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Zwölf Uhr mittags – Rückblick auf meine Western-Matinee

17. Oktober 2025

Zwölf Uhr mittags ist ohne Zweifel einer der Klassiker des Westerngenres. Hie passt einfach alles zusammen Regie, Kamera, Schnitt, Musik und Schauspiel – alles greift ineinander – entfaltet der Film eine zeitlose Wirkung.

Der nächste Film unserer Western-Matinee im Scala Fürstenfeldbruck ist am Sonntag, 26. Oktober um 10:45 Uhr der Italo-Klassiker Django mit Franco Nero. Karten gibt es hier.

„Zwölf Uhr mittags“ („High Noon“) ist weit mehr als nur ein Western. Es ist ein Kammerspiel über Ehre, Verantwortung und den Preis, den ein Mensch zahlt, wenn er das Richtige tut – auch dann, wenn niemand sonst an seiner Seite steht. Fred Zinnemanns Film aus dem Jahr 1952, mit Gary Cooper in der Hauptrolle des Marshal Will Kane, hat sich tief ins kollektive Gedächtnis des Kinos eingebrannt. Er erzählt keine Geschichte von Reitern und Schießereien, sondern eine über moralische Standhaftigkeit – und über die erdrückende Stille, die entsteht, wenn Mut zum Alleingang wird. Hier ist die Aufzeichnung meines Vortrags:

Der Film spielt in nahezu Echtzeit: Eine Stunde und 25 Minuten vor zwölf, dem Zeitpunkt, an dem der Bandit Frank Miller mit dem Zug in die Stadt zurückkehren wird. Miller wurde einst von Kane verhaftet und sinnt nun auf Rache. Statt zu fliehen, wie es alle von ihm erwarten, bleibt der Marshal – frisch verheiratet, eigentlich auf dem Weg in ein neues Leben – in der Stadt. Er will Verantwortung übernehmen, weil er weiß: Wenn er jetzt wegläuft, wird die Gewalt zurückkehren. Doch was wie eine Geschichte von Mut beginnt, wird zur schmerzhaften Studie über menschliche Feigheit. Einer nach dem anderen wendet sich von ihm ab: die Bürger, die Freunde, sogar sein Stellvertreter. Angst, Eigennutz und Gleichgültigkeit verwandeln die Stadt in eine moralische Wüste.

Gary Cooper verkörpert diesen einsamen Helden mit einer stillen, eindringlichen Intensität. Man sieht ihm den inneren Kampf an – die Verzweiflung, das Zögern, den Trotz. Sein Blick, wenn die Kirchenglocken läuten, während der Zeiger sich unaufhaltsam der Zwölf nähert, ist einer der großen Momente der Filmgeschichte. Die Zeit selbst wird zum Feind: Mit jedem Schlag der Uhr wächst die Spannung, das Gefühl der Ausweglosigkeit. Der berühmte Titelsong „Do Not Forsake Me, Oh My Darlin’“, gesungen von Tex Ritter, zieht sich wie ein melancholisches Gebet durch den Film – ein Lied über Pflicht, Liebe und Einsamkeit.

„Zwölf Uhr mittags“ ist ein Film über das Gewissen – über den Moment, in dem ein Mensch allein vor seiner Entscheidung steht. Zinnemann drehte ihn in einer Ära, in der Amerika selbst von moralischen Prüfungen erschüttert wurde: McCarthyismus, Angst, Konformismus. Kein Wunder also, dass viele den Film als Allegorie auf den Mut zur Wahrheit im Angesicht von Verfolgung lesen. Doch auch jenseits seiner politischen Bedeutung berührt er zeitlos: Jeder von uns kennt diese Stunde, in der es keinen Rückhalt gibt, nur das eigene Gewissen.

Am Ende, nach dem tödlichen Duell, steht Will Kane allein auf der Straße, der Staub legt sich, und niemand eilt herbei, um ihm zu danken. Schweigend nimmt er den Stern von der Brust, wirft ihn in den Sand und geht. Es ist ein stiller Triumph – und eine bittere Abrechnung mit einer Gesellschaft, die lieber zusieht, als Verantwortung zu tragen.

„Zwölf Uhr mittags“ bleibt ein Film über den Mut, der nicht laut ist, sondern still. Über Pflicht, die nicht gefeiert, sondern ertragen wird. Über einen Mann, der weiß: Es ist genau zwölf Uhr – und jetzt zählt nur noch das Richtige. Der nächste Film unserer Western-Matinee im Scala Fürstenfeldbruck ist am Sonntag, 26. Oktober um 10:45 Uhr der Italo-Klassiker Django mit Franco Nero. Karten gibt es hier.

