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Bahn-Odyssee nach Hochwasser in Bayern

3. Juni 2024

Das Hochwasser im Süden von Deutschland trifft viele Leute hart. Viele verloren ihr Hab und Gut, mindestens ein Feuerwehrmann verlor sogar bei den Rettungsarbeiten sein Leben. Schicksale, die betroffen machen, und jeder erlebt das Hochwasser auf seine Weise. Jeder hat seine Geschichte zu erzählen. Mich erwischten die Auswirkungen der Fluten auf der Bahnreise von Franken nach Oberbayern. Es war nervig, stressig und auch ein wenig aggressiv, aber kein Vergleich zu den Geschehnissen, die Mitmenschen erleben mussten, die gegen das Wasser ankämpfen mussten und müssen, denn die angespannte Situation ist noch nicht vorbei. Wenn der Regen wieder kommt, kann es sich nochmal zuspitzen.

Ich starte meine Rückreise von einem dreitägigen Seminar in Oberfranken. Es regnet nicht, die Sonne scheint ein wenig. Der RegionalExpress, der mich nach Nürnberg bringen soll, kommt pünktlich und der Bahnnavigator auf dem Smartphone zeigt eine störungsfreie Fahrt mit Umstieg nach München an. Je näher wir nach Nürnberg kommen, desto mehr Wasserflächen breiten sich auf den Feldern aus, aber alles in allem keine größeren Probleme.

In Nürnberg spiele ich mit dem Gedanken auf den ICE umzusteigen, doch die Hochgeschwindigkeitszüge aus Hamburg und Berlin haben enorme Verspätungen, also mit dem RegionalExpress weiter Richtung München. Der Bahnnavigator zeigt freie Fahrt. Ein verspäteter Zug trifft gerade ein und nach dem alten Bahnmotto: „Der erste Platz ist der richtige Platz“ hab ich meinen Sitzplatz in dem Zug, der sich ziemlich füllt. Die Abfahrt verspätet sich, weil immer mehr Menschen in den Zug drängen, aber als Bahnfahrer bin ich diesen Anblick gewohnt. Der Doppelstöcker fährt los und es beginnt zu regnen je weiter wir nach Süden kommen.

Die Newsdienste und die Bahnapp im Auge und Infos von meiner Ehefrau geht es Kilometer um Kilometer nach Süden. Dann die Breaking-News-Meldungen, dass Teile von Reichertshofen überflutet sind und auch Schwaben massiv mit dem Wasser zu kämpfen hat. Die Politik stattet in Gummistiefeln den Gebieten einen Besuch ab, denn wir haben gelernt, dass ein Hochwasser eine Wahl entscheiden kann. Ich denke aber, es war wirkliches Interesse von Ministerpräsident Söder und Bundeswirtschaftsminister Habeck sowie CSU-Fraktionsführer Holetschek, die sich ein Bild vor Ort machen wollen.

Und dann vor Ingolstadt die Durchsage, dass aufgrund des Hochwassers der Zug nicht nach München weiterfahren könne. In Ingolstadt sei Schluss, wir müssten den Zug verlassen und es sei ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden.

Das war zu erwarten gewesen nach der Überflutung von Reichertshofen zwischen Ingolstadt und München. Also Rucksack und Taschen packen und Richtung Bahnhofsausgang eilen, immer den violetten Schildern SEV (Schienenersatzverkehr) nach. Vor dem Bahnhof keine Schilder, keine Busse, dafür viele Menschen. Bei mir beginnt das Nachdenken. Wenn die Gleise bei Reichertshofen fast überflutet sind, dann ist die Autobahn auch in Gefahr vom Wasser überspült zu werden. Das heißt, keine Busse und daher auch kein SEV.

