leut.
Heutzutage finden wenige den Ort der Ruhe und Geborgenheit.
Dabei ist das Glück so nahe, kaum einen Steinwurf weit.
Wo die Reise hinget, findet in unserem Denken statt.
Ob wir stehen oder fallen, entscheiden wir.
Auch unsere Worte fallen ins Visier.
Das was wir sagen ist jeden Tag unser Bier.
Lasst uns Stress positiv angehen,
Hinter den Bergen Lösungen sehen.
Dann kann das Leben wieder Freude bringen,
Und wir können mit den Vögeln Freudenlieder singen.

Das Gedicht von Raphael Müller. Das Gedicht von Raphael Müller.

Und er ist ein Profi in Sachen Literatur. Mit seiner Behinderung hat er zahlreiche Bücher und Gedichte veröffentlicht. Sein Output ist bemerkenswert.
Bis zum Vorschulalter war der Außenwelt nicht klar, dass Raphael Müller hochbegabt ist. Er konnte bereits zu diesem Zeitpunkt Lesen und Rechnen. Dank dem so genannten gestütztem Schreiben kann er Kontakt aufnehmen und sich mitteilen. Betreuer Wolfgang Fässler hilft ihm, die Tasten auf dem iPad zu bedienen. Ohne Digitalisierung wäre diese Art von Inklusion nicht möglich. Er besucht Autorenzirkel und Veranstaltungen an der Augsburger Uni.
Heute ist Raphael Müller eine Berühmtheit in der Literaturszene.

Arbeiten am iPad - gestützte Kommunikation. Arbeiten am iPad – gestützte Kommunikation.

2008 wurde sein Gedicht „Der Augenblick“ in der Anthologie der Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. veröffentlicht. Ein Jahr später „Das Dichten“ in der Anthologie „Beste Gedichte 09/10“. 2009 wurden im Gedichtband „Waldwege“ 15 seiner Gedichte gedruckt. Mit 14 Jahren verfasste er seine Biografie „Ich fliege mit zerrissenen Flügeln“, die 2017 auch in französischer Sprache erschien. Ab 2015 wurden die Fantasiegeschichten „Asa und Gasa“ mit ihren „Abenteuern im Land der Zwerge“ im Fontis-Verlag veröffentlicht. Der Fontis-Verlag ist ein Ableger des christlich geprägten Gießener Brunnen Verlags. In seinem Buch beschreibt er sein Gefühl, im eigenen Körper gefangen zu sein, ohne die Möglichkeit zu sprechen, zu gestikulieren oder sich frei bewegen zu können. Die Leseprobe, die sein Betreuer Wolfgang Fässler an mich verteilt hat, hat mich beeindruckt, nachdenklich gemacht. Raphael Müller will zum Nachdenken über Inklusion anregen und gibt zu verstehen: „Ich will nicht in einem Ghetto leben“.
Beim Schreiben drückt er sich oft in Gedichtform aus, wie in meinem Schülerzeitungsseminar. „Das ist meine Art der Welterklärung, und Gereimtes kann ich mir zudem besser merken.“