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Wenn Kunst und Musik verschmelzen: Debbie Harry & HR Giger – Eine surreale Begegnung

11. Februar 2025

Ich mag es, wenn Künstler verschiedener Genre zusammenarbeiten. So einstmals geschehen bei einer meiner Lieblingsbands Emerson, Lake & Palmer (ELP) und dem Schweizer Künstler HG Giger für das Plattencover des wegweisenden Albums Brain Salad Surgery.

Ähnliches geschah bei der Zusammenarbeit von Debbie Harry mit Giger für das Album KooKoo aus dem Jahr 1983. Endlich habe ich ein Buch Metamorphosis gefunden, dass die Zusammenarbeit der beiden Künstler mit vielen Fotos zeigt. Es enthält alle Bilder des visuellen Konzeptes, das vom Fotografen Chris Stein dokumentiert wurde.

Gerne wäre ich bei der Zusammenarbeit Mäuschen gewesen und hätte die Kooperation beobachtet. Debbie Harry, die Frontfrau der amerikanischen Band Blondie, und HR Giger, der renommierte Schweizer Künstler, der für seine biomechanischen Kunstwerke und das Design des Aliens im Film „Alien“ bekannt ist, hatten eine bemerkenswerte Begegnung, die in der Musik- und Kunstwelt Wellen schlug. Diese Zusammenkunft zweier kreativer Geister aus unterschiedlichen Disziplinen führte zu einer faszinierenden Kollaboration.

Debbie Harry: Die Punk-Ikone
Debbie Harry, geboren als Angela Tremble, stieg in den späten 1970er Jahren mit ihrer Band Blondie zu einer der bekanntesten Figuren der Punk- und New-Wave-Bewegung auf. Mit Hits wie „Heart of Glass“ und „Call Me“ eroberte Blondie die Charts weltweit. Harrys charismatische Bühnenpräsenz und ihr unverwechselbarer Stil machten sie zu einem Symbol für die rebellische Energie der Zeit.

HR Giger: Der Meister des Biomechanischen
HR Giger, geboren als Hans Rudolf Giger, war ein Schweizer Maler, Bildhauer und Designer, der für seine düsteren, surrealen und biomechanischen Kunstwerke bekannt ist. Sein Design des Aliens im gleichnamigen Film von Ridley Scott brachte ihm 1980 einen Oscar für die besten visuellen Effekte ein. Gigers Arbeiten sind geprägt von einer faszinierenden Mischung aus organischen und mechanischen Elementen, die oft als verstörend und gleichzeitig hypnotisierend beschrieben werden.

Die Begegnung
Die Begegnung zwischen Debbie Harry und HR Giger fand in den frühen 1980er Jahren statt, als beide auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren. Harry, die sich schon immer für Kunst und visuelle Ästhetik interessierte, war fasziniert von Gigers Arbeiten. Die beiden trafen sich in Gigers Studio in der Schweiz, wo Harry die Gelegenheit hatte, seine Werke aus nächster Nähe zu betrachten und sich von seiner einzigartigen Vision inspirieren zu lassen.

Die Kollaboration
Aus dieser Begegnung entstand eine kreative Zusammenarbeit, die in mehreren Projekten mündete. Eines der bekanntesten Ergebnisse dieser Kollaboration ist das Albumcover von Debbie Harrys Soloalbum „KooKoo“ aus dem Jahr 1981. Das Albumcover von KooKoo (1981) von Debbie Harry, gestaltet von HR Giger, ist ein ikonisches Kunstwerk, das surrealistische und biomechanische Elemente kombiniert.