Also zurück ins Bahnhofsgebäude zum umlagerten Schalter der Deutschen Bahn. Deren Mitarbeiter versuchen den Ansturm irgendwie in den Griff zu bekommen. Es stellt sich heraus, dass wohl eine Regionalverbindung nach Treuchtlingen eine Möglichkeit ist, um nach München zu kommen. Von Treuchtlingen nach Donauwörth und von da nach München – so mein genialer Plan, natürlich mit der Befürchtung, dass Donauwörth in Bayerisch-Schwaben auch unter Wasser liegt.

Der Zug nach Treuchtlingen kommt verspätet und ich besetze gleich den erstbesten Platz. Ich frag mich immer, warum die Leute den Zug durchstreifen nach einem besseren Platz. Es wird keiner kommen. Nun, das sind wohl Bahnamateure. Ich sitze neben einer älteren Dame aus Leipzig, die nach Simbach am Inn will. In Gedanken kommen mir die heftigen Überschwemmungen des Simbacher Hochwassers wieder in den Sinn. Ich habe noch ein Buch von den Hochwasseraufnahmen. Im Moment sei der Pegel in Simbach okay, aber das Wasser kommt noch in den nächsten Tagen.

Der Zug zockelt, bremst, fährt an, bremst wieder und nimmt Kurs nach Treuchtlingen. Durchsagen sind eine Fehlanzeige. Kommunikation mit den Fahrgästen wird wohl überschätzt. Das Internet im Altmühltal ist nicht vorhanden, so dass wir alle nicht nach möglichen Anschlüssen suchen können. Google Maps und Apple Karten sind tolle Dienste, aber ohne Internet völlig nutzlos. Von wegen Laptop und Lederhose in unserem schönen Bayernland. Es ist ein Armutszeugnis und das seit Jahren.

Als wieder Netzempfang da ist, geht es um Minuten, um den Anschlusszug in Treuchtlingen nach Donauwörth zu erreichen. Natürlich wartet der Anschluss nicht, wir sehen die Lichter des entschwindenden Zuges. Die Kommentare der Reisenden sind entsprechend. Warum kann so ein Zug nicht warten?

Also sind hunderte Fahrgäste gezwungen, auf den nächsten Zug zu warten, der rund in einer Stunde gehen soll. Ich unterhalte mich mit „meiner“ Leipzigerin und ein paar jungen Studentinnen, die mit ihren Rücksäcken warten. Eine bietet mir sogar ein Wasser an, ich sehe wohl durstig aus. Eine andere hat eine nette Retro-Casio-Uhr von ihrem Vater am Arm, auf die sie sichtlich stolz ist. Hinter ihr ein Student, der einen Gummibaum mutig durch die Gegend trägt. Natürlich verspätet sich der Zug nach Donauwörth, aber ich löse mich von meiner netten Truppe und gehe schon mal ans Gleis, um nach Möglichkeit schnell einzusteigen. Der Zug, ein blauer Gohaed, ist ein Kurzzug und meist schon voll. Ich kenne diese Verbindung aus leidgeprüfter Erfahrung.

So ist es dann auch. Meine Erfahrung hat sich bewahrheitet. Der Zug ist voll, richtig voll. Ich komme durch meine vordere Positionierung noch rein, quetsche mich in die überfüllte 1. Klasse, obwohl ich nur ein Deutschlandticket der zweiten Klasse habe. Bei dem Chaos kontrolliert doch eh keiner.

Und dann beginnt die Aggressivität. Die Menschen drängeln und drücken in den vollbesetzten Zug. Die Leute schreien durcheinander, schmeissen sich Schimpfwörter an den Kopf, ein Mann drängelt heftig immer wieder in den vollbesetzten Zug. Der Zugführer bittet die Türen freizugeben, vergeblich. Die Aggressionen nehmen zu. Erst ein älterer Herr beruhigt den Drängler, redet ruhig auf ihn ein, so dass er von seinem aggressiven Verhalten ablässt.

