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Das Haus an der Friedhofsmauer – Rückblick auf meine phantastische Matinee

8. Juni 2025

Das Haus an der Friedhofsmauer von Lucio Fulci – ein Werk, das nicht einfach gesehen, sondern erlebt werden muss. Ich besprach den Film bei der phantastischen Matinee im Scala. Der nächste Film der Reihe ist Werner Herzogs Nosferatu von 1978. Karten gibt es hier.

Dieser Film ist kein klassischer Horror, sondern ein fiebriger Albtraum, eingefangen auf Zelluloid. Quella villa accanto al cimitero ist ein Abstieg in ein düsteres, modriges Reich zwischen Leben und Tod – eine Welt, in der die Logik der Nacht regiert. Die Kamera von Sergio Salvati gleitet durch verfallene Räume, als würde sie selbst Angst atmen. Jeder Flur, jede Treppe scheint ein eigenes, schweigendes Grauen zu bergen. Hier ist mein Vortrag.

Fulcis Bilder wirken wie Schattenfragmente aus einem bösen Traum: unscharf, langsam, bedrückend. Die Gewalt, die sich entlädt, ist roh, verstörend – doch nie bloß Effekt. Sie gehört zu dieser Welt wie das Flüstern hinter verschlossenen Türen oder der Schrei, den niemand hört. Kein Splatter zur Unterhaltung, sondern verstörende Kunst – grausam und hypnotisch zugleich.

Die Handlung? Zersplittert wie ein zerbrochener Spiegel. Wer in Fulcis Haus ein geradliniges Narrativ sucht, wird verloren gehen. Wer sich aber auf das Chaos, auf das Unsagbare, auf das Atmosphärische einlässt, erlebt eine dichte, beinahe poetische Form des Horrors.

Der Soundtrack von Walter Rizzati – mal traurig wie ein Kinderlied, mal unheilvoll wie ein letzter Atemzug – begleitet das Geschehen wie ein trauernder Schatten. Er ist das leise Echo einer Welt, in der nichts mehr stimmt – und genau das ist das Geniale an diesem Film.

Das Haus an der Friedhofsmauer ist ein Kultfilm. Kein einfacher. Kein freundlicher. Aber einer, der bleibt. Wie ein dunkler Fleck im Traum, der einfach nicht vergeht. Der nächste Film der Reihe ist Werner Herzogs Nosferatu von 1978. Karten gibt es hier.

Das Haus an der Friedhofsmauer – Phantastische Matinee am Sonntag, 18. Mai im Scala FFB

16. Mai 2025

Lucio Fulcis Das Haus an der Friedhofsmauer (Quella villa accanto al cimitero) ist ein Paradebeispiel für den italienischen Horrorfilm der frühen 1980er-Jahre – stilistisch markant, atmosphärisch dicht, erzählerisch jedoch brüchig. Der Film setzt weniger auf logischen Plotaufbau als auf eine albtraumhafte Bildsprache, wie sie nur Fulci inszenieren konnte. Ich bespreche und zeige Das Haus an der Friedhofsmauer am Sonntag, 18. Mai um 10:45 Uhr im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Morbide Ästhetik
Die Inszenierung lebt von der permanenten Bedrohung, die sich über das unheimliche Haus legt. Fulcis Hang zur morbiden Ästhetik ist überall spürbar: Moder, Verfall und Tod durchziehen die Kulissen wie ein bleierner Schleier. Die Kameraarbeit von Sergio Salvati verstärkt diese Wirkung durch langsame Fahrten, düstere Farben und gezielte Unschärfen, die das Gefühl von Unsicherheit und Wahnsinn erzeugen.

Gewalt wie im Fiebertraum
Die Gewalt ist brutal, explizit und bisweilen exzessiv – typisch für Fulci. Dabei geht es ihm weniger um Schockeffekte im modernen Sinne als um das Erzeugen einer grotesken, beinahe surrealen Atmosphäre. Körper werden zerschnitten, Kehlen aufgeschlitzt – doch der Horror wirkt eher wie aus einem Fiebertraum denn wie aus einem klassischen Slasherfilm.

Logik bleibt außen vor
Wirklich problematisch ist jedoch das Drehbuch. Die Logik der Handlung bleibt brüchig bis unverständlich. Figuren handeln oft irrational, Dialoge sind hölzern und die psychologische Tiefe der Charaktere bleibt oberflächlich. Man spürt, dass Fulci mehr an der Bildsprache als an narrativer Kohärenz interessiert war. Das macht den Film zwar interessant für Cineasten und Fans des Giallo, aber frustrierend für Zuschauer, die eine nachvollziehbare Geschichte erwarten.

Musikalisch bietet Walter Rizzatis Soundtrack eine passende Mischung aus sanften Klaviermotiven und bedrohlichen Klangteppichen, die zwischen Melancholie und Wahnsinn schwanken – ein unterschätztes Highlight des Films.

Das Haus an der Friedhofsmauer ist weniger ein konventioneller Horrorfilm als ein stilisiertes, morbides Kunstwerk. Wer sich auf Fulcis Logik des Albtraums einlässt, wird mit einzigartigen Bildern und einer dichten Atmosphäre belohnt. Wer jedoch klare Handlung und psychologische Tiefe sucht, wird eher enttäuscht sein. Ein Kultfilm – sperrig, bizarr, faszinierend. Und dennoch ist der Film wichtig für seine Zeit und daher ein würdiger Kandidat für die phantastische Matinee. Karten gibt es hier.

Konzertkritik: Claudio Simonetti’s Goblin live in Berlin

4. November 2019

Es war eine Reise in meine Vergangenheit. Als Filmfan genoss ich eine Phase des italienischen Horrorfilms der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Regisseure wie Dario Argento oder Lucio Fulci standen bei mir hoch im Kurs. Und weil ich diese schrägen, zumeist blutigen Filme mochte, hörte ich auch die entsprechenden Soundtracks von u.a. Claudio Simonetti und seiner Band Goblin.

Jetzt bekam ich die Gelegenheit, Claudio Simonetti’s Goblin live in Berlin im ehemaligen Kino Lido in Kreuzberg zu hören. Ich war überrascht, wie gut Simonettis Musik funktioniert. Als Fan von Filmscore bewundere ich Meister wie John Williams oder Jerry Goldsmith. Diese schufen große orchestrale Werke. Claudio Simonettis Musik ist anders – es war Bandmusik. Musiker wie der leider verstorbene Keith Emerson von einer meiner Lieblingsbands ELP hämmerten ein paar Soundtracks herunter, darunter auch für italienische Horrorstreifen, aber Claudio Simonetta’s Goblin blieb eine besondere Ausnahme.

Es war ein theatralischer Prog-Rock mit starken Synthesizer-Elementen, mal gefühlvoll, mal hart. Damit wurde die Musik von Streifen wie Rosso – Farbe des Todes (Profondo rosso), Suspiria, Tenebrae (Tenebre), Phenomena oder Terror in der Oper (Opera) von Dario Argento untermalt. Mein Gott, was waren dies für brutale stilvolle Filme – eine Mischung zwischen Gothic Horror und verrückten Hexenmärchen. Ich habe noch einige der Filme auf VHS, DVD, Bluray und sogar seltene Laserdisc im Archiv. Besonders mag ich die Regiearbeit von Dario Argento. Vielleicht ist sein Suspiria sogar mein Lieblingsfilm des italienischen Horrors, weil er in Freiburg dem „Mekka der Parapsychologie“ und München spielt. Der Film macht mir Angst und wirkt vor allem durch die Musik von Goblin hervorragend. Schön ist, dass es auch andersherum funktioniert: Ich höre die Musik von Suspiria und reise geistig ins Horrorkino zurück. Suspiria wurde auch gegen Ende des Konzerts gespielt und das Publikum miteinbezogen – Claudio Simonetta wir danken dir dafür.

Das Konzert der Band fand am Halloween-Abend in Berlin statt. Einige Besucher erschienen verkleidet. Meine Nachbarin brachte eine (Plastik-)Sense in ihrer Handtasche mit. Im Publikum waren allerhand Grufties und Gestalten der Nacht anzutreffen, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie sich zu Halloween extra herausgeputzt haben oder ob es ihre Standardbekleidung war.

Auch ein Michael Myers mit weißer Maske war im Publikum. Als Claudio Simonetti ihn entdeckte, brach er vom regulären Konzertprogramm ab und spielte unter dem Jubel der Fans die Titelmelodie von John Carpenter Halloween – damit hatte Simonetti einen klaren Pluspunkt bei seinem Publikum.

Die Band spielte vor einer Leinwand. Per Beamer wurden visuelle Effekte und Filmausschnitte der jeweiligen Horrorstreifen ohne Ton eingespielt. So bekamen wir die italienische Gewaltorgie zu sehen: Das Abtrennen des Kopfes in Profondo rosso, der Verfall und das Verwesen der Körper von Demoni und mehr. Wenn kein Film vorhanden war, dann kamen einfach bunte Effekte wie bei einer neueren Aufnahme wie Roller.

Kurz, nur ganz kurz, besinnlich wurde es, als Dawn of the Dead gezeigt und von der Band gespielt wurde. Goblin hat Argento viel zu verdanken, aber internationale Bekanntheit bekam die Band durch George R. Romero und seiner Zombie-Version. Das wusste auch Claudio Simonetta, der sich ausdrücklich beim verstorbenen Romero auf der Bühne bedankte. Nein, lieber Claudio Simonetta wir haben zu danken für einen außergewöhnlichen Abend, der mir sehr viel Spaß gemacht hat.

Am Merch-Stand nutzte ich die Möglichkeit, ein paar CDs noch zu erwerben. Ich hatte zudem einige CD-Covers nach Berlin mitgebracht und wollte ein Autogramm. Mir gelang es und fand den Weg in die Garderobe der Band und wechselte ein paar freundliche Worte mit Claudio Simonetta. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich meine Laserdiscs und Picture-Discs nicht zum Unterschreiben mit nach Berlin genommen habe. Aber ich hoffe auf ein Wiedersehen mit Claudio Simonetta’s Goblin irgendwann. Die Band hat eine kleine Tour in den USA und Japan hinter sich, spielte nur ein einziges Konzert in Deutschland und zieht dann weiter. Aber sie werden sicher wiederkommen und ich werde dann wieder die Musik von Claudio Simonetta’s Goblin genießen. Bis es soweit ist, schaue ich mir Suspira nochmals an.