Posts Tagged ‘Liedermacher’

Konzert von Dominik Plangger im Wirtshaus im Schlachthof 2023

13. Februar 2023

Es tat gut, Dominik Plangger wieder mal Live und in Farbe zu sehen. Der Südtiroler Liedermacher präsentierte zusammen mit seiner Frau Claudia Fenzl im Münchner Wirtshaus im Schlachthof sein jüngstes Album ansichtshalber vor ausverkauften Plätzen. Es war nach zwei Jahren Corona ein Wiedersehen mit Freunden und es tat gut.

Ich kenne Dominik seit einigen Jahren. Auf der Wiese vor Kloster Banz war er 2011 Musiker bei den Songs an einem Sommerabend und ich durfte die Veranstaltung fotografisch dokumentieren. Der geniale Netzwerker Hans-Peter Niedermeier hatte den Kontakt hergestellt. Wir freundeten uns an und der Kontakt hat über die Jahre gehalten. Wenn es mir terminlich möglich war, dann besuche ich seine Konzerte und kann dies auch jedem anderen empfehlen, der ehrliche Musik mag: Ehrliche Musik von einem ehrlichen Typen. Ich habe später von der Hochzeit mit Claudia Fenzl gehört, habe nach der Geburt seiner bezaubernden Tochter ein langes Interview mit ihm geführt und auch während Corona ist meine Begeisterung für die Musik von Dominik Plangger nicht verloren gegangen.

In Corona-Zeiten gab er wie viele andere Musiker Wohnzimmerkonzerte. Das brachte zwar wenig Geld in die Familienkasse, dafür wuchs die Familie enger zusammen.

Aber jetzt ist Dominik Plangger wieder hungrig auf Tour zu gehen und wir als Publikum sind hungrig auf seine Lieder und seine Geschichten. Und nicht nur mir ging es so. Das Konzert im Münchner Schlachthof war restlos ausverkauft – ein Zeichen, dass trotz Pandemie die handgemachte Livemusik mit Gitarre und Geige einen enormen Stellenwert hat.

Ich mag das Wort Liedermacher nicht, weil es für mich zu sperrig klingt. Die Bezeichnungen Singer und Songwriter gefallen mir deutlich besser. Planggers Lieder handeln von Beziehungen, von Sehnsüchten, von seiner Heimat Südtirol, von Menschlichkeit und aktueller denn je: vom wertvollen Gut des Friedens.

So sitzt er auf der Bühne des Schlachthofs. Statt Mütze hat er einen Rolling Thunder Hut samt Feder auf dem Kopf. Blaue Jeans mit Hosenträger, Hemd mit Weste – er sieht den amerikanischen Folk-Sängern sehr ähnlich. Musikalisch ist er reifer geworden, vielleicht hat Corona sein Gitarrenspiel gefördert. Ich sitze in der ersten Reihe, schließe die Augen und genieße die Songs.

Zwischen den Liedern immer wieder kleine Geschichten, das Publikum hängt an seinen Lippen. Geschichten von Reisen nach Kanada wo es genauso aussieht wie in Südtirol, Geschichten von der Alm auf er drei Monate im Jahr Zeit verbringt oder eine nette Episode mit Wolfgang Ambros. Und wir können die Verliebtheit des Musikerpaares erleben. Immer wieder halten Dominik und Claudia Blickkontakt, er wirft ihr Komplimente zu und sie harmonieren auf der Schlachthof-Bühne wunderbar miteinander – menschlich und musikalisch.

Die Musiker spielen nicht nur die eigenen Songs. Die Lieder großer Vorbilder und Kollegen kommen auch zu Gehör: Georg Danzer, Warren Zevon und immer wieder Townes Van Zandt.

Und so gab es auch bei den Zugaben einen Überraschungsgast in Form von Mr Jones alias Jürgen Bichlmeier. Er ist meine persönliche Neuentdeckung des Abends. Plangger und Mr Jones trafen sich beim Townes Van Zandt International Festival in der Nähe von Mailand und harmonierten perfekt. Mal sehen, vielleicht fahre ich Pfingsten zu diesem Festival, denn die Musik von Townes Van Zandt darf nicht vergessen werden.