Das Cover zeigt ein nahes Porträt von Debbie Harrys Gesicht, das eine fast skulpturale, glatte Qualität hat. Ihr Gesicht ist durchstochen von vier langen Nadeln – zwei an den Schläfen und zwei an den Wangen. Diese Nadeln wirken wie chirurgische oder rituelle Instrumente, die durch ihre Haut gedrungen sind, aber es gibt keine sichtbaren Wunden oder Blutspuren, was dem Bild eine unheimlich sterile, aber auch hypnotische Atmosphäre verleiht. Der Hintergrund und die gesamte Komposition erinnern an Gigers typische biomechanische Ästhetik: fließende, metallisch-organische Strukturen, die eine Mischung aus Fleisch und Maschine andeuten. Die monochrome Farbgebung in silbrigen, grauen und blauen Tönen verstärkt den futuristisch-düsteren Look. Das Bild ist ein perfektes Beispiel für die Verschmelzung von Musik und Kunst, die beide Künstler anstrebten.

Die Anzüge
Im Rahmen der Zusammenarbeit für das Album KooKoo (1981) entwarf H.R. Giger nicht nur das ikonische Cover, sondern auch biomechanische Anzüge für Debbie Harry. Diese Anzüge wurden speziell für die Musikvideos und eine Fotoserie konzipiert, um Gigers unverwechselbare Ästhetik mit Harrys futuristischer Vision zu verbinden.

Giger schuf hautenge Anzüge, die Debbie Harrys Körper vollständig umhüllten und mit seinen charakteristischen biomechanischen Mustern verziert waren. Diese Designs bestanden aus fließenden, organisch-mechanischen Strukturen, die den Eindruck erweckten, als würde ihr Körper mit einer außerirdischen oder maschinellen Lebensform verschmelzen. Die Anzüge waren mit skelettartigen Rippen, metallischen Segmenten und symmetrischen Ornamenten versehen, die oft an seine Arbeiten für Alien erinnerten.

Diese Anzüge kamen besonders in den Musikvideos zu KooKoo zum Einsatz, darunter Backfired, das ebenfalls von Giger visuell mitgestaltet wurde. In diesem Video sieht man Debbie Harry in einer surrealen, albtraumhaften Umgebung, in der sie sich durch eine dystopische Szenerie bewegt – ein Zusammenspiel von Gigers dunkler Ästhetik und Harrys ikonischem Stil.

Für eine spezielle Foto-Session mit Chris Stein, ihrem Bandkollegen und damaligen Partner, wurde Debbie Harry in diesen Anzügen abgelichtet. Die Bilder zeigen sie in skulpturalen Posen, fast wie eine lebendige Giger-Kreation, inmitten von metallisch-organischen Strukturen. Diese Bilder sind komplett in dem Buch Metamorphosis abgebildet und erläutert.

Das Album KooKoo (1981)
Mit KooKoo wagt sich Debbie Harry auf solistisches Terrain, bleibt dabei aber stark in den New-Wave- und Funk-Einflüssen verwurzelt, die Blondie bereits erforschte. Produziert von Nile Rodgers und Bernard Edwards von Chic, bringt das Album eine Mischung aus funkigem Post-Disco-Sound, experimentellen Pop-Elementen und düsteren Synthesizer-Klängen.

Die Single Backfired ist ein treibender Funk-Track mit markanten Gitarrenriffs und einer energiegeladenen Produktion, während The Jam Was Moving mehr nach Blondies Dance-Rock-Wurzeln klingt. Jump Jump und Chrome zeigen die mutigere, avantgardistischere Seite des Albums, die jedoch nicht immer ganz ausgereift wirkt. Die futuristische, fast dystopische Atmosphäre, die durch Gigers Coverkunst angedeutet wird, findet sich in Songs wie Now I Know You Know wieder, bleibt aber musikalisch eher subtil.

Obwohl das Album innovative Momente hat und Debbie Harrys charismatische Stimme immer überzeugt, fehlt ihm ein klarer Fokus. Es wirkt fragmentierter und weniger eingängig als Blondies beste Werke, was vermutlich auch ein Grund für den mäßigen kommerziellen Erfolg war. Trotzdem ist KooKoo ein spannendes Zeitdokument, das Harrys Experimentierfreude und die musikalische Wandlungsfähigkeit der frühen 80er-Jahre widerspiegelt. Ich muss zugeben, dass ich das Album eher schwach finde und es vor allem aus ätherischen Gründen gekauft habe. Die Arbeit, die aus dieser Begegnung hervorging, ist ein bleibendes Zeugnis ihrer kreativen Visionen und ihres Einflusses auf die Popkultur.

