Posts Tagged ‘Texas’

Popcorn-Sarg für Nosferatu

2. April 2025

Heute kommt Nosferatu von Robert Eggers als Bluray auf den deutschen Markt. Ich habe mir die 4K-Version als Steelbook bestellt, weil den Vampirfilm sehr schätze. Über den Film habe ich mich ja bereits ausführlich geäußert. Weil ich so ein Fan des Vampirs bin, hat mir mein Kollege Markus Elfert von Filmreport ein besonderes Geschenk gemacht: Einen Sarg, der speziell für Nosferatu in den USA auf den Markt kam.

Er stammt von Alamo Drafthouse Cinema. In Deutschland ist das Unternehmen eher den Insidern bekannt. Meine US-Freunde aus New York kannten sie allesamt. Alamo Drafthouse Cinema ist eine US-amerikanische Kinokette, die 1997 von Tim und Karrie League in Austin, Texas, gegründet wurde. Sie ist bekannt für ihr einzigartiges Konzept, bei dem Speisen und Getränke während der Filmvorführungen serviert werden, sowie für ihre strikte Einhaltung von Kinoregeln wie der Vermeidung von Störungen durch Zuschauer.

Ursprünglich als kleines Repertoirekino mit einem Saal gestartet, entwickelte sich Alamo Drafthouse zu einer der innovativsten Kinoketten in den USA. Die Kette betreibt heute 42 Standorte in den USA, darunter in Texas, New York und Kalifornien. Geplant sind weitere Eröffnungen. Neben der Gastronomie bietet Alamo Drafthouse thematische Filmabende, Retrospektiven und interaktive Events.

Im Juni 2024 wurde Alamo Drafthouse von Sony Pictures Entertainment übernommen. Die Kette bleibt eigenständig, wird jedoch Teil der neuen Abteilung „Sony Pictures Experiences“. Ziel ist es, das Kinoerlebnis weiterzuentwickeln und kulturell zu stärken. Ich hab eigentlich immer Angst, wenn eine Major-Kette einsteigt, aber im Moment scheint es noch gut zu gehen.

Alamo Drafthouse gilt als Vorreiter im Bereich „Dine-In-Kinos“ und hat eine treue Fangemeinde aufgebaut. Es ist die siebtgrößte Kinokette Nordamerikas und ein Symbol für Innovation in der Kinobranche.

Beim Kinostart von Nosferatu in den Alamo Drafthouse Kinos wurde ein spezieller “Popcorn-Sarg” angeboten. Dieser exklusive Eimer war als Sarg gestaltet, gefüllt mit einem Plüsch-Ratte und einem Überraschungs-Andenken, speziell für die Veranstaltung “Nosferatu Beyond the Grave Screening” entwickelt

Der Sarg als Popcorn-Eimer wurde als Teil eines Trends für virales Marketing eingeführt, um Filme mit außergewöhnlichen und auffälligen Sammlerstücken zu bewerben. Der Nosferatu-Sarg sollte die düstere und ikonische Atmosphäre des Films widerspiegeln und gleichzeitig Sammler und Fans ansprechen. Solche Popcorn-Eimer dienen als kreative Merchandising-Artikel, die Aufmerksamkeit erregen und den Kinobesuch zu einem besonderen Erlebnis machen.

Die Reaktionen der Zuschauer auf ungewöhnliche Popcorn-Eimer, wie sie bei Filmpremieren oder speziellen Events angeboten werden, sind meist positiv und begeistert. Viele Fans sehen sie als Sammlerstücke und kreative Ergänzung zum Kinoerlebnis. Designs, die sich auf Filme oder Charaktere beziehen, gehen oft viral, da sie sowohl Nostalgie als auch Exklusivität ansprechen. Einige Zuschauer empfinden jedoch den Hype als übertrieben oder verstehen nicht, warum Popcorn-Behälter so beliebt geworden sind. Ich hab ein paar solcher Becher von Star Wars und Wall E in meiner Sammlung.

Die Toten von Waco vor 30 Jahren und Auswirkungen bis heute

21. April 2023

Nachdenklich wurde ich bei einem Online-Seminar, das ich zusammen mit meinem Kollegen Stefan Preis zum Thema zerrissenes Amerika gehalten habe. Mein Part war die Ereignisse von Jonestown (1978) und Waco (1993) zu rekapitulieren. Beide Ereignisse führten dazu, dass die USA ihre Regulierungen von religiösen Gruppen verschärft und einen größeren Fokus auf den Schutz von Menschenrechten und -freiheiten gelegt haben.

