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Filmkritik: Alien Romulus – ohne Spoiler

14. August 2024

Nach dem US-Hype ist endlich Alien Romulus bei im Kino und es ist ein lauter Film geworden. Zeitlich spielt Alien Romulus von Evil Dead-Regisseur Fede Alvarez zwischen Alien (1979) und Aliens (1986). Es ist ein harter Science Fiction-Horror geworden, der gegen Ende zum Action-Film Aliens mutiert und sich zudem vor Ridley Scott verbeugt. Die Handlung ist 20 Jahre nach Alien und 37 Jahre vor Aliens angesiedelt. Hier der erste Eindruck gleich nach der Pressevorführung zusammen mit Markus Elfert von Filmreport – ohne Spoiler. Ich schau mir den Film gleich nochmal nach dem offiziellen Start im Scala Fürstenfeldbruck an.

Der Fan wird sich in Alien Romulus wohlfühlen. Das Setdesign der mit den flackernden Lichtern ausgestattet Raumstation mit großen Computerterminals und Mutter ist wunderbar retro. Zudem gibt es viele Anspielungen an den ersten Teil, die Spaß machen, wie ein Vögelchen beim Essen oder das Einsteigen in einen Raumanzug und wir treffen alte Bekannte wieder. Zudem wird Kubricks 2001 zitiert: Open the door.

Das Setdesign ist Rost, Gold und Rot gehalten, die Gänge sind eng, die Szenerie ist dreckig. Die Helden des Films sind wie in Teil eins keine Saubermänner, sondern Diebe und Abenteurer. All das sorgt bei Fans für eine bekannte Wohlfühlamtosphäre. Also keine glänzenden Sternenkrieger in sauberen Raumschiffen, sondern die Arbeiterklasse im Weltraum, wo dich niemand schreien hört. Einige Darsteller verfügen über keine tiefere Charakterisierung und werden von den bösen Aliens verfrühstückt. Das war bei Ridley Scotts-Urversion noch anders, wenn jeder Verlust eines Mannschaftsmitglieds dem Zuschauer näher ging.

HR Giger hätte sich über Alien Romulus gefreut. Sein Monster wird im Film zitiert und die Sexualität der Giger-Gemälde erwachsen in Alien Romulus zum Leben voll mit Surrealismus und seine Biomechanoiden. Fede Alvarez liebt wohl die 1971 Müllpassagen von Giger, die zum sexuellen Akt im Film werden – eine großartige Hommage an die Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Die YouTube-Generation wird Alien Romulus vertraut sein, wenn Prank-Videos mit „Run“ zitiert werden und das Alien-Blut als Säure gibt eine hervorragende Vorlage als Videospiel, das sicherlich kommen wird.

Die Musik oder sagen wir besser der Sound von Benjamin Wallfisch aus der schrecklichen Hans Zimmer-Schmiede unterlegt den Film mit einem lauten, aggressiven Klangteppich damit eingeblendeten Herzklopfen, der gut zur Atmosphäre passt. Mit Jerry Goldsmith als Alien ist Wallfisch aber nicht entferntesten vergleichbar.

Ohne zu Spoilern machen hab ich mich mit den letzten 15 Minuten des 119 Minuten langen Films schwer getan. Hier wollte sich wohl Fede Alvarez vor dem jüngeren Werk von Ridley Scott verbeugen, was zum einen nur bedingt gelang, zum anderen unnötig war. Fede Alvarez steht für eine neue Art von Gewalt-Regisseuren, die auf handgemachten Effekte setzen und das tut dem Film unheimlich gut. Er setzt sogar auf unerwartete Animatronic-Aufnahmen.

Alien Romulus ist ein lauter, ein schmutziger Film geworden und Alien-Fans werden ihn lieben. Und sofort wird ein Ranking beginnen, in welcher Lieblingsskala sich der Film einordnen lässt. Unbedingt im Kino ansehen.

Alien: Romulus – da kommt was auf uns zu

20. Juni 2024

Eines der Kinoereignisse auf die ich mich dieses Jahr wirklich freue ist Alien: Romulus. Der Science-Fiction-Horror wird im August in Deutschland starten und ich hatte die Gelegenheit 20 Minuten des Films genießen zu dürfen.

Zudem gab es ein gutes Frage und Antwort-Spiel mit dem Regisseur Fede Alvarez. Hier meine Aufzeichnung des Gesprächs, eine wahre Schatzgrube für Alien-Fans.

UPDATE: Leider hat Disney die Aufnahme untersagt. In der Veranstaltung war ein Filmen noch erlaubt. Sorry.

Ich denke, dass Fede Alvarez mit Alien: Romulus einen guten Job gemacht hat. Ich kann bisher nur meine Eindrücke aus den 20 Minuten des Footage wiedergeben, die mir gefallen haben. Fede Alvarez hat spätestens mit Evil Dead, der Neuverfilmung von Tanz der Teufel, gezeigt, dass er weiß, wie modernes US-Horrorkino funktioniert.

Bei Alien: Romulus handelt es sich um den siebten Film der Alien-Reihe. Er spielt zwischen den Filmen Alien (1979) und Aliens (1986). Eine Gruppe junger geldgieriger Abenteurer durchsuchen das All und treffen auf eine scheinbar völlig verlassene Station. Die Menschen sind alle tot, doch die Aliens sind an Bord und schon kann es losgehen.