Zwölf Uhr mittags – Western Matinee am Sonntag, 24. August im Scala FFB

22. August 2025

Zwölf Uhr mittags gilt nicht ohne Grund als Klassiker des Westerngenres und als filmisches Meisterwerk. Durch die besondere Verknüpfung formaler Mittel – Regie, Kamera, Schnitt, Musik und Schauspiel greifen ineinander – entfaltet der Film eine zeitlose Wirkung. In unserer Western-Matinee im Scala Fürstenfeldbruck zeigen wir diesen Klassiker am Sonntag, 24. August um 10:45 Uhr zusammen mit einer Einführung. Karten gibt es hier.

Fred Zinnemanns reduzierte Inszenierung und Crosbys prägnante Schwarzweiß-Bilder schaffen eine dichte Atmosphäre zwischen flirrender Hitze und eiskalter Angst. Die nahezu in Echtzeit erzählte Handlung baut eine unerträgliche Spannung auf, unterstützt vom taktgebenden Tick der Uhren und Tiomkins eindringlicher Musik.

Dabei bleibt der Film immer mehr als ein Thriller: In seinem Kern ist es eine moralische Fabel über Mut und Verantwortung. Der einsame Held, der im Stich gelassen wird, spricht universelle Gefühle an – sei es in Bezug auf politische Verfolgung im Kalten Krieg oder ganz allgemein auf die Einsamkeit desjenigen, der gegen den Strom schwimmt.

Trotz (oder gerade wegen) seiner Einfachheit erlaubt High Noon vielfältige Deutungen und behält eine aktuelle Relevanz: Themen wie Zivilcourage, Loyalität und Angst vor sozialer Ächtung sind zeitlos. Formal besticht der Film durch seinen konsequenten Bruch mit Western-Konventionen und die Konzentration auf Spannung durch Zeitdruck und Charakterzeichnung statt durch Action. Diese stilistische und inhaltliche Stringenz macht Zwölf Uhr mittags zu einem Paradebeispiel dafür, wie filmische Stilmittel – von der Bildkomposition über die Montage bis zur musikalischen Untermalung – gezielt eingesetzt werden können, um Spannung zu erzeugen und eine Aussage zu transportieren.

Nicht zuletzt dank der herausragenden schauspielerischen Darstellung Gary Coopers und seiner Kollegen wird der Zuschauer emotional mitgerissen und zum Nachdenken angeregt. Zwölf Uhr mittags ist somit weit mehr als ein Western: ein Stück Filmgeschichte, das Unterhaltung mit Tiefgang verbindet, und ein filmisches Lehrstück darüber, wie Form und Inhalt sich perfekt ergänzen können. Wir freuen uns, diesen Klassiker am Sonntag, 24. August um 10:45 Uhr zeigen zu können. Karten gibt es hier.

Vierzig Wagen westwärts – Rückblick auf meine Western-Matinee

16. August 2025

Vierzig Wagen westwärts („The Hallelujah Trail“, 1965) ist eine Westernkomödie, die den Wilden Westen gehörig auf die Schippe nimmt. Im Frühsommer besprach ich ihn bei meine Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Am 24. August geht es weiter mit dem Klassiker High Noon – 12 Uhr mittags. Karten gibt es hier.

Statt heldenhafter Revolverduelle oder epischer Indianerschlachten dreht sich alles um ein hochbrisantes Thema: den Transport von 40 Wagenladungen Whisky durch die staubige Prärie. Zwischen hitzigen Temperenzlerinnen, durstigen Siedlern, strategisch überforderten Militärs und cleveren Indianern entwickelt sich ein turbulentes Chaos, das zeigt: Im Westen ging es nicht immer nur um Gold oder Ruhm – manchmal schlicht ums nächste Glas. Mit satirischem Witz, überzeichneter Action und einem Augenzwinkern macht der Film klar, dass die Mythen des Westerns auch wunderbar komisch erzählt werden können. Hier ist mein Vortrag zum Film.

Regisseur John Sturges („Die glorreichen Sieben“) bleibt seinem Ruf als Action-Spezialist treu, setzt aber diesmal auf augenzwinkernde Ironie und Parodie. Der Film nimmt die klassischen Westernmotive – den Treck durch die Wildnis, den Kampf um Ressourcen, Indianerüberfälle und den ewigen Konflikt zwischen Männern und Frauen – und überzeichnet sie genüsslich. Statt um Gold oder Land geht es hier um das „Recht auf Rausch“, und der Film macht daraus keinen Hehl: Der Whiskey ist der eigentliche Star der Geschichte.

