Posts Tagged ‘Cassette’

Retro 2022: Tascam bringt die Audio-Kassette wieder

5. Januar 2022

Obwohl ich ja ein Retro-Mensch bin, werde ich diesen Retro-Trend zur Compact-Cassette nicht mitmachen. Ich sehe in der Audio-Kassette keine Zukunft. Als Kind und Jugendlicher hatte ich Kassettenrekorder – erst Mono für meine Märchenkassetten, dann ein JVC-Tape-Deck (was im Keller liegt) und später sogar ein Doppel-Tape-Deck zum Kopieren von kostenbaren Audiokassetten. Ich hab fast alles rausgeworfen bis auf meine Datasette für den Commodore C64 und mein Reportergerät Recorder Sony TC-D5 M. Meine Kinder sind rein digital, ohne Kassetten aufgewachsen.

Meine Reporterlegende mit verpackten Audio-Kassetten.

Und jetzt kommt Tascam daher und kündigt wieder Audio-Kassetten für seine beliebten Portastudio-Geräte an. Das Teil soll TASCAM 424 Studio Master Cassette heißen und hat verlockend sexy große Spulen.

TASCAM 424 Studio Master Cassette – bisher nur für die USA.

Als Jugendlicher hatte ich ein Vierspur-Mischpult von Tascam das Portastudio 144 und wollte damit ein Hörspiel von Krieg und Frieden aufnehmen und bin dabei gescheitert. Der Roman und die Namen haben mich überfordert, es ging ja nicht eine Nummer kleiner. Die Audioqualität war für die damalige Zeit bemerkenswert. Wir hatten zu Hause noch ein großes Bandgerät von meinem Papa, das durfte ich aber nicht anfassen. Also spielte ich als Jugendlicher mit dem Portastudio herum. Motivation gab mir Bruce Springsteen, der sein Nebraska Album auf einem Portastudio zu Hause aufnahmen. Ich liebe dieses Album.

Vier getrennte Audiospuren auf einer Kassette, aber nur in einer Laufrichtung – das war die Herausforderung. Und die Möglichkeiten der vier Spuren waren der Hammer. Aufgenommen wurde alles auf eine Audio-Kassette. Ich habe noch einen Stapel C60 Kassetten von BASF ungeöffnet im Keller. Ich erinnere mich noch, dass es unter uns Jugendlichen immer einen Streit gab, welche Kassette nun die beste sein: Eisen, Chromdioxid und was es noch gab. Ich verwendete meist die C90, da passte eine LP auf eine Seite. Die C60 waren bei mir nur für Elvis-Platten, denn die waren kürzer. Die C120 konnte ich mir nicht leisten und es gab auch das Gerücht, dass sie beim Umspulen schneller reißen würden.

Nun will Tascam an die alten Zeiten anknüpfen und die zahlreichen Portastudio-Geräte am Markt mit neuen Bändern versorgen. Die Portastudio-Geräte erzielen bei eBay und Co noch immer sehr hohe Preise und scheinen unverwüstlich zu sein. Die MASTER 424 Studio Cassette ist eine C60-Kassette und soll erst mal nur in den USA erhältlich sein.

Für mich steht fest: So sehr ich Retro bin, so sehr bin ich auch Realist. Ich kaufe mir keine Kassettenrekorder und keine Kassetten mehr. Aber vielleicht entstaube ich meinen Recorder Sony TC-D5 M, reinige ihn und bestücke ich ihn mit neuen Batterien. Das Ding ist für mich ein Schlachtross der Audio-Reporter, wobei ich es persönlich mehr für die Vertonung von Super 8-Filmen genutzt habe. Und da sagt man ja auch, Super 8 stehe vor einem Comeback.

Das Ende der Kompaktkassette

20. Juli 2010

Ich weine der Audio-Kassette keine Träne nach. Vor kurzem habe ich gelesen, dass die Produktion der Audio-Kassette eingestellt wurde – zumindest in Niedersachsen bei Pallas. Die Kompaktkassette gehört damit der analogen Vergangenheit an. Aus, Schluss, Ende, vorbei. MP3 oder optische Datenträger haben die Kassette gekillt. Hier haben wir zum Beispiel die Sony C-90 HF Audiokassetten (90min) 5er Pack

