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Konzertkritik: Burt Bacharach in München 2019

13. Juli 2019
Burt Bacharach Im Gasteig

Burt Bacharach Im Gasteig

Burt Bacharach ist ein Künstler, den ich schon immer einmal live erleben wollte. Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn Burt Bacharach hat das stolze Alter von 91 Jahren. So viele Welttourneen wird der Mann nicht mehr machen. Als ich hörte, dass diese Musiklegende nach München kommen würde, musste ich Karten kaufen. Leider war die Philharmonie im Gasteig schwach besucht, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Teure Plätze wurde mit Besuchern von billigen Karten aufgefüllt – warum habe ich mir eigentlich teure Karte gekauft?

Burt Bacharach ist eine Legende des Easy Listening (keinesfalls Schlager) und so lehnte ich mich in meinen Stuhl, schloss die Augen und ging auf eine musikalische Reise. Bacharach ist einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Immer wieder erhob sich der 91jährige von seinem Klavier und richtete das Wort an sein begeistertes Publikum. So erfuhren wir, dass er schon einmal in München war – als Bandleader für die große Marlene Dietrich – das war vor meiner Geburt. Er war damals der Boy in the Backroom.

Mitte der Sechziger Jahre komponierte Bacharach selbst und schreib Songs für die damaligen Größen des Showgeschäfts wie Dionne Warwick. Im Gasteig war  What the World Needs Now Is Love, damals gesungen von Jackie DeShannon der Einstieg. Die jüngeren kennen ihn aus dem Film Austin Powers in Goldmember.

Es folgte ein Medley und weiter ging es durch die musikalische Geschichte Amerikas. Bacharach erzählte von seinen Scheidungen (die schnellste in Mexico), was zum Lied Mexian Divorce führte. Immer wieder wurde er politisch ohne Trump zu nennen, aber der 91jährige bezog eindeutig in seinen Aussagen Stellung. Sein Songs „Live to See Another Day“ ist eine Anklage gegen das Schulmassaker in den USA. 

Der Meister am Klavier.

Der Meister am Klavier.

Im letzten Drittel sang Burt Bacharach selbst. Er ist kein Sänger und hatte in seinem künstlerischen Leben viele große Stimmen zur Seite. Gegen Ende des Münchner Konzerts sang er aber selbst mit brüchiger Stimme eines alten Mannes. Für mich als Filmfan waren die Filmmusiken des Abends das pure Vergnügen. Das erste Zusammentreffen mit der Musik von Burt Bacharach war der großartige Soundtrack zu Casino Royale und später dann Raindrops Keep Fallung on my Head. Und in München das Highlight für mich war die Musik für The Man who Shot Liberty Valance – einfach großartig. Und am Ende der Zugaben durften wir alle gemeinsam Raindrops singen – danke für den schönen Abend, an dem es aber nicht regnete. 

Hier die Setlist des Abends:

What the World Needs Now Is Love

Don’t Make Me Over / Walk On By / This Guy’s in Love with You / I Say a Little Prayer / Trains and Boats and Planes / Wishin‘ & Hopin‘ / (There’s) Always Something There to Remind Me

Do You Know the Way to San Jose

Anyone Who Had a Heart

This House Is Empty Now

Mexican Divorce

Falling Out of Love

My Little Red Book

Stronger Than Before

Live to See Another Day

Baby It’s You / Message to Michael

Make It Easy on Yourself / On My Own

With a Voice

(They Long to Be) Close to You

The Look of Love / Arthur’s Theme (Best That You Can Do) / What’s New Pussycat? / The World Is a Circle / The April Fools / Raindrops Keep Fallin‘ on My Head / The Man Who Shot Liberty Valance / Making Love / Wives & Lovers / Alfie

A House Is Not a Home

Zugaben:

Hush

Any Day Now

That’s What Friends Are For

Raindrops Keep Fallin‘ on My Head

 

Buchtipp: Hammer Glamour von Marcus Hearn

21. Januar 2018

Dieses Buch ist der Hammer. Verzeiht mir diesen doofen Witz, aber er musste bei diesem Buch einfach sein. Es geht um das Filmbuch Hammer Glamour, das ich wieder entdeckt habe. Im Grunde geht es um die zum Teil leicht bekleideten jungen Damen, die in den Hammer-Filmen aufgetaucht sind.
Hammer war eine Filmgesellschaft, die Ende der fünfziger Jahre den Horrorfilmmarkt aufrollte. Produktionen wie Dracula, Frankenstein und Mumie ließen die Jugend in die Kinos strömen und die Stars wie Christopher Lee oder Peter Cushing hochleben. Hammer brachte Farbe, Gewalt und Sex in den Horrorfilm. Tja und zu Sex gehörten eben die jungen Damen dazu, die sich vom Grafen Dracula beißen lassen müssen.

Marcus Hearn hat mit Hammer Glamour ein Bilderbuch mit schönen Frauen vorgelegt. Allerdings musste ich schmunzeln, denn Glamour erinnert mich eher an die Zeiten des alten Hollywoods mit Stars wie Marlene Dietrich, Jane Russell, Greta Garbo, Bette Davis oder Rita Hayworth. Die Arbeit in den Schnellproduktionen bei Hammer war sicherlich nicht glamourös, sondern harte Fließbandarbeit. Es musste schnell gehen und preiswert musste die Sache auch sein. Und dennoch haben die Filme einen besonderen Charme, was sicherlich auch den entzückenden Damen zu verdanken ist. Und dieses Buch ist ein Streifzug und zeigt die weiblichen Stars und Sternchen bei Hammer. Das Cover ziert Madeleine Smith, die in drei Hammer-Produktionen auftauchte und mit ihren Reizen spielt.
Mal mit weniger Bekleidung, mal in provokanten Posen, mal klassische Setcards, mal Filmszenen – alles ist zu finden in diesem schön gemachten Bilderbuch mit ergänzendem Text. Es ist ein Wiedersehen mit Caroline Munro, mit Ingrid Pitt, Ursula Andress, Stefanie Powers, Raquel Welch oder der Hammer-Star Barbara Shelley. Es waren auch ein paar Deutsche darunter wie Hildegard Knef oder Nastassja Kinski.
Das Buch ist hochwertig, schön gedruckt und hervorragend von Marcus Hearn recherchiert und dennoch: Es ist Trash und ich mag diesen Trash. Diese britischen Horrorklassiker sind einfach Kult und zu diesem Kult gehören einfach die Hammer-Girls, wie ich sie jetzt einmal bezeichnen will. Später wurde diese Tradition wieder in Großbritannien aufgenommen, als es 1962 an die Reihe der James Bond Filme ging. Neben Bond gab es auch immer ein oder mehrere Bond-Girls. Und es war Hammer-Girl Ursula Andress, die zum ersten Bond-Girl der Geschichte wurde als sie mit ihrem weißen Bikini den Fluten entstieg. Eigentlich war es ja anders herum. Andress war zuerst bei Bond und dann 1965 bei Hammer in dem Film She. Hammer-Girl Joanna Lumley tauchte übrigens auch in einem Bond-Film auf: Im Geheimdienst ihrer Majestät gehörte die Schönheit zur bösen Truppe um Blofeld.
Auf jeden Fall ist Hammer Glamour ein schönes Buch für den Fan des britischen Horrors, der dann in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu Ende ging. Hammer verlor den Anschluss an die Jugend. Der Horror kam nun von geistesgestörten Killern wie Leatherface oder Michael Meyers. Da waren die Dracula und Frankensteins und Mumien auf verlorenen Posten – und es halfen auch die leichtbekleideten Hammer-Girls nichts.