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Forderung: Keine Böller zu Silvester

24. November 2020

Ich stell es gleich von Anfang an klar: Ich bin für ein Böllerverbot zu Silvester dieses Jahr und sonst auch. Nachdem in den Niederlanden die Böllerei abgeblasen wurde, startet die Diskussion bei uns auch. Wie ich aus den Diensten herauslese, traut sich die große Politik an dieses sensible Thema wohl nicht heran. Entscheiden müssen es in Deutschland die Kommunen und ich hoffe auf eindeutige Stellungnahmen seitens der Kommunalpolitiker. Ich feiere Silvester innerhalb meiner Familie und brauche wirklich keine Knallerei dazu.

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Wendt, sagte der „Bild“-Zeitung, zum Feuerwerk gesellten sich rasch Alkohol, Personengruppen und Partystimmung – und das sei in Pandemie-Zeiten nicht angesagt. Der Herr hat recht.
Und hört mit der Heulerei auf nach dem Motto „Nix darf man mehr“ oder „alles wollen die uns verbieten.“ Das Virus kennt kein Silvester. Haltet Abstand, besauft euch nicht und verzichtet auf die Party zur Jahreswende.

Argumente gegen Böllern
Sachliche Argumente gegen die unnötige Silvesterballerei gibt es außer dem teuflischen Corona genug. Corona alleine wäre schon ein Grund, Böllern zum Jahresende abzusagen. Abstand halten auf freiwilliger Basis geht scheinbar nicht. Bei uns treffen sich Jugendlicher abends in der Dorftiefagarage zum Feiern – Masken und Abstand Fehlanzeige.

Aber es gibt auch weitere Gründe. Es gibt keine Verletzten durch irgendwelche Deppen, der mit ihren Feuerwerkskörpern herumdoktern und ihnen das Zeug um die Ohren fliegt. Die Notaufnahmen in den Krankenhäusern werden benötigt und wenn kein Notfall eintritt, dann haben die Rettungskräfte auch mal Luft zum Durchatmen.

Unsere geliebten Haustiere danken es, wenn man auf die Ballerei verzichtet. Unser Wellensittich Dr. Watson muss dieses Jahr alleine feiern, nachdem seine Kollege Sinatra im August vom Stangerl gefallen ist. Watson wird die Silvesterknallerei wohl verkraften, erschrickt aber jedes Mal.

Atari in seiner Kiste braucht wohl kein Geballer zu Silvester.

Interessant wird es mit unseren beiden neuen Katern Parsifal und Atari. Sie sind noch so jung und kennen diesen Lärm nicht. Schon wegen den beiden neuen Familienmitgliedern hoffe ich auf ein Böllerverbot.

Auch eine Konsequenz: Es gab keinen großen Raketenmüll am nächsten Tag. Leider gibt es bei uns in der Straße immer noch Nachbarn, die ihren Raketenmüll nie weggeräumt haben und alles den fleißigen Gemeindemitarbeitern vom Bauhof aufgedrückt haben. Wenn ich bei uns nach Silvester durch die Straßen gehe, treffe ich auf Müll im öffentlichen Raum. Zum Teil gibt es noch Blindgänger, zerschlagene Flaschen, ausgebrannte Feuerwerkskörper, China-Böller, Raketen.
Und da wäre noch der Alkohol. Durch Corona bleibt man zu Hause und es sind keine Besoffenen auf den Straßen, die herumpöbeln, provozieren oder randalierten. Nochmal der Appell: Bleibt zu Hause und macht es euch mit eurer Familie gemütlich. Ich sehe es bei uns im Dorf immer wieder, dass Menschen mit Alkohol nicht umgehen können. Und nein, ich will euch den Alkohol nicht verbieten.

Gerade in Deutschland wird viel über Feinstaub diskutiert und polemisiert. Nach Abbrennen des Feuerwerks legt sich auf deutsche Straßen und Plätze eine gefährliche Feinstaubglocke. Es gibt Menschen, die haben eine Lungenkrankheit, für die ist Silvester und die Tage danach eine Qual. Und nicht nur kranken Leuten ergeht es so. Es brennt in den Augen und in der Lunge – gesund kann das nicht sein. Also hört endlich auf mit dieser Umweltschweinerei.