Ich erinnere mich vor allem an Bandsalat, wenn das Band mal wieder gerissen ist. Mit einem Bleistift oder Kugelschreiber im Transporträdchen wollte ich das Band aufwickeln. Meist vergebens, gleich wegwerfen wäre besser gewesen. Was gab es nicht alles: Chrome, Eisen/Ferro oder ganz teuer Metallbänder. Meine erste Schneider-Kompaktanlage – das Geld dafür bekam ich von meiner Konfirmation – hatte nur eine Taste Chrom an/aus. Den Genuss von Reineisenbändern hatte ich nie bei meinen Kassetten. Später kamen Kassettendecks von JVC hinzu. Vor allem ein Doppeltape-Deck hatte es mir angetan – zum Kassettenkopieren. Theoretisch, denn praktisch habe ich es meiner Erinnerung nach nur einmal gemacht. Es war bei Queen: Flash – auch eine schreckliche Aufnahme. Ich habe in der Regel Kopien von meinen Schallplatten auf Kassette gezogen, um Mucke fürs Auto zu haben. Im Handschuhfach flogen die Dinger durch die Gegend. Aufnahmen vom Radio mochte ich nicht, denn die DJs quatschten oftmals in den Song oder blendeten ihn zu früh aus. Ganz schlimm waren auf Bayern 3 die Verkehrsdurchsagen, die mitten in einen Song platzen. Ich hab noch eine Beatles-Aufnahme mit einer Stauwarnmeldung vor Marktheidenfeld.

Damit ist jetzt Schluss. Ich habe nie bespielte Audiomusikkassetten gekauft und auch als Kind waren mir Märchenkassetten ein Ekel. Ich wollte Vinyl und hab davon zum Leidwesen meiner Frau noch Tonnen im Keller. Während ich Kassetten sofort wegwarf, hüte ich LPs wie meinen Augapfel. Auch meinen Kindern bleiben Kassetten erspart. Sie setzen gleich auf MP3 und den iPod. Ich habe sogar noch einen 10er Pack Audiokassetten im Keller gefunden. Originalverpackt von TDK, Chrome – ich werde sie entsorgen.

Meine Quelle ist pleite

22. Oktober 2009

Die Quelle ist pleite und obwohl sich die bayerische Politik gegen dieses Faktum wehrt, hat der Markt bereits entschieden. Da nutze es nichts, dass Ministerpräsident Horst Seehofer den Druckauftrag für den letzten Katalog quasi persönlich gab und mit Steuergeldern die Quelle unterstützte. Der Markt hat entschieden, so hart es klingt. Ein Unternehmen wie Quelle hat den Anschluss an die Moderne verpasst. Die Mitarbeiter haben einen guten Job gemacht, versagt hatte die Konzernleitung, die den Laden nicht umgebaut hat. Sagt mal, wofür bekommt ihr eure Gehälter?

Als ob Onlinehandel und verändertes Kaufverhalten nicht zu bemerken sind. Darf ich vorstellen, es gibt da zum Beispiel eine kleine US-Firma. Sie heißt Amazon. Schon mal davon gehört? Ich tu mich schwer, der Quelle richtig nachzuweinen und hier meine ich ausdrücklich nicht die Mitarbeiter. Wie viele kleine Einzelhändler hat Quelle, Karstadt und Co platt gemacht und keiner außer den betroffenen Familien hat geweint. Bei den Kleinen ist keine Staatsknete geflossen. Aber zurück zur Quelle.

Mit der Quelle bin ich aufgewachsen. Meine Eltern waren begeisterte Quelle-Kunden. Der Quelle-Katalog kam ins Haus und dann begann familienintern die Auswahl. Ab und zu fuhr die ganze Familie nach Fürth und kaufte im riesigen Kaufladen direkt ein. Mein Kumpel Bert ist sogar mal Lastwagen für die Quelle gefahren und mein Kumpel Thomas arbeitete in der EDV als es noch Bandmaschinen gab. Unser Heim hatte zahlreiche Quelle-Geräte im Einsatz. Ich glaube, die Eigenmarken hießen Universum und Privileg. Coole Namen aus einem vergangenen Jahrtausend. Meine erste elektrische Schreibmaschine kam von der Quelle und auf ihr tippte ich meine Facharbeit. Sie hatte sogar ein Korrekturband, so dass Tippex nicht mehr gebraucht wurde. Die Maschine hatte eine Schnittstelle und es gelang mir als Schüler später meinen C64 an diese Maschine anzuschließen. Nur die Umlaute ä, ü, ö und das ß wurden nicht gedruckt.

Quelle hatte bei mir aber Schaden als Jugendlicher genommen. Ich wollte unbedingt einen Sony Walkman haben. Das Ding war eine Revolution für mich. Meine Musik auf Kassette immer dabei, immer am Mann. Der Walkman war das Statussymbol in der Schule. Meinen Eltern teilte ich diesen Wunsch mit und ich bekam zu Weihnachten ein mobiles Kassettenabspielgerät der Quelle-Marke Universum. Es hatte sogar noch ein Radioteil und war eigentlich besser ausgestattet als der ersehnte Walkman. Doch es war kein Walkman. Meine Eltern kauften bei der Quelle und da gab es kein Sony.

Doch das war einmal. Quelle ist Geschichte. Etwas Neues kommt nach.