Der Einfluss
Die Zusammenarbeit zwischen Debbie Harry und HR Giger hatte einen nachhaltigen Einfluss auf beide Künstler und ihre jeweiligen Disziplinen. Für Harry bedeutete es eine Erweiterung ihres visuellen Stils und eine Vertiefung ihrer künstlerischen Identität. Für Giger war es eine Gelegenheit, seine biomechanischen Visionen nach dem ELP-Album von 1974 in einem neuen Kontext zu präsentieren und ein breiteres Publikum zu erreichen.

Erinnerungen an Pete Sinfield

15. November 2024

Heute läuft schon den ganzen Tag die Musik von und mit Pete Sinfield. Die wenigsten Musikfreunde außerhalb der Prog- oder Lyrikszene werden diesen Namen überhaupt kennen. Auf jeden Fall ist der Mann, der viel für meine persönliche Musikgeschichte zu tun hat, im Alter von 80 Jahren verstorben. Carl Palmer wies auf den Tod des Künstler in Facebook hin.

Peter John “Pete” Sinfield war ein einflussreicher englischer Lyriker, Songtexter und Musiker, der maßgeblich zur Entwicklung des Progressive Rock beitrug. Als Gründungsmitglied und Texter der Band King Crimson prägte er deren frühe Werke mit seinen poetischen und oft surrealen Texten. Das Debütalbum In the Court of the Crimson King (1969) gilt als Meilenstein des Genres und beeinflusste zahlreiche nachfolgende Künstler. Für mich der Einstieg in die Szene. Schnell kam ich dann zu ELP.

Nach seiner Zeit bei King Crimson arbeitete Sinfield mit verschiedenen Bands und Musikern zusammen. Er schrieb Texte für Emerson, Lake & Palmer, darunter das epische Werk “Karn Evil 9” auf dem Album Brain Salad Surgery (1973). Er war auch beim Besuch der Band bei HR Giger dabei. Dabei entstand das berühmte Foto. Der zweite von links ist Pete Sinfield.

Zudem produzierte er das Debütalbum von Roxy Music und schrieb englische Texte für die italienische Band Premiata Forneria Marconi.

In den 1980er Jahren wandte sich Sinfield dem Pop zu und schrieb Hits wie “The Land of Make Believe” für Bucks Fizz und “Think Twice” für Celine Dion, wofür er 1995 den Ivor Novello Award erhielt. Seine Fähigkeit, komplexe und emotionale Texte zu verfassen, machte ihn zu einem der herausragendsten Songtexter seiner Zeit.

Sinfields Einfluss auf die Musikszene ist vielfältig. Er verband Poesie mit Musik und trug dazu bei, dass Texte im Progressive Rock eine tiefere Bedeutung erhielten. Seine Arbeiten inspirierten zahlreiche Künstler und hinterließen einen bleibenden Eindruck in der Musikgeschichte.

Ich mag sein Album Still von 1973, das meines Wissens sein einiges Solo-Album geblieben ist. Mit prominenter Unterstützung war es ein Flop und blieb nur eingeweihten Sammlern als Kunstwerk in Erinnerung. Und weil bald Weihnachten ist, höre ich von Greg Lake von ELP I Believe in Father Christmas

Musiktipp: Brain Salad Surgery von ELP auf Picture Disc

1. August 2023

Brain Salad Surgery von 1973 ist nicht nur eines der besten Alben von Emerson, Lake and Palmer (wenn nicht sogar das beste), sondern auch eines der Alben mit dem höchsten Wiedererkennungswert der Band. Und es ist eines meiner Lieblingsalben. Jetzt kam es als Picture Disc heraus und ich musste zuschlagen.