Die Ereignisse zu Waco Texas jähren sich jetzt zum 30. Mal. Ich hab die Ereignisse damals am TV verfolgt. Und wir wurde bewusst, wie sehr dass Misstrauen Teile der US-Bevölkerung gegenüber ihrer Regierung vorhanden sind. Und mir wurde bewusst, wie mit diesem Misstrauen gespielt wird. Trump zündelt wieder mal und seine Aktionen kommen an. Seine erste große Wahlkampfrallye für die kommenden Wahlen führte Trump Ende März nach Waco – also kurz vor dem 30. Jahrestag. Das Drama um die Davidianer sprach er nicht an. Aber er zeigte mit der Wahl des Ortes wohl doch, auf welche seiner Anhänger er nicht verzichten will.

Und mir wird vieles klar: Joe Biden, damals Senator, weist später alle Verantwortung der Regierung im Fall Waco zurück. Koresh und die Davidianer hätten sich selbst angesteckt und Selbstmord begangen. Das sei nicht die Regierung des demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton gewesen.

Erinnern wir uns an Waco: Der Vorfall von Waco begann am 28. Februar 1993, als eine Einheit des Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives (ATF) versuchte, eine Durchsuchungs- und Verhaftungsbefehl an der Ranch der Davidianer-Gruppe in der Nähe von Waco, Texas, zu vollstrecken. Die Davidianer waren eine religiöse Sekte, die von David Koresh geführt wurde, einem charismatischen Anführer, der sich selbst als den Messias bezeichnete. Die ATF-Beamten glaubten, dass die Davidianer illegal Waffen besaßen und möglicherweise terroristische Aktivitäten planten. Koresh behauptete, der Messias zu sein, und dass er von Gott auserwählt wurde, um die sieben Siegel der Offenbarung zu öffnen. Seine Anhänger glaubten, dass er übernatürliche Kräfte besaß und dass er der einzige Weg zur Erlösung war. Im Februar 1993 stürmte das FBI die Ranch der Branch Davidians in Waco, um Koresh und seine Anhänger wegen des Verdachts auf Waffenhandel und Kindesmissbrauch festzunehmen. Koresh, 33 Jahre alt, hält sich für einen Propheten. Seine Anhängerinnen und Anhänger hat er mit apokalyptischen Prognosen vom nahen Weltuntergang an sich gebunden. Alle Frauen der Gruppe reklamiert er für sich und schwängert sie – auch junge Mädchen.

Die Durchsuchung endete in einem blutigen Schusswechsel, bei dem vier ATF-Agenten und sechs Davidianer getötet wurden. Nachdem die ATF-Einheit besiegt wurde, belagerten FBI-Agenten das Anwesen und begannen einen 51-tägigen Konflikt mit den Davidianern. Während der Belagerung wurde das Anwesen mit lauten Musik und blendenden Lichtern beschallt, um die Davidianer zu desorientieren und zu erschöpfen. Am 19. April 1993 eskalierte die Situation, als das FBI beschloss, eine CS-Gas-Granate in das Anwesen zu werfen, um die Davidianer zur Aufgabe zu zwingen. Der Einsatz von CS-Gas ist umstritten, da es potenziell tödlich sein kann und die Davidianer Kinder im Gebäude hatten. Kurz nach dem Einsatz der Granate brach ein Feuer aus, das schnell das gesamte Gebäude erfasste. Insgesamt starben 76 Menschen bei dem Vorfall, darunter 25 Kinder und David Koresh selbst.

Der Vorfall von Waco löste in den USA und weltweit eine intensive Debatte über die Rolle der Regierung bei der Regulierung von Sekten, religiösen Gruppen und Waffengesetzen aus. Mit den Waffengesetzen hat sich ja nichts getan. Einige kritisierten die ATF- und FBI-Einsätze als übermäßig und unverhältnismäßig, während andere argumentierten, dass die Davidianer eine Bedrohung darstellten und dass die Regierung das Recht hatte, ihre Bürger zu schützen. Einige glaubten, dass die Belagerung und der Einsatz von CS-Gas ein vorsätzlicher Versuch waren, die Davidianer zu töten und zu vertuschen, was tatsächlich geschah. Es wurde auch behauptet, dass die Regierung die Davidianer wegen ihrer religiösen Überzeugungen verfolgte und dass dies ein Verstoß gegen die Religionsfreiheit darstellte. Für den Vortrag hab ich im Netz recherchiert und war erschrocken, welche Rolle Waco noch spielt. Ultrarechte Regierungskritiker, Anhänger des Rechts auf Waffenbesitz und andere selbsternannte Patrioten interpretieren für sich. Für sie war und ist Waco ein Aufruf, gegen die Regierung zu den Waffen zu greifen.

