Was für ein schöner Mann, was für ein musikalisches Talent und was für ein Untergang. Roger Syd Barrett war der ehemalige Gründer der britischen Supergroup Pink Floyd, der von Drogen zerstört an seinen eigenen Ansprüchen scheiterte, die Band vor dem Durchbruch verließ und dann mehr und mehr von der breiten Öffentlichkeit vergessen wurde.
Ich mag die frühen Pink Floyd (und auch die späten). Und so habe ich mir den Fotoband von Schwarzkopf & Schwarzkopf besorgt, um mich an die schillernde Person Syd Barretts zu erinnern. Die Fotos stammen von Mick Rock, dem Rockfotgrafen der Sechziger und Siebziger, der unter anderen auch David Bowies Ziggy Stardust-Tour ablichtete.
Die Geschichte vom Auftauchen Barretts bei den Floyd-Aufnahmen von Wish you were here sind legendär, als die Bandmitglieder ihren ehemaligen Kumpel nicht mehr erkannten, weil er aufgedunsen und fett vor ihnen erschien. Barrett starb am 6. Juli 2006 verarmt bei seiner Mutter. Die restlichen Mitglieder von Pink Floyd sind Multimillionäre geworden. Aber der Fotoband von Mick Rock nimmt uns in eine Zeit mit als Syd Barrett geistig noch auf Spur war. In der Nach-Floyd-Ära als Barrett zwei Soloalben veröffentlichte machte Rock noch 1971 ein Interview für den Rolling Stone. 1969 fotografierte er Barrett das erste Mal und dann immer wieder. So auch das Cover des Solo-Albums The Madcap Laughs. Barrett hatte Talent, Aussehen, Mädchen und LSD. Die Drogen setzten ihm zu, er wurde zusehends depressiv und zog sich zurück.
Viele Fotos aus dem Buch stammen aus dieser Album-Session, andere mit Barretts Auto, einem pinken Pontiac Cabrio und die dritte Session fand im Garten von Mick Rock statt. Barrett konnte nicht Autofahren, ein Rad fehlte und das Auto wurde durch Ziegelsteine aufgebockt. Er hatte den Wagen von Mickey Finn von T-Rex. Später verschenkte Barrett das Auto. Die Fotos zeigen einen Künstler.Als Kamera nutzte Rock eine Pentax mit 28 mm Soligor Weitwinkel.
Und es gibt Fotos von Iggy, der geheimnisvollen, meist nackten Frau vom Cover The Madcap Laughs. Das Zimmer von Barrett war leer bis auf einen Schallplattenspieler und eine Matratze auf dem Boden. Und da waren sie die orangen und türkisen Dielen, die uns immer an das Album erinnerten. So leben wohl Künstler oder Menschen, die von Drogen voll gedröhnt sind. Und als ich das Buch gelesen und die Fotos betrachtet habe, lauschte ich der Musik von Syd Barrett. Das Buch von Mick Rock schließt mit einem passenden Zitat von Arthur Rimbaud: „Und wir erinnern uns an ihn und er ist auf eine Reise gegangen …“
Der Titanosaurier passt nicht vollständig in den Saal des American Museum of Natural History. Sein Kopf schaut aus dem Saal heraus und begrüßt die Besucher am Eingang der Dino-Abteilung.
Wenn es in New York regnet, bieten sich die klassischen Regenfotos à la James Dean am Times Square an. Allerdings war ich mit Familie in New York unterwegs und so stand der Gang in ein Museum auf dem Programm. James Dean muss warten. Museen gibt es ja einige am Big Apple, aber mit Kunst kann ich meine Kinder jagen. Also musste etwas anders geboten sein: Wir entschieden uns nach ein wenig Recherche für das American Museum of Natural History und der Besuch hat sich voll gelohnt – für alle Familienmitglieder. Bei uns ist das Museum durch den schrecklichen Film “Nachts im Museum” mit Ben Stiller bekannt geworden. Nun, wir besuchten das Museum in der Nähe des Central Parks mit seinen über 25 Gebäuden tagsüber.