Die Gagdichte ist aus heutiger Sicht eher niedrig, doch die meisten Pointen sitzen. Es handelt sich um eine altmodische Komödie, bei der nicht jeder Gag ein Brüller sein muss, aber der Humor ist beständig und sorgt für viele Schmunzler. Besonders gelungen sind die großen Actionszenen, etwa die „Schlacht an den Whiskeybergen“ im Sandsturm und das Finale mit Dutzenden von Wagen und Stuntmen – auch wenn letzteres von einem tragischen Unfall während der Dreharbeiten überschattet wurde. Sturges inszeniert in Ultra Panavision 70, was dem Film einen epischen Look verleiht. Die Ausstattung, Kostüme und Landschaftsaufnahmen sind opulent und tragen zum nostalgischen Western-Feeling bei. Die Musik von Elmer Bernstein unterstreicht den augenzwinkernden Ton und sorgt für zusätzliche Atmosphäre.

Am 24. August geht es weiter mit dem Klassiker High Noon – 12 Uhr mittags. Karten gibt es hier.

Vierzig Wagen westwärts – Western Matinee am Sonntag, 8. Juni im Scala FFB

6. Juni 2025

„Vierzig Wagen westwärts“ ist eine Westernkomödie von John Sturges, die das Genre kräftig durch den Kakao zieht. Im Mittelpunkt steht ein Wagentreck mit vierzig Wagen voller Whiskey und Champagner, der im Jahr 1867 Denver vor dem Austrocknen retten soll. Ich erläutere und zeige den Film in meiner Western-Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck am Sonntag 8. Juni um 10:45 Uhr. Karten gibt es hier.

Verschiedene Parteien – darunter durstige Bergleute, eine Kavallerieeinheit, eine Gruppe abstinenter Frauenrechtlerinnen und Indianer, die sich ebenfalls nach Alkohol sehnen – geraten auf der Jagd nach dem begehrten Nachschub aneinander. Die Geschichte kulminiert in einem chaotischen Sandsturm, bei dem niemand mehr weiß, gegen wen eigentlich gekämpft wird, und endet in einer absurden Auflösung.

Regisseur John Sturges („Die glorreichen Sieben“) bleibt seinem Ruf als Action-Spezialist treu, setzt aber diesmal auf augenzwinkernde Ironie und Parodie. Der Film nimmt die klassischen Westernmotive – den Treck durch die Wildnis, den Kampf um Ressourcen, Indianerüberfälle und den ewigen Konflikt zwischen Männern und Frauen – und überzeichnet sie genüsslich. Statt um Gold oder Land geht es hier um das „Recht auf Rausch“, und der Film macht daraus keinen Hehl: Der Whiskey ist der eigentliche Star der Geschichte.

Die Gagdichte ist aus heutiger Sicht eher niedrig, doch die meisten Pointen sitzen. Es handelt sich um eine altmodische Komödie, bei der nicht jeder Gag ein Brüller sein muss, aber der Humor ist beständig und sorgt für viele Schmunzler. Besonders gelungen sind die großen Actionszenen, etwa die „Schlacht an den Whiskeybergen“ im Sandsturm und das Finale mit Dutzenden von Wagen und Stuntmen – auch wenn letzteres von einem tragischen Unfall während der Dreharbeiten überschattet wurde.

Burt Lancaster gibt den stoischen Colonel Gearhart, Lee Remick spielt die kämpferische Frauenrechtlerin Cora Massingale. Beide liefern solide Leistungen, ebenso wie die Nebenrollen, etwa Donald Pleasence als Orakel Jones und Martin Landau als Indianerhäuptling. Die Figuren sind bewusst überzeichnet und bedienen Western-Klischees, doch gerade das macht ihren Reiz aus. Die unterschiedlichen Interessen der Parteien sorgen für reichlich Verwicklungen und treiben die Handlung voran.

Es wird ein großer Spaß und ich freue mich auf einen wunderbaren Vormittag mit Ihnen. Karten gibt es hier.

