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Graf Zaroff – Genie des Bösen (1932) und Vampyr (1932) – Rückblick auf meine Matinee

17. März 2025

Zwei Klassiker des phantastischen Film präsentierte ich als Double Feature in meiner phantastischen Matinee im Scala Fürstenfeldbruck: Graf Zaroff – Genie des Bösen (1932) und Vampyr (1930).

Die erste Menschenjagd
Der Film The Most Dangerous Game (dt. Graf Zaroff – Genie des Bösen) aus dem Jahr 1932 ist ein wegweisender Thriller, der auf der Kurzgeschichte The Most Dangerous Game (1924) von Richard Connell basiert.

Mit seiner düsteren Atmosphäre, der packenden Handlung und den intensiven Charakteren hat der Film bis heute einen bedeutenden Einfluss auf das Thriller- und Horrorgenre. Besonders bemerkenswert ist, dass viele Elemente dieses Films in späteren Werken wiederaufgenommen wurden, sei es in modernen Survival-Thrillern oder in Variationen des „Menschenjagd“-Motivs.

Die Geschichte dreht sich um den berühmten Großwildjäger Bob Rainsford (gespielt von Joel McCrea), der nach einem Schiffsunglück auf einer abgelegenen Insel strandet. Dort trifft er auf den exzentrischen russischen Aristokraten Graf Zaroff (Leslie Banks), der ihn in sein luxuriöses Schloss einlädt. Rainsford entdeckt bald, dass er nicht der einzige Schiffbrüchige ist: Die schöne Eve (Fay Wray) und ihr betrunkener Bruder Martin (Robert Armstrong) wurden ebenfalls von Zaroff aufgenommen. Hier mein Vortrag:

Vampyr (1932) von Carl Theodor Dreyer
Für mich ist der Film neben Nosferatu von 1922 einer der besten Vampyr-Filme überhaupt.

Carl Theodor Dreyers Vampyr aus dem Jahr 1932 ist ein bedeutender Filmklassiker des frühen Tonkinos, der zwischen Stummfilm-Ästhetik und experimentellen Tonsequenzen changiert. Obwohl der Film seinerzeit bei Kritik und Publikum eher verhalten aufgenommen wurde, gilt er heute als wegweisendes Werk des Horror- und Fantasy-Genres. Hier mein Vortrag:

Übergang vom Stumm- zum Tonfilm
Vampyr entstand in einer Phase des Umbruchs in der Filmindustrie. Der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm war Ende der 1920er-Jahre bereits in vollem Gange. Viele Regisseure, die sich künstlerisch im Stummfilm etabliert hatten, standen nun vor der Herausforderung, die Möglichkeiten des Tons entweder behutsam oder radikal einzusetzen. Carl Theodor Dreyer, der bereits mit Werken wie Die Passion der Jungfrau von Orléans (1928) großes Ansehen erlangt hatte, musste nun neue Wege der filmischen Erzählung beschreiten.

Double Feature der phantastischen MatineeGraf Zaroff – Genie des Bösen (1932) und Vampyr (1932)

28. Februar 2025

Zwei Klassiker des phantastischen Film präsentiere ich als Doule Feature in der phantastischen Matinee am Sonntag, 2. März, im Scala Fürstenfeldbruck: Graf Zaroff – Genie des Bösen (1932) und Vampyr (1930). Beginn ist 10:45 Uhr und Karten gibt es hier.

Die erste Menschenjagd
Der Film The Most Dangerous Game (dt. Graf Zaroff – Genie des Bösen) aus dem Jahr 1932 ist ein wegweisender Thriller, der auf der Kurzgeschichte The Most Dangerous Game (1924) von Richard Connell basiert.

Mit seiner düsteren Atmosphäre, der packenden Handlung und den intensiven Charakteren hat der Film bis heute einen bedeutenden Einfluss auf das Thriller- und Horrorgenre. Besonders bemerkenswert ist, dass viele Elemente dieses Films in späteren Werken wiederaufgenommen wurden, sei es in modernen Survival-Thrillern oder in Variationen des „Menschenjagd“-Motivs.

Die Geschichte dreht sich um den berühmten Großwildjäger Bob Rainsford (gespielt von Joel McCrea), der nach einem Schiffsunglück auf einer abgelegenen Insel strandet. Dort trifft er auf den exzentrischen russischen Aristokraten Graf Zaroff (Leslie Banks), der ihn in sein luxuriöses Schloss einlädt. Rainsford entdeckt bald, dass er nicht der einzige Schiffbrüchige ist: Die schöne Eve (Fay Wray) und ihr betrunkener Bruder Martin (Robert Armstrong) wurden ebenfalls von Zaroff aufgenommen.

