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Ein verlorenes Kind, das weiter lebt – Annie in Mary King’s Close – Spukgeschichte

7. Juli 2025

Ich liebe Spukgeschichten seit ich ein Kind bin. Die Vorstellung von Geistern lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen und übt eine Faszination auf mich aus. Da bin ich in Schottland ja an der richtigen Stelle und bin in Edinburgh in der Mary King’s Close fündig geworden. Danke Isi für den Tipp.

In den Schatten unterhalb der Royal Mile, tief in den Gewölben von Mary King’s Close, lebt eine Geschichte, die so leise beginnt wie ein Atemzug – und doch von einer Traurigkeit durchdrungen ist, die den Raum erfüllt wie kalter Nebel: die Geschichte von Annie, dem verlorenen Kind.

Mary King’s Close ist eine historische Gasse im Herzen der Altstadt von Edinburgh, die heute unter der Royal Mile liegt. Im 17. Jahrhundert war sie ein belebter Wohn- und Handelsort, benannt nach der wohlhabenden Händlerin Mary King. Durch den Bau des heutigen Rathausgebäudes wurde die Gasse teilweise überbaut und geriet lange in Vergessenheit. Heute gilt sie als faszinierende Touristenattraktion, die Besuchern einen authentischen Einblick in das Leben der Menschen im mittelalterlichen Edinburgh bietet – inklusive Geschichten über Pest, Aberglauben und das harte Alltagsleben der damaligen Zeit.

Man sagt, der Geist von Annie sei dort – in einem kleinen, abgetrennten Raum, verborgen hinter den Mauern der Vergangenheit. 1992 war es die japanische Spiritistin Aiko Gibo, die als Erste ihre Gegenwart spürte: Ein kleines Mädchen, verlassen in einer Zeit der Pest, voller Sehnsucht nach etwas, das mehr war als ein Spielzeug – ihre Puppe, ihre Familie, ihre Heimat in einer Welt, die sie vergessen hatte. Gibo spürte ein Ziehen an der Hand, am Bein, als würde ein Kind um Aufmerksamkeit bitten – nicht aggressiv, sondern einsam. Und so hinterließ sie eine Geste der Versöhnung: eine Puppe im Tartan-Kleid. Eine kleine Barbie, die fortan Frieden brachte. Seither nennen sie den Ort Annie’s Room. Ich habe einen Film von der vermeintlichen Geisterbegegnung gefunden.

Und etwas geschah. Besucher aus aller Welt begannen, Gaben zu hinterlassen – Stofftiere, Kinderzeichnungen, kleine Erinnerungsstücke. Feuerwehrabzeichen, als wolle jemand das verlorene Kind retten. Der Boden des Raumes ist heute übersät mit Puppen, als hätte man das Leid mit Anteilnahme überschreiben wollen. Der Raum atmet schwer, sagen einige. Andere berichten von plötzlicher Kälte, vom Gefühl, beobachtet zu werden, vom Ziehen an der Wade, als würde ein kleines Mädchen dich bemerken, wenn du nicht achtsam bist. Ich muss zugeben, ich habe nichts gespürt außer meinem journalistischen Interesse für die Geschichte.

Historisch ist Annie kaum greifbar. Es gibt Hinweise auf ein Kind zur Zeit der Pest, die Tochter einer Jean McKenzie, doch nichts Konkretes. Vielleicht ist Annie ein modernes Märchen, geboren aus Düsternis und dem Bedürfnis nach einer greifbaren Seele inmitten der Kälte alter Steine.

2018 verschwand die ursprüngliche Puppe. Niemand weiß, wohin. Die Öffentlichkeit reagierte mit Bestürzung. Der Hashtag #BringBackTheDoll verbreitete sich wie ein digitales Gebet. Ob sie zurückkam, bleibt ungeklärt – aber der Raum füllt sich weiter. Die Puppen, die Geschichten, das Gefühl.

Wer den Close betritt und sich in Annie’s Room wiederfindet, spürt mehr als nur feuchte Luft und gedimmtes Licht. Es ist, als ob der Raum atmet. Als würde er beobachten. Vielleicht ist Annie nichts weiter als ein Gedanke. Vielleicht ist sie alles, was bleibt, wenn man ein Kind vergisst.

Die verbotene Seite des Wissens – Eine filmische Reise durch Bibliotheken mit der Name der Rose

9. April 2025

Im Rahmen der Veranstaltungen zur langen Nacht der Bibliotheken durfte ich im Scala Kino Fürstenfeldbruck einen Vortrag zum Thema Zwischen Regal und Leinwand – Bibliotheken im Film halten. Als Beispiel diente mir die Jean-Jacques Annauds Verfilmung des Romans Der Name der Rose von Umberto Eco aus dem Jahr 1986. Der Film verbindet eine spannende Handlung mit tiefgründigen Themen wie Macht, Wissen und Glauben.

Hier die Aufzeichnung meines Vortrags auch mit Beispielen aus anderen Filmen, die einen Bezug zur Bibliothek haben.

Die Geschichte Der Name der Rose spielt im Jahr 1327 in einer abgelegenen Benediktinerabtei, in der mehrere Mönche unter mysteriösen Umständen sterben. Der Franziskanermönch William von Baskerville (Sean Connery) und sein Novize Adson von Melk (Christian Slater) untersuchen die Morde. Die Handlung entfaltet sich als Detektivgeschichte, die gleichzeitig philosophische Fragen nach Wahrheit, Freiheit und der Kontrolle von Wissen aufwirft.

