Wer First Class fliegt, der kennt diese Aufmerksamkeiten, die einem die Fluggesellschaft während des Fluges präsentieren. Wer so wie ich aufgrund von Klima im Moment gar nicht fliegt, der muss sich die Aufmerksamkeiten anderswo besorgen.
So erging es mir. Bevor meine Meilen beim Lufthansa-Store Miles and More verfallen, wollte ich mir ein etwas aus dem reichhaltigen Angebot aussuchen, hatte für die wirklich interessanten Sachen aber nicht genügend Meilen. Nun, so griff ich zum Amenity Kit.
Das ist ein schönes Alu-Kästchen in dem die Lufthansa den Passagieren der Ersten Klasse eine Zahnbürste, Cremes, Ohrenstöpfel und weitere Annehmlichkeiten schenkt. Ich musste dafür 22.000 Meilen oder 79 Euro hinlegen. Ich hatte so ein Amenity-Kit mal von Sabena, aber das ist lange, lange her. 2001 ging die belgische Sabena pleite. Das Alu-Teil von Lufthansa fasst zwei Liter und hat die Größe von 20 x 11 x 7 cm. Es bringt 300 Gramm auf die Waage und ist vollkommen aus Aluminium. Es wird beschrieben als multifunktionales Reiseaccessoire passend zur Lufthansa Aluminium Collection.
Nun, es sieht chic aus, aber ich bin noch unschlüssig, was ich in mein Amenity Kit reintun soll. Zum Mitnehmen bei meinen Reisen in die Tasche ist es zu sperrig, also wird das Teil wohl irgendwo im Arbeitszimmer herumstehen und hoffentlich nicht verstauben. Hab ihr eine Idee, was ich dort aufbewahren könnte?
Es gibt Menschen, die bewundere ich wegen ihrer Haltung. Es gibt Menschen, die bewundere ich wegen ihrer Erfahrung. Und es gibt Menschen, die bewundere ich wegen ihres Könnens. Georg Stefan Troller ist so ein Mensch, den ich wegen all diesen Eigenschaften und noch mehr bewundere. Heute am 10. Dezember 2021 wird der große Geschichtenerzähler und Grandsenior des deutschen Nachkriegsjorunalismus 100. Jahre alt. Ich gratuliere von ganzem Herzen.
Der am 10. Dezember 1921 geborene Troller kam als junger GI zu Radio München, dem Vorläufer des Bayerischen Rundfunks, und begann hier seine Karriere als Reporter. In diesem kleinen Video erzählt er seine Geschichte: Es laufen den ganzen Tag Ehrungen und alte Reportagen von im Fernsehen.
Ich durfte Troller einmal treffen und diese Zusammenkunft hat mich menschlich (und auch fachlich) tief berührt. Es war im November 2019 als Georg Stefan Troller in München sein Buch 97 Begegnungen meines Lebens vorstellte. Ich habe über den Abend gebloggt. Ich konnte im Vorfeld mit ihm ein wenig plaudern und er signierte anschließend meine mitgebrachten Bücher Paris geheim und das legendäre Pariser Journal, ein Buch, das ich immer bewundert habe. Dieses Buch basiert auf einer Filmreihe, die Troller fürs Fernsehen drehte.
Wenn es mir vergönnt ist, Georg Stefan Troller noch einmal zu treffen, würde ich gerne mit ihm über einen Film sprechen, den ich neulich wieder entdeckt habe. Es ist die Dokumentation Deutschland, die er im Auftrag der Lufthansa gedreht hat. Es sind die 70er pur. Farben, Leben, Freude und ganz viel Charme sind zu sehen.
Ich habe noch eine Super 8-Kopie dieser aufwendigen Dokumentation, die vor allem Spaß und Lebensfreude ins Ausland vermittelte. Die Deutschen sind gar nicht so öde und streng, wie es immer gesagt wird. Die flotte Musik schuf übrigens Klaus Doldnger. Der Film wurde auf dem 14. Internationalen Film- und TV-Festival in New York mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Ich glaube nicht, dass es das Festival noch gibt, aber Preise klingen immer gut.