Inhalt von Graf Zaroff
Doch bald offenbart sich Zaroffs dunkles Geheimnis: Der Graf hat die Jagd auf Tiere satt und hat ein neues, viel gefährlicheres Wild entdeckt – den Menschen. Er entlässt seine Gäste in den Dschungel der Insel und gibt ihnen eine kurze Frist, sich zu verstecken. Danach beginnt seine mörderische Jagd. Wer es bis zum Morgengrauen überlebt, darf gehen – doch bisher ist niemand entkommen. Es folgt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel.

Vampyr (1932) von Carl Theodor Dreyer
Für mich ist der Film neben Nosferatu von 1922 einer der besten Vampyr-Filme überhaupt.

Carl Theodor Dreyers Vampyr aus dem Jahr 1932 ist ein bedeutender Filmklassiker des frühen Tonkinos, der zwischen Stummfilm-Ästhetik und experimentellen Tonsequenzen changiert. Obwohl der Film seinerzeit bei Kritik und Publikum eher verhalten aufgenommen wurde, gilt er heute als wegweisendes Werk des Horror- und Fantasy-Genres. Im Folgenden sollen Entstehung, Inhalt, formale Merkmale, thematische Schwerpunkte und der Einfluss des Films auf das spätere Kino beleuchtet werden.

Inhalt von Vampyr
Die Geschichte kreist um den Protagonisten Allan Gray (gespielt von Julian West), einen jungen Reisenden mit einer Vorliebe für Okkultes. Gray quartiert sich in einem abgelegenen Gasthof ein, wo er sogleich von unheimlichen Begebenheiten heimgesucht wird: Schatten bewegen sich scheinbar verselbstständigt, gespenstische Gestalten huschen durch die Flure. Eines Nachts taucht ein alter Mann in Grays Zimmer auf, der ihm ein Paket mit der Aufschrift „Öffnen Sie nach meinem Tod“ übergibt und verschwindet.

Als Gray dem Geheimnis auf den Grund gehen möchte, trifft er auf das nahegelegene Schloss, in dem der alte Mann scheinbar lebte. Dort findet er den Schlossherrn tödlich verletzt vor. Dessen Töchter, Léone und Gisèle, sind in Gefahr. Die mysteriöse Krankheit von Léone deutet bald auf eine vampirische Ursache hin: Eine alte Frau namens Marguerite Chopin und ein unheimlicher Arzt scheinen ein Komplott zu schmieden, um die Familie mit vampirischer Präsenz zu bedrohen. Im weiteren Verlauf muss Gray nicht nur dem Vampir zur Strecke helfen, sondern sich auch selbst in einem labyrinthischen Spiel aus Traum und Wirklichkeit zurechtfinden.

Unentrinnbaren Albtraum
Typisch für den Film ist eine episodische, fast bruchstückhaft wirkende Erzählweise. Viele Szenen wirken wie ein Zustand zwischen Wachen und Schlafen, was durch ungewöhnliche Montagen und Bildkompositionen unterstrichen wird. Die Figur Allan Gray gerät ständig in Situationen, in denen nicht klar ist, ob er träumt oder ob das Gezeigte real ist. Diese Ambivalenz verstärkt den Eindruck eines unentrinnbaren Albtraums.

Ich freue mich sehr, diese seltenen Filme besprechen und zeigen zu können und hoffe auf ein interessiertes Publikum. Karten gibt es hier.

Tanz der Vampire (1967) – Rückblick auf meine Matinee

31. Januar 2025

„Tanz der Vampire“ ist ein Meisterwerk, das mit seinem einzigartigen Stil und seiner Mischung aus Grusel und Humor begeistert. Roman Polanski gelingt es, die Traditionen des Vampirfilms zu ehren und gleichzeitig zu persiflieren. Die grandiose visuelle Gestaltung, die einprägsame Musik und die exzellente Besetzung machen den Film zu einem Erlebnis. Ich habe diesen Film in meiner jüngsten phantastischen Matinee im Januar im Scala Kino gezeigt. Am 9. Februar geht es weiter mit Train to Busan – Karten gibt es hier.

