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Feuerwerk und Böller: Systematische Tierquälerei zu Silvester

28. Dezember 2024

Jetzt beginnt der Verkauf von Böllern und Raketen. In Erwartung einer gestiegenen Nachfrage deckt sich der Handel mit Feuerwerkskörpern ein. Böllerfreunde müssen sich aber auf höhere Preise gefasst machen. Egal, sollen diese Tierquäler finanziell bluten.

Als Besitzer von zwei Katern ist Silvester für die Tiere eine Zeit von Stress. Die Tiere haben Todesangst und für mich ist die Silvesterböllerei reine Tierquälerei und nichts anderes. Ich appelliere an alle auf die private Böllerei zu verzichten. Es gibt Alternativen.

Mir unverständlich: Trotz gedämpfter Konjunktur rechnet Deutschlands größte Feuerwerksfirma Weco damit, dass die Menschen in diesem Jahr mehr Geld für Raketen, Böller und andere Pyrotechnik ausgeben. Mehr Geld werden Tierquäler ausgeben. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) schätzt das Angebotsplus auf etwa 15 Prozent. Der Umsatz mit Silvesterfeuerwerk lag den Angaben zufolge Ende 2023 bei rund 180 Millionen Euro. Die Wirtschaft geht auf Talfahrt, aber geschossen wird wohl wieder mehr.

Die Argumente von Verletzungen und Feinstaub zählen nicht. Bei uns im Dorf wurden gerade erst Kinder verletzt. Ein 14-Jähriger hat am Bahnhof einen Feuerwerkskörper gezündet und einen Mitschüler schwer verletzt. Auch einen Ort weiter gab es einen Böllerwurf als eine Zwölfjährige einen Böller auf einen 14 Jahre alten Buben warf und ihn am Hinterkopf und Nacken trat. Der Schüler erlitt Verbrennungen. Es werden nicht die letzten Verletzen sein.

Tiere haben keine Lobby
Jetzt kommen sicher wieder Kommentare, ich soll den Stock aus dem Arsch ziehen und mich nicht so haben. Doch ich sage: Tiere haben keine Lobby und können sich nicht wehren. Das Feuerwerk hinterlässt Trauma bei Hunden und Katzen, zeigt eine Weenect-Studie. Also sind Böller für mich nichts anderes als Tierquälerei.

Die Silvesternacht ist für viele Haustierbesitzer ein Anlass zur Sorge: Jedes Jahr werden zahlreiche Tiere durch lautes Feuerwerk verängstigt und laufen in Panik davon. Eine aktuelle Umfrage von Weenect, an der 652 Tierhalter aus Frankreich, Belgien, der Schweiz, Österreich und Deutschland teilgenommen haben, darunter 476 Hunde- und 182 Katzenbesitzer, zeigt nun, wie massiv das Wohlbefinden von Hunden und Katzen durch Feuerwerk beeinträchtigt wird.

Panikreaktionen bei jedem vierten Haustier: Verstecken, Hecheln und Flucht
Die Ergebnisse der Umfrage sind besorgniserregend: Über ein Viertel (26 %) der befragten Haustiere versteckt sich während eines Feuerwerks, und fast 20 % versuchen, wegzulaufen. Besonders Hunde und Katzen reagieren unterschiedlich auf den Lärm: Fast jede zweite Katze (42,4 %) sucht panisch einen Rückzugsort, während Hunde verstärkt zum Hecheln neigen oder Fluchtverhalten zeigen (21,9 %).

„Für viele Katzen ist die Silvesternacht mit den sehr lauten Geräuschen, Feuerwerk und Böllern ein sehr verängstigendes bis traumatisches Erlebnis,“ erklärt Katzenexpertin Birga Dexel.

Langfristige Folgen: Jeder fünfte Hund leidet dauerhaft unter Angst
Leider bleibt der Stress nicht immer eine kurzzeitige Belastung: Laut der Umfrage zeigen fast ein Viertel der Hunde und rund 16 % der Katzen auch langfristige Verhaltensänderungen. Häufige Symptome sind anhaltende Angst (bei 49,3 % der betroffenen Tiere), Misstrauen (20,7 %) und sogar Appetitlosigkeit (15,5 %). Besonders Hunde sind stark betroffen: Über 24 % der befragten Hundebesitzer berichten, dass ihr Tier nach einem Feuerwerk bleibende Stresssymptome entwickelt hat.