Die Bekanntheit liegt zum großen Teil an dem beeindruckenden Artwork, das das Album ziert. Es ist das Werk des Schweizer surrealistischen Malers, Bildhauers, Filmregisseurs und Bühnenbildners Hans Ruedi Giger, der später für seine einzigartige Arbeit an der Alien-Filmreihe bekannt ist. Ich verehre Giger.

Wie kam es zu diesem Cover? Als ELP auf der Suche nach einem neuen Artwork für ihr viertes Studioalbum waren, schlug ihr Schweizer Promoter Gustav Zumsteg seinen Freund HR Giger vor.
„Mein Promoter-Freund bestand darauf, mich zu Gigers Haus zu fahren“, erinnert sich Keith Emerson. „Ich erinnere mich, dass es von außen ein ziemlich bescheidener Bungalow war – bis man hineinging. Das Innendekor war überwältigend, gotisch bis zum Äußersten. Vom Boden bis zur Decke hatte seine einzigartige Airbrush-Technik einen einfachen Raum in eine Kathedrale verwandelt.

Die ursprüngliche Hülle war in der Mitte geteilt, beide Seiten öffneten sich nach außen und enthüllten darunter ein menschliches Frauengesicht mit außerirdisch anmutendem Haar und verschiedenen Markierungen im Gesicht – vermutlich Narben. Für mich ist es Gigers damalige Frau, der Schauspielerin Li Tobler, die später aus dem Leben geschieden ist, Der damalige Arbeitstitel für die LP Whip Some Skull On Ya, ein Euphemismus für Fellatio. Das gefiel Giger natürlich sehr gut.

„Es war naheliegend, Lippen, Penis und Schädel zu kombinieren“, erklärte er damals 1991. „Diese Elemente flossen in das Bild ein. Trotzdem teilte mir Keith plötzlich mit, dass der Titel des Albums Brain Salad Surgery lauten würde. Ich war konsterniert, bis er mir erklärte, dass dieser Ausdruck ebenfalls Fellatio bedeutet.“

Mit der Welttournee „Brain Salad Surgery“ und dem daraus resultierenden Dreifach-Live-Album „Welcome Back My Friends…“ feierten ELP weitere Erfolge.
Gigers wurde bekannt. Im Jahr 1977 veröffentlichte er sein erstes Buch, Necronomicon. Regisseur Ridley Scott war so begeistert dass Giger schließlich das Alien entwerfen durfte und den Oscar bekam.

Gigers Arbeit auf dem Gebiet der Musik ging ebenfalls unvermindert weiter. Er arbeitete an Magmas Album Attahk von 1978, Debbie Harrys Album Koo Koo, Danzigs Danzig III: How The Gods Kill und Stevie Stevens Atomic Playboys und entwarf Mikrofonständer für Jonathan Davis von Korn. Er arbeitete auch eng mit Thomas Gabriel Fischer zusammen und entwarf das Cover für das 1985 erschienene Album To Mega Therion von Celtic Frost sowie für das in diesem Jahr erschienene Album Eparistera Daimones von Triptykon.

Doch das Cover von ELP verschwand: Die Ausstellung Giger in Prag lief vom 14. April bis zum 31. August 2005. Nach dem Ende der Ausstellung wurde das Werk für die Rückreise in die Schweiz verpackt und über das Wochenende im Museum verschlossen. Das Werk kam am Dienstag, den 6. September, wieder in Zürich, in Gigers Haus, an und wurde von zwei Assistenten Gigers auf einen anderen Lastwagen umgeladen, der es zum Museum in Gruyeres fuhr, wo man feststellte, dass die beiden einflussreichen Werke fehlten. Ich hab sie nicht.