„Tanz der Vampire“ ist eine meisterhafte Mischung aus Horror und Komödie, die sich sowohl als Hommage an klassische Vampirfilme versteht, als auch eine liebevolle Parodie auf deren Klischees darstellt. Roman Polanski, der nicht nur Regie führte, sondern auch eine Hauptrolle übernahm, schuf mit diesem Werk einen Film, der sich zeitlos und vielschichtig präsentiert. Hier mein Vortrag:

Die Geschichte beginnt mit dem schrulligen Professor Abronsius (Jack MacGowran) und seinem jungen Assistenten Alfred (Roman Polanski), die ins verschneite Transsilvanien reisen, um Vampire zu erforschen. Ihre Reise führt sie in ein abgelegenes Wirtshaus, das von abergläubischen Dorfbewohnern bewohnt wird, die unweigerlich in Verbindung mit einem nahegelegenen Schloss gebracht werden – dem Domizil des geheimnisvollen Graf von Krolock (Ferdy Mayne).

Tanz der Vampire (1967) – Phantastische Matinee am Sonntag, 19.Januar im Scala

17. Januar 2025

„Tanz der Vampire“ ist eine meisterhafte Mischung aus Horror und Komödie, die sich sowohl als Hommage an klassische Vampirfilme versteht, als auch eine liebevolle Parodie auf deren Klischees darstellt. Ich bespreche und zeige diesen Klassiker am Sonntag, 19. Januar um 10:45 Uhr in der phantastischen Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier. Roman Polanski, der nicht nur Regie führte, sondern auch eine Hauptrolle übernahm, schuf mit diesem Werk einen Film, der sich zeitlos und vielschichtig präsentiert.

Die Geschichte beginnt mit dem schrulligen Professor Abronsius (Jack MacGowran) und seinem jungen Assistenten Alfred (Roman Polanski), die ins verschneite Transsilvanien reisen, um Vampire zu erforschen. Ihre Reise führt sie in ein abgelegenes Wirtshaus, das von abergläubischen Dorfbewohnern bewohnt wird, die unweigerlich in Verbindung mit einem nahegelegenen Schloss gebracht werden – dem Domizil des geheimnisvollen Graf von Krolock (Ferdy Mayne).

„Tanz der Vampire“ besticht durch seine außergewöhnliche visuelle Gestaltung. Die verschneiten Landschaften, das schummrige Licht und die gotischen Schlosskulissen schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre, die klassische Horrorfilme der 1930er- und 1940er-Jahre zitiert. Gleichzeitig verwendet Polanski eine brillante Bildsprache, die die Ernsthaftigkeit des Genres untergräbt und die komödiantischen Elemente verstärkt.

„Tanz der Vampire“ ist ein Meisterwerk, das mit seinem einzigartigen Stil und seiner Mischung aus Grusel und Humor begeistert. Polanski gelingt es, die Traditionen des Vampirfilms zu ehren und gleichzeitig zu persiflieren. Die grandiose visuelle Gestaltung, die einprägsame Musik und die exzellente Besetzung machen den Film zu einem zeitlosen Erlebnis.

Ob als Hommage an klassische Horrorfilme oder als eigenständige Horrorkomödie – „Tanz der Vampire“ bleibt ein unverzichtbarer Film für alle, die das Genre lieben und sich gerne zwischen Schaudern und Lachen verlieren. In meinem Vortrag werde ich über die Bedeutung des Films berichten und den Vampir als Dekonstruktion der Gesellschaft entlarven. Karten gibt es hier.

Filmkritik: Nosferatu – der Untote

3. Dezember 2024

Nein, ein Murnau ist und kann es nicht geworden sein, dazu war die Sinfonie des Grauens für die Filmgeschichte einfach zu wichtig. Aber Robert Eggers hat aus dem Thema einen angsteinflößenden, obzessiven Vampirfilms gemacht, der mich auf vielfältige Weise intellektuell und emotional berührt hat. Eggers Nosferatu – der Untote ist ein eindringlicher Film nach den Motiven Bram Stokers geworden, der sexualisierter als Murnnau oder Herzog das Drama in Szene setzt. Premiere fand übrigens in Berlin statt, wie zuvor Murnaus Film vor 102 Jahren. Leider hab ich keinen Interviewslot bekommen.

Die Kamera von Jarin Blaschke setzt konsequent auf eine Zentralperspektive und fängt so das Schauspielkino in faden, fast schwarzweißen Bilder ein. Color Grading macht es möglich. Oft werden Bilder der Romantik gezeigt, ein Kamerabild des Expressionismus wie in der Vorlage wird nicht angestrebt. Die Optiken haben sich in den vergangenen Hundert Jahren verbessert. Bis der Graf zu erkennen ist, wird viel auf eine geringe Tiefenschärfe eingesetzt, bei dem einzig die langen Finger mit alten Nägeln fokussiert sind. Das Symbol der Hände zieht sich durch ganzen Film, suchende Hände, verlangende Hände, grausame Hände, oft in Begleitung der mahnenden Worte „er wird kommen“.