Dexel betont: „Hunde und Katzen können als Folge des extremen Stresses in der Silvesternacht Verhaltensprobleme entwickeln. Jedes Jahr im Januar haben wir in unserer Beratungspraxis vermehrt mit Angststörungen bei Katzen zu tun. Neben dem Training sollten vor allem für Freigängerkatzen noch weitere Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden.“

Schutzmaßnahmen: Nähe, Ablenkung und Technik
Um ihre Tiere zu beruhigen, bleiben rund 70 % der Tierhalter bei ihren Schützlingen, wenn das Feuerwerk losgeht. Andere setzen auf Ablenkung oder bringen das Tier in ruhigere Räume. Doch manchmal reicht das nicht: Jeder zehnte Tierbesitzer berichtet, dass der Vierbeiner schon einmal während eines Feuerwerks weggelaufen ist. In solchen Fällen kann ein GPS-Tracker für Sicherheit sorgen. „Der Tracker hilft, das Tier schnell zu orten und Paniksituationen ohne lange Suchaktionen zu entschärfen,“ erklärt Dexel. „Gerade bei Freigängerkatzen gibt er die nötige Sicherheit, weil man sehen kann, wo sie sich aufhalten.“

Sensible Zonen
Der Lobbyverband Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) hat ein paar Tipps. Der VPI rät Städten und Gemeinden, auch Silvester 2024 wieder Entscheidungen mit Augenmaß und Weitblick auf Basis verbindlicher gesetzlicher Vorgaben zu treffen: „Wir machen uns seit Jahren stark dafür, besonders sensible Zonen komplett feuerwerksfrei zu halten. Hierzu zählen selbstverständlich Krankenhäuser oder Seniorenresidenzen“, so VPI-Vorstandsmitglied Michael Kandler. Auch Bereiche mit besonders hohem Menschenaufkommen seien als feuerwerksfreie Zonen im Zeichen der Gesundheit zu begrüßen. Von Tieren schreibt der Verband in seiner Pressemitteilung nichts.

Ich fordere ein Verbot von privaten Silvesterfeuerwerken

30. Dezember 2023

Natürlich wollen wir das neue Jahr 2024 begrüßen, aber muss dieser ganze Feuerwerkszirkus wirklich sein? Wie jedes Jahr fordere ich ein Verbot von privaten Feuerwerk. Und wie jedes Jahr traut sich die Politik nicht an dieses Thema heran, um bloß keine Wählerstimmen zu verlieren. Meldet euch doch als Freiwilliger für die Ukraine, wenn ihr eine Bombenstimmung haben wollt.

Die Argumente gegen ein privates Feuerwerk liegen seit Jahren vor. Mit der Knallerei gehen auch Unmengen an Müll, Feinstaubbelastung und Krach einher. Das laute Spektakel stört außerdem viele Wildtiere. Besonders Vögel reagieren stark auf Feuerwerk – und das kann Folgen haben. Auch meine beiden Kater drehen vor Panik durch. Ich empfinde dieses Feuerwerk als bewusste Tierquälerei.

Kleinfeuerwerke dürfen von jedem über 18 Jahren abgefeuert werden. Das führt dazu, dass insbesondere an Silvester durch den flächendeckenden Einsatz eine zwanzigmal höhere Feinstaubbelastung entsteht als die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten 50 Mikrogramm. Neben dieser und anderen gesundheitlichen Effekten, Sachschäden und enormen Müllmengen stört das laute Spektakel auch Haus- und Wildtiere. Hier ein paar Videos, was bei uns in einer kleinen Gemeinde in Oberbayern über die Jahre verschossen wurde. Einmal der Jahreswechsel 2018/19:

Einmal der Jahreswechsel 2019/20:

Einmal der Jahreswechsel 2020/21:

Und einmal als 360 Grad Video mitten am örtlichen Rathausplatz.

Deutschland spaltet sich in zwei Lager
Ich fordere darum ein Verbot der privater Silvesterknallerei und eine Beschränkung auf zentral organisierte Feuerwerke, wenn es denn unbedingt sein muss. Es wird von einer gespalteten Gesellschaft gesprochen. Jeden Winter zum Jahreswechsel spaltet sich Deutschland in zwei Lager: Die die es kaum erwarten können endlich das Neue Jahr mit einem standesgemäßen Feuerwerk zu begrüßen – und jene, die diesen Tagen nur mit Grauen entgegensehen können. Zur zweiten Gruppe gehöre ich und nein, ich bin keine Spaßbremse, sondern ein vernunftbegabtes Wesen.

