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Alles verboten – es geht wieder los: Handy-Verbot in Schulen

22. März 2025

Ich bin sehr zwiespältig über aktuelle Diskussionen über ein Handy-Verbot in Schulen. Wenn man einfach verbietet, dann muss man sich der Herausforderung nicht stellen. Die Forderungen nach einem Handyverbot kommen immer wieder, doch nun scheint es in einigen Bundesländern ernst zu werden.

Bayern und Hessen
Der Bayerische Elternverband fordert strengere Regeln bei der Nutzung von Smartphones an Schulen: Vorgeschlagen wird eine Verwahrung der Geräte während des gesamten Schultages. So würden sie aus dem Unterricht verbannt, wären aber beispielsweise für Notfall-Gespräche mit Eltern greifbar. Der Elternverband wünscht sich dafür eine gesetzliche Regelung, um die Verantwortung nicht den Schulen zu überlassen. In Hessen soll ab dem kommenden Schuljahr die private Nutzung von Handys grundsätzlich verboten. Die Verbotsregelung soll vom nächsten Schuljahr an in allen Jahrgangsstufen gelten und betrifft die private Nutzung der Geräte – zu denen auch Smartwatches und Tablets zählen. Landesbildungsminister Schwarz sagte, man wolle nicht tatenlos zusehen, wie sich eine ausufernde Smartphone-Nutzung zunehmend negativ auf die psychische Gesundheit und die Lernfähigkeit junger Menschen auswirke.

Medienkompetenz, wo ist sie?
Ich kann die Argumente nachvollziehen und verstehen, teilen kann ich sie aber nicht. Haben vielleicht wir Eltern in unserem Erziehungsauftrag versagt? Ein generelles Handyverbot an Schulen ist für mich aus mehreren sachlichen Gründen nicht sinnvoll. Zunächst sind Smartphones ein fester Bestandteil des Alltags junger Menschen und gehören zur heutigen Lebensrealität. Anstatt sie komplett zu verbannen, sollte der sinnvolle und verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Medien Teil des schulischen Bildungsauftrags sein. Durch ein pauschales Verbot wird diese wichtige Medienkompetenz nicht gefördert, sondern eher verhindert.

Zudem bieten Smartphones zahlreiche Möglichkeiten, den Unterricht sinnvoll zu ergänzen. Sie können als Werkzeuge für Recherche, interaktive Lern-Apps oder zur Organisation von Schulaufgaben genutzt werden. Gerade in höheren Jahrgangsstufen kann die kontrollierte Nutzung im Unterricht die Motivation steigern und digitale Kompetenzen fördern, die für das spätere Berufsleben unerlässlich sind.

Ein weiterer Punkt ist die praktische Umsetzbarkeit: Ein vollständiges Verbot lässt sich in der Realität schwer kontrollieren und durchsetzen. Das führt zu ständigen Konflikten zwischen Lehrkräften und Schülern, was das Schulklima belasten kann. Stattdessen wäre eine klare und differenzierte Regelung sinnvoller, bei der die Nutzung in Pausen oder für bestimmte Lernzwecke erlaubt ist, aber Missbrauch konsequent sanktioniert wird.

Schließlich sollten Schulen Orte sein, an denen Schüler auf das Leben in einer digital geprägten Welt vorbereitet werden – und nicht davon abgeschirmt. Ein durchdachter Umgang mit Smartphones im Schulalltag kann somit zur digitalen Bildung beitragen, anstatt sie zu behindern.

Ukraine-Krieg: Mein Dilemma mit Kaspersky

17. März 2022

„Ich hab ein ganz mieses Gefühl“, so heißt der running Gag bei Star Wars, der in jeden Film einmal auftaucht. Aber nun mal ernsthaft. Mit Sorge und Überraschung vernahm ich die Warnung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik vor den Antivirenprodukten des russischen Herstellers Kaspersky. Ich selbst setzte bei meinen Kunden und empfahl in meinen Seminaren die Produkte von Kaspersky, Bitdefender und F-Secure.

Es hat vor allem technische Gründe. Ich habe mich dabei immer auf die Test von AV-Test verlassen, da ich unter anderem dort Leute kenne und weiß, dass sie ihr Handwerk verstehen. Nach früherer Tätigkeit und Erfahrungen bei dem wichtigsten deutschen Windows-Testmagazin der PC Professionell PCpro ist für mich AV-Test ein seriöses Testzentrum in Sachen Antiviren-Software. Ich greife gerne auf die Studien von Kaspersky zurück, zuletzt beim Safer Internet Day.

