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Filmkritik: Gladiator 2

13. November 2024

Wenn eine Fortsetzung eines Films gedreht wird, um die Story interessanter zu machen, freue ich mich und kaufe mir gerne eine Kinokarte. Wenn jedoch eine Fortsetzung nur gedreht wird, um ausschließlich die Fans abzukassieren, fühle ich mich hinters Licht geführt. Nun kann man selbst entscheiden, was bei Gladiator 2 zutrifft.

Die Story, die uns Ridley Scott hier präsentiert, ist recht dünn. Er entscheidet sich für fettes Popcorn-Kino à la Michael Bay. Bei den Kampfszenen ist Scott in seinem Element, wie er auch bei Napoleon bewiesen hat. Allerdings blieb bei Napoleon die Geschichte auf der Strecke, was zu einem schwachen Film führte. Bei Gladiator 2 hat er offenbar nichts aus dem Napoleon-Desaster gelernt, dennoch wird der Film wohl kein Flop, da eine starke Fan-Base dahintersteht. Hier meine spontanen Eindrücke nach der Pressevorführung.

Die dünne Geschichte des Sandalenfilms zieht sich über eine Spielzeit von 2 Stunden und 30 Minuten – eine Katastrophe für Kinobetreiber, die den Film unterbringen müssen. Die Spielzeit wird nicht mit Story gefüllt, sondern mit Effekten und Kämpfen – klar, wir sind ja im alten Rom. Ridley Scott schreckt dabei nicht davor zurück, CGI-Haie im Kolosseum einzusetzen. Geht es noch absurder? Ein Fokus auf die politischen Intrigen in Rom hätte dem Film sicher gutgetan. Stattdessen gibt es nur den Austausch von Plattitüden, sorgenvollen Gesichtern, und dann folgt die nächste Klopperei mit Schwert und Schild.

Wenn die insgesamt überzeugenden Schauspieler miteinander agieren, lassen sie pathetische Phrasen ab. Immer wieder wird von Ehre und Stärke gefaselt. Der Ausdruck „Stärke und Ehre“ leitet sich vom lateinischen „Virtūs et Honos“ ab. „Virtūs“ lässt sich wörtlich mit „Stärke, Mut, Exzellenz“ übersetzen, und „et Honos“ bedeutet „und Ehre“. In der römischen Gesellschaft bezog sich „virtus“ nicht nur auf körperliche Stärke, sondern auch auf moralische Vortrefflichkeit. Diese Worte scheinen eine Zielgruppe anzusprechen, die dafür empfänglich ist, obwohl sie kaum den lateinischen Ursprung kennt. „Stärke und Ehre“ ist übrigens auch der Name einer politischen Partei in der Ukraine, die am 26. Oktober 2009 gegründet wurde.

Im Kino erinnerte ich mich an „Meine Ehre heißt Treue“, den Wahlspruch der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS), die mit solchen Parolen Menschen köderten. Und da wir schon beim Thema Nationalsozialismus sind: Hollywood hat keinerlei Berührungsängste vor der Bildsprache von Leni Riefenstahl. Immer wieder werden diese gefährlichen Bilder in Hollywood-Filmen verwendet, sei es in Star Wars oder Gladiator 1. Im zweiten Teil wird diese teuflische Bildsprache von Macht und Kraft nochmals verstärkt von Scott eingesetzt.

Paul Mescal spielt unseren Helden Lucius. Der eher unbekannte, 28-jährige irische Schauspieler macht seine Sache gut, bleibt jedoch im Schatten von Filmpapa Russell Crowe und kann daraus nicht hervortreten. Besonders gefallen haben mir die beiden verrückten Kaiser Caracalla (Fred Hechinger) und Geta (Joseph Quinn); vielleicht sind irre römische Kaiser ein gutes Betätigungsfeld, wie man schon bei Peter Ustinov (Quo Vadis) oder Malcolm McDowell (Caligula) sah. Denzel Washington brilliert als Macrinus, und sein Schauspiel ist ein Genuss.

Insgesamt wird der Film sein Publikum finden – Menschen, die nicht von allzu viel Geschichte abgelenkt werden möchten. Hatten wir im ersten Teil noch eine schöne Schlacht in realen germanischen Wäldern, so verliert man sich im zweiten Teil in einer CGI-Seeschlacht bei der Eroberung einer Stadt. Gut gemacht, aber der Auftakt im ersten Teil hatte mehr Zug. Dieses Mal ist zwar alles größer und mächtiger, doch es berührt mich weniger als im ersten Teil.

Wie zu hören ist, hat Scott bereits Ideen für einen dritten Teil. Mein Rat: Ridley, such dir einen neuen Stoff, der dein Talent zu schätzen weiß, und ruiniere nicht deinen guten Ruf.