Für viele Haustiere und ihre Besitzer sind die Tage um Silvester meist ein regelrechter Spießrutenlauf, denn vielerorts wird auch fleissig vor- und nachher geböllert. So werden die Tiere über einen Zeitraum von mehreren Tagen vor und nach Silvester wiederholt aufgeschreckt. Mit dem traurigen Höhepunkt in der Silvesternacht.

Das letzte Gefecht
Als ich gestern zum Einkaufen im örtlichen Aldi ging, war das Angebot an Feuerwerkskörpern deutlich dezimiert. Und das am ersten Verkaufstag. Einige Mitmenschen haben gekauft als gäbe es kein Morgen mehr. Billiges Weißbrot im Einkaufswagen und Böller für zig Euro – den Ratschlag Brot statt Böller nicht ganz verstanden. Viele munitionieren sich auf, um ob es um das letzte Gefecht geht.

Ich versteh die Welt nicht: Alle reden davon, dass durch die Inflation der Gürtel enger geschnallt werden muss, Energie und Wohnraum werden teuerer. Und beim Feuerwerkskauf gilt dies dann nicht mehr. Jedes Jahr werden von den Deutschen über 120 Millionen Euro buchstäblich in die Luft gejagt. Die Folge ist die höchste Feinstaubbelastung des Jahres, denn durch die Feuerwerke werden circa 15 % der jährlichen im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge freigesetzt. Das sind circa 4.000 Tonnen. Mir nahestehende Menschen leiden unter COPD, eine Lungenkrankheit. Für die kann der Feinstaub im falschen Moment tödlich sein.

Hinzu kommt, dass nicht nur bei uns in der Silvesternacht jedes Jahr Menschen zu Schaden kommen. Die Ärzteschaft warnt vor Verletzte durch Raketen und Knallkörper sowie Angriffe auf Rettungs- und Ordnungskräfte mit Pyrotechnik. Wo sind wir denn, dass Rettungskräfte angegriffen werden? Durchgreifen, aber konsequent und null Toleranz von meiner Seite. „Der Bund und die Innenminister der Länder sind gefordert, wenn sich zum Jahreswechsel erneut tausende Menschen durch Silvesterfeuerwerk schwer verletzen, wenn Ärztinnen und Ärzte, Rettungs- und Ordnungskräfte mit Knallkörpern bedroht oder tätlich angegriffen werden.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt mit Blick auf die mehrheitlich ablehnende Haltung der Innenminister, den privaten Gebrauch von Pyrotechnik zu verbieten. Im Moment rüsten die Sicherheitskräfte sich für die Silvesternacht. Ich lese, dass die Polizei in Berlin und Köln in Alarmbereitschaft ist. Gut eine Woche vor dem Jahreswechsel haben Ermittler der Berliner Polizei bei der Durchsuchung zweier Wohnungen in Berlin-Britz massenhaft illegale Knallkörper entdeckt. Wie die Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, vermuten sie, dass die Pyrotechnik womöglich für Silvesterrandale und Angriffe auf Einsatzkräfte eingesetzt werden sollte. Der Vertrieb durch Vater und Söhne sollte über Instagram laufen. Wie sie weiter mitteilten, wurde Pyrotechnik im dreistelligen Kilobereich beschlagnahmt, darunter etwa 30.000 Böller, mehr als 80 sogenannte Kugelbomben und knapp 100 Knallpatronen. Hinzu kamen rund 50.000 Euro Bargeld, Mobiltelefone und Laptops sowie – quasi als Zufallsfund, wie es hieß – gefälschte Markenkleidung. Vielleicht sind es Einzelfälle, aber diese Einzelfälle versauen den Start ins neue Jahr.

„Die politisch Verantwortlichen sollten eine Silvesternacht in einem Rettungswagen oder in einer Notfallambulanz verbringen, dann würde sich ihr Blick auf das scheinbar friedliche Silvesterfeuerwerk schnell ändern. Ärzte, Rettungskräfte und Pflegende arbeiten an Silvester am Limit. Allein zum letzten Jahreswechsel gab es einen verheerenden Höchststand von 838 Patienten mit durch Silvester-Böller bedingten Augenverletzungen. Ein Anstieg um rund 300 im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie. Die dokumentierten Augen-, Ohr-, Brand- und Handverletzungen gehen zusammengenommen in die Tausende. Besonders erschreckend ist, dass viele unbeteiligte Kinder und Jugendliche zu Opfern werden“, sagte der Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. „Niemand möchte den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern. Aber für einen schönen Jahreswechsel braucht es kein Schwarzpulver. Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.“