Nun riet das BSI vor kurzem, dass die Kaspersky durch andere Produkte anderer Hersteller ersetzt werden sollten. Auch der Fußballverein Eintracht Frankfurt beendete mit sofortiger Wirkung den Sponsoringvertrag mit dem russischen Softwareunternehmen Kaspersky. Als Grund nannten die Hessen die Warnung des BSI. So ein Aufruf kann den wirtschaftlichen Ruin eines privatwirtschaftlichen Unternehmens bedeuten.

Beim BSI heißt es in der Stellungnahme: „Das Vorgehen militärischer und/oder nachrichtendienstlicher Kräfte in Russland sowie die im Zuge des aktuellen kriegerischen Konflikts von russischer Seite ausgesprochenen Drohungen gegen die EU, die NATO und die Bundesrepublik Deutschland sind mit einem erheblichen Risiko eines erfolgreichen IT-Angriffs verbunden. Ein russischer IT-Hersteller kann selbst offensive Operationen durchführen, gegen seinen Willen gezwungen werden, Zielsysteme anzugreifen, oder selbst als Opfer einer Cyber-Operation ohne seine Kenntnis ausspioniert oder als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht werden.“ Also kurz und überspitzt gesagt, auch wenn Kaspersky keine böse Absicht hat, könnte das Unternehmen von russischen Regierung/Geheimdienst/Putin himeself gezwungen werden, gegen den Westen vorzugehen. „Betreiber Kritischer Infrastrukturen sind in besonderem Maße gefährdet“, so das BSI. Ich könnte jetzt argumentieren, dass bei US-Firmen die NSA eine Backdoor hat oder bei TikTok die Kommunistische Partei das Sagen hat (darum weigere ich mich, diesen Dienst zu nutzen), aber das wäre eine klassische Whataboutism-Diskussion, die unseriös ist.

Vorgefallen ist noch nichts, aber das BSI sprach aufgrund des Angriffskrieges Putin diese Warnung aus.
Hören wir einmal die andere Seite, um uns ein Bild zu machen. Audiatur et altera pars hab ich in meiner Journalismusausbildung gehört.

Und das sagt Kaspersky
Über die deutsche PR-Agentur verbreitete Kaspersky eine Stellungnahme in der es heißt: „Wir sind der Meinung, dass diese Entscheidung nicht auf einer technischen Bewertung der Kaspersky-Produkte beruht – für die wir uns beim BSI und in ganz Europa immer wieder eingesetzt haben –, sondern dass sie aus politischen Gründen getroffen wurde. Wir werden unsere Partner und Kunden weiterhin von der Qualität und Integrität unserer Produkte überzeugen und mit dem BSI zusammenarbeiten, um die Entscheidung zu klären und die Bedenken des BSI und anderer Regulierungsbehörden auszuräumen.“ Im Grunde ist die Aussage, dass BSI handle aus politischen und nicht aus technischen Gründen.

Kaspersky ist ein privates russisches Unternehmen, das weltweit agiert. In Ingolstadt ist die deutsche Niederlassung, den deutschen Chef Marco Preuss habe ich mehrmals interviewt und einen kompetenten Eindruck bekommen. die Rechenzentren zur Virenerfassung stehen in Zürich und wurden mehrfach zertifiziert.

Und das sagte der Chef selbst
Eugene Kaspersky selbst lebt in der Regel in Moskau, ist Unternehmer und hat eine schillernde Biografie. Eugene Kaspersky hatte als Jugendlicher die technische Fakultät einer KGB-Schule besucht, seine erste Frau lernte er in einem Feriencamp des Geheimdienstes kennen. Naja, muss alles nichts heißen. Ich habe auf einer der alten CeBit-Partys nur seine Frau einstmals gesprochen, ihn selbst kenne ich nur über Videoschaltungen von IT-Sicherheitsmessen.

In einem offenen Brief hat er nun Stellung genommen: „Ohne auf Details einzugehen kann ich sagen, dass diese Behauptungen reine Spekulationen sind, die durch keine objektiven Beweise oder technischen Details gestützt werden. Der Grund dafür ist einfach. In der fünfundzwanzigjährigen Geschichte Kasperskys gab es nie einen Beweis für einen Missbrauch unserer Software zu schädlichen Zwecken. Und das trotz unzähliger Versuche, einen Beweis dafür zu finden. Ohne Beweise kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass die Entscheidung des BSI allein aus politischen Gründen getroffen wurde.“ Der ganze Brief auf Deutsch ist hier abgedruckt.