Die Türen schließen sich und der überfüllte Zug macht sich auf den Weg nach Donauwörth. Meine Studentinnen und die Leipzigerin haben es nicht geschafft und der Gummibaum des Studenten ist geknickt. In Donauwörth werde ein zweiter Zugteil angekoppelt. Die Lage entspannt sich. Ich widme mich meinem Hörbuch, der Autobiografie von Wolfgang Schäuble. Inzwischen beginnt es wieder zu regnen. Vor den Fenstern sind überflutete Flüsse, Felder und Straßen zu sehen. Bayerisch-Schwaben hat es schwer getroffen, das ist offensichtlich.

Ich hab Glück, der verlängerte Zug fährt weiter über Augsburg nach München, wo ich dann sofort eine S-Bahn bekomme und nach Hause fahre. Normalerweise dauert die Fahrt aus Franken bis zu vier Stunden. Dieses Mal hat sie rund acht Stunden gedauert, verbunden mit allerhand Stress.

Nochmals: Meine Odyssee mit der Bahn ist kein Vergleich mit dem Leid, was manche Mitmenschen erleiden müssen, denen Haus und Hof durch die Fluten genommen wurde. Auch der ertrunkene Feuerwehrmann hat ein großes Opfer durch sein Ehrenamt für uns erbracht. Es gilt Danke den Blaulichteinheiten und der Bundeswehr zu sagen und auch den vielen Mitmenschen, die mitangepackt haben. Bei uns im Dorf haben wir Glück gehabt, das Wasser ist über die Ufer getreten, der Schaden hielt sich in Grenzen. Jetzt darf es nur nicht wieder anfangen zu regnen.

Am Ende wird alles gut – Regenbogen gibt Kraft

15. Juli 2023

Diese Woche war keine gute Woche. Ich bin ja grundsätzlich ein optimistischer Mensch, bei dem das Glas immer halb voll statt halb leer ist. Aber diese Woche ging wirklich einiges schief und es war frustrierend. Ganz heftig berührte mich das Begräbnis einer guten Freundin, das mir gezeigt hat: das Leben ist endlich und ich sollte was daraus machen.
Aber am Abend kam dann ein reinigendes Gewitter über mich und es entstand dieser wunderbare Regenbogen über den Gottes Garten, über die Maintal in Oberfranken. Ich konnte mich kaum satt sehen, so gewaltig war das Naturschauspiel.

Daher ein Motivationsfoto und ein Motivationsvideo – viel Spaß.

Ein Regenbogen entsteht durch die Wechselwirkung von Sonnenlicht und Regentropfen. Wenn Sonnenlicht auf Regentropfen trifft, wird es an der Grenzfläche zwischen Luft und Wasser gebrochen und teilweise reflektiert. Dabei wird das Licht in seine verschiedenen Farben zerlegt, da jedes Lichtspektrum eine andere Wellenlänge hat.

Die unterschiedlichen Farben werden dann innerhalb des Tropfens an dessen Rückseite reflektiert und treffen anschließend wieder auf die Vorderseite des Tropfens. Dort wird das Licht erneut gebrochen und teilweise reflektiert. Schließlich verlässt das Licht den Regentropfen und gelangt in die Luft.

Dieser Vorgang ist für jedes einzelne Regentropfenpaar im Regen verantwortlich. Da die Farben bei unterschiedlichen Winkeln gebrochen und reflektiert werden, sehen wir am Himmel einen Kreisbogen aus Farben, den Regenbogen. Der Regenbogen bildet sich immer gegenüber der Sonne, weshalb sie meistens bei tiefstehender Sonne nach Regenschauern zu sehen sind.

Bayreuth: Beste Bratwurst in der Stadt im Bratwursthäuschen

25. März 2018

Wenn ich in Bayreuth bin, muss ich zum Bratwursthäuschen.

Wenn ich in Bayreuth bin, muss ich zum Bratwursthäuschen.