Der Film zeigt an verschiedenen Personen aus Ländern wie USA, Brasilien, Frankreich oder Japan wie sie Deutschland empfinden. Aus dem Off kommentiert Troller die handelnden Personen mit einem sehr schönen Humor in seiner einzigartigen Stimme. Genau diesen Humor habe ich kennenlernen dürfen bei der Veranstaltung in München. Also nochmal: Alles, alles Gute zum 100. Geburtstag lieber Georg Stefan Troller.
Ich werde in diesem Blogpost die Umweltdiskussion nicht führen, denn die verliert der Kaffeeröster in jedem Fall. Ich bin nur interessiert an dem neuen Konzept, wie die Nespresso-Kapseln unters Volk gebracht werden. Vor kurzem entdeckte ich in den Riem Arcaden in München meinen ersten Nespresso-Automaten.
Jetzt reden wir nicht von einem Automaten in der Größe eines Zigaretten- oder Kondomautomaten, sondern von der Größe einer Garage. Mitten in den Riem Arcaden steht das riesige Ding und eine lange Schlange von Kaffeefans davor. Ob das alles Twitterer sind? Es könnte der Himmel für Kaffeesüchtige Twitterer sein.
Der Automat hat zwei Terminals, obwohl einer bei meinem Besuch außer Betrieb war. Ein freundlicher Nespresso-Mitarbeiter unterstützt die Kunden beim Kauf ihrer Kaffeekapseln. Er erinnert mich an die Mitarbeiter bei Lufthansa, die beim Self-Check-in bereit stehen, um einzugreifen, wenn der Passagier mit dem Automat überfordert ist.
Das Verfahren den Nespresso-Kaffee vom Automat zu kaufen, ist aber einfach. Der Kunde hat entweder eine Kundenkarte oder keine und kann dann aus den zahlreichen Kapseln per Touchscreen auswählen. Er kann sich sein individuelles Paket zusammenstellen, je nach Geschmack. Beratung gibt es keine, nur kurze Beschreibungen am Display. Einfach eine Kaspel ausprobieren und dann weiß man, ob es schmeckt und beim nächsten Mal mehr kaufen. Bezahlt wird mit Plastikgeld, das geht schnell und ist sofort auf dem Konto des Unternehmens. Kein Geldzählen, das Personal kostet.
Dann stellt ein Roboterarm im hinteren Bereich das gewünschte Kaffeepaket zusammen. Das geht rasent schnell. Zuerst kommt eine mit Nespresso gebrandete Tüte aus dem Automaten und etwas später dann das Kaffeepaket. Einpacken muss man selbst und dann ist der nächste Kunde an der Reihe.
Menschliche Arbeitskraft im Verkauf wird eingespart – bis auf den freundlichen Servicemitarbeiter. Wenn das System eingeführt ist, dann kann er auch gehen. Ob sich das Automatensystem finanziell rechnet, weiß ich natürlich nicht. Gute Mitarbeiter im Einzelhandel zu bekommen, ist heute schwer – vielleicht setzt Nespresso dann doch lieber auf George Clooney und den Automaten.
Mich hat das System auf jeden Fall fasziniert. Ich habe meinen Kaffee to go vor dem Automaten getrunken und zugeschaut.
Als Volontär – so bezeichnet man die Ausbildung zum Redakteur bei einer Zeitung – war zu Weihnachten ein Spruch sehr gefürchtet. Irgendwann hieß es vom Chef: Mach mal ein Feature vom Christkindl-Markt! Feature ist so eine Art Reportage mit Hintergrundinformationen. Also trottete man als junger Mensch los und schaute sich auf dem lokalen Weihnachtsmarkt um. Wenn man Glückskeks hatte, stand einem ein gestandener Fotograf zur Seite, der die Besucher in Weihnachtslaune kannte und als junger Reporter kam man zu seinen Interviews. Wer man alleine loszog, musste alleine Geschichten finden.
