Posts Tagged ‘Sehenswürdigkeit’

Kleine Männchen, große Geschichte: Ost-Ampelmännchen in Lübeck

10. September 2025

Wieder ein Teil meiner Ampel-Männchen-Serie, dieses Mal aus Lübeck Die ostdeutschen Ampelmännchen sind in der Altstadt von Lübeck im Einsatz, weil sie als charmantes und weithin bekanntes Symbol der DDR-Verkehrskultur eine eigene nostalgische und kulturelle Bedeutung haben, die über ihre ursprüngliche Funktion hinausgeht.

Ursprünglich wurden die Ost-Ampelmännchen ab 1969 in der DDR eingeführt, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, insbesondere für Fußgänger, Kinder und sehschwache Menschen. Ihr markanter Hut und die freundliche, gedrungene Figur machen sie unverwechselbar und zum Kultobjekt, das bis heute bundesweit mit Ostalgie verbunden wird.

Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 sollten die Ost-Ampelmännchen sukzessive durch das westdeutsche Modell ersetzt werden, doch führte dies zu Protesten in der Bevölkerung, da das Ost-Ampelmännchen für viele ein emotionales Symbol und Teil der regionalen Identität ist.

In Lübeck wurden die ostdeutschen Ampelmännchen übernommen, um gerade in einer Stadt mit einer bewegten Geschichte und vielfältiger kultureller Identität ein Zeichen der Vielfalt und des Erhalts traditioneller Werte zu setzen. Die Ampelmännchen stehen hier symbolisch für die Integration Ost- und Westdeutschlands und für die Bewahrung eines kleinen, aber wichtigen Stücks deutscher Geschichte.
Lübeck, als Stadt mit historischer Bedeutung und gleichzeitig Schnittstelle zwischen Ost und West, nutzt die Ost-Ampelmännchen nicht nur funktional zur Verkehrsregelung, sondern auch als kulturgeschichtliches Element. Sie sind zudem ein beliebtes Fotomotiv und Touristenattraktion, die das Stadtbild lebendig machen und zur lokalen Identifikation beitragen. Bei meiner Nachfrage bei der Tourismus-Info hieß es zudem: „Sie gefallen uns einfach und sehen nett aus“. Gut gesprochen.

In Lübeck ist das typische Ost-Ampelmännchen, bekannt von den Fußgängerampeln der ehemaligen DDR, im Stadtbild präsent – insbesondere im Bereich rund um das Holstentor, dem Wahrzeichen Lübecks und Eingang zur Altstadt. Besucher, die von dort aus in die Innenstadt Richtung Holstentorbrücke oder „An der Untertrave“ spazieren, werden mehrere Ampeln mit dem charakteristischen Ost-Ampelmännchen entdecken. Dieses Motiv ist nicht zufällig, sondern bewusst als städtebauliche Besonderheit übernommen worden – als Hommage und kulturtouristische Attraktion, die Teil der Erlebniswelt der Hansestadt ist.

Wenn der Landgraf grünes Licht gibt – Pirmasens zeigt Geschichte an der Ampel

13. August 2025

Im Moment bin ich auf einem Ampelmännchen-Trip. Nach dem Brezelbu in Speyer habe ich in Primasens ein weiteres lokales Ampelmännchen gesehen.

In Pirmasens sorgen seit 15. Dezember 2020 besondere Ampelsymbole für Aufmerksamkeit: An mehreren zentralen Fußgängerüberwegen ersetzt die Figur des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt das klassische Ampelmännchen. Der Landgraf gilt als Stadtgründer von Pirmasens und prägte deren Entwicklung im 18. Jahrhundert maßgeblich. Mit diesem speziellen Ampelmotiv will die Stadt nicht nur den Verkehr sicher regeln, sondern zugleich ein Stück ihrer eigenen Geschichte in den Alltag integrieren.

Gestaltet wurde die Figur vom Pirmasenser Grafiker Uwe Jörg. Bei Rot zeigt sie den Landgrafen in wartender Haltung, mit einer Hand in die Hüfte gestützt – eine Pose, die zugleich Autorität und Gelassenheit ausstrahlt. Bei Grün ist er in seitlicher Schrittbewegung zu sehen, der lange Gehrock weht im Wind, wodurch die Darstellung eine gewisse Dynamik erhält. Gefertigt wurden die individuellen Ampelscheiben von Siemens Mobility in spezieller Einzelproduktion.

