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King Kong (1976) – die große Lüge

21. März 2023

Mit King Kong von 1976 verbindet mich eine wirkliche Hassliebe. Zum einen verehre ich die Geschichte von Kong und bin ein riesiger Fan des Affen, zum anderen war ich von dieser Inszenierung unheimlich enttäuscht als ich sie damals im Kino gesehen hatte und auf die Versprechungen der Werbung hereingefallen bin. Aber alles der Reihe nach.

Die Verfilmung ist das erste Remake des absoluten Klassikers von 1933, zu dem der Krimiautor Edgar Wallace die Idee beigesteuert hat. Der Film ist ein zurecht ein Meisterwerk des fantastischen Films und ein Wegbereiter der Tricktechnik. Ohne King Kong hätte es nie Ray Harryhausen und andere gegeben.

Und dann wollte Produzent Dino De Laurentiis King Kong in die siebziger Jahre holen. Was grundsätzlich ein lobenswerter Gedanke ist, hätte uns Dino De Laurentiis nicht das Blaue vom Himmel heruntergelogen. Der vielbeschworene King Kong-Roboter funktionierte gar nicht und war nur Sekundenbruchteile im Film von John Guillermin zu sehen. Die PR war aber so enorm aufgeblasen, so dass ich als Kind voller Erwartungen ins Kino gestürmt bin. Das Plakat zeigte Kong zudem auf dem World Trade Center mit abgefangenen Düsenjägern im der Hand – alles Lüge. Dabei hatte der Film natürlich seine gute Seiten. Das Leiden von Kong wurde hervorragend beschrieben. Der Film zeigt die Unschuld des Tieres, die durch den Menschen geraubt wird. Rick Baker spielt den Mann im Affenkostüme prima. Die Musik von John Barry war meisterhaft. Wäre nur der Affe aufgetreten, dann hätte ich mit dem Film durchaus leben können. Aber die Darsteller sind Grütze, allen voran Jessica Lange und der Zottelmann Jeff Bridges mit Nikon und darin unendlichen Film. Die Liebesgeschichte der beiden: Naive Möchtegernschauspielerin und übereifriger Anthropologe im David Hamiliton-Stil.

Die deutsche Synchronstimme von Lange ist zudem nicht auszuhalten. Ich hatte den Film auf Super 8 und Video immer nur mit deutschen Ton. Erst in der Bluray und dann in der 4K-Version konnte ich den Film in Originalsprache ansehen, was Jessica Lange erträglicher machte. Jessica Lange wurde bei den Golden Globes im gleichen Jahr als Beste Nachwuchsdarstellerin geehrt – was die Jury da geritten hat, ist mir völlig schleierhaft, vielleicht gab es 1976 keine anderen Filme (Scherz). Wenn Lange mit Kong zusammentrifft (du blöder Affe) und unter dem Wasserfall gebadet und dann vom Atem des Affen getrocknet wird, überlegt man sich, ob man nicht besser vorspulen soll, so lächerlich wirkt die Szene inszeniert
Ganz, wirklich ganz schlimm ist der Öl-Multi-Vertreter Wilson (Charles Grodin), der so sehr im Klischee badet, dass es nicht erträglich ist und ein plattes Schauspiel abgibt. So sehen also gierige Menschen aus, die aus der Ölbranche stammen. Ach ja, wir hatten damals die Ölkrise und ich durfte mit meinen Eltern auf der Autobahn herumlaufen, weil es autofreie Sonntage gab. Das passte so klischeemäßig in die Zeit, das es einem schlecht werden muss.

Auf der 4K-Disc gibt es zudem den Extended TV Broadcast Cut, der zwar mit drei Stunden länger, aber um keinen Deut besser ist. Das Color Grading bei der 4K-Version ist hervorragend geworden. John Guillermin, der wunderbare Unterhaltungsfilme wie Flammendes Inferno oder Tod auf dem Nil abgeliefert hat, drehte hier solide Handwerk, aber eben nicht mehr.

Bergung der Costa Concordia am iPad

17. September 2013

Faszinierend und angewidert zugleich saß ich gestern den ganzen Tag vor dem Rechner und habe mir die Bergung des verunglückten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia angesehen. Die Tagesschau hat einen unkommentierten Livestream ins Netz gestellt, davon habe ich diese Screenshots als Gebührenzahler gemacht.

Ein alter Freund und Bekannter von mir, Franz Neumeier, Betreiber des wichtigsten deutschen Kreuzfahrtblogs Cruisetricks, hat mich am Morgen auf die Bergung in seinem Twitterkanal aufmerksam gemacht. Bei den Bildern denke ich mir immer wieder: Welche Angst mussten die Passagiere erleiden, als das Schiff kenterte. Die Costa Concordia war im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio gekentert. 32 Menschen kamen ums Leben; zwei Leichen sind bis heute nicht geborgen worden. Vielleicht finden die Verantwortlichen bald die sterblichen Überreste.

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Am iPad verfolgte ich den ganzen Tag über den Stream. Dabei muss ich zugeben, dass ich dankbar war, nicht durch das Gequatsche irgendwelcher Reporter oder so genannter Experten gestört zu werden. Der unkommentierte Livestream zeigte Bilder, die Arbeitsatmosphäre und brachte die Live-Geräusche. Ich konnte beobachten, wie sich das verrostete Wrackteil zu heben begann. Es lag über 20 Monate im Salzwasser und sah entsprechend aus.

Mir schaudert bei dem Gedanken, dass noch zwei Tote an Bord dieses riesigen Stahlkolosses es zu finden sind. Wie müssen sich bei der Bergung die Angehörigen fühlen?  Und wie muss ich wohl der Kapitän fühlen, der scheinbar das Unglück zu verantworten hat?

Den ganzen Nachmittag über machte ich einige Screenshots. Der Stream lief auf meinem iPad und so konnte ich dank Web ganz nah bei der Bergung dabei sein. Auch eine neue Erfahrung für mich als Reporter. Die Livebilder waren gestochen scharf und interessant, obwohl so eine Schiffsbergung natürlich recht langsam vor sich geht. Stück für Stück, Zentimeter um Zentimeter hob sich das einst stolze Schiff aus dem Wasser. Für mich als Laien ist so eine Bergung , eine große technische Meisterleistung. Es war trotz schnellem Internet eine Art Entschleunigung.

Ich habe immer noch die Katastrophenfilme der siebziger Jahre vor Augen. Es begann mit dem Film flammendes Inferno, dann kann Erdbeben, und dann kam eine Reihe von Schiffs- und Flugzeugkatastrophenfilmen. Gerade die Flugzeuge und die Schiffe wurden am Ende immer spektakulär gehoben. Doch die Bergung der Costa Concordia stellt Hollywood in den Schatten. Das ist Realität, nicht Fiktion, die sich vor meinen Augen abspielte.  Und so eine Realität dauert halt auch seine Zeit.

Wir haben in der Familie diskutiert, welche Auswirkungen das Unglück auf das Reiseverhalten von uns hat. Während mein Vater Abstand vor einer Kreuzfahrt genommen  hat, ist meine Mutter immer noch ein riesiger Fan. Ich selbst würde gerne einmal die Hurtingroute bereisen. Genauso wenig wie mich Unfälle auf der Straße vom Autofahren abhalten oder Flugzeugabstürze vom Fliegen, so werde ich irgendwann meine Kreuzfahrt machen.