Dominik Plangger: Baby Mavis und seine Pläne für 2018

27. Dezember 2017

Im Dezember 2017 hatte ich die Freude mit Dominik Plangger ein Interview mit Schlachthof zu führen.

Im Dezember 2017 hatte ich die Freude mit Dominik Plangger ein Interview mit Schlachthof zu führen.

Dominik Plangger war der letzte Musiker, den ich 2017 live gesehen habe. Der Südtiroler Musiker gastierte im Wirtshaus im Schlachthof in München und für meine Frau und mich war es natürlich ein Pflichttermin. Es war mir eine Freunde und Ehre zugleich Dominik Plangger zu sehen, zu hören und zu sprechen. Das Konzert war ein doppeltes Wiedersehen: Zum einen diesen großartigen Liedermacher zu treffen, zum anderen nach Jahren wieder im legendären Wirtshaus im Schlachthof zu sein.
Dominik Plangger haben wir vor Jahren auf der Wiese vor Kloster Banz kennen und schätzen gelernt als er bei den Songs an einem Sommerabend auftrat. Er ist einer der neuen Liedermacher, die uns begeistern. Über die Jahre haben wir den Kontakt gehalten und ich freue mich immer wieder auf ein Wiedersehen. Das ist ein Typ, der sein Ding durchzieht und dafür gebürt ihm mein Respekt. Vor dem Münchner Konzert hatten wir die Chance auf ein 360 Grad Videointerview.

Das Baby von Claudia und Dominik
Sicherlich die wichtigste Nachricht für den Musiker: Dem Baby geht es gut. Anfang Dezember kam Mavis in Wien auf die Welt. Ihre Namenspatronin ist die großartige Mavis Stapels. Und Dominik Plangger verriet mir, wie es zu diesem Namen kam. Zusammen mit seiner Frau Claudia waren wie auf der Alm, hörten die Musik der Bürgerrechtlerin Mavis Staples und berieten über einen Namen für das Kind. „Mavis ist ein schöner Name und man kann ihn auch in Deutsch aussprechen und der Name funktioniert auch international“, so Dominik Plangger. Und in Altenglisch bedeutet Marvis zudem „Singdrossel“ – was ist passender für eine Musikerfamilie?
Dominik Plangger war bei der Geburt seiner Tochter dabei. Mavis hat sich genau an den Geburtstermin gehalten. „Um 7 Uhr früh ging es ins Krankenhaus und um 9 Uhr kam die Tochter auf die Welt.“ Also eine vorbildlich reibungslose Geburt eines neuen Erdenbürgers.

Tour läuft 2018 weiter
Mit der Tour Wintersunn und Raunacht ist Dominik Plangger zufrieden. Es mehren sich die Auftritte, das Publikum wird größer. Vor München war er in der Kofferfabrik in Fürth. „Die Größe meines Publikums und ich wachsen zusammen”, so Plangger im Gespräch mit mir. „Mit der Musik, die ich mache, spreche ich die Generation an, die Hannes Waader und Reinhard Mey von jung auf kennen.“ Es mache in der Liedermacherszene viel aus, dass die alten Dinosaurier Waader, May, Wecker noch unterwegs und noch aktuell sind. „Diese Menschen muss man wirklich live erleben.“ Gerade Wecker habe eine Bühnenpräsens eine Intensität und Wucht, die Plangger als 37jähriger beneidet.