Franken ist für mich auch gleichbedeutend mit deftiger Kost und als ich jetzt eine halbe Woche aufgrund von zahlreichen Seminaren in Bayreuth weilte, probierte ich sie wieder: Die fränkische Bratwurst. Lecker kann ich euch sagen.
Im Moment warte ich auf den Internet-Metzger Claus Böbel, der in Rittersbach in Mittelfranken eine eigene Bratwursterlebniswelt neben seinen Bratwurstseminaren auf die Beine stellt mit Bratwursthotel (Schlafen unter dem Bratwursthimmel), Im September 2018 soll das die Genusswelt eröffnet werden. Derweil habe ich im oberfränkischen Bayreuth ein paar Bratwürste verköstigt.

Auf den Weg zu Haus Wahnfried überkam mich der Bratwursthunger. Ich ging an zahlreichen roten Buden vorbei, aber ich bliebt wie immer beim roten Bratwursthäuschen stehen. Es befindet sich in der Richard Wagner Straße 8. Die Semmeln oder Brötchen (wie auch immer) waren frisch und die Wurst hat super geschmeckt. Ich probierte erst eine Wurst im Brötchen, dann nahm ich als Nachschlag zwei Würste im Brötchen. Vor dem Bratwursthäuschen bildete sich immer eine Schlange. Diese Schlange bestand nicht nur aus Touristen wie mir, sondern es waren viele Bayreuther darunter, die die Qualität des Bratwursthäuschens schätzen.

Während ich meine erste Wurst genoss, betrachtete ich die Plakate, die aufgehängt waren. Darunter waren die Bratwurst-Schildkröte, die Sensation in der Tierwelt: Die Bratwurst-Schnecke und immer wieder „Guten Appetit“ und „Mund auf“. Und immer wieder fränkisch: „Unsa Bratworscht löscht kann Dorscht! Dess iss worscht. Sie zergeht auf der Zunga und beseitigt jeden Hunga!“ – Impressionen nach dem Motto „Reim dich oder ich fress dich“
Und was ich feststellen könnte: Die Bratwürste im Bayreuther Raum sind individuell. Jeder bereitet sie auf seine Art zu. Ich war in Leupoldsgrün im Gasthaus Löhner, dort genoss ich sie auf ausgezeichnetem Kraut.

In Leupoldgrün wurden sie so serviert ...

In Leupoldgrün wurden sie so serviert …

Richtig gut hat sie auch in Creußen im Landgasthof „Im Gärtlein“ geschmeckt, hier war sie ein wenig dunkler und ein Kraut – zum Reinlegen.

... und in Creußen so.

… und in Creußen so.

Also Franken, ich komm wieder.

Richard Wagners Hund Russ

18. März 2018

Wagners Hund Russ am Eingang des Hotels Lindenmühle in Bad Berneck.

Wagners Hund Russ am Eingang des Hotels Lindenmühle in Bad Berneck.

Ich bin auf den Hund gekommen, auf Wagners Hund Russ. Ich bin ihn in jüngster Zeit gleich zweimal begegnet. Einmal in Bayreuth, als ich das Grab von Richard Wagner besuchte. Dort steht neben der Marmorplatte unter der Wagner liegt ein Grabstein mit der Aufschrift „Hier ruht und wacht Wagners Hund Russ“.

Das Grabschild für Russ im Garten der Villa Wahnfried in Bayreuth.

Das Grabschild für Russ im Garten der Villa Wahnfried in Bayreuth.

Ob der Hund wirklich dort liegt, weiß ich nicht, aber ich finde die Geste schön, den besten Freund des Menschen in der Nähe seines Herrchens zu begraben. Ich war früher schon mal da und habe darüber geschrieben.

Neben Wagner liegt auch Russ begraben.

Neben Wagner liegt auch Russ begraben.