Böllerverbot jetzt und Bildung, Bildung, Bildung

3. Januar 2023

Ich habe die wahren Klimaterroristen gesehen und vor allem gehört: Die Böllerschützen, die unsere Umwelt versauen und ihre Mitmenschen mit Sprengstoff bewerfen. Es gibt kein sachliches Argumente für Böller (hört mir bloß auf mit Tradition), aber die Argumente gegen Böller sind unbestreitbar und mannigfaltig. Für mich seid ihr nichts anderes als rücksichtslose Tierquäler. Und ich lese erschreckt von massiven Verletzten um die Silvesterballerei und sehe die Bilder im Web. Gezielt werden Rettungskräfte angegriffen.

Natürlich werde ich jetzt als Spaßbremse beleidigt, wenn ich ein Verbot der Böllerei fordere. Entsprechende Meldungen der Gewerkschaften der Polizei und Feuerwehr können wir alle verfolgen und dürfen nicht die Augen davor verschließen. Allein in Berlin sind laut Medienberichterstattung in der Neujahrsnacht 33 Feuerwehrleute und Polizisten verletzt worden, als sie mit Böllern und Raketen beschossen wurden. Aber auch in anderen Großstädten herrschte Krieg.

Rettungskräfte werden mit Böller beworfen, ja wo sind wir denn? Gleichzeitig fordere ich, die Übeltäter zu bestrafen, die entsprechenden Gesetze haben wir ja bereits. Jetzt wendet sie endlich einmal an! Und ich fordere Bildung, Bildung und Bildung sowie Erziehung. Wo ist die Vorbildfunktion der Erwachsenen?
Und ich bin jetzt auf die Politik gespannt. An ein Verbot von Böllern wird man sich bei den Volksparteien nicht heranwagen, denn das könnte ja Wählerstimmen kosten. Wer böllert, der wählt auch und bloß nicht diese Klientel verschrecken. Die vielbeschworene Eigenverantwortung, die die Politik bei Corona immer gerne ins Spiel bringt, ist bei den Böllerterroristen komplett gescheitert. Und Silvesterböllern hat schon lange nichts mehr mit dem Austreiben von bösen Geistern zu tun.
Die Umwelt und vor allem die Tierwelt leidet massiv unter der nutzlosen Schießerei. Wer Tiere zu Hause hat, kann von dem Leid der großen und kleinen Tiere ein Lied singen. Wer schießen und andere Menschen gefährden will, dem stehen in Europa im Moment andere Möglichkeiten offen.

Und dann lässt man natürlich seinen Müll liegen, andere werden sich ja um den Dreck kümmern. Man selbst hatte ja seinen Bombenspaß, den andere dann wegräumen sollen. Und die Allgemeinheit soll dieses Aufräumen dann noch von ihren Steuergeldern bezahlen. Was habt ihr für eine Erziehung genossen – wenn überhaupt?

Wenn dann noch von den gleichen Leuten gejammert wird, dass die Energiepreise zu hoch sind, aber dann für viel Euro überflüssiges Feuerwerk gekauft wird, dann stimmt etwas in diesem Land nicht. Der Auftakt zu 2023 lässt mich an der Vernunft der Menschen zweifeln. Da ist es natürlich einfacher, ein paar Wirrköpfe, die sich festkleben, populistisch als Klimaterroristen zu bezeichnen, als vielmehr gegen Böllerterroristen etwas zu tun. Veränderung ist schwer, vor allem wenn sie bei einem selbst beginnt. Ich bin mal gespannt, ob wir es schaffen, zum Jahreswechsel 2023/24 etwas zu ändern.

Forderung: Keine Böller zu Silvester

24. November 2020

Ich stell es gleich von Anfang an klar: Ich bin für ein Böllerverbot zu Silvester dieses Jahr und sonst auch. Nachdem in den Niederlanden die Böllerei abgeblasen wurde, startet die Diskussion bei uns auch. Wie ich aus den Diensten herauslese, traut sich die große Politik an dieses sensible Thema wohl nicht heran. Entscheiden müssen es in Deutschland die Kommunen und ich hoffe auf eindeutige Stellungnahmen seitens der Kommunalpolitiker. Ich feiere Silvester innerhalb meiner Familie und brauche wirklich keine Knallerei dazu.