Neues Album kommt 2018 von Dominik Plangger
Im Jahr 2018 kommt ein neues Album von Dominik Plangger, soviel steht fest. Aber der ursprüngliche Plan, ein klassisches Studioalbum zu veröffentlichen, hat sich zerschlagen. „Ich war im Oktober für drei Tage im Studio und bin herausgekommen und für mich stand fest, das ist es nicht. Ich habe einfach zu wenig Material und es hat sich noch nicht richtig angefühlt.“ Das Studioalbum liegt also auf Eis.
Aber: Im Jahr 2018 kommt ein Live-Album auf den Markt. Plangger feiert 2018 sein zehnjähriges Jubiläum. Das Live-Album wird ein Querschnitt der Lieder und neuem Material. Der Titel könnte lauten „Zehn Jahre unterwegs“. Die Idee: Das Album wird im Studio aufgenommen mit Live-Publikum. Drei Tage im Großraumstudio mit 50-60 Gästen – das könnte ein interessantes Experiment werden. Das Album wird alleine und mit Band eingespielt – Claudia ist natürlich mit der Geige dabei.
Und Dominik Plangger goes electric. Ich hab es bei dem Puristen aus Südtirol nicht geglaubt, aber Dominik Plangger verriet mir, dass er sich eine Fender Stratocaster gekauft habe. Jetzt muss er aber seinen Gitarrenstil ändern. Die Strat verlangt einen weicheren Anschlag. „Die Akustikgitarre verlangt einfach mehr Kraft.“ Zudem muss sich Plangger beim Spiel mit der E-Gitarre um mehr Technik kümmern. „Auf dem Live-Album kommt ganz sicher ein, zwei Lieder mit E-Gitarre.“ Lassen wir uns also überraschen.

Musiktipp: Jahreszeiten 1967-2013 von Reinhard Mey

28. Juli 2015

mey

Reinhard Mey ist sicherlich der wichtigste deutschsprachige Liedermacher unserer Zeit. Wobei ich das Wort Liedermacher schon wieder so typisch deutsch finde, nach dem Motto: Vorsicht, jetzt kommt ein Bildungsbürger. Vielleicht sollte ich besser so beginnen: Reinhard Mey ist sicherlich der wichtigste deutschsprachige Musikwortkünstler unserer Zeit. Ich habe ihn mehrmals live gesehen und seine Musik gibt mir etwas.

Daher habe ich mich entschlossen, doch endlich die fette Box Jahreszeiten 1967-2013 zu kaufen. Zwar hatte ich bereits das eine oder andere Mey-Album, jetzt habe auf jeden Fall alle deutschen Studioalben der Jahre 1967-2013. Und ich sage gleich: Es ist nicht der komplette Reinhard Mey – es fehlen die französischen Alben (die Edition Francaise), es fehlen die holländischen Ausgabe und die englische ONE VOTE FOR TOMORROW, und die Live-Alben (daher eine Studiobox).
Da werden die Sammler und Experten aufheulen und auf die Werkausgabe von Reinhard Mey hoffen. Es sind die kompletten deutschen Studioaufnahmen als Solo-Künstler, nicht mehr, nicht weniger. Ich wollte die Werkausgabe von Reinhard Mey nicht abwarten und investierte eine schöne Stange Geld, um die ein Exemplar der auf 4000 Stück limitierte Ausgabe Jahreszeiten 1967-2013 in der Hand zu halten. Die schöne Box umfasst 28 Datenträger, darunter 26 Studioalben, vier Bücher mit sämtlichen deutschen Liedertexten der Studioalben, eine für mich überflüssige CD mit Coverversionen anderer Liedermacher (hier hätte ich lieber rare Liveaufnahmen gehabt), eine DVD mit TV-Auftritten und TV-Portraits, ein 100-seitiges, gebundenes Buch mit zu groß gedruckten Texten (sollte wohl für die ältere Zuhörerschaft gemacht sein) sowie einen nummerierter Kunstdruck (gefällt mir nicht und wird im Archiv verschwinden). Lobenswert: Reinhard Mey spendet seinen Anteil am Verkauf dieser Edition den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.


Wer die CDs am Stück hört, kann die Entwicklungen und Strömungen des Künstlers schön erkennen. Schrecklich war für mich übrigens die Pop-Phase des Künstlers, der dann immer wieder zur Liedermacherszene zurückkehrte. Die Weiterentwicklung des Künstlers findet leider nur wenig statt, auch wenn mir der Pop-Ausflug nicht gefallen hat. Eigentlich reproduziert sich Mey immer wieder. Und da ist mein und sein Dilemma: Eigentlich mag ich den Liedermacher Reinhard Mey mit seinem Liedermacher-Repertoire. Die Songs sind eindringlich und sprechen mich emotional und intellektuell an – eine Weiterentwicklung will ich eigentlich nur bedingt. Musikalisch kann Reinhard Mey stehen bleiben und alle Jahre neue Alben in diesem Stil auf den Markt werfen (die ich brav auch kaufe). Seine Sicht und seine Kommentare auf die Welt und das Leben an sich sind mir wichtig. Aber ich denke, es langweilt einen als Künstler, der an neue Grenzen stoßen und diese überwinden will. Immer wieder versuchte Reinhard Mey auf seinen 26 Studioalben musikalische Zäune nieder zu reißen und diese Grenzen zu überwinden. Aber ist ihm das geglückt? Wohl eher nicht – und das ist ein Dilemma, das Dilemma des Reinhard Mey. Er gibt uns das, was wir hören wollen. Und wer Reinhard Mey mag, der kann mit dieser Box Jahreszeiten 1967-2013 absolut nichts falsch machen.

