Posts Tagged ‘elektronische Musik’

Persönliche Gedanken zum Tod von Edgar Froese

24. Januar 2015

In später Freitagnacht habe ich über soziale Netzwerke erfahren, dass Edgar Froese im Alter von 70 Jahren in Wien an einer Lungenembolie verstorben ist. Das tut mir leid. Obwohl ich eher mit handgemachter Musik wie Rock’n Roll und Country aufgewachsen bin, hat mir Froese und seine Tangerine Dream (TD) einiges bedeutet. Für mich gab es im elektronischen Musikbereich lange Zeit nur Kraftwerk, Klaus Schulze und eben Tangerine Dream – und zwar in dieser Reihenfolge. So musikalisch innvoativ war dieses Land und brachte solche Ausnahmemusiker hervor.

Tangerine-dream
Edgar Froese als Gründungsmitglied der Tangerine Dream hat die Musik verändert – und wer kann das schon von sich sagen. Ich sah Konzerte auf DVD als Tangerine Dream wie Hohepriester in ihren Synthesizer-Burgen standen. Froese achtete mit Argusaugen darauf, dass sich keiner seiner Kollegen hervortat und gab die Richtung der Band vor.

Rubycon - ein erstes Album von TD.

Rubycon – ein erstes Album von TD.

Ich glaube, meine erste Schallplatte von Tangerine Dream war Rubycon, die 1975 erschien. Schon das Cover faszinierte mich, denn es war kein Bandfoto zu sehen. Stattdessen gab es auf dem Blau gehaltenen Bild einen Tropfen zu entdecken, der auf eine Flüssigkeitsoberfläche eintrat. Eine Makro- und Zeitrafferaufnahme der frühen Zeit. Und die Musik faszinierte mich. Jede Schallplattenseite eine rund 17minütige Komposition. Synthesizer standen im Mittelpunkt, ich glaube, ein Moog war auch zu hören. Was war das für Musik? Krautrock nein, das machten eher Can, Rock auch nicht. Der Begriff New Age war noch nicht geboren und so kam eine neue Stilrichtig Art Rock oder Progressive Rock und elektronischer Musik. Solche Kompositionen kannte ich als Kind nur von den Klassikplatten meiner Eltern. Die meditative und zum Teil intensive Musik faszinierte mich. Der innovative Sound schlug mich in den Bann und hat mich bis heute nicht losgelassen. Allerdings und das muss ich sagen, haben mir die alten Aufnahmen von Tangerine Dream weitaus besser gefallen als die neuen. Tangerine Dream und Froese veränderten sich musikalisch und ich folgte den Weg nur zum Teil. Es war mir in den späteren Jahren einfach zu viel Gedudel und Geplätscher. Ich folge eher dem ehemaligen TD-Mitglied Klaus Schulze, der dem alten Stil treu blieb und sich in eine Richtung weiter entwickelte, die mir gefallen hat. Durch TD entdeckte ich den Moog und damit auch später ELP.
Ich liebte die alten Tangerine Dream mit Alpha Centauri (1971), Zeit (1972), Phaedra (1974), Ricochet (1975), Stratosfear (1976) und Cyclone (1978) und auch in den achtziger Jahre brachten tolle Sachen heraus. Und ich war baff, wie gut Tangerine Dream als Liveband waren. Viele Schallplatten und später CDs kaufte ich mir und war begeistert, welche Live-Atmosphäre elektronische Musik erzeugen konnte. In einem Konzert im Münchner Circus Krone vor etlichen Jahren konnte ich davon selbst live überzeugen. Es war schon klasse, was die alten Herren da auf die Bühne zauberten. Die Lightshow war wunderbar abgestimmt auf eine eher rhythmische Musik. Ich weiß nicht, ob ein Teil des Publikums die Show aufgrund des großen Amphetamin- und Haschkonsums überhaupt mitbekommen hat. Mir hat es gefallen und ich kaufte mir Karten für das Münchner Konzert 2014, das ich aber versäumte. Die Karten liegen als Mahnung noch immer zu Hause.
Nun verstarb Edgar Froese als einer der wirklichen musikalischen Pioniere, die dieses Land hatte. Ich werde mir meine Tangerine Dream-Aufnahmen wieder heraussuchen und anhören. Ich nehme mir mal die Soundtracks vor, denn davon hat Tangerine Dream ja eine Menge aufgenommen. Ich starte mit einem Klassiker: Das Mädchen auf der Treppe vom Album White Eagle. Es war die Musik zu einem frühen Tatort mit Götz George. Wer solche Musik komponiert, der ist im wahrsten Sinne ein Klassiker.

Musiktipp: Richard Wahnfried: Tonwelle

8. April 2012

Es gibt Musik, die einfach Geschichte gemacht hat und selbst eine tolle Geschichte ist. Im Moment bin ich wieder auf meinem Klaus Schulze Tripp und ich habe dabei sein Projekt Richard Wahnfried wieder entdeckt. Wer auf elektronische Musik steht und die Tonwelle nicht kennt, der steht nicht auf elektronische Musik – so einfach ist das. Ich liebe Richard Wahnfrieds Tonwelle.

Dabei will ich nicht die alte Aufnahme hier in dem Mittelpunkt stellen, sondern die Neuauflage. Tonwelle war 1981 das zweite Richard Wahnfried-Album von Klaus Schulze mit interessanter Besetzung: Mit Gitarrist Manuel Göttsching arbeitete er erstmals seit seinem Ausstieg aus Ash Ra Tempel wieder zusammen. Den Gesang steuerte Michael Garvens bei und für den Beat sorgte der Santana-Drummer Michael Shrieve.

Die Tonwelle hatte bei uns eine nette Geschichte. Was aber bei uns als Jugendliche in den achtziger Jahren immer für Streit sorgte: In welcher Geschwindigkeit läuft die Platte? Natürlich spielte ich sie in 33 Umdrehungen pro Minute ab, schließlich war es eine Langspielplatte und die gehören in 33 abgespielt. Aber einmal haben wir vergessen, die Geschwindigkeit beim Single-Hören umzustellen und die Tonwelle spielte auf 45 Umdrehungen pro Minute. Das war der Hammer! Die Musik hatte eine Power – unglaublich. Es waren nur die beiden Stücke Schwung und Druck.

Und bei der Wiederveröffentlichung der CD sorgte Schulze für eine Überraschung. Er brachte ein Doppelalbum der Tonwelle heraus, eine CD in 33, die andere CD in 45. Das ist Kunst auf hohem Niveau. Schulze sagt selbst: „Ich habe die Aufnahmen zum ersten Mal nach 30 Jahre wieder gehört und finde die Aufnahme im langsameren Tempo sehr viel besser, obwohl ‚Schwung‘ und ‚Druck‘ nicht mehr so ganz passen. Aber wenn man die Titel auch noch verändern würde, würde es nur noch zu mehr Verwirrungen führen. Ich bin mir sicher, dass diese neuen Versionen den alten und neuen Fans gefallen werden.“

Der Schulze ist ein Schlitzohr und hat sich mal wieder seinen Platz in der Musikgeschichte gesichert. Natürlich geht der Streit unter den Hardcore-Fans los, schließlich heißt die Neuveröffentlichung: Richard Wahnfrieds Tonwelle und der Künstler Klaus Schulze. Es ist nicht Richard Wahnfried: Tonwelle – ein kleiner, aber feiner Unterschied. Mir ist es egal. Ich bin froh, dass ich meine LP nun ausmustern kann und laut, aber ganz laut den Klangteppich des Herrn Schulze auf CD lauschen kann.