Die Folgen waren heftig: Timothy McVeigh, ein junger Ex-Militär, zündete am zweiten Jahrestag der Tragödie von Waco Bomben vor einem Regierungsgebäude in Oklahoma City. 168 Menschen starben, darunter viele Kinder. Und auch beim Sturm auf das Capitol spielte Waco eine Rolle. Neueste Ereignisse sind die Pentagon Leaks zur Ukraine: Leaker war Jack T.. Der Verräter ist gerade mal 21 Jahre alt. Der Nationalgardist, der US-Geheimdokumente geleakt haben soll, sei ein religiöser Waffenfan – einer, der der Regierung nicht traue, heißt es nach seiner Verhaftung. Sein Misstrauen sei durch ein Ereignis geprägt worden, das Jahre vor seiner Geburt stattfand: die blutige Erstürmung einer Ranch bei Waco in Texas durch die Regierung vor 30 Jahren.

Streaming-Tipp: Bei Netflix gibt es eine interessante Waco-Doku.

Stell dich deinen Ängsten: Ein gescheiterter Selbstversuch

6. August 2013

Die Psychologen sagen, man soll sich seinen Ängsten stellen. Ja, sie sagen es so einfach. Ich zum Beispiel habe richtig Muffensausen, wenn ich eine Achterbahn besteigen soll. Da kneife ich. Der Grund liegt nicht daran, dass ich Angst vor einem Unfall habe. Ich setze darauf, dass der deutsche TÜV die Sache im Griff hat und Materialermüdung rechtzeitig erkennt. Ich habe auch keine Angst vor irgendwelchen Unfällen, obwohl ich immer wieder lese, dass sich ein Sicherheitsbügel löst und ein Fahrgeschäftkunde aus dem Wagen fällt. War nicht gerade so ein Unfall in Texas?

Blick auf den Start der Drachenachterbahn und der Drachenjagd.

Blick auf den Start der Drachenachterbahn und der Drachenjagd.

Ich habe Angst vor der Geschwindigkeit und den auftretenden Kräften. Mein Kopf will diese Kräfte beherrschen, mein Körper kann es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich einfach nur Respekt habe vor hohen Geschwindigkeiten.

So auch vor kurzem im Legoland. Mutter und K2 sind verrückte Achterbahnfahrer, während Vater und K1 lieber den Spaß von außen betrachten. Dieses Mal wollte aber K2, dass die ganze Familie die Achterbahn besteigt. “Es ist gar nicht schlimm”, höre ich K2 sagen. Ja, ja. Und als noch meine Frau meinte, es sei wirklich total easy, packte ich mir ein Herz. Ich nahm allen Mut zusammen und bestieg die Drachenjagd im Legoland. Die Drachenjagd ist eine ganz einfache Achterbahn – keine Loopings oder Schnicknack. Von wegen ganz einfach. Der Schrecken kommt am Anfang. Es geht zu Beginn gleich hoch und dann mit Karacho in eine Steilkurve. Und da rutschte mein Herz schon in meine Hose. Es war weniger mein Herz als vielmehr der ganze Kerl. Die Fliehkräfte drückten mich in die Ecke des Wagens und ich verkrampfte. Keine Angst, übergeben und solche Sauereien passieren nicht. Ich stemmte mich unwillkürlich gegen die auftretenden Kräfte und verlor natürlich.

Die restliche Fahrt ist selbst für so ein Weichei wie mich auszuhalten. Es geht noch in ein paar langgezogene Runden, aber machbar. Was ich aber nicht wusste: Die Fahrt hat zwei Durchgänge und so musste ich meine Furcht nochmal in den Griff bekommen. Das erste Mal war schon schlimm, aber beim zweiten Mal wusste ich ja, welche Kräfte auf mich wirken. Ich musste meine Pein nocheinmal durchleiden.

Nach dem Aussteigen war mir doch etwas schwindelig. Um mich herum hüpften Kinder auf und ab und freuten sich. Ich warf meiner Frau nur einen bösen Blick zu. “Alles easy – von wegen!” K1 hatte die Fahrt erstaunlich gut bewältigt und K2 nimmt alles sowieso locker und will gleich die große Drachenachterbahn fahren.

Wer jetzt meint, man soll sich seinen Ängsten stellen, dem sage ich: So ein Müll. In eine Achterbahn bekommt mich kein Mensch mehr hinein. Von wegen Ängsten stellen, Blödsinn.

Hier meine Fahrt als Video: