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Der Krieg der Welten aus der Reihe Illustrierte Klassiker

31. August 2025

Der Comic Der Krieg der Welten aus der Reihe Illustrierte Klassiker (Originaltitel: Classics Illustrated) ist eine Adaption des berühmten Science-Fiction-Romans von H. G. Wells, der ursprünglich 1898 erschien. Die „Illustrierten Klassiker“ waren eine populäre Comicserie, die klassische Literatur in Bildform für ein breites Publikum – insbesondere Jugendliche – zugänglich machen wollte. Die Serie wurde ab 1941 in den USA von Gilberton veröffentlicht und später auch in viele Sprachen übersetzt, darunter Deutsch.
Als Fan der Originalgeschichte von HG Wells bin ich an den verschiedenen Buch-, Comic- und natürlich Film- und TV-Fassungen dieses Stoffes interessiert.

Die Handlung von Der Krieg der Welten als Comic folgt grob dem Roman Wells’: Marsianer landen in England und beginnen mit gigantischen Kriegsmaschinen (Tripods) eine verheerende Invasion. Die Menschheit ist technologisch unterlegen und wird von den Angreifern brutal dezimiert. Am Ende scheitert die Invasion nicht durch menschliche Waffen, sondern durch die Bakterien der Erde, gegen die die Marsianer keine Immunität besitzen.

Diese Comicversion vereinfacht den komplexen gesellschaftskritischen Subtext von Wells und legt den Schwerpunkt stärker auf Action und visuelle Darstellung der Bedrohung – was dem Medium Comic entgegenkommt.

Die Adaption gilt als eine der besseren innerhalb der Reihe, weil sie die düstere Atmosphäre und die Bedrohung gut visuell einfängt. Die Illustrationen waren farbig, mit einem typischen 50er-/60er-Jahre-Stil: klare Linien, dramatische Perspektiven, expressive Mimik. Die Geschichte wurde aus Gründen der Verständlichkeit gestrafft und an ein jugendliches Publikum angepasst. 1956 erschien die deutsche Erstausgabe. Sie ist heute rund 130 Euro wert. Ich habe den Nachdruck.

Illustrierten Klassiker
Die Illustrierten Klassiker sind eine Comicreihe, die berühmte Werke der Weltliteratur in Bildern nacherzählt. Ihren Ursprung hat die Reihe in den USA: Dort startete der Verleger Albert Kanter im Oktober 1941 die Serie zunächst unter dem Titel Classic Comics, die später in Classics Illustrated umbenannt wurde . Bis 1971 erschienen in den Vereinigten Staaten insgesamt 169 Hefte dieser Reihe, veröffentlicht bei Kanters Verlag Gilberton Company. Die erste Ausgabe adaptierte Alexandre Dumas’ Die drei Musketiere als Comic. Von Beginn an verfolgte Kanter ein pädagogisches Ziel: Junge Leser sollten durch unterhaltsame Comics an große Literatur herangeführt werden. Entsprechend basierte jedes Heft auf einem einzelnen klassischen Werk, das in gekürzter, aber möglichst originalgetreuer Comicform nacherzählt wurde.

Inhaltlich blieben die Adaptionen eng an den literarischen Vorlagen und enthielten oft zusätzliche Bildungselemente. Jede Ausgabe begann in der Regel mit einer kurzen Einführung zum jeweiligen Werk und endete mit einem Nachwort; zudem wurden oft Hintergrundinformationen über den Autor oder die Epoche beigefügt . Im Comic selbst wurden berühmte Passagen zum Teil wörtlich zitiert – so enthielt etwa der Band zu Shakespeares Hamlet die wichtigsten Monologe im Originaltext – und schwierige Wörter wurden mit Fußnoten erklärt . Am Ende jedes Heftes richtete sich ein Appell an die Leser, das vollständige Originalwerk zu lesen, sobald man den Comic durchhatte: „Now that you have read the Classics Illustrated edition, don’t miss the enjoyment of reading the original, obtainable at your school or public library.“ („Nun, da du die Illustrierte-Klassiker-Ausgabe gelesen hast, versäume nicht das Vergnügen, auch das Original zu lesen, das du in deiner Schule oder öffentlichen Bücherei finden kannst.“). Diese klare Aufforderung unterstrich den Bildungsanspruch der Reihe.

In den USA war Classics Illustrated kommerziell äußerst erfolgreich und kulturell einflussreich. Bis in die 1960er Jahre wurden über 200 Millionen Hefte verkauft , und zeitweise galt die Serie als eine der größten Jugendausgaben der Welt . Die Auswahl der adaptieren Werke reichte von Homers Ilias bis zu Shakespeare und prägte das Bildungsbewusstsein einer ganzen Generation. Anfang der 1950er Jahre erregte die Reihe sogar positive Aufmerksamkeit in der Presse, als mehrere Shakespeare-Tragödien in Comicform veröffentlicht wurden . Gleichzeitig war das Konzept umstritten: Einige Pädagogen und Kritiker befürchteten, die vereinfachten Bildergeschichten könnten die Lektüre der Originale ersetzen. So verurteilte der Psychiater Fredric Wertham 1954 in seinem einflussreichen Buch Seduction of the Innocent auch die Illustrierten Klassiker als „Verstümmelung“ großer Werke und meinte, solche Comics würden bei Jugendlichen eher Lesefaulheit fördern . Er berichtete etwa von einem Jungen, der mit dem Comic-Heft Robinson Crusoe prahlte: „Warum sollte ich das echte Buch lesen, wenn ich das hier habe?“. Kanter hingegen sah seine Hefte als Brücke zur Literatur und hielt dagegen, dass die Comics das Interesse an den „großen Büchern“ wecken sollten . Tatsächlich fühlten sich viele Kinder durch die Comics motiviert, anschließend auch zum richtigen Buch zu greifen – die Hefte enthielten nicht umsonst den ausdrücklichen Hinweis, das Original nicht zu verpassen . Im amerikanischen Gedächtnis haben die Classics Illustrated bis heute einen besonderen Platz; für die Nachkriegsgeneration sind sie zu nostalgischen Sammlerstücken geworden.

In Deutschland erschien die Reihe erstmals 1952. Der Wiener Rudl-Verlag veröffentlichte acht Hefte unter dem Reihentitel Illustrierte Klassiker – Die spannendsten Geschichten der Weltliteratur, darunter als Band 2 eine Adaption von Die Schatzinsel und als Doppelheft Robin Hood . Dieser erste Versuch war jedoch wenig erfolgreich und wurde 1953 nach acht Ausgaben eingestellt . Eine etablierte deutsche Edition folgte erst ab 1956: Der Verlag Internationale Klassiker in Hamburg startete eine neue Heftreihe gleichen Namens, beginnend erneut mit Nummer 1. Nach 30 Ausgaben übernahm der Hamburger Bildschriftenverlag (BSV) die Reihe. Der BSV führte die Illustrierten Klassiker bis 1972 fort, wobei der Verlagssitz währenddessen von Hamburg nach Aachen und schließlich Alsdorf wechselte . In dieser Hauptphase erschienen in Deutschland insgesamt 204 Hefte. Die Nummerierung lief von 1 bis 205, allerdings wurde die Nummer 192 übersprungen, so dass physisch 204 Hefte vorlagen . Der deutsche Verlag ergänzte die amerikanischen Original-Comics teils durch eigenes Material: Neben Übersetzungen der US-Hefte wurden auch Adaptionen anderer europäischer Partnerreihen in die deutsche Serie aufgenommen. Dadurch kamen zusätzliche Literaturklassiker hinzu, die in den USA gar nicht als Comic erschienen waren.

Der Inhalt der Illustrierten Klassiker umspannte ein breites Spektrum an Werken und Autoren. Antike Sagen und Epen (etwa Die Odyssee von Homer) wurden ebenso adaptiert wie historische Abenteuerromane und Jugendliteratur. So finden sich in der Reihe zum Beispiel Der letzte Mohikaner von James Fenimore Cooper, Onkel Toms Hütte von Harriet Beecher Stowe, Moby Dick von Herman Melville oder Ivanhoe von Sir Walter Scott. Große Schriftsteller des 19. Jahrhunderts sind zahlreich vertreten: Charles Dickens’ Oliver Twist und Große Erwartungen, mehrere Romane von Jules Verne (darunter 20 000 Meilen unter dem Meer), Alexandre Dumas’ Der Graf von Monte Christo, Victor Hugos Les Misérables und Mark Twains Tom Sawyer, um nur einige zu nennen. Auch Werke von William Shakespeare wurden in Comicform veröffentlicht – beispielsweise Macbeth, Hamlet, Romeo und Julia und Julius Cäsar. Insgesamt deckte die Serie nahezu alle Genres ab, von Abenteuer und Historie über Sozialromane bis zur Science-Fiction (etwa H. G. Wells’ Die Zeitmaschine) und zu klassischen Horrorgeschichten (Dr. Jekyll und Mr. Hyde). Diese Vielfalt machte die Illustrierten Klassiker zu einer Art bildhaftem Kanon der Weltliteratur für junge Leser.

Die zeichnerische und erzählerische Umsetzung folgte bestimmten Prinzipien. Jeder Band präsentierte eine in sich abgeschlossene Geschichte – anders als bei fortlaufenden Superhelden- oder Funny-Comicserien gab es keine wiederkehrenden Hauptfiguren oder Fortsetzungen . Dadurch glich jedes Heft eher einem kleinen Graphic Novel seiner Zeit, was der Reihe den Ruf einer „ernsteren“ Lektüre einbrachte . Der Zeichenstil der Comics war überwiegend realistisch und konventionell; auf künstlerische Experimente wurde zugunsten einer klaren Narration verzichtet. Kritiker beschrieben die Optik mitunter als „eher bieder“ – die Bilder sollten vor allem den Text unterstützen, nicht dominieren . Gewaltsame oder anzügliche Inhalte der Literaturvorlagen wurden für die jugendliche Leserschaft entschärft. So verzichteten die Adaptionen etwa darauf, Shakespeares Macbeth allzu blutig darzustellen (der abgetrennte Kopf wird im Comic nicht aufgespießt gezeigt), und in Romeo und Julia fehlen Anspielungen auf die in der Vorlage implizierte körperliche Beziehung . Trotz der Vereinfachung achteten die Macher auf einen gewissen Anspruch: Wie erwähnt, wurden manchmal Originaltextstellen – etwa berühmte Monologe – vollständig abgedruckt, und schwierige Begriffe mit Sternchen markiert und am Seitenrand erklärt . Ergänzend zu den Bildern trug begleitender Text (Erzählerkommentare und Dialoge) dazu bei, die komplexen Handlungsstränge der Romane verständlich auf das Comicformat zu übertragen. Darüber hinaus erschienen ab 1951 die Titelbilder der US-Ausgaben als aufwendig gemalte Illustrationen, was den Heften zusätzlichen Wiedererkennungswert gab . Insgesamt folgte die Reihe dem Motto „Bildung durch Unterhaltung“: Die Comics sollten spannend sein, ohne trivial zu werden, und gleichzeitig einen Einstieg in die klassische Literatur bieten.

Die Illustrierten Klassiker entfalteten in beiden Ländern eine bemerkenswerte kulturelle Wirkung. In den deutschsprachigen Ländern zählte die Reihe in den späten 1950er und 1960er Jahren zu den bekanntesten Comic-Publikationen. Sie machte Meisterwerke der Literatur einem breiten Publikum zugänglich und wurde von vielen Eltern und Lehrern positiver aufgenommen als reine Unterhaltungscomics. So wurden die Hefte bisweilen sogar im Schulunterricht eingesetzt, um Schüler für die behandelten Lektüren zu interessieren . Auch nach der Einstellung der Serie blieben die Illustrierten Klassiker präsent: Zwischen 1991 und 2002 brachte der Norbert Hethke Verlag sämtliche Ausgaben noch einmal als Nachdruck heraus und veröffentlichte darüber hinaus zwei neue Comicadaptionen literarischer Werke, die zuvor in keiner Ausgabe umgesetzt worden waren . Ab 2012 wurde die Reihe in Deutschland vom neu gegründeten Bildschriftenverlag in Hannover mit weiteren Bänden fortgesetzt, die zuvor hierzulande nicht erschienen waren. Diese Revival-Projekte – ebenso wie diverse Sammelbände und Sondereditionen – zeugen vom anhaltenden Interesse an der Verbindung von Klassikern und Comic-Kunst. In den USA selbst sind die Classics Illustrated längst Kultobjekte für die Generation, die in der Nachkriegszeit damit aufgewachsen ist . Als früher Versuch, Literatur „für jedermann“ aufzubereiten, haben Illustrierte Klassiker sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Deutschland einen besonderen Platz in der Comicgeschichte. Sie stehen sinnbildlich für das Konzept, Bildung durch Unterhaltung zu vermitteln, und ihr Einfluss hält bis in die Gegenwart an. – Bei mir jedenfalls.

Prag (13) Ein Denkmal für den Filmpionier Karel Zeman

4. November 2024

Als Filmfan war es ein Pflichttermin auf meiner Reise in die tschechische Hauptstadt Prag. Mit dem Besuch des Karel Zeman Museum Prag endet meine kleine Blogserie über Prag.