Von Beginn an verbreitet der Film eine depressive Stimmung der Angst und der Hoffnungslosigkeit. Obwohl der Stoff ja allbekannt ist, gelingt es Eggers immer wieder neue Szenen des Grauens zu erzeugen. Wer sich wirklich Zeit nimmt für die Geschichte, wer sich die Zeit nimmt, sich auf die Bilder, die Musik einlässt, wird einen Schauerfilm mit gotischen Elementen entdecken und eine besondere Faszination zum Film entwickeln. Und es werden Motive verwendet, die wir Fans des Schauerfilms so lieben. So beginnt und endet der Film mit der schwarzen Katze Greta und wird auch bei dem Besuch beim okkulten Wissenschaftler Prof Albin (!) Eberhart von Franz (hervorragend Willem Dafoe) wieder aufgenommen. Albin Grau lässt grüßen.

Eggers ist ja Vertreter des Folk-Horrors und so dürfen die folkloristischen Elemente nicht fehlen, wie die Suche nach einem Vampir auf einem Friedhof durch eine nackte Schönheit auf dem Pferde. Das Pferd kann nicht über das Grab eines Untoten steigen und so wird ein begrabener Vampir entdeckt und gepfählt – eine schöne Interpretation des Themas durch Eggers,

Natürlich interessiert den Fan die Rolle des Vampirs, des Untoten. Hier muss sich Bill Skarsgárd mit Max Schreck und Klaus Kinski als Orloks Namensvetter messen lassen. Skarsgárd macht nicht mit Eggers den Fehler und versucht eine Kopie dieser Darstellungen zu erreichen, sondern er bringt eine tierische, brutale, untote Version des Vampirs auf die Leinwand. Im englischen Original kommt die Stimme Skarsgárd aus den tiefen eines Grabes, die deutsche Version habe ich (noch) nicht gehört. Es ist ein grausamer, unbarmherziger Ton mit schweren Atmen. Der Vampir wird nicht edel dargestellt wie in den Dracula-Versionen von Bela Lugosi, Christopher Lee oder Frank Langella oder Gary Oldman. Von deren Eleganz ist bei Bill Skarsgárd keine Spur zu sehen und auch das Leiden von Kinski weicht dem brutalen Terror und dem Wahn der Worte „du kannst nicht lieben.“ Der Vampir wird hier zum Tier und nicht zum Gentleman. Das zeigt sich auch in der Opferszene. Der Vampir beißt nicht in den Hals, wie seine filmischen Vorgänger, sondern saugt das Blut, die Energie aus der Brust der Schönheit. Dabei wird der Körper aufgerissen, wie bei der Attacke eines Tieres.

Ellen Hutter, dargestellt von Lily-Rose Deep, ist Opfer und Heldin zugleich. Verletzlich und schockiert erkennt sie das Schicksal ihrer Mission der Opferung und lockt den Grafen bis zum Hahnenschrei in ihr Bett. Sie gibt sich hin und rettet dadurch ihre rattenverseuchte Heimatstadt Wisbourg. Versteckt und offen wird hier eine Sexualität gezeigt, wie sie ins viktorianische Zeitalter nur schwerlich vorstellbar war, Hier schafft es Eggers die verklemmte Sexualmoral von Bram Stokers in den Fokus zu stellen, die in Wahrheit eine triebgesteuerte Obsession ist, obwohl von Liebe gesprochen wird.

Auf der anderen Seite verbeugt sich Eggers vor den großen Bildern der Vorgänger. Wir finden Motive von Murnau und Herzog. Der Spaziergang durch die mit Kreuzen versetzten Dünen sind das eine, die Fahrt mit der Kutsche am Borgo-Pass ist die erste Schlossszene bei Tod Browning. Das Motiv der Ratten erschreckt heute keinen mehr, wie noch zu Murnaus Zeiten als Symbol der Wirren von Weimar oder bei Herzog als Zeichen des kalten Kriegs. Das ist vielleicht ein Manko des Films, dass die Symbole der Vergangenheit in dieser Neuinterpretation nicht mehr funktionieren, trotz der Analogien Spanische Grippe oder Aids mit Corona oder Inflation des Geldes. Daher legt Eggers wohl eher seinen Schwerpunkt auf den inneren Kampf der Darsteller mit Besessenheit, Liebe und schlechter Träume.
Das Betreten des Schlosses, das erste Mahl mit dem Grafen, überall zitiert Eggers ohne zu kopieren. Der Fan sitzt im Kinosessel, erkennt, nickt und genießt. Eggers hätte so gerne seinen Film im Zeitalter des Expressionismus gedreht, aber dafür kommt er 102 Jahre zu spät, obwohl er seine Bilder in Szene zu setzen weiß.