Goodbye Tony – Nachruf auf Tony Curtis

1. Oktober 2010

Tony Curtis ist tot. Der Schauspieler starb mit 85 Jahren in Hollywood. Ich erinnere mich an viele Rollen von Tony Curtis, aber ein richtiger Fan wurde ich erst durch zwei Filme – und ich muss enttäuschen: Es war nicht „Manche mögen´s heiß“. Mein Tony Curtis war Antoninus. Er spielte 1960 in Spartacus (Oscar-Edition, Special Edition, 2 DVDs) von Meisterregisseur Stanley Kubrick. Der Film war kein üblicher Sandalenfilm, sondern ein früher Kubrick und er beinhaltete einen Skandal. In einer Szene gab es Anklänge von Bisexualität. Antoninus badet Crassus (Laurence Olivier) und soll verführt werden. Ich hab diese Szene erst auf einer restaurierten DVD gefunden. In der TV-Ausstrahlung gab es diese Szene nicht. Den Dialog fand ich hervorragend, wobei Olivier sicher der bessere Schauspieler war. Bei Wikipedia hab ich gelesen: Allerdings war die Szene ohne Ton gedreht worden, da man offenbar davon ausging, sie werde ohnehin der „Zensur“ zum Opfer fallen. Da Olivier aber bereits 1989 verstorben war, synchronisierte Anthony Hopkins Crassus, und Tony Curtis seinen Antoninus. Cool der Satz: „Ich esse Austern und Schnecken!“

In mein Herz hat sich Tony Curtis allerdings mit der Serie „Die Zwei“ gespielt – aber nur in der deutschen Synchronisation. Die Fassungen stammten von Rainer Brandt und waren Schenkelklopfer meiner Jugend. Coole Sprüche, tolle Frauen, starke Autos und Luxus pur. Curtis spiele Danny Wilde, einen US-selfmade Millionär, während Roger Moore den blasierten Lord Brett Sinclair spielte. Aus dieser schönen Polarität US-Proll und britischer Adel entstanden nette Krimis in London und Südfrankreich auf den Bildschirm. Die Mode war bunt, klar es waren die siebziger, die Autos waren flott – so gab es einen Aston Martin DBS und einen Dino 246 GT, der aber nicht mein Fall war. Curtis war in der Serie schon Mitte 40 Jahre, doch kam er bei Die 2 jugendlich rüber.

Zur Erinnerung schau ich mir Spartakus an und kram die besten Folgen von „Die Zwei“ noch mal auf DVD raus. Die besten Folgen waren für mich „Schwesterchens Muttermal“, „Der Lord ist fort“ und „Seine Lordschaft Danny Wilde“.

„Kampf der Titanen“ kommt wieder

19. November 2009

Einer der ganz Großen in der VFX-Szene ist Ray Harryhausen. Er gilt als Großmeister der StopMotion-Technik. Hier werden Motive animiert, indem sie für jedes einzelne Bild des Filmes immer nur geringfügig verändert werden. So entsteht beim Abspielen der Eindruck von mehr oder weniger flüssigen Bewegungen. Harryhausen erhob diese Technik zur Perfektion. Größen wie Pixar verneigen sich noch heute vor Harryhausens Schaffen, wie wenn in beispielsweise in „Monster AG“ ins Cafe Harryhausen geladen wird.

Der letzte Film des Meisters war 1981 „Kampf der Titanen“. Er erzählt die Geschichte der griechischen Mythologie. Bei Kosten von 15 Mio. US-Dollar spielte der Film allein in den USA 41.092.328 US-Dollar wieder ein und belegte Platz 13 der US-Kinocharts 1981.

Derzeit wird „Kampf der Titanen“ neu verfilmt. Bei YouTube fand ich den neuen Trailer. Der Film soll 2010 in die Kinos kommen und kostet rund 70 Millionen US-Dollar. Die Bilder zeigen: StopMotion ist vobei, der Film ist CGI pur.

Obwohl eine klassische griechische Tragödie vorliegt, werden es die Drehbuchautoren wieder mal schaffen, eine Geschichte zu verhunzen. Davor hab ich echt Angst, das die Geschichte um Medusa, Perseus, Poseidon, Zeus und Athene den Bach runter geht. Hoffentlich sagt es einer demn Kollegen Lawrence Kasdan in Hollywood: Es geht nicht nur um fliegende Pferde, 2köpfige Hunde, und ein gigantisches Seeungeheuer und die eindrucksvolle Medusa.

Es ist zu hören, dass eine ähnliche Greenscreen-Technik wie bei „300“ verwendet werden soll, aber mehr Fotorealismus beinhaltet, so Regisseur Louis Teterrier. Was das genau bedeutet, werden wir sehen. Ich fand die Stimmung bei „300“ hervorragend, während ich die Bauten von „Troja“ oder „Alexander“ eher als moderne Variante des Sandalenfilms ansehe.