Dann traf ich Russ wieder – auf einer Veranstaltung des Ministerialbeauftragten für Oberfranken in Bad Berneck. Dort hielt ich in dem Hotel Lindenmühle einen Vortrag und im Foyer traf ich Russ wieder. Hier tauchte der Hund auf in Form einer Skulptur von Ottmar Hörl. Ich mag den Nürnberger Künstler sehr und habe ich auch einige seiner Kunstwerke, viele davon vom Künstler signiert.
Die Skulptur von Richard Wagners Hund Russ war im Jahre 2004 als Kunstobjekt ausgestellt. Die rund 80 Zentimeter große Figur des Neufundländers ist wesentlicher Bestandteil des Kunstobjekt Wagners Hund. Während des Festspielsommers wurden 800 Hunde neben Parkbänken in Bayreuths Innenstadt installiert. „Der Hund soll die menschliche Seite Wagners darstellen und zugleich ein Versuch sein, den Komponisten von seinem musikalischen Olymp zu holen“, erläuterte Künstler Ottmar Hörl bei der Vorstellung seines Hundes. Ich hab mir schon überlegt, ob so ein Hund nicht zu uns an den Eingangstür passen würde, aber meine Gattin zeigte mir die rote Karte. Wir haben genügend Hörls hier herumstehen. Klare Worte.

Ottmar Hörl schuf diesen Russ - ich finde in sehr schön.

Ottmar Hörl schuf diesen Russ – ich finde in sehr schön.

Mein Kulturtipp: Der fliegende Holländer von Richard Wagner

5. August 2016

Einmal im Jahr ruft Wagner.

Einmal im Jahr ruft Wagner.

Wieder einmal hatte ich das Glück, seltene Karten für die Bayreuther Festspiele zu bekommen. Ich verehre die Musik von Richard Wagner und seine Musik in seinem Festspielhaus in Bayreuth zu hören, bedeutet für mich ein Hochgenuss an Kultur.
Dieses Jahr stand für meine Frau und mich der fliegende Holländer auf dem Programm. Es ist eine verhältnismäßig kurze Oper, die auf den unbequemen Stühlen im Festspielhaus das Sitzfleisch nicht zu sehr strapaziert. Aber wie heißt es doch so schön: Kunst muss wehtun.

Die Polizei war verstärkt vor Ort. Vielen Dank dafür.

Die Polizei war verstärkt vor Ort. Vielen Dank dafür.

Dieses Jahr gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen für die Festspiele. Die Festspielleitung verwies in einer eMail darauf hin. Bewaffnete Polizei war aufgezogen, hat die Straßen zum Grünen Hügel gesperrt und den Verkehr umgeleitet. Ich habe damit kein Problem und möchte der Polizei ausdrücklich für ihren Dienst danken. In diesem Video seht ihr die Eindrücke von der Anfahrt und des Abends:

Ich habe mich sicher gefühlt. Es wurde gebeten, dass Taschen und Sitzkissen nicht erlaubt sind, nur die Abendhandtasche für Damen war gestattet. Also musste ich iPhone, Ladekabel, Akku (zur Pokemon-Jagd) und Geldbeutel in meinem Gehrock unterbringen. Ich hatte meine klassische Festivalkleidung an: Maßgeschneiderten Gehrock von Svenja Jander, Schuhe kamen dieses Mal von Lloyd. Meine bezaubernde Frau hatte ein leichtes Abendkleid an, sah wundervoll aus und hatte das Glück im Konzertsaal nicht zu schwitzen. Das ist ein weiterer Beitrag zur 4. Blogparade #Kulttrip meiner IronBlogger-Kollegin Tanja Praske.

Doris Ortlieb und ich vor dem Bayreuther Festspielhaus.

Doris Ortlieb und ich vor dem Bayreuther Festspielhaus.

Da der Holländer eine kurze Oper ist, gibt es also keine Pausen. Das bedeutet wiederum, dass das Sehen und Gesehen werden vor der Oper stattfinden muss, denn hinterher verläuft sich alles in den Bayreuther Partylocations.

Bayreuth und Bratwurst gehören zusammen.

Bayreuth und Bratwurst gehören zusammen.