Installiert wurden die besonderen Signale zunächst an fünf stark frequentierten Standorten, unter anderem in der Schlammstraße und an weiteren zentralen Übergängen im Stadtgebiet. Die Finanzierung erfolgte zu gleichen Teilen durch die Verkehrswacht Pirmasens und den Lions Club Pirmasens, die das Projekt als Beitrag zu Verkehrssicherheit und Stadtidentität verstanden.

Mit der Einführung des „Landgrafen-Ampelmännchens“ reiht sich Pirmasens in die Riege jener Städte ein, die ortstypische Figuren für ihre Fußgängersignale nutzen – ähnlich wie das Mainzelmännchen in Mainz oder der Brezelbu in Speyer oder Pumuckl in München. Das Motiv verbindet Verkehrstechnik mit lokalem Geschichtsbewusstsein und schafft so eine kleine, aber prägnante Sehenswürdigkeit im Alltag der Stadt.

ABER: In Pirmasens gibt es tatsächlich keine offiziellen Kühlschrankmagnete, die die besondere Ampelfigur zeigen.

Was der Löffel so bedeutet

25. März 2015

Die Wieskirche bei unserem Besuch.

Die Wieskirche bei unserem Besuch.

Bei meinem Besuch der eindrucksvollen Wieskirche in der Nähe von Steingaden entdeckte K2 zahlreiche Löffel. K2 war fasziniert von den dargebotenen Löffeln in den Geschäften vor der Kirche. Einstmals gab es in diesen Läden für die Pilger ausschließlich Devotionalien wie Heiligen Bilder, Kreuze, Amulette oder sonstiger Heilsbringer. Unter anderem gab es auch Löffel. Heute sind diese Devotionalienhändler eher zu Kitsch- und Ramschläden verkommen. Neben Rosenkränzen gibt es Tischdecken, Ansichtskarten, lustig bedruckte T-Shirts und allerlei Nippes.


Bei mich faszinierten die Löffel. Also machte ich mich ein wenig auf die Suche nach der Geschichte von Löffeln. Der Löffel war für mich und meine Kinder das erste Ess-Instrument, noch vor Messer und Gabel. Obwohl meine K1/2 schon größer sind, darf ich ihre Babylöffel nicht wegschmeißen. Sie hängen sehr an ihren Löffeln. Und auch bei mir entdeckte ich Löffel im Keller, die mir zu meiner Taufe geschenkt wurden. Diese nennen sich Patenlöffel. Sie symbolisieren für mich, dass der Täufling immer genügend zu essen haben soll. Freunde von mir berichten, dass sie zu ihrer Hochzeit entsprechende Hochzeitslöffel geschenkt bekommen haben. Ich interpretiere die Schenkung so, dass das junge Ehepaar nie Hunger leiden soll.

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Verwandte von mir sammelten Löffel mit Motiven von Städten darauf. Diese Städte hatten sie besucht und bei jedem Besuch kauften sie einen Löffel, einmal mit dem Wappen der Stadt, einmal mit dem Bild einer Sehenswürdigkeit. So kam bei einigen meiner Verwandten eine stattliche Sammlung zusammen. Ich selbst bekam von meiner Großmutter einstmals einen solchen Löffel geschenkt. Aber ich habe mich entschlossen, keine Sammlung an Löffeln zu beginnen. Löffel sind nicht so mein Ding.
Durch das Interesse von K2 an den Löffel mit Heiligenmotiven in der Wieskirche recherchierte ich ein wenig. Der Löffel gilt als ein Symbol der Macht. Ich habe gelesen, dass der Löffel an manchen Orten auch eine Art Rechtsstatus symbolisiert. Der Löffel demonstriert den Herrschaftsanspruch noch heute in einigen ländlichen Gegenden. Bauernfamilien vererben das Besteck des Bauern an seinen Nachfolger weiter – der Löffel des Hofes wird übergeben. Hier symbolisiert der Löffel eine Art Erblöffel.
Viele kennen noch den Spruch, er hat den Löffel abgegeben. Das bedeutet den Tod eines Menschen.

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