Die Motive der Hand, die nach der Weiblichkeit sucht, waren bei Murnau, bei Herzog und nun auch bei Eggers zu sehen und zu genießen. So macht Kino Spaß, wenn Vorgängerfilme zitiert und interpretiert werden. Eggers ist ein Könner seines Genres.

Persönlich war mir die Interpretation von Exozist, auch schon 50 Jahre alt, zu weit gegangen. Wenn Art Professor von Franz die besessen Ellen untersucht und sich der Dämon zeigt, sehe ich in erster Linie Linda Blair und Max von Sydow und nicht Lily-Rose Deep und Willem Dafoe.

Also Nosferatu – der Untote kommt nicht an Friedrich Wilhelm Murnaus Vorbild Nosferatu – eine Sinfonie des Grauens heran, steht mindestens gleichberechtigt neben Werner Herzogs Nosferatu – Phantom der Nacht. Es ist eine schaurige Verbeugung vor der Kathedrale des deutschen Films, wie Herzog einsmals Murnaus Meisterwerk bezeichnet hat. Und es ist endlich wieder ein Vampirfilms, der richtig Angst macht. Mein Tipp: Lasst euch auf Nosferatu – der Untote ein, lasst euch nicht ablenken vom Popcorn und vom Smartphone und genießt einen grauenhaften Kinofilm (und das meine ich positiv)

Dracula im Film (35): Die letzte Fahrt der Demeter

11. August 2023

Endlich, endlich wieder ein Dracula, den wir als Fan ernst nehmen können: atmosphärisch dicht, schonungslos brutal – ein Film, der den Fürst der Finsternis viel Ehre macht. Die letzte Fahrt der Demeter ist ein gelungenes Kammerspiel, ein Spiel mit Beklemmung und Angst. Vielleicht eine Art Alien auf einem Segelschiff, nur dass das Alien Dracula ist und das Schiff Demeter statt Nostromo heißt.

Und ab jetzt kommen Spoiler.
Der Film von André Øvredal hält sich im großen und ganzen an die literarische Vorlage von Bram Stoker. Er beschreibt die Reise Draculas von Transsilvanien nach London. 24 Kisten mit Erde werden im Bauch der Demeter verladen, darunter auch eine Kiste mit dem Drachen-Symbol des Grafen. Das Schiff nimmt die Reise auf und die Besatzung wird Zug um Zug dezimiert. Das Logbuch des Captains zeugt vom verzweifelten Kampf gegen das blutrünstige Monster, gegen die Vorurteile der Seemänner und deren Ängste. Es ist auch ein Kampf der Wissenschaft in Person des Arztes mit dem religiösen Glauben und Aberglaube – wunderbar eingefangen, ohne dass eine Partei bloßgestellt oder gar lächerlich gemacht wird.

Es ist ein ernsthafter Film ohne den üblichen überflüssigen Comic-Relief-Jokes. Vielleicht ein wenig zuviel Jump Scares zu Beginn, aber erträglich um die Atmosphäre nicht zu zerstören. Bei Erfolg des Films wird eine Fortsetzung in der Carfax Abbey angedeutet- zu wünschen wäre es der Produktion. Der Graf mit Wolfstock und Fledermaus-Ohren.

Dracula selbst ist kein Gentleman wie Bela Lugosi, Christopher Lee oder gar Frank Lagalla. Dracula ist eine erschreckende Hommage an die Nosferatu-Darstellungen von Friedrich Wilhelm Murnau oder Werner Herzog – Max Schreck und Klaus Kinski sind gegenwärtig, aber ohne deren romantischen Leidenschaft.

Vielleicht zeigt sich hier mehr der erbarmungslose Vampir aus Brennen muss Salem gemischt mit einer Fledermaus. Der Spanier Javier Botet spielt Dracula. Auch die Opfer des Grafen werden zu Dienern gemacht. Ihre Vernichtung durch die Sonne tut dem Zuschauer richtig weh und ist eindrucksvoll gemacht.

Interessant ist, dass der Film die Regel bringt, dass sympathische Kinder und treue Tiere in einem Film immer davonkommen. Da hilft ihnen auch ein Kreuz als christliches Symbol gegen Vampire nichts. Sehr schön ist die Szene als ein Diener des Grafen die Tür zur Kabine des Kapitäns mit dem Kopf einschlägt und den Kopf hereinsteckt. Hier habe ich nur noch den Ausruf „Here’s Johnny“ erwartet, dann wäre die Hommage an Shining perfekt gewesen. Solche Anspielungen finden sich im ganzen Film, der meines Erachtens zu sehr mit der geringen Tiefenschärfe spielt, so dass der Hintergrund unscharf wird und Dracula dort herumwandern kann. Toll ist aber die expressionistische Atmosphäre, der Einsatz von Schatten und Wolken. Hier kommt ganz der alte Murnau durch und ich hab es genossen. 1922 noch in schwarzweiß, heute in blassen Farben, als ob Herzog daran beteiligt war.

