Netflix in meiner Unterkunft. Im Moment läuft The Crown. Was soll ich dann schauen?
Am Freitag war es soweit. Netflix zog auch in unsere Familie ein. K2 war der Auslöser dafür, weil K2 eine Übernachtungsparty machen und Anime-Filme schauen wollte, die es in guter Auflösung nur bei Netflix gab. Begeistert gab ich dem Streben von K2 nach und bestellte das Probe-Abo des Streaming-Dienstes.
Es ist ja nicht so, dass wir keine Streaming-Dienste abonniert haben. Amazon Prime Video finde ich hervorragend und K2 liebt zudem ihre Apple Music-Flatrate. Nun haben wir mit Netflix einen weiteren Dienst im Programm. Die App läuft auf den Smartphone und Tablets der Familie und am Apple TV im Wohnzimmer. Apple TV nutzte ich bisher nur für die Apple Keynotes oder wenn ich selbst präsentieren muss. Lineares Fernsehen spielt bei uns zu Hause keine Rolle mehr. Das letzte Mal, das wir bewusst ARD und Co geschaut haben, war beim Kanzlerduell Merkel gegen Schulz. Selbst meine 24 Stunden von Le Mans habe ich mir am Rechner angeschaut und nicht mehr auf der Glotze. Der große 55 Zoll Flatscreen dient zum Zocken und Anschauen von BluRays/DVDs und eben zum Genießen von Streaming-Diensten.
Nun, jetzt haben wir Netflix und K2 weiß sofort, was alles geschaut werden muss. Das sind in erster Linie Anime-Filme rauf und runter. Gut ist die Zuordnung der Filme zu Personen, um personalisierte Vorschläge zu erhalten. Ich habe gelesen, dass der Algorithmus sehr gut funktionieren soll. Und mal sehen, wann Apple den Laden übernimmt.
Ich schaue mich bei den Netflix-Eigenproduktionen um. Es ist Wahnsinn, dass ein Streaming-Sender eigene hochwertige Serien produzieren kann. Ebenso wie Amazon greift Netflix den TV-Markt an und das Angebot überzeugt mich auf dem ersten Blick. Ich habe The Man in the high Castle bei Amazon geliebt. Aber jetzt mal sehen, was Netflix zu bieten hat.
Meine erste Wahl bei Netflix ist die Serie The Crown. Ich liebe die Welt des britischen Königshauses und werde mir die Queen Elisabeth II am iPad ansehen. Ich bin viel unterwegs und kann im Zug Elisabeth, Churchill, Prinz Philipp und Charles anschauen. Gut, dass meine Unterkünfte WLAN haben. Für die Zugreisen nutze ich die Download-Möglichkeiten von Videos wie bei Amazon Prime Video. Dann steht als nächstes die neue Star Trek Serie auf dem Programm. Ich habe von Discovery viel gelesen und bin sehr neugierig. Bei House of Cards fehlen mir auch noch ein paar Folgen.
Und dann? Was soll ich noch schauen? Habt ihr Empfehlungen für Netflix-Serien? Könnt ihr mir helfen? Was lohnt sich noch, dass ich einmal hineinschauen soll? Bitte keine Film-Vorschläge, da kenn ich mich gut aus, aber in Sachen Serien habe ich Nachholbedarf. Ich freue mich auf die Kommentare von euch. Vielen Dank und jetzt muss ich wieder zu The Crown – ich habe noch ne Stunde Zeit bis in mein Seminar muss.
Es lag an meiner großen Klappe. Ich hatte sie im September 2016 weit aufgerissen, als ich mit K2 über die US-Präsidentschaftswahl sprach. Großspurig hatte ich K2 versprochen, dass wir Weihnachten oder Silvester nach New York reisen würden, wenn Donald Trump gewinnt. Damals lag Hillary Clinton weit vorne – uneinholbar, wie ich dachte. Aber ich hatte mich verschätzt. Der Donald hatte gewonnen und K2 hatte nichts besseres zu tun, als mir mein Versprechen aufs Brot zu schmieren. „Papa, wir fahren nach New York“, lautete die Botschaft.
Nun ja, um etwas Medienkompetenz einzuüben, suchte K2 Flüge und Hotel aus, wir überzeugten meine Frau und K1, und damit war klar: Wir verbringen Silvester im Big Apple. New York, wir kommen!
Klar zum Abflug am Flughafen München.
Als Fluggesellschaft wählten wir aus Preisgründen United. Als Social Media-Fuzzi natürlich nicht ohne Hintergrund, denn wir wissen ja alle „United breaks guitars“. Bitte entsprechenden Blogpost in meinem Blog verfolgen, um den Hintergrund zu verstehen.