Als ich durch den Lufthansa-Streik gezwungen war, frühmorgens von München nach Berlin zu fliegen und bei der Gedächtniskirche vom Taxi abgesetzt wurde, kamen mir die Gedanken aus meiner Volontärszeit wieder in den Sinn. Das Schlimmste für mich waren so manche stark akoholisierte Herrschaften, die einen zum Glühwein einluden und dann ihre Geschichten erzählten. Dabei mag ich doch keinen Glühwein und Punsch. Diese Gedanken waren auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wieder präsent. Und so entschloss ich mich, eine Fotoreportage von einem leern Weihnachtsmarkt am Morgen zu machen. Bilder sagen mehr als Tausend Worte, das hat schon der alte Kurt (Tucholsky nicht Schumacher) gesagt. Also streifte ich durch leere Gassen mit verschlossenen Ständen mit Namen wie Glühweinbrutze oder Sternenzauber. Sie boten am Abend Leckereien wie eine Meisterbratwurst, Wiener Mandeln, süße Spezialitäten, Schmalzgebäck, Zuckerwatte, Quarkkeulchen, frische Waffeln, französische Crêpes, Feuerzangenbowle, Reibekuchen, Kartoffelpuffer, frischgebackener Blumenkohl, Asiapfanne, Currywurst, Tee mit Rum Lumlumba und natürlich Nürnberger Lebkuchen. Als Zeitungsvolontär durfte ich so eine Bildreportage nicht machen, Jahrzehnte später mache ich es in einem Blog. Viel Spaß beim Klicken.
Kaum jemand den ich kenne mag Tomatensaft pur. Klar in der Bloody Mary oder anderen Mixgetränken kann man den Saft trinken, aber pur? Und warum trinken dann auf einmal im Flugzeug ganze Sitzreihen Tomatensaft?
Mein jüngster Flug führte mich nach Mallorca (und zurück). Ganze Sitzreihen vor und nach mir orderten von der Stewardess Tomatensaft. Und ich hatte die Augen geschlossen und lauschte den Bestellungen meiner Umgebung. Und natürlich kam der ewig schreckliche Satz: „Mit Salz und Pfeffer?“
Tomatensaft: Gleich kommt das Luftloch?
Leute, die das ganz Jahr keinen Tomatensaft anrühren würden, verwandeln sich im Flugzeug zu Tomatensaft-Junkies? Mit Salz und Pfeffer? Dazu gibt es dann ein Stäbchen zum Umrühren und zwei Servietten. Letztere braucht man, um den Saft wieder von der Klamotte aufzusaugen, weil das Flugzeug gerade mal wieder in ein Luftloch sackt. Just in den Moment, wo das volle Plastikglas ergriffen wird, sackt der Flieger weg und der blutrote Tomatensaft spritzt heraus. Mit Salz und Pfeffer? – Na gut, dass Salz kann ich nehmen, um die Flecken aus dem Stoff herauszubekommen.
Also warum Tomatensaft im Flugzeug mit Salz & Pfeffer? Die Physik sagt: Im Flugzeug herrscht ein niedriger Luftdruck und damit steigt die Geruchs- und Geschmacksschwelle. Dazu braucht es Salz und Pfeffer, denn die werden bis zu 30 Prozent weniger intensiv geschmeckt. Die Wahrnehmung von Tomatensaft bleibt stabil und somit muss kräftig Salz rein. Tomatensaft wird bei einem normalen Außendruck geschmacklich deutlich schlechter bewertet als bei Niederdruck im Flugzeug. Das ergab eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Zusammenarbeit mit der Lufthansa. Mit Salz und Pfeffer?
Auf eine Neuerung müssen sich Kunden der Lufthansa auf dem Münchner Flughafen einstellen. Nix Schlimmes, aber dennoch was Neues. Die Kaffeemaschinen wurden ausgetauscht. Bisher war es so, dass im Terminal 2, dem LH-Terminal von München, an den Innland-Gates Kaffeeautomaten aufgestellt waren. Diese waren zum Selbstbedienung und standen neben den kostenlosen Tageszeitungen und der w&v herum. Zur Auswahl gab es Kaffee und heißes Wasser. Teetrinker konnten aus einigen verschiedenen Beutel wählen.