Aus der literarischen Vorlage, Diener ein paar Seiten umfasst, wurde ein ganzer Spielfilm. Ich hab mir die Geschichte vor dem Filmbesuch noch einmal in der Coppenrath-Schmuckausgabe nachgelesen. Hier das Video zu dieser Dracula-Ausgabe.

Da haben Drehbuchautor Bragi F. Schut und Regisseur André Øvredal noch einiges an Stoff gebraucht, um die Geschichte aufzublasen. Neu hinzu kommen beispielsweise der Held des Films, der Schiffsarzt Clemens (Corey Hawkins) sowie die Frau Anna (Aisling Franciosi) an seiner Seite. Sie ist eine Art Reiseproviant für Dracula, der gleich mal in die Kisten von Dracula dazu gepackt wurde.

Der Score wurde von Bear McCreary beigesteuert. Er ersetzte Thomas Newman, aus welchem Grund auch immer. Ich bin kein so richtiger Fan von McCreary, der sich einen Namen durch TV-Produktionen gemacht hat. Aber vielleicht muss ich mich noch reinhören. Den Score habe ich bisher nur als Stream entdeckt ud hoffe auf eine Vinyl-Veröffentlichung.

Für mich ist der Film ein absoluter Muss für Fans des Grafens. Endlich mal ein Horrorfilm, der ernsthaft daherkommt.

Der Vampirfan in mir freut sich auf neues (Film-)Futter

14. April 2023

Als Fan des Grafen Dracula stehen dieses Jahr zwei Pflichttermine auf meinem Kinoprogramm: Renfield und The Last Voyage of the Demeter.

Bei Renfield bin ich mir unsicher, ob ich den Film mag. Zum einen ist es eine Horrorkomödie, zum anderen spielt da Nicolas Cage mit. Renfield von Regisseur Chris McKay, basiert lose auf dem Roman Dracula des irischen Schriftstellers Bram Stoker, wurde von US-Kritikern unterschiedlich bewertet. Es gibt nur wenige Filme, die ich mit Nicolas Cage mag, darunter beispielsweise 8 mm. Aber ich will ihm als Dracula mal eine Chance geben und freue mich über seine überzogene, eilte Darstellung.

Um was geht es? Renfield (Nicholas Hoult) ist Diener des Grafen Dracula (Nicolas Cage) und diesem eben überdrüssig. Daher schließt er sich einer Selbsthilfegruppe an, lernt die Verkehrspolizistin Rebecca Quincy (Awkwafina) kennen und möchte dem Zwang der absoluten Abhängigkeit Draculas entkommen. Das scheint dann doch nicht einfach zu sein. Der Trailer verspricht einen schönen Auftritt Dracula und leider auch typische Hollywood-Humorsprüche. Naja, anschauen werde ich ihn mir ab 25. Mai pflichtbewusst. Zumindest Dracula sieht ganz anständig aus. In meinem Lieblingskino Scala Fürstenfeldbruck hängt schon das Plakat.

Deutlich mehr Hoffnungen setzte ich auf The Last Voyage of the Demeter, der im August ins Kino kommt. Der Trailer verspricht Atmosphäre. Die Überfahrt Draculas von Rumänien nach England kommt ja kaum in Filmen vor – eine lobende Ausnahme ist Nosferatu. Ich habe mir immer das Grauen ausgemalt, wie es auf dem Schiff Demeter zugegangen ist.

Basierend auf einem einzigen Kapitel „The Captain’s Log“ aus Bram Stokers klassischem Roman Dracula erzählt The Last Voyage of the Demeter die Geschichte des Handelsschiffs Demeter, das gechartert wurde, um private Fracht – fünfzig nicht gekennzeichnete Holzkisten – von der Carpathia nach London zu transportieren. Und wir wissen ja, dass in den Kisten der böse Graf lauert.

