Posts Tagged ‘Service’

Umdenken und Improvisation in der Gastronomie

30. August 2022

Bei einigen ist es wohl noch nicht angekommen, dass im Service- und Gastronomiebereich ein gravierender Personalmangel herrscht. Für uns als Gast bedeutet dies, wir müssen unser Verhalten ändern und unsere Erwartungen anpassen. Die glorreichen Zeiten sind vorbei. Im Bereich Dienstleistung müssen wir uns mit den Tatsachen abfinden, dass hinten und vorne Personal fehlt. Corona war dabei ein Brandbeschleuniger. Gründe gibt es viele. Viele Kräfte aus dem Gasto-Umfeld haben sich neue Jobs gesucht und der Gastronomie und damit uns Kunden den Rücken zugekehrt.

Der Bürgermeister greift ein und improvisiert.

Ein bisschen mehr Demut ist also angesagt, wenn man im Gasthaus Platz nimmt und nicht alles klappt. Manche neue Kräfte sind komplette Quereinsteiger, manche sehen es nur als Job und nicht als Berufung. Die Gastronomen müssen mit dieser Krise genauso fertig werden, wie wir als Gäste. Neue Ideen braucht die Branche und wir brauchen Gelassenheit. Ich habe Beispiele gesehen, wo mehr auf Selbstbedienung gesetzt wird. Eine Gastwirtschaft setzt auf einen Kellner-Roboter, damit die Wege für den Service verkürzt werden.

Bei uns im Dorf ist gerade Volksfest – die Maisacher Festwoche. Ich habe darüber gebloggt. Das Festzelt ist dabei das Zentrum. Nach zwei Jahren Corona wollen die Menschen zusammenkommen und feiern.

Und die Gemeinde Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck lädt auf Steuergelder alle Senioren der Gemeinde ab 70. Jahre auf ein Hendl und eine Maß Bier ein. Unkostenbeitrag 2 Euro. Das bedeutet einen finanziellen Aufwand für die Gemeinde, denn Huhn und Bier fallen nicht vom Himmel. Und viele der Senioren der Gemeinde nahmen die Einladung gerne an. Ein Mittagessen fast geschenkt und was viel wichtiger ist, man kommt unter Leute und kommt ins Gespräch.

Das klingt alles sehr schön, wenn da nicht diese Personalsituation wäre. Der neue Festwirt bei uns im Dorf kann ein Lied von der Personalknappheit singen. Angeheuerte Kräfte sind gar nicht erst zum Dienst erschienen – aus welchen Gründen auch immer: Corona, keine Lust, mangelndes Verantwortungsbewusstein. Mit dem wenigen Personal, darunter viele Neulinge, muss das Bierzelt am Laufen gehalten werden. Und das ist ein Knochenjob und ich bin dankbar, dass sich das vorhandene Personal den A… für mich aufreißt. Die Festwoche hätte ja auch ausfallen können.

Hendl to go

Und viele Senioren hatten absolutes Verständnis für die Situation. Aber der eine oder andere machte aus seinem Herzen keine Mördergrube und maulte aufgrund der langen Wartezeiten. Teilweise wurden manche richtig zornig, was zur Lösung der Situation nicht gerade beiträgt. Ich selbst hatte an der SB-Theke 14 Minuten für das Hendl für meine Mutter gewartet, die aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht zum Volksfest gehen kann. Ich habe keine Bedienung gesehen, die sich einen faulen Lenz machte, sondern alle haben geschuftet, so gut sie es eben konnten. Das verdient meinen Respekt.

Geduld ist angesagt bei der Hendlausgabe.

Natürlich gibt es Optimierungsbedarf: Leergänge in der Gastro gehen überhaupt nicht, arbeiten ohne Schlitten auch nicht. Als Schlitten wird in der Gastronomie übrigens ein rechteckiges Holztablett bezeichnet. Es hat eine rutschfeste Beschichtung und die Hendl bleiben auf dem Brett.

Ich habe gesehen, dass Bürgermeister Hans Seidl eingriff und zum Ausschank ging, sechs Maßkrüge samt Maisacher Bier stemmte und sie zu den Senioren der Gemeinde brachte. Improvisation ist eben gefragt.

Trotz Online-Handel: Auch 2050 wird es Ladengeschäfte geben

6. Dezember 2014

Einkaufen in einem Laden - wie hier Mode für die Frau  - gehört für mich dazu.

Einkaufen in einem Laden – wie hier Mode für die Frau – gehört für mich dazu.