Jeder, der sich mit dem Animationsfilm und Spezialeffekte beschäftigt, der stößt auf den Namen Karel Zeman. Er ist ein bedeutender Filmpionier und seine Erben haben nahe der Karlsbrücke auf wunderbare Karel Zeman Museum geöffnet. Danke an Isi und Peter für die Empfehlung.

Karel Zeman war ein tschechischer Filmpionier, der mit seinem einzigartigen Stil und seiner kreativen Vision die Filmwelt revolutionierte. Seine Werke, die Animation, Puppenspiel und Live-Action zu einem unverwechselbaren visuellen Erlebnis vereinten, gelten als Meisterwerke des Kinos und inspirierten Generationen von Filmemachern weltweit. Mit Filmen wie „Die Erfindung des Verderbens“ (Vynález zkázy) und „Die Reise in die Urzeit“ (Cesta do pravěku) schuf Zeman Welten, die von der Fantasie des 19. Jahrhunderts inspiriert waren und den Charme von Jules Verne-Geschichten einfingen. Seine Filme zeichnen sich durch ihren unverwechselbaren Stil aus, der traditionelle Animationstechniken mit innovativen Spezialeffekten und Miniaturmodellen verband und damit die Zuschauer auf eine Reise in fantastische und surreal anmutende Welten führte. Hier Eindrücke als Film.

Ich durfte neulich ein Seminar über Münchhausen halten und zitierte den Künstler. Zum Spaß ritt ich auf dem Museum auf seiner Kanonenkugel.

Zemans Arbeit trug entscheidend zur Entwicklung der visuellen Effekte und der Tricktechnik im Film bei und brachte ihm den Titel des „tschechischen Méliès“ ein. Er hatte eine besondere Fähigkeit, historische und wissenschaftliche Themen in unterhaltsame, lebendige Geschichten zu verwandeln, die nicht nur Abenteuer, sondern auch zum Nachdenken anregen. In einer Zeit, in der digitale Effekte noch nicht existierten, setzte Zeman auf handwerkliches Geschick und Experimentierfreude, die seine Filme auch heute noch magisch und zeitlos erscheinen lassen. Durch seine visionäre Kreativität und sein technisches Können setzte Zeman Maßstäbe im Fantasy- und Trickfilmgenre und erweckte eine magische Welt, die noch immer Zuschauer verzaubert.

Das Karel Zeman Museum in Prag ist dem Lebenswerk des renommierten tschechischen Filmemachers. Es befindet sich im Stadtteil Malá Strana, in unmittelbarer Nähe zur Karlsbrücke, und bietet eine interaktive Ausstellung, die sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht. Hier ein VR-Rundgang.

Die Ausstellung ermöglicht es den Besuchern, tief in die Welt von Zemans Filmen einzutauchen. Sie können die Entstehung seiner Werke nachvollziehen und die von ihm entwickelten Tricktechniken kennenlernen. Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden: Besucher können eigene Fotos und Videos erstellen, indem sie die in den Filmen verwendeten Tricks nachstellen.

Das Museum zeigt eine Vielzahl von Exponaten, darunter Originalrequisiten, Modelle und Kulissen aus Zemans Filmen. Es bietet zudem Workshops und Animationen an, die einen tieferen Einblick in die Filmtechniken des 20. Jahrhunderts ermöglichen. Durch den Einsatz moderner Technologien wird Zemans kreatives Erbe lebendig gehalten und für ein breites Publikum zugänglich gemacht.

Für Filmbegeisterte ist das Karel Zeman Museum ein lohnenswertes Ziel, das die Magie des Kinos und die Geschichte der tschechischen Filmkunst auf interessante Weise präsentiert.

Filmkritik: Godzilla X Kong – The new Empire

8. April 2024

„Was ist das für ein Trip?“ Diese Frage stellt einer der Protagonisten im neuen Blockbuster Godzilla X Kong – The New Empire. Und genau diese Frage muss sich der Zuschauer stellen, der die neue Episode aus dem Monsterverse über sich ergingen ließ. Ich genoss den neuen Monsterfilm in meinem Lieblingskino Scala in Fürstenfeldbruck.