Warteschlange vor dem American Museum of Natural History
Allerdings waren wir nicht alleine. Wenn es in New York regnet, dann haben gefühlt alle New Yorker Familien die Idee ins Museum zu gehen. So war erst einmal langes Warten vor dem American Museum of Natural History angesagt – bei strömenden Regen.
Im Gebäude hatten wir via Smartphone Tickets gekauft und konnten so der Schlange vor den Schaltern und seltsamerweise auch den umfangreichen Sicherheitskontrollen entgehen. Noch besser ist es, Fördermitglied des Museums zu werden, dann kann man an der wartenden Schlange vorbeimarschieren. Wir sind bereits Fördermitglied des Deutschen Museums in München, das reicht und so oft kommen wir nicht nach New York. Es gab im Vorfeld drei Gründe für den Besuch eines der größten Naturkundemuseen der Welt: Im American Museum of Natural History gibt es ein 1:1-Modell eines Blauwals, ein großer Meteor, den 563 Karat schwere „Stern von Indien“ – der größte jemals gefundene Saphir und eine absolut geniale Saurier-Ausstellung.
Zeitkapsel vor dem Museum.
Wer genau wie wir vor dem American Museum of Natural History warten muss, dem empfehle ich das Betrachten einer Zeitkapsel. Vor dem Museum hat der Architekt Santiago Calatrava für die New York Times eine Zeitkapsel entworfen. Sie wurde im Jahr 2001 verschlossen und soll am 1. Januar 3000 wieder geöffnet werden. Schöne Idee, ich werde es aber wohl nicht überprüfen.
Der Titanosaurier – der größte Dino überhaupt
New York ist die Stadt der Superlative. Das ist bei den Ausstellungsstücken im American Museum of Natural History ebenso. Im Dino Park des Museums stand er: Der größte Saurier, der bisher gefunden wurde. Der Titanosaurier.
Das Skelett hat eine Länge von 26 Metern und das Tier dürfte 70 Tonnen gewogen haben. Etwa 10 afrikanische Elefanten haben das gleiche Gewicht, so Kurator Mark Norell. Die Dino-Forscher sagen, das riesige Vieh war noch nicht einmal ausgewachsen. Gestreckt wäre sein Hals lang genug, um ins Fenster eines fünfstöckigen Gebäudes zu schauen.
Ein Bauer hatte in Patagonien/Argentinien ein Fossil in einem Steinbruch entdeckt. Als man das Skelett ausgegraben hatte, stellte man fest, wie riesig der Kamera ist. Wegen seiner Länge passt der Titanosaurier nicht vollständig in den Saal des American Museum of Natural History. Sein Kopf schaut aus dem Saal heraus und begrüßt die Besucher am Eingang der Dino-Abteilung.
Der Titanosaurier ist also nicht zu übersehen. Aber auch die restliche Dino-Abteilung ist absolut gelungen. Der Besucher kommt ganz nahe an die Ausstellungsobjekte heran, der eine zum Studieren, der andere für ein Selfie. T-Rex und Mammut hatten es persönlich angetan. In dieser Abteilung kam sich der Mensch mal richtig klein vor in Gegenwart der Giganten. Unseren Kindern hat der Einstand im Museum gefallen. K1 ist große Dino-Experte und konnte die Familie durch die Ausstellung führen. Sein Fachwissen hatte K1 durch zahlreiche Spielberg-Filme, BBC-Dokus aus YouTube und Was ist Was-Bücher – Bildung im 21. Jahrhundert.
Stoppt den Walfang – Blauwal im Museum
Da wir gerade bei großen Lebewesen sind, schaute wir auch beim Blauwal vorbei. In einem großzügigen Raum hing ein 1:1-Modell eines riesigen Blauwals von der Decke. Was sind das für wunderschöne und erhabene Lebewesen?
Absolut eindrucksvoll: Ein Wal hängt von der Decke.
Die Familie trennte sich in dem Raum und jeder ging in der Abteilung seiner Wege. K1/2 interessierte mehr die Haie, meine Frau streifte umher und ich legte mich auf den Rücken und hatte den Wal in all seiner Schönheit über mir. Gedanken schossen mir durch den Kopf. Freilich dachte ich an den genialen Roman Moby Dick. Und ich wusste wieder, warum ich den Walfang verabscheue. Es ist eine Sünde, solche Wesen zu jagen. Von der Galerie aus, drehte ich ein Facebook Live-Video und diskutierte mit meinen Facebook-Kumpels über den Blauwal.
