Endlich, nach fünf Jahren Ankündigungszeit liegt der Katalog von Kraftwerk vor. Und das Warten hat sich gelohnt. Das Kompendium enthält acht Kraftwerk-Alben im zeitgemäßen Sound. Die Musik wurde überarbeitet und remastered.Ich bin eigentlich jemand, der Probleme mit überarbeiteten Versionen hat und höre die Beatles auch lieber in Mono als in Stereo. Aber die Neuauflage von Kraftwerk ist ein Ohrenschmaus allererster Güte.
Über die musikalische Qualität brauchte ich nichts zu schreiben. Kaum eine Band, die ihrer Zeit soweit voraus war und den Weg für Elektropop und Techno ebnete. Die Liste der beeinflussten Musikanten ist enorm. Die Musik aus dem Düsseldorfer Kling-Klang-Studio hat Geschichte gemacht. Kritiker werden jetzt einwerfen: Schade, dass die ersten drei Kraftwerk-Platten nicht Teil des Katalogs sind. Vielleicht liegt es daran, dass sie noch mit analogen Equipement eingespielt wurden und die Zeit noch nicht reif war. Vielleicht will die Kapelle später noch ein paar Euro verdienen. Egal, es ist, wie es ist. Die Veröffentlichung von
Der Katalog (German Box Set)
ist genial
Die überarbeiteten Aufnahmen klingen frischer, klarer und geben den Songs mehr Tiefe. Überrascht bin ich bei einigen Titeln über den neuen Klang und entdecke neue Tiefen. Ich dachte, dass das Rauschen und Knacken wohl bei einigen Songs zum Sound gehörte. Aber es waren wohl einfach nur Aufnahmestörungen. Schon alleine dafür hat sich die Anschaffung des Katalogs gelohnt.
Die acht Alben sind: Autobahn, Radio-Aktivität, Die Mensch-Maschine, Trans Europa Express, Computerwelt, the Mix, Techno Pop, Tour de France.
Natürlich kann man jetzt meckern, denn fein wären noch Maxi-Versionen, Videos oder Demos. Aber was soll es? Ich schätze Kraftwerk, mag sie sehr gerne, aber jeden Piep muss ich auch nicht besitzen. Die Perlen der Musikgeschichte hab ich jetzt im neuen Sound und das ist gut so.
Zur Auswahl stehen die englische und die deutsche Version des Katalogs, wobei ich persönlich die deutsche bevorzuge. Hier gehört der Gesang einfach zum Programm.
Ein Lob auch an die Ausstattung des Katalogs. Dem Schuber liegen in LP-Größe die Booklets der damaligen Langspielplatten bei. Das macht Spaß beim Blättern und beim Erinnern. Schlicht die Verpackung der Box: Weiß, Band-Icon und innen die Abfolge, 1,2,3… Mastermind und Radfahrer Ralph Hütter gab den Kollegen vom Stern ein schönes
Interview, um den Verkauf des Katalogs anzukurbeln. Schöner Ausspruch: „Statik passt einfach nicht zu unserer Musik.“ Zur Veröffentlichung sagte Hütter: „Das war einfach lange fällig. Die Qualität, die bisher auf dem Markt ist, stammt aus der Zeit der Vinylalben. Da mussten wir einfach mal in die KlingKlang-Archive und das alles aufarbeiten.“ Damit ist eigentlich alles gesagt.