Zum Ritual gehört es für mich dazu, die teure Festivalbratwurst zu essen. 7 Euro kostete dieses Mal die Wildkräuterbrautwurst. Jedes Jahr beiße ich in die Wurst und jedes Jahr bin ich enttäuscht. Das Catering hat wie jedes Jahr Steigenberger mit überteuerten Preise für Standardleistung inne. Nach dem Reinfall der Hummerbratwurst kam eben jetzt der Reinfall mit der trockenen Wildkräuterbratwurst. Aber seht das Video selbst, inklusive Senf im Bart – oder Senft wie der Franke sagen würde.

Nachdem wir aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen früher am Festspielhaus waren, schauten wir Leute an. Klatsch und Tratsch hält die Welt zusammen. Es ist ein Genuss die Wagnerianer zu beobachten und dem Fachsimpeln zu lauschen. Der Monaco kommt mir immer in den Sinn – danke lieber Helmut Fischer. Und wir gingen auf die Jagd nach Pokemon. Das Festspielhaus ist eine Pokemon-Arena – wenn das die Wagnerfans wüssten. Aber außergewöhnliche Pokemons gab es nicht.

Das Festspielhaus ist eine Pokemon Arena.

Das Festspielhaus ist eine Pokemon Arena.

Und weil uns ein wenig langweilig war, besuchten wir den Kiosk gegenüber mit kleinem Postamt. Dort gab es den Richard Wagner Sonderstempel. Um sich den Sonderstempel der Bayreuther Festspiele abzuholen, bildete sich eine kleine Schlange. Ich stellte mich nicht an. Briefmarkensammeln gehört nicht zu meinen Hobbys und ich habe zudem eine wunderbare Frau.

Es gibt einen Sonderstempel der Bayreuther Festspiele - allerdings für mich nicht.

Es gibt einen Sonderstempel der Bayreuther Festspiele – allerdings für mich nicht.

18 Uhr startete die Oper und 15 Minuten vor Opernstart gibt es ein weiteres Ritual. Auf dem Balkon des Festspielhauses treten Musiker heraus und spielen ein kurzes Stück der Oper. Was sonst in den Pausen zwischen den Aufzügen passiert, muss beim Holländer vor der Oper passieren. Natürlich ist es eine Pflicht für jeden Wagner Fan hier dabei zu sein.

Dann heißt es, ab in das Festspielhaus mit seiner hervorragenden Akustik. Wir hatten Plätze in der fünften Reihe (absoluter Wahnsinn). Die Inszenierung von Jan Philipp Gloger hatte ich bereits im Kino gesehen und sie hat mir gefallen: Sehr humorvoll und modern inszeniert. Dirigiert wurde das Stück von Axel Kober sehr präzise und auch den Sängern ein großes Lob: Peter Rose (Daland), Ricarda Merbeth (Senta), Andreas Schager (Erik) und Benjamin Bruns als Steuermann und Thomas J. Mayer als Holländer. Für mich ein eindrucksvolles Kulturerlebnis und eine klare Empfehlung.


Typisch natürlich auch, dass man im Festspielhaus von einem alten Opa zurechtgewiesen wird. In der Reihe hinter mir, maulte ein Opa, dass hoffentlich nicht mit dem Fächer während der Oper gefächert wird. Natürlich sagte er es nicht zu mir, sondern halblaut in den Raum. Klar drehte ich mich um und sprach den Opa direkt an, was ihn sichtlich überraschte. Natürlich werde ich die Musik von Wagner nicht durch mein Gewedel stören – was er glaubt, welcher Banause ich sei? Ätsch, Schwarzen Peter an den Meckeropa weitergegeben. Er war dann still – gut so.

Nach der Oper wieder Rituale: Die einen feiern und wir gehen ins Hotel.

Nach der Oper wieder Rituale: Die einen feiern und wir gehen ins Hotel.