25 Jahre im NGL-Musikgeschäft – Robert Haas – Vertreter des Neuen Geistlichen Lieds

24. Februar 2015

Robert Haas (r.) ist seit 25 Jahren im Geschäft.

Robert Haas (r.) ist seit 25 Jahren im Geschäft.

Seit über 25 Jahren ist Robert Haas nun im Musikbusiness tätig und hat sich in seiner Musikrichtung einen gewissen Kultstatus erarbeitet. Die Richtung heißt Neues Geistliches Lied – kurz NGL. Abseits vom Mainstream des Rock’n Roll-Zirkus gibt es hier eine feine Szene von Textern, Liedermachern und Musikern, die in dieser Musikform NGL ihre Berufung und Spaß gefunden haben. Die Musik wird unter anderem in Gottesdiensten eingesetzt.
Bei einem NGL-Seminar für die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz referierte ich an zwei Tagen über die Möglichkeiten von Web 2.0 für die NGL-Szene und bekam einen kleinen Einblick in die Arbeits- und Denkweise der Kreativen. Und ich führte mit Robert Haas ein aufschlussreiches Videointerview.

Haas selbst ist gelernter Theologe und ist hauptberuflich als Referent für Familienpastoral der Diözese Augsburg und Referent im Amt für Kirchenmusik tätig. Über die Grenzen Bayerisch Schwabens ist er aber durch seine Musik seit über 25 Jahren bekannt geworden. In schöner Regelmäßigkeit veröffentlichte er früher Schallplatten, heute natürlich CDs und künftig werden seine Werke auch als Download bei Amazon und iTunes erscheinen. Zuletzt komponierte er die Messe „Auf ein Neues …“ anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Familienseelsorge im Bistum Augsburg, die am 31. Januar 2015 uraufgeführt wurde. Auch hiervon gibt es eine Aufnahme in seinem Online-Shop.

Auftritt von Robert Haas

Auftritt von Robert Haas

Um seine Rechte als Musiker und Texter zu schützen, ging Robert Haas schon sehr früh dazu über, einen eigenen Musikverlag zu gründen. Hinter dem großspurigen Wort „Musikverlag“ ist aber kein Unternehmen mit Vertrieb, Marketing, Kreation, Produktion und mehr zu finden, sondern Robert Haas und seine Frau bestreiten in den Abendstunden die anfallenden Arbeiten.

Robert Haas entwickelt sich und seine Musik weiter – und das ist gut so. Vor kurzem erschien sein Album Klang Reisen 2. Ich habe diese CD im klassischen CD-Handel unter dem Label New Age gefunden. Dies ist eine Kategorisierung, die sicherlich dem Christen Robert Haas aufstößt. Klang Reisen 2 ist wunderbare Entspannungsmusik.

Klangreisen_2

Robert Haas hat die Instrumentalmusik zusammen mit Markus Kerber (Flöten, Saxophone und Bansuri-Flöten), Evelyn Huber aus dem Ensemble Quadro Nuevo (Harfe) und Andreas Kerber (Gitarre) eingespielt. Mit dieser CD kann Haas sicherlich neue Hörerschichten erschließen und für sich gewinnen. Mir hat die CD sehr gut gefallen und ich kann sie empfehlen. Haas hat die Zeichen der hektischen Zeit erkannt und setzt einen Gegenpol. Beim Anhören kommt der Zuhörer wieder zu sich selbst und kann abschalten. Als Freund von instrumenteller Filmmusik habe ich mir die CD gerippt und auf mein iPhone gespielt und unterwegs angehört. Ähnlich wie programmatische Filmmusik entstehen Bilder vor dem geistigen Auge – also für mich sehr gut und eine klare Kaufempfehlung.