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Wendt, sagte der „Bild“-Zeitung, zum Feuerwerk gesellten sich rasch Alkohol, Personengruppen und Partystimmung – und das sei in Pandemie-Zeiten nicht angesagt. Der Herr hat recht.
Und hört mit der Heulerei auf nach dem Motto „Nix darf man mehr“ oder „alles wollen die uns verbieten.“ Das Virus kennt kein Silvester. Haltet Abstand, besauft euch nicht und verzichtet auf die Party zur Jahreswende.

Argumente gegen Böllern
Sachliche Argumente gegen die unnötige Silvesterballerei gibt es außer dem teuflischen Corona genug. Corona alleine wäre schon ein Grund, Böllern zum Jahresende abzusagen. Abstand halten auf freiwilliger Basis geht scheinbar nicht. Bei uns treffen sich Jugendlicher abends in der Dorftiefagarage zum Feiern – Masken und Abstand Fehlanzeige.

Aber es gibt auch weitere Gründe. Es gibt keine Verletzten durch irgendwelche Deppen, der mit ihren Feuerwerkskörpern herumdoktern und ihnen das Zeug um die Ohren fliegt. Die Notaufnahmen in den Krankenhäusern werden benötigt und wenn kein Notfall eintritt, dann haben die Rettungskräfte auch mal Luft zum Durchatmen.

Unsere geliebten Haustiere danken es, wenn man auf die Ballerei verzichtet. Unser Wellensittich Dr. Watson muss dieses Jahr alleine feiern, nachdem seine Kollege Sinatra im August vom Stangerl gefallen ist. Watson wird die Silvesterknallerei wohl verkraften, erschrickt aber jedes Mal.

Atari in seiner Kiste braucht wohl kein Geballer zu Silvester.

Interessant wird es mit unseren beiden neuen Katern Parsifal und Atari. Sie sind noch so jung und kennen diesen Lärm nicht. Schon wegen den beiden neuen Familienmitgliedern hoffe ich auf ein Böllerverbot.

Auch eine Konsequenz: Es gab keinen großen Raketenmüll am nächsten Tag. Leider gibt es bei uns in der Straße immer noch Nachbarn, die ihren Raketenmüll nie weggeräumt haben und alles den fleißigen Gemeindemitarbeitern vom Bauhof aufgedrückt haben. Wenn ich bei uns nach Silvester durch die Straßen gehe, treffe ich auf Müll im öffentlichen Raum. Zum Teil gibt es noch Blindgänger, zerschlagene Flaschen, ausgebrannte Feuerwerkskörper, China-Böller, Raketen.
Und da wäre noch der Alkohol. Durch Corona bleibt man zu Hause und es sind keine Besoffenen auf den Straßen, die herumpöbeln, provozieren oder randalierten. Nochmal der Appell: Bleibt zu Hause und macht es euch mit eurer Familie gemütlich. Ich sehe es bei uns im Dorf immer wieder, dass Menschen mit Alkohol nicht umgehen können. Und nein, ich will euch den Alkohol nicht verbieten.

Gerade in Deutschland wird viel über Feinstaub diskutiert und polemisiert. Nach Abbrennen des Feuerwerks legt sich auf deutsche Straßen und Plätze eine gefährliche Feinstaubglocke. Es gibt Menschen, die haben eine Lungenkrankheit, für die ist Silvester und die Tage danach eine Qual. Und nicht nur kranken Leuten ergeht es so. Es brennt in den Augen und in der Lunge – gesund kann das nicht sein. Also hört endlich auf mit dieser Umweltschweinerei.

Was der Alkohol aus Menschen macht.
Zum Schluss habe ich noch ein Urteil der Woche vom Amtsgericht München, das hier zum Thema hervorragend passt. Am 10.11.2020 verurteilte das zuständige Schöffengericht am Amtsgericht München einen 35jährigen Mann aus München wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten, die gegen eine Zahlung von 1.500 Euro an eine gemeinnützige Straffälligenhilfe in Monatsraten von 50 Euro zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Am 01.01.2020 gegen 00:05 Uhr warf der Angeklagte in einem Hinterhof in München-Pasing, in dem sich insgesamt ca. 50 – 70 Personen aufhielten, Knallerbsen in Richtung einer Personengruppe aus drei Familien, davon fünf Kinder. Eine der Mütter forderte ihn auf, dies wegen der anwesenden Kinder zu unterlassen. Nun brach der Angeklagte den Holzleitstab einer Feuerwerksrakete ab, legte sie so beschädigt auf den Boden und zündete sie. Die Rakete flog durch die Personengruppe hindurch und explodierte in circa fünf Metern Entfernung. Verletzt wurde niemand. Nun ermahnte eine andere der Mütter den Angeklagten, der sie daraufhin mit „Hure“ beleidigte und eine zweite Feuerwerksrakete erneut auf die Personengruppe ausrichtete, die wieder in circa fünf Metern Entfernung explodierte. Anschließend nahm der Angeklagte eine weitere Rakete schräg in die Hand und zielte abermals in Richtung der Personengruppe. Diese flog nur knapp über den gebeugten Körper eines Vaters hinweg. Beim nachfolgenden Streit beleidigte der Angeklagte zwei der Mütter mit „Schlampe“, „Hure“ und „Kopftuchschlampe“.