Seltsame Ereignisse ereignen sich, als die dem Untergang geweihte Besatzung versucht, die Seereise zu überleben, wobei sie jede Nacht von einer unbarmherzigen Präsenz an Bord des Schiffes verfolgt wird. Als die Demeter schließlich vor den Küsten Englands ankommt, ist sie ein verkohltes, verlassenes Wrack. Von der Besatzung gibt es keine Spur.
In den Hauptrollen spielen Corey Hawkins (In the Heights, Straight Outta Compton) als Clemens, ein Arzt, der sich der Demeter-Besatzung anschließt, Aisling Franciosi (Game of Thrones, The Nightingale) als unfreiwilliger blinder Passagier, Liam Cunningham (Game of Thrones, Clash of the Titans) als Kapitän des Schiffes und David Dastmalchian (Dune, Ant-Man) als Erster Offizier der Demeter.

Dracula im Film (33): The Lost Boys (1987)

24. Januar 2023

Mit Filmen aus Ende der achtziger Jahre tue ich mich grundsätzlich immer schwer: Der Look, die Mode, die Musik, die Frisuren, der Humor – alles grausam und dennoch habe ich mir mal wieder den Vampirfilm ohne Dracula The Lost Boys aus dem Jahre 1987 angetan.

Sobald ich meine 80er Phobie überwunden hatte, konnte ich den Film von Joel Schumacher ein wenig genießen – und das liegt daran, dass ich die Spielberg Produktion Die Goonies von 1985 mag. Bei den Goonies führte Richard Donner Regie, der bei Lost Boys dann Produzent war. Das Schema wurde übertragen, denn was einmal Erfolg hatte, muss wieder Erfolg haben. Heraus kam ein unterhaltsamer Vampirfilm, der als cooler Jugendstreifen beginnt, aber sich dann in Einzelszenen zum harten Vampirfilm mausert.

Das liegt vor allem an Hauptdarsteller Kiefer Sutherland in einer seiner ersten Rollen. Und Kiefer Sutherland kann einfach schauspielern und interpretiert den Chef einer jugendlichen Vampirgang phänomenal. Auch das Duo Corey Feldman und Corey Haim als Edgar und Allan Frog (wunderschöner Namenshumor) bringen Pepp in den Film, wie einst schon Feldman bei den Goonies und weiteren Filmen des Duos.

Tagsüber schlafen sie. Nachts jagen sie auf Motorrädern durch die Vergnügungsanlagen des Küstenstädtchens Santa Clara: Die Lost Boys eine Gang moderner Vampire. Michael, mit Mutter und Brüderchen frisch in diese Gegend gezogen, gerät in die Fänge dieser beißenden Herren der Finsternis. Doch Bruder Sam verbündet sich mit den ausgebufften Vampirjägern Edgar und Allan Frog, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Der Kampf mit Holzpflöcken und Weihwasser in Spritzpistolen beginnt.

Die ganze Sache hat keinen großen Tiefgang, aber essend viele nette Details wie eben Edgar Allan Poe oder ein Comic-Heft als Anleitung für Vampirjäger. Ein Doors-Verschnitt Echo & The Bunnymen singt das Titellied „People Are Strange“ und Jim Morrison hängt als Poster in der Vampirhöhle. Schön ist auch, dass sich das verworrene Drehbuch ein wenig an Bram Stoker verbeugt, wenn ein Vampir erst ins Haus eingeladen werden muss, damit er seine Macht über seine Opfer ausüben kann.
The Lost Boys macht in weiten Teilen Spaß, wenn nicht dieser schreckliche 80er Look wäre.

Dracula im Film (32): Nacht der Vampire (1970)

17. Januar 2023

Für mich ist die Nacht der Vampire der konsequente Wegbereiter der Nacht der reitenden Leichten, zudem eine Mischung aus Hexen-, Werwolf- und Vampirfilm, also ein bisschen von jedem etwas. Der Heuler ist ein typischer Vertreter des spanischen Horrorkinos der siebziger Jahre mit dem einheimischen Horrorfilmstar Paul Naschy (eigentlich Jacinto Molina). Er spielt mal wieder einen Werwolf, ich glaube bereits zum vierten Mal. Am besten fand ich ihn in „Die Vampire des Dr. Dracula“. Regie führte dieses Mal der ehemalige Zahnarzt Leon Klimovsky, der mit diesem Film seine Karriere als Low-Budget-Horrorfilm-Regisseur begründete.

Natürlich kommt Dracula in dem Film nicht vor, außer in einem Dialog der beiden Hauptdarstellerinnen, die sich auf der historischen Suche nach der Hexe Gräfin Wandessa Dárvula befinden.