NGL_Podium

Interessant war das Seminar, in dessen Rahmen ich Robert Haas und andere NGL-Musiker wie zum Beispiel die Band Sternallee traf. Die 27. überdiözesane Fachtagung im fränkischen Kloster Vierzehnheiligen widmete sich voll dem Thema Musik und Web 2.0. Das zeigt, Musiker müssen sich heute mehr denn je um die Vermarktung ihrer Werke kümmern und können dies nicht mehr Plattenfirmen überlassen. Hier hat die NGL-Branche die Zeichen der Zeit richtig erkannt und wird sich positonieren. Hier ein kleiner Videostreifzug von der Tagung:

Meine Parts waren ein Impulsreferat und zwei Workshops über die Marketingchancen im Bereich Soziale Netzwerke. Zudem setzten sich die Teilnehmer sehr ernsthaft mit ihrer NGL-Musik auseinander. Musiker, Bands und Interpreten muszierten ihre Lieder live und stellten sich der Kritik der Kollegen. Und hier war die Stimmung nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen, sondern es gab deutliche Worte von den Kollegen zu hören. Das ist gut, denn Kritik bringt weiter.

Ich habe zwei Lieder von der Hamburger Künstlerin Miriam Buthmann mal mitgeschnitten, um einen Eindruck zu geben.

Zum Tode von Reinhard Meys Sohn Maximilian

20. Mai 2014

Ich kannte Maximilian nicht und dennoch tut es mir leid, dass der Sohn von Reinhard Mey im Alter von 32 Jahren verstorben ist. Maximilian fiel vor fünf Jahren im März 2009 nach einer verschleppten Lungenentzündung mit einem Herz- und Atemstillstand ins Wachkoma, aus dem er nicht mehr erwacht ist.

Kurze Begegnungen mit Reinhard Mey. Foto: Ortlieb

Kurze Begegnungen mit Reinhard Mey. Foto: Ortlieb

Ich habe den Liedermacher Reinhard Mey ein paar Mal auf Konzerten und hinter den Kulissen getroffen. Auch dieses Jahr treffe ich ihn wohl wieder bei den Songs an einem Sommerabend. Tiefschürfende Gespräche haben wir nie geführt. Der Liedermacher Mey ist auch hinter den Kulissen ein stiller, eher verschlossener Mensch. Den Rummel um seine Person und seine Famiie mag er nicht. So war auch klar, dass das Thema Maximilian nicht angeschnitten wird. Das ist Privatsache und geht niemanden etwas an.

Nur im vergangenen Jahr war Maximilian dann doch einmal Thema der Öffentlichkeit. Auf der sehr stillen CD Dann mach’s gut verarbeitete Reinhard Mey die Vorfälle. Wenn ich mir heute das Titellied Dann mach’s gut anhöre, treibt es mir die Tränen in die Augen. Mey hat die richtigen Worte gefunden, wieder einmal. “Wenn er auftauchte noch einmal vor mir aus der Dämmerung. Hielt ich ihn mit beiden Armen fest, meine kostbare Fracht.”

Wie zu lesen ist, starb Maximilian im Kreise seiner Familie. Ich hoffe sehr, die Familie konnte noch Abschied nehmen.

Reinhard Met bei einem Auftritt bei den Songs. Foto: Lange

Reinhard Met bei einem Auftritt bei den Songs. Foto: Lange

 

Festival der starken Worte: Songs an einem Sommerabend 2013

9. Juli 2013

Songs an einem Sommerabend mit der Kulisse von Kloster Banz.

Songs an einem Sommerabend mit der Kulisse von Kloster Banz.

Einmal im Jahr bin ich darauf vorbereitet, drei Tage im Schlamm zu stehen und zu fotografieren. So ging es mir zumindest in den vergangenen Jahren, als ich die Künstler bei den Songs an einem Sommerabend auf der Klosterwiese vom Kloster Banz ablichtete. Doch dieses Jahr? Nur vier Tropfen Regen und sonst Sonnenschein, zugegeben abends ein starker Wind.