Musiktipp: ELP Trilogy im Stereo Mix 2015

9. Mai 2015

Trilogy als Stereo Mix 2015

Trilogy als Stereo Mix 2015

Als Fan der britischen Prog Rock-Gruppe Emerson, Lake & Palmer habe sich so einiges an offiziellen und inoffiziellen Aufnahmen der Band angehäuft. Seit heute habe ich wieder ein Album mehr – Trilogy im Stereo Mix 2015. Das Album erschien bereits am 24. April 2015.
Diese 3fach Box umfasst zwei CDs und eine DVD im 5.1-Sound. Und wie schon bei den anderen überarbeiteten Versionen der Band wie das erste Album, Tarkus oder Brain Salad Surgery  (dazu meine Blogartikel) hat der Tonmeister alle Arbeit geleistet. In diesem Fall saß King Crimson-Gitarrist Jakko M. Jakszyk an den Reglern in Hertfordshire. Es ist nicht ganz so perfekt, wie bei den anderen Alben, aber vielleicht liegt es daran, dass ich persönlich Trilogy nicht zu dem stärksten ELP-Alben zähle. Aber ich gebe zu, ich muss mich wieder reinhören. Trilogy erschien 1972 und war das dritte Album der Band. Ich hatte die Aufklapp-LP, die Nice Price-LP und später die verschiedenen CD-Veröffentlichungen. Und ich muss im Vergleich zu den bisherigen Trilogy-Versionen sagen: Wahnsinn, was Jakko M. Jakszyk aus den Bändern da herausgeholt hat. Ich habe den 5.1-Sound mit meinem Shure SRH1540 genossen.

Die Box Trilogy umfasst drei Datenträger. Die erste CD ist das Original-Album. Mein besonderes Interesse galt beim Kauf der zweiten CD. Hier gibt es die 2015 Stereo-Mixes von Trilogy und es eröffnet mir das Album in einer neuen Dimension. Das zeigt sich noch mehr auf der Audio-DVD im 5.1-Sound: Kopfhörer auf und die Experimentierfreude von ELP hören.

 

ELP_Aufgeklappt

Musiktipp: Super Deluxe Box – Brain Salad Surgery von ELP

14. Juni 2014

Brain

Enttäuscht stelle ich als Fan fest: Es gibt nichts neues und das ist schade. Und das sage ich mit allem Respekt als Emerson, Lake & Palmer-Fan. Vor kurzem erschien zum 40. Geburtstag (eigentlich ist es der 41.) die Super Edition von Brain Salad Surgery und als ELP-Anhänger war der Kauf einer Selbstverständlichkeit.

Über die geniale Prog-Rock Musik von ELP muss ich nichts schreiben. Das Album von 1973 hat Geschichte gemacht. Ich kann sie jedem Fan moderner Rockmusik empfehlen – und wer es nicht kennt: Euch wird das Gehirn herausgeblasen. Als die Super Edition angekündigt wurde, habe ich mich innerlich auf neue Perlen vorbereitet. Aber es nix, was der Fan dieses Meilensteins des progressiven Rocks noch nicht hatte. Ok, die Aufnahmen sind besser abgemischt, aber so richtig bahnbrechendes neues Material ist wohl nach 41 Jahren nicht mehr aufzutreiben.

Der Inhalt der Super Box.

Der Inhalt der Super Box.

Bitte versteht mich nicht falsch: Die Musik ist genial und auch die Audio DVD-Abmischung ist erste Sahne – leider nicht mehr durch Steven Wilson, sondern durch Jakko Jakszyk, der sich schon um die genialen King Crimson kümmerte.

Die neue Edition bestehend aus dem remasterten Originalalbum einer zweiten CD mit Alternativversionen und fünf Bonustiteln. Zudem gibt es eine hochauflösende DVD-Audio mit einem digital optimierten High-Resolution Original Mix und eine LP sowie ein nettes Booklet und eine Film-DVD mit bekannten Material.