„Vierzig Wagen westwärts“ ist keine knallharte Western-Action, sondern eine liebevolle, ironische Parodie auf das Genre. Der Film lebt von seinen sympathischen Figuren, dem absurden Plot und dem gelungenen Spagat zwischen Action und Humor. Wer einen klassischen Western erwartet, wird enttäuscht sein – wer aber Spaß an einer selbstironischen, überdrehten Westernkomödie mit Starbesetzung hat, wird bestens unterhalten.

Der Mann, der Liberty Valanace erschoss – Western-Matinee am Sonntag, 16. März im Scala FFB

14. März 2025

Wenn es um Western geht, dann geht es bei mir immer um John Ford. In meiner Western-Matinee am Sonntag, 16.März im Scala Fürstenfeldbruck zeige ich den wegweisenden Film Der Mann, der Liberty Valanace erschoss. Karten gibt es hier.

John Fords Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance) ist mehr als nur ein Western – er ist eine tiefgründige Reflexion über Mythos und Realität, das Ende des Wilden Westens und den Übergang in eine zivilisierte Gesellschaft. Mit John Wayne als rauem Cowboy Tom Doniphon, James Stewart als idealistischem Anwalt Ransom Stoddard und Lee Marvin als furchteinflößendem Outlaw Liberty Valance versammelt der Film einige der größten Stars seiner Zeit und inszeniert ein packendes Drama über Macht, Moral und den Einfluss der Medien.

Der Film beginnt mit einer Rahmenhandlung: Der angesehene Senator Ransom Stoddard (James Stewart) kehrt nach Jahren in den kleinen Ort Shinbone zurück, um an der Beerdigung eines alten Freundes teilzunehmen. In Rückblenden wird die Geschichte erzählt, wie der junge, idealistische Anwalt Stoddard in die Stadt kam und sich dort mit dem skrupellosen Banditen Liberty Valance (Lee Marvin) anlegte. Während Stoddard versucht, Recht und Gesetz mit friedlichen Mitteln durchzusetzen, hält Tom Doniphon (John Wayne) an der alten Ordnung fest, in der das Gesetz der Waffe zählt.

Der berühmteste Satz des Films lautet: “Wenn die Legende zur Tatsache wird, druckt die Legende.” Dies zeigt das zentrale Thema des Films: Die Legende von Stoddard als dem Mann, der Liberty Valance erschoss, hat ihm Ruhm, politische Macht und Einfluss gebracht. Der Film thematisiert damit, wie Geschichte oft durch Mythen geformt wird – besonders in der amerikanischen Kultur.

Für mich ist dieser Film einer meiner Lieblingswestern und zählt zu meinen Lieblingsfilmen überhaupt. Ich freue mich auf Ihren Besuch am 16. März um 10:45 Uhr Scala. Karten gibt es hier.

Der schwarze Falke (1956) – Rückblick auf meine Western-Matinee

12. November 2024

Wir haben es gewagt und wir hatten aufs richtige Pferd gesetzt. Nach meiner erfolgreichen phantastische Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck starteten wir eine Western-Matinee und waren skeptisch, ob es noch ein Publikum für den Wilden Westen gibt.

Und siehe da: Es gibt es und der Auftakt war John Fords wichtigster Western Der schwarze Falke von 1956. Hier meine Einführung zum Film.

John Fords 1956 veröffentlichter Western „Der schwarze Falke“ („The Searchers“) gilt als eines der bedeutendsten Werke des amerikanischen Kinos. Der Film, der auf Alan Le Mays gleichnamigem Roman basiert, bietet nicht nur eine fesselnde Geschichte, sondern auch eine vielschichtige Charakterstudie und eine kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus, Obsession und Identität – alles Themen unserer Zeit.

Ethan Edwards, gespielt von John Wayne, ist eine komplexe Figur, die von Rache und Hass getrieben wird. Seine rassistischen Einstellungen gegenüber den Native Americans sind tief verwurzelt und beeinflussen seine Handlungen maßgeblich.

„Der schwarze Falke“ markiert einen Wendepunkt in John Fords filmischem Schaffen. Während seine früheren Western oft heroische Narrative und klare moralische Linien zeichneten, präsentiert dieser Film eine düstere und ambivalente Sicht auf den amerikanischen Westen. Ford dekonstruiert den Mythos des edlen Cowboys und stellt die Gewalt und Vorurteile der Pionierzeit in den Vordergrund.

Die nächste Western-Matinee ist am Sonntag, 17. November um 10:45 Uhr. Wir besprechen und zeigen den hervorragenden Italo-Western Leichen pflastern seinen Weg. Karten gibt es hier.