Was der Alkohol aus Menschen macht.
Zum Schluss habe ich noch ein Urteil der Woche vom Amtsgericht München, das hier zum Thema hervorragend passt. Am 10.11.2020 verurteilte das zuständige Schöffengericht am Amtsgericht München einen 35jährigen Mann aus München wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten, die gegen eine Zahlung von 1.500 Euro an eine gemeinnützige Straffälligenhilfe in Monatsraten von 50 Euro zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Am 01.01.2020 gegen 00:05 Uhr warf der Angeklagte in einem Hinterhof in München-Pasing, in dem sich insgesamt ca. 50 – 70 Personen aufhielten, Knallerbsen in Richtung einer Personengruppe aus drei Familien, davon fünf Kinder. Eine der Mütter forderte ihn auf, dies wegen der anwesenden Kinder zu unterlassen. Nun brach der Angeklagte den Holzleitstab einer Feuerwerksrakete ab, legte sie so beschädigt auf den Boden und zündete sie. Die Rakete flog durch die Personengruppe hindurch und explodierte in circa fünf Metern Entfernung. Verletzt wurde niemand. Nun ermahnte eine andere der Mütter den Angeklagten, der sie daraufhin mit „Hure“ beleidigte und eine zweite Feuerwerksrakete erneut auf die Personengruppe ausrichtete, die wieder in circa fünf Metern Entfernung explodierte. Anschließend nahm der Angeklagte eine weitere Rakete schräg in die Hand und zielte abermals in Richtung der Personengruppe. Diese flog nur knapp über den gebeugten Körper eines Vaters hinweg. Beim nachfolgenden Streit beleidigte der Angeklagte zwei der Mütter mit „Schlampe“, „Hure“ und „Kopftuchschlampe“.

Der Angeklagte erklärte, vorher erhebliche Mengen Whiskey getrunken zu haben: „Aber ehrlich gesagt, ich habe nicht aufgepasst. Man ist fröhlich durch Alkohol. Ich war normal. Ich war mit meiner Frau und meinen Kindern und meiner Familie draußen. Als ich die Rakete auf den Boden gestellt habe, habe ich nicht daran gedacht. 11 Jahre lang war ich in einem Ein-Zimmer-Appartement. Ich war sehr glücklich und sehr froh, dass ich in das Haus ziehen konnte. Ja, sie sind immer noch meine Nachbarn. Ich gehe sehr früh von zuhause weg und komme spät nach Hause. Es ist eine normale Beziehung. Ich sehe sie meistens nicht. Ich hatte bisher nie Ärger in Deutschland. Die sind meine Nachbarn. Ich will gar keine Probleme machen oder Ärger. Meine Kinder spielen draußen mit den Kindern von den Nachbarn. Wir begrüßen uns gegenseitig.“ Bei dem nachfolgenden Streit seien er und seine Frau verletzt worden.

Die Vorsitzende Richterin begründete das getroffene Urteil u.a. wie folgt: „Die Wirkung des Entzündens sowie der Explosion der Raketen war für den Angeklagten völlig unkontrollierbar, weshalb er auch mit der Möglichkeit einer Gefährdung anwesender Personen rechnen musste, insbesondere da es sich bei der ersten und zweiten Rakete jeweils um einen beschädigten pyrotechnischen Gegenstand gehandelt hatte und er die insgesamt drei Raketen wissentlich und willentlich in Richtung der Personengruppe ausgerichtet hatte. Die sich in der Gruppe befindlichen Personen blieben lediglich aufgrund eines glücklichen Zufalls unverletzt. (…) Von einem minder schweren Fall konnte vorliegend bei einer Gesamtschau der Tat nicht ausgegangen werden. Zwar hat sich die Tat an Silvester mit zugelassenen Feuerwerkskörpern ereignet und es war auch Alkohol im Spiel. Der Angeklagte hat hier aber nicht nur einmal eine Rakete in die Menge geschossen und dadurch eine Sprengstoffexplosion herbeigeführt, sondern dreimal, in der betroffenen Personengruppe befanden sich auch Kinder und eine der betroffenen Personen wurde nur knapp verfehlt.“

Zugunsten des nicht vorbestraften Angeklagten wertete das Gericht sein Geständnis, welches eine umfangreiche Beweisaufnahme entbehrlich machte und zahlreichen Zeugen und Nachbarn die Aussage ersparte, seine alkoholbedingte Enthemmung und dass der Angeklagte bei der nachfolgenden Auseinandersetzung selbst Verletzungen erlitt; zu seinen Lasten, dass sich in der betroffenen Personengruppe auch Kinder befanden und dass insgesamt drei Raketen abgefeuert wurden.