Und nun?
Zurück bleibe ich in Ratlosigkeit. Meine Kunden und Seminarteilnehmer rufen bei mir an und fragen nach, was ich ihnen raten soll. Ich gebe ihnen beide Stellungnahmen und drücke mich im Grunde vor einer klaren Entscheidung und dieses Dilemma gefällt mir absolut nicht. Einfacher wäre es, wenn man Kaspersky technische Mängel vorwerfen kann.

Ich will aber nicht vor den Karren Putins gespannt werden. Im Lokalen sehe ich ein Misstrauen in der deutschen Bevölkerung gegenüber russischsprachigen Menschen oder deutschsprachige Russen. Ich höre von Mobbing und Anfeindungen. Hier wird ein Keil in unsere Gesellschaft getrieben. Es muss klar sein: Nicht das russische Volk führt Krieg gegen uns, sondern der aggressive Diktator Putin und seine gewissenlosen Schergen.

Im Falle Kaspersky bezeichnet der Unternehmer Eugene Kaspersky den Ukraine-Krieg als das was er ist, nämlich als Krieg und wird es wohl nach russischer Gesetzgebung auch mit dem Staat zu tun bekommen. Oder ist alles ein großes Manöver der Desinformation und hybriden Kriegsführung? Ich weiß es nicht. Ich bin ratlos und werde die Geschichte genau beobachten.
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Zur Buchmesse: Homer Simpson spricht jetzt Hessisch

8. Oktober 2013

Was in meiner Jugend wohl Asterix auf Latein war, ist heute Homer Simpson auf Hessisch. Mit diesem angehendenden Kultbuch erscheint bei Panini erstmals eine deutsche Mundart-Variante der Comics. Start ist auf der Frankfurter Buchmesse. So Mundart-Geschichten laufen immer hervorragend. Man denke im Fernsehen an die Hesselbachs auf Hessisch oder Familie Becker auf Saarländisch. Nun kommt Homer eben auf Hessisch.

Simpsons-Hessisch-Cover

Übersetzt wurde die US-Familiengeschichte von Bobby von Schwanheim. Der US-Comic erscheint zur seriösen Frankfurter Buchmesse und ich bin mir sicher, er wird für Gesprächsstoff sorgen. Zunächst hatte ich Bedenken, ob man amerikanisches Verhalten einfach aufs Deutsche übertragen kann, aber ich glaube: Hessisch passt zu Homer und seiner Familie. Die Simpsons auf Hessisch wartet im Album-Format (Hardcover mit 48 Seiten) mit zwei Abenteuern auf. Übersetzer Bobby von Schwanheim ist im Bundesland Hessen als Musikant der Gruppe reimtext bekannt und hat den Hessen frei nach Luther aufs Maul geschaut. Der Leadsänger und Gitarrist des Hessen-Trios reimtext komponiert seine hessischen Texte zur so genannten Hessebilly-Musik. Jetzt sorgt er für die Übersetzung der gelben Figuren.

Bitte klicken, um die Comics zu lesen:

Bei den Simpsons-Fans zwischen Kassel und Darmstadt dürfte der Comic auf jeden Fall ankommen. In der Geschichte „Die Schobbepetzer“ wird Homer seine eigene Kneipe eröffnen und dort statt Bier natürlich Ebbelwoi ausschenken und dazu freilich Handkös reichen. Da wird Krusty zum Lumbesäckl und Moe zur Babbnas, als er Homer wegen eines Konkurrenzprojektes die Freundschaft kündigt. Doch am Ende heißt es: „Ohne Homer isses eh fer die Fies de Lade uffzulasse. Moe’s ohne Homer is wie Rippsche mit kaam Kraut.“

Und wer das Urhessische wie ich alter Mann nur aus Heinz Schenks Blauem Bock kennt, kann mithilfe des Comics sein regionales Wissen ordentlich aufpolieren. Denn Ingeplackten (Zugezogenen) dient ein hessisches Glossar am Ende des Buches als Verständnishilfe.

Mit Hessisch fällt der Startschuss beim Panini-Verlag. Es wird wohl eine Reihe weiterer Regionalcomics geben. Wie heißt es doch bei Panini: „… die Reise der Gelben durch deutsche Lande hat gerade erst begonnen …“.