Nicht Amazon macht unseren Einzelhandel kaputt, sondern unsere Gier nach Schnäppchen lässt die Innenstädte veröden. Auf meinen Seminaren stelle ich verstärkt ein Lagerdenken fest: Amazon ist böse, böse, böse und macht alles den Erdboden gleich.
Ganz so einfach ist es nicht, den schwarzen Peter an Amazon hinzuschieben. Wir sollten uns alle selbst (und da schließe ich mich ausdrücklich mit ein) an die eigene Nase fassen. Wir sind oft ein Volk von Geiz-ist-geil-Jüngern geworden. Billig, billig, billig und Schnäppchen machen. Cybermonday, Black Friday, Blitzangebote und so weiter. Aber Amazon macht uns ein Angebot, ob wir es annehmen, entscheiden wir selbst. Das Amazon-Smartphone Amazon Fire Phone scheint ja ein Flop zu werden, aber dennoch beobachte ich Leute, die mit der Amazon App im Einzelhandel stehen und Preise vergleichen. Ich gestehe, auch ich habe dies schon gemacht – es scheitert in der Regel bei uns auf dem Land daran, dass die Internetverbindung in den Geschäften so gut wie nicht vorhanden ist.

Auch Apple verlässt sich nicht nur auf den Online Store.

Auch Apple verlässt sich nicht nur auf den Online Store.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Umfrage des Location Based Service Anbieters GETTINGS. Diese besagt: 90 Prozent der Deutschen sind sich sicher, dass es auch 2050 noch Ladengeschäfte gibt.
Auch Rabattaktionen haben für die Befragten Bestand: Davon sind 94 Prozent überzeugt. Dass Kunden immer öfter nach Angeboten von Händlern schauen und dort einkaufen, wo sie sparen können, ist für 93 Prozent klar. 88 Prozent gehen davon aus, dass Online- und Offline-Einkaufen zukünftig stärker miteinander verwoben sein werden.

Guter Service macht Ladengeschäfte zukunftsfähig
Gezielte Services und Beratungsangebote in Ladengeschäften wünschen sich 93 Prozent der Deutschen, um dem Onlinehandel Paroli zu bieten. Dazu zählen für 92 Prozent gute Rabatte und Aktionen. 83 Prozent fänden es wichtig, dass im stationären Handel das Einkaufserlebnis gestärkt wird, wie beispielsweise über spielerische Aktionen oder das leichtere Finden von Produkten. Dass Inhaber die Kunden stets über Angebote informieren sollten, denken 86 Prozent der Befragten. Eine große Veränderung steht für die Deutschen beim Bezahlen bevor: Dieses wird im Jahr 2050 über Karten oder Smartphones stattfinden – ganz ohne Bargeld – meinen 63 Prozent.
„Trotz des Online-Handels sind Ladengeschäfte im Alltag wichtig, wie auch unsere Umfrage zeigt“, so Boris Lücke, Geschäftsführer von GETTINGS. „Sie bieten ein ganz anderes Einkaufserlebnis. Die Menschen stöbern gern, lassen sich vor Ort inspirieren und durch das Verkaufspersonal beraten. Dennoch ist es wichtig, dass Kunden einen Mehrwert erhalten – sei es in Form von Rabatten, oder auch einer hilfreichen Unterstützung beim Finden von Produkten.“ Aber bis zum jahr 2050 ist noch eine lange Zeit.

Weihnachtsshopping über QR-Codes.

Weihnachtsshopping über QR-Codes.

Abenteuer Bahn

2. Dezember 2008

Die Fahrt mit der Bahn macht Spaß und bringt Entspannung. So sieht es die Werbung der Deutschen Bahn AG, doch das hat mit der Realität nichts mehr zu tun. Vor kurzem war ich in Nürnberg und habe am dortigen Bahnhof auf meinen ICE nach München gewartet.

Beim Warten in der Kälte konzentrierte ich mich auf die Lautsprecherdurchsagen mit einer Computerstimme. Der Zug XYZ verzögert sich wegen Triebwagenschaden, beim ICE 123 kommt es zu Verspätungen von 30 Minuten wegen Oberleitungsschaden, die Verbindung nach 0815 fällt aus. ICEs werden übrigens durch ICs ersetzt, weil das Räderproblem nicht behoben ist. Dann fährt doch ein ICE ein.

Bei mir hatte der ICE Verspätung und es galten durch einen Software-Fehler die Platzreservierungen nicht mehr. Wieder 2,50 Euro für die Reservierung in den Schornstein geblasen und eben gestanden. Und dann auf freien Feld wieder Stillstand: Weichenschaden. Sagt mal, bin ich denn in einem Entwicklungsland oder in dem Land, in dem die erste Eisenbahn fuhr? Ich hatte nun 21 Minuten Verspätung, kam mir vor wie in einer Heringsdose. Ich bekomm einen dicken Hals, wenn ich so schlechten Service bekomme. Dabei meine ich ausdrücklich nicht den einfachen Schaffner, der nach Meinung seines Vorstands sowieso zuviel verdient. Eine Ausnahme aber: Wenn man am Ende der Fahrt durch den Zug läuft, um am Endbahnhof München vorne im Kopfbahnhof auszusteigen, wird man vom Zugpersonal aufgefordert, nicht durch die erste Klasse zu gehen. Man würde de Gäste stören, die das teure erste Klasse Ticket bezahlt hätten. Grundsätzlich hab ich dafür Verständnis, doch Leute, sorgt erst einmal dafür, dass ihr eure Dienstleistung erfüllt. 

ice_foto