„Die Vollstreckung dieser Freiheitsstrafe kann vorliegend zur Bewährung ausgesetzt werden. Der Angeklagte lebt in gefestigten familiären Verhältnissen, hat eine Arbeit und eine Wohnung und ist hier sozial integriert, überdies ist er bislang strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten, so dass eine positive Sozialprognose hier problemlos gestellt werden kann. Es liegen vorliegend auch besondere Umstände vor, welche eine Strafaussetzung zur Bewährung rechtfertigen, namentlich das vollumfängliche Geständnis bei etwas unübersichtlicher Beweislage sowie der Umstand, dass der Angeklagte nach der Tat selbst verletzt wurde.“

Urteil des Amtsgerichts München vom 10.11.2020​
Aktenzeichen 813 Ls 111 Js 115054/20

Silvester in New York – Meine Reiseimpressionen Teil 6

10. Januar 2017

Perfekt ausgestattet für den Silvesterabend in New York.

Perfekt ausgestattet für den Silvesterabend in New York.

Silvester war der eigentliche Grund, weshalb ich mit meiner Familie nach New York reiste. Wir wollten das neue Jahr an einem anderen Ort begrüßen und da kam uns der Big Apple gerade recht. Ich hatte K2 diese Reise versprochen, für den Fall, dass Donald Trump das US-Präsidentschaftsamt gewinnt.
Silvester in New York heißt in der Regel Silvester am Times Square. Dort findet der so genannte Ball Drop statt: Der Times Square Ball ist ein Kristallball, der seit 1907 an Silvester auf dem Dach des Wolkenkratzers One Times Square 23 Meter an einer Stange herabgelassen wird. Diese Ball Drop genannte Show beginnt 60 Sekunden vor dem Jahreswechsel. Um ehrlich zu sein: Diesen Zirkus am Times Square wollten wir uns nicht antun. Wir wollten nicht mittags auf den Platz sein und bis 0 Uhr in der Kälte warten. Der Platz ist einfach voll, richtig voll. Und außerdem ertrage ich Mariah Carey nicht, die an diesem Abend zu Silvester singen sollte. Ja sollte, aber sie tat es nicht. Mariah Careys Playback versagte und auch ihre Tänzer waren nicht so, wie es die zickige Sängerin haben wollte. Im Internet sah ich mir später die chaotische Show an und war glücklich, dass uns diese Peinlichkeit erspart bliebt. Mariah Carey brach nach sechs Minuten ab.
Also am Times Square waren uns zu viele Leute. Daher entschlossen wir uns, Silvester im Central Park zu feiern. Die grüne Lunge New Yorks bietet genug Platz zum Feiern und genug Platz für viele Leute.

Läufer aus Sindelfingen in der U-Bahn fahren zum Silvesterlauf.

Läufer aus Sindelfingen in der U-Bahn fahren zum Silvesterlauf.

Die U-Bahn brachte uns zum Central Park. In der U-Bahn begegneten uns Läufer aus aller Herren Länder. Für viele Sportler in New York ist der Silvesterlauf im Central Park die wahre Party am New Years Eve. Im Central Park startet genau um Mitternacht der Emerald Nuts Midnight Run des Läuferclubs New York Road Runners. Etwas mehr als sechs Kilometer läuft man um Mitternacht ins neue Jahr. Dabei ist viel Show wichtig. Neben mir saßen seltsame Läufer als Kakerlaken verkleidet und auch eine Seniorenläufergruppe „Midnight Madness 2017“ aus Sindelfingen fieberte dem sonderbaren Laufereignis entgegen. In der U-Bahn feuerte sich die Gruppe auf schwäbisch gegenseitig an. Ausstiegsplatz für die Gruppe war die 72. Straße beim Dakota, dem einstigen Wohnort von John Lennon, vor dem der ehemalige Beatles erschossen wurde.


Wer nicht laufen, sondern nur feiern wollte, der fand sich bei der Tavern on the Green weiter südlich ein. Die Polizei hatte Absperrungen errichtet. Am Eingang zum Central Park wurde ein großer Scheinwerfer aufgebaut und die Polizisten führten stichprobenartig Kontrollen durch. Es war auffällig, wie wenig Gedränge es trotz der großen Menschenmassen gab. Vor dem Ausflugslokal Tavern on the Green teilte sich die Menge auf und verstreute sich. Als Neuling wussten wir zunächst nicht, wo wir hinblicken sollten. Wo findet jetzt das Feuerwerk statt? Ich ging zunächst davon aus, dass die südliche Skyline von Manhattan erleuchtet wird. Leider falsch. Also mussten wir uns umdrehen. Die Besucher des Parks waren ausgelassen, aber nicht betrunken. Ich habe keine grölenden Betrunkenen gesehen. Die New Yorker-Polizei tolerierte keinen Alkohol in der Öffentlichkeit. Ein paar Besucher hatten Klappstühle dabei, einige ließen sich auf den Bänken im Park nieder. Und wir als Familie standen eben herum.