Sehr schön ist natürlich das Cover des unlängst verstorbenen HR Giger. Brain Salat Surgery ist sicherlich durch die beiden Giger-Bilder eines der bekanntesten LP-Covers der Geschichte geworden. Wenn einer die Musik nicht kennt, das geniale Cover hat er sicherlich schon irgendwann gesehen. Ich habe über Giger gebloggt. Leider gibt es im beiliegenden Booklet nicht neuere Infos über die Produktion des Covers und seine Entstehungsphase. Die beiden bekannten Bilder der Band mit Giger und mehr nicht – schade. Es macht zumindest Spaß das LP-Booklet wie früher wieder aufzuklappen und die Milchgesichter von ELP – vor allem Greg Lake mit Babyspeck – zu sehen.

Zurück zur Musik: Die Bonustracks sind nicht gerade wirklich neu, sondern bekanntes Material. “When The Apple Blossoms Bloom In The Windmills Of Your Mind I’ll Be Your Valentine“ und „Brain Salad Surgery“ sind bekannte Outtakes und waren bereits auf Works II veröffentlicht

2008 erschien zum 35. Geburtstag eine „Deluxe Edition” von Brain Salad Surgery und hier war eigentlich das Material bereits zu hören. Hier gab es die jetzt wieder veröffentlichten Songs „Jerusalem“, „Still … You Turn Me On“ und „Tocatta“. Ebenso „Karn Evil 9“, die auf der  „Deluxe Edition” von 2008 vertreten war. Unterschiede höre ich nicht, auch nicht beim mehrmaligen lauten Anhören, aber vielleicht hab ich etwas an den Ohren.

Wirklich neu ist der Original Backing Track von „Karn Evil 9: 3rd Impression“. Er zeigt, wie schlampig eigentlich Meister Emerson zu Werke ging. Ohne die Stimme von Greg Lake ist es ein historisches Dokument, das ich als Fan nicht kannte.

Bei den „Excerpts From Brain Salad Surgery“ handelt es sich um Soundschnipsel,, die für eine Flexidisc oder Schallfolie zusammengestellt wurden, die 1973 dem New Musical Express beilag. Ich hatte über die Folie bereits gebloggt. Nun jetzt höre ich das Material zum ersten Mal ohne Knistern in besserem Sound. Aber richtig neu ist das Zeug auch nicht.

Also für wen ist jetzt eigenlich die Super Deluxe Box mit insgesamt fünf Discs plus LP von “Brain Salad Surgery”? Sie ist wohl für den Sammler, der sich die Box ins Archiv stellt. Der Fan hat das Material bereits, dem neugierigen Neuhörer ist es wohl zu viel und zu teuer.

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Persönlicher Nachruf: HR Giger der Hieronymus Bosch des 20. Jahrhundert

13. Mai 2014

Ich bin vom Tode des Schweizer Künstlers HR Giger erschüttert. Im Alter von 74 Jahren verstarb der Maler nach einem Sturz. Giger hat mir persönlich viel bedeutet, erweckte er in mir Stimmungen und Gefühle, die ich nicht wahrhaben wollte. Gigers Kunst zu beschreiben, überlasse ich den Kunsthistorikern und Feuilletonisten. Für mich persönlich weckte Giger etwas in mir in seinen Bilder, das besser verborgen bleiben sollte. Aber Giger holte es hervor und zwang mich, mit mir selbst und damit mich mit seiner Kunst zu beschäftigen. Das ist wahrlich nicht angenehm.