Wissen und Macht
Die Bibliothek symbolisiert das kontrollierte Wissen der Kirche. Das verbotene Buch „Aristoteles‘ Zweites Buch der Poetik“ steht für Freiheit des Denkens.

Philosophie und Religion
Der Konflikt zwischen rationalem Denken und kirchlichem Dogma wird durch die Figuren und ihre Handlungen verkörpert.

Wahrheit
William hinterfragt absolute Wahrheiten und sucht produktiv nach Erkenntnis, was im Gegensatz zur destruktiven Haltung der Kirche steht.

Unzugänglichkeit des Wissens
Die verwirrenden und verschlungenen Wege der Bibliothek symbolisieren die Komplexität und die bewusste Kontrolle über Wissen durch die Kirche. Der Zugang ist nur wenigen vorbehalten, was Macht und Geheimhaltung unterstreicht.

Metapher für das kulturelle Gedächtnis
Die labyrinthische Struktur repräsentiert das Gedächtnis und die systematische Ordnung von Wissen. Sie zeigt, wie Erinnerungen und Erkenntnisse verschlüsselt und schwer zugänglich gemacht werden können.

Gefahr und Orientierungslosigkeit
Das Labyrinth erzeugt eine Atmosphäre der Unsicherheit und Bedrohung. Es ist nicht nur räumlich schwierig zu durchqueren, sondern birgt auch Gefahren wie optische Täuschungen und Fallen, was die Risiken des Wissens metaphorisch darstellt.

Unterschiede zum Roman
Während Umberto Ecos Roman komplexere philosophische Diskussionen bietet, konzentriert sich der Film stärker auf die Kriminalgeschichte. Einige Handlungsebenen werden vereinfacht oder ausgelassen, um die Spannung zu fokussieren.

Zwischen Regal und Leinwand – Bibliotheken im Film – der Name der Rose bei der ersten Nacht der Bibliotheken am 4. April

30. März 2025

Ich liebe Bücher, seien sie analog und digital und so ist es für mich als Filmfan eine Selbstverständlichkeit mich an der bundesweiten ersten Nacht der Bibliotheken am 4. April zu beteiligen.

Ich darf an diesem Abend um 20 Uhr im Scala Kino Fürstenfeldbruck einen Vortrag halten und anschließend zeigt das Kino den Film Der Name der Rose. Karten gibt es hier.

Bibliotheken spielen in Filmen immer eine große Rolle und dies werde ich in meinem Vortrag würdigen. Beispielsweise in Indiana Jones and the Last Crusade“ (1989) gilt die Bibliothek als Rätselort für die Suche nach dem Heiligen Gral. Die Bibliothek gilt auch als als magischer Ort wie in „Harry Potter“-Reihe – Die Verbotene Abteilung in der Hogwarts-Bibliothek als Ort der Geheimnisse oder in der „Die Schöne und das Biest“ (1991, 2017) ist die riesige Schlossbibliothek als Symbol für Bildung und Liebe zu Büchern.

Bibliotheken können Orte der Veränderung und Inspiration sein, wie in „Die Verurteilten“ (1994) mit Brooks‘ Bibliothek im Gefängnis als Hoffnungsschimmer. Oder die Schulbibliothek als Quelle rebellischer Gedanken, wie in „Der Club der toten Dichter“ (1989). Es geht aber auch unheimlich, wenn die Bibliotheken als Orte der Gefahr und Spannung stehen wie in „Ghostbusters“ (1984) – Die New York Public Library und der legendäre Geisterschreckmoment oder in „Sieben“ (1995), wenn Detektiv Mills die Bibliothek zur Recherche über die Todsünden nutzt.

Aber schwerpunktmäßig will ich mich um die mittelalterliche Klosterbibliothek als Schauplatz eines Krimis in „The Name of the Rose“ (1986) widmen. Jean-Jacques Annauds Verfilmung des Romans von Umberto Eco aus dem Jahr 1986 ist eine meisterhafte Mischung aus mittelalterlichem Krimi, philosophischem Diskurs und historischer Fiktion. Der Film verbindet eine spannende Handlung mit tiefgründigen Themen wie Macht, Wissen und Glauben.

Der Film greift zentrale Themen des Romans auf. Dazu gehören Wissen und Macht: Die Bibliothek symbolisiert das kontrollierte Wissen der Kirche. Das verbotene Buch „Aristoteles‘ Zweites Buch der Poetik“ steht für Freiheit des Denkens.

Es wird diskutiert über Philosophie und Religion: Der Konflikt zwischen rationalem Denken und kirchlichem Dogma wird durch die Figuren und ihre Handlungen verkörpert. Im Mittelpunkt steht die Wahrheit: William hinterfragt absolute Wahrheiten und sucht produktiv nach Erkenntnis, was im Gegensatz zur destruktiven Haltung der Kirche steht. Lassen Sie sich überraschend und genießen Sie meinen Ausführungen und einen schönen Kinoabend im Scala bei der ersten Nacht der Bibliotheken. Karten gibt es hier