Wer erzählerische Tiefe wie bei dem jüngsten japanischen oscarprämierten Ausgabe Godzilla minus One erwartet hat, der wurde gnadenlos enttäuscht. Godzilla X Kong – The New Empire ist genau das Gegenteil von Erzählkino. Die Handlung ist auf ein Minimum geschrumpft und der Kampf der Monster geht den ganzen 115 minütigen Spielfilm durch, obwohl Kong deutlich mehr Screentime hat als mein Liebling Godzilla. Sowohl Godzilla als auch Kong spüren eine Bedrohung, die aus dem Innern der Erde kommt. Auf Skull Island öffnen die Menschen einen Zugang zur Hohlerde. Dort treffen Godzilla und Kong auf einen mächtigen Gegner, der die Existenz aller bedroht, blablabla

Die Idee der Hohlerde wird weiter gesponnen und Sir Arthur Conan Doyles vergessene Welt wird ebenso zitiert wie Jules Vernes Mittelpunkt der Erde. Aber soviel Kultur wird nur angedeutet und verwirren nur das Geschehen. Tiefere Gedanken stören in dem Film nur, der sich brachial seinen Weg in das Stammhirn des Publikums haut. Ach ja, die Hohlerde hat gleich nochmal einen Hohlraum, aber das wird dann doch etwas verwirrend. Die Physik wie Lichteinfall kann getrost außer Acht gelassen werden, lenkt vom Film nur ab. Die erste Fan-Diskussion um Godzilla gab es dann auch, als er in violett auftauchte. Wahrscheinlich hatte Adidas mit seinen violetten Shirts für die Nationalmannschaft in den Fußballkreisen einen ähnlichen Aufruhr.

Kong wird allgemein emotionaler gezeigt. Er zeigt deutlich mehr Schauspieltalent als die hilflosen Schauspieler, die mit Sparwitzen nur so um sich werfen, damit sie wenigstens etwas Farbe bekommen. Einzig die Kong-Flüsterin Kaylee Hottle darf ein wenig geheimnisvoll schauspielern.

So hat der große Affe von Skull Island auch mal Zahnweh, nimmt sich einem Baby-Kong an, ist auf der Suche nach Verwandtschaft und scheint mit mehr Hirn ausgestattet zu sein, als der Rüpel Godzilla, der sich gleich das römische Kolosseum als Schlafplatz ausgesucht hat. Asiatische Drachen gegen römischen Imperialismus. Die Herrschaften nehmen bei ihren Zweikämpfen auch keine Rücksicht auf Kulturdenkmäler. Die Pyramiden bleiben ebenso auf der Strecke wie römische Tempel oder brasilianische Strände. Dann taucht noch ein Affendiktator mit Namen King Scar auf, der an den Trailer von Planet der Affen erinnert, der vor dem Hauptfilm im Scala-Kino gezeigt wurde. Der böse Affe unterjocht auch noch einen Titanten und die restliche Affenbande. Klar, dass hier eine Befreiungsaktion wie Indy Jones im Tempel des Todes gestartet werden muss. Befreiung der Affen ist ja schließlich auch eine Lebensaufgabe für Kong, der hier aber Godzilla an seiner Seite braucht. Godzilla ist ja auf der Erde so eine Art Weltpolizist und schaut, dass alles dort oben seine Ordnung hat. Kong hat sich derweil ein wenig mit Rousseeau vertraut gemacht und ist strebt nach dem idealen Naturzustand.

Godzilla X Kong als Kulturbotschafter und Ikonen der Popkultur. Und hier wird der Film auf einmal sehr interessant. Die menschlichen Akteure, voller Klischees, agieren hilflos und dienen nur der Erklärung der gezeigten Keilerei. Hirn abschalten und den Fights genießen, so ist die Forderung an den Zuschauer.
Wer das nicht kann und ein wenig in der Tradition der Toho-Godzilla-Filme beheimatet ist, erkennt wohlwollend die Filme der Showa- und der Heisei-Ära, als sich Menschen noch in Gummi-Monsterkostümen kloppten. Regisseur Adam Wingard hat diese Filme mit Monster-Suit wohl als Kind ebenso genossen und setzt die Klopperei der siebziger Jahre nun in VFX um.
Als endlich Mothra auftaucht, schlug mein Fan-Herz höher. Ich mag sie seit sie 1964 zum ersten Mal in Godzilla und die Urweltraupen ihr Antlitz zeigte. Die Motte war ja die Göttin der Modra-Insel, was aber im Monsterverse verloren gegangen ist. Regisseur Adam Wingard würde bei Erfolg des zweiten Teils seines Monsterverse noch einen dritten Teil draufsetzen, vielleicht geht sogar ein Film mit noch weniger Handlung. Aber bitte dann mit mehr Screentime von Godzilla.

Nur noch ein Wort zum Score. Den Score liefert Tom Holkenborg alias Junkie XL mit viel Bombast und ohne Akira Ifukube-Thema. Für mich ist de Score belanglos, da wünsche ich mir sogar Bear McCreary zurück und da hat mir der Score schon wenig gefallen.