Nach dem Kulturhochgenuss kommt bei uns ein weiteres Ritual. Übernachten im Gasthaus Opel in Heinersreuth. Vor dem Bett kommt eine deftige fränkische Mahlzeit: Sülze mit Bratkartoffeln und Zwiebel – dazu einige Gläser fränkisches Bier. Mir schmeckt das Essen und ein Pokemon war auch im Gastraum – was will man mehr?

Mein Standard-Gericht im Hotel Opel: Sülze mit Bratkartoffel.

Mein Standard-Gericht im Hotel Opel: Sülze mit Bratkartoffel.

 

Ein Pokemon trieb sich auch rum.

Ein Pokemon trieb sich auch rum.

Ich mag das Gasthaus. Es wurde sogar aufgenommen in das Buch: 50 historische Wirtshäuser in Oberfranken. Die Wirtin ist eine nette Frau und zu Festspielzeiten ist das Gasthaus Opel super gebucht. Seitdem wir Karten für die Bayreuther Festspiele haben, übernachten wir im Gasthaus Opel in Heinersreuth. Hier – wie jedes Jahr – ein kleiner Zimmercheck.

Einen Tag später steht der Besuch des Grabes von Richard Wagner an. Er liegt im Garten der Villa Wahnfried begraben. Für mich ein sehr feierlicher Besuch und meine Art, den Komponisten zu ehren. Auch immer nett, der Besuch des Grabes von Wagners Hund Russ, der gleich neben dem Komponisten liegt.

 

Wahnfried wurde komplett restauriert und bei meinem nächsten Besuch werde ich mir die Ausstellung in Ruhe ansehen. Dieses Mal fehlte die Zeit, weil ich noch andere Termine habe. Aber die örtliche Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer wies mich extra auf das Museum hin. Beim nächsten Mal frage ich sie einfach, ob sie Zeit hat und mir das Museum und die Villa Wahnfried zeigt.

Bamberk – ein Nordlicht macht Führungen in Bamberg

5. Juni 2015

 Christian Erik Berkenkamp ist ein Geschichtenerzähler

Christian Erik Berkenkamp ist ein Geschichtenerzähler

Bamberg ist eine schöne Stadt. Ich war ein paar Mal im oberfränkischen Bamberg und habe ich zahlreiche Führungen durch die Stadt Bamberg mitgemacht. Hauptsächlich ging es um das Thema Bier in Bamberg. Es gibt im Bamberg eine spezielle Art von Rauchbier. Jetzt habe ich einen neuen Stadtführer entdeckt, mit dem ich gerne auf Touren gehen möchte. Er heißt Christian Erik Berkenkamp und firmiert unter den coolen Namen Bamberk.
In einem Interview habe ich das Nordlicht Berkenkamp kennengelernt und ich muss zugeben, seine Führungen durch Bamberg sind sehr, sehr persönlich. Im besten Marketingdeutsch würde man heute sagen, Berkenkamp ist Storyteller.
Ja, Christian Erik Berkenkamp ist ein

Geschichtenerzähler und das macht seine Führungen aus. Er selbst schreibt über sich: „Mein Ziel ist, Ihren Besuch mit einer ganz besonderen Führung zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen, indem ich Ihnen die Stadt auf eine einmalige Weise nahe bringe.“
Ich habe ihn zufällig bei einer anderen Führung durch Bamberg getroffen und wir sind ein wenig ins Gespräch gekommen. Mit seinem eindrucksvollen Hut macht der Stadtführer eine imposante Erscheinung. Berkenkamp verspricht seinen Kunden: „Die schönsten Bamberger Sagen und Legenden erwecke ich auf Rundgängen durch Bambergs enge Gassen, weite Plätze und schönen Straßen auf märchenhaft schöne Art zu neuem Leben. Meine Gäste lassen sich von den Worten der Erzählungen verzaubern, und vor ihrem inneren Auge erscheint das alte Bamberg mit seinen Heiligen, Sündern, Kaisern, Bürgern und Patriziern.“