Stark war für mich auch wieder das Programm der Songs an einem Sommerabend. Wer die Songs nicht kennt, hat etwas verpasst. Entstanden aus einer Art Liedermacher-Festival ist es heute ein großartiges Happening der Generationen geworden. Liedermacher treten immer noch auf, aber auch markante Größen aus dem deutschsprachigen Rockmusikgeschäft. Dieses Mal beispielsweise Heinz Rudolf Kunze und Räuberzivil.

Die Klosterwiese ist der Konzertort - dieses Mal ohne Regen.

Die Klosterwiese ist der Konzertort – dieses Mal ohne Regen.

Vor 27 Jahren entstanden die Songs als Festival der leisen Töne. Der ehemalige BR-Moderator Ado Schlier rief sie zusammen mit seiner Frau ins Leben. Unterstützt wurde die Idee von der Hanns Seidel Stiftung, die bei den Songs den Nachwuchspreis für junge Liedermacher verleiht. Viele eindrucksvolle Künstler hat das Publikum auf der Klosterwiese im Laufe der vergangenen 27 Jahren gesehen, aber vielleicht wird es Zeit für eine Konzeptänderung.

Hans Zehetmair (r.) von der HSS übergab die Nachwuchspreise.

Hans Zehetmair (r.) von der HSS übergab die Nachwuchspreise.

Die Songs begannen dieses Mal wieder mit den Neuen von den Songs. Die Preisträger des Nachwuchspreises für junge Liedermacher der Hanns Seidel Stiftung konnten auf der großen Bühne zeigen, was sie können. Die HSS gibt den Künstlern ein Forum, ein Publikum und nicht selten sind daraus große Stars der Szene geworden. Hier hatte die HSS in der Vergangenheit ein richtiges Händchen bewiesen. Der Stiftungschef Hans Zehetmair überreichte den Preisträgern die Urkunden. Am zweiten Abend war es Hans-Peter Niedermaier.

Dieses Jahr begann es mit der Aachener Band Mit ohne Alles. Die A-Cappella Band ist seit 2008 zusammen. Ich war begeistert, wie Stimmen ohne Instrumente die Zuschauer verzaubern konnten. Und auch vom Showprogramm geben die jungen Musiker etwas her. Ich hoffe, sie wieder bei den Songs zu sehen.

Die A-Cappella Band Mit ohne Alles eröffnete das Festival.

Die A-Cappella Band Mit ohne Alles eröffnete das Festival.

Verzaubern konnte das Publikum auch der Auftritt von Diane Weigmann. Die Berlinerin war Gründerin der Lemonbabies und ist jetzt mit ihrer Band solo unterwegs. Die sympathische Sängerin gewann das Publikum sofort mit ihren einnehmenden Lächeln und eingängigen Liedern.

Extrem sympathisch:  Diane Weigmann

Extrem sympathisch: Diane Weigmann

Nicolas Sturm steht eher in der Tradition der rockenden Songwriter. Ich glaube, dieser Typ hat etwas zu sagen, und ich werde seine Karriere weiter beobachten. Leider hatte er es nicht so sehr mit dem Posen vor der Kamera und so waren Fotos von ihm wirklich ein schwieriger Akt.

Sing- und Songwriter Nicolas Sturm

Sing- und Songwriter Nicolas Sturm

Der Sonderpreis der Hanns-Seidel-Stiftung zum Thema „Lieder, die Brücken bauen“ ging an die Südtiroler Frauenband Ganes. Sie singen ladinisch, ein Dialekt aus Südtirol. Verstanden hab ich kein Wort, aber die Gesänge aus ihrem Album Parores & Neores klangen sehr, sehr schön.

Der Sonderpreis der Hanns-Seidel-Stiftung zum Thema „Lieder, die Brücken bauen“ ging an die Südtiroler Frauenband Ganes

Der Sonderpreis der Hanns-Seidel-Stiftung zum Thema „Lieder, die Brücken bauen“ ging an die Südtiroler Frauenband Ganes

Das Hauptprogramm der Songs einen Sommerabend begann mit einem faszinierenden Auftritt des Moderators Matthias Brodowy. Mir war der Hannoveraner Brodowy eigentlich als Humorist bekannt. Aber er ist auch ein hervorragender Musiker, wie er mit den beiden Songs Sieben und Ufos über Berlin demonstrierte. Gerade den Song Sieben merkt man das Theologiestudium durchaus an. Seine CD hab ich mir sofort gekauft.