Der Angeklagte erklärte, vorher erhebliche Mengen Whiskey getrunken zu haben: „Aber ehrlich gesagt, ich habe nicht aufgepasst. Man ist fröhlich durch Alkohol. Ich war normal. Ich war mit meiner Frau und meinen Kindern und meiner Familie draußen. Als ich die Rakete auf den Boden gestellt habe, habe ich nicht daran gedacht. 11 Jahre lang war ich in einem Ein-Zimmer-Appartement. Ich war sehr glücklich und sehr froh, dass ich in das Haus ziehen konnte. Ja, sie sind immer noch meine Nachbarn. Ich gehe sehr früh von zuhause weg und komme spät nach Hause. Es ist eine normale Beziehung. Ich sehe sie meistens nicht. Ich hatte bisher nie Ärger in Deutschland. Die sind meine Nachbarn. Ich will gar keine Probleme machen oder Ärger. Meine Kinder spielen draußen mit den Kindern von den Nachbarn. Wir begrüßen uns gegenseitig.“ Bei dem nachfolgenden Streit seien er und seine Frau verletzt worden.

Die Vorsitzende Richterin begründete das getroffene Urteil u.a. wie folgt: „Die Wirkung des Entzündens sowie der Explosion der Raketen war für den Angeklagten völlig unkontrollierbar, weshalb er auch mit der Möglichkeit einer Gefährdung anwesender Personen rechnen musste, insbesondere da es sich bei der ersten und zweiten Rakete jeweils um einen beschädigten pyrotechnischen Gegenstand gehandelt hatte und er die insgesamt drei Raketen wissentlich und willentlich in Richtung der Personengruppe ausgerichtet hatte. Die sich in der Gruppe befindlichen Personen blieben lediglich aufgrund eines glücklichen Zufalls unverletzt. (…) Von einem minder schweren Fall konnte vorliegend bei einer Gesamtschau der Tat nicht ausgegangen werden. Zwar hat sich die Tat an Silvester mit zugelassenen Feuerwerkskörpern ereignet und es war auch Alkohol im Spiel. Der Angeklagte hat hier aber nicht nur einmal eine Rakete in die Menge geschossen und dadurch eine Sprengstoffexplosion herbeigeführt, sondern dreimal, in der betroffenen Personengruppe befanden sich auch Kinder und eine der betroffenen Personen wurde nur knapp verfehlt.“

Zugunsten des nicht vorbestraften Angeklagten wertete das Gericht sein Geständnis, welches eine umfangreiche Beweisaufnahme entbehrlich machte und zahlreichen Zeugen und Nachbarn die Aussage ersparte, seine alkoholbedingte Enthemmung und dass der Angeklagte bei der nachfolgenden Auseinandersetzung selbst Verletzungen erlitt; zu seinen Lasten, dass sich in der betroffenen Personengruppe auch Kinder befanden und dass insgesamt drei Raketen abgefeuert wurden.

„Die Vollstreckung dieser Freiheitsstrafe kann vorliegend zur Bewährung ausgesetzt werden. Der Angeklagte lebt in gefestigten familiären Verhältnissen, hat eine Arbeit und eine Wohnung und ist hier sozial integriert, überdies ist er bislang strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten, so dass eine positive Sozialprognose hier problemlos gestellt werden kann. Es liegen vorliegend auch besondere Umstände vor, welche eine Strafaussetzung zur Bewährung rechtfertigen, namentlich das vollumfängliche Geständnis bei etwas unübersichtlicher Beweislage sowie der Umstand, dass der Angeklagte nach der Tat selbst verletzt wurde.“

Urteil des Amtsgerichts München vom 10.11.2020​
Aktenzeichen 813 Ls 111 Js 115054/20