Drückte man den Schalter Kaffee, dann war erst ein wenig Warten angesagt. Das Display mit roter Leuchtschrift veränderte sich. Es stand Kaffee schwarz dort und nach wenigen Sekunden wurden die Bohnen gemahlt und die schwarze Brühe floss in den Pappbecher. Ich nahm übrigens immer zwei Pappbecher, denn die Flüssigkeit war mir zu heiß. Immer wieder habe ich beobachtet, dass der Prozess des Befüllens einigen Fluggästen zu lange dauerte und sie immer wieder den Kaffeeknopf drückten. Doch wer ein wenig Zeit mitbrachte, der bekam einen Kaffee als Aufmerksamkeit.
Und heute: Die alten Kaffeeautomaten wurden ausgetauscht. Es gibt jetzt neue und mit viel viel mehr Auswahl. Wo es vorher zwei Knöpfe zum Drücken gab, sind es nun zwölf. Auswahl und Vielfalt heißt es nun am Gate. Will ich nun einen Milchkaffee oder eine Trinkschoko, einen Cappu oder einfach nur heißes Wasser, denn Teebeutel gibt es nach wie vor. Leider wurde bei der Neuerung etwas vergessen: Die Milch. Es gibt keine Milchflaschen aus Plastik mehr. Bisher konnte ich als Kunde individuell meine Milch hinzugeben. Ich wollte beispielsweise meinen Kaffee immer etwas weißer, während mein Kollege nur einen Hauch Milch wollte. Mit dieser Auswahl ist es nun vorbei. Der Kaffee schmeckt mir nicht mehr bei Lufthansa. Obwohl die Idee sicher gut gemeint war und ich jetzt mehr Auswahl habe, kommt mir mein individueller Kaffeegenuss zu kurz. Es bleibt mir nun wohl nichts übrig, an einem der zahlreichen Cafés am Flughafen einen Kaffee zu kaufen. Schade.
Meine Frau und ich unterhielten uns vor kurzem über die Rohrpost. Als sie noch bei Lufthansa gearbeitet hatte, gab es so ein System und auch beim mir in meiner frühen Zeit beim Münchner Merkur hatten wir eine Rohrpost, die sich durchs Haus zog. Ich glaube in Berlin war das größte deutsche Rohrpostsystem gegen 1876.
Berlin war sicherlich wichtig, aber wir beide erinnerten uns ans das einschneidenste Rohrpostsystem unserer Kindheit. Das kam in der WDR-Serie „Lemmi und die Schmöker“ vor die von 1973 bis 1983 über die Bildschirme flimmerte. Wenn ich ehrlich bin, war das mein Zugang zur Kinder- und Jugendliteratur. Lemmi war eine launische Stricksocke, die Bücher kommentierte. Es wurde pro Sendung nur ein Buch mit Filmausschnitten vorgestellt. In einem schrecklichen Bluebox-Verfahren kletterten Schauspieler aus dem Buch und spielten Szenen des Buches nach. So erfuhren wir als junge Zuschauer, um was es in dem Buch ging und bekamen Lust auf mehr. Es war so eine Art literarische Quartett für Kinder und Jugendliche und Marcel Reich-Ranicki war die Socke Lemmi, auch immer gut für einen guten Spruch. Die Figur hatte übrigens ähnlich wie zu Guttenberg einige Vornamen: Balduin Percy Hannibal Lehmann. Lemmi wurde erfunden von Friedrich Arndt und gestrickt von seiner Ehefrau. Das sparte dem WDR-Produktionskosten. Später war Lemmi dann aus Schaumstoff und hatte eine Glatze.
Ich erinnere mich noch an Episoden über „Momo“ von Michael Ende und „Das Gespenst von Canterville“. Die „Momo“-Folgen entdeckte ich vor kurzem bei YouTube und habe sie genossen. Es stellte sich da übrigens heraus, dass die Rohrpost in Wahrheit gar keine Rohrpost war, sondern ein Telelift-System mit dem Bücher transportiert werden konnten. Ist aber egal, für mich bleibt es eine Rohrpost.