Nun galt es im Groschengrab New York zu dieser Zeit ein bezahlbares Hotel zu finden. K2 wählte das Hotel Marrakesch, 2688 Brodway 103rd Street aus. Also kurz vor Harlem – ich beruhigte mich, dass Harlem nicht mehr das gewalttätige Harlem der Siebziger und Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sei. Außerdem waren wir in einem harmlosen Teil der Stadt. Harlem beginnt bei der 125 Straße. Bei der Buchung hatte ich allerdings übersehen, dass wir ein Zimmer mit nur einem Doppelbett haben – und das für vier Personen. Mir fiel dieser Fehler bei Booking.com erst ein paar Tage vor Abflug auf. Ein weiteres Zimmer zu Silvester in New York in dem Hotel zu bekommen, war illusorisch und auch zu kostspielig. Also mussten wir wohl improvisieren.
Beim Packen gilt: Wenig Gepäck und drei Koffer. New York hat so viel, die verkaufen uns gerne etwas. Die Damen der Familie suchen Klamotten, ich Schuhe und K1 wollte eigentlich erst gar nicht mit. Nur der Direktflug München – New York überzeugte K1.
8,5 Stunden reine Flugzeit lagen also vor uns. Tags zuvor spielte ich frische Filme auf die iPads, lud Bücher auf die Kindles, frischte die Powerbanks auf. Als musikalische Begleitung auf meinen iPhone wählte ich die großen Songs über New York.
Der Flieger war eine 22 Jahre alte Boing. Wir saßen verstreut in der Maschine, weil die Online-Sitzplatzbuchung über die Website OneTrip nicht geklappt hat. Aber mit ein wenig freundlichen Worten gelang ein Sitzplatztausch, so dass K1/2 und meine Frau und ich zusammensitzen konnten.
Tolles Entertainment-System an Bord, aber nicht, wenn man ein Lightning-Kabel hat.
Erste Begeisterung kam auf, als ich das Entertainment-System an Bord betrachtete. Zahlreiche Filme wie Finding Dory, Snowden, Ghostbusters und mehr, die ich noch nicht gesehen hatte. Aber es scheiterte am Kopfhörer. Als iPhone 7plus-Besitzer hatte ich keinen Klinke-Kopfhörer mehr dabei. Das Lightning-Kabel passte nicht und die Bluetooth-Kopfhörer von Bose gingen natürlich auch nicht. K1/2 wollten mir ihre Kopfhörer nicht leihen, weil sie selbst schauen wollten. Zudem hatte K1 sich vorgenommen die beiden Pokémon-Spiele Sonne und Mond während des Flugs durchzuspielen. Das Nintendo 3DS wurde während des Fluges von einer USB-Steckdose am Entertainment-Center geladen. Naja und ich hatte vergessen, die freundlichen Stewardessen von United zu fragen – beim Rückflug habe ich es dann gemacht und einen kostenlosen Kopfhörer bekommen. Hätte ich nur beim Hinflug den Mund aufgemacht, wie sonst auch immer.
WLAN über den Wolken – eine Welt haben wir.
So hörte ich Musik: George Gershwin, Lou Reed, Bob Dylan, Velvet Underground, The Ramones, Frank Sinatra und freilich Leonard Cohens Chelsea Hotel – New Yorks Songs halt.
Als Filmunterhaltung wollte ich mir als erstes eine Arte-Dokumentation über den Abschuss des Lockerbie-Fluges ansehen, erntete aber stutzig Blicke meiner Nachbarn. Als setzte ich auf die vierte Staffel von House of Cards. Wir fliegen zwar nicht nach Washington, aber Wallstreet und die Klassiker Nie wieder New York und Frühstück bei Tiffany hatte ich schon im Vorfeld der Reise gesehen.
Über den Wolken glotzen alle Filme.
Ohne Verspätung gelandet und ab zur Homeland Security. Ich hatte schon lange Wartezeiten in der Vergangenheit, aber dieses Mal ging zügig voran. Eine kurze Runde noch beim Landwirtschaftsministerium, weil der Grenzer uns ein F wie Fruits auf das Einreisedokument gemalt hatte und schon waren wir im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Eigentlich darf man dieses Bild nicht machen. Ich hab es aber trotzdem gemacht.
Gelandet waren wir in Newark Liberty International Airport im US-Bundesstaat New Jersey. Das war auch für mich Premiere. Um in die Stadt zu unserem Hotel zu gelangen, wählte wir ein gelbes Taxi. Die Reise mit dem Zug nahmen wir dann beim Rückflug auf uns. Jetzt hieß es nur: Ankommen im Hotel und ab nach New York.
Der gelbe Taxi-Berechtigungsschein.
