Posts Tagged ‘Spielzeug’

Buchhandel: Thalia – Wo bleibt die Innovation?

28. September 2013

Das Sterben des deutschen Buchhandels geht weiter. Ich bereite gerade ein Seminar zum Thema digitales Publizieren vor, und recherchiere die Ausgangslage. Vor kurzem lief die Meldung, dass Thalia 20 weitere Geschäfte schließen wird. Derzeit hat Thalia noch 290 Filialen in ganz Deutschland. Von den 20 Betroffenen Filialen wurden 14 bereits geschlossen.

Als Rettungsmaßnahme für die verbleibenden Buchläden wird vom Börsenverband des Deutschen Buchhandels empfohlen, auf Zusatzgeschäft zu achten. Es soll mir im Buchladen künftig verstärkt DVDs, Blu rays oder Musik-CDs angeboten werden. Ich weiß wirklich nicht, ob mich das Modell überzeugt. Ich glaub, Amazon verkauft auch DVDs.

Ist das wirklich die Rettung des Buchhandels?

Ist das wirklich die Rettung des Buchhandels?

Ich habe mir einige Buchläden angeschaut, auch von der Thalia-Konkurrenz wie beispielsweise Hugendubel. Gerade in den Bereichen Film und Musik kannten sich aber die Buchhändler nicht aus. Ein Mitarbeiter sagte sogar mir im Vertrauen: „Wenn ich DVDs verkaufen wollte, dann wäre ich in eine Videothek gegangen und nicht in eine Buchhandlung!“ Ich denke, die Änderung des eigenen Berufsbildes ist bei einigen noch nicht angekommen. Ja, Veränderung ist schwer, vor allem wenn es einen selbst betrifft.

Viele Buchläden setzen bereits jetzt schon auf Diversifikation. Dort fand ich dann Spielwaren, Spiele, Schreibwaren und sogar Schmuck. Ob diese Sachen den notwendigen Umsatz bringen, um die Buchfilialen aufrechtzuerhalten, weiß ich natürlich nicht. Ich kann in die Bilanzen der Geschäfte nicht sehen. Aber für mich als Kunde hat diese Diversifikation keinen Reiz. All diese Sachen finde ich bei Amazon und Co. auch.

Neulich war ich dagegen in einer Buchhandlung, die mich überrascht hat. Dort gab es bei Kaffee und Kuchen eine Lesung. Der Buchhändler machte Umsatz und es gab Autogramme vom Autoren. Es gibt so viele Autoren, die ihre Bücher an den Mann bringen wollen. Klassische Verlage organisieren kaum Lesungen. Jetzt ist der Autor wieder gefragt und kann tätig werden. Buchhandlung und Autor können hier ideal zusammenarbeiten und Erlebniswelten schaffen. Autoren müssen sich heute mehr denn je selbst vermarkten. Hier machen es Comic-Läden vor, wie dieses Modell funktionieren kann. Sie haben über all die Jahre eine treue Community aufgebaut, die nur zum Teil zu Amazon und Co. abgewandert ist.

Ein Beispiel ist auch der Verkauf von Kalendern. Ein ehemaliger Chef von mir betreibt den Kalenderverlag CALVENDO. Dort können Leute wie du und ich einen Kalender produzieren, der dann mit einer ISBN-Nummer ausgestattet und im Buchhandel verkauft wird.  Ich habe es in meinem Blog bereits ausführlich beschrieben. Ich sehe hier eine riesige Möglichkeit an Vorträgen in Buchhandlungen, denn das Kalendergeschäft läuft bald wieder an. Das ist eine Chance für alle Beteiligten, denn es geht um etwas Gedrucktes und nicht um Spiele und Schmuck.

 

Social Media: Sinnvolle QR-Codes im Spielzeugkatalog

29. Oktober 2012

Langsam sollte ich mir Gedanken um Weihnachten machen. Ich will nicht wieder auf dem letzten Drücker Weihnachtsgeschenke für die Familie besorgen. Beim Sondieren der Geschenkideen fiel mir ein Katalog von Dickie Toys in die Hände. Dieser Hersteller vertreibt ferngesteuerte Autos für Jungs. Eigentlich hat K1 kein größeres Interesse daran, aber ich blätterte den Katalog trotzdem durch. Ich erblickte allerlei Renner, kraftstrotzende Maschinen, Racer und Off Road-Fahrzeuge. Die Autos werden über Ghz-Frequenzbereich gesteuert. Und ich entdeckte QR-Codes auf jeder Seite des Katalogs.

Und da erwachte das Interesse von K1 und mir. Mit dem QR-Code-Reader des iPhones probierte K1 die Codes aus und war grundsätzlich begeistert. Dickie Toys hatte für die unterschiedlichen Codes der verschiedenen Modelle verschiedene Landingpages angefertigt. Leider waren sie nicht unbedingt für den kleinen Bildschirm eines Smartphones optimiert, was K1 sofort als massiven Fehler einstufte. Seine Aussage „Papa, mit was als dem iPhone soll man denn den QR-Code denn noch ansehen und warum sind die Seiten dann so klein“, fragte K1 in kindlicher Naivität. Recht hat K1.

Zu klein als Landingpage für das iPhone

Zu klein als Landingpage für das iPhone

Aber zumindest hat Dickie Toys nicht den Fehler eines Möbelhauses begangen, dessen Projekt den Weg in den unseren (Post-)Briefkasten fand. Hier interessierte ich mich für eine Küche, nahm den daneben abgebildeten QR-Code zur Hilfe, um mehr zu erfahren. Und ich wurde auf die Startseite des Möbelhauses geleitet und sollte mich selbst zurecht finden. Hier kaufe ich meine Küche nicht, bei solchen Marketinganfängern.