Elvira (wir sehen hier wieder Gaby Fuchs, die wir aus dem heftigen Hexen bis aufs Blut gequält von 1969 kennen) reist mit ihrer Freundin Genevieve durch Frankreich und gemeinsam sind sie auf der Suche nach dem verlorenen Grab einer mittelalterlichen Mörderin, Hexe und Vampirin namens Gräfin Wandessa. Sie stoßen auf eine alte Burg, bewohnt von Waldemar Daninsky (Paul Naschy), der eigentlich ein Werwolf ist. Dieser lädt die Frauen dazu ein, so lange zu bleiben, wie sie wollen. Als Waldemar Elvira das vermeintliche Grab der Gräfin zeigt, erweckt Elvira diese zufällig zu neuem Leben und sie ist blutgieriger als je zuvor. Daninsky hat ja als Werwolf ein verborgenes Geheimnis, will seine Macht ausnutzen, um die Vampirin zu besiegen. Nach ein paar Gore-Effekte und einigen Toten wird die böse Vampirhexe besiegt und der Werwolf mit den Worten „Nun bist du für immer frei“ erlöst.

Weil wir ja 1970 als Drehzeit und Spanien als Drehort haben, gibt es von dem Film zwei Fassungen. Eine züchtige Fassung für den heimischen spanischen Markt und eine freizügige mit nackten Brüsten für die restliche Welt.
Ich hab den Film zuerst auf Super 8 gesehen, wo er als Zweiteiler mit den Titeln Nacht der Vampire und Die Orgie des Horrors erschienen ist. Erst dann kam die Bluray. Allerdings reicht die Super 8-Version vollkommen aus, die übrigens auf er Bluray vorhanden ist (was ich zu spät gemerkt habe)

Dracula im Film (31) Liebe auf den ersten Biss (1979)

28. Dezember 2022

Schlecht gealtert ist die Dracula-Verfilmung Liebe auf den ersten Biss. Als der Film 1979 in die Kinos kam, schaute ich ihn mir als Jugendlicher voller Lachen an und amüsierte mich köstlich. Jetzt kam ein Wiedersehen auf Bluray und ich konnte nur den Kopf schütteln bei den durchgehend schlechten Witzen. Und dennoch waren ein paar Anspielungen enthalten, die ich als Jugendlicher damals komplett übersah, jetzt aber freudig erkannte.

Der Film lebt im Grunde von dem Zusammenspiel zwischen Dracula (George Hamilton) und seinem Diener Reinfield (Arte Johnson), der wunderbar unterwürfig agiert. Dracula wird von den Kommunisten aus Rumänien vertrieben und reist in die USA auf der Suche nach der YellowPress-Schönheit Cindy Sondheim (Susan Saint James). Der Sarg wird verwechselt und es kommt zu zweideutigen Witzchen als Dracula in Harlem aus seinem Sarg steigt. Die Witze über Schwarze gehen weiter als Dracula als Fledermaus fast im Kochtopf einer schwarzen Familie landet. So etwas ging wohl 1979, aber sicherlich nicht heute. Auch böse ist die Reaktion Dracula beim Verlassen seines Schlosses an den Bauernpöbel: „Ihr dürft niemals vergessen: Ohne mich wird Transsylvanien ungefähr so aufregend sein wie eine politische Diskussion im Fernsehen!“

Naja, Dracula verführt die Schönheit Ihr Psychiater ist Dr. Jeff Rosenberg (Richard Benjamin), ein Nachfahre des Fritz (!) van Helsing, nimmt den Kampf auf und unterliegt. Dracula und Sandy fliegen als Fledermäuse durch die Nacht davon. Renfield nimmt das Flugzeug.

Nette Ideen: Rosenberg versucht den Vampir mit dem Davidstern statt mit dem christlichen Kreuz zu bekämpfen, scheitert aber ebenso wie das Abfeuern von Silberkugel auf den Vampir, weil die ja nur gegen Werwölfe helfen.

Aber wirklich lachen musste ich als Dracula-Fan, als sich Regisseur Stan Dragoti vor dem großen Dracula von 1931 mit Lugosi verbeugt. In einer Kneipenszene zischt George Hamilton wie sein Vorbild den legendären Satz: „Ich trinke niemals Wein.“ Und für mich der wirklich Höhepunkt ist das Ausleuchten des Gesichts. George Hamilton hat den gleichen ungarischen Akzent wie Lugosi (obwohl Dracula, ja aus Rumänien stammt) und wirklich genial ist die Lichtsetzung des Kameramanns Edward Rosson, der Hamiltons Gesicht genauso ausleuchtet wie es 1931 Karl Freund mit Lugosi Gesicht gemacht hat. Wirklich genial.

Ach ja, und wie im Vorbild sieht man bei Liebe auf den ersten Biss keine Vampirzähne.

Für seine Darstellung als Vampir muss man George Hamilton ein Lob aussprechen. Für das schlechte Drehbuch mit schlechten Witzen kann er nichts.