Moderator und starker Musiker Matthias Bodowy

Moderator und starker Musiker Matthias Bodowy

Nachdem der Schweizer Künstler Roger Stein im vergangenen Jahr als Nachwuchspreisträger bei der HSS ausgezeichnet wurde, kam er nun ins Hauptprogramm der Songs. Dort brachte er seine humorvollen Lieder dar, überraschte aber auch mit einem sehr, sehr ernsten Song 1880 Berner Oberland 1890 zehn Jahre. Roger Stein hatte seine CD im Gepäck, die es eigentlich erst ab September 2013 gibt. Sie wurde bei dem neuen Label von Konstantin Wecker aufgelegt und für die Songs gab es exklusiv einen Vorabverkauf der CD. Für mich etwas Besonderes: Roger Stein verwendete ein Foto von mir im Booklet der CD. Vielen Dank dafür.

Der lustige Roger Stein kann auch sehr ernst sein.

Der lustige Roger Stein kann auch sehr ernst sein.

Meine Fotoarbeiten im Booklet von Roger Stein.

Meine Fotoarbeiten im Booklet von Roger Stein.

Ein umstrittener Höhepunkt der Songs war der Auftritt der bayerischen Band Haindling. Hans-Jürgen Buchner war einstmals Moderator der Songs, heute ist er einer der Headliner. Er schaffte es, das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinzureißen. Dennoch war mancher Hardliner der Liedermacherszene-Fans entsetzt über den Auftritt von Haindling. Kommentare wie Oktoberfestmusik waren nicht selten. Mir hat Haindling allerdings hervorragend gefallen und ich verstehe dieses engstirnige Denken nicht. Übrigens, Haindling war die einzige bayerische Band des Abends.

Für mich ein bayerischer Ausnahmekünstler: Hans-Jürgen Buchner

Für mich ein bayerischer Ausnahmekünstler: Hans-Jürgen Buchner

Etwas ruhiger und dennoch intensiv ging es bei Anna Depenbusch zu. Die Hamburgerin faszinierte mit klarem Gesang, guten Texten und Klavierspiel das Publikum.

Hamburgerin in Bayern: Anna Depenbusch

Hamburgerin in Bayern: Anna Depenbusch

Viel Großes habe ich mir von dem Auftritt von Angelo Branduardi versprochen. Ich kenne den Künstler seit 1977, als er den Wasserfloh veröffentlichte. Er brachte auf der Klosterwiese italienische Liebeslieder dar. So richtig sprang der Funke bei mir nicht über. Es liegt wohl daran, dass ich kein Italienisch spreche. Gerne hätte ich den Wasserfloh live gehört und er wäre sich meines Applauses sicher gewesen. Übrigens, Branduardi war einer der Künstler, die es mir als Fotografen extrem schwer machten, ihn zu fotografieren. Seine Haare des grauen Wuschelkopfes verbargen die Augen, die zudem zumeist geschlossen sind. Dennoch gelangen mir ein paar gute Aufnahmen. Ich werde mich den Alben von Branduardi jetzt intensiver widmen, das hätte ich aber bereits vor den Songs tun sollen.In Banz brachte er eine wunderbare Version von O Solo Mio dar, sehr , sehr bewegend.

Der große Angelo Branduardi in Banz.

Der große Angelo Branduardi in Banz.

Mit Musik aus Dänemark ging es weiter. Obwohl mein Dänisch auch begrenzt ist, war ich dennoch fasziniert von dem erstklassigen Geigenspiel des Ehepaares Helene Blum und Harald Haugaard. Sie rockten richtig den Berg.

Helene Blum und Harald Haugaard

Helene Blum und Harald Haugaard

Gerhard Schöne, ein Liedermacher aus dem Osten Deutschlands, war nicht so mein Fall. Seit über 30 Jahren hatte er eine treue Fangemeinde im Osten. Gerhard Schöne war 1991 kurz nach der Wende zum ersten Mal in Banz und hatte nun 2013 seinen zweiten Auftritt vor seinen Freunden.

