Posts Tagged ‘Lehrerzimmer’

Brauchen Lehrer eine geschäftliche E-Mail-Adresse?

13. Dezember 2014

Am Rande einer Lehrerfortbildung habe ich eine Diskussion zwischen Pädagogen belauscht, die meinen Puls in die Höhe getrieben hat. Es ging darum, ob die Schule ihren Lehrern eine geschäftliche E-Mail-Adresse einrichten soll oder nicht.
Ich spitze die Ohren, mischte mich aber nicht ein. Ich als Papa von schulpflichtigen Kindern verstand das Problem der Lehrkraft zunächst überhaupt nicht. Kommunikation gehört zum Alltag und für mich wäre eine geschäftliche E-Mail-Adresse für Lehrer eine Selbstverständlichkeit. Die Lehrkraft müsste keine seltsame Web.de oder gmx-Adresse herausgegeben, die gerne im SPAM-Folter landet, sondern zeigt mit der Domain nach außen, dass er Lehrer einer bestimmten Schule ist.

Braucht der Lehrer eine E-Mail-Adresse von seiner Schule? Bei Wilhelm Busch hatte Lehrer Lämpel keine.

Braucht der Lehrer eine E-Mail-Adresse von seiner Schule? Bei Wilhelm Busch hatte Lehrer Lämpel keine.

Aber ganz so einfach ist es wohl nicht, wie ich bei meinen belauschten Gespräch mitbekam. Ich hörte in der Diskussion eine absolute Verweigerungshaltung bei einem Lehrer heraus. Angst vor Überwachung habe er, Angst vor der Schulleitung oder gar der NSA. Da wäre er als Lehrer ja immer erreichbar für den Chef!
Sagt mal, geht’s noch! Erreichbar für den Arbeitgeber, für die Eltern oder gar die Schüler – ja wo kommen wir da hin? Lieber Mann, wer bezahlt dich eigentlich? Und dann wollte der Lehrer noch eine klare Anweisung, wie oft er denn seine E-Mail abrufen sollte. Jeden Tag? Jeden Tag E-Mails abrufen? Er hatte sichtlich Angst vor noch mehr Bürokratie im Job. Es reiche doch, wenn man ein Fach im Lehrerzimmer habe und über das Sekretariat erreichbar sei. Er gebe seine private E-Mail ebenso nicht heraus, wie seine private Telefonnummer.
Andere Lehrer sprachen an den Verweigerer hin, wie an ein totes Pferd. Sie zählten die Vorteile auf, die Verantwortung eines Pädagogen gegenüber der Schulfamilie. Aber es war nutzlos. Der Lehrkörper verweigerte sich den Entwicklungen, die überall auf der Welt Standard sind. Er werde das Thema in der nächsten Lehrerkonferenz zur Sprache bringen. Da ist er wieder, der berühmte Sacke Reis.
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass der verweigernde Lehrer in der Minderzahl war, aber die Diskussion mit den Befürwortern trotzdem recht heftig war. Keinesfalls darf man alle Lehrer in einen Topf werfen, aber diese Haltung macht mir Angst. Schließlich unterrichten diese Menschen meine Kinder, meine Zukunft. Das macht mir wirklich Angst.

Brauchen Lehrer digitale Nachhilfe?

2. Dezember 2014

Etwa ein- bis zweimal pro Woche bin ich an Schulen mit meinem Tag der Medienkompetenz unterwegs und schaffe es mit Erfolg, das Thema digitaler Wandel in die Familien zu bringen. Aufhänger ist natürlich das Thema Soziale Netzwerke, also Facebook, Whats App und Co. Ich halte das Thema Medienkompetenz für enorm wichtig und sehe massiven Handlungsbedarf – vor allem bei Eltern.

Vortrag im Hort der Lehrerfortbildung Dillingen.

Vortrag im Hort der Lehrerfortbildung Dillingen.

Neulich war ich im Hort der bayerischen Lehrerfortbildung zu Gast, in der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, und habe Seminarlehrer zum Thema soziale Netzwerke fit gemacht. Es bewegt sich etwas bei dem Thema Medienkompetenz. Morgen bin ich in Berlin und spreche auf der Online Edca in der Hauptstadt und halte auf dem Schoolforum ein Implusreferat zu diesem Themenkomplex.
Da bekomme ich heute ein interessante Meldung von der D21 auf den Tisch. Inhalt: Lehrer haben ein Problem mit digitaler Medienkompetenz und brauchen Nachhilfe.

Abb.4_FortbldgTeilnahme_Lehrer
Medienkompetenz, also der souveräne Umgang mit Computern und dem Internet, gilt heute als Schlüsselqualifikation für einen chancenreichen Start ins Berufsleben. Digitale Bildung soll nach dem Willen der Bundesregierung deshalb in allen Schulstufen und Schulfächern Einzug halten. Die größte Herausforderung liegt bei den Lehrkräften: Über die Hälfte aller Lehrer in Deutschland ist 50 Jahre und älter. Mit fortschreitendem Alter nimmt digitale Souveränität im Bundesdurchschnitt rapide ab, das zeigt die Studie D21-Digital-Index 2014. Dem entsprechend beurteilen auch Lehrer über 50 ihre Computerkenntnisse als eher schlecht. Grundsätzlich gibt es nicht genügend ausreichend qualifizierte Lehrer, die Schülern den Umgang mit Medien, mit den eigenen Daten und mit Informationen im Netz vermitteln können, so sagt die Initiative D21. Die genaue Studie gibt es hier zum kostenlosen Download.
Ich stelle bei meinen Lehrerfortbildung fest, dass diese Äußerung mach Nachhilfe sehr pauschal ist. Es hängt von dem einzelnen Lehrer ab und Forderung „Lehrer müssen in die digitale Nachhilfe“ ist mir zu pauschal. Es gibt solche und solche Lehrer. Und weil jeder einen Lehrer in der Schule hatte, ist jeder bei dem Thema Experte. Dennoch: Nicht wegzudiskutieren ist aber die digitale Spaltung in den Lehrerzimmern. Freilich gehen Junglehrer und Referendare an das Thema anders heran, weil sie im Studium mit IT gearbeitet haben. Aber für mich ist es keine Sache zwischen jung und alt, sondern zwischen digital und analog. Und, es ist eine Sache, wie ernst ich meinen Beruf nehme. Es gibt Pädagogen, die nehmen ihren Beruf als Berufung und es gibt – sorry – einfach faule Menschen. Letztere haben mit ihrem Job geistig abgeschlossen und werden durch das Beamtenrecht geschützt. Es ist eine grundsätzliche Auffassung, wie ich meinen Beruf ansehe und darf nicht nur auf das Thema digitale Medien reduziert werden. Der Lehrerjob hat sich radikal verändert.
Ich stelle auch fest, dass der Verwaltungsaufwand in den Schulen enorm geworden ist. Das Rundschreiben des Kultusministerium ist eine Botschaft des Schreckens im besten Verwaltungsdeutsch. Andere Organisationsformen müssen sich an den Schulen etablieren und iPads und Co gehören endlich in den flächendeckenden Unterricht. Mensch, wir leben im 21. Jahrhundert.