Das erste Mal stieß ich auf Giger als ich mir die Langspielplatte Brain Salad Surgey von Emerson, Lake und Palmer kaufte. 1974 erschien dieses Meisterwerk und ich war von der Musik und auch von dem Cover begeistert. Ich interessierte mich für Giger. Das Cover stellte auf der Innenseite die große Liebe Gigers Li dar, die sich das Leben nahm. Die Aufnahmen von Brain Salad Surgery werden diese Woche in einer Box wieder veröffentlicht. Leider wird Giger diesen Erfolg nicht genießen können. Ich hatte über eine Schallfolie dieser ELP-Aufnahme bereits früher einmal gebloggt.
Giger

Giger verfolgte mich mein ganzes Leben. Vor Jahren kaufte ich mir einen limitierten und signierten Sonderdruck von Li. Das Bild hängt jetzt am Eingang zu meinem Büro und erinnerte mich täglich an das Werk von HR Giger. Oft stehe ich davor und betrachte das Bild und lasse meine Gedanken schweifen. Andere signierte Drucke „Karawane“, „Schlangenlandschaft“ und „Vögel“ von Giger und Schwarz hängen in meinem Haus. Ich habe darüber abstimmen lassen.

Li am Eingang zu meinem Arbeitszimmer.

Li am Eingang zu meinem Arbeitszimmer.

Dann begegnete mir Giger immer wieder im Kino. Seine Schöpfung Alien war für mich der Inbegriff des Weltraumhorrors. Im Weltraum hört dich niemand schreien – war damals der Claim zum Film und als der Ridley Scott-Film 1979 in die Kinos kam, war es Horror-Kino pur. Das Alien-Monster hat mich alle die Jahre fasziniert, so dass ich große und kleine Modelle der Skulpur in meinem Arbeitszimmer stehen habe. Auch während ich diese Zeilen tippe, hängt eine Alienfigur an meinem Monitor – quasi als Inspiration. Das Buch Giger’s Alien gehört sicherlich in jede Bibliothek eines Filmsammlers. Bewundert habe ich seine Filmsets zu Dune, die nicht verwirklicht wurden und auch Species war eine Weiterentwicklung des Alien-Themas. Leider war der Film und seine Nachfolger schlecht inszeniert, aber am Monster lag es sicher nicht. Zum Film erschein das interessante Buch Species Design, dass die Entstehung des Figur gut beschriebt. Das Buch H. R. Giger’s Filmdesigngibt einen guten Überblick über die Filmsets von Giger und kann ich jedem Filmfreund nur empfehlen.

Die Hauptwerke von Giger sind für mich die beiden Bände Necronomicon 1 1 und 2 sowie Biomechanicus, alle in der Edition C erschienen. Die großformatigen Bücher zeigen die Vielfalt des gepeinigten Mannes und treffen mich im Innersten. Immer wieder blättere ich die Bücher durch und stoße auf neue Gedanken. Der Vergleich zu Hieronymus Bosch wurde oft strapaziert, doch trifft es genau. Für mich war HR Giger der Hieronymus Bosch des 20. Jahrhundert.

Als New York-Reisender musste ich mir natürlich Gigers N.Y. City anschaffen. Hier berichtet Giger von seinen Erlebnissen in New York und vergleicht die Millionenstadt mit seinen Werken. Es ist eine Art Reiseführer in die Abgründe der Seele und Giger ist der Reiseführer. Großartig.

 

Schallfolie von ELP: Brain Salad Surgery

18. November 2012

Das Giger-Cover und die Schallfolie.

Das Giger-Cover und die Schallfolie.

Beim vierten Album von Emerson, Lake & Palmer mit dem Namen Brain Salad Surgery trafen Giganten aufeinander: Musikalisch waren ELP auf dem Zenit ihres Schaffens angekommen und sie baten den Schweizer Künstler H.R. Giger um die Gestaltung des Covers. Giger ist der breiten Masse durch das Alien-Monster bekannt.

Jetzt entdeckte ich in meiner Single-Sammlung eine Rarität aus dem Jahre 1973. Es handelt sich um eine Schallfolie, die von der britischen Musikzeitschrift New Musical Express herausgegeben wurde. Ich denke, es ist ein Geschenk an die Leser gewesen, genaues weiß ich aber nicht. Die Schallfolie ist eine dünne Folie, die auf eine Single gelegt wurden musste. Allerdings wurde sie anders als die normale Single nicht mit 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt, sondern mit 33.5.