Gerhard Schöne, Liedermacher aus dem Osten Deutschland

Gerhard Schöne, Liedermacher aus dem Osten Deutschland

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war Heinz Rudolf Kunze und Räuberzivil. Kunze mit Band waren bereits im vergangenen Jahr in Banz zu Gast und lieferten auch diesmal einen eindrucksvollen Beitrag zur deutschen Rockkultur ab. Der Kunze hat wirklich etwas zu sagen und damit passt der Künstler hervorragend zu den Songs an einem Sommerabend.

Für mich ein ganz großer Künstler: Heinz Rudolf Kunze

Für mich ein ganz großer Künstler: Heinz Rudolf Kunze

Beim Finale war wieder großes Mitsingen angesagt. Es hat zwar nicht jeder den Ton getroffen, aber darauf kommt es auch nicht an. Der alte Reinhard Mey-Klassiker gute Nacht Freunde wurde von Künstlern und Publikum gemeinsam intoniert.

Alles im allen waren die diesjährigen Songs an einem Sommerabend ein solides, hervorragend gemachetes Festival. Für die Veranstalter war es besonders wichtig, dass das bayerische Fernsehen wieder mit seinen Kameras dabei war. Im August soll  eine eineinhalbstündige Sendung im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt werden. Der Technikaufwand des BR war enorm. Nicht nur mit klassischen Kameras war der Sender angerückt, sondern auch mit Steadycam und fliegender Drohne.

2014 werden die Songs ausverkauft sein - also jetzt Karten sichern.

2014 werden die Songs ausverkauft sein – also jetzt Karten sichern.

Im kommenden Jahr wird bei den 28. Songs an einem Sommerabend richtig die Post abgehen. Es hat sich das legendäre Trio Reinhard Mey, Hannes Wader und Konstantin Wecker angesagt. Es wird wohl das letzte Mal sein, dass Reinhard Mey bei den Songs auftritt. Dazu gibt es den in Franken beliebten Bodo Wartke. Die Moderation wird wieder Matthias Brodowy übernehmen. Der Kartenvorverkauf für 2014 läuft bereits jetzt auf vollen Touren. Ich hoffe, dass ich dann bei den Songs an einem Sommerabend wieder dabei sein kann. Und ich hoffe, dass es auch 2014 nicht regnen wird.

Jetzt anmelden zum Förderpreis für junge Liedermacher 2013

24. Februar 2013

Stefanie Polster

Stefanie Polster

Musikanten aufgepasst – bis 1. März läuft noch die Anmeldung zum Förderpreis für junge Liedermacher 2013. Der Preis wird jedes Jahr von der Hanns-Seidel-Stiftung verliehen. Der Förderpreis richtet sich an Gruppen und Solisten. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer sollte 40 Jahre nicht überschreiten.

Den drei Gewinnern winkt ein Geldpreis von je 2500 Euro. Was aber viel wichtiger ist, die Gewinner können dreimal bei den Songs an einem Sommerabend auftreten. Diese renommierte Veranstaltung findet jedes Jahr auf der Klosterwiese vor Kloster Banz in Franken statt. Mehrere Tausend Zuschauer interessierte sich für die Bands, die im Rahmen der Songs dieses Jahr von 4. bis 6. Juli auftreten.

Das Trio Ohrenschmaus.

Das Trio Ohrenschmaus.

Im vergangenen Jahr waren die Preisträger 2012 Stefanie Polster (Solistin), Franky Fuzz (Gesang und Comedy), Trio Ohrenschmalz (Gesang, Violine, Piano) und Roger Stein (Liedermacher). Seit über zwei Jahrzehnten gibt es den Wettbewerb. In dieser Zeit wurden insgesamt mehr als 4.000 Einsendungen verzeichnet – im vergangenen Jahr waren es zirka 180. „Diese überwältigende Resonanz hat uns wieder bestätigt, dass wir mit dem Wettbewerb richtig liegen“, ist Stiftungsvorsitzender Hans Zehetmair überzeugt. Die Ausschreibungsunterlagen gibt es hier.