Fede Alvarez vermied CGI und setzte mehr auf klassische Animatronic. Und auch das verlassene Raumschiff sieht wieder Handgemacht aus. Dem Fan geht hier das Herz auf. Der Film wird nicht die philosophische Richtung einschlagen wie die beiden jüngsten Ridley Scott-Produktionen Prometheus – Dunkle Zeichen (2012) und Alien: Covenant (2017). Fede Alvarez folgt eher dem Vorbild von James Cameron und setzt auf Action-Kino im Weltraum. Aber Action mit Niveau, wie ich hoffe.
Ich habe mal eine phantastische Matinee zum ersten Alien von 1979 durchgeführt. Das zeigt meine Liebe zum Film. Hier meine Aufzeichnung.

Remake von Tanz der Teufel/Evil Dead

28. Oktober 2012

Es naht Halloween und so ist es an der Zeit, sich dem harten Spalterfilm zu widmen. Nachdem ich mich bereits über die unnötigen Neuverfilmungen von Carrie und Texas Chainsaw Massacre in 3D ausgelassen habe, widme ich mich heute der Neuverfilmung von Tanz der Teufel.

Evil Dead von 1981 ...

Evil Dead von 1981 …

... Evil Dead von 2012

… Evil Dead von 2012

Als der Film 1981 in die Kinos kam, war er als klassischer B-Movie für Bahnhofskinos platziert. Mit einer Ausnahme: Die Masken und das Make-up waren absolut professionell. So professionell, dass der Film von der damaligen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (der heutigen Prüfstelle für jugendgefährdende Medien) umgehend indiziert wurde. Es kam noch heftiger: Der Kino- und Videofilm wurden deutschlandweit beschlagnahmt.

Die Härte des Films war extrem, zu extrem für deutsche Jugendschützer. Die Gewaltdiskussion Mitte der achtziger Jahre nahm ihren Lauf. Der Diskussion fielen Filme wie Ein Zombie hing am Glockenseil, Man Eater, das Haus an der Friedhofsmauer oder Muttertag zum Opfer. Zu brutal, zu menschenverachtend, zu jugendgefährdend waren die Gründe. Der Horror der achtziger Jahre hatte sich von den Vampiren und Frankensteins weit entfernt, obwohl gerade Tanz der Teufel immer wieder mit seinem Nebelwaden an den Hammer-Horror erinnerte. Was Texas Chainsaw Massacre eingeleitet hatte und von John Carpenters Halloween verstärkt wurde, endete im nackten Terror und stumpfer Gewalt. Ein Verbot war die Folge und die Diskussionen um Zensur im Film schlug hohe Wellen.

Ich selbst besaß eine Kopie von Tanz der Teufel, die Schüler mit einer VHS-Videokamera als Screener illegal mitgefilmt hatten. Eine schauderhafte Kopie, aber zumindest komplett uncut. Während die Werke von Luci Fulci oftmals nur Kopfschütteln auslöste, Man Eater ein Dreck war und Muttertag für mich wirklich gefährlich war, hatte Tanz der Teufel von Sam Raimi seinen Reiz. Vielleicht lag es daran, dass Sam Raimi seinen Film bewusst als B-Movie inszenierte. Die Schauspieler, allen voran Bruce Campbell, waren nicht gerade die erste Garde. Es waren schöne Fehler im Film, wie beispielsweise Scheinwerfer standen in der Szene herum.

Aber die Kameraführung war neu. Sie nannte sich Shakycam. Die Kamera wurde auf ein Brett geschnallt und schnell durch die Gegend getragen. So kam es zu einer Sogwirkung wie bei Steadycams, ohne den Aufwand zu betreiben. Ich erinnere mich an große Diskussionen mit Kameraleuten und Filmer, mit denen ich damals befreundet war. Wir probierten mit unseren Super 8-Kameras die Effekte aus. Unsere VHS-Videokameras setzten bei der Wackelei immer wieder aus.

Und nun kommt die Neuverfilmung des alten Stoffs, fett angelegt als Hollywood-Großproduktion. Sam Raimi ist inzwischen eine große Nummer und pumpt zusammen mit Bruce Campbell richtig Geld in das Remake von Evil Dead. Der erste Trailer zeigt deutlich, wohin es geht: Terror und Ekel. Das Zusammenspiel von Maske, Schnitt. Audio ist großartig, aber ich glaube, das Evil Dead seinen Charme verloren hat. Kein B-Movie, sondern Blockbuster steht auf dem Programm und das hat einem Horrorfilm in der Regel nicht gut getan. Die Handlung ist im Grunde die gleiche wie damals. Auch Szenen wie die Vergewaltigung im Wald kommt wieder vor. Bruce Campbell reißt auf der Comic Com richtig den Mund auf. „Ihr wollte Blut, ihr sollt Blut bekommen!“ Regie führte Fede Alvarez. Kinostart in Deutschland ist der 25. April 2013 und der Film wird dreckig, hart und kompromisslos und eigentlich völlig unnötig.

Sam Raimi hat wohl alles richtig gemacht, um zu Geld zu kommen. Ich glaube, die Diskussionen der achtziger Jahre werden sich nicht wiederholen. Die Fans werden in den Film pilgern, aber wie sagte schon Zappa: We’re Only in It for the Money. Und der alte Frank hatte recht. Sam Raimi sei kreativ, dreh etwas neues und blase nicht B-Movie zu einem A-Movie auf.