Bei den Aufnahmen handelt es sich um einen Querschnitt des damals neuen ELP-Albums Brain Salad Surgery. Der Titel stammt übrigens nicht wie viele vermuteten von Pete Sinfield sondern aus dem Lied „Right Place, Wrong Time“ des genialen Voodoo-Sängers Dr. John.

Die Soundqualität der Schallfolie ist schauderhaft, vor allem nach heutigen Maßstäben gemessen. Aber die Idee hat mir gefallen. Es war lange vor aufgeklebter Heft-CD oder passwortgeschütztem Download-Bereich eine nette und preiswerte Art der Kundenbindung. Das Label war übrigens Manticore. Das war das eigene Label der drei Musiker, das zu Brain Salad Surgery gegründet wurde. Alle künftigen und auch die vorigen ELP-Platten erschienen dann bei Manticore.

Die Schallfolie war in ein schönes Cover gelegt. Es handelt sich um eine verkleinerte Kopie des Plattencovers der damaligen Zeit. Zwei Bilder von H.R. Giger sind darauf zu sehen. In den späteren Ausgaben der Schallplatte zierten die Fotos die Vorder- und Rückseite der Schallplatte. In der ersten Ausgabe war es noch ein Klappcover, eben wie diese Single. Die Rückseite war violett mit dem Schriftzug Brain Salad Surgery.

Das aufgeklappte Cover.

Das aufgeklappte Cover.

ELP wollen nicht mehr – und das ist gut so

6. Dezember 2011

Eine Supergroup meiner Jugend wird wohl nicht mehr zusammen auftreten: Emerson, Lake & Palmer (ELP) haben sich wohl endgültig getrennt – und wenn ich ehrlich bin: Gut so, denn die Luft war irgendwie raus.

ELP waren für mich beim ersten Hören eine Offenbarung. Ich lauschte sie zum ersten Mal im Musikunterricht an der Schule. Unser progressiver Musiklehrer brachte uns Programmmusik näher und da hörte ich erstmals die Bilder einer Ausstellung von Mussorgski in der Interpretation von ELP: Pictures at an Exhibition. Da war es um mich geschehen. Der Sound haute mich vom Hocker. Eine Engelsstimme von Greg Lake, Powerdrums von Carl Palmer und die Keyboard-Orgien von Keith Emerson. Ich kaufte die Schallplatten des Trios. Ich lernte sogar Gitarre und versuchte mich an den Läufen von The Sage von Greg Lake.

Für mich waren die besten Scheiben Tarkus, Brain Salad Surgery und das 3er Live-Album Welcome Back My Friends to the Show That Never End. Von Brain kaufte ich mir sogar einen Original Giger. Die anderen ELP-Alben waren ok, aber nicht unbedingt richtungsweisend. Interessant waren die zahlreichen Bootlegs der Band. Die Zeit des Art-Rocks brachte hervorragendes Material von Genesis, Yes und von Pink Floyd.

Im neuen Jahrtausend war es ruhiger um ELP geworden. Ich wollte eigentlich zum Londoner High Voltage Rock Festival 2010 fliegen, als ELP seinen Auftritt zum 40. Bandjubiläum hatte. Aber irgendwie schaffte es nicht. Ich kaufte mir später die Aufnahme über Kanäle aus London und war schlichtweg enttäuscht. Engelchen Lake kann nicht mehr singen, Palmer ist müde (lag auch an einem Auftritt, den er mit Asia davor hatte) und nur noch Emerson hatte noch ein paar Glanzpunkte. In Youtube kursieren Videos von dem Auftritt und ich entdeckte auch eine Blu ray mit dem 40th Anniversary Reunion Concert.

Vorsicht: Es ist wirklich nur was für Hardcore-Fans. Wer ELP nicht kennt, schaut euch die Sache nicht an. Es gibt geile Aufnahmen bei YouTube, aber das ist nur noch was für alte Männer wie mich, die sehsüchtig an alte Zeiten zurückdenken.