Am Flughafen wurden Taxibestellungen auf einen gelben EWR-Wisch ausgegeben – ohne diesen Wisch kein Taxi. Ab in die Reihe, denn Amerikaner lieben die Schlange stehen und sind darin noch besser als die Briten. Taxis kamen und fuhren, aber leider kein Minivan, wie uns die beschäftigte Dame mit Trillerpfeife am Taxistand erklärte. Daher wählte sie ein ganz normales Cab aus, sehr zum Missfallen des Taxifahrers. Bei vier Personen sollte ich mich auf den Beifahrersitz setzen, was in New York absolut unüblich ist. Passagiere kommen hinten rein, denn auf dem Beifahrersitz hat der Taxifahrer seine persönlichen Gegenstände samt Pausenbrot. Mit Bleifuß ging es dann ab zum Hotel – inzwischen war es schon dunkel geworden und New York breitete sein Lichtermeer vor uns aus. Beeindruckend dieses Stadt, beeindruckend aber auch der Verkehr. Bisher war ich es gewohnt, dass ist die Mautgebühren an den Tunnels direkt zu bezahlen hatte. Unser Taxi war mit einem E-ZPass ausgestattet, eine Art elektronische Mautkarte. E-ZPass ist ein elektronisches Maut-System auf Basis von RFID-Chips, das in weiten Teilen der nord-östlichen Vereinigten Staaten von Amerika etabliert ist. Es klappte einwandfrei und so hatten wir freie Fahrt für freie Bürger. New York, wir sind da.
Im Moment schaue ich auf meinen Zugreisen die zweite Staffel von House of Cards und ich genieße das Intrigenspiel von verlogener Politik und Machterhalt – ein Lehrstück für den modernen Politiker. Wie der große Humorist Gerhard Polt schon sagte: Fast wie im richtigen Leben.
Viele Details mag ich an der Serie und auch die Besetzung von Kevin Spacy ist äußerst gelungen. Für mich ist es eine seiner besten Rollen. Und unseren Fernsehsendern muss klar sein, was das bedeutet, wenn Netflix so eine geniale Serie streamt. Fernsehen ändert sich. Hier passiert etwas am TV-Markt. Amazon hatte ja auch bereits mit dem Wikiner-Epos Vikings einen großen Erfolg.
Die zweite Staffel von House of Cards.
Zurück zu House of Cards: Bei all meiner Begeisterung für die David Fincher-Serie muss ich zugeben: Ich finde das Original House of Cards nochmals um Klassen besser. Es liegt daran, dass die Originalserie in London spielt und damit europäischer ist als der mir fremde US-Politikbetrieb. Zwar ist Kevin Spacy prima, doch Ian Richardson ist noch besser. Schaut euch den Unterschied einmal an und zwar in der Originalfassung.
Kevin Spacy spielt seine Rolle umwerfend.
Autor Michael Dobbs, heute Peer und Mitglied des House of Lords, hatte einst im Stab von Margret Thatcher gearbeitet und mit seinen Romanen einen entlarvenden Blick hinter die Kulissen des Politikbetriebes gestattet. Es ist übrigens eine Schande, dass seine Romane im Moment nicht wieder in Deutschland aufgelegt werden und so musste ich das englische eBook House of Cards bei Amazon laden. Der deutsche Rechteinhaber Bastei-Lübbe könnte sich bewegen und sicher den einen oder anderen Euro verdienen. Völlig unverständlich so eine Veröffentlichungspolitik.
Ian Richardson ist aber noch besser.
Michael Dobbs brachte wohl sein Insiderwissen in seine Bücher ein. Und es ist der britische Politikbetrieb und nicht ein US-amerikanischer, den Doobs beschreibt, der Kampf in Whitehall. Daher interpretiert Ian Richardson die Rolle des eiskalten Politikers noch eindrucksvoller. Richardson ist böse, richtig böse. BBC schlägt hier Netflix, wobei ich keinesfalls sagen will, dass die Neuverfilmung schlecht ist, das Original ist nur noch besser. Die britische Englisch passt besser, als das amerikanische Englisch für diese Art von Filmen. Die Steigerung „Feind, Todfeind, Parteifreund“ bekommt hier eine neue Bedeutung und ich sehe heute so manche Politikkampagne unter einem anderen Licht. Hier lernt der Zuschauer taktieren, intrigieren, vernichten auf die feine englische Art und Ian Richardson ist ein Meister des Marionettenspiels darin. Vielleicht können Politiker diese Serien als Fortbildungskosten von der Steuer absetzen?
Interessant ist, dass die US-Serie bei den Emmys neun Mal nominiert wurde, aber nur drei Preise bekam. Streaming ist bei der US-Jury wohl noch nicht angekommen oder sie stehen auf der Leitung.
Das britische Original finde ich sogar noch besser.