Zehn Sekunden vor Jahreswechsel ging der Countdown los: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, happy new year. Die Null ging im Jubel der Masse unter. Gleichzeitig startetet das zentrale Feuerwehr im Central Park. Rund 15 Minuten brannte ein großes Brillantfeuerwerk mit lautem Krachen und Zischen ab. Rakete um Rakete stiegen in den Himmel und explodierten mit einem Donnern. Dann war alles vorbei. Kein Geballere mehr. Die Leute lagen sich in den Armen. Unsere Familie wünschte sich ein gutes neues Jahr. Wir küssten uns, nahmen uns in die Arme und freuten uns auf ein gesundes, erfolgreiches Jahr 2017.
Nach rund 30 Minuten war alles vorbei. Die Menge löste sich auf. Auch wir gingen Richtung U-Bahn und dann zurück zum Hotel.

Kommentar: Ich will bei uns ein anderes Silvester

Nicht alles in den USA ist gut, aber im Vergleich zu unserem Silvesterfest in Deutschland hat mir Silvester im Central Park außergewöhnlich gut gefallen. Ich plädiere künftig für ein zentrales Feuerwerk in deutschen Städten. Private Feuerwerke braucht kein Mensch.
Durch das zentrale Feuerwerk gab es keinen öffentlichen Verkauf von Feuerwerkskörpern. Der Einzelhandel bei uns würde zwar kotzen, aber die Vorteile überwiegen meiner Meinung nach. Durch ein zentrales Feuerwerk gibt es keine Böllerei vor und nach dem Jahreswechsel. Es gibt keine Verletzten durch irgendwelche Deppen, der an ihren Feuerwerkskörpern herumdoktern und ihnen das Zeug um die Ohren fliegt.
Überlasst das Abbrennen doch einfach den Profis. Die Feuerwehr steht bei einem zentralen Fest bereit und kann im Ernstfall eingreifen. Bei uns passieren Brände durch Raketen, enorme Kosten durch das Ausrücken der Floriansjünger.

Frohes neues Jahr - ich plädiere für ein zentrales Feuerwehr zu Silvester.

Frohes neues Jahr – ich plädiere für ein zentrales Feuerwehr zu Silvester.

Durch das zentrale Abbrennen der Feuerwerkskörper leiden keine Haustiere in dem Maße wie bei uns in Deutschland. Meine Wellensittiche scheinen durch das Feuerwerk nicht groß gestört zu sein, die Hunde und Katzen der Nachbarn leiden durch die Böllerei.
Auch eine Konsequenz: Es gab keinen großen Raketenmüll am nächsten Tag. Die Putztruppe in New York trat gleich nach dem Abbrennen des Feuerwerks in Aktion und räumte auf. Wenn ich bei uns dagegen nach Silvester durch die Straßen gehe, treffe ich auf Müll im öffentlichen Raum. Zum Teil gibt es noch Blindgänger, zerschlagene Flaschen, ausgebrannte Feuerwerkskörper, China-Böller, Raketen.
Die Massen in New York sind groß, sehr groß sogar und dennoch ging es friedlich zu. Es gab keine besoffenen Deppen, die herumpöbeln, provozieren oder randalierten. Das sehe ich bei uns im Dorf immer wieder, dass Menschen mit Alkohol nicht umgehen können. Zwar wurde im Central Park auch mit einem Sekt angestoßen, aber öffentliche Alkoholleichen mit entsprechender Kotzerei hab ich nicht gesehen. Das fand ich sehr gut. Und bei einem zentralen Fest kommen die Leute aus der Gemeinde oder des Stadtteils zusammen und unterhalten sich, feiern zusammen und begrüßen zusammen das neue Jahr. Silvester kann auch eine gesellschaftliche Angelegenheit sein.
Gerade in Deutschland wird viel über Feinstaub diskutiert und polemisiert. Nach Abbrennen des Feuerwerks legte sich auf deutsche Straßen und Plätze eine Feinstaubglocke. Dieses Mal war bei uns im Dorf sogar Nebel mit dabei, dass einem das Atmen schwer fiel, da an jeder Ecke ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Ich hab im Netz einen Film gesehen, bei dem München unter einer Nebelglocke lag und das Feuerwerk im Nebel explodierte. Sah interessant aus, aber der Feinstaub war enorm. Also hört endlich auf mit dieser Umweltschweinerei. Einfach mal über den Tellerrand schauen und Betrachen, wie es andere machen.