Die Milstein Hall of Ocean Life, so heißt die Abteilung, umfasst 2.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche, wobei der 28,6 Meter lange Blauwal sicherlich einer der Hauptattraktionen des Museums ist. Mithilfe von Beleuchtungs-, Video- und Audioeffekte wird ein virtueller Ozean erzeugt.
Beim Blauwal war ein Poke Stopp.
Ein Wort zur Museumsdidaktik
Der Show-Aspekt bei US-Museen ist deutlich höher als bei deutschen Museen, die oftmals ein Hort der Wissenschaft und Forschung sind. Im American Museum of Natural History wird sicherlich auch massiv geforscht, doch die Amerikaner wissen einfach, wie sie ihr Museum dem Publikum verkaufen. Die Exponate haben eine andere Wirkung als bei uns, sie sind effektiv in Szene gesetzt und entsprechend beleuchtet. Die Besucher werden regelrecht ermutigt, ein Foto für soziale Netzwerke zu machen und so für das Museum zu werben, der Hashtag #amnh wird dabei eingesetzt. Zwar sind Selfie Stangen und Blitzen untersagt, aber die Masse der Besucher will auch nur Erinnerungsfotos knipsen.
Es gibt zwar ein paar Faltpläne aus Papier in verschiedenen Sprachen, um sich im Museum zurecht zu finden. Aber die beste Führung läuft per Apps. Das komplette Museum ist mit leistungsstarken WLAN ausgestattet. Ich selbst habe ein ruckelfreies Facebook Live Video vor dem Blauwal-Modell gedreht. Das Museum war hervorragend besucht und die Masse des Publikums hatte Smartphone im Einsatz – und dennoch ist das WLAN nicht in die Knie gegangen.
Und es werden verschiedene Apps für verschiedene Zielgruppen angeboten. Da gibt es beispielsweise den klassischen Museumsführer, um sich zu orientieren. Die Explorer App zeigt dem Besucher, wo er gerade ist und wo die nächsten interessanten Exponate zu finden sind. Für die Kinder gibt es eine Micro Rangers-App. Hier lassen sich mit den Micro Rangers ein Spiel im Museum spielen und so die Exponate spielerisch entdecken.
AR im Museum.
Auf Basis einer XBox standen große Monitore samt AR-Kamera herum. Der Besucher wird von der AR-Kamera erfasst und kann so einen Saurier durch Bewegung steuern. Das Motto ist: Be the Dino. Als ich das System ausprobieren wollte, musste ich erst einmal eine Masse von Kindern vertreiben. So ist das Leben.
4,5 Milliarden Jahre alter Stein aus dem All
Eindrucksvoll für mich war auch der größte in einem Museum ausgestellte Meteor Ahnighito. Für mich übt diese Klumpen Gestein eine ungeheure Faszination aus. Das Material stammt nicht von der Erde. Es ist wirklich außerirdisch. Nun gut, es ist ein großer Stein, der durch den Weltraum fliegt. Aber für mich war dieser Meteor viel, viel mehr.
Der Meteor ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler.
Ich habe mich vor das Exponat gesetzt und zugehört. Dieser Stein ist ein exzellenter Geschichtenerzähler. Er kam zu Orten, die ich nie sehen werde. In meiner Fantasie berichtete der Stein von seiner Reise durch das All und ich hörte genau zu. In meinen Träumereien kamen wieder und wieder alte Science Fiction-Geschichten hoch.
Der 4,5 Milliarden Jahre alte Cape York Meteor ist fast so alt wie die Sonne und wurde 1894 in Grönland gefunden. Vor rund 10000 Jahren schlug er auf die Erde ein. Mit einem Gewicht von 31 Tonnen ist der Ahnighito der drittgrößte Meteorit, der bisher entdeckt wurde.
Der 4,5 Milliarden Jahre alte Cape York Meteor ist fast so alt wie die Sonne