Cool, der QR-Code führt direkt zu Produktvideos.

Cool, der QR-Code führt direkt zu Produktvideos.

Aber zurück zu Dickie Toys. K1 interessierte sich am meisten für den Audi R8 (genau wie seine Mutter). Hervorragend gefiel K1 das Einbinden eines YouTube-Videos auf der Seite. Hier zeigte ein Altersgenosse den sachgerechten Umgang mit der Spielzeugrennmaschine. Hier sind QR-Codes optimal eingesetzt. Im Papierprospekt stehen die technischen Angaben, hinter den QR-Code verbergen sich die Emotionen, die für den Kauf eines Spielzeugs genauso wichtig sind. Das machte K1 und mir höllisch Spaß, so dass wir die Videos von Dickie Toys durch klickten und eines halben Tag Rennwagen schauten. Gekauft haben wir zwar keines, aber die Begeisterung war da: Bei K1 über Rennwägen, bei mir über den richtigen Einsatz von QR-Codes.

Technikspielzeug Teil 2 Sony Rolly

7. April 2009

Es gibt Sachen, die braucht man nicht. Oder ich bin zu blöd, um zu verstehen, wozu man sie brauchen soll. Eines dieser Dinge ist der Rolly von Sony. Es ist ein Musikplayer von Sony. Eine Art iPod-Tonne, die sich bewegt. Rolly rollt, bewegt sich, trampelt, wackelt mit den Ohren, macht den dicken Maxe  – aber wozu? Freunde wozu? Bitte lasst mich nicht blöde sterben und heft mir.

Sturm im Wohnzimmer

3. Februar 2009

burg

Ein Sturm ist durch die Burg gefegt. Mauerteile sind abgebrochen, Türme sind eingestürzt und liegen zerborsten im Burghof. Edle Ritter und Bogenschützen wurden in Massen dahingerafft. Waffen, Ausrüstung, Fässer sind verstreut. Ein Angriffsturm hängt schief an einem Fachwerkhaus. – Unser Wohnzimmer sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hat. Dabei sind doch nur die roten Drachen der Drachenritter über die gegnerische Burg gekommen und haben alles kurz und klein geschlagen.

Eine Ausnahme? Nein, nicht wirklich. Mein Sohn hat mit seinen Playmobil-Figuren gespielt und alles in die Schlacht geworfen, was er so hatte. Da macht es auch nichts, wenn in der Ritterburg auch die Feenwelt seiner Schwester auftaucht oder ein Sheriff aus dem wilden Westen neben einem Baukran der Moderne steht. Es ist die Ansicht des Spielers, was passt und was nicht. Sohnemann ist auf jeden Fall in seine Playmo-Welt versunken und spielt begeistert mit dem Plastik aus Franken.  Unterstützt wird es durch gerippte CDs, die über iTunes laufen: Das Hörspiel: Die Playmos: Dinos greifen an, ist derzeit ein Renner. Selbst ich kann schon einige Dialoge fehlerfrei mitsprechen. Also Sohn liebt Playmobil.

Genauso wie sein Vater übrigens. Ich war und bin auch ein Playmo-Fan. Bei mir begann es um 1974/75 als meine Eltern mit eine Ritterausstattung kauften. Ich wollte zu Beginn keine Figuren, was sich kurz darauf als blöde Entscheidung entpuppte. Ich wollte Ritterzubehör: Bänke, Tische, Waffenständer, Hellebarden, Schwerter und ich glaube, Schilder waren auch dabei. Teile von dem Zeug haben wir noch heute und es kommt in der aktuellen Ritterwelt des Sohns zum Einsatz. Spielzeug, das Generationen einsetzen.

Bei mir begann es mit Ritter, dann kamen Bauarbeiter hinzu – später natürlich die klassische Berufe wie Feuerwehr und Polizei. Ich machte einen Abstecher in den wilden Westen, zum Camping und landete irgendwann auch bei britischen Garden des 18. Jahrhunderts. Mit Wachhäuschen und Gewehr mit Bajonett waren sie eine Zeitlang meine Lieblingsfiguren. Ganz hohes Ansehen hatte bei mir übrigens ein Kamerateam. Es hatte eine weiße Fernsehkamera, die auf einen blauen Ständer befestigt war. Leider wurde die Kamera in jugendlichen Leichtsinn etwas schief beklebt. Ich denke, dieses TV-Team war der Auslöser meiner späterer Journalistenkarriere.

Heute müssen die Playmos aber ruhen. Gestern habe ich im Twitter der Bild gelesen, dass der Playmobil-Erfinder Hans Beck im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Trauer ist bei den Figuren angesagt, wenn der Papa  von ihnen gegangen ist. 2,2 Milliarden Figuren wurden gefertigt und ich habe das Gefühl, ein Großteil davon steht in unserem Wohnzimmer. Firmeninhaber Horst Brandstätter hatte den gelernten Möbeltischler und passionierten Modellbauer 1958 aus über 20 Bewerbern ausgewählt und es war die richtige Entscheidung. Die Playmo-Welten haben mich begleitet und auch meinen Sohn. Und wenn meine Kinder mal Kinder haben sollten, werde ich ihnen als Opa auch Playmo schenken. Vielleicht auch Ritter, damit dann das Wohnzimmer meiner Kinder genauso wie ein Saustall aussieht, wie das meinige jetzt.